[Gitarre] Harley Benton TE-80 NT Deluxe

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Harley Benton TE-80 NT Deluxe



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Die Vorgeschichte.
Viele Jahre ist es her, als ich mit einem Gitarristen zusammenspielte, der eine deutlich hochwertigere Reissue der hier im Verlauf des Review getesteten Gitarre besaß. Es handelt sich um die Gitarre, die Prince spielte: Eine Anderson MadCat, die es später von Hohner unter mehreren Namen, bspw. „The Prinz“, gab. Wer hier zu mehr Informationen benötigt, den verweise ich sehr gerne auf den hervorragenden Review und Thread von User @Eggi . Nun, der damalige Kollege spielte die besagte Hohner „The Prinz“ und hatte die Tonabnehmer durch Harry Häusels getauscht. Für mich regelrecht ein klangliches und auch optisches Wahnsinnsteil, da mir das sehr kunstvolle und aufwendige Erscheinungsbild sehr gefiel. Irgendwann vor zwei oder drei Jahren schlenderte ich dann durch Thomann und sah den Nachbau dieser Gitarre aus den 80ern, die sogar ihren Jahrgang im Namen trägt: TE-80 NT. Ab diesen Zeitpunkt war ich ziemlich fasziniert, spielte diese besondere Telecaster immer mal wieder bei Thomann an und war auch im Ampraum über die Reaktionen der anderen Kunden sehr überrascht. Eines Tages, wenn es die Situation ergibt, dann wollte ich mir diese Gitarre mal genauer betrachten. Nun, es vergingen ein paar Jahre, ich beschäftigte mich mit anderen Dingen, mein Equipment durchlebte wichtige Stationen und als ich dann vor wenigen Wochen wieder meinen Haus- und Hofmusikladen besuchte, fiel mir wieder diese Gitarre ein. Es war also an der Zeit fast Nägel mit Köpfen zu machen und die für mich wirklich einer der spannendesten Harley Benton Gitarren eines genauen Tests zu unterziehen - ohne, dass die Gitarrensammlung um ein weiteres Exemplar wachsen würde. Erst recht deshalb, da ich schon mit meiner Blancanieve eine absolut ausgezeichnete Fender Telecaster im Kader habe.

princehohner1.jpg

Prince mit der Anderson MadCat

Harley Benton TE-80 NT Deluxe.
Kredenzt wird ein Eschekorpus mit funierter Riegelahorndecke, graniert von sehr schönen Walnussstreifen am Korpus. Dazu gereicht wird ein mit 21 Bünden versehener geschraubter Hals aus kanadischem Ahorn mit sehr angenehmen C-Profil, das durch ein Ahorn Griffbrett mit einem Radius von 350mm, einer Mensur von 648mm sowie einer Sattelbreite von 43mm abgerundet und durch den Zwei-Wege-Trussrod in die korrekte Position gebracht wird. Dazu gereicht wird neben der Standard-Elektronik als Besonderheit eine für Telecaster eher untypische Hardtailbridge. Die Garnierung durch zwei wahlweise entweder schwarzen oder weißen Wilkinson Alnico Vintage Single Coils (ohne teletypischem Hals Pickup) wird durch das mehrlagige Tortoise Pickguard und dessen für „The Prinz“ typische Ergänzung abgeschlossen. Das Schlagbrett im allgemeinen lässt darauf schließen, dass es sich nicht um eine Madcat Hommage sondern um eine Hohner-Hommage handelt, da erstere ein völlig anderes Schlagbrett hatte.

Trev Wilkinson, seines Zeichens eine wirkliche Größe im Gitarrenbusiness und bekannt für seine qualitativ hochwertige Wilkinson Hardware, Gitarren der Marke Vintage und auch aus der Zusammenarbeit mit Thomas Blug zu seiner Vintage Signature Zeit und jetzt BluGuitar, schreibt zu seinen Vintage Single Coils folgendes:

„A very accurate replica of a 60's style pickup. Staggered polepieces with chamfered Alnico V magnets. Chamfering the polepieces focuses the magnetic field giving good highs but still allowing some mids to come through to stop the pickup sounding thin. […] Bridge pickup is slightly overwound for better balance.“

Erster Eindruck.

