rusher
Registrierter Benutzer
Vielen Dank erst einmal an das Musiker-Board für die vielen tollen Gewinnspiele und Aktionen. Wirklich toll, dass man sich hier so um seine User bemüht. In diesem Fall freut mich das natürlich besonders, weil ich das TC-HELICON Play Acoustic im Rahmen einer solchen Aktion gewonnen habe. Das Review soll dennoch soweit es möglich ist unbeeinflusst von der Gewinneuphorie und neutral gehalten werden.
Erster Eindruck:
Das Gerät kommt – sehr zu meiner Freude – in einem kleinen, platzsparenden und somit nicht unnötig umweltbelastenden Karton. „FALL IN LOVE WITH YOUR VOICE & ACOUSTIC GUITAR“ steht drauf. Das klingt ja schon mal vielversprechend. Also ran an den Speck. Die Kiste macht von vorneherein einen äußerst robusten Eindruck: Das solide Metallgehäuse deutet klar auf den Einsatz als Bühnengerät hin. Es gibt keinerlei scharfe Kanten, die Fußschalter sitzen fest und auch die Softbuttons fühlen sich gut und wertig an. Der Encoder hat einen guten Widerstand und wackelt nicht. Das Gerät sollte also wirklich allen üblichen Belastungen standhalten. Sehr schön. Einen kleinen Dämpfer verpasst mir ein fehlender Gummifuß, der auch in der Verpackung nicht auffindbar ist. Vermutlich ein Einzelfall. Mitgeliefert werden das Netzteil mit wechselbarem Stecker für andersartige Steckdosen, ein USB-Kabel, ein qualitativ wenig überzeugendes Miniklinkenkabel für den Betrieb des Smartphones/mp3-Players an der Aux-In Buchse, sowie ein kurzes Getting Started-Heftchen (die vollständige und gut verständliche multilingual erhältliche Bedienungsanleitung findet sich als pdf auf der Webseite des Herstellers).
Anschlüsse
Für den Mikrofonanschluss steht eine XLR-Buchse zur Verfügung (Phantomspeisung für Kondensatormikrofone ist über das Menü aktivierbar). Absolut unverständlicherweise ist diese nicht verriegelbar. Das verwundert mich zugegebenermaßen gerade bei einem Bühnengerät doch sehr, ist aber gerade noch verschmerzbar: Der gitarristische Sänger wird wohl ein Mikrofonstativ nutzen und deshalb kaum versehentlich den Stecker ziehen. Trotzdem habe ich etwas Bauchschmerzen bei dem Gedanken. Dieselben Bauchschmerzen habe ich in verstärkter Form beim Anblick des Netzkabels. Auch hier wurde an der Zugentlastung gespart. Ich werde wohl bei jedem Einsatz das Netzkabel mit einem Streifen Gaffa am Gehäuse befestigen müssen. Anders wäre mir das zu heikel. Schade. Ein weiterer Minuspunkt: Es gibt keinen Netzschalter. Auch das ist unverständlich und nervig.
Daneben stehen eine 6,3mm TS Klinkenbuchse für die Gitarre und eine 6,3mm TRS Klinkenbuchse für ein separates Pedal zur Verfügung. Beide Buchsen sind von außen am Gehäuse verschraubt und machen somit einen sehr robusten Eindruck. Fein! Die Pedalbuchse dient zur komfortableren Steuerung des internen Loopers. Zwei 3,5mm Klinkenbuchsen gibt es außerdem. An der mit „Aux In“ betitelten Buchse kann wie gesagt zu eim mp3-Player geübt werden. Die zweite Buchse dient der Anschlussmöglichkeit eines Kopfhörers. An den beiden XLR-Ausgängen – diese verriegeln glücklicherweise – kann entweder eine Stereo-Summe von Gesang und Gitarre samt Effekte ausgegeben werden oder jeweils ein Monomischung von Gesang + FX und Gitarre + FX. Im Gegensatz dazu bietet die „Play Electric“ Variante zusätzlich eine separaten Durchschliff für das Gitarrensignal, sowie ein weiterer Klinkenausgang für das bearbeitete Gitarrensignal. Die meisten Akustikgitarristen werden zwar das Gitarrensignal direkt und ohne zusätzlichen Amp dazwischen in Richtung Mischpult schicken. Äußerst schade finde ich trotzdem, dass es hier keine Möglichkeit gibt, ein bearbeitetes und effektgeladenes Stereo-Gesangssignal zusätzlich zum bearbeiteten oder unbearbeiteten Gitarrensignal auf einem separaten Kanal auszugeben. Wenn man dem FOH-Mischer getrennte Signale zur Verfügung stellen möchte, muss man also hier Mono fahren. Damit fehlt auch die Möglichkeit, die Gesangseffekte auf einem separaten Kanal neben dem Rohsignal auszuspielen. Immerhin kann im Menü über „Lead Mute“ die Ausgabe des Direktsignals unterbunden werden. Mit einem vorgeschalteten Mikrofonsplitter sind derartige Szenarien also Möglich. Schön ist dafür, dass das „Play Acoustic“ eine eingebaute DI-Box inklusive Groundlift besitzt. Brummprobleme sollten damit also behoben werden können. Ich konnte dazu keine Angaben finden, nehme aber stark an, dass der Groundlift Schalter die Masse beider XLR-Ausgänge trennt. Zum Installieren aktueller Firmware stellt TC Helicon eine Mini-USB-Buchse zum Anschluss des Gerätes an einen PC oder Mac, sowie eine entsprechende Software zur Verfügung. Mit der Software lassen sich zusätzlich Presets ex- und importieren. Eine Bedienung der Gerätefunktionen via PC oder Mac ist leider nicht möglich. Vielleicht hilft da der Hersteller ja noch nach…
