[Amp] Diezel D-Moll vs Earforce Supersonic (EF2-modded)

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Nachdem mein Marshall JVM410 vs Müller Nighthawk Review hier auf soviel Zuspruch und Interesse gestoßen ist, wage ich mich mal an einen nächsten Vergleich, der es wirklich in sich hat.

Auf der Sezierbank liegen heute ein Earforce Supersonic 100 und ein Diezel D-Moll.
Der Supersonic wurde einst für eine namhafte Band gebaut und von Henrich persönlich auf Kundenwunsch nachträglich auf die aktuellen EF2-Specs gemodded. Es handelt sich also technisch und soundmäßig weitestgehend um einen EF2.

Bilder meiner beiden Amps kann ich euch leider nicht liefern. Den Diezel D-Moll habt ihr schnell gegoogelt. Der EF Supersonic wird nicht mehr hergestellt, aber über den EF2 gibt's auf der Earforce-Seite genug Infos.

Die Features im Überblick:

Earforce SupersonicDiezel D-Moll
Kanäle2, mit getrennter Klangregelung3, mit getrennter Klangregelung für 1 und 2/3
Bauweisehandwiredpcb
Midineinja
(schaltbares) 2. Master Volume jaja
(schaltbarer) FX-Loopja, seriellja, seriell und parallel
Endstufenröhren4x 6L64x KT77
Fußschalter OptionenChannel 1+2, FX-Loop, 2. MV Channel 1+2+3, FX-Loop, MidCut, 2. MV, Mute
HerkunftslandDeutschlandDeutschland
Neupreis (ohne Fußschalter*)2000 Euro1650 Euro
[TBODY] [/TBODY]
* der Fußschalter war beim Supersonic dabei. Es handelt sich aber um 3 Monoklinken-Buchsen, man ist also nicht auf den orig. FS angewiesen. Diese Lösung ermöglicht auch eine einfach Midifizierung. Der FS vom Diezel kostet knapp 200 Euro. Alternativ kann man ohne auch via Midi schalten.

Den Featurevergleich entscheidet der Diezel klar für sich.

Aber taugen die ganzen Optionen auch wirklich was?

Der Soundeindruck

Clean: Der Earforce liefert einen Cleansound zum Niederknien. Kann man nicht anders sagen. Warm, rund, weich, aber trotzdem immer direkt und mit schneller Ansprache. 3-Band EQ und Volume-Regelung lassen hier einen tollen Sound einstellen und man versteht hier auch, was es heißt einen Amp auf die Gitarre einzustellen (und eben nicht umgekehrt). Auch wenn man hier ein OD-Pedal reinfeuert, erzielt man gute Inbetween-Sounds. Einen Texas-Sound bekommt man aber nicht raus. Dazu ist der Sound einfach zu voluminös. Texas Blues will ja immer ein bisschen fragil und gebrechlich sein. Das sind Synonyme, die dem EF so gar nicht passen wollen. Denkt man an einen Fender Twin, dann ist man dem EF gedanklich sehr nahe. Das wird vermutlich zu großen Teilen an den 6L6-Röhren in der Endstufe liegen.
Der Diezel ist dem EF fast on par. Man hat hier allerdings den Hauch Diezel-Glattheit, die ein bisschen Lagerfeuer-Knistern vermissen lassen. Der Cleansound ist aber auf jeden Fall besser als beim Hagen, mit dem ich mal sehr kurz verheiratet war. Der SOund ist auch hier schnell und direkt. Sehr groß, aber man hat das Gefühl, dass das Spektrum etwas enger gefasst ist, als beim EF. Der EF hat im direkten Vergleich etwas mehr 3D-Feeling zu bieten.
Aber beide unterscheiden sich nur um Nuancen. Es ist also nur im direkten Vergleich möglich, die markanten Unterschiede auszumachen. Auf einer Bühne oder im Studio werden die Unterschiede, wenn überhaupt, nur schwer auszumachen sein.

