Stollenfiddler
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Einführung / Überblick
Piezo Pickups sind zickig. Wandernde Stege, wandernde Befestigungen, hohe Impedanz und fiese Frequenzen machen uns Geigern den Umgang mit dieser Technik nicht einfach. Und doch sind die Quetschkristalle derzeit „alternativlos“, da die klassische Mikrofonierung auf lauten Bühnen zu anfällig für Feedback ist.
Der amerikanische Hersteller „Fishman“ ist seit Jahren in der Nische „Preamps für Piezopickups“ tätig und hat 2015 eine neue Modellreihe auf den Markt geworfen. Wenngleich ich mit dem Vorgängermodell „G2“ im Grundsatz zufrieden war, so waren dessen Regelmöglichkeiten doch gelegentlich limitierend. Der Platinum Stage Analog Preamp ist eine Kombination aus Preamp, Equalizier und DI-Box. Er verfügt über:
Zusammen ergibt das inklusive Batterie 324 Gramm feiner Technik.
Verarbeitung
Das Gehäuse besteht aus einer stabilen „Metallmuschel“ und vermittelt eine stabile und wertige Haptik. Die Seitenbereiche sind in Hartplastik gefasst, dieses macht einen soliden und stabilen Eindruck. Schrauben sind am Gehäuse nicht erkennbar, derzeit ist mir nicht klar, wie das Ganze im Falle einer möglichen Reparatur zu öffnen sein soll. Ist aber auch nicht mein Problem, und wird es hoffentlich auch nicht werden...
Die Batteriefachklappe verfügt über einen Schnappverschluss auf dessen Innenseite filigran die korrekte Lage der Batterie abgebildet ist. Für den Bühnenbetrieb nicht sehr deutlich erkennbar, aber das ist Meckern auf hohem Level. Alle Passungen sind präzise verarbeitet, nichst steht über, nichts klemmt am Gehäuse.
Elektrik
Impedanzwandlung ist eine der Kernaufgaben dieses Preamps. Und die erfüllt der Fishman mit Bravour. Die Eingangsimpedanz wird mit 10 MOhm angegeben, die Ausgangsimpedanz mit 1 kOhm. Das Eingangssignal ist mit einem „Trim-Poti“ anzupassen, mir gelingt es auch auf Maximum nicht, die Clipleuchte zu erregen.
Wo der Vorgänger sanft angehoben hat, kommt jetzt ein voller Linepegel in die Klangkette. Für mich bedeutete dies die Anpassung mehrerer Presets im Effektgerät, vor allem in der „Verzerrerecke“. Gleichzeitig ermöglich es aber, vorher nicht gekannte Volumenreserven freisetzen zu können. Wenn es immer noch nicht ausreicht, dann kann der Booster fein regelbar noch bis zu 12dB drauflegen. Dabei geht der Vor-Verstärker sehr effizient mit der Batterie um, der Hersteller gibt bei „typical use“ 70 Stunden für eine Alkalibatterie an.
Die Funktion der DI-Box ist sehr interessant gelöst: der XLR Output kann wahlweise vor oder hinter die Klangregelung gelegt werden, Groundlift wird automatisch erzeugt, wenn auch ein 6,3er Klinkenkabel angeschlossen wird. Ein Schalter für Phasenumkehr rundet diesen Funktionsbereich ab.
Klangregelung
Der Low Cut mit 40 / 80 / 160 Hz und Drehregler für Bass – Mid - Treble sind zu bedienen. Die Mitten sind dabei parametrisch regelbar, allerdings ohne Einstellung des Q-Faktors. Weiterhin sind die Regelbereich über eine Vorwahl Gitarre / Bass“ anzupassen.
Um es kurz zu machen: Mitten aufreissen, an der Frequenz drehen bis die Geige zur Kreissäge wird, diese Ecke dann absenken ohne den „Biss“ aufzugeben, Höhen nachjustieren und „Bass“ nach Geschmack würzen. Niemals zuvor hab ich das so leicht und flink erledigen können. Dass der Frequenzregler dabei fast am Anschlag ist gefällt mir nicht ganz so gut, aber zumindest für meine Geige wird der harrsche Piezo-Sound wunderbar geglättet.
