Wenn Pianisten zum Akkordeon greifen...

die Basis für die (ursprüngliche) Diskussion erschließt sich mir nicht wirklich.

Die Diskant-Seite eines Teils der Akkordeonfamilie hat optisch Ähnlichkeit mit der Tastatur eines Klaviers.

Das ist es schon mit der Gemeinsamkeit. Weitere gibt es nicht, sei es Physik (Tonerzeugung), Spielweise oder Verwendung. Daraus die Existenzberechtigung oder den Stellenwert eines Instruments herzuleiten, ist einfach hanebüchen.
Eine solche Argumentation zeugt auch von wenig bis keiner Sachkenntnis bezüglich Literatur, Verbreitung in anderen Ländern u.s.w.

Grüße - W., der nach Jahrzehnten Rundumtastieren wieder vom Erstinstrument Akkordeon fasziniert ist
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Karin66
  • Gelöscht von maxito
  • Grund: Offtopic, auf Wunsch des Users gelöscht
die Basis für die (ursprüngliche) Diskussion erschließt sich mir nicht wirklich.

Wenn man die Instrumente als grundsätzlich unterschiedliche Instrumente betrachtet und nicht davon ausgeht, dass man das andere spielen kann, wenn man das eine schon beherrscht, dann gibt es auch keine Basis um die Diskussion nachvollziehen zu können - Derjenige kann sich glücklich schätzen!

Wer mehrere Instrumente intensiver spielt, der kennt die Vorzüge und Schwächen des jeweiligen Instruments und demjenigen ist auch klar, dass jedes Instrument irgendwo seine Stärken hat, aber auch irgendwo limitiert ist und dass man nicht das eine Instrument auf die gleiche Art spielen kann, wie das andere. Das kann man selbstverständlich auch wissen, wenn man nur ein Instrument spielt.

Ein Saxofonspieler käme sicher nie auf die Idee sich ein Akkordeon zu greifen, drauf rumprobieren, und das was dabei rauskommt als Maßstab zu betrachten. Leider haben Tastenakkordeons eine gleiche Tastatur wie Klaviere, was dann eben Klavierspieler dazu verleitet, sich doch mal diese "bewegliche " Tastatur zu schnappen und auszuprobieren. Das wird natürlich auch die Art gemacht, die man gelernt hat - nämlich so, wie man ein Klavier anspielt. Das funktioniert so natürlich nicht!
Wäre auch nicht weiter schlimm, wenn das die jeweiligen Spieler für sich selbst nur machen würden und den Fehler in der mangelnden Beherrschung des andersartig zu bedienenden Instruments sehen würden. Es gibt aber leider genügend, die dann den Fehler im Instrument sehen, weil sich das blöde Teil nicht wie ein Klavier spielen lässt und dann lauthals das Akkordeon dafür verantwortlich machen, obwohl es Tasten ha.

Das Akkordeon hat historisch gesehen immer mit dem Makel zu kämpfen gehabt, dass es kein Insturment der gehobenen Gesellschaft war. Damit verbunden hatte das Akkordeon noch nie einen hohen Stellenwert. Als Folge dessen , kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen, muss man als Akkordeonspieler immer wieder begründen, warum man ausgerechnet Akkordeon spielt und nicht ein "vernünftiges" Instrument. - kann man sich irgendwann damit abfinden, macht aber auf Dauer auch etwas dünnhäutiger.

Und dann kommt es eben, dass man auf missglückte Versuche das Instrument über eine eher sehr mäßige Vorführung, als leicht lernbar darzustellen, leicht allergissch reagiert, wenn dies auf eine Art geschieht, die weder feinfühlig, noch besonders schön rüberkommt, sondern auf die Zuhörer eher abschreckend wirkt. Als engagierter Akkordeonspieler denkt man da ganz einfach : "Oh Gott schon wieder einer, gegen dessen Vorführung man wieder argumentieren muss, weshalb man das Akkordeon trotzdem für ein schönes und tolles Instrument hält.

Nu, wie gesagt, es geht nicht ausschließlich um das Video, sondern um die Erlebnisse, und Geschichten, die viele schon erlebt haben, die aus solchen missglückten Versuchen heraus entstanden sind. Und das Video ist nur euin Ausschnitt, der typische Muster aufzeigt, die eben aus solchen Missverständnissen herrühren. Es ist nur halt leider so, dass die negativen wesentlich öfter auftauchen, als die positiven, Erlebnisse, die es ja durchaus auch gibt - und das zermürbt einen halt mitunter.