Als die Gitarre eintraf und ich selbige aus dem Karton hob habe, fiel mir wieder ein, wieso gerade diese Telecaster bei mir in der Erinnerung hängen blieb: Sehr schön und auch verhältnismäßig schwer. Die Waage verrät stolze 4 kg. Zum Vergleich, meine Epiphone Les Paul wiegt 4,5 kg, meine Telecaster kommt auf 3,5 kg. Das Gewicht ist für mich als Paula Spieler sehr angenehm.

Trocken angespielt überrascht die Harley Benton Telecaster mit einem sehr klarem und perligem Klangbild, das sich durch starke Höhen und schmalem Bassfundament kennzeichnet. Optisch zeigt sich die TE-80 als sehr schöne Gitarre. Das Deckenfunier und der Eschekorpus harmonieren schön zusammen und haben eine sehr interessante Tiefenwirkung. Das schwarze Binding rahmt die Hölzer sehr schön ein und die rückseitige Funiereinlage rundet das ganze absolut ab. Wie auch am Original ist die Stelle der Buchse etwas begradigt worden. Nicht ganz original ist die einfachere Ausführung des Schlagbretts. Die Verarbeitung ist allgemein weitestgehend gut, aber die Umsetzung am Layout stellenweise einfach nicht in Ordnung. Die Walnussstreifen verlaufen keinesfalls in der Mitte des dreiteiligen (eigentlich vierteilig geplanten) Bodys. Bei genauer Betrachtung uns Messung weicht dieser ca. 10mm von der eigentlichen Mitte ab. Das dürfte auch daran liegen, dass - teilt man die Gitarre gedanklich in der eigentlichen Mitte entlang der Länge - auf der der einen Seite die Bodyhälfte etwas schmäler ist. Die schiefe Walnuss-Einlage ist wohl leider seit Jahren weiter Standard in dieser Serie, soweit das die Quellen hier im Forum belegen. Einfach schade. Das ganze Konzept „The Prinz“ steht und fällt genau mit diesen Besonderheiten. Auch sind die Kanten des angephasten Schlagbretts sowie dessen unangephaste Erweiterung sind nicht fransenfrei, die Mechaniken sind alle etwas durchweg etwas gleichmäßig schräg montiert und vereinzelt sind Schraubenköpfe nicht gerade.

Das Stimmen durch Drehen der Mechanik per Finger und auch theoretisch das Ansetzen eines Akkuaufsatzes von Planet Waves ist dennoch uneingeschränkt gewährleistet. Die Hülsen der Saitenenden sind gerade, aber nicht in gleichmäßigger Tiefe eingeschlagen. Der Switch ist allerdings von sehr dürftiger Qualität, funktioniert aber. Die Potis laufen sehr leicht. Der absolut gerade Hals ist ohne Fehler einwandfrei verarbeitet, matt lackiert und sehr angenehm in der Hand. Die Bünde sind sehr gut poliert, recht gut abgerichtet und die Kanten gut verarbeitet. Da die Gitarre sehr vage eingestellt bei mir eintraf, konnte ich sowohl überprüfen, dass der Halsstab hervorragend funktioniert und sich an der Hardtail Bridge bund- und oktavreinheit sehr gut einstellen lassen. Serienmäßig ist die Telecaster mit 10 - 46 Saiten besaitet - für mich eigentlich etwas zu dünn, für den Test absolut ausreichend und daher wertungsfrei. Immerhin verrät der Aufkleber "QC passed", dass jemand einen Blick auf das Instrument geworfen haben muss. Ansonsten findet sich kein weiterer Makel - und das für einen Verkaufspreis von aktuell sagenhaften 159 Euro.

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Informationen zu den Soundfiles.

