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Gibson Les Paul Studio 2015
Ich bin ein Wiederholungstäter und das wird für viele unverständlich sein. Schaffte ich mir doch neben meiner hier ebenfalls vorgestellten Gibson Les Paul Junior Baujahr 2015 auch noch eine aktuelle Studio an. Und das, bevor sie überall ausverkauft sein wird.
Der Gibson-Jahrgang 2015 bietet nun für alle Kritiker die größte Angriffsfläche überhaupt. Gibson hat seine Erfolgsmodelle komplett auf den Kopf gestellt und mit Neuerungen versehen, die mal mehr, mal weniger verständlich sind, u.a.:
· Halsbreite: 46 mm
· G-Force Stimmautomatik
· Sattel mit Nullbund
· den sogenannten „Leo Baul“-Jubiläumsschriftzug zum 100. Geburtstag von Les Paul
· ein Hologramm des einem zuwinkenden Lester William Polfus ( so der bürgerlicher Name von Les Paul)
„Zudem wurden die Preise deutlich angehoben und im Gegenzug dazu entfielen die günstigen Modelle wie LPJ und Melody Maker des letzten Jahres.“ schrieb ich in meinem Junior-Review. Dies muss man mittlerweile revidieren. Lag die Studio zu ihrer Markteinführung noch bei 1.139 €, wird sie derzeit für 888 € abverkauft. Natürlich für die bedauerlich, die sich vor 3 Monaten eine solche Les Paul geleistet haben. Wenn sie wieder dem Gebrauchtmarkt zugeführt werden soll, erleben die Besitzer einen mehr als deutlichen Preisverlust (die letzte mir bekannte Studio, die via eBay verkauft wurde, erreicht noch nicht einmal die 700 €-Grenze). Somit fuhr die Studio ein 40 %iges Defizit ein. Wohl dem, der warten konnte!
Hier ein Auszug aus meinem Junior-Review:
Die Halsbreite
46 mm sind eine Hausnummer. Einmal zum Vergleich, meine PRS SE Custom weist exakt die gleiche Halsbreite auf, allerdings handelt es sich bei ihr um eine 7 String! Große Hände stehen damit vor keiner unlösbaren Aufgabe. Bei Musiker mit kleinen Händen wird dies u.U. jedoch zur großen Hürde. Aber auch die vom möglichen Idealmaß von 43 mm abweichende Abmessung stellt bei Gibson kein Novum dar. Ich besaß einmal eine 1969er SG Melody Maker mit einem 40 mm breiten Hals. Konnte ich auch bespielen. Man gewöhnt sich einfach daran. Vielleicht ist dies Gibson´s Reaktion auf die immer weitere Verbreitung von 7-, 8- oder gar 9-saitigen Gitarren. Für viele besitzen diese Instrumente keinen Sonderstatus mehr. Und da ist natürlich ein Wechsel auf eine 6 String mit ähnlich breitem Hals, wie der einer 7 String naheliegend.
Das G-Force
Das Nachstimmen der Standardstimmung verlief ohne Probleme in ca. 5 Sekunden. Ein bisschen Zipp und Drrr hier und da, fertig. Schon spaßig, wenn das alles automatisch geht. Mittlerweile kenne ich mit dem G-Force etwas besser aus.
Der Sattel mit Nullbund
OK, hierzu kann ich nichts groß schreiben. Ich weiß nicht, worin hier die Ursache zu suchen ist. Gibt es vielleicht unter den Gibson-Manager einen Freund alter deutscher Gitarren? Die wiesen in den 1950er/1960er-Jahren häufig einen Nullbund, jedoch in anderer Form auf. Eventuell ist auch die Gibson-Forschungsabteilung der Meinung, dass somit eine Intonierung einfach exakter wird oder es spart einfach Kosten für die Bearbeitung eines Sattels. Das von Gibson verwendete Sattelmaterial ist von der Nacharbeit her gesehen nicht ohne.
Das Einzige, was ich über die neue Einheit gehört habe, ist der Umstand, dass es bei einigen Instrumenten recht schnell zu Abnutzungserscheinungen des Nullbundes kam. Vielleicht war hier das Material einfach zu weich. Ich hoffe, Gibson hat darauf entsprechend reagiert und eine andere Legierung gewählt. Die Zeit wird es zeigen.