Lead-Sound: Der Earforce bietet einen Leadkanal mit Vollausstattung, also Gain, 3-Band-EQ und Master. Roh, brutal und mit superschneller Ansprache. Diesen Amp wird man in jedem Mix raushören. Externe OD-Unterstützer werden nur in Nuancen wahrgenommen. Auf diese Weise kann man etwas Sustain ergänzen, aber einen deutlichen Gainschub wird man so nicht reinbekommen. Das Gainspektrum ist hier also durch den Grundcharakter des Lead-Channels abschließend beschrieben. Allerdings reagiert er auch hervorragend auf das Volume-Poti der Gitarre. So kann man vom max. Gainlevel gut noch ein paar Stufen runterregeln. Der Sound ist sehr mittig und erinnert stark an einen heißen Briten.

Der Diezel ist hier etwas komplexer aufgebaut. Ch2 und Ch3 beziehen sich beide auf die 2. Klangregelung. Nur Gain und Master werden getrennt geregelt, was total Sinn macht. Der Sound hat den typischen Diezel Einschlag. Das Gainspektrum im eher mittig ausgelegten 2. Kanal ist schon für jeden Hardrocker vollkommen ausreichend. Im unteren Gainbereich ist der Diezel schon ungnädig. Softe Clippings im MidGain-BEreich sind hier nicht drin. Das kleinste Gain-Setting übertrifft schon einen JCM800 in Gainlevel und Druck. Den Sound würde ich hier nicht als roh bezeichnen. Es ist halt schon so als würde man dir mit einer gußeisernen Pfanne ins Gesicht schlagen und eine Flugzeugturbine auf deine Hosenbeine richten. Der 3. Kanal liefert grundsätzlich noch mehr Gain und weniger Mitten. Das geht klar in Richtung Badewannen-Sound, deutlich bratziger als ein Mesa Boogie mit zugeschaltetem 5-Band EQ.
Ich hab versucht für mich rauszubekommen, ob die beiden Kanäle in einem Amp überhaupt Sinn machen. Schließlich ist das Mitten-Spektrum bei beiden Kanälen so verschieden, dass man schon das Gefühl hat, dass hier 2 Amps drin stecken. Es ist eben nicht die übliche GainBoost-Logik, die z.B. beim Müller Nighthawk vom Sprung von Ch2 nach Ch3 zum Tragen kommen. Der Charakterwechsel ist vergleichbar mit dem Wechsel vom OD1 zum OD2 beim Marshall JVM410. Wer das gebrauchen kann, der wird mit dem D-Moll sofort glücklich. Allen anderen verlangt es etwas mehr Fantasie ab, oder denen ist es schlicht der Joker in der Hinterhand, wenn man mal Lust auf Abrissbirne auf Speed hat.

Der Diezel hat in beiden Lead-Kanälen einen Fizzelbrizz in den Obertönen, die der EF nicht hat. Der EF ist in den hohen Frequenzen um einiges aufgeräumter. Im Mix wird das beim Diezel niemanden stören, aber wenn man ihn direkt neben dem EF2 spielt, fällt dort ein Unterschied auf. Die beiden Diezel-Kanäle treffen den EF2 irgendwie nirgends auf einem 1zu1-Sound. Dafür sind die Spektren zu unterschiedlich ausgelegt. Der EF2 ist vom Wesen her offener und raubeiniger. Der Diezel ist komprimierter und dichter.
Der große Pluspunkt beim D-Moll ist ja gemäß sämtlicher Werbeprospekte der MidCut. Tatsächlich verbiegt dieser magische Knopf auf dem Fußschalter den Sound enorm. SPannend hierbei ist, dass man nicht nur ein bestimmtes Frequenzband verändert, sondern es auch in der Lautstärke zumischen kann. Zuviel Badewann (MidCut) ist mir immer zu langweilig. Der Sound klingt einfach zu glatt und unbedeutend. Ich hab den MidCut am D-Moll auf ca. 9 Uhr gestellt und das Level etwa auf 12 Uhr. Somit bleibt das Klangbild mittenlastiger und man kann sogar einen gewissen Mid-Boost dadurch erreichen. Man hat das Gefühl, dass die Mitten dann in Richtung Hochmitten verschoben werden. Ist schwer zu beschreiben, muss man einfach erleben. Der Unterschied ist aber deutlich spürbar. Es ist durchaus erkennbar, dass der 2. Kanal mit MidCut dem 3. Kanal ohne MidCut näher kommt.
Der Diezel Ch2 klingt mit MidCut übrigens dem Ch2 des EF am nächsten. Nur in der Kompression unterscheiden sie sich dort nach wie vor.