Bedienung
Bewusst habe ich das digitale Handbuch nicht direkt zu Rate gezogen und mich im Trial and Error Verfahren an der Bedienung des Gerätes versucht. Das klappt erstaunlich gut. Die meisten Funktionen versteht man tatsächlich auch ohne Lektüre des Manuals. Mit den Pfeiltasten oder dem Encoder skippt man durch die Presets. Die jeweils 3 Softbuttons links und rechts neben dem Display legen Untermenüs und damit weitere Einstellungsmöglichkeiten offen. Über die Back-Taste gelangt man zurück zur Preset-Übersicht. Innerhalb eines Untermenüs angekommen ändert sich die Farbe der Hintergrund-LEDs der sechs Softbuttons von weiß auf blau und signalisiert dadurch einen Funktionswechsel der Buttons. Nun werden über die Buttons nämlich weitere Funktionen des gewählten Untermenüs angewählt, deren Wert über den Encoder verändert werden kann. Bei den Softbuttons ohne Funktion wird die Hintergrundbeleuchtung abgeschaltet. Eine schöne, übersichtliche und einfache Lösung.
Effekte
Das play acoustic ist mit etlichen Effekten gesegnet, auf die ich gerne getrennt eingehen möchte. Zwar findet sich eine Liste auch im Netz, über die Einstellmöglichkeiten der einzelnen Effekte erfährt man allerdings nicht zu viel. Allgemein kann gesagt werden, dass die Gesangseffekte als Presets speicher- und aufrufbar sind. Die Gitarreneffekte hingegen sind global und werden auch bei Gesangs-Presetwechsel übernommen. Das ist an sich auch sinnvoll, weil wohl die meisten einen konstanten Akustik-Gitarrensound innerhalb eines Konzertes haben möchten.
Gesang
1) Harmony: Hier stehen diverse Kombinationen an einer oder zwei Begleitstimmen zur Verfügung. Das reicht von Harmoniestimmen bis zur Octaver-Funktion. Die Tonart kann entweder fix und pro Preset bestimmt oder aber auf „auto“ gestellt werden. Dabei „hört“ der Effekt den ankommenden Akkorden über den Gitarreneingang zu und versucht auf dieser Basis die Harmonietöne zu wählen. Ist keine Gitarre angeschlossen, versucht das Gerät, den harmonischen Inhalt über seitlich angebaute Mikrofone auszumachen.
2) Double: Ein Dopplungseffekt, der für ein fetteres Gesangssignal sorgt
3) Delay: Diverse Notenwerte inklusive punktierter und triolischer Werte und auch voreinstellte Kombinationen dieser Notenwerte sind möglich. Ebenfalls möglich ist hier ein kurzes Slapback / Rock n Roll Delay. Daneben stehen einige Filter zur Verfügung, um beispielsweise das Delay wie ein Megaphone klingen zu lassen. Um in den Tapmodus zu gelangen müssen der "Pfeil hoch" und der "Hit"-Schalter gleichzeitig gedrückt werden. Danach lässt sich über den "Hit"-Schalter das Tempo eintappen. Das Nach dem letzten Tap dauert es etwa 4 Sekunden, bis der modus automatisch verlassen wird. Dadurch, dass zwei Taster getreten werden müssen wäre mir eine Delay-tempo-Anpassung in einem laufenden Song etwas zu heikel. Man muss die beiden Taster schon einigermaßen gleichzeitig treffen, um nicht versehentlich das Preset zu wechseln.
4) Reverb: Hier stehen 28 unterschiedliche und an sich gut klingende Algorithmen zur Verfügung. Dabei ist die gesamte Palette von Federhall bis Stadion digital nachgebildet und man findet wohl für jeden Anwendungszweck einen passenden Raumklang. Leider sind die Bezeichnungen nicht immer so gewählt, dass sie Aufschluss über das zu erwartende Klangereignis liefern würden. Mit „Crazy Corner“ oder „Amsterdam Hall“ verbinde ich persönlich keine akustischen Erlebnisse. Außerdem kann jeweils nur die Decayzeit in Sekunden, also die Länge der Hallfahne eingestellt werden. Man muss sich bei der Auswahl eines Halls also durch die Palette wählen bis man etwas passendes gefunden hat. Als Tontechniker hätte ich mir hier gerne weniger Algorithmen und mehr editierbare Parameter (Highcut, Lowcut, Predelay, Anteil der Early Reflections, relative Ausklingzeit von Höhen und Tiefen etc.) gewünscht. Für den unbedarften Anwender hätte man zusätzlich ja dennoch eine Liste an Voreinstellungen dieser Parameter bereitstellen können. Aber wie gesagt: An sich klingen die Reverbs durch die Bank gut.
