Moulin
Fender Vintage & Reissue Bass
Brothers in Arms
von Moulin
Nachdem ich mehreren Musikern von meinem Vorhaben erzählte, diese beiden doch etwas, besonders preislich ungleichen Bässe zu vergleichen, führte das immer zu Verwunderung. Ich sehe das eigentlich recht gelassen und bewerte Instrumente eher nach ihrer Persönlichkeit als nach dem Kaufpreis.
Wie die meisten Bassisten habe auch ich für die ein oder andere Bass Serie eine gewisse Vorliebe aber ich bin auch der festen Überzeugung, dass man nicht alle Vorzüge der verschiedenen Bass Modelle in einem Instrument vereinigen kann, und so sehe ich diese beiden Modelle in meinem Band Kontext eher als sich gegenseitig ergänzend.
Welche Schlüsse nun der ein oder andere aus diesem Vergleich für sich selbst zieht bleibt natürlich jedem selbst überlassen.
Die beiden Test Bässe können auf den Bildern farblich etwas kräftiger erscheinen als sie sind. Der Fender trägt die Bezeichnung Fiesta Red, der Musicman Coral Red.
Zunächst möchte ich mal mit den Kaufoptionen beginnen.
Beim Fender bezieht sich der Zusatz 'Classic' auf die Zeitspanne vom Sommer 1957 bis Ende 1959. Das ist eigentlich ein relativ kurzer Bereich und so hatte Fender nicht wirklich viele Möglichkeiten der Flexibilität. Lediglich der ab Werk verbaute Pickup entspringt der American Series die vor wenigen Jahren durch die American Standard Modelle abgelöst wurde. Diese kleine Freiheit die 50 er Jahre zu verlassen hat sich der Konzern vermutlich aus Kostengründen erlaubt. Den Bass kann man in vier verschiedenen Farben bekommen und nur mit einteiligem Ahorn Hals.
Beim Music Man sieht das schon ganz anders aus. Hier bekommt man unter dem Namen Classic ganz viele Features der gesamten Music Man Epoche geliefert, die dem Hersteller bis zum Erscheinen des Classic Modells einen Zeitraum von über 30 Jahren gönnten das passende für das Modell heraus zu suchen.
Man bekommt beim Stingray deutlich mehr Farboptionen, kann beim (aufgeleimten) Griffbrett zwischen Vogelaugen oder Riegelahorn entscheiden oder wahlweise auch Palisander bestellen. Ebenso kann man die Farbe des Pickguards wählen. Glücklicherweise bekommt man für den Fender jedoch auch im Nachhinein sehr leicht und günstig Zubehörteile um den Bass geringfügig an den eigenen Geschmack anzupassen.
Der Preis der Testbässe:
Beide sind unterschiedlich alt und so nehme ich mal den aktuellen Neupreis, der aber wegen der aktuellen Preissteigerungen im Handel noch etwas variiert.
Im Handel kostet ein neuer Classic 4 Music Man Stingray etwa 2300 Euro, der Classic 50s Fender Precision schlägt mit 900 Euro zu Buche. Zum Fender muss ich noch die nachträglich gewählten Optionen zählen:
Ein gleichwertiger Koffer für 170 Euro auf dem gleichen Niveau wie der des Music Man bei dem man den nicht abwählen kann. Dort ist er schon beim Basskauf dabei. Das Wunsch Pickguard 30 Euro. Die Fingerstütze 7 Euro, Chromcover und Moosgummistreifen als Saitendämpfer. Auch der Dämpfer ist beim Music Man serienmäßig verbaut. Das wären noch einmal 40 Euro und ein Seymour Duncan Pickup für 123 Euro. Letzterer ist jedoch reine Geschmackssache. Der Original verbaute macht ebenfalls einen guten Job!
Im Ergebnis heißt das nun:
Music Man Classic 4 Stingray ---- 2300 Euro (Serie)
Fender Classic 50s Precision ---- 1270 Euro (mit gewählten Zusatz Optionen)
Da nun trotzdem noch ein sehr hoher Preisunterschied deutlich wird fehlt noch die letzte, und mit Sicherheit wichtigste Option:
Das Holz
Holz ist eine ganz entscheidende Komponente bei einem Instrument und so bekommt man beim Music Man Modell gut ausgewählte Ware. Ich habe noch nie einen Classic Stingray Bass in einem Laden gesehen, bei dem minderwertiges Holz verbaut wurde. Alleine beim trockenen Spiel bekommt man schon den ersten Eindruck vom Klangcharakter des Holzes.
Music Man verspricht einen einteiligen Esche Korpus von dem die Modelle mit transparenter Lackierung natürlich auch optisch profitieren. Gutes Klangholz und Einteiligkeit treibt den Preis natürlich drastisch in die Höhe.
