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DelayAndReverb
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ELIXIR NANOWEB NICKEL PLANTED STEEL TAPEROUND
Unter dem Deckmantel des Polymers
Quelle: ELIXIR
Prolog.
Ein deutsches Sprichwort sagt: „Was Drei wissen, das erfahren Hundert.“
Aus heutiger Sicht würde der ursprüngliche Verfasser des Sprichworts Johannes Agricola, die von ihm gemachte Aussage sicherlich etwas anpassen. Im Rahmen des ELIXIR Gewinnspiels haben nicht nur 3 sondern 20 Mitglieder - 0,009% der MB Community - die Chance gehabt, einen der neuen ELIXIR NANOWEB Bass Saitensätze zu gewinnen und diesen Euch, den ca. 230.000 Mitgliedern, in einem Review präsentieren zu dürfen.
God save the Queen - oder besser die Flugpost der Royal Mail! Neben dem von mir präferierten Saitensatz waren ein Produktbeiheft über ELIXIR Saiten, ein T-Shirt und eine Karte mit ein paar persönlichen Worten des Musiker Boards und des ELIXIR Teams beiliegend. Nachdem sich einer der Engländer beim Packen vergriffen hatte, wurde mir in einer zweiten Lieferung ebenfalls die richtige H-Saite nachgeliefert.
ELIXIR Historie.
ELIXIR Saiten werden von der an der Grenze zwischen Delaware und Maryland befindlichen Firma W. L. GORE & ASSOSCIATES gefertigt, die entlang des J. F. Kennedy Highway ihre Hallen errichtet hat, der die Städte Philadelphia und Baltimore verbindet. Die Firma mit Hauptsitz in Newark (Delaware) wird geographisch im 20 Meilen Radius nordwestlich von der die Lincoln University in Pennsylvania, nordöstlich von Wilmington und südlich von Middletown eingerahmt. Südwestlich liegt in einer Autostunde entfernt Bel Air. Das Unternehmen gründeten 1958 das Ehepaar Bill und Vieve Gore und wurde ab 1971 deren Sohn Robert W. Gore geführt, der ab 2000 Vorstandsvorsitzender bleibt und von Chuck Caroll als neuen Präsident und CEO der Firma abgelöst wird. R. W. Gore war es, der 1969 seiner Entdeckung der mikroporösen Membran seinen Namen gab: Gerecktes (expandiertes) Polytetrafluorethylens, kurz ePTFE und besser bekannt unter dem gängigerem Namen GORE-TEX. Ebenso entwickelte die Firma GORE verschiedene Beschichtungen für die medizinische Anwendung und arbeitet bis heute als Global Player im Bereich der Herstellung von Kabeln für Telekommunikation, Medizin, Strom, Computer, Elektronik, ziviler und militärischer Luft- und Raumfahrt, sowie ebenso für die Bereiche Textilien, Fasern, Filtration, Dichttechnik und Elemente für Belüftungen.
Die Marke ELIXIR trat 1995 auf den Plan. Der einzige Erfolg der bis dato absolvierten Arbeit belief sich allerdings darauf, Saiten zu beschichten. Der Klang blieb damals auf der Strecke. Viele Wege führten immer wieder in die Sackgasse, da eine Referenz für eine gute Saite und deren Eigenschaften gänzlich fehlten. Also begann das Entwicklerteam die Mühe der Extrameile auf sich zu nehmen: Man forschte mit Schwingungsanalysatoren, High-Speed-Kameras, materiellen Produktreferenzen und entwickelte eigene Abnutzungsgeräte* für die Normierung der Obsoleszenz, Haltbarkeit und Abnutzungserscheinungen. Es bedeutet demnach einen enorme Pionierarbeit mit hohen materiellen und finanziellen Investments, um sich so unter die ersten Plätze der Saitenhersteller zu postieren. Erst nachdem die Techniker zufrieden waren und grünes Licht gaben, versendete man jede einzelne Testserie verschiedener Entwicklungsstufen nacheinander an insgesamt 15000 Musiker, um so herauszufinden, was die Musiker letztlich von der Saite halten und von einer Saite erwarten. Die veränderten und dann offiziellen Prototypen fanden ihren Weg zu über 5000 Musiker um die Innovation direkt bei den Endverbrauchern final zu testen und gegebenenfalls letzte Veränderungen vorzunehmen. Nach zahlreichen Weiterentwicklungen gibt es heute verschiedene Saiten für akustische und elektrische Gitarren, Bässe, Mandolinen und Banjos in zwei verschiedenen Coatings (**POLYWEB oder NANOWEB). Die Beschichtungen unterscheiden sich kaum in ihrer Grundidee: Ein feiner Polymerschlauch, welcher die Saite vollständig umgibt, die Wicklungsrillen bedeckt und so vor Korrosion und Schmutz schützt. Einzig und allein klangliche und haptische Aspekte grenzen die zwei erhältlichen Beschichtungen voneinander ab - jede hat also ihr eigenes „Gschmäckle“.
* Ein paar Entwicklungen können eingesehen werden:
** Vergleich der Coatings:
Weiterführende Informationen zu GORE und ELIXIR befinden sich am Ende des Reviews.
Persönliche Erwartung.
Ich erwarte prinzipiell bei einem Verschleißartikel wie Gitarre- oder Basssaiten eine möglichst lange Haltbarkeit bei gleichbleibendem Ton, denn vorrangig möchte ich das Instrument spielen. Bei einer gewissen Anzahl verschiedener Saiteninstrumente macht sich daher eine gute Saitenqualität alleine schon an der Haltbarkeit bemerkbar. Sicher gibt es hier mehrere Herangehensweisen:
— Günstigere Saiten wählen, öfters wechseln und so den „frischen Ton“ sicherstellen
— Beschichtete Saiten spielen, auf das Produkt vertrauen und seltener wechseln
— Ausschließlich Flatwounds spielen und mit dem Sound zufrieden sein
— Sehr hochwertige Saiten kaufen und die Spielzeit auf mehrere Bässe verteilen.