Anmerkung zu den Soundmöglichkeiten allgemein: Beide haben sehr wirkungsvolle Presence-Regler. Der Diezel hat zudem noch einen Deep-Regler, der ja ein Diezel-Standard ist. Beide Amps lassen sich so wunderbar auf die jeweilige Box einstellen.

Praxistauglichkeit:

beide Amps sind absolut uneingeschränkt praxistauglich. Moderne, zuverlässige Bauteile aus dem Premium-Regal. Die Buchsen sind beim EF2 alle aus Plastik und wirken etwas lavede. Ich hab's beim AB-Check gemerkt, wenn ich das Boxenkabel zwischen beiden Amps gewechselt hab. Hier ist der Diezel noch ne Spur detailverliebter. Das sind so Punkte an denen man sieht, dass Diezel einfach schon etwas mehr Erfahrung mit Live-Muggern mit gehobenen Ansprüchen hat.
Beide Amps schalten ihre Features knack- und latenzfrei. Die Potis laufen sauber und verfügen über einen sinnvollen Wirkungskreis.

Beim Diezel bin ich manchmal schon etwas überfordert, was die ganzen Optionen angeht. Gerade die beiden verschiedenen Charaktere der Ch2 und Ch3 lassen mich immer wieder an den Reglern fummeln. Das scheint auch stark tageszeitabhängig zu sein. Mal mag ich es so, und mal eher anders. Es findet sich aber stets eine höchst-inspirierende Reglerposition.

Das Fazit:

Grundsätzlich sind beide Amps unverkennbar Higain-Rock/Metal-Amps. Der EF2 klingt schon ziemlich modern (im Vergleich zu einem Old School Marshall), aber der Diezel klingt noch ne ganze Spur moderner.
Beide sind hervorragend konzipiert und verarbeitungstechnisch auf höchstem Niveau. ganz gleich für welchen Amp man sich entscheidet, man kann nichts falsch machen.

Einen Sieger gibt es bei diesem Vergleich nicht.

Ich würde behaupten, dass die Facetten, die der EF2 abdeckt, hier auch am konsequentesten zu Werke geht. Der EF2 ist zwar kein OneTrickPony, aber das was er macht, kann er besser als der Diezel. Das Quäntchen mehr an Dynamik und Transparenz zeichnet den EF2 aus. Vor allem beim Cleankanal kann der EF punkten. Der Diezel ist dafür deutlich flexibler und für mehr Einsatzgebiete verwendbar. Das Hosenbeinflattern bringt der Diezel auch konsequenter auf die Bühne. Er hat noch etwas mehr BottomEnd, als der EF.

Müsste ich mich zwischen beiden Amps entscheiden, würde ich ne ganze Weile überlegen müssen. Hätte ich keinen von beiden, würde ich mich vermutlich für den Diezel entscheiden, da hier alles denkbare an Bord ist, was man so brauchen kann. Nicht zuviel und nicht zu wenig. Der EF ist was für Leute, die genau wissen, was sie brauchen. Aber die bekommen auch genau das geboten. Nicht mehr und nicht weniger. Der EF ist also was für Kenner, für Gourmets...für Spezialisten.
Der Diezel ist massentauglicher. Hier kann der frühpubertäre Emo genauso was mit anfangen, wie der betagte Herr im 2. Frühling auf der Suche nach einer sinnvollen HiGain-Ergänzung seines Vintage-Fuhrparks.
Und das auch zu einem verdammt heißen Preis.

