Seppo666
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Nachdem mein Marshall JVM410 vs Müller Nighthawk Review hier auf soviel Zuspruch und Interesse gestoßen ist, wage ich mich mal an einen nächsten Vergleich, der es wirklich in sich hat.
Auf der Sezierbank liegen heute ein Earforce Supersonic 100 und ein Diezel D-Moll.
Der Supersonic wurde einst für eine namhafte Band gebaut und von Henrich persönlich auf Kundenwunsch nachträglich auf die aktuellen EF2-Specs gemodded. Es handelt sich also technisch und soundmäßig weitestgehend um einen EF2.
Bilder meiner beiden Amps kann ich euch leider nicht liefern. Den Diezel D-Moll habt ihr schnell gegoogelt. Der EF Supersonic wird nicht mehr hergestellt, aber über den EF2 gibt's auf der Earforce-Seite genug Infos.
Die Features im Überblick:
[TBODY]
[/TBODY]* der Fußschalter war beim Supersonic dabei. Es handelt sich aber um 3 Monoklinken-Buchsen, man ist also nicht auf den orig. FS angewiesen. Diese Lösung ermöglicht auch eine einfach Midifizierung. Der FS vom Diezel kostet knapp 200 Euro. Alternativ kann man ohne auch via Midi schalten.
Den Featurevergleich entscheidet der Diezel klar für sich.
Aber taugen die ganzen Optionen auch wirklich was?
Der Soundeindruck
Clean: Der Earforce liefert einen Cleansound zum Niederknien. Kann man nicht anders sagen. Warm, rund, weich, aber trotzdem immer direkt und mit schneller Ansprache. 3-Band EQ und Volume-Regelung lassen hier einen tollen Sound einstellen und man versteht hier auch, was es heißt einen Amp auf die Gitarre einzustellen (und eben nicht umgekehrt). Auch wenn man hier ein OD-Pedal reinfeuert, erzielt man gute Inbetween-Sounds. Einen Texas-Sound bekommt man aber nicht raus. Dazu ist der Sound einfach zu voluminös. Texas Blues will ja immer ein bisschen fragil und gebrechlich sein. Das sind Synonyme, die dem EF so gar nicht passen wollen. Denkt man an einen Fender Twin, dann ist man dem EF gedanklich sehr nahe. Das wird vermutlich zu großen Teilen an den 6L6-Röhren in der Endstufe liegen.
Der Diezel ist dem EF fast on par. Man hat hier allerdings den Hauch Diezel-Glattheit, die ein bisschen Lagerfeuer-Knistern vermissen lassen. Der Cleansound ist aber auf jeden Fall besser als beim Hagen, mit dem ich mal sehr kurz verheiratet war. Der SOund ist auch hier schnell und direkt. Sehr groß, aber man hat das Gefühl, dass das Spektrum etwas enger gefasst ist, als beim EF. Der EF hat im direkten Vergleich etwas mehr 3D-Feeling zu bieten.
Aber beide unterscheiden sich nur um Nuancen. Es ist also nur im direkten Vergleich möglich, die markanten Unterschiede auszumachen. Auf einer Bühne oder im Studio werden die Unterschiede, wenn überhaupt, nur schwer auszumachen sein.
Lead-Sound: Der Earforce bietet einen Leadkanal mit Vollausstattung, also Gain, 3-Band-EQ und Master. Roh, brutal und mit superschneller Ansprache. Diesen Amp wird man in jedem Mix raushören. Externe OD-Unterstützer werden nur in Nuancen wahrgenommen. Auf diese Weise kann man etwas Sustain ergänzen, aber einen deutlichen Gainschub wird man so nicht reinbekommen. Das Gainspektrum ist hier also durch den Grundcharakter des Lead-Channels abschließend beschrieben. Allerdings reagiert er auch hervorragend auf das Volume-Poti der Gitarre. So kann man vom max. Gainlevel gut noch ein paar Stufen runterregeln. Der Sound ist sehr mittig und erinnert stark an einen heißen Briten.
