Strato Incendus
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Das Musikerdasein besteht bekanntlich aus mehr als dem reinen Beherrschen seines Instruments und mich würde einfach mal interessieren, wo in dem ganzen Drumherum ihr am häufigsten auf eure persönlichen Hürden stoßt. Oft bekommen wir von anderen Musikern nämlich nur das mehr oder weniger "perfekte" Endergebnis ihrer Arbeit zu sehen - eine professionelle Aufnahme oder ein solider Auftritt. Den beschwerlichen Weg bis dorthin inklusive zahlloser, anfangs scheußlich klingender Übungs-Sessions, bekommen wir hingegen nicht zu Gesicht. Wir bekommen lediglich das Resultat präsentiert, oft noch verbunden mit einem Satz wie "Wenn du nur hart genug arbeitest, kommst du auch da hin." In diesem Thread würde ich gerne mal diese American Dream-Parolen zur Seite schieben und einfach mal einen offenen und ehrlichen Austausch darüber führen, wo wer von uns am häufigsten auf Probleme stößt, vielleicht auch auf so große, dass er zuweilen das Aufgeben in Erwägung zieht.
Ich kenne z.B. diverse Leute, die sich mit dem Songwriting richtig schwer tun, was mir persönlich eher leichter fällt, dafür habe ich als wenig technikaffiner Mensch öfters Sorge wegen der Logistik - das Kabelchaos beim Aufnehmen oder bei Auftritten, hören sich auch alle vernünftig, bekommen wir das ganze Equipment da hin, reißen Saiten oder gehen Röhren kaputt, ist der Tontechniker genervt usw.
Ich mache das extra hier im Sänger-Forum, da wir hier erstmal "unter uns sind" und ich hier im Vergleich zum Rest des Boards mittlerweile recht viele Leute "kenne", soweit das übers Internet möglich ist .
Fangen wir mal beim vermeintlich einfachsten Punkt an:
Mitmusiker finden
Jemanden zu finden, der irgendein Instrument spielt, ist noch verhältnismäßig leicht. Jemanden aufzutreiben, der ein bandtaugliches Instrument spielt - und nicht bspw. ein Orchester-Instrument - schon schwieriger. Jemanden, der zudem den eigenen Musikgeschmack zu einem ausreichenden Anteil teilt, das ist in der heutigen Zeit imho deutlich schwerer als früher, einfach weil es mehr Musik gibt, jeder kennt was, aber jeder kennt was anderes. Der größte gemeinsame Nenner ist da oft nur das, was in den Charts läuft. Handgemachte Musik ist da momentan eher weniger vertreten, und wenn man aus dem Metal-Bereich kommt sieht's buchstäblich noch düsterer aus .
Hat man seine Mitmucker dann zusammen, trennt sich meist die Spreu vom Weizen anhand der Zuverlässigkeit. Alle Bands, mit denen ich bisher zu tun hatte, unterteilen sich irgendwann in einen "harten Kern" - die, die die Songs schreiben, die Probetermine organisieren, die sich beim Auftritt darum kümmern, dass der ganze Kram zusammen gehalten wird, die die Leute fürs Aufnehmen zusammentrommeln - und einen Teil von "Mitläufern"; der Typ, der eine etwas weitere Anreise hat, dadurch notorisch zu spät kommt und nicht mal seinen eigenen Bass mitbringt, sondern lieber auf dem spielt, der im Proberaum herumsteht (ist ein reales Beispiel und nicht speziell gegen Bassisten gerichtet ).
Dann bleiben einem zwei Möglichkeiten: Entweder, man erträgt das und versucht die Mitläufer an der Leine zu halten. Oder aber man greift durch und schmeißt die, die sich hängen lassen, raus. Die meisten Mitläufer, denen ich persönlich begegnet bin, waren irgendwann Gott sei Dank so nett, sich selbst rauszukegeln, indem sie einfach gar nicht mehr zur Probe erschienen sind. Aber ob so oder herausgeworfen, in dem Fall steht man wieder beim Ausgangsproblem: passende Mitmusiker zu finden ist leichter gesagt als getan .
Bei uns liegt das womöglich auch an dem eigenwilligen Konzept, Metal mit inhaltlichem Fokus auf das (historische) Mittelalter zu machen und im Gegensatz zu anderen Power-Metal-Bands dann auch in Kettenhemd & Co. aufzutreten (ja, das geht, man kann damit Gitarre spielen! ^^). Da gucken einen die meisten potentiellen Mitmusiker erst einmal irritiert an .