— Eine Konstellation aus allen Punkten
Ein paar meiner Bässe sind öfters mal unbenutzt im Case und wenn ich selbige wieder in Aktion treten lasse, möchte ich nicht erst noch frische Saiten aufziehen, denn das kostet Zeit und Geld. Es muss schnell, einfach, praktikabel und wirtschaftlich sein. Bisher bin ich seit vielen Jahren mit dem handgewickelten R. COCCO Stainless Steel Satz mit 130er exposed H-Saite unfassbar gut gefahren, weshalb ich diese als Referenz wähle. In Sachen Klang, Tontreue und Gefühl, Haltbarkeit konnte ich bisher noch keine besseren „normalen“ Saiten finden als die aus der exzellenten Saitenschmiede des in Italien geborenen Richard Cocco sr.. Allerdings - wie so oft - schadet ein neugieriger Blick über den Tellerrand keinesfalls: Der Markt entwickelt sich stetig weiter, Produkte werden verbessert und wer auch nur im Ansatz den Überblick behalten möchte, der muss zwangsläufig ganz vorne mit dabei sein.
Yamaha TRB 1005 Quilted Maple Bass.
Die Saiten wurden von mir auf meinen YAMAHA TRB 1005 mit einer Mensurlänge von 889mm aufgezogen. Er liegt damit zwischen der von ELIXIR verwendeten Differenzierung von Long Scale (864mm) und Extra Long Scale (914mm), weshalb ich mich für den normalen Long Scale Satz entschieden habe. Hier gab es gleich ein kleines Problem: Die .130er ELIXIR Saite wollte nicht in die Löcher für die Saitenenden passen. Die .130er R. COCCO passte hier aber ohne Probleme. Ich nehme an, dass das mit der Beschichtung zu tun hat. Etwas Schmirgelpapier schaffte am Saitenende auf ca. 2 cm Länge Abhilfe. Now it fits! Den Bass besitze ich seit unzähligen Jahren, pflege ihn regelmäßig und spiele selbigen in 9 von 10 Gigs direkt ohne Amp per DI mit 12 Uhr EQ-/PU-Stellung am Bass ins Pult. Hier und da korrigiere ich im Laufe des Sets minimal etwas am EQ, aber über die Jahre lässt sich hier eine gewisse Konstanz feststellen. Der Bass besitzt zwei Humbucker in vergleichbarer Position der modernen Ausführung des Jazzbasses. Er ist ein großartiger Aktivbass mit exzellentem Ton, hervorragender 3-Band-Elektronik, angenehm ausbalanciertem Gewicht, komfortablem geschraubtem Hals und einer sehr hohen materiellen Zuverlässigkeit. Für mich, neben dem in meinem Besitz bau-und anwendungsgleichem Fretless, ganz klar DER Bass für die einsame Insel.
ELIXIR NANOWEB Saiten.
ELIXIR schreibt auf der Verpackung folgendes:
„Elixir Strings retain their tone longer than any other bass string. *With less hassle
and expense of frequent string changes, spend more time making music.
(* Source: Results form an Elixir Strings player survey)"
VIDEO Dan Lutz und Justin Fogleman
VIDEO Helmut Hattler
Grundsätzliches.
Auf die Big Points reduziert handelt es sich bei ELIXIR NANOWEB Nickel Planted Steel Round Wound Strings um Saiten mit konservierender Beschichtung, welche durch selbige im Vergleich zu normalen Roundwound Saiten länger ton- und gebrauchshaltiger sein sollen. Dies versucht der Hersteller durch das sogenannte ultradünne NANOWEB Coating* zu erreichen. Durch diese Beschichtung, die sich von anderen Hersteller in so weit unterscheiden, dass diese die Wicklungszwischenräume versiegeln und nicht den Wickeldraht, kann sich kein Schmutz in die Zwischenräume setzen. ELIXIR verspricht so einen brillanteren, lebendigeren und langlebigeren Ton, ein Spielgefühl eher wie traditionelle Basssaiten, sowie komfortables Greifen mit weniger Spielgeräuschen. Bei den neuen Basssaiten setzt der amerikanische Hersteller auf eine ganz neu entwickelte NANOWEB-Beschichtung, die deutlich strapazierfähiger sein soll.
Quelle: ELIXIR
User @milebrega hat vor vielen Jahren einen Saitenrest seiner ELIXIR Nanoweb Phosphor Bronze Gitarrensaite unter das Elektronenrastermikroskop gelegt.
Hier sieht man deutlich, wie die Nanoweb Beschichtung an der Saite haftet und die komplette Saite umgibt.
Der Link zum Thread: https://www.musiker-board.de/threads/elixir-nanoweb-vs-pyramid-phosphor-bronze.549088/
Quelle: Milebrega
ELIXIR NANOWEB Nickel Planted Steel taperwound.
Zusammengestellt hatte ich mir das ELIXIR NANOWEB Nickel Planted Steel Bündel aus einem 4-Saiter Satz (Nr. 14102) mit zusätzlicher Taperwound H Saite (Nr. 15432) in folgenden Stärken*:
B = .130 tw
E = .105
A = .085
D = .070
G = .050
* Angaben in Inch
Erster Eindruck.
Die Saiten fühlen sich durch die NANOWEB-(Fluorpolymer)-Beschichtung in der Tat geringfügig glatter an als herkömmliche Saitensätze. Durch ihre geringfügig glattere Struktur fühlt sich das Saitenmaterial sehr smooth an und schont nebenbei in einem gewissen Rahmen auch die Fingerkuppen. Für einen Vergleich mit halbrund gewickelten Saiten reicht es jedoch nicht. Die Haltbarkeit ist natürlich relativ zu sehen, denn jeder Mensch hat eine andere Zusammensetzung des Handschweißes, die die Saiten mehr oder weniger stark korrodieren lassen. Gemäß der sehr kurzen Zeit zwischen Wareneingang und Review lässt sich bestenfalls eine Prognose hinsichtlich der materiellen Haltbarkeit abgeben. Erfahrungsgemäß gibt das Coating der ebenfalls von mir verwendeten ELIXIR Akustikgitarrensaiten bei Plektren-Spielweise recht schnell den Geist auf. Irgendwo ist das ja auch nachvollziehbar, schließlich schab das Plektrum in einem sehr engen Bereich von wenigen Zentimetern an der selben Stelle. Allerdings hat ELIXIR bei den Basssaiten ein neues Coating entwickelt, dass deutlich strapazierfähiger ist. An den abgeschnittenen Saitenenden dauerte es schon eine recht lange Zeit, bis sich die ersten Defekte zeigten. Im normalen Spiel mit Fingern dürfte der Satz daher Ewigkeiten überstehen.