Beim Fender Classic 50s ist es dann doch so, dass der Mitarbeiter an den Stapel auf der Palette geht und das nächst erreichbare Stück Holz herunter nimmt, und so findet man bei den Classic 50s Modellen dann einen zwei bis dreiteiligen Erle Korpus in sehr unterschiedlichen Qualitäten.
Genauso verhält es sich beim Holz des Halses.
Der Test Music Man besitzt ein auffällig stark geriegeltes, man nennt es auch geflammtes Ahorn. Eine Laune der Natur die im Instrumentenbau vor allem wegen ihrem dekorativen Charakter großen Anklang findet. Der Fender kommt eher schlicht daher. Der Unterschied ist deutlich:
Natürlich ist das auch deutlich teurer als das normal gewachsene Ahorn und so wäre das bei einem Classic 50s Fender schon eher ein großer Zufall, wenn ein Bass so ausgestattet würde. Es kommt aber tatsächlich vor. Ich besitze selbst ein Classic 50s Modell in Honey Blonde mit geriegeltem Ahorn.
Gegenüber gestellt sieht man den optischen Unterschied der beiden Test Bässe schon sehr schnell.
Kurioserweise geht das Holz des Test Fender an der Kopfplatte in die Riegelung über.
Gutes Klangholz, gute Holzoptik heißt nicht unbedingt geringes Gewicht!
Der Test Stingray bringt gute 4,7 Kilo auf die Waage. Der Fender ist dagegen mit 4,1 Kilo ein Leichtgewicht.
Die Gewichte beider Serien variieren aber und so sollte man sich beim Kauf im Zweifelsfall einer Kofferwaage bedienen.
Fazit
Wenn man gutes Holz beim Bass möchte wird man bei Music Man sehr gut bedient. Beim Fender Modell benötigt man da eher Testgeschick, Geduld und vor allem Glück.
Vor meinem Classic 50s in Fiesta Red habe ich über einen längeren Zeitraum etwa 20 Bässe angespielt bis ich diesen gekauft habe weil er neben dem guten Klangholz, das er besitzt auch außergewöhnlich gut verarbeitet wurde.
Wer sich noch einmal eingehend mit den Spezifikationen auseinender setzen will kann sich die Bässe auf den entsprechenden Webseiten ansehen:
http://www.musicman.de/baesse/classic-stingray-4.html
http://intl.fender.com/de-DE/basses...-fiesta-red-gold-anodized-aluminum-pickguard/
Der Saitendämpfer
Die Brücke des Music Man Classic Stingray wurde wie bei alten MM Modellen mit einem Saitendämpfer ausgestattet. Diese dienen grundsätzlich dazu die Obertöne leicht abzufiltern. Man kann damit aber auch das Sustain zügeln oder wie bei der einstellbaren Version an der Music Man Brücke bis zum absoluten Plopp Sound dämpfen.
Das ist also eine sehr variable Geschichte, die man aber nicht so spontan auf der Bühne umsetzen kann weil sie doch etwas Zeit in Anspruch nimmt bis man die richtige Dämpfungseinstellung für sich gefunden hat. Das müsste man also beim Soundcheck machen und dann spielt man so wie eingestellt den ganzen Gig durch.
Beim Fender ist ein Moosgummistreifen so in das Chromcover der Brücke geklebt, dass er direkt am Beginn der freischwingenden Saite, also direkt am Reiter der Brücke auf die Saiten drückt.
Ich verwende dafür die Moosgummi Streifen von Rockinger, die grundsätzlich bei gleichem Andruck deutlich weniger dämpfen als die Gummis des Stingray, und wenn ich das Abfiltern der Saiten mal nicht möchte brauche ich nur das Cover entfernen. Es sind ja nur zwei Schrauben. So lässt es sich auch schnell wieder einsetzen.
Es sieht zwar nicht so aus aber Dämpferfunktion an und abschalten geht beim Fender tatsächlich schneller.
Der Klang
Nun wäre ich an einer Stelle angelangt an der ich wirklich Äpfel mit Birnen vergleichen würde. Vor meiner Haustür habe ich zwei verschieden teure Autos die jeweils ihren eignen Zweck erfüllen. Da hat mich noch nie jemand gefragt, warum ich zwei so verschiedene Autos nutze. Seit ich den Music Man besitze wurde ich schon mehrmals gefragt ob es nun noch Sinn machen würde meine Fender Bässe zu spielen von denen fast alle günstiger waren als der Stingray.