Der Diezel ist hier etwas komplexer aufgebaut. Ch2 und Ch3 beziehen sich beide auf die 2. Klangregelung. Nur Gain und Master werden getrennt geregelt, was total Sinn macht. Der Sound hat den typischen Diezel Einschlag. Das Gainspektrum im eher mittig ausgelegten 2. Kanal ist schon für jeden Hardrocker vollkommen ausreichend. Im unteren Gainbereich ist der Diezel schon ungnädig. Softe Clippings im MidGain-BEreich sind hier nicht drin. Das kleinste Gain-Setting übertrifft schon einen JCM800 in Gainlevel und Druck. Den Sound würde ich hier nicht als roh bezeichnen. Es ist halt schon so als würde man dir mit einer gußeisernen Pfanne ins Gesicht schlagen und eine Flugzeugturbine auf deine Hosenbeine richten. Der 3. Kanal liefert grundsätzlich noch mehr Gain und weniger Mitten. Das geht klar in Richtung Badewannen-Sound, deutlich bratziger als ein Mesa Boogie mit zugeschaltetem 5-Band EQ.
Ich hab versucht für mich rauszubekommen, ob die beiden Kanäle in einem Amp überhaupt Sinn machen. Schließlich ist das Mitten-Spektrum bei beiden Kanälen so verschieden, dass man schon das Gefühl hat, dass hier 2 Amps drin stecken. Es ist eben nicht die übliche GainBoost-Logik, die z.B. beim Müller Nighthawk vom Sprung von Ch2 nach Ch3 zum Tragen kommen. Der Charakterwechsel ist vergleichbar mit dem Wechsel vom OD1 zum OD2 beim Marshall JVM410. Wer das gebrauchen kann, der wird mit dem D-Moll sofort glücklich. Allen anderen verlangt es etwas mehr Fantasie ab, oder denen ist es schlicht der Joker in der Hinterhand, wenn man mal Lust auf Abrissbirne auf Speed hat.
Der Diezel hat in beiden Lead-Kanälen einen Fizzelbrizz in den Obertönen, die der EF nicht hat. Der EF ist in den hohen Frequenzen um einiges aufgeräumter. Im Mix wird das beim Diezel niemanden stören, aber wenn man ihn direkt neben dem EF2 spielt, fällt dort ein Unterschied auf. Die beiden Diezel-Kanäle treffen den EF2 irgendwie nirgends auf einem 1zu1-Sound. Dafür sind die Spektren zu unterschiedlich ausgelegt. Der EF2 ist vom Wesen her offener und raubeiniger. Der Diezel ist komprimierter und dichter.
Der große Pluspunkt beim D-Moll ist ja gemäß sämtlicher Werbeprospekte der MidCut. Tatsächlich verbiegt dieser magische Knopf auf dem Fußschalter den Sound enorm. SPannend hierbei ist, dass man nicht nur ein bestimmtes Frequenzband verändert, sondern es auch in der Lautstärke zumischen kann. Zuviel Badewann (MidCut) ist mir immer zu langweilig. Der Sound klingt einfach zu glatt und unbedeutend. Ich hab den MidCut am D-Moll auf ca. 9 Uhr gestellt und das Level etwa auf 12 Uhr. Somit bleibt das Klangbild mittenlastiger und man kann sogar einen gewissen Mid-Boost dadurch erreichen. Man hat das Gefühl, dass die Mitten dann in Richtung Hochmitten verschoben werden. Ist schwer zu beschreiben, muss man einfach erleben. Der Unterschied ist aber deutlich spürbar. Es ist durchaus erkennbar, dass der 2. Kanal mit MidCut dem 3. Kanal ohne MidCut näher kommt.
Der Diezel Ch2 klingt mit MidCut übrigens dem Ch2 des EF am nächsten. Nur in der Kompression unterscheiden sie sich dort nach wie vor.
Anmerkung zu den Soundmöglichkeiten allgemein: Beide haben sehr wirkungsvolle Presence-Regler. Der Diezel hat zudem noch einen Deep-Regler, der ja ein Diezel-Standard ist. Beide Amps lassen sich so wunderbar auf die jeweilige Box einstellen.