Ausführung der Wicklung
ELIXIR wickelt seine Basssaiten mit einem runden Draht um einen runden Kern. Dies ist in so fern wichtig, da es in der Branche neben Roundwound und Flatwound noch weitere Wicklungsmethoden gibt, die unten angefügt werden. Gewickelt wird die Saite deshalb so, da ELIXIR den entscheidenen Bereich zu Entstehung der Obertöne in den Wicklungszwischenräumen sehen, der entsteht, wenn die Polymerbeschichtung über der Saite aufgebracht ist. Daher ist nicht der Wickeldraht beschichtet sondern die ganze Saite, was in der Summe zu einem geschlossen System führt. Mit dieser Methode wird allerdings auch der zusätzliche Materialaufwand und das zusätzliche Gewicht der Beschichtung reduziert, was sich positiv auf die Klangentfaltung auswirkt, da die Saite im Vergleich zu anderen beschichteten Saiten weniger Gewicht aufweist und die Wicklungen enger zusammen liegen. Ein weiterer wichtiger Faktor ist das Verhältnis von Wickeldraht zu Kerndraht. Ein mächtigerer Kerndraht führt zu mehr Volumen und Sustain, ein dünnerer Draht weißt mehr Präsenzen auf.
Quelle: GHS
Taperwound.
Die H-Saite ist „taperwound“ gewickelt. Taperwound bezeichnet eine Saite, die einen dünneren Querschnitt beim Auflagepunkt auf dem Saitenreiter besitzt und allgemein eine schwächere Ausgestaltung der Wicklungszahlen aufweist. Dies ist vergleichbar mit den Wicklungen einer Klaviersaite. Ein anderer Ansatz wäre „exposed“. Hier liegt auf Höhe des Saitenreiters der komplette Kern frei. Optisch unterscheiden sich die Saiten am Ballend: Während EXPOSED auf einem kürzeren Stück die Saite auf ihre eigentliche Stärke bringt, ist bei TAPERWOUND die Zunahme der Stärke auf einem deutlich längerem Stück sichergestellt.
Nicht zu verwechseln ist TAPERWOUND mit TAPERED, denn dies sind Saiten die mit einem anderen Material umsponnen werden.
Aus der Sicht der Musikgeschäfte und Gitarrentechniker bringen diese Saiten schon seit den 90er Jahren immer ein Konfliktpotenzial mit sich, denn während das Saitenende immer gleich ist, ist der Abstand von Saitenende zum Steg bei vielen Bässen so unterschiedlich, dass die Saite doch auf den äußersten Wicklungen auf dem Saitenreiter aufliegt. Das hat nicht nur zur Folge, dass (unerfahrene) Kunden irritiert sind sondern auch im schlimmsten Fall die Einstellung der Intonation Probleme bereitet. Allerdings kann es durchaus vorkommen, dass Bässe basierend auf Body-through Konstruktionen mit diesen Saiten besser funktionieren. Das liegt daran, dass der Winkel, in dem die Saiten über den Steg laufen, sehr steil gewählt ist. Verläuft dort eine dicke Saite darüber, könnte diese womöglich zu stark geknickt und so dauerhaft beschädigt werden. Generell gilt aber, dass natürlich die Intonation und die Höhe der H-Saite am Saitenreiter angepasst werden muss. Je nach Bass und Beschaffenheit der Saite ist es denkbar, dass die Madenschrauben am Reiter zu kurz sind. Am meinen Bässen sind alle negativen Aspektes bisher aber noch nicht vorgekommen, sowohl bei R. COCCO als auch am aufgezogenen ELIXIR NANOWEB Satz.
Grundlegend nimmt man der Saite durch weniger Masse sowie kleinerem Auflagepunkt bei der Klangentwicklung wummernde und dröhnende Anteile - von mir liebevoll der „Dicke-Backen-Effekt“ genannt. Erreicht wird besonders bei der B-Saite (30,9 Hz) ein schöner und kompakter Ton mit mehr Definition und Präzision, dafür klingt der Ton der Saite dann aber weniger fett und satt. Meine Erfahrung zeigt, dass besonders bei 5-Saitern und dicken H-Saiten (> .130) im Vergleich zu normal gewickelten Saiten, die Taperwounds hinsichtlich Lautstärke, Klang und Projektion nicht aus der Reihe tanzen und sich so deutlich besser in das homogenere Klangbild einfügen, wohin gegen die normalen H Saite entweder zu dominant oder zu indifferent wird. Bei dünneren H-Saiten (< .125) gewinnt man einen fast schon gläsernen Präsenzanteil, der gerade bei Flatwoundsaiten und/oder auf Fretlessbässen sehr schön zur Geltung kommt. Damit ist ELIXIR bisher einer der wenigen Hersteller am Markt, der beschichtete Saiten mit Taperwound Wicklung in einem begrenzten Bereich anbietet.
Soundbeispiele.
Der Bass lief über einen Zoom H4n als Interface direkt in Logic. Die Aufnahme der Bass Sounds wurde so belassen und die Bässe/Mitten/Höhen sind durchweg auf 12 Uhr. Es klingt also so, wie es nun mal eben klingt.
Bridge, Both, Neck
https://soundcloud.com/delayandreverb/sets/elixir-nanoweb-nickel-planted
Allgemein lassen die ELIXIR NANOWEB Nickel Planted Steel Saiten klanglich keinen großen Unterschied zu normalen Nickel Planted Strings erkennen, allerdings ist der Unterschied zu Stainless Steel deutlich hörbar. Es fehlt es geringfügig an der Präsenz in den Höhen und klingt vergleichsweise etwas angedickt, da Nickel in den Tiefmitten etwas fülliger daher kommt. Hier entscheidet sicherlich das Ohr des jeweiligen Bassspielers und/oder eine mögliche Nickelallergie, welches Saitenmaterial der Spieler bevorzugt. In wie weit ein Allergiker bei intakter NANOWEB Beschichtung diese Saiten spielen kann, kann ich selbst nicht überprüfen.