Und zum Abschluss noch eine Bemerkung zu den beiden Herstellern: Beide Hersteller genießen einen hervorragenden Ruf! Wegen meines EF hab ich viel Kontakt mit Henrich gehabt und das obwohl ich den gebraucht beim Erstbesitzer erstanden habe. Da hat Henrich also nichts dran verdient. Henrich hat mir auf Wunsch noch 2 Logos in Edelmetall im neuen Design geschickt, zu einem wirklich moderaten Preis. Diesen Support kann man wirklich nur loben! Wer den Wunsch hat, sich einen individuellen Amp konfigurieren zu lassen, ist hier an der richtigen Adresse. Und Henrich ist mit seinen Boutique-Preisen dabei wirklich extrem fair. Mein Müller Nighthawk würde heute bei annähernd gleicher Ausstattung fast das Doppelte kosten!
Auch Peter Diezel ist in puncto Support absolut Spitze. Ich habe selbst noch keinen Grund gehabt mit ihm Kontakt aufzunehmen, aber hier beziehe ich mich auf die durchweg lobenden Worte in anderen Reviews.

...und am Ende sind beide Amps so gut verarbeitet, dass man ganz lange keinen Grund haben wird, den Support anzuschreiben. Und der beste Support ist schließlich immer der, den man nicht braucht.
 
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Tipp: wenn keine eigenen Fotos möglich sind, dann einfach zu den Hersteller Produktseiten verlinken. Dann muss der Leser nicht selber suchen!

Gruss
Eggi
 
Tipp: wenn keine eigenen Fotos möglich sind, dann einfach zu den Hersteller Produktseiten verlinken. Dann muss der Leser nicht selber suchen!

Gruss
Eggi

Danke, hab in der Tabelle Hyperlinks auf die jeweiligen Herstellerseiten eingefügt.
 
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Tolles Review! Das macht Lust auf BEIDE Amps. :D

Anmerkung zu Diezel: Ich hatte mit ihm auch schon ein ausführliches Telefonat über Racks. Die er ja gar nicht anbietet. Und das, obwohl ich zu diesem Zeitpunkt kein Kunde mehr war.
 
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Vielen Dank für euer Feedback und die Kekse.

@Flying Duckman: Danke, dass du das Supportverhalten von Diezel an der Stelle nochmal durch deine persönliche Erfahrung angereichert hast.
 
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Wieder ein sehr schönes verständliches rewiew.

Deine erfahrung mit dem diezel sind auch ungefähr meine erfahrungen.Dieses glatt gebügelte bei den Diezels ist der grund warum ich nie so ganz warmgeworden bin mit den amps.Da fehlt für mich bisschen das leben.

Mit dem Earforce hatte ich mich auch mal lange zeit beschäftigt besonderes nach dem im forum gefühlt fast jeder einen hatte. Aber hab mich letzt entlich gegen einen Earforce entschieden.Mir fehlt/e die vielseitigkeit genau wie dir und letztentlich störte mich auch das ich den amp nicht vorher anspielen konnte. Und auch wenn die earforce handbuliet sind fand ich ihn für mich persönlich zuteuer für das gebotete .Ich mach aber da auch keinen Vodoo daraus ob handbuliet oder platine ist mir wurscht .Die kiste muss für mich gut klingen,zuverlässig und haltbar sein.

Ps:was mich doch sehr gewundert hat das earforce plastikbuchsen verbaut .
 
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Wieder ein sehr schönes verständliches rewiew.

Deine erfahrung mit dem diezel sind auch ungefähr meine erfahrungen.Dieses glatt gebügelte bei den Diezels ist der grund warum ich nie so ganz warmgeworden bin mit den amps.Da fehlt für mich bisschen das leben.

Mit dem Earforce hatte ich mich auch mal lange zeit beschäftigt besonderes nach dem im forum gefühlt fast jeder einen hatte. Aber hab mich letzt entlich gegen einen Earforce entschieden.Mir fehlt/e die vielseitigkeit genau wie dir und letztentlich störte mich auch das ich den amp nicht vorher anspielen konnte. Und auch wenn die earforce handbuliet sind fand ich ihn für mich persönlich zuteuer für das gebotete .Ich mach aber da auch keinen Vodoo daraus ob handbuliet oder platine ist mir wurscht .Die kiste muss für mich gut klingen,zuverlässig und haltbar sein.