Praxistauglichkeit:
beide Amps sind absolut uneingeschränkt praxistauglich. Moderne, zuverlässige Bauteile aus dem Premium-Regal. Die Buchsen sind beim EF2 alle aus Plastik und wirken etwas lavede. Ich hab's beim AB-Check gemerkt, wenn ich das Boxenkabel zwischen beiden Amps gewechselt hab. Hier ist der Diezel noch ne Spur detailverliebter. Das sind so Punkte an denen man sieht, dass Diezel einfach schon etwas mehr Erfahrung mit Live-Muggern mit gehobenen Ansprüchen hat.
Beide Amps schalten ihre Features knack- und latenzfrei. Die Potis laufen sauber und verfügen über einen sinnvollen Wirkungskreis.
Beim Diezel bin ich manchmal schon etwas überfordert, was die ganzen Optionen angeht. Gerade die beiden verschiedenen Charaktere der Ch2 und Ch3 lassen mich immer wieder an den Reglern fummeln. Das scheint auch stark tageszeitabhängig zu sein. Mal mag ich es so, und mal eher anders. Es findet sich aber stets eine höchst-inspirierende Reglerposition.
Das Fazit:
Grundsätzlich sind beide Amps unverkennbar Higain-Rock/Metal-Amps. Der EF2 klingt schon ziemlich modern (im Vergleich zu einem Old School Marshall), aber der Diezel klingt noch ne ganze Spur moderner.
Beide sind hervorragend konzipiert und verarbeitungstechnisch auf höchstem Niveau. ganz gleich für welchen Amp man sich entscheidet, man kann nichts falsch machen.
Einen Sieger gibt es bei diesem Vergleich nicht.
Ich würde behaupten, dass die Facetten, die der EF2 abdeckt, hier auch am konsequentesten zu Werke geht. Der EF2 ist zwar kein OneTrickPony, aber das was er macht, kann er besser als der Diezel. Das Quäntchen mehr an Dynamik und Transparenz zeichnet den EF2 aus. Vor allem beim Cleankanal kann der EF punkten. Der Diezel ist dafür deutlich flexibler und für mehr Einsatzgebiete verwendbar. Das Hosenbeinflattern bringt der Diezel auch konsequenter auf die Bühne. Er hat noch etwas mehr BottomEnd, als der EF.
Müsste ich mich zwischen beiden Amps entscheiden, würde ich ne ganze Weile überlegen müssen. Hätte ich keinen von beiden, würde ich mich vermutlich für den Diezel entscheiden, da hier alles denkbare an Bord ist, was man so brauchen kann. Nicht zuviel und nicht zu wenig. Der EF ist was für Leute, die genau wissen, was sie brauchen. Aber die bekommen auch genau das geboten. Nicht mehr und nicht weniger. Der EF ist also was für Kenner, für Gourmets...für Spezialisten.
Der Diezel ist massentauglicher. Hier kann der frühpubertäre Emo genauso was mit anfangen, wie der betagte Herr im 2. Frühling auf der Suche nach einer sinnvollen HiGain-Ergänzung seines Vintage-Fuhrparks.
Und das auch zu einem verdammt heißen Preis.
Und zum Abschluss noch eine Bemerkung zu den beiden Herstellern: Beide Hersteller genießen einen hervorragenden Ruf! Wegen meines EF hab ich viel Kontakt mit Henrich gehabt und das obwohl ich den gebraucht beim Erstbesitzer erstanden habe. Da hat Henrich also nichts dran verdient. Henrich hat mir auf Wunsch noch 2 Logos in Edelmetall im neuen Design geschickt, zu einem wirklich moderaten Preis. Diesen Support kann man wirklich nur loben! Wer den Wunsch hat, sich einen individuellen Amp konfigurieren zu lassen, ist hier an der richtigen Adresse. Und Henrich ist mit seinen Boutique-Preisen dabei wirklich extrem fair. Mein Müller Nighthawk würde heute bei annähernd gleicher Ausstattung fast das Doppelte kosten!
Auch Peter Diezel ist in puncto Support absolut Spitze. Ich habe selbst noch keinen Grund gehabt mit ihm Kontakt aufzunehmen, aber hier beziehe ich mich auf die durchweg lobenden Worte in anderen Reviews.
...und am Ende sind beide Amps so gut verarbeitet, dass man ganz lange keinen Grund haben wird, den Support anzuschreiben. Und der beste Support ist schließlich immer der, den man nicht braucht.
Auf der Sezierbank liegen heute ein Earforce Supersonic 100 und ein Diezel D-Moll.