Kurzer Exkurs: Auf meinen Akustikgitarren spiele ich seit Jahren mit großer Zufriedenheit ELIXIR Nanoweb Phosphor Bronze Saiten. Dort fiel mir auf, dass diese im Vergleich zu normalen Saiten etwas kompakter Klingen, da es sich aber um sehr kleine Nuancen handelt, ist dies auf der Bühne zu vernachlässigen. Ich vermute, dass das Coating etwas bremst und daher die Saite nicht so stark oszillieren kann. Allerdings dürfte das subjektive Empfinden des hier gebotenen Verhältnisses von Tontreue zu Nutzungsdauer im Vergleich zu anderen von mir gespielten beschichteten Saiten der Konkurrenten unangefochten das Beste sein, was der Markt in dieser Kategorie zu bieten hat.
Saitenzug.
Das gesamte Saitenpaket in .130/ .105/ .085/ .070/ .050 wirkt keinesfalls starr und der Saitenzug ist sehr angenehm - nicht zu weich und nicht zu kräftig. Das dürfte am Verhältnis von Kernstärke zu Wickeldraht und am Nickel liegt. Saitenless Steel Saiten empfinde ich als etwas straffer. Ein paar Blicke auf die Internetseiten und klärende Mails an die Customer Service Departments verschiedener Hesteller später, lassen auf durchaus interessante Werte diverser Nickel Planted Steel Saitensätze in den dünneren Stärken .130/ .105/ .085/ .065/ .045 blicken. Ich wähle hier als Einheit bewusst nicht Newton sondern Kilogramm, da sich diese besser bildlich vorstellen lassen.
Lt. einer Anfrage bei Fender sind dort keine Werte erfasst.
Alle Angaben wurden gerundet.
Der von ELIXIR ausgewiesene Gesamtsaitenzug für den etwas stärkeren Saitensatz des Reviews beziffert sich auf 225 Ibs (umgerechnet ca. 102 kg). Meine Einstellungen am Saitenreiter musste ich daher etwas korrigieren, da sich im Vergleich zum subjektiv strafferen R. COCCO Satz der zusätzliche Zug deutlich bemerkbar gemacht hat. An dieser Stelle sei zudem angemerkt, dass es sich hier lediglich um eine Abweichung hinsichtlich des Durchmessers von je 0,005 Inch (umgerechnet 0,127 mm) bei der D und G Saite handelt. Ich finde das sehr interessant und erwähnenswert, in welchen Größen man sich hier bewegt. Da sind schon recht große Kräfte am Werk, die den Bass und dessen Material fordern. Ein Pianist hat dafür allerdings nur ein müdes Grinsen: Er hat 20 Tonnen Zugkraft vor der Nase!
Quelle: ELIXIR
Fazit.
Der von mir gewählte Satz würde bei Thomann mit 43,50 € für den 4-Saiter Satz und 12,50 € für die Taperwound H-Saite zu Buche schlagen - insgesamt also ziemlich sportliche 56,00 €, wenn man möglicherweise bisher Saiten aus anderen Preisregionen erworben hat. Daher ist dass sicherlich nicht direkt für jeder Manns Geldbeutel nachvollziehbar, aber in Anbetracht der im Rahmen des Tests geprüften Parameter Klang, Tontreue, Haptik und Haltbarkeit*, sind ELIXIR NANOWEB Nickel Planted Steel Strings hervorragende Basssaiten mit hohem Mehrwert und tollem Preis-/Leistungsverhältnis. Die Saiten fühlen sich sehr soft an und auch nach ambitionierter Spieldauer sind die Finger immer noch sehr fit. Die Saiten klingen gut, sind sehr angenehm in ihrer Haptik und klingen geringfügig bedeckter, als im Vergleich zu meinem R. COCCO Satz, ob das nun aber darauf zurückzuführen ist, dass der R. COCCO ein unbeschichteter Stainless Steel Satz ist, lasse ich im Raum stehen.
Ergänzend würde Ich es begrüßen, wenn ELIXIR die Taperwound Ausführungen ebenfalls im Bereich der Stainless Steel Saiten ins Programm aufnimmt, denn damit ist das Angebot komplettiert, Stainless Steel Fans sind glücklich und es ist mit Kombination verschiedener Parameter an die Bassisten mit einer Allergie gedacht.
Ein Experiment hinsichtlich Saiten anderer Wicklungscharakteristik und ganz besonders POLYWEB Bass Saiten wäre sicherlich ebenso interessant, denn letztere Gattung ist bisher im aktuellen Produktkatalog nur für elektrische und akustische Gitarren sowie Banjos erhältlich.
*Zu Grunde liegen meine Erfahrung bei Akustikgitarrensaiten des gleichen Herstellers. Denn gemessen an der Spielzeit des zugesendeten Test-Satzes, lässt sich aktuell noch keine absolute Aussage machen.
Weiterführende Informationen.
http://www.elixirstrings.de
http://www.elixirstrings.de/support/about-us.html
http://www.gore.com/de_de/
http://www.elixirstrings.de/guitar-strings/e-bass-nanoweb-saiten.html
Epilog.
Ein herzliches Dankeschön an die Firma ELIXIR für die tolle Gelegenheit den eigenen Horizont zu erweitern und das Musiker-Board Team rund um Martin Hofmann für die Organisation dieser und diverse anderer Events. Auch wenn die Aktionen im Musiker-Board eine gewisse Regelmäßigkeit sowie verlässliche Konstanz aufweisen und durchaus auch ein Alleinstellungsmerkmal sind, sehe ich diese keines Falls als Selbstverständlichkeit an - besonders und erst recht nicht bei diesen wahnsinnigen Temperaturen. Ich bin sehr gespannt, mit welchen Resultaten die anderen Testkollegen aufwarten. Wie dem Bewerbungs-Thread zu entnehmen ist, sind die persönlichen Präferenzen hinsichtlich Saitenstärke, Saitenmaterial und Equipment so unterschiedlich, dass ein breites Spektrum und vielschichtiges Potpourri der neuen Saiten abgedeckt werden kann. Demnach sollte für jeden von Euch etwas dabei sein. Viel Spaß beim Stöbern!