Der Leo Baul-Schriftzug
Mh, is eben so. Stammt er tatsächlich von Les Paul oder durfte jeder Gibson-Mitarbeiter eine Schriftprobe abgeben? Um ehrlich zu sein, mich stört er nicht. Ebenso wenig das Hologramm. Ist ja schließlich Les Paul´s Jubiläumsjahrgang.
Die Griffbrettinlays
Da hat sich Gibson 2015 ein Herz gefasst und auch bei den preisgünstigeren Modellen "Mother of Pearl" verwendet. Dies sieht sehr edel aus und ist wieder nicht historisch korrekt bei den "Standard Les Pauls". Mir gefällt´s!
Griffbrettinlays aus Perlmutt - im Sonnenlicht viel schöner, als auf dem Foto!
Die übrige Elektronik
Im E-Fach findet sich die bei Gibson mittlerweile übliche Platine (Ausnahme Les Paul Traditional), auf der alle Bauteile montiert sind, d.h. alles via Steckverbindung realisiert wurde. Umbau schwierig. Als Kondensatoren dienen zwei .022-Orange Drops. Des Weiteren verwendet Gibson endlich 500kOhm-Potis für ihre Humbucker. Jedoch gibt Gibson eine Toleranz von +/- 20 % an. Beide Volumenpotis wurden als Push/Pull ausgeführt, was die Splittung der Pickups zulässt. Eine schöne Dreingabe. Dies hat sie der LPM, für die ich mich ebenfalls interessierte, voraus.
Die Verarbeitung:
Meiner Meinung trifft hier eine wichtige Aussage von Thorsten B., was die Verarbeitung angeht, zu. Da hat sich bei Gibson einiges getan. Man spürt z.B. keinen Übergang vom Hals zum Griffbrett. Deswegen muss sich der ein oder andere von Gibson´s Mojo verabschieden. Dies ist in meinen Augen die nette Umschreibung mancher Unzulänglichkeit von Gibson. Die Lackoberfläche wirkt ebenfalls anmutiger und edler. Das Desert Burst zeigt sich heller, als Tobacco Sunburst. Mir gefällt es. Eine Frage des persönlichen Geschmacks natürlich.
Der Weg zur Studio 2015
Nach der Junior wollte ich auch eine 2015er-Humbucker Les Paul anspielen, in den Focus geriet die Studio. Mein erster Weg führte mich zum selben Dealer, bei dem ich auch meine Junior kaufte. Die Auswahl war jedoch bereits vor Wochen recht überschaubar. Es gab nur noch eine einzige in Manhattan Midnight. Einfach oder? Allerdings klang diese Studio richtig gut und gefiel mir auf Anhieb. Eine zum Vergleich herangezogene LPM befand sich mit ihr auf Augenhöhe, eine weitere fiel deutlich ab, hatte jedoch optisch mehr zu bieten. Zu flach im Klang und nicht mit dieser Ausdruckskraft gesegnet. Selbst eine um 1.000 € teurere Traditional konnte die Studio nicht vom Thron stoßen. Ja, aber kaufen konnte ich sie mir nicht, mehr fehlten zu dem Zeitpunkt einfach die finanziellen Mittel, meine eigenen Verkäufe liefen nicht wie gewünscht.
Durchhalten & hoffen war angesagt. Doch vergebens, ein paar Tage später war die Studio verkauft. So ist das nun mal eben im Leben!
Etwas entmutigt plante ich einen Besuch bei Session Music in Walldorf. Mittlerweile ließ sich das ein oder andere Teil meines Equipments verkaufen, die finanzielle Basis war also geschaffen. Im Vorfeld machte ich mich online schlau, was mich bei Session erwarten würde. Die Auswahl war ähnlich bescheiden wie Wochen zuvor bei meinem Homeshop: zwei Studios, eine Manhattan und eine Desert Burst. Immerhin mal ne Burst!
Diese beiden und eine LPM nahm ich zur näheren Begutachtung mit in die Kabine. Nach einer gewissen Zeit schoss ich mich auf die Blaue ein, da sie mir klanglich etwas besser gefiel, besaß mehr low end. Das Griffbrett der Desert Burst war auch sehr hell, passt damit ganz gut zum Farbton, gefiel mir jedoch nicht sonderlich. Als ich so in der Ausstellung umherschweifte, entdeckte ich eine zweite Desert Burst Studio, Griffbrett schön dunkel. Und gleich ran an den Amp. Sie sang viel schöner, als die beiden erstgenannten Studios. "Uh!", meine der Verkäufer, "Kann sein, dass die reserviert wurde. Ich schau mal." War zum Glück nicht der Fall und ich schlug zu.
