Chor , Raum, Komzertmuschel.
Jeder Raum hat eine andere Charakteristik und es wäre schön wenn man einen LKW voller, Vorhänge, Decken, Absorbern, Schallschutzwänden oder Schallfallen dabei hätte um die Räume so zu gestalten, dass die akustischen Defizite ausgeglichen werden können.
Konzertsäle, Theater oder einige Veranstaltungsräume sind in diese Hinsicht schon optimiert und bieten dem Akteur ein gutes Umfeld. Natürlich sind auch Aufnahme-Studios unter diesen Gesichtspunkten eingerichtet.
Turnhallen, Kirchen, und so manche Veranstaltungshalle sind da schon andere Herausforderungen.
Open Air Veranstaltungen haben meist nicht das Problem ungünstiger Reflexionen durch Wände oder Decken, haben aber andere Fallen (Nebengeräusche, Fremdschall und die Tragweite der Darbietung)
Jeder Chor kennt das Phänomen:
Im Proberaum/Wohnzimmer klingt es "gut" und jede® SängerIn hört sich und die anderen.
An diesen Raumklang hat sich der Chor gewöhnt. Die typische, gewohnten) Reflexionen helfen beim intonieren.
Jeder Raum hat eine eigene Akustik. Decken und Wände reflektieren den Schall und bringen diesen im günstigen Fall zurück ans Ohr der Akteure.
Näme man nun Decken und Wände weg und füllte man den Boden mit Sand, so gäbe es keine Reflexionen mehr und die Sängerinnen würden ausschließlich den Direktschall der Stimmen hören . (Die Wüste wäre so ein schalltoter Raum ohne Reflexionen. Manche Studios kommen durch aufwendige Absorber diesem nahe)
Die Stimme selber wird also in einem Zimmer nicht lauter - nur die durch die Wände und Decke reflektierten Schallwellen addieren sich.. (Und dies mit durch die Laufzeit bestimmter Verzögerung)
In einer Kirche ist dies besonders dramatisch, da dort unterschiedliche Laufzeiten mit bis zu 7 Sekunden ans Ohr des Akteurs geworfen werden. Zudem kommen noch von Seitenschiffen, Decken oder unter Orgelemporen Reflexionen mit anderen Laufzeiten zustande. Es herrscht also ein indifferenter Hallmix. (Deshalb wurden und wird in der Kirche ein Instrument mit großem Direktschall eingesetzt der prominent über dem Hall liegt: Die Kirchenorgel.
Nun könnte man theoretisch einen Raum mit in die Kirche nehmen um das "gewohnte" Wohnzimmer zu simulieren. Ideal wäre eine Art Planetarium in dessen Mittelpunkt alle Reflexionen zeitgleich eintreffen würden. Der nächste Schritt ist ein halbes Planetarium (Konzertmuschel) hier werden Schallwellen die sich nach hinten und oben ausbreiten zurück auf den Mittelpunkt geworfen. (Dirigentenplatz) Ein Teil der Reflexionen geht nach vorne. (aber eben etwas später als der Direktschall aus den Mündern.
So viele Schallwellen werden aber bei der menschlichen Stimme gar nicht nach hinten und oben gerichtet. Derr Mund ist ein Schalltrichter und soll den größten Anteil nach vorne produzieren. Der Chor hätte einen größeren Gewinn fürs Publikum wenn er in der Konzertmuschel nach hinten singen würde.
Je höher der Ton desto gerichteter nach vorne. Demnach tragen hohe Stimmlagen natürlicherweise immer weiter als tiefere Stimmlagen.
Eine Konzertmuschel gibt dem Chor also eine gutes Gefühl, da diese 1. keinen unerwünschten Schall von hinten durchlässt und 2. das tiefere Stimmlagen etwas reflektiert.
Leider "fangen" sich in gleichem Maße alle Schallwellen die von vorne außerhalb kommen ebenfalls in der Konzertmuschel. (ähnlich wie wenn jemand die Hände als Schalltrichter an die Ohren hält.)
Ich habe erlebt, dass Konzertaufnahmen unbrauchbar waren, da die in der Mitte der Konzertmuschel aufgestellten Mikrofone ein ungeahntes Spektrum an Nebengeräuschen vom Kinderlachen und Appalus bis hin zur weit entfernten Straßenbahn oder einem Martinshorn aufgenommen haben.
Ein Paravent von 2 m höhe welcher mit Stoff bespannt ist bietet höchstens einen Schallschutz gegen von hinten auftretende Quellen. Stoffbespannung behindert hier die (in diesem Fall gewünschten) Reflexionen. Vorteile einer Konzertmuschel mit glatten Wänden kann dieser nicht annähernd bieten.
Eine Konzertmuschel macht also den Direktschall des Chores nicht "lauter" er fügt diesem nur ein kleines Maß an Reflexionen hinzu. Eine Trompete (Schallaustritt nach vorne und hohe Frequenzen) hätte also keinen Gewinn in einer Konzertmuschel. Ein Kontrabass (allseitig ausbreitende tiefe Frequenzen) würden tatsächlich reflektiert aber dadurch auch "mulmig" und indifferent.
Abgesehen von einem riesigen Aufwand und hohen Kosten die eine richtige (mobile) Konzertmuschel erzeugen würde ist dieser Weg m.E. nicht ein idiotensicherer Problemlöser.
mobile kleinere, Stellwände habe eine eher psychologischen Effekt. (der natürlich nicht zu verachten ist)
Oft wird das klassische Amphietheater als Beispiel angeführt. Richtig , hier haben sich die Erbauer folgerichtig Gedanken zur Verständlichkeit der Darbietung gemacht:
Dies ist sozusagen eine am Boden liegende Konzertmuschel IN der die Zuschauer bis zum Rand sitzen und so an der Stelle platziert waren wo Direktschall und Reflexionen zusammenkommen. (Grenzfläche) Vergleichbar mit der Planetariumkuppel - nur umgedreht. (Siehe geegnete Veranstaltungsbauten.
Als aller erstes ist die Stellposition des Chores maßgeblich. Halbrund und nach hinten erhöht ist meiner Erfahrung nach ein Muss, damit Stimmen nicht durch die vorderen Sängerinnen abgedeckt werden. Chorpodeste gehören bei vielen Chören zur Erstausstattung. Hier sind auch Sport Stepper und Tischlerarbeiten üblich.
Auch die Positionierung des Chores spielt eine große Rolle zum eigenen guten Empfinden und zur Erzeugung von Sprachverständlichkeit und Gesamtklang. (Nicht immer ist in der Kirche die Positionierung im Altarraum die geeignetste. Obwohl oft naheliegend)
Ich meine die Gewöhnung in verschiedensten Räumen zu singen und sich in der Raumakustik einzusingen ist der beste Weg und führt mit der Zeit zu Sicherheit und Flexibilität.
Soll der Chor nun lauter ans Publikum dringen und sich gegen Nebengeräusche durchsetzten so bleibt nur eine fachkundige Mikrofonierung und dementsprechende Verstärkung..
Bei kommerziellen Open Air Konzerten werden riesige Plexiglas Kuppeln und Wände installiert die 1. gegen das Wetter unabhängig machen und 2. den Klangkörper harmionisieresn sollen. Unangetastet davon wird dann eine aufwändige Mikrofonierung und Verstärkung durchgeführt um Lautstärke und gleichen Frequenzgang an allen Zuschauerplätzen zu erzeugen.
Quelle der Bilder: hdm-stuttgart
Gerd