Die Drehregler sind leider sehr leichtgängig, aus meiner Sicht das einzige bemerkenswerte Manko am Gerät: da muss man nur leicht dran vorbeistreichen und kann schnell viel verstellen. Da wir Streicher als Ganzes zu den Grobmotorikern gehören, sollte dieser Kritikpunkt durchaus nicht unbeachtet bleiben!
Der gesamte Equalizer kann auch in einen Bassmodus versetzt werden, mangels Bass kann ich darüber aber nichts Weiteres berichten.
Der Volumenregler macht übrigens richtig Spaß: wo das Vorgängermodell eher eine aktive Impedanzanpassung vorgenommen hat, spürt man nun, dass hier zusätzlich Power in die Klangkette fließt. Endlich ein satter, zuverlässiger Linepegel!
Der Booster legt noch mal 3 bis 12 dB drauf, der zugehörige Knopf ist leicht ertastbar und wäre durchaus auch im Spielbetrieb erreichbar. Bisher kam der aber nur ein einziges Mal zum Einsatz um kurz und knackig einen Lautstärkekrieg mit dem Gitarristen siegreich zu beenden.
Klang und Bühneneinsatz
Was den eigentlichen Klang angeht, ist im Vergleich zum Vorgänger kein gewaltiger Unterschied festzustellen, allerdings geht es schon um mehr als nur Nuancen: alles passiert einfach auf einem höheren Level, die fiesen Piezofrequenzen sind gut eingegrenzt abgesenkt, dass gibt dann auch Platz für mehr Obertöne. Die Balance zwischen den Saiten ist auch mit diesem Gerät nicht nachzujustieren, aber das wäre an dieser Stelle auch klar zu viel verlangt. Und die neuen Pegelreserven lassen sich durchaus auch in Dynamik im Spiel umsetzen, der kleine Fishman macht richtig Spaß. Der Dynmikumfang rückt die E-Geige wieder etwas näher an ihr akustisches Pendant. Rauschen
ist bei angepasster Justage nicht zu vernehmen, allein bei höher aufgedrehtem Boost zeigen sich die Grenzen der Physik.
Die Bedenken bezüglich der leicht verstellbaren Drehregler haben sich bisher nicht bewahrheitet, ein deutlicher Schritt nach vorn ist übrigens der Gürtelclip: dieser ist leichter bedienbar, setzt nun weder Ledergürtel noch Doppelnahthose voraus und ist – beidseitig – nutzbar. Ich dachter erst, das sei nicht wichtig, musste aber wegen eines ärgerlichen Zehenbruchs einen Gig im Sitzen spielen – an dem Tag war es sehr praktisch die kleine Flunder verkehrt herum zu fixieren, damit die Stecker nicht direkt am Gerät unter Last stehen.
Ein zusätzlicher Test mit einer halbakustischen Geige lief ebenfalls positiv, Freund Klaus sagt: mehr Druck, mehr Durchsetzungsfähigkeit, dabei weiter fein seidig in den Obertönen – !
Zusammenfassung
Ein starkes Stück Technik für passive E-Geigen, im Vergleich zum Vorgänger wurde viel verbessert ohne die alte Stärke zu verlieren: das Herausarbeiten eines durchsetzungsfähigen und doch seidigen Signals aus dem Piezo. Durchdachte Details machen den Platinum Stage Preamp zu einem unauffälligen aber kaum verzichtbaren Teil der Klangkette. Einziges Manko sind die leichtgängigen Drehregler, ob dies aber in der Praxis relevant ist, wird sich zeigen. Knapp 180 Euken (Stand 07/2015) sind auch nicht gerade im Niedrigpreissegment angelegt, aber hier liegt auch sicherlich schon Grenzbereich zwischen Amateur- und Profiliga an. Wenn’s nun nicht klingt, dann liegt's an mir...