Songschreiben
Wie gesagt bei mir einer der etwas weniger problematischen Punkte. Natürlich habe ich auch einige Stücke, wo mir längere Zeit kein Text oder keine Bridge einfällt, aber dann mache ich eben in der Zwischenzeit an anderen weiter. Zur Not mal einen Coversong zwischenschieben, damit man sich nicht ständig "im eigenen Saft dreht" und mal über den Tellerrand hinausguckt. Auf Zwang einen Song fertig zu stellen nach dem Motto "Geht mal schnell raus und schreibt den Text" funktioniert bei mir nur selten und davon halte ich auch nicht besonders viel. Da genieße ich auch mal den Vorteil, eben kein Profi-Musiker zu sein, dem womöglich das Label mit einer Deadline im Nacken sitzt.
Arrangieren
Habe ich früher mit Songschreiben in einen Topf geworfen, weil Songwriting ohne zumindest eine gewisse Form von Arrangement meistens nicht geht (es sei denn, man bezeichnet ein paar Verse und eine einstimmige Melodie ohne Akkorde und Harmonien schon als "Song"). Mittlerweile weiß ich, dass der Arrangier-Teil seine eigenen Herausforderungen hat, bin da aber Dank des Theoriewissens, das ich von meinem zweiten Gesangslehrer habe, souveräner geworden. Da ich mir wohl kaum auf absehbare Zeit ein Orchester für meine Aufnahmen leisten können werde, muss ich ja auch nicht in der Lage sein, eine komplette Partitur für wer weiß wie viele Instrumente zu schreiben, solange meine Streicher- und Hörner-Parts im Notationsprogramm und beim Garritan Personal Orchestra gut klingen. Für die Standard-Bandinstrumente Gitarre, Bass, Schlagzeug und Klavier geht einem das Arrangieren meiner Erfahrung nach in Fleisch und Blut über, je mehr Songs man schreibt, denn für letzteres braucht man es halt sowieso. Guitar Pro is King!
Üben
Da viele meiner Songs in der Notationssoftware entstehen, neige ich dazu, mir manchmal Parts zu schreiben, die mich erstmal überfordern, egal ob Gitarre, Gesang, Klavier oder Schlagzeug. Aber mittlerweile bin ich recht fix geworden im "den Tab vom Blatt spielen", sodass ich tatsächlich nicht mehr so viel "üben" muss wie früher sondern einfach eher "spiele" und irgendwann kommt das von selbst. Für den Gesang haben mein Bruder und ich mittlerweile einen neuen Lehrer in Köln gefunden, morgen Abend ist die erste Probestunde, mal schauen, wie's so wird.
Mangelnde Übungsbereitschaft von Bandmitgliedern ist halt nur bedingt in der eigenen Hand. Ich habe mich schon oft dazu überreden lassen, Parts zu vereinfachen, damit wir vorwärts kommen, aber bei manchen Sachen, die für mich essenziell zum Song dazugehören, bin ich dann auch stur und sage: "Nimm dir die Zeit, die du brauchst, um das zu üben, aber das muss da einfach hin, das können wir nicht abändern." Manchmal münden die Schwierigkeiten der beiden Mitmusiker mit ihren jeweiligen Parts dann in den vermeintlichen Zwang, das selbst spielen können zu müssen, und sei es nur um übungsunwilligen Leuten zu zeigen "Sieh her, das ist machbar!" - nicht, um sie zu demotivieren, sondern um ihnen Tipps geben zu können, wie sie da hin kommen.
