Ich würde das Wort "ideal" durch "professionell" ersetzen wollen. Denn von Profis kenne ich das durchaus so. Man trifft sich, spielt den Song zum ersten Mal zusammen ohne vorher groß zu diskutieren und es funktioniert. Und das ist auch meine Definition von professionell. Aber klar, es gibt auch etliche, die damit ihr Geld verdienen und dennoch wenig Ahnung haben - vor allem im Sängerlager, diesen Schuh müssen wir uns schon anziehen. Aber daß es Sänger gibt, die sich mit Tonarten nicht auskennen, ist keine Ausrede, es als Instrumentalist auch nicht zu können
Genug geofftopict
Aus dem Stegreif steuere ich einen Gig zum Thema bei, den wir auf einer Eckbank gespielt haben. Wir wurden als Ersatzband für einen Gig in einem winzigen Stadtcafé gebucht, da die eigentliche Band 2 Tage vorher abgesagt hatte. Da wir teurer waren, hat der Cafébesitzer erstmal herumgegreint, uns aber dann mangels Alternativen doch verpflichtet
. Wir kommen also in den Laden, neudeutsch würde man es wohl Nanokneipe nennen, und wundern uns, wo wir denn überhaupt hinsollen (4 köpfige Rockband mit PA und Licht) und er weist und eine Sitznische zu - U-förmige Eckbank für max 6 Personen. Der Tisch wird entsorgt, das Drumset an seiner statt aufgebaut. Bass- und Gitarrenamp müssen bereits auf der dick gepolsterten Eckbank äußerst wackelig Platz finden und wir haben uns um's Schlagzeug herumgestellt, wobei Gitarre, Bass und auch unsere Körper mehr Geräusche auf dem Schlagzeug erzeugten als der Drummer selbst. Aber man arrangiert sich eben. Kaum ist der zweite Song zu Ende strömen ganze Scharen in den winzigen Raum, füllen ihn bis zum Anschlag und darüber hinaus und drängen uns auf die Eckbank. Gitarrist, Bassist und ich stehen krumm gebäugt auf der - wegen der Amps - sehr engen Bank, können uns nicht bewegen und das Schlagzeug ist komplet gedämpft, weil das Publikum schon fast draufsitzt. Becken werden sofort abgestoppt, die Bassdrum macht nur "plöp" und binnen Minuten steigt die Temperatur auf finnische Saunagrade. Auf dem Platz vor dem Café ein beeindruckender Halbkreis an Menschen, die man aber nur sehen konnte, wenn man den Dunst von den mittlerweile Milchglas-Scheiben abgewischt hat.
Der Cafébesitzer machte das Geschäft seines Lebens, es wurde alles ausgetrunken, was er besaß. Zum Ende hin konnte er nur noch Kaffee und Leitungswasser anbieten
. Und er hat uns sogar 100,- mehr bezahlt als vereinbart.
Wir hatten hinterher Kreuz-, Kopf- und diverse weitere Schmerzen - ein 3,5 Std. Gig in fast völliger Bewegungslosigkeit und gebückter Haltung. Wir mußten auf unsere 2 Pausen verzichten, weil wir uns ohnehin nicht von der Bank bewegen konnten. Erst als am Ende der Drummer Teile seines Sets abgebaut hatte, war es halbwegs sicher, wieder herunterzusteigen ohne sich sämtliche Knochen zu brechen...
Schön war's