Ein deutsches Sprichwort sagt: „Was Drei wissen, das erfahren Hundert.“
Aus heutiger Sicht würde der ursprüngliche Verfasser des Sprichworts Johannes Agricola, die von ihm gemachte Aussage sicherlich etwas anpassen. Im Rahmen des ELIXIR Gewinnspiels haben nicht nur 3 sondern 20 Mitglieder - 0,009% der MB Community - die Chance gehabt, einen der neuen ELIXIR NANOWEB Bass Saitensätze zu gewinnen und diesen Euch, den ca. 230.000 Mitgliedern, in einem Review präsentieren zu dürfen.
God save the Queen - oder besser die Flugpost der Royal Mail! Neben dem von mir präferierten Saitensatz waren ein Produktbeiheft über ELIXIR Saiten, ein T-Shirt und eine Karte mit ein paar persönlichen Worten des Musiker Boards und des ELIXIR Teams beiliegend. Nachdem sich einer der Engländer beim Packen vergriffen hatte, wurde mir in einer zweiten Lieferung ebenfalls die richtige H-Saite nachgeliefert.
ELIXIR Historie.
ELIXIR Saiten werden von der an der Grenze zwischen Delaware und Maryland befindlichen Firma W. L. GORE & ASSOSCIATES gefertigt, die entlang des J. F. Kennedy Highway ihre Hallen errichtet hat, der die Städte Philadelphia und Baltimore verbindet. Die Firma mit Hauptsitz in Newark (Delaware) wird geographisch im 20 Meilen Radius nordwestlich von der die Lincoln University in Pennsylvania, nordöstlich von Wilmington und südlich von Middletown eingerahmt. Südwestlich liegt in einer Autostunde entfernt Bel Air. Das Unternehmen gründeten 1958 das Ehepaar Bill und Vieve Gore und wurde ab 1971 deren Sohn Robert W. Gore geführt, der ab 2000 Vorstandsvorsitzender bleibt und von Chuck Caroll als neuen Präsident und CEO der Firma abgelöst wird. R. W. Gore war es, der 1969 seiner Entdeckung der mikroporösen Membran seinen Namen gab: Gerecktes (expandiertes) Polytetrafluorethylens, kurz ePTFE und besser bekannt unter dem gängigerem Namen GORE-TEX. Ebenso entwickelte die Firma GORE verschiedene Beschichtungen für die medizinische Anwendung und arbeitet bis heute als Global Player im Bereich der Herstellung von Kabeln für Telekommunikation, Medizin, Strom, Computer, Elektronik, ziviler und militärischer Luft- und Raumfahrt, sowie ebenso für die Bereiche Textilien, Fasern, Filtration, Dichttechnik und Elemente für Belüftungen.
Die Marke ELIXIR trat 1995 auf den Plan. Der einzige Erfolg der bis dato absolvierten Arbeit belief sich allerdings darauf, Saiten zu beschichten. Der Klang blieb damals auf der Strecke. Viele Wege führten immer wieder in die Sackgasse, da eine Referenz für eine gute Saite und deren Eigenschaften gänzlich fehlten. Also begann das Entwicklerteam die Mühe der Extrameile auf sich zu nehmen: Man forschte mit Schwingungsanalysatoren, High-Speed-Kameras, materiellen Produktreferenzen und entwickelte eigene Abnutzungsgeräte* für die Normierung der Obsoleszenz, Haltbarkeit und Abnutzungserscheinungen. Es bedeutet demnach einen enorme Pionierarbeit mit hohen materiellen und finanziellen Investments, um sich so unter die ersten Plätze der Saitenhersteller zu postieren. Erst nachdem die Techniker zufrieden waren und grünes Licht gaben, versendete man jede einzelne Testserie verschiedener Entwicklungsstufen nacheinander an insgesamt 15000 Musiker, um so herauszufinden, was die Musiker letztlich von der Saite halten und von einer Saite erwarten. Die veränderten und dann offiziellen Prototypen fanden ihren Weg zu über 5000 Musiker um die Innovation direkt bei den Endverbrauchern final zu testen und gegebenenfalls letzte Veränderungen vorzunehmen. Nach zahlreichen Weiterentwicklungen gibt es heute verschiedene Saiten für akustische und elektrische Gitarren, Bässe, Mandolinen und Banjos in zwei verschiedenen Coatings (**POLYWEB oder NANOWEB). Die Beschichtungen unterscheiden sich kaum in ihrer Grundidee: Ein feiner Polymerschlauch, welcher die Saite vollständig umgibt, die Wicklungsrillen bedeckt und so vor Korrosion und Schmutz schützt. Einzig und allein klangliche und haptische Aspekte grenzen die zwei erhältlichen Beschichtungen voneinander ab - jede hat also ihr eigenes „Gschmäckle“.
* Ein paar Entwicklungen können eingesehen werden:
** Vergleich der Coatings:
Weiterführende Informationen zu GORE und ELIXIR befinden sich am Ende des Reviews.
Persönliche Erwartung.
Ich erwarte prinzipiell bei einem Verschleißartikel wie Gitarre- oder Basssaiten eine möglichst lange Haltbarkeit bei gleichbleibendem Ton, denn vorrangig möchte ich das Instrument spielen. Bei einer gewissen Anzahl verschiedener Saiteninstrumente macht sich daher eine gute Saitenqualität alleine schon an der Haltbarkeit bemerkbar. Sicher gibt es hier mehrere Herangehensweisen:
— Günstigere Saiten wählen, öfters wechseln und so den „frischen Ton“ sicherstellen
— Beschichtete Saiten spielen, auf das Produkt vertrauen und seltener wechseln
— Ausschließlich Flatwounds spielen und mit dem Sound zufrieden sein
— Sehr hochwertige Saiten kaufen und die Spielzeit auf mehrere Bässe verteilen.