5) Hardtune: Für Cher Effekt und Formantshift
6) Transducer: Megaphone, Radio, Telefon und diverse Overdrive-Sounds können hier eingestellt werden
7) uMOD: Hier können verschiedene Anfetter, Chorusse, Leslie, Panning, Flanger, Auto Wah und alles Mögliche andere eingestellt werden. Sehr schön: Über eine versteckte Seite kann dieser Effekt auch nur auf den Effektanteil des Signals angewandt werden. Also z.B. einen Flanger auf den Delays.
Effektmäßig fehlt es hier also an nichts. Im Gegenteil: Da ist mehr an Board, als man in den allermeisten Situationen brauchen wird. Fein aber, dass man nie das Gefühl hat in dieser Hinsicht durch das Gerät eingeschränkt zu sein. Mir persönlich fehlt gerade angesichts der Effektfülle umso mehr die Möglichkeit gibt, den Gesang fein und sauber per EQ und Kompressor bearbeiten zu können. Das ist leider nur im globalen Setupmenü über insgesamt acht voreingestellte Kombinationen aus EQ, Kompressor und Gate möglich, die unter Umständen zwar eine Verbesserung bedeuten können, aber doch nie 100%ig passen.
Für die sieben dargestellten Effekte gilt: Pro Effekt und Preset kann die Effektlautstärke bestimmt werden und zusätzlich, ob der Effekt dauerhaft ein-/ausgeschaltet ist, oder durch Druck auf den „Hit“-Fußtaster (de)aktiviert werden kann. Somit lassen sich mit einem Fußklick auch mehrere Effekte (de)aktivieren. Bei längerem Herunterdrücken des Hitfußschalters wird bei angeschlossener Gitarre ein Stimmgerät eingeblendet und sämtliche Gesangseffekte temporär deaktiviert. Sehr gut für die Ansagen zwischen den Songs!
Gitarre
Ebenfalls auf sieben Menüseiten stehen hier im Wesentlichen zwei „Effekte“ zzgl. EQ, Kompressor und Antifeedback zur Verfügung. In der Reihenfolge der Menüführung sind das:
1) Guitar Reverb: Hier stehen sogar 36 Algorithmen zur Verfügung. Neben Decay ist hier noch das PreDelay (also der Versatz des Hallsignals zum Direktsignal) in Millisekunden editierbar.
2) Guitar uMOD: Hier findet man 4 Chorusse und zwei Detune-Effekte
3) Bodyrez EQ: Über insgesamt drei Menüseiten lassen sich hier Low- und Highshelf und zwei vollparametrische Bänder steuern. Der Lowcut taucht im Guitar Antifeedback Menü auf. Schön ist dabei, dass sämtliche Grenzfrequenzen von 20-20480 hz einstellbar sind und mit +/- 12db ein mehr als ausreichender Pegelbereich zur Verfügung steht. Aus Sicht des Tontechnikers ist allerdings inkonsequent, dass die Filtergüte der vollparametrischen Bänder nicht mit den absolut üblichen Werten (Q-Faktor: großer Zahlenwert = kleine Güte, also schmalbandige Bearbeitung und umgekehrt) angegeben werden. TC Helicon hat sich da ein eigenes System überlegt, wodurch die Einstellung auch nur über das Ausprobieren und nicht eventuelles Vorwissen vorgenommen werden kann. Das hilft dem vorbelasteten Nutzer nicht, stellt aber auch für den reinen Gitarristen ohne tontechnisches Vorwissen keine Vereinfachung dar. Möglichkeiten, den Gitarrensound zurecht zu biegen gibt es allerdings wie gesagt zu Genüge.
4) Bodyrez Compressor: Mit Threshold, Ratio, Attack, Release und Makeup Gain hat man hier Zugriff auf alle notwendigen und üblichen Werte. Sehr gut! Leider hantiert auch hier TC Helicon mit einem eigenen Wertesystem. Attack und Release werden nicht in den üblichen Millisekunden angegeben, sondern durch Werte zwischen 0 und 19. Außerdem gibt es gibt es keine optische Kontrolle über das Überschreiten des Thresholds oder die Gainreduction. Das ist zwar verschmerzbar, weil sowas im besten Fall ja auch über das Ohr eingestellt wird. Wenn’s schnell gehen muss, wäre das trotzdem hilfreich.
5) Guitar Antifeedback: Neben dem besagten Lowcut gibt es hier einen Phasenumkehrschalter, sowie einen Notchfilter bis +/-12 mit Centerfrequenz zwischen 73 und 329hz. Sehr schön ist dabei, dass neben der Frequenz auch der jeweilige Ton angezeigt wird. Wenn ich also merke, dass meine leere A-Saite feedbackt, dann muss ich nicht zwingend Frequenzen hören können, sondern kann den Notchfilter auf A2 = 110hz stellen und die Frequenz entsprechend ziehen. Da hat sich jemand Gedanken gemacht!
Die Reihenfolge der Effekte ist anscheinend nach der Relevanz im Livekontext angeordnet. Die Gitarreneffekte werden nicht mit den Presets gespeichert, sind also global. Bei der Einstellung sollte man aber bedenken, dass EQ / Kompressor und Antifeedback natürlich den Gesamtsound und damit wahrscheinlich auch die Auswahl des Reverbs und uMods beeinflussen. Deshalb sollte sich auch um den Grundsound der Gitarre – auch wenn die Einstellungen in den hinteren Menüs zu finden sind – zuerst gekümmert werden.
Ich habe eine Grundlatenz (Durchschleifen des rohen Gitarrensignals im Vergleich zu vorher gesplittetem Direktsignal) von ca. 5ms gemessen (siehe Foto im Anhang). Absolut unkritisch also. Der Wert scheint auch bei zunehmendem Effekteinsatz erhalten zu bleiben. Klanglich kann ich keine ungewollten und hörbaren Unterschiede durch das Gerät feststellen.
Sonstiges
1) Vocal Cancel: Global kann diese Übefunktion aktiviert werden, um bei anliegendem mp3-Player (Aux-In) das Gesangssignal heraus zu filtern, um besser zu Aufnahmen üben zu können. Das funktioniert mal besser und mal schlechter und geht immer mit massiven Klanglichen Einbußen der Restmusik einher. Häufig bleibt der Effektanteil des Signals übrig, weil eben nur das mittig zentrierte Gesangssignal überhaupt gefiltert werden kann und Effekte oft Stereoinformation haben.
2) Looper: Loops in Gesamtlänge von 30 Sekunden sind möglich, bei genutzter Undo-Funktion reduziert sich die Dauer auf 15 Sekunden. Das ist für einfache Arrangements und zu Übezwecken wohl ausreichend, ersetzt aber sicherlich keinen größeren Looper für intensivere Nutzungszwecke.
Hörproben
Ich habe eine kleine Auswahl an Sounds in ein Youtubevideo gepackt. Ihr könnt es euch hier anschauen:
Wer zu einzelnen Kapiteln springen will:
1) Gitarre Direktsignal (also das Rohsignal ohne Bearbeitung)
2) Gitarre Bearbeitung: Leichtes EQing + Kompression und etwas Hall durch das Gerät. Nichts weltbewegendes, weil mir mein Gitarrensound auch roh schon sehr gut gefällt.
3) Harmony fixed Key: Harmonizer Effekt mit fest eingestellter Tonart. Man hört, dass im zweiten Takt auf Schlag 3 ("do") die Harmonizerfunktion eigentlich eine falsche Harmonie legt: mein gesungenes "d" wird als Quinte von G-Dur interpretiert. Gitarristisch wird aber ein D-Dur bedient, wodurch sich die Terz des Gitarrenakkordes (f#) stark mit dem Grundton der Gesangsharmonie (g) beißt.
4) Harmony AutoKey: Der Harmonizer Effekt hört auf die Gitarrenakkorde und passt die Harmoniestimmen entsprechend an. Problematisch dabei ist, dass die Harmoniestimmen doch sehr stark herumeiern. Für mich ist das alles andere als Livetauglich. Auch mit anderen Einstellungen habe ich leider kein brauchbareres Ergebnis erzielen können. Neben der massiven Ungenauigkeit der Begleitstimmen leidet auch das Timing stark, weil natürlich nicht nur der Gesangston, sondern daneben zusätzlich die Harmonie analysiert werden muss.
5) Double: Dopplungseffekt zum Anfetten
6) 80ms Delay
7) Hardtune: Heftiges Autotune inklusive Formantshifter
8) Megaphone
9) Radio
10) Telephone
11) Overdrive
12) Micromod
13) Chorus
14) Rotor
15) Panning
16) Flanger
17) Tubes
18) Underwater
19) Cyclon
20) Alien Voiceover
als 320kbit mp3s könnt ihr euch das Archiv hier downloaden.
Fazit
Positiv
- supersolide
- Tonnen an Effekten
- Umfassendes Gitarrentuning möglich (4-Band EQ mit zwei vollparametrischen Mittenbändern + Lowcut, Compressor und Notchfilter)
- gutklingende Effekte
- einfache, intuitive Bedienung
- durchdachtes Presetkonzept (globaler Gitarrensound, Gesangssounds pro Preset)
- Looper
- Voice-Cancel-funktion zum Üben mit Aufnahmen
Negativ
- Fehlende Verrieglung der XLR-Buchse und fehlende Zugentlastung am Netzkabel
- kein Netzschalter
- recht wenig Einstellmöglichkeiten bei den Effekten (wird vor Allem bei Gesangs-Grundfunktionen wie EQ und Kompressor vermisst)
Vermutlich dem Preis geschuldet:
- keine Möglichkeit, dry und wet-Anteil des Gesangs auf verschiedene Ausgänge zu routen. Für den großen Bühneneinsatz fehlt mir persönlich die Möglichkeit, das rohe Gesangssignal und den Effekt getrennt an den FOH-Menschen auszugeben. Ich habe schon oft genug auf der andern Seite des Mischpultes gestanden und mich darüber geärgert, die Lautstärkenverhältnisse von dry und wet-Signal nicht mehr anpassen zu können. Viele Sänger sind unsicher in dieser Frage. Für diesen Einsatzzweck würde ich also einen vorgeschalteten Mikrofonsplitter gepaart mit der "Lead Mute"-Funktion des Play Acoustic empfehlen, um vom Splitter das Direktsignal und aus dem Effektgerät ein reines Effektsignal zu erhalten. Umfangreichere Routingmöglichkeiten sind dem größeren VoiceLive vorbehalten.
Herstellerlink:
www.tc-helicon.com/de/products/play-acoustic/
Hersteller Produktvideo:
Erster Eindruck:
Das Gerät kommt – sehr zu meiner Freude – in einem kleinen, platzsparenden und somit nicht unnötig umweltbelastenden Karton. „FALL IN LOVE WITH YOUR VOICE & ACOUSTIC GUITAR“ steht drauf. Das klingt ja schon mal vielversprechend. Also ran an den Speck. Die Kiste macht von vorneherein einen äußerst robusten Eindruck: Das solide Metallgehäuse deutet klar auf den Einsatz als Bühnengerät hin. Es gibt keinerlei scharfe Kanten, die Fußschalter sitzen fest und auch die Softbuttons fühlen sich gut und wertig an. Der Encoder hat einen guten Widerstand und wackelt nicht. Das Gerät sollte also wirklich allen üblichen Belastungen standhalten. Sehr schön. Einen kleinen Dämpfer verpasst mir ein fehlender Gummifuß, der auch in der Verpackung nicht auffindbar ist. Vermutlich ein Einzelfall. Mitgeliefert werden das Netzteil mit wechselbarem Stecker für andersartige Steckdosen, ein USB-Kabel, ein qualitativ wenig überzeugendes Miniklinkenkabel für den Betrieb des Smartphones/mp3-Players an der Aux-In Buchse, sowie ein kurzes Getting Started-Heftchen (die vollständige und gut verständliche multilingual erhältliche Bedienungsanleitung findet sich als pdf auf der Webseite des Herstellers).
Anschlüsse
Für den Mikrofonanschluss steht eine XLR-Buchse zur Verfügung (Phantomspeisung für Kondensatormikrofone ist über das Menü aktivierbar). Absolut unverständlicherweise ist diese nicht verriegelbar. Das verwundert mich zugegebenermaßen gerade bei einem Bühnengerät doch sehr, ist aber gerade noch verschmerzbar: Der gitarristische Sänger wird wohl ein Mikrofonstativ nutzen und deshalb kaum versehentlich den Stecker ziehen. Trotzdem habe ich etwas Bauchschmerzen bei dem Gedanken. Dieselben Bauchschmerzen habe ich in verstärkter Form beim Anblick des Netzkabels. Auch hier wurde an der Zugentlastung gespart. Ich werde wohl bei jedem Einsatz das Netzkabel mit einem Streifen Gaffa am Gehäuse befestigen müssen. Anders wäre mir das zu heikel. Schade. Ein weiterer Minuspunkt: Es gibt keinen Netzschalter. Auch das ist unverständlich und nervig.
Daneben stehen eine 6,3mm TS Klinkenbuchse für die Gitarre und eine 6,3mm TRS Klinkenbuchse für ein separates Pedal zur Verfügung. Beide Buchsen sind von außen am Gehäuse verschraubt und machen somit einen sehr robusten Eindruck. Fein! Die Pedalbuchse dient zur komfortableren Steuerung des internen Loopers. Zwei 3,5mm Klinkenbuchsen gibt es außerdem. An der mit „Aux In“ betitelten Buchse kann wie gesagt zu eim mp3-Player geübt werden. Die zweite Buchse dient der Anschlussmöglichkeit eines Kopfhörers. An den beiden XLR-Ausgängen – diese verriegeln glücklicherweise – kann entweder eine Stereo-Summe von Gesang und Gitarre samt Effekte ausgegeben werden oder jeweils ein Monomischung von Gesang + FX und Gitarre + FX. Im Gegensatz dazu bietet die „Play Electric“ Variante zusätzlich eine separaten Durchschliff für das Gitarrensignal, sowie ein weiterer Klinkenausgang für das bearbeitete Gitarrensignal. Die meisten Akustikgitarristen werden zwar das Gitarrensignal direkt und ohne zusätzlichen Amp dazwischen in Richtung Mischpult schicken. Äußerst schade finde ich trotzdem, dass es hier keine Möglichkeit gibt, ein bearbeitetes und effektgeladenes Stereo-Gesangssignal zusätzlich zum bearbeiteten oder unbearbeiteten Gitarrensignal auf einem separaten Kanal auszugeben. Wenn man dem FOH-Mischer getrennte Signale zur Verfügung stellen möchte, muss man also hier Mono fahren. Damit fehlt auch die Möglichkeit, die Gesangseffekte auf einem separaten Kanal neben dem Rohsignal auszuspielen. Immerhin kann im Menü über „Lead Mute“ die Ausgabe des Direktsignals unterbunden werden. Mit einem vorgeschalteten Mikrofonsplitter sind derartige Szenarien also Möglich. Schön ist dafür, dass das „Play Acoustic“ eine eingebaute DI-Box inklusive Groundlift besitzt. Brummprobleme sollten damit also behoben werden können. Ich konnte dazu keine Angaben finden, nehme aber stark an, dass der Groundlift Schalter die Masse beider XLR-Ausgänge trennt. Zum Installieren aktueller Firmware stellt TC Helicon eine Mini-USB-Buchse zum Anschluss des Gerätes an einen PC oder Mac, sowie eine entsprechende Software zur Verfügung. Mit der Software lassen sich zusätzlich Presets ex- und importieren. Eine Bedienung der Gerätefunktionen via PC oder Mac ist leider nicht möglich. Vielleicht hilft da der Hersteller ja noch nach…
Bedienung
Bewusst habe ich das digitale Handbuch nicht direkt zu Rate gezogen und mich im Trial and Error Verfahren an der Bedienung des Gerätes versucht. Das klappt erstaunlich gut. Die meisten Funktionen versteht man tatsächlich auch ohne Lektüre des Manuals. Mit den Pfeiltasten oder dem Encoder skippt man durch die Presets. Die jeweils 3 Softbuttons links und rechts neben dem Display legen Untermenüs und damit weitere Einstellungsmöglichkeiten offen. Über die Back-Taste gelangt man zurück zur Preset-Übersicht. Innerhalb eines Untermenüs angekommen ändert sich die Farbe der Hintergrund-LEDs der sechs Softbuttons von weiß auf blau und signalisiert dadurch einen Funktionswechsel der Buttons. Nun werden über die Buttons nämlich weitere Funktionen des gewählten Untermenüs angewählt, deren Wert über den Encoder verändert werden kann. Bei den Softbuttons ohne Funktion wird die Hintergrundbeleuchtung abgeschaltet. Eine schöne, übersichtliche und einfache Lösung.
Effekte
Das play acoustic ist mit etlichen Effekten gesegnet, auf die ich gerne getrennt eingehen möchte. Zwar findet sich eine Liste auch im Netz, über die Einstellmöglichkeiten der einzelnen Effekte erfährt man allerdings nicht zu viel. Allgemein kann gesagt werden, dass die Gesangseffekte als Presets speicher- und aufrufbar sind. Die Gitarreneffekte hingegen sind global und werden auch bei Gesangs-Presetwechsel übernommen. Das ist an sich auch sinnvoll, weil wohl die meisten einen konstanten Akustik-Gitarrensound innerhalb eines Konzertes haben möchten.
Gesang
1) Harmony: Hier stehen diverse Kombinationen an einer oder zwei Begleitstimmen zur Verfügung. Das reicht von Harmoniestimmen bis zur Octaver-Funktion. Die Tonart kann entweder fix und pro Preset bestimmt oder aber auf „auto“ gestellt werden. Dabei „hört“ der Effekt den ankommenden Akkorden über den Gitarreneingang zu und versucht auf dieser Basis die Harmonietöne zu wählen. Ist keine Gitarre angeschlossen, versucht das Gerät, den harmonischen Inhalt über seitlich angebaute Mikrofone auszumachen.
2) Double: Ein Dopplungseffekt, der für ein fetteres Gesangssignal sorgt
3) Delay: Diverse Notenwerte inklusive punktierter und triolischer Werte und auch voreinstellte Kombinationen dieser Notenwerte sind möglich. Ebenfalls möglich ist hier ein kurzes Slapback / Rock n Roll Delay. Daneben stehen einige Filter zur Verfügung, um beispielsweise das Delay wie ein Megaphone klingen zu lassen. Um in den Tapmodus zu gelangen müssen der "Pfeil hoch" und der "Hit"-Schalter gleichzeitig gedrückt werden. Danach lässt sich über den "Hit"-Schalter das Tempo eintappen. Das Nach dem letzten Tap dauert es etwa 4 Sekunden, bis der modus automatisch verlassen wird. Dadurch, dass zwei Taster getreten werden müssen wäre mir eine Delay-tempo-Anpassung in einem laufenden Song etwas zu heikel. Man muss die beiden Taster schon einigermaßen gleichzeitig treffen, um nicht versehentlich das Preset zu wechseln.
4) Reverb: Hier stehen 28 unterschiedliche und an sich gut klingende Algorithmen zur Verfügung. Dabei ist die gesamte Palette von Federhall bis Stadion digital nachgebildet und man findet wohl für jeden Anwendungszweck einen passenden Raumklang. Leider sind die Bezeichnungen nicht immer so gewählt, dass sie Aufschluss über das zu erwartende Klangereignis liefern würden. Mit „Crazy Corner“ oder „Amsterdam Hall“ verbinde ich persönlich keine akustischen Erlebnisse. Außerdem kann jeweils nur die Decayzeit in Sekunden, also die Länge der Hallfahne eingestellt werden. Man muss sich bei der Auswahl eines Halls also durch die Palette wählen bis man etwas passendes gefunden hat. Als Tontechniker hätte ich mir hier gerne weniger Algorithmen und mehr editierbare Parameter (Highcut, Lowcut, Predelay, Anteil der Early Reflections, relative Ausklingzeit von Höhen und Tiefen etc.) gewünscht. Für den unbedarften Anwender hätte man zusätzlich ja dennoch eine Liste an Voreinstellungen dieser Parameter bereitstellen können. Aber wie gesagt: An sich klingen die Reverbs durch die Bank gut.
5) Hardtune: Für Cher Effekt und Formantshift
6) Transducer: Megaphone, Radio, Telefon und diverse Overdrive-Sounds können hier eingestellt werden
7) uMOD: Hier können verschiedene Anfetter, Chorusse, Leslie, Panning, Flanger, Auto Wah und alles Mögliche andere eingestellt werden. Sehr schön: Über eine versteckte Seite kann dieser Effekt auch nur auf den Effektanteil des Signals angewandt werden. Also z.B. einen Flanger auf den Delays.
Effektmäßig fehlt es hier also an nichts. Im Gegenteil: Da ist mehr an Board, als man in den allermeisten Situationen brauchen wird. Fein aber, dass man nie das Gefühl hat in dieser Hinsicht durch das Gerät eingeschränkt zu sein. Mir persönlich fehlt gerade angesichts der Effektfülle umso mehr die Möglichkeit gibt, den Gesang fein und sauber per EQ und Kompressor bearbeiten zu können. Das ist leider nur im globalen Setupmenü über insgesamt acht voreingestellte Kombinationen aus EQ, Kompressor und Gate möglich, die unter Umständen zwar eine Verbesserung bedeuten können, aber doch nie 100%ig passen.
Für die sieben dargestellten Effekte gilt: Pro Effekt und Preset kann die Effektlautstärke bestimmt werden und zusätzlich, ob der Effekt dauerhaft ein-/ausgeschaltet ist, oder durch Druck auf den „Hit“-Fußtaster (de)aktiviert werden kann. Somit lassen sich mit einem Fußklick auch mehrere Effekte (de)aktivieren. Bei längerem Herunterdrücken des Hitfußschalters wird bei angeschlossener Gitarre ein Stimmgerät eingeblendet und sämtliche Gesangseffekte temporär deaktiviert. Sehr gut für die Ansagen zwischen den Songs!
Gitarre
Ebenfalls auf sieben Menüseiten stehen hier im Wesentlichen zwei „Effekte“ zzgl. EQ, Kompressor und Antifeedback zur Verfügung. In der Reihenfolge der Menüführung sind das:
1) Guitar Reverb: Hier stehen sogar 36 Algorithmen zur Verfügung. Neben Decay ist hier noch das PreDelay (also der Versatz des Hallsignals zum Direktsignal) in Millisekunden editierbar.
2) Guitar uMOD: Hier findet man 4 Chorusse und zwei Detune-Effekte
3) Bodyrez EQ: Über insgesamt drei Menüseiten lassen sich hier Low- und Highshelf und zwei vollparametrische Bänder steuern. Der Lowcut taucht im Guitar Antifeedback Menü auf. Schön ist dabei, dass sämtliche Grenzfrequenzen von 20-20480 hz einstellbar sind und mit +/- 12db ein mehr als ausreichender Pegelbereich zur Verfügung steht. Aus Sicht des Tontechnikers ist allerdings inkonsequent, dass die Filtergüte der vollparametrischen Bänder nicht mit den absolut üblichen Werten (Q-Faktor: großer Zahlenwert = kleine Güte, also schmalbandige Bearbeitung und umgekehrt) angegeben werden. TC Helicon hat sich da ein eigenes System überlegt, wodurch die Einstellung auch nur über das Ausprobieren und nicht eventuelles Vorwissen vorgenommen werden kann. Das hilft dem vorbelasteten Nutzer nicht, stellt aber auch für den reinen Gitarristen ohne tontechnisches Vorwissen keine Vereinfachung dar. Möglichkeiten, den Gitarrensound zurecht zu biegen gibt es allerdings wie gesagt zu Genüge.
4) Bodyrez Compressor: Mit Threshold, Ratio, Attack, Release und Makeup Gain hat man hier Zugriff auf alle notwendigen und üblichen Werte. Sehr gut! Leider hantiert auch hier TC Helicon mit einem eigenen Wertesystem. Attack und Release werden nicht in den üblichen Millisekunden angegeben, sondern durch Werte zwischen 0 und 19. Außerdem gibt es gibt es keine optische Kontrolle über das Überschreiten des Thresholds oder die Gainreduction. Das ist zwar verschmerzbar, weil sowas im besten Fall ja auch über das Ohr eingestellt wird. Wenn’s schnell gehen muss, wäre das trotzdem hilfreich.
5) Guitar Antifeedback: Neben dem besagten Lowcut gibt es hier einen Phasenumkehrschalter, sowie einen Notchfilter bis +/-12 mit Centerfrequenz zwischen 73 und 329hz. Sehr schön ist dabei, dass neben der Frequenz auch der jeweilige Ton angezeigt wird. Wenn ich also merke, dass meine leere A-Saite feedbackt, dann muss ich nicht zwingend Frequenzen hören können, sondern kann den Notchfilter auf A2 = 110hz stellen und die Frequenz entsprechend ziehen. Da hat sich jemand Gedanken gemacht!
Die Reihenfolge der Effekte ist anscheinend nach der Relevanz im Livekontext angeordnet. Die Gitarreneffekte werden nicht mit den Presets gespeichert, sind also global. Bei der Einstellung sollte man aber bedenken, dass EQ / Kompressor und Antifeedback natürlich den Gesamtsound und damit wahrscheinlich auch die Auswahl des Reverbs und uMods beeinflussen. Deshalb sollte sich auch um den Grundsound der Gitarre – auch wenn die Einstellungen in den hinteren Menüs zu finden sind – zuerst gekümmert werden.
Ich habe eine Grundlatenz (Durchschleifen des rohen Gitarrensignals im Vergleich zu vorher gesplittetem Direktsignal) von ca. 5ms gemessen (siehe Foto im Anhang). Absolut unkritisch also. Der Wert scheint auch bei zunehmendem Effekteinsatz erhalten zu bleiben. Klanglich kann ich keine ungewollten und hörbaren Unterschiede durch das Gerät feststellen.
Sonstiges
1) Vocal Cancel: Global kann diese Übefunktion aktiviert werden, um bei anliegendem mp3-Player (Aux-In) das Gesangssignal heraus zu filtern, um besser zu Aufnahmen üben zu können. Das funktioniert mal besser und mal schlechter und geht immer mit massiven Klanglichen Einbußen der Restmusik einher. Häufig bleibt der Effektanteil des Signals übrig, weil eben nur das mittig zentrierte Gesangssignal überhaupt gefiltert werden kann und Effekte oft Stereoinformation haben.
2) Looper: Loops in Gesamtlänge von 30 Sekunden sind möglich, bei genutzter Undo-Funktion reduziert sich die Dauer auf 15 Sekunden. Das ist für einfache Arrangements und zu Übezwecken wohl ausreichend, ersetzt aber sicherlich keinen größeren Looper für intensivere Nutzungszwecke.
Hörproben
Ich habe eine kleine Auswahl an Sounds in ein Youtubevideo gepackt. Ihr könnt es euch hier anschauen:
Wer zu einzelnen Kapiteln springen will:
1) Gitarre Direktsignal (also das Rohsignal ohne Bearbeitung)
2) Gitarre Bearbeitung: Leichtes EQing + Kompression und etwas Hall durch das Gerät. Nichts weltbewegendes, weil mir mein Gitarrensound auch roh schon sehr gut gefällt.
3) Harmony fixed Key: Harmonizer Effekt mit fest eingestellter Tonart. Man hört, dass im zweiten Takt auf Schlag 3 ("do") die Harmonizerfunktion eigentlich eine falsche Harmonie legt: mein gesungenes "d" wird als Quinte von G-Dur interpretiert. Gitarristisch wird aber ein D-Dur bedient, wodurch sich die Terz des Gitarrenakkordes (f#) stark mit dem Grundton der Gesangsharmonie (g) beißt.
4) Harmony AutoKey: Der Harmonizer Effekt hört auf die Gitarrenakkorde und passt die Harmoniestimmen entsprechend an. Problematisch dabei ist, dass die Harmoniestimmen doch sehr stark herumeiern. Für mich ist das alles andere als Livetauglich. Auch mit anderen Einstellungen habe ich leider kein brauchbareres Ergebnis erzielen können. Neben der massiven Ungenauigkeit der Begleitstimmen leidet auch das Timing stark, weil natürlich nicht nur der Gesangston, sondern daneben zusätzlich die Harmonie analysiert werden muss.
5) Double: Dopplungseffekt zum Anfetten
6) 80ms Delay
7) Hardtune: Heftiges Autotune inklusive Formantshifter
8) Megaphone
9) Radio
10) Telephone
11) Overdrive
12) Micromod
13) Chorus
14) Rotor
15) Panning
16) Flanger
17) Tubes
18) Underwater
19) Cyclon
20) Alien Voiceover
als 320kbit mp3s könnt ihr euch das Archiv hier downloaden.
Fazit
Positiv
- supersolide
- Tonnen an Effekten
- Umfassendes Gitarrentuning möglich (4-Band EQ mit zwei vollparametrischen Mittenbändern + Lowcut, Compressor und Notchfilter)
- gutklingende Effekte
- einfache, intuitive Bedienung
- durchdachtes Presetkonzept (globaler Gitarrensound, Gesangssounds pro Preset)
- Looper
- Voice-Cancel-funktion zum Üben mit Aufnahmen
Negativ
- Fehlende Verrieglung der XLR-Buchse und fehlende Zugentlastung am Netzkabel
- kein Netzschalter
- recht wenig Einstellmöglichkeiten bei den Effekten (wird vor Allem bei Gesangs-Grundfunktionen wie EQ und Kompressor vermisst)
Vermutlich dem Preis geschuldet:
- keine Möglichkeit, dry und wet-Anteil des Gesangs auf verschiedene Ausgänge zu routen. Für den großen Bühneneinsatz fehlt mir persönlich die Möglichkeit, das rohe Gesangssignal und den Effekt getrennt an den FOH-Menschen auszugeben. Ich habe schon oft genug auf der andern Seite des Mischpultes gestanden und mich darüber geärgert, die Lautstärkenverhältnisse von dry und wet-Signal nicht mehr anpassen zu können. Viele Sänger sind unsicher in dieser Frage. Für diesen Einsatzzweck würde ich also einen vorgeschalteten Mikrofonsplitter gepaart mit der "Lead Mute"-Funktion des Play Acoustic empfehlen, um vom Splitter das Direktsignal und aus dem Effektgerät ein reines Effektsignal zu erhalten. Umfangreichere Routingmöglichkeiten sind dem größeren VoiceLive vorbehalten.
Herstellerlink:
www.tc-helicon.com/de/products/play-acoustic/
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