Für das Review verwende ich einen Bugera 333 XL mit einer 1x12er Box. Abgenommen habe ich dieses überschaubare Stack mit einem Shure 565, welches ich durch ein Zoom H4n im Interface-Mode zusammen in Logic schicke. Die Sounds sind ohne weitere Bearbeitung direkt in die Soundcloud geladen worden.

Soundfiles.
Clean.

https://soundcloud.com/delayandreverb/hb-neck
https://soundcloud.com/delayandreverb/hb-bridge
https://soundcloud.com/delayandreverb/hb-both

Crunch.

https://soundcloud.com/delayandreverb/hb-neck-crunch
https://soundcloud.com/delayandreverb/hb-bridge-crunch
https://soundcloud.com/delayandreverb/hb-both-crunch


Fazit.
Optisch deutlich erhabener als das Preisschild letzten Endes anmuten lässt, aber bei genauer Betrachtung doch mit einigen Abstrichen behaftet, bringt sie auch einen überraschend gute Basis mit, allerdings ebenso wenige und in meinen Augen gravierende optische Mankos mit, die sich so einfach nicht ausmerzen lassen. Ihre Schwächen am Schlagbrett und der Mechaniken lassen sich durch einfache Korrektur und Upgrade von der Liste streichen. Ich war insgesamt angesichts der handwerklichen Mankos enttäuscht, da sich das Instrument zwar sehr gut bespielen lässt, aber die optische Erscheinung an entscheidenden Stellen meinen Ansprüchen nicht gerecht wurden. Man muss sich halt im Klaren sein, dass es sich um kein Premiuminsturment handelt. Dennoch habe ich erwartet, dass die Mitte überall auf dem Erde gleich gefunden wird - der Rest hätte sich in einem gewissen Rahmen anpassen lassen.

Weiterführende Links.
 
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Hach, da werden Erinnerungen wach, auch wenn es nicht das gleiche Modell ist wie meine ehemalige. Aber jedesmal wenn ich eine NT, MadCat oder The Prinz sehe, denke ich an sie zurück (auch wenn sie nicht meine Lieblingsgitarre war).

Tolles Review, und vom P/L Verhältnis sicher eine sehr gute Option zu den teuren "The Prinz" und den sehr teuren, aber sicher hervorragenden MadCats.

Gruss
Eggi
 
Mit Sicherheit hast Du recht, dennoch finde ich es sehr schade, dass der Walnussstreifen über all die Jahre konsequent schief drin sitzt. Die Preisklasse ist sicherlich ein eigener und auch hart umkämpfter Markt, in dem in der Fertigung jeder Zehntel Cent relevant ist. Aber worin liegt der Unterscheid ob der Arbeiter die Streifen gerade oder schief aufleimt bzw. in eine Maschine legt? Es ist und bleibt ja trotzdem der selbe Handgriff. Der Rest des Instruments ließe sich ja bei Nichtgefallen an die eigenen Bedürfnisse entsprechend anpassen.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo
bin neu hier, ich habe dir Gitarre als Basis gekauft um meine Original Telecaster Pickups unter zubringen, bei mir sind die String thru Hülsen optisch in einer reihe, was mir nach deinem Hinweis auffiel, ist das der Walnusstreifen nicht im Stripe auf der Rückseite weiterläuft sondern ca 1cm versatz hat. Worüber ich mich mehr ärger sind die Pickupfräsungen, Einfache Singlecoils, so das ich sie für denn Bridgepickup auffräsen muss, . Einfache Telebridge geht auch nicht da die öffnung für denn Bridge Pick Up über die Telebridge rausragt.
Schade
 
Das mit den PU Ausfräsungen beruht auf dem Vorbild, der Hohner The Prinz. Ist bedingt durch das Mini PG so vergegeben. In der Hohner sind deshalb auch Strat PUs verbaut. Ist natürlich etwas unpraktisch, wenn einem dieser Umstand nicht bekannt ist.

Gruss
Eggi
 

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