— Eine Konstellation aus allen Punkten
Ein paar meiner Bässe sind öfters mal unbenutzt im Case und wenn ich selbige wieder in Aktion treten lasse, möchte ich nicht erst noch frische Saiten aufziehen, denn das kostet Zeit und Geld. Es muss schnell, einfach, praktikabel und wirtschaftlich sein. Bisher bin ich seit vielen Jahren mit dem handgewickelten R. COCCO Stainless Steel Satz mit 130er exposed H-Saite unfassbar gut gefahren, weshalb ich diese als Referenz wähle. In Sachen Klang, Tontreue und Gefühl, Haltbarkeit konnte ich bisher noch keine besseren „normalen“ Saiten finden als die aus der exzellenten Saitenschmiede des in Italien geborenen Richard Cocco sr.. Allerdings - wie so oft - schadet ein neugieriger Blick über den Tellerrand keinesfalls: Der Markt entwickelt sich stetig weiter, Produkte werden verbessert und wer auch nur im Ansatz den Überblick behalten möchte, der muss zwangsläufig ganz vorne mit dabei sein.
Yamaha TRB 1005 Quilted Maple Bass.
Die Saiten wurden von mir auf meinen YAMAHA TRB 1005 mit einer Mensurlänge von 889mm aufgezogen. Er liegt damit zwischen der von ELIXIR verwendeten Differenzierung von Long Scale (864mm) und Extra Long Scale (914mm), weshalb ich mich für den normalen Long Scale Satz entschieden habe. Hier gab es gleich ein kleines Problem: Die .130er ELIXIR Saite wollte nicht in die Löcher für die Saitenenden passen. Die .130er R. COCCO passte hier aber ohne Probleme. Ich nehme an, dass das mit der Beschichtung zu tun hat. Etwas Schmirgelpapier schaffte am Saitenende auf ca. 2 cm Länge Abhilfe. Now it fits! Den Bass besitze ich seit unzähligen Jahren, pflege ihn regelmäßig und spiele selbigen in 9 von 10 Gigs direkt ohne Amp per DI mit 12 Uhr EQ-/PU-Stellung am Bass ins Pult. Hier und da korrigiere ich im Laufe des Sets minimal etwas am EQ, aber über die Jahre lässt sich hier eine gewisse Konstanz feststellen. Der Bass besitzt zwei Humbucker in vergleichbarer Position der modernen Ausführung des Jazzbasses. Er ist ein großartiger Aktivbass mit exzellentem Ton, hervorragender 3-Band-Elektronik, angenehm ausbalanciertem Gewicht, komfortablem geschraubtem Hals und einer sehr hohen materiellen Zuverlässigkeit. Für mich, neben dem in meinem Besitz bau-und anwendungsgleichem Fretless, ganz klar DER Bass für die einsame Insel.
ELIXIR NANOWEB Saiten.
ELIXIR schreibt auf der Verpackung folgendes:
„Elixir Strings retain their tone longer than any other bass string. *With less hassle
and expense of frequent string changes, spend more time making music.
(* Source: Results form an Elixir Strings player survey)"
VIDEO Dan Lutz und Justin Fogleman
VIDEO Helmut Hattler
Grundsätzliches.
Auf die Big Points reduziert handelt es sich bei ELIXIR NANOWEB Nickel Planted Steel Round Wound Strings um Saiten mit konservierender Beschichtung, welche durch selbige im Vergleich zu normalen Roundwound Saiten länger ton- und gebrauchshaltiger sein sollen. Dies versucht der Hersteller durch das sogenannte ultradünne NANOWEB Coating* zu erreichen. Durch diese Beschichtung, die sich von anderen Hersteller in so weit unterscheiden, dass diese die Wicklungszwischenräume versiegeln und nicht den Wickeldraht, kann sich kein Schmutz in die Zwischenräume setzen. ELIXIR verspricht so einen brillanteren, lebendigeren und langlebigeren Ton, ein Spielgefühl eher wie traditionelle Basssaiten, sowie komfortables Greifen mit weniger Spielgeräuschen. Bei den neuen Basssaiten setzt der amerikanische Hersteller auf eine ganz neu entwickelte NANOWEB-Beschichtung, die deutlich strapazierfähiger sein soll.
Quelle: ELIXIR
User @milebrega hat vor vielen Jahren einen Saitenrest seiner ELIXIR Nanoweb Phosphor Bronze Gitarrensaite unter das Elektronenrastermikroskop gelegt.
Hier sieht man deutlich, wie die Nanoweb Beschichtung an der Saite haftet und die komplette Saite umgibt.
Der Link zum Thread: https://www.musiker-board.de/threads/elixir-nanoweb-vs-pyramid-phosphor-bronze.549088/
Quelle: Milebrega
ELIXIR NANOWEB Nickel Planted Steel taperwound.
Zusammengestellt hatte ich mir das ELIXIR NANOWEB Nickel Planted Steel Bündel aus einem 4-Saiter Satz (Nr. 14102) mit zusätzlicher Taperwound H Saite (Nr. 15432) in folgenden Stärken*:
B = .130 tw
E = .105
A = .085
D = .070
G = .050
* Angaben in Inch
Erster Eindruck.
Die Saiten fühlen sich durch die NANOWEB-(Fluorpolymer)-Beschichtung in der Tat geringfügig glatter an als herkömmliche Saitensätze. Durch ihre geringfügig glattere Struktur fühlt sich das Saitenmaterial sehr smooth an und schont nebenbei in einem gewissen Rahmen auch die Fingerkuppen. Für einen Vergleich mit halbrund gewickelten Saiten reicht es jedoch nicht. Die Haltbarkeit ist natürlich relativ zu sehen, denn jeder Mensch hat eine andere Zusammensetzung des Handschweißes, die die Saiten mehr oder weniger stark korrodieren lassen. Gemäß der sehr kurzen Zeit zwischen Wareneingang und Review lässt sich bestenfalls eine Prognose hinsichtlich der materiellen Haltbarkeit abgeben. Erfahrungsgemäß gibt das Coating der ebenfalls von mir verwendeten ELIXIR Akustikgitarrensaiten bei Plektren-Spielweise recht schnell den Geist auf. Irgendwo ist das ja auch nachvollziehbar, schließlich schab das Plektrum in einem sehr engen Bereich von wenigen Zentimetern an der selben Stelle. Allerdings hat ELIXIR bei den Basssaiten ein neues Coating entwickelt, dass deutlich strapazierfähiger ist. An den abgeschnittenen Saitenenden dauerte es schon eine recht lange Zeit, bis sich die ersten Defekte zeigten. Im normalen Spiel mit Fingern dürfte der Satz daher Ewigkeiten überstehen.