Der Tone
In der Regel besitze ich Gitarren, deren Humbucker entweder mit Alnico V- oder Keramikmagneten bestückt sind. Bei der Studio kamen zwei ´57 Classic (am Steg ein Plus) mit Alnico II zum Einsatz. Meiner Meinung nach klingen diese nicht so drückend, wie ich das von anderen meiner Gitarren her kenne. Der Bass tritt ein wenig in den Hintergrund.
Bei der Tonebeurteilung zu Hause in den eigenen vier Wänden muss ich zweigleisig fahren. Zum einen spiele ich die Studio über meinen POD. Hierfür habe ich mir einen Referenztone erstellt, auf die ich alle meine Gitarren abstimme. Feinere Unterscheidungen werden in einer für die Gitarre optimale erstellten Bank abgelegt. In der Referenzbank klang die Studio recht höhenbetont und im Bass eher schlank. An meinem Amp stellt sich dies nur bedingt dar. Hier trumpft sie mit angriffslustigem, knalligem Tone, der auch schön Biss und Schmelz hat, auf.
Der Plus am Steg wird auf der Gibson-Homepage mit 8,25 kOhm angegeben, dem folgt der Neckpickup mit 7,92 kOhm. Der Stegpickup zeichnet wie üblich für die aggressiveren Töne verantwortlich. Er kann auch wunderbar zubeißen, allerdings mehr in den Tiefmitten, als im Bassbereich. Der Neckpickup klingt bekanntermaßen wärmer und voller. Man muss jedoch etwas Acht geben, dass er nicht das Mulmen anfängt. In der Zwischenstellung beider Pickups summieren sich ihre Eigenschaften zu einem etwas volleren und mächtigeren Tone. Der Bassumfang des Necks wird dabei ein wenig abgemildert. Er greift dem Steg-PU mit seiner Wohligkeit ein wenig unter die Arme.
Die Splittsounds sind, wie beschrieben eine nette Dreingabe. Völlig andere Klangwelten sollte man nicht von ihnen erwarten. Die Hoffnung, dass sie schön aufklaren und den Tone schlanker gestalten erfüllte sich nur bedingt. Der Output scheint nicht wirklich reduziert zu werden. Dies hat auch etwas Positives, es gibt keinen Lautstärkesprung, wenn man umschaltet (aber auch keinen wirklicher Boosteffekt). So bleiben jedoch auch dünnklingende Pseudo-Singlecoilsounds außen vor.
Das Fazit
Schöne Gibson, gut verarbeitet und von den neuen Features bei weitem nicht so dramatisch, wie man meinen sollte und liest! Nun bin ich keine 15 mehr, sondern eher 3 x 15 und kenne auch unsere heiß geliebten „alten“ Gibson und dennoch kann ich nur sagen, wenn Ihr kopfmäßig wegen den Neuerungen nicht komplett blockiert seid, fahrt mal zu Euren Shop und nehmt so ein 2015er-Modell von der Wand und lasst es auf Euch wirken. Müsst ja nicht gleich eine kaufen. Und wenn doch, solltet Ihr Euch vielleicht beeilen, denn die Teile werden rar.
Alternativen zur 2015er Studio
Gibt es derzeit mit der 2015er Studio SR, wobei das SR für Sprint Run steht. Bei diesem wurde auf das G-Force und den breiteren Hals verzichtet (Standardmaß wieder 43 mm). Den Nullbundsattel, als auch der Schriftzug wurde beibehalten. Diejenigen, die diesen Standard gerne besitzen möchte, müssen etwas tiefer in die Tasche greifen, die SR wird momentan für 999 € verkauft. Tja, weglassen kostet eben Geld.
Oder aber Ihr wartet auf den 2016er Jahrgang, der im Oktober oder November bei den Händlern eintreffen soll. Die ersten Modelle und deren Preis konnte ich im Netz bereits finden. Zur Freude von vielen unter Euch wird es die Studio auch wieder in einer Satin-Version, in Form der 50´s Tribute geben. Deren Verkaufspreis liegt bei 899 €, demzufolge nur leicht über dem derzeitigen Preis für meine Studio. Sie besitzen ebenfalls, wie die Sprint Run kein G-Force und Nullbundsattel, dafür aber die gewohnte Halsbreite und den altbekannten Schriftzug. Aus Leo Baul wird 2016 wieder Les Paul.