Der Supersonic wurde einst für eine namhafte Band gebaut und von Henrich persönlich auf Kundenwunsch nachträglich auf die aktuellen EF2-Specs gemodded. Es handelt sich also technisch und soundmäßig weitestgehend um einen EF2.
Bilder meiner beiden Amps kann ich euch leider nicht liefern. Den Diezel D-Moll habt ihr schnell gegoogelt. Der EF Supersonic wird nicht mehr hergestellt, aber über den EF2 gibt's auf der Earforce-Seite genug Infos.
Die Features im Überblick:
Earforce Supersonic | Diezel D-Moll | |
Kanäle | 2, mit getrennter Klangregelung | 3, mit getrennter Klangregelung für 1 und 2/3 |
Bauweise | handwired | pcb |
Midi | nein | ja |
(schaltbares) 2. Master Volume | ja | ja |
(schaltbarer) FX-Loop | ja, seriell | ja, seriell und parallel |
Endstufenröhren | 4x 6L6 | 4x KT77 |
Fußschalter Optionen | Channel 1+2, FX-Loop, 2. MV | Channel 1+2+3, FX-Loop, MidCut, 2. MV, Mute |
Herkunftsland | Deutschland | Deutschland |
Neupreis (ohne Fußschalter*) | 2000 Euro | 1650 Euro |
Den Featurevergleich entscheidet der Diezel klar für sich.
Aber taugen die ganzen Optionen auch wirklich was?
Der Soundeindruck
Clean: Der Earforce liefert einen Cleansound zum Niederknien. Kann man nicht anders sagen. Warm, rund, weich, aber trotzdem immer direkt und mit schneller Ansprache. 3-Band EQ und Volume-Regelung lassen hier einen tollen Sound einstellen und man versteht hier auch, was es heißt einen Amp auf die Gitarre einzustellen (und eben nicht umgekehrt). Auch wenn man hier ein OD-Pedal reinfeuert, erzielt man gute Inbetween-Sounds. Einen Texas-Sound bekommt man aber nicht raus. Dazu ist der Sound einfach zu voluminös. Texas Blues will ja immer ein bisschen fragil und gebrechlich sein. Das sind Synonyme, die dem EF so gar nicht passen wollen. Denkt man an einen Fender Twin, dann ist man dem EF gedanklich sehr nahe. Das wird vermutlich zu großen Teilen an den 6L6-Röhren in der Endstufe liegen.
Der Diezel ist dem EF fast on par. Man hat hier allerdings den Hauch Diezel-Glattheit, die ein bisschen Lagerfeuer-Knistern vermissen lassen. Der Cleansound ist aber auf jeden Fall besser als beim Hagen, mit dem ich mal sehr kurz verheiratet war. Der SOund ist auch hier schnell und direkt. Sehr groß, aber man hat das Gefühl, dass das Spektrum etwas enger gefasst ist, als beim EF. Der EF hat im direkten Vergleich etwas mehr 3D-Feeling zu bieten.
Aber beide unterscheiden sich nur um Nuancen. Es ist also nur im direkten Vergleich möglich, die markanten Unterschiede auszumachen. Auf einer Bühne oder im Studio werden die Unterschiede, wenn überhaupt, nur schwer auszumachen sein.
Lead-Sound: Der Earforce bietet einen Leadkanal mit Vollausstattung, also Gain, 3-Band-EQ und Master. Roh, brutal und mit superschneller Ansprache. Diesen Amp wird man in jedem Mix raushören. Externe OD-Unterstützer werden nur in Nuancen wahrgenommen. Auf diese Weise kann man etwas Sustain ergänzen, aber einen deutlichen Gainschub wird man so nicht reinbekommen. Das Gainspektrum ist hier also durch den Grundcharakter des Lead-Channels abschließend beschrieben. Allerdings reagiert er auch hervorragend auf das Volume-Poti der Gitarre. So kann man vom max. Gainlevel gut noch ein paar Stufen runterregeln. Der Sound ist sehr mittig und erinnert stark an einen heißen Briten.
