Hallo Timm,
ob man Bodentreter braucht oder nicht entscheidet jeder Basser für sich selbst. Du hast Dich dafür entschieden - cool! Da öffnet sich eine Welt voller unübersichtlicher Auswahl die einem in kürzester Zeit das Konto leert
Ich bin kein sonderlich erfahrener Basser, aber stand vor der gleichen Frage wie Du, und vielleicht hilft Dir das, was ich damals durch Lesen und Ausprobieren in Erfahrung gebracht habe. Im Text unten habe ich u.a. ein paar frühere Beiträge von mir verlinkt - das soll nicht den Eindruck erwecken, dass meine Meinung besonders hervorzuheben wäre. Die Geschmäcker sind hier sehr verschieden, zieh Dir auch rein, was andere zu sagen haben - viele sind viel erfahrener als ich oder sind gar Bühnenprofis. Und am wichtigsten: probiere aus! Dein Ohr sagt Dir, was Dir gefällt. Bei den meisten Versendern kannst Du Geräte bestellen, vorsichtig ausprobieren und problemlos zurückschicken. Es ist Gold wert, ein paar Effekte im Direktvergleich anzutesten.
Schon zur grundsätzlichen Herangehensweise gibt es verschiedene Ansätze, die nicht zuletzt davon abhängen, wie viel man bereit ist auszugeben. Multieffektgeräte wie das hier im Forum oft besprochene
Zoom B3 bieten zum Preis von einem Bodentreter alles was das Herz begehrt in einer Schachtel. Andere schwören wiederum auf das Prinzip "ein Gerät - eine Funktion" und besorgen sich so Stück für Stück eine Kette von einzelnen Tretern. Da gibt es wie bei den meisten anderen Produkten auch die günstigen Geräte und Nachbauten im Preisbereich unter 100 Euro (Behringer oder die Thomann-Hausmarke Harley Benton haben hier viel für günstiges Geld im Programm, und den Rezensionen nach zu urteilen ist auch viel Gutes dabei), die Markengeräte, die meist zwischen 100 und 300 Euro liegen, und dann noch echte Boutique-Effekte, die in kleinen Serien oder von Hand gefertigt werden und im Großhandel meist gar nicht erhältlich sind.
Ich konzentriere mich im Folgenden jetzt auf die Markengeräte, denn ich habe mich dafür entschieden, mich hauptsächlich dort umzuschauen,, weil es mir das Geld wert ist, und weil ich lieber Einzeltreter als ein Multieffektgerät habe.
Beim
Tuner (der meines Erachtens zuerst in der Kette kommen sollte), ist der Korg Pitchblack (inzwischen wohl nur noch in der
Poly-Variante erhältlich?) recht verbreitet, da günstig und zuverlässig. Ich selbst habe mich für den teureren
TC Electronic PolyTune 2 entschieden, unter anderem weil mir die feiner aufgelöste Anzeige und die etwas schnellere Reaktionszeit besser gefallen - Details kannst Du in meinem
Vergleichsreview zu den beiden Tunern lesen. Von beiden Stimmgeräten gibt es verschiedenen Varianten, mit denen Du sicher nichts falsch machen kannst.
Als nächstes kommt bei mir der
Kompressor. Wie die Kollegen schon angemerkt haben ist hierbei ist erstmal grundsätzlich die Frage, ob Du einen eher neutral klingenden Kompressor haben willst, der also nur komprimiert, aber wenig Einfluss auf den Tonfärbung nimmt, oder ob Du einen färbenden Kompressor bevorzugst. Man liest oft, ein Kompressor müsse so arbeiten, dass man ihr eigentlich gar nicht hört, bis man ihn ausschaltet. Je färbender der Kompressor, desto weniger trifft das vermutlich zu. Aus meiner Sicht muss spätestens die zweite Frage sein, ob Du sehr detailliert auf die Einstellungen des Kompressors Einfluss nehmen willst (dann musst Du Dich damit auseinandersetzen, wie ein Kompressor funktioniert bzw. welche Parameter was bewirken), oder ob Du lieber eine einfach Bedienbarkeit bevorzugst. Als ich vor der Kompressor-Frage stand habe ich viele Rezensionen und Posts hier im Forum gelesen und hatte dann den
MXR M87 Bass Compressor im Fokus, weil der sehr neutral ist und detaillierte Einstellungsmöglichkeiten bietet. Zum Vergleich habe ich mir noch den sehr beliebten
EBS Multicomp dazu bestellt, bei dem die Kompression mit nur einem Drehknopf geregelt wird; und weil er gerade im Angebot war ist der
Markbass Compressore auch noch im Paket gelandet, der mit einer Röhre komprimiert und dadurch sehr klangfärbend ist. Erstaunlicherweise habe ich den Compressore dann behalten, weil mir entgegen meiner Erwartung das Färbende sehr gut gefallen hat. Der M87 war mir dann doch zu neutral, zu unauffällig. Mit dem Multicomp konnte ich mich weder sound- noch bedienungsmäßig anfreunden - um aber zu begreifen, wie ein Kompressor klingen kann, ohne den Sound kaputtzumachen (was einem bei den anderen Geräten leicht passieren kann, wenn man mit den vielen Reglern nicht umzugehen weiß) ist er ein sehr guter Einstieg. Eine Seite mit umfangreichen und vergleichenden Kompressor-Reviews ist übrigens
Ovnilab. Es sei noch etwas zur Vorsicht gemahnt: man kann sich bei der Kompressorwahl sehr in Details vom Beschreibungen verlieren, die man am Ende vielleicht gar nicht hört. Viele benutzen gar keinen Kompressor und sind trotzdem (oder gerade deswegen) glücklich. Lass Dein Ohr entscheiden, nicht die beste Rezension.
Beim
Verzerrer ist das Spektrum extrem weit und vielfältig, und hier spielt die Musikrichtung, die Du spielen willst, natürlich eine große Rolle. Von leicht aufgerauht und angeröhrt über harte metallische Zerre bis hin zum cremigen Fuzz, der das Originalsignal nur noch erahnen lässt, ist alles drin. Die Mutter der Fuzz-Effekte ist wohl der
Electro Harmonix Big Muff (inzwischen auch als
Nano-Version erhältlich), der nicht zuletzt wegen seine günstigen Preises weit verbreitet ist. Die einen lieben ihn, die anderen hassen ihn, und dann gibt es noch die, die sagen, nichts komme an den Sound der russischen Sovtek-Version, die heute zu Mondpreisen auf dem Gebrauchtmarkt gehandelt wird. Ich finde, der Big Muff gehört auf jedes Bassboard. Ob man ihn wirklich braucht ist aber eine ganz andere Frage
Bei den "klassischen" Zerren ist der
Darkglass B3K zur Zeit sehr angesagt, ebenso wie sein etwas röhrenartigeres Geschwisterchen, der
Vintage Microtubes. Ich kenne beide nicht, würde aber beide heute definitiv antesten. Ich habe mal den
Rodenberg GAS-808B NG da gehabt, eine sehr amtliche Zerre mit breitem Spektrum und wenig Klangfärbung. Wenn es Dir eher um einen röhrenartigen Gesamtklang geht, wie er von alten Röhrenamps produziert wird, dann bist Du schnell beim Thema Amp-Simulation und zwei alten Bekannten in der Basser-Gemeinde: dem modern klingenden
Tech 21 Bass Driver DI und seinem eher auf Vintage-Sound (speziell Ampeg) ausgelegten Bruder, dem
VT Bass DI. Beide sind eigentlich eher färbende Pre-Amps und bringen einen EQ zur Klangbeeinflussung mit, und dazu bieten sie eben noch Overdrive unterschiedlicher Ausprägung. Von Darkglass gibt es übrigens ähnliche Geräte - die Preamp-Version des B3K ist der
B7K, die des Vintage Microtubes der
Vintage Deluxe. Ich selbst habe mich in einem
Vergleich zwischen Bass Driver DI, VT Bass DI und dem Rodenberg für den VT entschieden, weil er mir mehr Flexibilität gegeben hat als die anderen (
siehe auch). Ich bin aber kurz davor, mir testweise den B3K zu ordern, weil ich ihn gerne mal hören möchte, weil er so oft lobend erwähnt wird, und weil ich herausfinden möchte, ob es nicht sinnvoll ist, eine Zerre getrennt vom Preamp zu haben.
Zum Chorus kann ich nichts sagen, das ist nicht mein Ding.
Stromquelle ist bei mir ein ganz normales
No-Name-Netzteil mit einer
Daisy Chain, um mehrere 9V-Geräte anschließen zu können. Für meinen Bedarf reicht das (zumal der Compressore ein eigenes 12V-Netzteil braucht), und es brummt auch nix. Aber da gibt es natürlich auch eine eigene Wissenschaft... Wenn Du Ideen zum Brettaufbau brauchst, dann schau mal in den
Effekt-Boards-Thread oder lass Dich vom
IKEA-Eigenbau inspirieren. Es gibt fertige Brett-Produkte, aber so richtige Spaß mach es erst, wenn man selber sägt und schraubt, und sich passende Kabel dazu lötet...
Viel Spaß beim Einstieg ind die spannende Welt der Effektgeräte!