LennyNero
HCA Gitarre: Racks & MIDI
Prolog
GAS trifft wohl die meisten Musiker immer wieder. Nachdem ich musikalisch einen kleinen Wandel hinter mich gebracht habe (weg von der Rockband und E-Gitarre, hin zum Acoustic Setup) hat sich auch mein Bedarf an Musikalien geändert.
Das 8 HE Rack und die beiden Thiele Boxen sind weg, dafür ziert nun meine Probeecke (ja, das ist auch ein Vorteil, man benötig nicht zwingend einen Proberaum) ein komibiniertes Boden FX für Gesang, (A-)Gitarre und Loopen. Der Zwischenschritt war ein Pedalboard mit einem Boss AD-3, einem Boss TU2 und einem Boss RC30.
Wie kam der letzte Wechsel? Eigentlich mag ich es ja schon, wenn ein Gerät eine Sache macht. Generell hat mich das aber noch nie von Multieffektgeräten fern gehalten, man muss sich eben einarbeiten.
Bei der E-Acoustic war das so aber nicht wirklich notwendig: die wird einfach durch das AD3 ans Mischpult geschickt (und bekommt vom Pedal ein wenig “Masse”, Hall und Chorus), den Looper hatte ich bei einem anderen Testspiel hier zur Verfügung gestellt bekommen und der Tuner war eine Notwendigkeit (und mal ehrlich: der StroboMode ist schon auch ein Hingucker! ).
Nun bleibt die Zeit aber nicht wirklich stehen und die Entwicklung schreitet voran. Angeregt durch ein Gewinnspiel habe ich mich dann mit den Geräten von TC Helicon beschäftigt und da ging es dann los: das TC Play Acoustic kann ja im Grunde alles was ich brauche und würde mir damit die drei bisherigen Pedale ersetzen (und wenn ich die noch verkaufen würde, müsste ich noch nicht einmal zusätzlich Geld dafür bereit stellen).
Der Blick in den Onlineshop und auf die TC Helicon Seite folgte, Konkurrenzprodukte und die größeren Modelle von TC Helicon stritten um meine Aufmerksamkeit! Hm, das VoiceLive2 ist ja nicht so viel teurer, hat aber noch die ganzen Presets, das wäre ja schon praktisch. Und einige Euro weiter dann das VoiceLive 3: der Looper kann auch noch so richtig, richtig viel!
Nach einer rationalen Abwägungsphase… ach fuck, von wegen rational, ich hatte GAS. Beim großen T bestellte ich mir ein “B-Stock” Gerät, damit ich mir beruhigend sagen konnte “du hast es ja günstig gekauft”.
Die Ankunft
Wenige Tage später kam auf der Arbeit mein Paket an (ich lasse mir die meisten Sachen ins Büro schicken, denn daheim ist ja meistens keiner, wenn die Pakete geliefert werden. Voller Geduld riss ich sofort den Karton mit dem bekannten T-Schriftzug auf, kramte den kleineren Karton heraus und bemühte mich dabei lässig auszusehen. So nach dem Motto “oh, ein neues Musikgerät für mich? Wenn ich muss, schaue ich mir das mal an.” Ich vermute, dass mein Bürokollege mir diese Gleichgültigkeit nicht abgenommen hatte.
Karton geöffnet, das VoiceLive heraus geholt, Netzteil angeschlossen, angeschaltet… ja, das leuchtet schon cool. Und tatsächlich, wechselt man zwischen Gitarrensektion und Vocalsektion ändert sich die Farbe der Schalter! Allein dafür hat sich die Ausgabe ja schon fast gelohnt! Nur ärgerlich, dass ich dann noch einige Stunden arbeiten musste!
Kleine Anektode: nachdem das Gerät angekommen war, stattete ich der Webseite einen Besuch ab. Da ich das schon die ganzen Tage vorher gemacht hatte, war ich nicht wenig erstaunt, dass da auf einmal ein neues Produkt angeboten wurde: quasi zeitgleich mit der Lieferung meines VoiceLive3 stellte TC Helicon das VoiceLive3 Extreme vor. Da kommt man sich dann irgendwie… “auf den Arm genommen” vor. Beruhigend für mich: das Recording Interface wäre wohl nett gewesen, der Songsteuerungsmodus… brauche ich nicht (zumindest glaube ich das ).