Der Diezel ist hier etwas komplexer aufgebaut. Ch2 und Ch3 beziehen sich beide auf die 2. Klangregelung. Nur Gain und Master werden getrennt geregelt, was total Sinn macht. Der Sound hat den typischen Diezel Einschlag. Das Gainspektrum im eher mittig ausgelegten 2. Kanal ist schon für jeden Hardrocker vollkommen ausreichend. Im unteren Gainbereich ist der Diezel schon ungnädig. Softe Clippings im MidGain-BEreich sind hier nicht drin. Das kleinste Gain-Setting übertrifft schon einen JCM800 in Gainlevel und Druck. Den Sound würde ich hier nicht als roh bezeichnen. Es ist halt schon so als würde man dir mit einer gußeisernen Pfanne ins Gesicht schlagen und eine Flugzeugturbine auf deine Hosenbeine richten. Der 3. Kanal liefert grundsätzlich noch mehr Gain und weniger Mitten. Das geht klar in Richtung Badewannen-Sound, deutlich bratziger als ein Mesa Boogie mit zugeschaltetem 5-Band EQ.
Ich hab versucht für mich rauszubekommen, ob die beiden Kanäle in einem Amp überhaupt Sinn machen. Schließlich ist das Mitten-Spektrum bei beiden Kanälen so verschieden, dass man schon das Gefühl hat, dass hier 2 Amps drin stecken. Es ist eben nicht die übliche GainBoost-Logik, die z.B. beim Müller Nighthawk vom Sprung von Ch2 nach Ch3 zum Tragen kommen. Der Charakterwechsel ist vergleichbar mit dem Wechsel vom OD1 zum OD2 beim Marshall JVM410. Wer das gebrauchen kann, der wird mit dem D-Moll sofort glücklich. Allen anderen verlangt es etwas mehr Fantasie ab, oder denen ist es schlicht der Joker in der Hinterhand, wenn man mal Lust auf Abrissbirne auf Speed hat.
Der Diezel hat in beiden Lead-Kanälen einen Fizzelbrizz in den Obertönen, die der EF nicht hat. Der EF ist in den hohen Frequenzen um einiges aufgeräumter. Im Mix wird das beim Diezel niemanden stören, aber wenn man ihn direkt neben dem EF2 spielt, fällt dort ein Unterschied auf. Die beiden Diezel-Kanäle treffen den EF2 irgendwie nirgends auf einem 1zu1-Sound. Dafür sind die Spektren zu unterschiedlich ausgelegt. Der EF2 ist vom Wesen her offener und raubeiniger. Der Diezel ist komprimierter und dichter.
Der große Pluspunkt beim D-Moll ist ja gemäß sämtlicher Werbeprospekte der MidCut. Tatsächlich verbiegt dieser magische Knopf auf dem Fußschalter den Sound enorm. SPannend hierbei ist, dass man nicht nur ein bestimmtes Frequenzband verändert, sondern es auch in der Lautstärke zumischen kann. Zuviel Badewann (MidCut) ist mir immer zu langweilig. Der Sound klingt einfach zu glatt und unbedeutend. Ich hab den MidCut am D-Moll auf ca. 9 Uhr gestellt und das Level etwa auf 12 Uhr. Somit bleibt das Klangbild mittenlastiger und man kann sogar einen gewissen Mid-Boost dadurch erreichen. Man hat das Gefühl, dass die Mitten dann in Richtung Hochmitten verschoben werden. Ist schwer zu beschreiben, muss man einfach erleben. Der Unterschied ist aber deutlich spürbar. Es ist durchaus erkennbar, dass der 2. Kanal mit MidCut dem 3. Kanal ohne MidCut näher kommt.
Der Diezel Ch2 klingt mit MidCut übrigens dem Ch2 des EF am nächsten. Nur in der Kompression unterscheiden sie sich dort nach wie vor.
Anmerkung zu den Soundmöglichkeiten allgemein: Beide haben sehr wirkungsvolle Presence-Regler. Der Diezel hat zudem noch einen Deep-Regler, der ja ein Diezel-Standard ist. Beide Amps lassen sich so wunderbar auf die jeweilige Box einstellen.