Ps:was mich doch sehr gewundert hat das earforce plastikbuchsen verbaut .

Danke für dein Feedback und die Kekse.

Ich bin auch jemand, der auf viel Charakter insbesondere beim Zerr-Sound wertlegt. Wäre der Diezel D-Moll steril und (zu) glatt, wäre er bei mir knallhart durchgefallen. Der Diezel Hagen ist genau an dieser Stelle bei mir durchgefallen.
Die Diezels kann man hier also nicht verallgemeinern. Der Schmidt verfolgt ja z.B. ein ganz anderes Konzept als alle anderen Diezels.

zum EF: er IST zuverlässig und halbar und er KLINGT SAUGUT! Die Plastebuchsen sind ein Detail, was ja auch Marshall seit Jahrzehnten verbaut und nicht in den Ruin gestürzt hat. Auf die Zuverlässigkeit hat das ebenfalls keinen Einfluss. Die Diezelbuchsen sind ja auch nur an der Schraubkappe mit Metallbesatz. Komplette Metalbuchsen sind ja Quark. Es ist also nur ein wirklich winziges, unbedeutendes Detail. Aber im Vergleich ist es eben aufgefallen und ich möchte sowas in einem A/B-Vergleich auch nicht vertuschen.

Ich kann mir vorstellen, dass Henrich hier mitliest und dies als Anregung für weitere Entwicklungen berücksichtigt.
 
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Danke für dein Feedback und die Kekse.

Ich bin auch jemand, der auf viel Charakter insbesondere beim Zerr-Sound wertlegt. Wäre der Diezel D-Moll steril und (zu) glatt, wäre er bei mir knallhart durchgefallen. Der Diezel Hagen ist genau an dieser Stelle bei mir durchgefallen.
Die Diezels kann man hier also nicht verallgemeinern. Der Schmidt verfolgt ja z.B. ein ganz anderes Konzept als alle anderen Diezels.

zum EF: er IST zuverlässig und halbar und er KLINGT SAUGUT! Die Plastebuchsen sind ein Detail, was ja auch Marshall seit Jahrzehnten verbaut und nicht in den Ruin gestürzt hat. Auf die Zuverlässigkeit hat das ebenfalls keinen Einfluss. Die Diezelbuchsen sind ja auch nur an der Schraubkappe mit Metallbesatz. Komplette Metalbuchsen sind ja Quark. Es ist also nur ein wirklich winziges, unbedeutendes Detail. Aber im Vergleich ist es eben aufgefallen und ich möchte sowas in einem A/B-Vergleich auch nicht vertuschen.

Ich kann mir vorstellen, dass Henrich hier mitliest und dies als Anregung für weitere Entwicklungen berücksichtigt.

Ja da hast du Recht man kann nicht alle Diezels in einen topf werfen.Am ehsten hat mit der zerrkanal am vh4 gefallen der war für mich noch am klassiksten.Dagegen fand ich den cleankanal und chrunch nicht gerade mein geschmack.

In sachen clean hat mich der einstein als combo sehr begeistert dafür passte der rest nicht. Was ich damit sagen will jeder diezel klingt schon anderes aber auf seine art doch modern und immer typisch diezel .Deswegen es hat bei mir als paket nie gepasst.

Steril und glatt finde ich persönlich Engl mit ausnahme des blackmore .

Ich finde es persönlich jetzz nicht schlimm mit den plastikbuchsen dachte nur immer im handbuiltet kundenkreis werd so was eher weniger toleriert als bei mainstream ware.

Ich zweifele nicht daran das der earforce klasse klingt und absolut wertig und zuverlässig ist. Für hat auch hier das gesamtpaket nicht passt schon vorm überhaupt anspielen
 
Klasse Bericht, gut geschrieben.

Ein paar Anmerkungen möchte ich gerne aufgreifen:
Roh, brutal und mit superschneller Ansprache. Diesen Amp wird man in jedem Mix raushören.
Definitiv. Nicht nur im Mix, sondern vor allem auch schon im Proberaum und auch im Monitormix auf der Bühne.