Piezo Pickups sind zickig. Wandernde Stege, wandernde Befestigungen, hohe Impedanz und fiese Frequenzen machen uns Geigern den Umgang mit dieser Technik nicht einfach. Und doch sind die Quetschkristalle derzeit „alternativlos“, da die klassische Mikrofonierung auf lauten Bühnen zu anfällig für Feedback ist.
Der amerikanische Hersteller „Fishman“ ist seit Jahren in der Nische „Preamps für Piezopickups“ tätig und hat 2015 eine neue Modellreihe auf den Markt geworfen. Wenngleich ich mit dem Vorgängermodell „G2“ im Grundsatz zufrieden war, so waren dessen Regelmöglichkeiten doch gelegentlich limitierend. Der Platinum Stage Analog Preamp ist eine Kombination aus Preamp, Equalizier und DI-Box. Er verfügt über:
- 4-fache Klangregelung (dazu später mehr)
- regelbarer Boost
- Phasenumkehr
- Gainanpasssung
- 6,3er Klinkeneingang
- 6,3er + XLR Ausgang (Pre - Post EQ)
- 9V Batteriefach / Netzteilanschluss / Phantomspeisung
- Clip / Batterieanzeige
- Beidseitig nutzbaren Gürtelclip
Zusammen ergibt das inklusive Batterie 324 Gramm feiner Technik.
Verarbeitung
Das Gehäuse besteht aus einer stabilen „Metallmuschel“ und vermittelt eine stabile und wertige Haptik. Die Seitenbereiche sind in Hartplastik gefasst, dieses macht einen soliden und stabilen Eindruck. Schrauben sind am Gehäuse nicht erkennbar, derzeit ist mir nicht klar, wie das Ganze im Falle einer möglichen Reparatur zu öffnen sein soll. Ist aber auch nicht mein Problem, und wird es hoffentlich auch nicht werden...
Die Batteriefachklappe verfügt über einen Schnappverschluss auf dessen Innenseite filigran die korrekte Lage der Batterie abgebildet ist. Für den Bühnenbetrieb nicht sehr deutlich erkennbar, aber das ist Meckern auf hohem Level. Alle Passungen sind präzise verarbeitet, nichst steht über, nichts klemmt am Gehäuse.
Elektrik
Impedanzwandlung ist eine der Kernaufgaben dieses Preamps. Und die erfüllt der Fishman mit Bravour. Die Eingangsimpedanz wird mit 10 MOhm angegeben, die Ausgangsimpedanz mit 1 kOhm. Das Eingangssignal ist mit einem „Trim-Poti“ anzupassen, mir gelingt es auch auf Maximum nicht, die Clipleuchte zu erregen.
Wo der Vorgänger sanft angehoben hat, kommt jetzt ein voller Linepegel in die Klangkette. Für mich bedeutete dies die Anpassung mehrerer Presets im Effektgerät, vor allem in der „Verzerrerecke“. Gleichzeitig ermöglich es aber, vorher nicht gekannte Volumenreserven freisetzen zu können. Wenn es immer noch nicht ausreicht, dann kann der Booster fein regelbar noch bis zu 12dB drauflegen. Dabei geht der Vor-Verstärker sehr effizient mit der Batterie um, der Hersteller gibt bei „typical use“ 70 Stunden für eine Alkalibatterie an.
Die Funktion der DI-Box ist sehr interessant gelöst: der XLR Output kann wahlweise vor oder hinter die Klangregelung gelegt werden, Groundlift wird automatisch erzeugt, wenn auch ein 6,3er Klinkenkabel angeschlossen wird. Ein Schalter für Phasenumkehr rundet diesen Funktionsbereich ab.
Klangregelung
Der Low Cut mit 40 / 80 / 160 Hz und Drehregler für Bass – Mid - Treble sind zu bedienen. Die Mitten sind dabei parametrisch regelbar, allerdings ohne Einstellung des Q-Faktors. Weiterhin sind die Regelbereich über eine Vorwahl Gitarre / Bass“ anzupassen.