Proben
Hängt eng mit der oben erwähnten sehr variablen Zuverlässigkeit verschiedener Bandmitglieder zusammen. Meist geht die auf unterschiedliche Zeitreserven und Prioritätensetzung zurück - Arbeit und Partner/Familie sind da die beiden größten "Saboteure" des Bandgeschehens (nicht abwertend gemeint). Das Hauptproblem liegt darin, dass die betreffenden Leute sich oft selbst nicht genau entscheiden können und sich lieber alle Türchen offen halten wollen, als klar zu sagen "Pass mal auf, mir ist XY gerade wichtiger, nach dem nächsten Auftritt bin ich raus, schaut euch schonmal langsam nach jemand neuem um". Und einfach rausschmeißen macht man ja auch nicht mal eben, gestaltet sich zudem als schwieriger, wenn Familienmitglieder Teil der Band sind. So treten wir z.B. seit unserem letzten Auftritt vor gut einem Jahr ziemlich auf der Stelle, mit meinem Bruder am Schlagzeug habe ich noch ein paar Sachen aufnehmen können, aber Proben bestehen hauptsächlich daraus, immer wieder dieselben alten Songs zu üben und das aufzuarbeiten, was über die Zeit verschütt gegangen ist. Für mich als denjenigen, der die Songs schreibt, ist das natürlich frustrierend, nach all der Zeit nichts Neues einbringen zu können und ständig in Lagen zu singen, die aus heutiger Sicht für mich nicht mehr optimal (=meist zu tief / unspektakulär) sind - mein Vater am Bass hingegen kommt halt berufsbedingt nicht so viel zum Üben und muss gefühlt bei jeder Probesession wieder von Null anfangen. Songs transponieren in eine jetzt passendere Lage ist damit Fehlanzeige, das würde für ihn in kompletter Überforderung enden, zudem hält er sehr stark an den Songs in ihrer jetzigen Form fest, weil er sich schon so stark mit ihnen identifiziert hat. Also wird er nicht freiwillig den Platz räumen für jemand anderen, ich kann und will ihn natürlich auch nicht "rausschmeißen" und mich mit meinen restlichen Songs vom Acker machen ist auch keine Option, weil die an unsere bisherigen anknüpfen.
Auftritte
Da unser "harte Kern" normalerweise aus drei Leuten besteht und wir immer nur mal zwischendurch einzelne Gastmusiker hatten, haben wir seit jeher Background-Orchester und teilweise auch Zweitstimmen für den Gesang vom Band kommen lassen - Bassist und Schlagzeuger müssen sich bei uns zu sehr auf ihre eigenen Parts konzentrieren, um mitzusingen, geschweigedenn mehrstimmig. Ich habe einfach die Flucht nach vorne gemacht und bei unserem letzten Auftritt das Macbook meines Vaters, das das Orchester-Playback abgespielt hat, als viertes Bandmitglied vorgestellt, das einzige, das sich garantiert nicht verspielt hat ^^. Das kam natürlich gut an, aber langfristig ist man damit ziemlich eingeschränkt.
Aufnehmen
Haben wir uns momentan als eher verwirklichbares Ziel gesetzt. Da wir eh Track für Track aufnehmen müssen, kann sich jeder seine Übe-Zeit flexibel einteilen und es wird dann aufgenommen, wenn derjenige in seinem Part sicher ist. Halt alles auf Home-Level mit Garage Band, den Verstärker auf Ohrstöpsel-Niveau aufdrehen bis man ordentliche Speaker-Bewegungen und eine tolle Cabinet Resonance hat ist halt einfach nicht drin. Unser Schlagzeug ist ein Roland-V-Drum, was einem immerhin den Ärger mit den ganzen Mikrofonen spart, und ich bin froh für jedes Instrument, dass wir still aufnehmen können. Habe meine Gitarrenparts schon nachts um zwölf aufgenommen, sodass die Zeit, wo meine Mutter nicht im Haus ist und sich über den Lärm beschweren könnte, für den Gesang bleibt. Den der dringt nun mal durchs ganze Haus ^^.
Vielleicht wäre langsam mal ein Upgrade der Aufnahmesoftware auf etwas wie Reaper oder bestensfalls gleich Logic angebracht; andererseits habe ich das Gefühl, aus Garage Band noch nicht alles herausgeholt zu haben, was geht, also gibt's da Hemmungen, den Batzen für ein komplexeres Programm hinzulegen. Nichtsdestotrotz ist mir das Home-Recording-Vorgehen deutlich lieber als alle wieder unter Druck zu setzen, wie sau zu üben und dann in ein professionelles Studio zu gehen - was daran liegen könnte, dass ich, was Tontechniker anbelangt, bisher mehr mit denen vom Typ Glenn Fricker zusammengetroffen bin: professionell bis zur K*tzgrenze und gefühlt notorisch genervt. Klar, kann ich auch verstehen, die machen den ganzen Tags nichts anderes, haben die Routine und entsprechend wenig Verständnis für die "Noobs", die vielleicht Songs schreiben und ihre Instrumente einigermaßen spielen können, aber eher wenig Ahnung von dem technischen Klimbim drumherum haben. Um dem entgegenzuwirken versuche ich's dann lieber selber und falle zuweilen auf die Nase, aber schaffe mir damit peu à peu dieselben Grundlagen drauf. Mal gucken, wo es endet...