In meiner derzeitigen Cover Band in dessen Programm wir von den 60s über die 70s bis in die frühen 90 er spielen bekommen beide Bässe eben wegen ihres unterschiedlichen Charakters einen festen Platz. Da ist dann keiner besser oder schlechter, sie ergänzen sich, denn sie sind Waffenbrüder - Brothers in Arms!
von Moulin
Nachdem ich mehreren Musikern von meinem Vorhaben erzählte, diese beiden doch etwas, besonders preislich ungleichen Bässe zu vergleichen, führte das immer zu Verwunderung. Ich sehe das eigentlich recht gelassen und bewerte Instrumente eher nach ihrer Persönlichkeit als nach dem Kaufpreis.
Wie die meisten Bassisten habe auch ich für die ein oder andere Bass Serie eine gewisse Vorliebe aber ich bin auch der festen Überzeugung, dass man nicht alle Vorzüge der verschiedenen Bass Modelle in einem Instrument vereinigen kann, und so sehe ich diese beiden Modelle in meinem Band Kontext eher als sich gegenseitig ergänzend.
Welche Schlüsse nun der ein oder andere aus diesem Vergleich für sich selbst zieht bleibt natürlich jedem selbst überlassen.
Die beiden Test Bässe können auf den Bildern farblich etwas kräftiger erscheinen als sie sind. Der Fender trägt die Bezeichnung Fiesta Red, der Musicman Coral Red.
Zunächst möchte ich mal mit den Kaufoptionen beginnen.
Beim Fender bezieht sich der Zusatz 'Classic' auf die Zeitspanne vom Sommer 1957 bis Ende 1959. Das ist eigentlich ein relativ kurzer Bereich und so hatte Fender nicht wirklich viele Möglichkeiten der Flexibilität. Lediglich der ab Werk verbaute Pickup entspringt der American Series die vor wenigen Jahren durch die American Standard Modelle abgelöst wurde. Diese kleine Freiheit die 50 er Jahre zu verlassen hat sich der Konzern vermutlich aus Kostengründen erlaubt. Den Bass kann man in vier verschiedenen Farben bekommen und nur mit einteiligem Ahorn Hals.
Beim Music Man sieht das schon ganz anders aus. Hier bekommt man unter dem Namen Classic ganz viele Features der gesamten Music Man Epoche geliefert, die dem Hersteller bis zum Erscheinen des Classic Modells einen Zeitraum von über 30 Jahren gönnten das passende für das Modell heraus zu suchen.
Man bekommt beim Stingray deutlich mehr Farboptionen, kann beim (aufgeleimten) Griffbrett zwischen Vogelaugen oder Riegelahorn entscheiden oder wahlweise auch Palisander bestellen. Ebenso kann man die Farbe des Pickguards wählen. Glücklicherweise bekommt man für den Fender jedoch auch im Nachhinein sehr leicht und günstig Zubehörteile um den Bass geringfügig an den eigenen Geschmack anzupassen.
Der Preis der Testbässe:
Beide sind unterschiedlich alt und so nehme ich mal den aktuellen Neupreis, der aber wegen der aktuellen Preissteigerungen im Handel noch etwas variiert.
Im Handel kostet ein neuer Classic 4 Music Man Stingray etwa 2300 Euro, der Classic 50s Fender Precision schlägt mit 900 Euro zu Buche. Zum Fender muss ich noch die nachträglich gewählten Optionen zählen:
Ein gleichwertiger Koffer für 170 Euro auf dem gleichen Niveau wie der des Music Man bei dem man den nicht abwählen kann. Dort ist er schon beim Basskauf dabei. Das Wunsch Pickguard 30 Euro. Die Fingerstütze 7 Euro, Chromcover und Moosgummistreifen als Saitendämpfer. Auch der Dämpfer ist beim Music Man serienmäßig verbaut. Das wären noch einmal 40 Euro und ein Seymour Duncan Pickup für 123 Euro. Letzterer ist jedoch reine Geschmackssache. Der Original verbaute macht ebenfalls einen guten Job!
Im Ergebnis heißt das nun:
Music Man Classic 4 Stingray ---- 2300 Euro (Serie)
Fender Classic 50s Precision ---- 1270 Euro (mit gewählten Zusatz Optionen)
Da nun trotzdem noch ein sehr hoher Preisunterschied deutlich wird fehlt noch die letzte, und mit Sicherheit wichtigste Option:
Das Holz
Holz ist eine ganz entscheidende Komponente bei einem Instrument und so bekommt man beim Music Man Modell gut ausgewählte Ware. Ich habe noch nie einen Classic Stingray Bass in einem Laden gesehen, bei dem minderwertiges Holz verbaut wurde. Alleine beim trockenen Spiel bekommt man schon den ersten Eindruck vom Klangcharakter des Holzes.
Music Man verspricht einen einteiligen Esche Korpus von dem die Modelle mit transparenter Lackierung natürlich auch optisch profitieren. Gutes Klangholz und Einteiligkeit treibt den Preis natürlich drastisch in die Höhe.
Beim Fender Classic 50s ist es dann doch so, dass der Mitarbeiter an den Stapel auf der Palette geht und das nächst erreichbare Stück Holz herunter nimmt, und so findet man bei den Classic 50s Modellen dann einen zwei bis dreiteiligen Erle Korpus in sehr unterschiedlichen Qualitäten.
Genauso verhält es sich beim Holz des Halses.
Der Test Music Man besitzt ein auffällig stark geriegeltes, man nennt es auch geflammtes Ahorn. Eine Laune der Natur die im Instrumentenbau vor allem wegen ihrem dekorativen Charakter großen Anklang findet. Der Fender kommt eher schlicht daher. Der Unterschied ist deutlich:
Natürlich ist das auch deutlich teurer als das normal gewachsene Ahorn und so wäre das bei einem Classic 50s Fender schon eher ein großer Zufall, wenn ein Bass so ausgestattet würde. Es kommt aber tatsächlich vor. Ich besitze selbst ein Classic 50s Modell in Honey Blonde mit geriegeltem Ahorn.
Gegenüber gestellt sieht man den optischen Unterschied der beiden Test Bässe schon sehr schnell.
Kurioserweise geht das Holz des Test Fender an der Kopfplatte in die Riegelung über.
Gutes Klangholz, gute Holzoptik heißt nicht unbedingt geringes Gewicht!
Der Test Stingray bringt gute 4,7 Kilo auf die Waage. Der Fender ist dagegen mit 4,1 Kilo ein Leichtgewicht.
Die Gewichte beider Serien variieren aber und so sollte man sich beim Kauf im Zweifelsfall einer Kofferwaage bedienen.
Fazit
Wenn man gutes Holz beim Bass möchte wird man bei Music Man sehr gut bedient. Beim Fender Modell benötigt man da eher Testgeschick, Geduld und vor allem Glück.
Vor meinem Classic 50s in Fiesta Red habe ich über einen längeren Zeitraum etwa 20 Bässe angespielt bis ich diesen gekauft habe weil er neben dem guten Klangholz, das er besitzt auch außergewöhnlich gut verarbeitet wurde.
Wer sich noch einmal eingehend mit den Spezifikationen auseinender setzen will kann sich die Bässe auf den entsprechenden Webseiten ansehen:
http://www.musicman.de/baesse/classic-stingray-4.html
http://intl.fender.com/de-DE/basses...-fiesta-red-gold-anodized-aluminum-pickguard/
Der Saitendämpfer
Die Brücke des Music Man Classic Stingray wurde wie bei alten MM Modellen mit einem Saitendämpfer ausgestattet. Diese dienen grundsätzlich dazu die Obertöne leicht abzufiltern. Man kann damit aber auch das Sustain zügeln oder wie bei der einstellbaren Version an der Music Man Brücke bis zum absoluten Plopp Sound dämpfen.
Das ist also eine sehr variable Geschichte, die man aber nicht so spontan auf der Bühne umsetzen kann weil sie doch etwas Zeit in Anspruch nimmt bis man die richtige Dämpfungseinstellung für sich gefunden hat. Das müsste man also beim Soundcheck machen und dann spielt man so wie eingestellt den ganzen Gig durch.
Beim Fender ist ein Moosgummistreifen so in das Chromcover der Brücke geklebt, dass er direkt am Beginn der freischwingenden Saite, also direkt am Reiter der Brücke auf die Saiten drückt.
Ich verwende dafür die Moosgummi Streifen von Rockinger, die grundsätzlich bei gleichem Andruck deutlich weniger dämpfen als die Gummis des Stingray, und wenn ich das Abfiltern der Saiten mal nicht möchte brauche ich nur das Cover entfernen. Es sind ja nur zwei Schrauben. So lässt es sich auch schnell wieder einsetzen.
Es sieht zwar nicht so aus aber Dämpferfunktion an und abschalten geht beim Fender tatsächlich schneller.
Der Klang
Nun wäre ich an einer Stelle angelangt an der ich wirklich Äpfel mit Birnen vergleichen würde. Vor meiner Haustür habe ich zwei verschieden teure Autos die jeweils ihren eignen Zweck erfüllen. Da hat mich noch nie jemand gefragt, warum ich zwei so verschiedene Autos nutze. Seit ich den Music Man besitze wurde ich schon mehrmals gefragt ob es nun noch Sinn machen würde meine Fender Bässe zu spielen von denen fast alle günstiger waren als der Stingray.
In meiner derzeitigen Cover Band in dessen Programm wir von den 60s über die 70s bis in die frühen 90 er spielen bekommen beide Bässe eben wegen ihres unterschiedlichen Charakters einen festen Platz. Da ist dann keiner besser oder schlechter, sie ergänzen sich, denn sie sind Waffenbrüder - Brothers in Arms!
- Eigenschaft