Ich bin ein Wiederholungstäter und das wird für viele unverständlich sein. Schaffte ich mir doch neben meiner hier ebenfalls vorgestellten Gibson Les Paul Junior Baujahr 2015 auch noch eine aktuelle Studio an. Und das, bevor sie überall ausverkauft sein wird.
Der Gibson-Jahrgang 2015 bietet nun für alle Kritiker die größte Angriffsfläche überhaupt. Gibson hat seine Erfolgsmodelle komplett auf den Kopf gestellt und mit Neuerungen versehen, die mal mehr, mal weniger verständlich sind, u.a.:
· Halsbreite: 46 mm
· G-Force Stimmautomatik
· Sattel mit Nullbund
· den sogenannten „Leo Baul“-Jubiläumsschriftzug zum 100. Geburtstag von Les Paul
· ein Hologramm des einem zuwinkenden Lester William Polfus ( so der bürgerlicher Name von Les Paul)
„Zudem wurden die Preise deutlich angehoben und im Gegenzug dazu entfielen die günstigen Modelle wie LPJ und Melody Maker des letzten Jahres.“ schrieb ich in meinem Junior-Review. Dies muss man mittlerweile revidieren. Lag die Studio zu ihrer Markteinführung noch bei 1.139 €, wird sie derzeit für 888 € abverkauft. Natürlich für die bedauerlich, die sich vor 3 Monaten eine solche Les Paul geleistet haben. Wenn sie wieder dem Gebrauchtmarkt zugeführt werden soll, erleben die Besitzer einen mehr als deutlichen Preisverlust (die letzte mir bekannte Studio, die via eBay verkauft wurde, erreicht noch nicht einmal die 700 €-Grenze). Somit fuhr die Studio ein 40 %iges Defizit ein. Wohl dem, der warten konnte!
Hier ein Auszug aus meinem Junior-Review:
Die Halsbreite
46 mm sind eine Hausnummer. Einmal zum Vergleich, meine PRS SE Custom weist exakt die gleiche Halsbreite auf, allerdings handelt es sich bei ihr um eine 7 String! Große Hände stehen damit vor keiner unlösbaren Aufgabe. Bei Musiker mit kleinen Händen wird dies u.U. jedoch zur großen Hürde. Aber auch die vom möglichen Idealmaß von 43 mm abweichende Abmessung stellt bei Gibson kein Novum dar. Ich besaß einmal eine 1969er SG Melody Maker mit einem 40 mm breiten Hals. Konnte ich auch bespielen. Man gewöhnt sich einfach daran. Vielleicht ist dies Gibson´s Reaktion auf die immer weitere Verbreitung von 7-, 8- oder gar 9-saitigen Gitarren. Für viele besitzen diese Instrumente keinen Sonderstatus mehr. Und da ist natürlich ein Wechsel auf eine 6 String mit ähnlich breitem Hals, wie der einer 7 String naheliegend.
Das G-Force
Das Nachstimmen der Standardstimmung verlief ohne Probleme in ca. 5 Sekunden. Ein bisschen Zipp und Drrr hier und da, fertig. Schon spaßig, wenn das alles automatisch geht. Mittlerweile kenne ich mit dem G-Force etwas besser aus.
Der Sattel mit Nullbund
OK, hierzu kann ich nichts groß schreiben. Ich weiß nicht, worin hier die Ursache zu suchen ist. Gibt es vielleicht unter den Gibson-Manager einen Freund alter deutscher Gitarren? Die wiesen in den 1950er/1960er-Jahren häufig einen Nullbund, jedoch in anderer Form auf. Eventuell ist auch die Gibson-Forschungsabteilung der Meinung, dass somit eine Intonierung einfach exakter wird oder es spart einfach Kosten für die Bearbeitung eines Sattels. Das von Gibson verwendete Sattelmaterial ist von der Nacharbeit her gesehen nicht ohne.
Das Einzige, was ich über die neue Einheit gehört habe, ist der Umstand, dass es bei einigen Instrumenten recht schnell zu Abnutzungserscheinungen des Nullbundes kam. Vielleicht war hier das Material einfach zu weich. Ich hoffe, Gibson hat darauf entsprechend reagiert und eine andere Legierung gewählt. Die Zeit wird es zeigen.