Praxistauglichkeit:
beide Amps sind absolut uneingeschränkt praxistauglich. Moderne, zuverlässige Bauteile aus dem Premium-Regal. Die Buchsen sind beim EF2 alle aus Plastik und wirken etwas lavede. Ich hab's beim AB-Check gemerkt, wenn ich das Boxenkabel zwischen beiden Amps gewechselt hab. Hier ist der Diezel noch ne Spur detailverliebter. Das sind so Punkte an denen man sieht, dass Diezel einfach schon etwas mehr Erfahrung mit Live-Muggern mit gehobenen Ansprüchen hat.
Beide Amps schalten ihre Features knack- und latenzfrei. Die Potis laufen sauber und verfügen über einen sinnvollen Wirkungskreis.
Beim Diezel bin ich manchmal schon etwas überfordert, was die ganzen Optionen angeht. Gerade die beiden verschiedenen Charaktere der Ch2 und Ch3 lassen mich immer wieder an den Reglern fummeln. Das scheint auch stark tageszeitabhängig zu sein. Mal mag ich es so, und mal eher anders. Es findet sich aber stets eine höchst-inspirierende Reglerposition.
Das Fazit:
Grundsätzlich sind beide Amps unverkennbar Higain-Rock/Metal-Amps. Der EF2 klingt schon ziemlich modern (im Vergleich zu einem Old School Marshall), aber der Diezel klingt noch ne ganze Spur moderner.
Beide sind hervorragend konzipiert und verarbeitungstechnisch auf höchstem Niveau. ganz gleich für welchen Amp man sich entscheidet, man kann nichts falsch machen.
Einen Sieger gibt es bei diesem Vergleich nicht.
Ich würde behaupten, dass die Facetten, die der EF2 abdeckt, hier auch am konsequentesten zu Werke geht. Der EF2 ist zwar kein OneTrickPony, aber das was er macht, kann er besser als der Diezel. Das Quäntchen mehr an Dynamik und Transparenz zeichnet den EF2 aus. Vor allem beim Cleankanal kann der EF punkten. Der Diezel ist dafür deutlich flexibler und für mehr Einsatzgebiete verwendbar. Das Hosenbeinflattern bringt der Diezel auch konsequenter auf die Bühne. Er hat noch etwas mehr BottomEnd, als der EF.
Müsste ich mich zwischen beiden Amps entscheiden, würde ich ne ganze Weile überlegen müssen. Hätte ich keinen von beiden, würde ich mich vermutlich für den Diezel entscheiden, da hier alles denkbare an Bord ist, was man so brauchen kann. Nicht zuviel und nicht zu wenig. Der EF ist was für Leute, die genau wissen, was sie brauchen. Aber die bekommen auch genau das geboten. Nicht mehr und nicht weniger. Der EF ist also was für Kenner, für Gourmets...für Spezialisten.
Der Diezel ist massentauglicher. Hier kann der frühpubertäre Emo genauso was mit anfangen, wie der betagte Herr im 2. Frühling auf der Suche nach einer sinnvollen HiGain-Ergänzung seines Vintage-Fuhrparks.
Und das auch zu einem verdammt heißen Preis.
Und zum Abschluss noch eine Bemerkung zu den beiden Herstellern: Beide Hersteller genießen einen hervorragenden Ruf! Wegen meines EF hab ich viel Kontakt mit Henrich gehabt und das obwohl ich den gebraucht beim Erstbesitzer erstanden habe. Da hat Henrich also nichts dran verdient. Henrich hat mir auf Wunsch noch 2 Logos in Edelmetall im neuen Design geschickt, zu einem wirklich moderaten Preis. Diesen Support kann man wirklich nur loben! Wer den Wunsch hat, sich einen individuellen Amp konfigurieren zu lassen, ist hier an der richtigen Adresse. Und Henrich ist mit seinen Boutique-Preisen dabei wirklich extrem fair. Mein Müller Nighthawk würde heute bei annähernd gleicher Ausstattung fast das Doppelte kosten!
Auch Peter Diezel ist in puncto Support absolut Spitze. Ich habe selbst noch keinen Grund gehabt mit ihm Kontakt aufzunehmen, aber hier beziehe ich mich auf die durchweg lobenden Worte in anderen Reviews.
...und am Ende sind beide Amps so gut verarbeitet, dass man ganz lange keinen Grund haben wird, den Support anzuschreiben. Und der beste Support ist schließlich immer der, den man nicht braucht.
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