Um es kurz zu machen: Mitten aufreissen, an der Frequenz drehen bis die Geige zur Kreissäge wird, diese Ecke dann absenken ohne den „Biss“ aufzugeben, Höhen nachjustieren und „Bass“ nach Geschmack würzen. Niemals zuvor hab ich das so leicht und flink erledigen können. Dass der Frequenzregler dabei fast am Anschlag ist gefällt mir nicht ganz so gut, aber zumindest für meine Geige wird der harrsche Piezo-Sound wunderbar geglättet.
Die Drehregler sind leider sehr leichtgängig, aus meiner Sicht das einzige bemerkenswerte Manko am Gerät: da muss man nur leicht dran vorbeistreichen und kann schnell viel verstellen. Da wir Streicher als Ganzes zu den Grobmotorikern gehören, sollte dieser Kritikpunkt durchaus nicht unbeachtet bleiben!
Der gesamte Equalizer kann auch in einen Bassmodus versetzt werden, mangels Bass kann ich darüber aber nichts Weiteres berichten.
Der Volumenregler macht übrigens richtig Spaß: wo das Vorgängermodell eher eine aktive Impedanzanpassung vorgenommen hat, spürt man nun, dass hier zusätzlich Power in die Klangkette fließt. Endlich ein satter, zuverlässiger Linepegel!
Der Booster legt noch mal 3 bis 12 dB drauf, der zugehörige Knopf ist leicht ertastbar und wäre durchaus auch im Spielbetrieb erreichbar. Bisher kam der aber nur ein einziges Mal zum Einsatz um kurz und knackig einen Lautstärkekrieg mit dem Gitarristen siegreich zu beenden.
Klang und Bühneneinsatz
Was den eigentlichen Klang angeht, ist im Vergleich zum Vorgänger kein gewaltiger Unterschied festzustellen, allerdings geht es schon um mehr als nur Nuancen: alles passiert einfach auf einem höheren Level, die fiesen Piezofrequenzen sind gut eingegrenzt abgesenkt, dass gibt dann auch Platz für mehr Obertöne. Die Balance zwischen den Saiten ist auch mit diesem Gerät nicht nachzujustieren, aber das wäre an dieser Stelle auch klar zu viel verlangt. Und die neuen Pegelreserven lassen sich durchaus auch in Dynamik im Spiel umsetzen, der kleine Fishman macht richtig Spaß. Der Dynmikumfang rückt die E-Geige wieder etwas näher an ihr akustisches Pendant. Rauschen
ist bei angepasster Justage nicht zu vernehmen, allein bei höher aufgedrehtem Boost zeigen sich die Grenzen der Physik.
Die Bedenken bezüglich der leicht verstellbaren Drehregler haben sich bisher nicht bewahrheitet, ein deutlicher Schritt nach vorn ist übrigens der Gürtelclip: dieser ist leichter bedienbar, setzt nun weder Ledergürtel noch Doppelnahthose voraus und ist – beidseitig – nutzbar. Ich dachter erst, das sei nicht wichtig, musste aber wegen eines ärgerlichen Zehenbruchs einen Gig im Sitzen spielen – an dem Tag war es sehr praktisch die kleine Flunder verkehrt herum zu fixieren, damit die Stecker nicht direkt am Gerät unter Last stehen.
Ein zusätzlicher Test mit einer halbakustischen Geige lief ebenfalls positiv, Freund Klaus sagt: mehr Druck, mehr Durchsetzungsfähigkeit, dabei weiter fein seidig in den Obertönen – !
Zusammenfassung
Ein starkes Stück Technik für passive E-Geigen, im Vergleich zum Vorgänger wurde viel verbessert ohne die alte Stärke zu verlieren: das Herausarbeiten eines durchsetzungsfähigen und doch seidigen Signals aus dem Piezo. Durchdachte Details machen den Platinum Stage Preamp zu einem unauffälligen aber kaum verzichtbaren Teil der Klangkette. Einziges Manko sind die leichtgängigen Drehregler, ob dies aber in der Praxis relevant ist, wird sich zeigen. Knapp 180 Euken (Stand 07/2015) sind auch nicht gerade im Niedrigpreissegment angelegt, aber hier liegt auch sicherlich schon Grenzbereich zwischen Amateur- und Profiliga an. Wenn’s nun nicht klingt, dann liegt's an mir...
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