Gruß, maxito
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 3 Benutzer
Leider haben Tastenakkordeons eine gleiche Tastatur wie Klaviere, was dann eben Klavierspieler dazu verleitet, sich doch mal diese "bewegliche " Tastatur zu schnappen und auszuprobieren. Das wird natürlich auch die Art gemacht, die man gelernt hat ...
Was bin ich froh, dass ich Knopf-Akkordeon spiele.

Ich hatte auch nie solche verächtliche Diskussionen. Im Gegenteil, man interessierte sich für das Instrument und fragte wozu denn die vielen Knöpfe vom MIII seien. Auch die Register (rechts und links) weckten Interesse und bekamen Lob, wenn man sie mit einem entsprechenden Stück erläuterte.

Aber eben, wenn man mit Vorurteilen durch die Welt geht ...

Vor langer Zeit kam eine junge Geigenspielerin aus dem Russischkurs zu mir nach Hause und ich spielte ihr was vor. Schon beim zweiten Teil des Walzers «Tessiner Leben» mit den Begleitwechseln D.d.d_H.hm.hm_E.em.em rümpfte sie die Nase und schlug die Hände über dem Kopf zusammen. Als ich fertig gespielt hatte, belehrte sie mich noch: also Septimen gibt es in der klassischen Harmonielehre nicht, die tönen scheusslich. Ihre Kritiken konnte sie aber nicht begründen, blieb aber stur bei ihrer Meinung.

Obwohl sie sehr hübsch war, habe ich sie aus der Wohnung geworfen – mein Seelenfrieden war mir wichtiger als ein Abenteuer.

Wünsche Euch alles Gute und viel Freude an unseren Instrumenten. mfG Paul Frager
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Eine wunderbare Story Paul!!
Ich habe mich schön beschnickert.

Pianisten haben am Akkordeon übrigens nicht nur Probleme mit dem Balg!
Die Balg-Dosis ist je nach Charakter des Spielers permanent zu hoch oder zu tief, Differenzierungen spontan erst einmal nicht vorhanden. Das wurde ja schon gesagt. Allerdings ist es zusätzlich oft so:

1.
Auch das Legatospiel fällt vielen schwer, denn der Ton ist auf dem Klavier weniger exakt zu Ende und die Übergänge verschwimmen, so dass man sich trotz ungenauerer Ausführung ein legato einbilden kann.

2.
Sprünge sind ebenfalls problematisch, denn die Mensur ist ziemlich verschieden, die Position des Manuals und der Hand sowieso (auch der Riemen engt ein). Dazu kommt noch das nicht unwesentliche Blindspiel.

3.
Die Kombination in der Grifftechnik fällt weg. Man kann eine Mittelstimme oder irgendein Element das von einer Hand weit entfernt ist nicht einfach in der anderen Hand spielen, weil sich der Klang am Akkordeon rechts und links unterscheidet. Und damit in Zusammenhang steht schließlich,

4.
Es gibt kein Spiel erleichterndes Pedal. Man glaubt überhaupt nicht was fehlt, wenn man sich einmal an das Pedal gewöhnt hat.

Alles in Allem wird von Pianisten immer wieder bestätigt, dass das Akkordeon schwerer zu spielen ist. Natürlich muss man auf solche pauschalen Aussagen nicht viel geben, es kommt wie immer darauf an.
Stride-Piano ist z.B. die Hölle auf Klavier und ganz einfach auf Akkordeon. Und natürlich fällt einem sein Hauptinstrument sowieso immer leichter. Aber natürlich ist da viel dran.

Wenn ich die Zeit hätte, würde ich gern mal das Klavier in ähnlicher Weise darstellen wie der Typ das Akkordeon darstellte. Wäre sicher lustig, aber wahrscheinlich bekäme ich dann noch viel mehr Prügel als der Pianist hier bei uns. Aber:

Ich habe gerade eine Produktion mit den Gewandhausmusikern in Leipzig hinter mir. Es geht tatsächlich um ganz andere Sachen als um Vor- oder Nachteile von Instrumenten zu beleuchten oder sich gar darüber lustig zu machen. Man arbeitet an einem musikalischen Ziel und noch höher steht das Ziel zu "entertainen". Man verliert nur Kraft, wenn man sich über instrumentenspezifische Kleinigkeiten aufreibt!
Jeder achtet den anderen und ich wurde mit Respekt behandelt. Es ist sogar so, dass gerade klassische Musiker mit ihren Orchesterinstrumenten besonderes Interesse fürs Akkordeon haben, denn das kennen sie noch nicht.

Zum Anfang der Diskussion: Man muss die Aussagen des Protagonisten einzuordnen wissen ... er ist halt Pianist und kann es nicht besser wissen. ;-)
Und sich über die Verbreitung von Nachrichten aufzuregen ist sowieso ein Kampf gegen Windmühlen, wenn man keine entsprechend höhere mediale Durchschlagskraft hat.

Übrigens noch ganz kurz, glaubt ihr, andere Instrumente haben keine Probleme mit dem Selbstbewusstsein?

"Liebe Musiker und Drummer"

Was ist der Fachausdruck für Fagotte? - Ein Didgeridoo mit Klappen.

Was denkt der Bassist während des Konzertes? E-E-E-A-A-A-E-E-E-E-E-E

Was macht man mit dem ersten Geiger nach einem Schlaganfall? - Man setzt ihn an die erste Bratsche!
Was macht man, wenn er kurz darauf stirbt? - Er kommt einfach in die zweite Reihe!
Welches ist das Lieblingsinstrument der Bratscher? Die Harfe: Nur Pizzicato, nur leere Saiten und kein Vibrato.
Wie heißt die Endrunde im Bratschistenwettbewerb?- Achtelfinale.


Sagt ein Harfinist: "Ich bin jetzt seit 40 Jahren Harfinist! - 10 Jahre habe ich gespielt und 30 gestimmt!"
Wie lange hält die Stimmung einer Harfe? - 15 Minuten oder bis einer die Tür aufmacht.

Was sind die beiden Unterschiede zwischen Geige und Klavier? - Man kann sein Bier aufs Klavier stellen.
flamme.jpg
- Das Klavier brennt länger.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 12 Benutzer
Da ich leider nicht mehr so häufig hier im Forum bin wie früher, bin ich jetzt erst auf den Faden gestoßen.
Ich spiele sowohl Akkordeon, als auch Klavier, als auch Orgel. Alle nicht perfekt, aber alle mit Hilfe von Lehrern erlernt und bin in so fern mit den Techniken und Eigenarten einigermaßen gut vertraut gemacht worden.
Das einzige, was diesen Instrumenten gemeinsam ist, ist die Bedienung unter anderem über eine ähnlich aussehende Tastatur.
Um mit einem Instrument Musik machen zu können muß aber sehr viel mehr passieren als nur die richtige Taste zur rechten Zeit zu drücken. Der Musiker wird eins mit seinem Instrument, kennt all seine Marotten, Vorzüge und Grenzen, er nutzt diese Kenntnis um das was in seinem Kopf oder in seinen Noten steht auszudrücken.
Das ist Musik.
Mechanisches Herunterspielen irgendwelcher Töne auf einer Tastatur (und sei es noch so akrobatisch und kunstvoll) erinnert mich eher an eine Jahrmarktorgel. Die höre ich bisweilen auch mal gerne, hat aber für meine Ohren mit gefühlvoller Musik nicht viel zu tun.
Ich käme nie auf die Idee, ein guter Melodika-Spieler kann sich mit wenig Übung auch ans Klavier setzen, weil die Tastatur ja ähnlich aussieht, oder gar Flöte Spielen, weil die ja auch geblasen wird.

Gruß
Reini2
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 5 Benutzer
Karin66
  • Gelöscht von maxito
  • Grund: Offtopic, auf Wunsch des Users gelöscht
eder achtet den anderen und ich wurde mit Respekt behandelt. Es ist sogar so, dass gerade klassische Musiker mit ihren Orchesterinstrumenten besonderes Interesse fürs Akkordeon haben, denn das kennen sie noch nicht.

Ich glaube auf der Stufe richtiger professioneller Spieler ist das auch kein Problem, da hier jeder weiß, wieviel Mühe er investiert hat um auch nur sein Instrument so in den Griff zu bekommen, dass er dieses Niveau rüberbringen kann. Die Leute wissen, dass selbst der Wechsel auf ein anderes als das gewohnte Instrument der gleichen Gattung schon Anpassung erfordert und kämen wohl kaum auf die Idee ein anderes Instrument zu beherrschen, nur weil zufällig die Tastatur gleichartig aufgebaut ist.

Diese Übersprunngshandlungen passieren vermutlich mehr auf Amateur und Hobbyniveau (Meine Einschätzung und Erfahrung).

Gruß, maxito
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
Karin66
  • Gelöscht von maxito
  • Grund: Offtopic, auf Wunsch des Users gelöscht
Also,

wenn ich Profimusik hören will, dann mach ich das Radio an und lass' mich berieseln. Wenn ich Musik fühlen will, dann geht das nur, wenn ich sie selbst mache. Und deshalb mache ich Musik. Das muss keinem anderen gefallen, es muss nur meine Seele streicheln, sonst nix.

Gruß
Axel
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 5 Benutzer
wenn ich Profimusik hören will, dann mach ich das Radio an und lass' mich berieseln. Wenn ich Musik fühlen will, dann geht das nur, wenn ich sie selbst mache.

Gut für die Profimusiker, die im Tonstudio werkeln, schade für die Profimusiker, die sich live auf der Bühne abstrampeln.

Viele Grüße

morino47
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Hallo,

das mag ja alles sein, aber leider hat das überhaupt nichts mehr mit dem Thema dieses Threads zu tun, zu dem ich nun mit Nachdruck bitte zurückzukommen. Alles andere kann gerne in einem anderen Thread im passenden Board-Bereich diskutiert werden.
 
hatte das Akkordeon noch nie einen hohen Stellenwert
dies kann ich heute aus meinem Umfeld nicht bestätigen, gute Musiker wissen andere gute Musiker immer zu schätzen, gleich aus welcher Ecke.
Ein treffendes Beispiel der Geringschätzung allerdings kenne ich: mich selbst vor einigen Jahrzehnten. Angefangen mit Akkordeon, Kanter-Schule, sehr eigenartigen Lehrern (Mitte der 50er!), dann Akkordeon-Orchester - 4. Stimme :mad:, Schülerband noch mit Akkordeon, 5 DM Gage pro Abend!, dann angefangen mit Klavier, Kirchenorgel, Konservatorium neben der Berufsausbildung. Damit einhergehend zunehmende Distanz und Missachtung des Akkordeons. Die Noten, die ich weggeworfen habe, hätte ich z.T. heute gerne wieder, geblieben sind einzig R. Würthners "Rhythmen der Zeit" kann man, finde ich, heute noch spielen. Um es kurz zu machen, sollen ja keine Memoiren werden: im privaten Bereich von elektroakustischen, elektronischen und virtuellen Instrumenten schon lange zum Klavier zurück gekommen, und auf dem Umweg über ein geerbtes (144er Einheits-)Bandoneon (was für Autisten ;)) wieder beim Akkordeon gelandet, mit großen Augen und Ohren, was sich da in der Zwischenzeit in Literatur, Stilistik, speziell Harmonik und Rhythmik (z.B. F. Marocco) getan hat. Seit geraumer Zeit das Instrument, mit dem ich die meiste Zeit verbringe, weil es mich am meisten herausfordert.

God save the reeds - Werner
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 5 Benutzer
Das Akkordeon ist wie das Harmonium ein Instrument, das bestimmte Vorzüge der Orgel mit Vorzügen des Klaviers verbindet. Und zugleich ist es artverwandt, aber eben ein eigenständiges Instrument.

Wie blickt ihr auf das Harmonium? Psalmenpumpe, Hallelujaschleuder, billiger Kirchenorgelersatz?

Das Harmonium war ursprünglich als Druckwindinstrument gebaut. Man konnte sowohl mit einem Magazinbalg gleichmäßig oder allein mit den Schöpfbälgen expressiv arbeiten. Hier wurde auch eine aufwendige Balgarbeit entwickelt. Zudem gab es in einem Register Percussionshämmerchen, die die Zungen anschlugen. Die Raffinessen führten zum Kunstharmonium, dessen Beherrschung viel Arbeit kostet. Nur darauf klimpern kann jeder. Für die breite Masse wurde das Saugwindharmonium erfunden, das kaum Raffinessen und seine Expressivität eingebüßt hat. Dieses gibt es bei uns noch zuhauf. Aus diesem entlockt auch der gute Spieler weitaus weniger.

Wie seht Ihr das Harmonium? Und vergleicht das mit dem Bild vom Akkordeon.

Orgel zu spielen ist weitaus schwieriger als Klavier. Bedenken wir: Klimpern kann jeder. Aber Spielen heißt Beherrschen.
Erschwerend kommt hinzu, daß es kaum baugleiche Orgeln gibt. Gerade die unterschiedlichen Systeme stellen gute Organisten immer vor große Herausforderungen, sie müssen vor einem Konzert die Orgel über Stunden erst einmal kennenlernen.

Viele Grüße

Andreas
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 5 Benutzer
Hallo Andreas,

ich hatte das Glück, bei dem Forummitglied Meisterklasse454 , alias Israel Yinon , der leider Anfang des Jahres verstarb ,
ein altes französisches Dumont Druckwindharmonium zu sehen.
Für ihn war es auf jeden Fall ein Erweckungserlebnis , das er einige Monate zuvor Dein restauriertes Harmonium erleben durfte.
Das war der Auslöser seiner Suche nach so einem Instrument.
Israel hatte mit seinem hohen musikalischen Anspruch immer ein sehr zwiespältiges Verhältnis zum Akkordeon ,
es schwankte zwischen totaler Euphorie und Enttäuschung . Enttäuschung eher deshalb, weil er bestimmte Nuancen nicht ausdrücken könnte.
Andererseits lag ihm das Klavier nie - da der Ton nach dem Anschlagen ausklingt . Die Orgel hat er auch nicht geliebt,
da der Ton nicht ausreichend modulierbar ist.
Sein Harmonium , obwohl dato noch leicht undicht und nicht perfekt gestimmt , hatte für ihn vieles, was dem Akkordeon fehlte.
Das Dumont war um 1860 gebaut und hatte hervorragendes Stimm-Material , durch das Expressionsregister spielt es nicht, wie ein normales Harmonium aus einem "Dudelsackbalg",
sondern die Dynamik wird direkt mit einem sehr feinfühligen Pedalspiel auf die Stimmen übertragen. Gekonnt gespielt hat so ein Druckwindharmonium alle Ausdrucksmöglichkeiten,
die man auch vom Akkordeon kennt.

Er spielte mir ein Max Reger Orgelstück , abwechselnd auf seinem Akkordeon , der beachtlichen Bugari und seinem Harmonium vor.
Seine Begeisterung für den außergewöhnlichen Ton war leicht zu erklären :
das Instrument hat bei knapp 200kg Lebendgewicht eine ganz andere Resonanz ,
das lässt sich nie in ein Akkordeon packen.
Mit welcher Wucht und Intensität so ein Ton dann im Raum steht
oder wie fein die Stimmzungen bei leisen Passagen ansprechen,
das war echt ein Erlebnis !

Dank+Gruss,
Ludger
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Wir kommen zwar vom Thema ab, aber kurz sei es geschrieben, daß ich mich sehr freue, ihn vielleicht so kurz vor seinem Tode noch zu "seinem" Instrument verholfen zu haben, das er Zeit seines Lebens gesucht hatte.

01.12.2014
Lieber Bruder,

Es hat etwas gedauert, aber ich bin beim Harmonium schon begeistert...

Vielleicht war ich nie einer richtige Akkordeonist, sondern viel mehr einer versteckte Harmonist :)

Auch ohne vollständige Kunst-Harmonium zu besitzen, habe ich Spass dabei. Was man z.B. mit das Doppel Espression machen kann, oder wie kann Percussion mit Celesta klingen (wie einer Pizz. beim streicher); was bedeutet Espressive überhaupt, usw usw usw. Tolle Sachen!

Wenn schon dann darf es einer Mustel Harmonium-Celesta sein... Übrigens, gerade am letzte Monat würde so einer Instrument in Top-Zustand für 9,500.- € in Frankreich verkauft (und ging nach Deutschland). Hätte ich davon rechtzeitig gewüsst dann....

Ob ich das brauche? Es wäre schön so eine phänomenale Instrument zu haben, aber brauche ich es wahrsceinlich nicht. Es ist so schön alle diesen Farben und Spielarten zu haben, nun, um wirklich zu spielen braucht man die richtige Motivation dafür und gerade das finde ich gott sei dank beim Top-Orchestern.

Es ist wirklich kömisch, wie ich mit die Instrumenten seit lange umgehe!

Du wirdest es kaum glauben können, aber meine Bugari klingt manchmals wie eine 1:1 verkleinerte Version meiner Dumond Harmonium. Einige Registern klingen einfach ähnlich.

Nur ist die Bugari das sensibler von beide. Und gerade deshalb mag ich die so sehr. Die bleibt auf meine Körper sitzen, also ist die wie einer Teil von nir.
Ja, die Bugari hat nicht den Klangvolumen einer Harmonium, aber das klangliche Tendenz ist einfach da.