Ich stieß vor 7 oder 8 Jahren auf Earforce und liess mir - nach einem super Telefonat mit Henrich, ohne (!) ihn vorher gehört zu haben – einen 50 Watt „One“ mit 6L6 von Henrich bauen. Ich spielte bis dahin fast 15 Jahre einen 5150 und Henrich meinte: „Wenn Du den gut findest, ist der EF genau das richtige für Dich“. Und so war es auch.

Na, worauf ich hinaus will: Im Laufe der Jahre reichte ich meinen Amp dann im Kollegenkreis herum oder brachte ihn mal zur Probe befreundetet Bands mit und die häufigste Reaktion der Gitarristen war ungläubiges Staunen, wie gut sie sich plötzlich hörten. Da hat der Earforce die Qualitäten alter Marshalls, also einen kerngesunden Mittenbereich, der sich eigentlich immer durchsetzt, allerdings ohne dass man dabei einen „unangenehmen“ oder aufdringliche Sound hätte.

Neben der guten Abstimmung ist ein Grund dafür auch, dass der Amp auch bei High Gain nicht so komprimiert, wie ein 5150 oder diverse Engl. Man muss sich ein bisschen darauf einstellen, etwas sauberer zu spielen, nach der dritten oder vierten Probe fällt einem das aber schon nicht mehr auf. Was bleibt, ist, dass man sich eben besser raushört …

Wobei Kompression ja an sich nichts schlimmes ist. Ich fand nur immer gut am EF, dass einem der Amp die Wahl lässt: Man kann ja trotzdem noch ein Comp vorschalten, wenn man mag. Umgekehrt, komprimiert ein Amp schon von sich aus, bekommt man das nicht mehr raus.

Ich würde behaupten, dass die Facetten, die der EF2 abdeckt, hier auch am konsequentesten zu Werke geht. Der EF2 ist zwar kein OneTrickPony, aber das was er macht, kann er besser als der Diezel. Das Quäntchen mehr an Dynamik und Transparenz zeichnet den EF2 aus.
Kann ich gut nachvollziehen, darüber hinaus halte ich den EF gerade im Lead-Channel für das Chamäleon schlechthin! Meinem 5150 war es schlichtweg egal, ob ich da mit ner Gibson reinspiele oder einer Jackson, ob mit passiven PU oder EMG – es klingt halt immer nach 5150 (was ja auch nicht schlecht ist). Mit Engl oder Recti empfinde ich das auch so, die haben immer ihren Sound. Der EF dagegen klingt immer "nur" nach dem, was man reingibt, er macht Unterschiede zwischen Gitarren und PUs wirklich hörbar. Das habe ich so noch bei keinem anderen High Gain-Amp erlebt.

Das Hosenbeinflattern bringt der Diezel auch konsequenter auf die Bühne. Er hat noch etwas mehr BottomEnd, als der EF.
Wenn man seinen Solarplexus bis an die Erbrechensgrenze kitzeln will, muss man den EF als 100 Watt Version mit 4 x KT88 ordern … Das ist ein Riesenunterschied zu den 6L6 oder EL 34.

Henrich gibt die Leistung bei 4 Endstufenröhren mit „konservativen“ 100 Watt an, ich habe allerdings mal einen mit 4 x KT88 bei Amp-Pete in Köln auf dem Prüfstand gesehen, der hat ihn mit 180 Watt gemessen … Das schiebt dann schon anders, der Amp bekommt aber auch sonst einen anderen Charakter. Geschmacksache.

Der EF ist was für Leute, die genau wissen, was sie brauchen. Aber die bekommen auch genau das geboten. Nicht mehr und nicht weniger. Der EF ist also was für Kenner, für Gourmets...für Spezialisten. (…)Der Diezel ist massentauglicher. Hier kann der frühpubertäre Emo genauso was mit anfangen, wie der betagte Herr im 2. Frühling auf der Suche nach einer sinnvollen HiGain-Ergänzung seines Vintage-Fuhrparks.
Das kann ich aufgrund der wahnsinnigen Sensibilität des EF bezgl. der verwendeten Gitarre/PU/Röhrenkombi nicht ganz teilen. Ich kann nur den Tipp geben, einen EF mal mit ganz unterschiedlichen Gitarren zu testen, um seine Qualitäten zu verstehen. Ich bin z.B. der Meinung, dass man mit der passenden Gitarre einen authentischen, bekanntermaßen kaum verzerrten, aber total "punchigen" AC/DC-Riff-Sound aus dem Lead-Kanal bekommt. Und da sind wir im tiefsten Marshall-Vintage-Land.