Ausführung der Wicklung
ELIXIR wickelt seine Basssaiten mit einem runden Draht um einen runden Kern. Dies ist in so fern wichtig, da es in der Branche neben Roundwound und Flatwound noch weitere Wicklungsmethoden gibt, die unten angefügt werden. Gewickelt wird die Saite deshalb so, da ELIXIR den entscheidenen Bereich zu Entstehung der Obertöne in den Wicklungszwischenräumen sehen, der entsteht, wenn die Polymerbeschichtung über der Saite aufgebracht ist. Daher ist nicht der Wickeldraht beschichtet sondern die ganze Saite, was in der Summe zu einem geschlossen System führt. Mit dieser Methode wird allerdings auch der zusätzliche Materialaufwand und das zusätzliche Gewicht der Beschichtung reduziert, was sich positiv auf die Klangentfaltung auswirkt, da die Saite im Vergleich zu anderen beschichteten Saiten weniger Gewicht aufweist und die Wicklungen enger zusammen liegen. Ein weiterer wichtiger Faktor ist das Verhältnis von Wickeldraht zu Kerndraht. Ein mächtigerer Kerndraht führt zu mehr Volumen und Sustain, ein dünnerer Draht weißt mehr Präsenzen auf.
Quelle: GHS
Taperwound.
Die H-Saite ist „taperwound“ gewickelt. Taperwound bezeichnet eine Saite, die einen dünneren Querschnitt beim Auflagepunkt auf dem Saitenreiter besitzt und allgemein eine schwächere Ausgestaltung der Wicklungszahlen aufweist. Dies ist vergleichbar mit den Wicklungen einer Klaviersaite. Ein anderer Ansatz wäre „exposed“. Hier liegt auf Höhe des Saitenreiters der komplette Kern frei. Optisch unterscheiden sich die Saiten am Ballend: Während EXPOSED auf einem kürzeren Stück die Saite auf ihre eigentliche Stärke bringt, ist bei TAPERWOUND die Zunahme der Stärke auf einem deutlich längerem Stück sichergestellt.
Nicht zu verwechseln ist TAPERWOUND mit TAPERED, denn dies sind Saiten die mit einem anderen Material umsponnen werden.
Aus der Sicht der Musikgeschäfte und Gitarrentechniker bringen diese Saiten schon seit den 90er Jahren immer ein Konfliktpotenzial mit sich, denn während das Saitenende immer gleich ist, ist der Abstand von Saitenende zum Steg bei vielen Bässen so unterschiedlich, dass die Saite doch auf den äußersten Wicklungen auf dem Saitenreiter aufliegt. Das hat nicht nur zur Folge, dass (unerfahrene) Kunden irritiert sind sondern auch im schlimmsten Fall die Einstellung der Intonation Probleme bereitet. Allerdings kann es durchaus vorkommen, dass Bässe basierend auf Body-through Konstruktionen mit diesen Saiten besser funktionieren. Das liegt daran, dass der Winkel, in dem die Saiten über den Steg laufen, sehr steil gewählt ist. Verläuft dort eine dicke Saite darüber, könnte diese womöglich zu stark geknickt und so dauerhaft beschädigt werden. Generell gilt aber, dass natürlich die Intonation und die Höhe der H-Saite am Saitenreiter angepasst werden muss. Je nach Bass und Beschaffenheit der Saite ist es denkbar, dass die Madenschrauben am Reiter zu kurz sind. Am meinen Bässen sind alle negativen Aspektes bisher aber noch nicht vorgekommen, sowohl bei R. COCCO als auch am aufgezogenen ELIXIR NANOWEB Satz.
Grundlegend nimmt man der Saite durch weniger Masse sowie kleinerem Auflagepunkt bei der Klangentwicklung wummernde und dröhnende Anteile - von mir liebevoll der „Dicke-Backen-Effekt“ genannt. Erreicht wird besonders bei der B-Saite (30,9 Hz) ein schöner und kompakter Ton mit mehr Definition und Präzision, dafür klingt der Ton der Saite dann aber weniger fett und satt. Meine Erfahrung zeigt, dass besonders bei 5-Saitern und dicken H-Saiten (> .130) im Vergleich zu normal gewickelten Saiten, die Taperwounds hinsichtlich Lautstärke, Klang und Projektion nicht aus der Reihe tanzen und sich so deutlich besser in das homogenere Klangbild einfügen, wohin gegen die normalen H Saite entweder zu dominant oder zu indifferent wird. Bei dünneren H-Saiten (< .125) gewinnt man einen fast schon gläsernen Präsenzanteil, der gerade bei Flatwoundsaiten und/oder auf Fretlessbässen sehr schön zur Geltung kommt. Damit ist ELIXIR bisher einer der wenigen Hersteller am Markt, der beschichtete Saiten mit Taperwound Wicklung in einem begrenzten Bereich anbietet.
Soundbeispiele.
Der Bass lief über einen Zoom H4n als Interface direkt in Logic. Die Aufnahme der Bass Sounds wurde so belassen und die Bässe/Mitten/Höhen sind durchweg auf 12 Uhr. Es klingt also so, wie es nun mal eben klingt.
Bridge, Both, Neck
https://soundcloud.com/delayandreverb/sets/elixir-nanoweb-nickel-planted
Allgemein lassen die ELIXIR NANOWEB Nickel Planted Steel Saiten klanglich keinen großen Unterschied zu normalen Nickel Planted Strings erkennen, allerdings ist der Unterschied zu Stainless Steel deutlich hörbar. Es fehlt es geringfügig an der Präsenz in den Höhen und klingt vergleichsweise etwas angedickt, da Nickel in den Tiefmitten etwas fülliger daher kommt. Hier entscheidet sicherlich das Ohr des jeweiligen Bassspielers und/oder eine mögliche Nickelallergie, welches Saitenmaterial der Spieler bevorzugt. In wie weit ein Allergiker bei intakter NANOWEB Beschichtung diese Saiten spielen kann, kann ich selbst nicht überprüfen.