Paar Sachen stören mich enorm beim meine Dumond Harmonium; so z.B. kann ich mit Espression kaum "glatt" spielen - und vielleicht liegt das auch an den Instrument: die Bälge sind übrigens OK, aber ich schaffe den Kontrol durch den Trittpedale nur bedingt. Vielleicht sollen die Trittpedale mechanisches besser, harmonischer, mit die Expression Bälge verbunden sein.

Dann gibt es einige Intonations schwäche, auch nicht alle Tasten benehmen sich so gleich und leicht wie ich mir das wünsche - es kann schon schwär sein darauf zu spielen.

Ach ja: wann kommst Du? :) :) :) :)

Liebe Grüsse!

Dein Israel


Auch Israel musste sich erst auf das neue Instrument einstellen und üben, um sein ganzes Potential zu entfalten.

Er besaß kurzzeitig eine Cantora, die er mit meiner verglich. Während ich bei meiner auf gutes Ansprechverhalten bedacht war, mochte er das gar nicht, denn sie atmete ihm zu wenig. Seine hatte einen hohen Lösabstand und so "atmeten" die Zungen erst einmal, bevor sie ansprachen.

Kurzum gesagt (und so wieder zum Thema zu kommen): Es gibt von jedem Instrument gute und einfache Varianten. Und man darf nie der Gefahr erlegen, zu glauben, ein Instrument, das sich ähnlich wie das bekannte spielen lässt, von Beginn an zu beherrschen - denn sonst wäre es ja das gleiche Instrument. Man startet zwar nicht bei 0, aber auch nicht bei 99. Jedes Instrument verlangt vom Spieler Übung und Einfühlvermögen, um es in seinem vollen Potential ausschöpfen zu können.
Das habe ich bei Klarinette und Saxophon ebenso wie bei allen meinen Tasteninstrumenten erlebt. Und ich darf zu Recht behaupten, daß ich auf allen Tasteninstrumenten spielen (oder klimpern) kann.


Viele Grüße

Ippenstein
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 3 Benutzer
Auch Israel musste sich erst auf das neue Instrument einstellen und üben, um sein ganzes Potential zu entfalten.

Er besaß kurzzeitig eine Cantora, die er mit meiner verglich. Während ich bei meiner auf gutes Ansprechverhalten bedacht war, mochte er das gar nicht, denn sie atmete ihm zu wenig. Seine hatte einen hohen Lösabstand und so "atmeten" die Zungen erst einmal, bevor sie ansprachen.


Auch wenn wir kurzzeitig doch relativ weit weg vom eigentlichen Thema gekommen sind - die kurze Episode von Israel Yinon, die Ippenstein beschrieb zeigt, doch recht deutlich , wie sich ein Profi und Vollblutmusiker einem anderen Instrument nähert und wuie er es angeht.

Und darin zeigt sich wohl der deutlichste Unterschied, zu Amateuren, die ihr Instrument lieben - bei einem Vollblutmusiker geht es zuallererst um Musik und um deren Umsetzung. Einem Musiker, wie z.B Israel Yinon wäre es nie in den Sinngekommen ein Instrument gegenüber einem andere als höherwertig oder minderwertig zu betrachten. Bei ihm gings nur darum, was kann ich mit dem Instrument ausdrücken und was geht nicht mehr und für was nehm ich besser ein anderes Instrument.

Einem Akkordeonspieler fällt es schon sehr schnell auf, dass er nicht einfach von Akkordeon auf Klavier umsteigen kann - das Scheitern der linken Hand macht dies in der Regel recht schnell ganz klar. Andersrum fällt es einem Pianisten nicht so schnell auf, dass das ohne intensive Beschäftigung gar nicht klappen kann, weil Pianisten i.d.R eine gut trainierte linke Hand haben und die schnell auf den Standardbass umpolen können.

Nur stolpern die Pianisten über den Balg, da diese Bewegung und Balgsteuerung nicht trainiert wurde und drum auch so nicht einfach verfügbar ist. Hierzu muss man ja erstmal das Gehirn umpolen, dass es bei der Dymamikregelung von Fingeranschlag und Fingerkraft auf feindosierte Armkraft umstellen muss. Und das geht in aller Regel nicht so schnell. Ich vermute dies können alle, die noch nicht allzulange Akko spielen und sich an ihre Anfänge erinnern bestätigen. Das dauert schon ne Weile, bis das halbwegs klappt.

Gruß, maxito
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 6 Benutzer

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben