Wie lange und unter welchen Umständen müssen die Boxen einschwingen?
Das hängt von der Aufhängung ab, die besteht aus Sicke und Zentrierspinne.
Frisch vom Band sind die noch recht hart. Dass lässt die Resonanzfrequenz und die Gesamtgüte steigen, das Äquivalentvolumen sinken. Dadurch verändern sich die Übertragungseigenschaften bei tiefen Frequenzen.
Erst nach ein paar Betriebsstunden haben die Teile der Aufhängung die Härte, die der Hersteller vorgesehen hat.
Bei Schaumstoff- und Gummisicken betrifft das fast nur die Zentrierspinne.
Bei Gewebesicken dauert es etwas länger, aber das merkt man kaum, da die fast aus dem gleichen Material sind, wie die Zentrierspinnen.
Die bei Gitarrenlautsprechern üblichen Papiersicken brauchen schon eine Weile, die könnte man tagelang am Stück einspielen, aber innerhalb der ersten Stunden tut sich am meisten. Danach wird man die Unterschiede ohne direkte Vergleichsmöglichkeit wahrscheinlich nicht mehr wahrnehmen können.
Mit einspielen meine ich das Weichklopfen der Einspannung. Flüsterlautstärke hilft da nicht, man sollte den linearen Hubbereich schon ausreizen, wenn man schnellen Erfolg will. Der beträgt bei üblichen Gitarrenlautsprechern etwa 1mm, manchmal etwas mehr, manchmal etwas weniger. Gibt es vom Hersteller ein vollständiges Datenblatt, ist der lineare Hub (Xmax oder Xlin) aufgeführt. 1mm rein und raus bedeutet 2mm Gesamthub, das ist ein guter Anhaltspunkt, wenn man den linearen hubbereich nicht kennt. Man kann den Lautsprecher auch etwas mehr Hub machen lassen, immerhin werden Gitarrenlautsprecher auch gern mal in ihrem nichtlinearen Bereich betrieben. Man sollte dabei darauf achten, den Lautsprecher nicht elektrisch zu überlasten. Das heißt vorsichtig aufdrehen, alle paar Minuten etwas mehr. Wird der Magnet warm, ist Vorsicht angesagt, aber gerade bei kleinen Magnetsystemen kann das auch ganz normal sein.
Ich habe auch schon einen 20cm Speaker (Monacor SP205/8) schadlos gequält, dessen Magnet man kaum noch anfassen konnte.
Will man nicht die ganze Nachbarschaft gegen sich aufbringen, nimmt man am besten tiefe Frequenzen. Ich spiele über eine neue Gitarrenbox auch gerne mal Bass, dabei behalte ich den Hub im Auge. Man kann auch basslastige Musik laufen lassen, das geht genau so gut.
Am unauffälligsten ist es, den Lautsprecher auszubauen und ein tieffrequentes Sinussignal (findet man bei online-Frequenzgeneratoren und sogar bei Youtube) drauf zu geben. Ohne Gehäuse wird dabei kaum hörbarer schall entstehen, aber die Maßnahme erfüllt ihren Zweck.
Man kann auch einfach spielen, der rest gibt sich mit der Zeit von selbst.
Wenn du den V30 ziemlich vorlaut findest, muss ich dich enttäuschen. Auf hohe Frequenzen hat die ganze Eispielerei kaum Auswirkungen. Da wird nicht der Lautsprecher eingespielt, es geht primär um Gewöhnungseffekte. Der Musiker gewöhnt sich also an den Klang der neuen Box und nimmt ihn nach einer Weile als angenehmer wahr, auch wenn er sich so gut wie gar nicht verändert.
Wenn dir der Speaker im uneingespielten Zustand so gar nicht gefällt, wird auch Einspielen nicht viel daran ändern. Der Grundcharakter ist auch neu aus dem Karton deutlich erkennbar und verändert sich nur in Nuancen. Man kann sich höchstens daran gewöhnen.
Entschuldigung für den langen Text, aber das Wesentliche sollte dabei gewesen sein.