So, genug ausgeheult, wo liegen euch am häufigsten Stolpersteine im Weg?
Ich kenne z.B. diverse Leute, die sich mit dem Songwriting richtig schwer tun, was mir persönlich eher leichter fällt, dafür habe ich als wenig technikaffiner Mensch öfters Sorge wegen der Logistik - das Kabelchaos beim Aufnehmen oder bei Auftritten, hören sich auch alle vernünftig, bekommen wir das ganze Equipment da hin, reißen Saiten oder gehen Röhren kaputt, ist der Tontechniker genervt usw.
Ich mache das extra hier im Sänger-Forum, da wir hier erstmal "unter uns sind" und ich hier im Vergleich zum Rest des Boards mittlerweile recht viele Leute "kenne", soweit das übers Internet möglich ist .
Fangen wir mal beim vermeintlich einfachsten Punkt an:
Mitmusiker finden
Jemanden zu finden, der irgendein Instrument spielt, ist noch verhältnismäßig leicht. Jemanden aufzutreiben, der ein bandtaugliches Instrument spielt - und nicht bspw. ein Orchester-Instrument - schon schwieriger. Jemanden, der zudem den eigenen Musikgeschmack zu einem ausreichenden Anteil teilt, das ist in der heutigen Zeit imho deutlich schwerer als früher, einfach weil es mehr Musik gibt, jeder kennt was, aber jeder kennt was anderes. Der größte gemeinsame Nenner ist da oft nur das, was in den Charts läuft. Handgemachte Musik ist da momentan eher weniger vertreten, und wenn man aus dem Metal-Bereich kommt sieht's buchstäblich noch düsterer aus .
Hat man seine Mitmucker dann zusammen, trennt sich meist die Spreu vom Weizen anhand der Zuverlässigkeit. Alle Bands, mit denen ich bisher zu tun hatte, unterteilen sich irgendwann in einen "harten Kern" - die, die die Songs schreiben, die Probetermine organisieren, die sich beim Auftritt darum kümmern, dass der ganze Kram zusammen gehalten wird, die die Leute fürs Aufnehmen zusammentrommeln - und einen Teil von "Mitläufern"; der Typ, der eine etwas weitere Anreise hat, dadurch notorisch zu spät kommt und nicht mal seinen eigenen Bass mitbringt, sondern lieber auf dem spielt, der im Proberaum herumsteht (ist ein reales Beispiel und nicht speziell gegen Bassisten gerichtet ).
Dann bleiben einem zwei Möglichkeiten: Entweder, man erträgt das und versucht die Mitläufer an der Leine zu halten. Oder aber man greift durch und schmeißt die, die sich hängen lassen, raus. Die meisten Mitläufer, denen ich persönlich begegnet bin, waren irgendwann Gott sei Dank so nett, sich selbst rauszukegeln, indem sie einfach gar nicht mehr zur Probe erschienen sind. Aber ob so oder herausgeworfen, in dem Fall steht man wieder beim Ausgangsproblem: passende Mitmusiker zu finden ist leichter gesagt als getan .
Bei uns liegt das womöglich auch an dem eigenwilligen Konzept, Metal mit inhaltlichem Fokus auf das (historische) Mittelalter zu machen und im Gegensatz zu anderen Power-Metal-Bands dann auch in Kettenhemd & Co. aufzutreten (ja, das geht, man kann damit Gitarre spielen! ^^). Da gucken einen die meisten potentiellen Mitmusiker erst einmal irritiert an .
Songschreiben
Wie gesagt bei mir einer der etwas weniger problematischen Punkte. Natürlich habe ich auch einige Stücke, wo mir längere Zeit kein Text oder keine Bridge einfällt, aber dann mache ich eben in der Zwischenzeit an anderen weiter. Zur Not mal einen Coversong zwischenschieben, damit man sich nicht ständig "im eigenen Saft dreht" und mal über den Tellerrand hinausguckt. Auf Zwang einen Song fertig zu stellen nach dem Motto "Geht mal schnell raus und schreibt den Text" funktioniert bei mir nur selten und davon halte ich auch nicht besonders viel. Da genieße ich auch mal den Vorteil, eben kein Profi-Musiker zu sein, dem womöglich das Label mit einer Deadline im Nacken sitzt.
Arrangieren
Habe ich früher mit Songschreiben in einen Topf geworfen, weil Songwriting ohne zumindest eine gewisse Form von Arrangement meistens nicht geht (es sei denn, man bezeichnet ein paar Verse und eine einstimmige Melodie ohne Akkorde und Harmonien schon als "Song"). Mittlerweile weiß ich, dass der Arrangier-Teil seine eigenen Herausforderungen hat, bin da aber Dank des Theoriewissens, das ich von meinem zweiten Gesangslehrer habe, souveräner geworden. Da ich mir wohl kaum auf absehbare Zeit ein Orchester für meine Aufnahmen leisten können werde, muss ich ja auch nicht in der Lage sein, eine komplette Partitur für wer weiß wie viele Instrumente zu schreiben, solange meine Streicher- und Hörner-Parts im Notationsprogramm und beim Garritan Personal Orchestra gut klingen. Für die Standard-Bandinstrumente Gitarre, Bass, Schlagzeug und Klavier geht einem das Arrangieren meiner Erfahrung nach in Fleisch und Blut über, je mehr Songs man schreibt, denn für letzteres braucht man es halt sowieso. Guitar Pro is King!
Üben
Da viele meiner Songs in der Notationssoftware entstehen, neige ich dazu, mir manchmal Parts zu schreiben, die mich erstmal überfordern, egal ob Gitarre, Gesang, Klavier oder Schlagzeug. Aber mittlerweile bin ich recht fix geworden im "den Tab vom Blatt spielen", sodass ich tatsächlich nicht mehr so viel "üben" muss wie früher sondern einfach eher "spiele" und irgendwann kommt das von selbst. Für den Gesang haben mein Bruder und ich mittlerweile einen neuen Lehrer in Köln gefunden, morgen Abend ist die erste Probestunde, mal schauen, wie's so wird.
Mangelnde Übungsbereitschaft von Bandmitgliedern ist halt nur bedingt in der eigenen Hand. Ich habe mich schon oft dazu überreden lassen, Parts zu vereinfachen, damit wir vorwärts kommen, aber bei manchen Sachen, die für mich essenziell zum Song dazugehören, bin ich dann auch stur und sage: "Nimm dir die Zeit, die du brauchst, um das zu üben, aber das muss da einfach hin, das können wir nicht abändern." Manchmal münden die Schwierigkeiten der beiden Mitmusiker mit ihren jeweiligen Parts dann in den vermeintlichen Zwang, das selbst spielen können zu müssen, und sei es nur um übungsunwilligen Leuten zu zeigen "Sieh her, das ist machbar!" - nicht, um sie zu demotivieren, sondern um ihnen Tipps geben zu können, wie sie da hin kommen.
Proben
Hängt eng mit der oben erwähnten sehr variablen Zuverlässigkeit verschiedener Bandmitglieder zusammen. Meist geht die auf unterschiedliche Zeitreserven und Prioritätensetzung zurück - Arbeit und Partner/Familie sind da die beiden größten "Saboteure" des Bandgeschehens (nicht abwertend gemeint). Das Hauptproblem liegt darin, dass die betreffenden Leute sich oft selbst nicht genau entscheiden können und sich lieber alle Türchen offen halten wollen, als klar zu sagen "Pass mal auf, mir ist XY gerade wichtiger, nach dem nächsten Auftritt bin ich raus, schaut euch schonmal langsam nach jemand neuem um". Und einfach rausschmeißen macht man ja auch nicht mal eben, gestaltet sich zudem als schwieriger, wenn Familienmitglieder Teil der Band sind. So treten wir z.B. seit unserem letzten Auftritt vor gut einem Jahr ziemlich auf der Stelle, mit meinem Bruder am Schlagzeug habe ich noch ein paar Sachen aufnehmen können, aber Proben bestehen hauptsächlich daraus, immer wieder dieselben alten Songs zu üben und das aufzuarbeiten, was über die Zeit verschütt gegangen ist. Für mich als denjenigen, der die Songs schreibt, ist das natürlich frustrierend, nach all der Zeit nichts Neues einbringen zu können und ständig in Lagen zu singen, die aus heutiger Sicht für mich nicht mehr optimal (=meist zu tief / unspektakulär) sind - mein Vater am Bass hingegen kommt halt berufsbedingt nicht so viel zum Üben und muss gefühlt bei jeder Probesession wieder von Null anfangen. Songs transponieren in eine jetzt passendere Lage ist damit Fehlanzeige, das würde für ihn in kompletter Überforderung enden, zudem hält er sehr stark an den Songs in ihrer jetzigen Form fest, weil er sich schon so stark mit ihnen identifiziert hat. Also wird er nicht freiwillig den Platz räumen für jemand anderen, ich kann und will ihn natürlich auch nicht "rausschmeißen" und mich mit meinen restlichen Songs vom Acker machen ist auch keine Option, weil die an unsere bisherigen anknüpfen.
Auftritte
Da unser "harte Kern" normalerweise aus drei Leuten besteht und wir immer nur mal zwischendurch einzelne Gastmusiker hatten, haben wir seit jeher Background-Orchester und teilweise auch Zweitstimmen für den Gesang vom Band kommen lassen - Bassist und Schlagzeuger müssen sich bei uns zu sehr auf ihre eigenen Parts konzentrieren, um mitzusingen, geschweigedenn mehrstimmig. Ich habe einfach die Flucht nach vorne gemacht und bei unserem letzten Auftritt das Macbook meines Vaters, das das Orchester-Playback abgespielt hat, als viertes Bandmitglied vorgestellt, das einzige, das sich garantiert nicht verspielt hat ^^. Das kam natürlich gut an, aber langfristig ist man damit ziemlich eingeschränkt.
Aufnehmen
Haben wir uns momentan als eher verwirklichbares Ziel gesetzt. Da wir eh Track für Track aufnehmen müssen, kann sich jeder seine Übe-Zeit flexibel einteilen und es wird dann aufgenommen, wenn derjenige in seinem Part sicher ist. Halt alles auf Home-Level mit Garage Band, den Verstärker auf Ohrstöpsel-Niveau aufdrehen bis man ordentliche Speaker-Bewegungen und eine tolle Cabinet Resonance hat ist halt einfach nicht drin. Unser Schlagzeug ist ein Roland-V-Drum, was einem immerhin den Ärger mit den ganzen Mikrofonen spart, und ich bin froh für jedes Instrument, dass wir still aufnehmen können. Habe meine Gitarrenparts schon nachts um zwölf aufgenommen, sodass die Zeit, wo meine Mutter nicht im Haus ist und sich über den Lärm beschweren könnte, für den Gesang bleibt. Den der dringt nun mal durchs ganze Haus ^^.
Vielleicht wäre langsam mal ein Upgrade der Aufnahmesoftware auf etwas wie Reaper oder bestensfalls gleich Logic angebracht; andererseits habe ich das Gefühl, aus Garage Band noch nicht alles herausgeholt zu haben, was geht, also gibt's da Hemmungen, den Batzen für ein komplexeres Programm hinzulegen. Nichtsdestotrotz ist mir das Home-Recording-Vorgehen deutlich lieber als alle wieder unter Druck zu setzen, wie sau zu üben und dann in ein professionelles Studio zu gehen - was daran liegen könnte, dass ich, was Tontechniker anbelangt, bisher mehr mit denen vom Typ Glenn Fricker zusammengetroffen bin: professionell bis zur K*tzgrenze und gefühlt notorisch genervt. Klar, kann ich auch verstehen, die machen den ganzen Tags nichts anderes, haben die Routine und entsprechend wenig Verständnis für die "Noobs", die vielleicht Songs schreiben und ihre Instrumente einigermaßen spielen können, aber eher wenig Ahnung von dem technischen Klimbim drumherum haben. Um dem entgegenzuwirken versuche ich's dann lieber selber und falle zuweilen auf die Nase, aber schaffe mir damit peu à peu dieselben Grundlagen drauf. Mal gucken, wo es endet...
So, genug ausgeheult, wo liegen euch am häufigsten Stolpersteine im Weg?
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