Kurzer Exkurs: Auf meinen Akustikgitarren spiele ich seit Jahren mit großer Zufriedenheit ELIXIR Nanoweb Phosphor Bronze Saiten. Dort fiel mir auf, dass diese im Vergleich zu normalen Saiten etwas kompakter Klingen, da es sich aber um sehr kleine Nuancen handelt, ist dies auf der Bühne zu vernachlässigen. Ich vermute, dass das Coating etwas bremst und daher die Saite nicht so stark oszillieren kann. Allerdings dürfte das subjektive Empfinden des hier gebotenen Verhältnisses von Tontreue zu Nutzungsdauer im Vergleich zu anderen von mir gespielten beschichteten Saiten der Konkurrenten unangefochten das Beste sein, was der Markt in dieser Kategorie zu bieten hat.
Saitenzug.
Das gesamte Saitenpaket in .130/ .105/ .085/ .070/ .050 wirkt keinesfalls starr und der Saitenzug ist sehr angenehm - nicht zu weich und nicht zu kräftig. Das dürfte am Verhältnis von Kernstärke zu Wickeldraht und am Nickel liegt. Saitenless Steel Saiten empfinde ich als etwas straffer. Ein paar Blicke auf die Internetseiten und klärende Mails an die Customer Service Departments verschiedener Hesteller später, lassen auf durchaus interessante Werte diverser Nickel Planted Steel Saitensätze in den dünneren Stärken .130/ .105/ .085/ .065/ .045 blicken. Ich wähle hier als Einheit bewusst nicht Newton sondern Kilogramm, da sich diese besser bildlich vorstellen lassen.
Lt. einer Anfrage bei Fender sind dort keine Werte erfasst.
Alle Angaben wurden gerundet.
Der von ELIXIR ausgewiesene Gesamtsaitenzug für den etwas stärkeren Saitensatz des Reviews beziffert sich auf 225 Ibs (umgerechnet ca. 102 kg). Meine Einstellungen am Saitenreiter musste ich daher etwas korrigieren, da sich im Vergleich zum subjektiv strafferen R. COCCO Satz der zusätzliche Zug deutlich bemerkbar gemacht hat. An dieser Stelle sei zudem angemerkt, dass es sich hier lediglich um eine Abweichung hinsichtlich des Durchmessers von je 0,005 Inch (umgerechnet 0,127 mm) bei der D und G Saite handelt. Ich finde das sehr interessant und erwähnenswert, in welchen Größen man sich hier bewegt. Da sind schon recht große Kräfte am Werk, die den Bass und dessen Material fordern. Ein Pianist hat dafür allerdings nur ein müdes Grinsen: Er hat 20 Tonnen Zugkraft vor der Nase!
Quelle: ELIXIR
Fazit.
Der von mir gewählte Satz würde bei Thomann mit 43,50 € für den 4-Saiter Satz und 12,50 € für die Taperwound H-Saite zu Buche schlagen - insgesamt also ziemlich sportliche 56,00 €, wenn man möglicherweise bisher Saiten aus anderen Preisregionen erworben hat. Daher ist dass sicherlich nicht direkt für jeder Manns Geldbeutel nachvollziehbar, aber in Anbetracht der im Rahmen des Tests geprüften Parameter Klang, Tontreue, Haptik und Haltbarkeit*, sind ELIXIR NANOWEB Nickel Planted Steel Strings hervorragende Basssaiten mit hohem Mehrwert und tollem Preis-/Leistungsverhältnis. Die Saiten fühlen sich sehr soft an und auch nach ambitionierter Spieldauer sind die Finger immer noch sehr fit. Die Saiten klingen gut, sind sehr angenehm in ihrer Haptik und klingen geringfügig bedeckter, als im Vergleich zu meinem R. COCCO Satz, ob das nun aber darauf zurückzuführen ist, dass der R. COCCO ein unbeschichteter Stainless Steel Satz ist, lasse ich im Raum stehen.
Ergänzend würde Ich es begrüßen, wenn ELIXIR die Taperwound Ausführungen ebenfalls im Bereich der Stainless Steel Saiten ins Programm aufnimmt, denn damit ist das Angebot komplettiert, Stainless Steel Fans sind glücklich und es ist mit Kombination verschiedener Parameter an die Bassisten mit einer Allergie gedacht.
Ein Experiment hinsichtlich Saiten anderer Wicklungscharakteristik und ganz besonders POLYWEB Bass Saiten wäre sicherlich ebenso interessant, denn letztere Gattung ist bisher im aktuellen Produktkatalog nur für elektrische und akustische Gitarren sowie Banjos erhältlich.
*Zu Grunde liegen meine Erfahrung bei Akustikgitarrensaiten des gleichen Herstellers. Denn gemessen an der Spielzeit des zugesendeten Test-Satzes, lässt sich aktuell noch keine absolute Aussage machen.
Weiterführende Informationen.
http://www.elixirstrings.de
http://www.elixirstrings.de/support/about-us.html
http://www.gore.com/de_de/
http://www.elixirstrings.de/guitar-strings/e-bass-nanoweb-saiten.html
Epilog.
Ein herzliches Dankeschön an die Firma ELIXIR für die tolle Gelegenheit den eigenen Horizont zu erweitern und das Musiker-Board Team rund um Martin Hofmann für die Organisation dieser und diverse anderer Events. Auch wenn die Aktionen im Musiker-Board eine gewisse Regelmäßigkeit sowie verlässliche Konstanz aufweisen und durchaus auch ein Alleinstellungsmerkmal sind, sehe ich diese keines Falls als Selbstverständlichkeit an - besonders und erst recht nicht bei diesen wahnsinnigen Temperaturen. Ich bin sehr gespannt, mit welchen Resultaten die anderen Testkollegen aufwarten. Wie dem Bewerbungs-Thread zu entnehmen ist, sind die persönlichen Präferenzen hinsichtlich Saitenstärke, Saitenmaterial und Equipment so unterschiedlich, dass ein breites Spektrum und vielschichtiges Potpourri der neuen Saiten abgedeckt werden kann. Demnach sollte für jeden von Euch etwas dabei sein. Viel Spaß beim Stöbern!
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