[Review] BOSS VE-20 Vocal Performer

  • Ersteller stonarocka
  • Erstellt am
stonarocka
stonarocka
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
27.12.24
Registriert
03.04.11
Beiträge
4.857
Kekse
6.410
Ort
...nahe Kufstein
Ich habe den Boss VE-20 Vocal Performer am 14.11.2014 bei einem Gewinnspiel hier im Board gewonnen.
https://www.musiker-board.de/threads/tickets-für-voice-of-germany-und-boss-ve20-zu-gewinnen.591450/
An dieser Stelle erstmal ein ganz grosses DANKE! dafür.

Ich schreibe dieses Review aus der Perspektive des Punk-/Alternative-/Stoner-/Grungerockers, und ich kann schon vorweg nehmen, das dieses Effektgerät auch für Sänger in diesen Musikrichtungen interessant ist.

Verpackung:

Das Effektgerät ist vorbildlich verpackt bei mir eingetroffen, der stabile originale Karton dient mir immer noch zur Aufbewahrung. Zusammen mit dem dazugehörigen Netzteil Boss PSA-230S und meiner Mikrotasche passt alles sehr gut in die Munitionskiste, die mir als Gesangsequipmentbox dient.

20150822_111504.jpg 20150822_111524.jpg 20150822_111541.jpg 20150822_111710.jpg 20150822_111413.jpg

Der Gerät:

Das Effektpedal macht einen robusten Eindruck, alles ist sauber verarbeitet und wirkt wertig.
Das VE-20 lässt sich mit 6 Stück AA Batterien betreiben, die im Lieferumfang enthalten sind und angeblich 7 Std halten sollen, oder mit dem Netzteil Boss PSA-230S, das dazu gekauft werden kann.
Die Anschlüsse sind, obwohl eigentlich selbsterklärend, verständlich beschriftet.
Als Input dient eine Klinke/XLR Kombibuchse, die auch Phantompower für Kondensatormikros bietet.
2 ebensolcher Buchsen stehen auch für den Output bereit. Im Setup kann man wählen ob stereo, mono oder mono/dry ausgegeben wird. Letzteres ist im Livebetrieb sicherlich nicht uninteressant.
Anstelle der beiden Outputanschlüsse kann man auch aus dem Phones/Line Output mit einem Y-Klinkenkabel ins Mischpult gehen. Diese Methode verwende ich selber, hat man doch etwas weniger Kabelsalat.
Die kleinen Taster für die Programmierung sind unaufällig zuverlässig, der Drehregler in der Mitte hat leichtes Spiel, was aber nicht weiter stört.
Die 2 Fusstaster arbeiten geräuschlos und zuverlässig und sind gross genug um sie auch in Eile zu treffen.
Insgesamt ist das VE-20 ein kompaktes Gerät, beansprucht nicht viel Platz, lässt sich aber trotzdem komfortabel bedienen.

20150822_111731.jpg

Handhabung:

Im beiliegenden Manual wird die Bedienung ausführlich erklärt, da bleiben keine Fragen offen.
Ich selber habe ehrlich gesagt erst ausprobiert, und dann mal ins Manual geschaut. Der Vocal Performer lässt sich intuitiv einstellen und verwenden.
Von 80 gebotenen Speicherplätzen sind 30 mit Presets belegt. Man hat also jede Menge Platz um seine persönlichen Sounds zu speichern. Für das generieren einer 2. (oder 3.) Gesangsstimme muss man im VE-20 die Tonart des jeweiligen Songs eingeben, dann passts auch mit der Terz. Also braucht man für jede Tonart, die in der Tracklist vorkommt, mindestens einen Speicherplatz.
Pro Speicherplatz kann man einen Grundsound einrichten, der mit dem linken Pedal an/aus geschalten wird. Mit dem rechten Pedal kann man dann einen Zusatzeffekt schalten, der gleichzeitig zu den Grundeffekten aktiv ist. Hier lassen sich mehrere Effekte gleichzeitig speichern, wenn man das braucht. Persönlich bin ich da ja eher so der "weniger ist mehr"-Typ.
Um mit den beiden Pedalen zwischen 2 Presets zu wechseln muss man das rechte Pedal 2 sec gedrückt halten, erst dann kann man wechseln. Da ist es bald schneller kurz in die Hocke zu gehen und am Rad zu drehen, wenn man gleichzeitig Gitarre spielt also eher was für Fortgeschrittene.

Die Sounds:

Die 30 Presets klingen alle stimmig und sind auch passend benannt, die Schrift auf dem Display hat mich treffend erahnen lassen, was ich zu erwarten habe.
Wenn man eines dieser Presets verändern möchte bietet sich an dieses auf einen freien Speicherplatz zu kopieren. Man kann aber sonst im Setup die Werkseinstellung für jeden Effekt wieder herstellen.
Ich halte alle Presets schon für Praxistauglich, das abgefahrenste was hier geboten wird sind Strobe (Stutterer), Robot und die Genderfunktion. Virtuelle Geschlechtsumwandlung.
Pitch Correct in extremen Einstellungen ist auch echt schräg, ansonsten gibt es hier keinen absoluten Blödsinn den der Rocker niemals braucht.
Persönlich finde ich PitchCorrect schon in sanfteren Einstellungen echt erschreckend.
Reverb ist übrigens immer aktiv, lässt sich in seiner Intensität aber bis 0 runterregeln, falls mans lieber trocken mag oder Hall am Mischpult steuern lässt. Man kann zwischen 5 verschiedenen Hallarten wählen.

Distortion, Radio, Chorus & Flanger klingen absolut brauchbar und lassen sich in der Intensität einstellen.

Looper:

Brauche ich persönlich nicht, kann ich nichts zu sagen. Ist aber ganz praktisch um Sounds einzustellen.

Praxis:

Für mich, als Gitarristen und Sänger, gestaltet sich der praktische Umgang mit dem VE-20 sehr einfach.
Anfangs habe ich den Gesangseffekt neben meine Gitarrenpedale gestellt um Fuzzpedal (Gitarre) und Harmony(Gesang) gleichzeitig umschalten zu können, mittlerweile steht im Proberaum der
VE-20 links, und die Gitarrentreter rechts vom Mikroständer.
20150821_172612.jpg
Auch zu Hause im Homestudio kann man den VE-20 gut einsetzen, leider grenzt mein bescheidenes kleines Reich direkt ans Treppenhaus, mit Mikrofon etwas aufnehmen ist wegen der Hausgeräusche praktisch unmöglich. Wegen der starken Hellhörigkeit bin ich hier auch extrem gehemmt beim singen.
20150822_112344.jpg 20150822_115902.jpg
Das Singen macht direkt mehr Spass wenn alles etwas voller klingt. Zum Refrain Zweit- und Drittstimme ist erstmal ungewohnt, aber Songdienlich, hat das doch direkt mehr Kraft. Am Zeilenende ein paar Echos klingen zu lassen, Strophe durchs Harpmikrofon und Refrain offen ... dieses Effektgerät bietet endlos praktische Möglichkeiten und wird so schnell nicht langweilig werden.
Aus dem Proberaum sind wir mit unserem jungen Projekt aber noch nicht herausgekommen, zum Einsatz auf der Bühne kann ich also leider noch nichts sagen.
Der Boss VE-20 Vocal Performer ist auf jeden Fall ein echter Gewinn für unsere Musik, wir haben jede Menge Spass mit dem Teil, es klingt tatsächlich alles besser.

Vielen Dank für´s Lesen, ich hoffe dieser Bericht erleichtert dem/der einen oder anderen die Wahl zu oder gegen diesen Effect Processor !

Wer sich für die Hintergründe zu diesem Review interessiert liest bitte im betreffenden Gewinnspielthread ab #194 .
 
Eigenschaft
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Hi. Hast Du vielleicht Werte für 1-3 "Brot & Butter" Presets? Unser Sänger (Alternative Rock) hat eins und Probleme damit (u.a. Feedbacks).
 
@Smashcraaft :
Mit Feedback hatte ich auch anfangs stark zu kämpfen. In meinem Fall war die Musterlösung einfach die Drosselung der Mikrofon-Sensibilität. Die findet man direkt in den Haupteinstellungen. Bei Bedarf kann ich die Tage mal nachschauen, welche Einstellungen bei mir aktuell gut funktionieren.
Für den Live-Einsatz rate ich dringend das Gerät mit dem Tontechniker noch mal für die Technik vor Ort einzupegeln, sowie alle Effekte einmal anzutesten. Dann weiß der nämlich auch, dass er auf deinen Kanal besser keinen Reverb legt. Das gibt sonst böse Überraschungen.


Eine kleine Ergänzung habe ich auch noch zum Vocal-Performer:
Ich benutze den roten Wunderkasten inzwischen seit mehreren Jahren, unter anderem auch Live von kleinen Kniepen-Gigs bis zu großen Open-Airs.
Für den Live-Betrieb habe ich je Band einige Presets erstellt und benannt (funktioniert super) die ich häufig brauche.

Wehrmutstropfen:
Bei gewählter Effektbank hat man 3 Optionen: Effekt aus, normaler Effekt und normaler Effekt + Harmonie.
Wenn man innerhalb von Songs viele Gesangsvariationen hat, gerät man in Probleme. Speziell dann, wenn man neben dem Gesang auch noch ein Instrument spielt.

Mal als Praxisbeispiel:
Progressive Death Metal Band: Schnelle wechsel zwischen Growlen, Shouten und klarem Gesang (Normal / Doppelstimmig)

Für den Gesang habe ich dort immer gerne eine Abart des 3rd Harmony Presets genutzt. Bei normalem, klaren Gesang hatte ich dort einen leichten, schönen Hall und ein minimales Delay. Bei Harmonie-Zuschaltung dann die entsprechenden Zusatzstimmen. Das war vorallem sehr praktisch, da ich vorher immer Background-Vocals hatte, in dieser Konstellation aber nicht mehr. So musste ich nicht darauf verzichten.
Für Growls habe ich allerdings einen ziemlich trockenen Effekt gewählt, mit etwas Biss und bei Harmonie-Schaltung fiesen Untergeräuschen.
Für Shouts waren mir die höhen wichtiger, weshalb ich ein Preset hatte was speziell in diesen stark war.

Randnotiz: Soundcheck hat auch mit den meisten Tontechnikern funktioniert. ;)

Da innerhalb eines Songs relativ häufig zwischen klarem Gesang, Refrain mit Harmonie, Shouts und Growls hin und her gewechselt wurde, war ich sehr schnell mit dem wechseln von Bänken überfordert.

Das wechseln einer Bank erfordert nämlich:
- langes treten des rechten Pedals um in den Auswahl Modus zu gelangen
- mehrfaches betätigen des Pedals um den Effekt anzuwählen
- erneutes langes treten des rechten Pedals um den Auswahl Modus zu verlassen
- aktivieren des entsprechenden Effekts (Harmonie / Normal)

Das mehrfach innerhalb eines Songs zu bewerkstelligen ist kaum schaffbar.
Wenn jemand hier eine Ergänzung hat, wie man das mit dem Gerät besser hinbekommt, bin ich unheimlich dankbar.
Bei mir hat es dazu geführt, dass ich mich aktuell Live eher auf eine Bank beschränke wenn ich nicht genug Zeit zum schalten habe.
 
Erst einmal Danke für Deine Ausführliche Antwort, Zarakas! Das ist weit mehr als man erwarten kann.
Deine Grundeinstellungen wären sicher interessant. Ich glaube unser Sänger geht was MIC-SENS angeht inzwischen max. bis 40, was meine ich 0 db entsprechen sollte.

Was die Umschaltproblematik angeht wird es sicher keine fluffigere Lösung geben können, da Boss ja leider auf eine MIDI-Integration verzichtet hat.
Unserem Sänger reichen aber 2-3 Grundsounds, die er dann eben vor jedem Song passend reinswitchen muss.
Wer mehr will ist hier aber wirklich gepoppt, was zu Stepptanz und damit sicher auch nicht selten zu Unsicherheit auf der Bühne führen wird.

Schade, Boss :(
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Hallo Zarakas. Denkst Du bei Gelegenheit bitte einmal daran Deine Grundeinstellungen hier zu notieren.
Unser Sänger erzeugt bei bestimmten Patches noch immer böses Feedback mit seinem VE-20 :ugly:
 
Ja das mit dem Umschalten nervt über die Jahre immer mehr, besonders wenn man nebenbei das Gitarren Board bedienen muss. Ich überleg e gerade, ob ich das VE 20 nicht einfach mit ein mein Helix einschleife und hier nur für die Harmonien nutze. Ist aber auch nicht so toll. Ggf wäre eine Modifikation möglich. Im Harmonie Modus kann man mit dem Drehregler zwischen den Preset hoch und runter schalten. Wenn man hier nun eine Stereobuchse für den Anschluss eines externen Fuß Schalters verbauen könnte wäre das ne Lösung. Hat das schon mal jemand probiert? Würde das überhaupt funktionieren? Lg Juro
 
feedbacks sind bei mir das problem. besonders, wenn weitere mikrofone ins spiel kommen, und eines der mikros über den VE20 läuft, dann bauen sich feedbacks auf, die auch der feedback destroyer nicht mehr in den griff bekommt.
schalte ich den VE20 ab, ist sofort ruhe im karton, obwohl die mic-sens relativ niedrig eingestellt ist.
zudem wird durch die gesamte geräuschkulisse der sound vom VE20 etwas metallisch, wenn die anderen mikros an sind.

ich hab derzeit noch keine lösung parat.
 
Ich habe mein VE-20 nun in mein Helix eingebunden und bei flexibler. Feedback habe ich aber auch insbesondere wen ich das Harmony Pedal anschalte. Ich habe eigentlich alles am VE 20 an Hilfsmitteln ausgeschaltet. Ich nutze nur noch den Harmony Effekt, weil das Helix das (noch) nicht kann. Etwa einen Low Pass Filter nutze ich bereist im Helix. Die Levels muss ich noch mal anpassen. Ich denke bei mir sind das aber meine billigen Monitorboxen von Thomann, welche im Grenzbereich laufen ....
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben