@TripleK nur mal so aus interesse, was müsste ich machen damit es wie auf einer CD klingt?
Ich schildere Dir gerne meine Sicht der Dinge. Außen vor lasse ich mal die Tatsache, dass so manches professionelle Tonstudio einkanalige Mikrofonvorverstärker benutzen, die teurer sind, als mein gesamtes Einsteigerequipment samt Laptop damals war.
Als ersten Schritt optimierst Du die akustische Beschaffenheit Deines Raumes. Du benutzt Breitbandabsorber an den Stellen der Erstreflexionen. Basstraps oder Bassfallen sorgen dafür, dass auch tiefe Frequenzen nur so lange nachhallen, wie die mittleren und hohen. Das misst Du mit einem Programm wie REW, welches kostenlos ist. Anleitungen findest Du im Netz. Nach Geschmack benutzt Du noch Diffussoren, um umerwünschte Flatterechos zu vermeiden oder den Raumklang lebendiger zu gestalten.
In diesem Raum nimmst du dann die Stimme mit dem bestmöglichen Equipment auf, dass Du Dir besorgen kannst (oder selber hast;-) ).
Du wirst den Sänger etwa in der Mitte des Raumes positionieren und ausprobieren, welcher Mikrofonabstand für das Stück und die Art des Sängers zu singen der passende ist. Sollten In einzelnen Parts sehr unterschiedliche Gesangslautstärken gefordert sein, nimmst Du diese Parts getrennt und jeweils neu eingepegelt auf, damit Du diese hinterher lautstärkemäßig leichter in den Gesamtkontext integrieren kannst. Die besten Parts schneidest Du dann zusammen, so dass Dir der Song fürs erste gefällt. Jetzt kommt das Editing: Du schneidest alle Atemgeräusche raus, die Du nicht haben willst (manchmal kann ein Einatmen auch sehr viel Emotion erzeugen, dass muss man dann erspüren). Lippengeräusche und Schmatzer entfernst Du auch. Sind hier und da ein paar Töne knapp daneben, korrigierst Du sie mit z. B. Melodyne.
Wahrscheinlich möchtest Du die Stimme jetzt etwas komprimieren, damit Lautstärkeunterschiede geringer werden und sich die Stimme schon ein Stück mehr in den Song bettet.
Jetzt hörst du Dir den gesamten Song an und schaust, in welchen Frequenzen die Stimme mit anderen Instrumenten, vor allem Gitarre/ E-Gitarre konkurriert. Die Verständlichkeit der Stimme steckt zum großen Teil in den Sibilanten, da wirst Du, falls nötig und möglich entweder etwas zugeben oder bei den Gitarren oder anderen konkurrierenden Instrumenten etwas wegnehmen.
Jetzt kannst du noch etwas Sättigung auf die Stimme geben, entweder komplett oder auf bestimmte Frequenzbereiche. Z. B. wenn die Stimme dünner klingt je höher sie singt.
Mit einem Delay kannst du die Stimme ebenfalls dicker klingen lassen. Ein Delay kann auch helfen, einen räumlichen Eindruck von der Stimme zu vermitteln. Möchtest du die Stimme "weiter hinten" haben, kannst Du mit Hall arbeiten. Natürlich auch, wenn du sie weiter vorne haben willst, dann machst Du wenig Hall auf die Stimme, vielleicht sogar weniger, als der Rest des Playbacks hat.
Wenn Du jetzt das so von Dir Geschaffene mit einer kommerziellen Einspielung des gleichen Songs vergleichst, werden Dir sicher immer noch gravierende Unterschiede auffallen. Ist aber nicht schlimm. Das oben Geschilderte ist nur ein grober Abriss, den man noch um viele Schritte und Details erweitern und verändern kann.
Lass dir Zeit mit den einzelnen Schritten. Wenn du Dich einen Monat oder länger nur mit den Möglichkeiten eines Kompressors oder eines Equalizers befassen kannst und immer noch Spaß an der Sache hast, würde ich das als sicheres Zeichen dafür ansehen, dass Recording etwas für Dich ist!