Der Leo Baul-Schriftzug
Mh, is eben so. Stammt er tatsächlich von Les Paul oder durfte jeder Gibson-Mitarbeiter eine Schriftprobe abgeben? Um ehrlich zu sein, mich stört er nicht. Ebenso wenig das Hologramm. Ist ja schließlich Les Paul´s Jubiläumsjahrgang.
Die Griffbrettinlays
Da hat sich Gibson 2015 ein Herz gefasst und auch bei den preisgünstigeren Modellen "Mother of Pearl" verwendet. Dies sieht sehr edel aus und ist wieder nicht historisch korrekt bei den "Standard Les Pauls". Mir gefällt´s!
Griffbrettinlays aus Perlmutt - im Sonnenlicht viel schöner, als auf dem Foto!
Die übrige Elektronik
Im E-Fach findet sich die bei Gibson mittlerweile übliche Platine (Ausnahme Les Paul Traditional), auf der alle Bauteile montiert sind, d.h. alles via Steckverbindung realisiert wurde. Umbau schwierig. Als Kondensatoren dienen zwei .022-Orange Drops. Des Weiteren verwendet Gibson endlich 500kOhm-Potis für ihre Humbucker. Jedoch gibt Gibson eine Toleranz von +/- 20 % an. Beide Volumenpotis wurden als Push/Pull ausgeführt, was die Splittung der Pickups zulässt. Eine schöne Dreingabe. Dies hat sie der LPM, für die ich mich ebenfalls interessierte, voraus.
Die Verarbeitung:
Meiner Meinung trifft hier eine wichtige Aussage von Thorsten B., was die Verarbeitung angeht, zu. Da hat sich bei Gibson einiges getan. Man spürt z.B. keinen Übergang vom Hals zum Griffbrett. Deswegen muss sich der ein oder andere von Gibson´s Mojo verabschieden. Dies ist in meinen Augen die nette Umschreibung mancher Unzulänglichkeit von Gibson. Die Lackoberfläche wirkt ebenfalls anmutiger und edler. Das Desert Burst zeigt sich heller, als Tobacco Sunburst. Mir gefällt es. Eine Frage des persönlichen Geschmacks natürlich.
Der Weg zur Studio 2015
Nach der Junior wollte ich auch eine 2015er-Humbucker Les Paul anspielen, in den Focus geriet die Studio. Mein erster Weg führte mich zum selben Dealer, bei dem ich auch meine Junior kaufte. Die Auswahl war jedoch bereits vor Wochen recht überschaubar. Es gab nur noch eine einzige in Manhattan Midnight. Einfach oder? Allerdings klang diese Studio richtig gut und gefiel mir auf Anhieb. Eine zum Vergleich herangezogene LPM befand sich mit ihr auf Augenhöhe, eine weitere fiel deutlich ab, hatte jedoch optisch mehr zu bieten. Zu flach im Klang und nicht mit dieser Ausdruckskraft gesegnet. Selbst eine um 1.000 € teurere Traditional konnte die Studio nicht vom Thron stoßen. Ja, aber kaufen konnte ich sie mir nicht, mehr fehlten zu dem Zeitpunkt einfach die finanziellen Mittel, meine eigenen Verkäufe liefen nicht wie gewünscht.
Durchhalten & hoffen war angesagt. Doch vergebens, ein paar Tage später war die Studio verkauft. So ist das nun mal eben im Leben!
Etwas entmutigt plante ich einen Besuch bei Session Music in Walldorf. Mittlerweile ließ sich das ein oder andere Teil meines Equipments verkaufen, die finanzielle Basis war also geschaffen. Im Vorfeld machte ich mich online schlau, was mich bei Session erwarten würde. Die Auswahl war ähnlich bescheiden wie Wochen zuvor bei meinem Homeshop: zwei Studios, eine Manhattan und eine Desert Burst. Immerhin mal ne Burst!
Diese beiden und eine LPM nahm ich zur näheren Begutachtung mit in die Kabine. Nach einer gewissen Zeit schoss ich mich auf die Blaue ein, da sie mir klanglich etwas besser gefiel, besaß mehr low end. Das Griffbrett der Desert Burst war auch sehr hell, passt damit ganz gut zum Farbton, gefiel mir jedoch nicht sonderlich. Als ich so in der Ausstellung umherschweifte, entdeckte ich eine zweite Desert Burst Studio, Griffbrett schön dunkel. Und gleich ran an den Amp. Sie sang viel schöner, als die beiden erstgenannten Studios. "Uh!", meine der Verkäufer, "Kann sein, dass die reserviert wurde. Ich schau mal." War zum Glück nicht der Fall und ich schlug zu.