Ich sehe eben, dass ein MB-Mitglied einen aktuellen EF Two verkauft:
https://www.musiker-board.de/threads/earforce-two-100w-inkl-case-vb-1650€-plz-74.623126/

Ich bin gerade „bandlos“ und habe mein ganzes Live-Setup vor drei Jahren veräußert, aber dieser Amp hier wäre nach wie vor meine erste Wahl … Wenn auch 50 Watt voll reichen, um gegen jeden beliebigen 100 Watter anzustinken ;-)
 
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Hi Kasper,

danke für dein ausführliches Feedback. Viele deiner Ausführungen würde ich vorbehaltlos als Ergänzung zu meinem Bericht hinzufügen.

In einem Punkt möchte ich mich jedoch etwas konkretisieren, weil du drüber gestolpert bist: Wenn ich sage, dass der Nutzer des EF2 wohl besser vorher weiß was er möchte, dann bezieht sich das nicht auf den "einzigartigen" Sound es EF, sondern ist zum einen eine Abgrenzung zwischen einem 3-Kanaler (wie dem D-Moll) und einem 2-Kanaler (wie dem EF2/Supersonic). Zum anderen ist der Sound des D-Moll eben massentauglicher und daher weniger spezifisch wie der des Earforce. Der D-Moll hat 2 Leadkanäle, die auch vom Grundsound etwas unterschiedlich abgestimmt sind. Zudem gibt es den MidCut, der im Grunde aus den 3 Kanälen jeweils noch einen 2. Sound rausholen kann. Diese Flexibilität auf Knopfdruck hat der Earforce einfach nicht. Das ist keine Qualifizierung im qualitativen Sinne, sondern soll dem Leser eine Selbsteinschätzung ermöglichen, welcher der beiden Amps wohl am ehesten für ihn/sie geeignet sein könnte.

Der Lead-Kanal des Earforce ist natürlich sehr flexibel, aber ich muss mich im Grunde auf ein Grund- bzw. max. Gainlevel festlegen und/oder lernen mit dem Volumepoti der Gitarre zu arbeiten. Das ist möglicherweise eher was für Fortgeschrittene User, die eben genau wissen was sie wollen. So war das gemeint.

Auch was das Hosenbeinflattern angeht, hab ich mich evtl. missverständlich ausgedrückt. Die Hose flattert auch beim EF, aber da der D-Moll im Bassbereich einfach ne ganze Ecke stärker ausgeprägt ist und die Bässe maßgeblich für das Flattern verantwortlich sind, ist der Diezel hier heranzuziehen, wenn man beabsichtigt mechanische Kräfte auf Gegenstände in Front einer Box wirken zu lassen. Das Flattern ist ohnehin kein Kriterium bei der Soundwahl.

Heute hat ein Diezel VH4 an der Tür geklingelt und das ist nochmal ne ganz andere Baustelle. Mir ist nun vollkommen klar, warum dieser Amp als Referenzklasse gilt.
Selbst die Unterschiede zwischen dem D-Moll und dem VH4 sind enorm.
Eventuell finde ich bald mal Zeit den VH4 gegen den D-Moll, meinen Müller NIghthawk und den Earforce Supersonic zu vergleichen. Das wird mit Sicherheit eine spannende Angelegenheit!

PS: einen 5150 MKI hatte ich auch schonmal...und hab nie verstanden, wie er seinen Ruf erlangt hat. Higain kann er, aber das können viele andere auch. Und das auch ohne den massiven Nebengeräuschen, die ein 5150 (zumindest bei mir) erzeugt hat. War eher ein Amp auf Kurzbesuch bei mir.
 
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