Hi,
Du siehst schon - auf dem Gebrauchtmarkt ist die Auswahl größer als bei aktuellen Modellen. In den Achtzigern war diese Konstellation noch recht verbreitet - neben den genannten fallen mir da noch einige Ibanez RGs ein sowie LAG Guitars und verschiedene Fernandes Revolver, aber auch die Godin G1000. Ein wenig abweichend vom Strat-Äußeren, aber sehr gut verarbeitet, aus den richtigen Hölzern und mit phänomenal "schnellen" Hälsen ist die Hohner Revelation ein Geheimtipp, die PUs sind zwar Geschmackssache, aber die kann man ja austauschen. Yamaha hatte einige RGX und wohl auch Pacifica-Modelle dieser Art, Washburn die Mercury und MG-Serie, und dann gabs da noch die überwiegend wirklich guten Vester aus Korea. In den 90ern liefen viele dieser Modelle aus.
Das hat aber auch seinen Grund. Zunächst mal wurden Soli in höchsten Lagen damals von der Inquisition verboten, aber das ist eine andere Geschichte...
Jedenfalls sind die Hersteller und wohl auch die Käufer offensichtlich zu dem Schluss gekommen, dass es einem HalsHB sogar ganz gut tun kann (Stichwort Matschvermeidung), wenn er etwas näher am Steg sitzt, während ein SC dort weniger gut funktioniert.
Ich habe selber die besagte Fender HM Strat (in Raspberry Pink...) mit HSS-Bestückung. Eingebaut waren die gleichen SCs wie in der American Standard. Während sie dort noch einen vielleicht nicht Vintage-mäßigen, aber doch guten modernen Strat-Sound abgeben, klingt das in der HM Strat einfach etwas nichtssagend und dünn. Die Zwischenposition Hals/Mitte ist auch nicht prickelnd, da fehlt der typische "Quack", wohl auch aufgrund des "falschen" Abstands beider SCs. Ich habe mir dann den Coil-Split-Schalter für den BridgeHB umgelötet, sodass ich Mittel- und HalsSC in Reihe schalten kann - viel besser! Damit wird das Teil letztlich zu einer Art HalsHB, der aber doch noch ein bisschen nach fettem SC klingt.
Die Fender HM-Strat ist übrigens auch von der Bespielbarkeit her "voll 80er Jahre" - flacher Hals, breites und flaches Griffbrett. Sehr gute Gitarre, aber eben ziemlich unstratig. Wie die meisten 24-Bünder hat sie auch keinen Erlen- oder Eschenbody. Da findest Du fast nur Linde, Pappel und gelegentlich Mahagoni. Nicht zuletzt muss ich darauf hinweisen, dass SCs mMn erst recht nicht so richtig nach Strat klingen wollen, wenn man ein Wilkinson oder ein FR-Trem auf der Gitarre hat. Ohne Blechreiter und Stahlblock fehlt da immer was...
Mein Rat: Wenn Du 24 Bünde brauchst, kauf Dir eine Gitarre mit HalsHB und passe sie evtl. an Deine Soundwünsche an, bis sie für Dich einfach
gut klingt. Stratz' Tipp mit dem Dimarzio HB From Hell würde ich schon mal unterstreichen, ein eigenständiger, aber schon sehr brillanter HB-Sound. Noch ein bisschen SC-mäßiger, aber eine Spur wärmer in der Abstimmung und mMn etwas schöner in Sachen Singsang wäre der Dimarzio Bluesbucker. Er verbreitet einen Hacuh von P-90-Vibe - nicht verkehrt in dieser Position, denn P-90 gehören für mich zu den PUs, die mit etwas Hals-Abstand am wenigsten Vibe verlieren - siehe die SG- und DC-Juniors von Gibson, wo sie weggerückt werden, um die Halsverbindung nicht zu sehr zu schwächen. Nicht zuletzt bietet der Bluesbucker gesplittet (etwas Fender-mäßiger, aber fetter, was am 24. Bund sehr sinnvoll ist) und parallel (ein Hauch von Strat-Zwischenposition) weitere, sehr unterschiedliche Soundvarianten.
Beim StagMag rate ich ein wenig zur Vorsicht - am Steg ist er gut aufgehoben (wenn man akzeptiert, dass er anders klingt als ein "normaler" HB), aber am Hals produzierten die zwei Reihen von Magneten in einer meiner Gitarren selbst am 24 Bund noch heftige Stratitis. Da musste ich ihn so weit runter schrauben, dass vor allem der gesplittete SC-Sound sehr darunter litt.
Suchst Du ernsthaft einen Blackmore-Stratsound, Claptons Zwischenposition oder das oben glockige und unten Blubbernde eines Vintage-Hals-SC, dann kauf Dir eine richtige Strat. Hab ich auch gemacht, nachdem ich jahrelang versucht hatte, die eierlegende Wollmilchsau zu finden.
Gruß, bagotrix