Der Tone
In der Regel besitze ich Gitarren, deren Humbucker entweder mit Alnico V- oder Keramikmagneten bestückt sind. Bei der Studio kamen zwei ´57 Classic (am Steg ein Plus) mit Alnico II zum Einsatz. Meiner Meinung nach klingen diese nicht so drückend, wie ich das von anderen meiner Gitarren her kenne. Der Bass tritt ein wenig in den Hintergrund.
Bei der Tonebeurteilung zu Hause in den eigenen vier Wänden muss ich zweigleisig fahren. Zum einen spiele ich die Studio über meinen POD. Hierfür habe ich mir einen Referenztone erstellt, auf die ich alle meine Gitarren abstimme. Feinere Unterscheidungen werden in einer für die Gitarre optimale erstellten Bank abgelegt. In der Referenzbank klang die Studio recht höhenbetont und im Bass eher schlank. An meinem Amp stellt sich dies nur bedingt dar. Hier trumpft sie mit angriffslustigem, knalligem Tone, der auch schön Biss und Schmelz hat, auf.
Der Plus am Steg wird auf der Gibson-Homepage mit 8,25 kOhm angegeben, dem folgt der Neckpickup mit 7,92 kOhm. Der Stegpickup zeichnet wie üblich für die aggressiveren Töne verantwortlich. Er kann auch wunderbar zubeißen, allerdings mehr in den Tiefmitten, als im Bassbereich. Der Neckpickup klingt bekanntermaßen wärmer und voller. Man muss jedoch etwas Acht geben, dass er nicht das Mulmen anfängt. In der Zwischenstellung beider Pickups summieren sich ihre Eigenschaften zu einem etwas volleren und mächtigeren Tone. Der Bassumfang des Necks wird dabei ein wenig abgemildert. Er greift dem Steg-PU mit seiner Wohligkeit ein wenig unter die Arme.
Die Splittsounds sind, wie beschrieben eine nette Dreingabe. Völlig andere Klangwelten sollte man nicht von ihnen erwarten. Die Hoffnung, dass sie schön aufklaren und den Tone schlanker gestalten erfüllte sich nur bedingt. Der Output scheint nicht wirklich reduziert zu werden. Dies hat auch etwas Positives, es gibt keinen Lautstärkesprung, wenn man umschaltet (aber auch keinen wirklicher Boosteffekt). So bleiben jedoch auch dünnklingende Pseudo-Singlecoilsounds außen vor.
Das Fazit
Schöne Gibson, gut verarbeitet und von den neuen Features bei weitem nicht so dramatisch, wie man meinen sollte und liest! Nun bin ich keine 15 mehr, sondern eher 3 x 15 und kenne auch unsere heiß geliebten „alten“ Gibson und dennoch kann ich nur sagen, wenn Ihr kopfmäßig wegen den Neuerungen nicht komplett blockiert seid, fahrt mal zu Euren Shop und nehmt so ein 2015er-Modell von der Wand und lasst es auf Euch wirken. Müsst ja nicht gleich eine kaufen. Und wenn doch, solltet Ihr Euch vielleicht beeilen, denn die Teile werden rar.
Alternativen zur 2015er Studio
Gibt es derzeit mit der 2015er Studio SR, wobei das SR für Sprint Run steht. Bei diesem wurde auf das G-Force und den breiteren Hals verzichtet (Standardmaß wieder 43 mm). Den Nullbundsattel, als auch der Schriftzug wurde beibehalten. Diejenigen, die diesen Standard gerne besitzen möchte, müssen etwas tiefer in die Tasche greifen, die SR wird momentan für 999 € verkauft. Tja, weglassen kostet eben Geld.
Oder aber Ihr wartet auf den 2016er Jahrgang, der im Oktober oder November bei den Händlern eintreffen soll. Die ersten Modelle und deren Preis konnte ich im Netz bereits finden. Zur Freude von vielen unter Euch wird es die Studio auch wieder in einer Satin-Version, in Form der 50´s Tribute geben. Deren Verkaufspreis liegt bei 899 €, demzufolge nur leicht über dem derzeitigen Preis für meine Studio. Sie besitzen ebenfalls, wie die Sprint Run kein G-Force und Nullbundsattel, dafür aber die gewohnte Halsbreite und den altbekannten Schriftzug. Aus Leo Baul wird 2016 wieder Les Paul.
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