Der erste Test
Endlich daheim angekommen, kümmerte ich mich erst um den Haushalt, machte mir mein Abendessen….. Quatsch. Ich war noch nicht daheim angekommen, da flog meine Jacke auf die Couch und ich machte mich (erneut) über den Karton her. Mein Shure SM58 verband ich mit dem Mikroeingang, meine Ibanez AEG10 über das (mit dem VoiceLive mitgelieferte) Kombi Gitarren/Kopfhörerkabel mit dem Gitarreneingang (bzw. Kopfhörerausgang) und die Kopfhörer meines iPhones mussten zum ersten Test herhalten.
Mein erstes Problem war es dann, eine geeignete Balance zwischen dem Gitarren und Gesangssignal zu bekommen. Das rührte einmal daher, dass ich den Mixer im VoiceLive 3 nicht sofort fand, ein anderes “Problem” ist, dass ich recht laut singe (was es mir generell beim Proben schwer macht). Nachdem ich dann mit Hilfe des “Setups” die Grundlautstärke des Mikros eingestellt habe, habe ich mich an den verschiedenen Presets ausgetobt.
Was soll ich sagen: es hat mich erschlagen. Too much. Damit meine ich gar nicht mal die Setups, sondern grundsätzlich die Möglichkeiten, die in der Kiste stecken. Auch die Anordnung der (Werks)Presets lassen (für mich) auf Anhieb keine richtige Ordnung erkennen, da steht mir auf alle Fälle noch Arbeit bevor! (hier sei schon angekündigt, dass die Presets schon ein wenig System haben).
Bei dem Test war mir die maximale Lautstärke über Kopfhörer einfach zu niedrig und speziell in den Bässen war es eher ernüchternd. Es hatte sich zwar angedeutet, weshalb das Preset “Barry White” genannt wurde, der “Aaaahhh!”-Effekt kam da aber erst über die Aktivboxen.
Schon nach dem Kopfhörertestlauf war ich dann eher skeptisch, speziell in Bezug auf die Harmonieeffekte. Wenn überhaupt, so dachte ich, kann man die nur sehr dosiert einsetzen, ansonsten hat man die schnell über.
Richtig enttäuscht war ich beim Preset “Male to Female”, das was ich hörte war schon fast “quickig”, was aber auch damit zusammen hängen kann, dass ich eher hoch singe. Es sei vorweg genommen, dass ich für den Effekt zumindest einen Verwendungszweck gefunden habe.
Nach zwei Stunden war ich erstmal “erschöpft”, hatte genug. Mit skeptischem Blick schaltete ich das VoiceLive3 aus und sagte mir selbst, dass man sich für ein Multi eben Zeit nehmen muss. Weder hatte ich den Looper angetestet, noch irgend ein Preset geändert. Aber für einen ersten Kontakt reicht das ja auch schon.
Der zweite Test
Mein (ur)alter Transistorkofferverstärker musste für den zweiten Test herhalten (Yamaha, JX 50, falls es irgend jemand wirklich interessiert). Und da schau an, das klang schon ein wenig besser als über die kleinen InEar Kopfhörer. Auch hier verbrachte ich die erste Session damit die verschiedenen Presets kennen zu lernen.
Und auch hier kam ich hier und da zu der Frage: WTF?! “Alvin’s Choir” ist dann tatsächlich ein “Alvin and the chipmunks”izer. Sehr nett, aber für mich stellt sich die Frage der Anwendbarkeit. Interessanter waren dann für mich dann Presets wie “Spirit of Radio”, das tatsächlich als Vorbild Radiohead haben muss oder “Joshua Tree”, welches mich (als U2 Fan) dann direkt angesprungen hatte (punktieres Achteldelay...lay.. lay).
Schaut man sich die Liste der Prestes ( http://support.tc-helicon.com/entries/55522263-Is-there-a-printed-list-of-VoiceLive-3-Presets- ) an, entdeckt man dann doch ein wenig System: Presets 1 bis 55 sind Harmonie, Doppler, Verfremdungseffekte, die sich in erster Linie auf die Stimme konzentrieren. Ab Preset 56 springen einen Namen wie “Puppet Master”, “ABBA Mama Mia” entgegen, kombinierte Vocalfx/Harmonien und entsprechende Gitarrenpresets. Für das weitere System dort mag sich jeder selbst ein Bild machen, zumindest bzwischen 219 und 239 geht es recht eindeutig um verschiedene Amp Models.
Zurück zum Testen mit dem Amp. Eine recht spontane Auswahl aus meinem eigenen Repertoire erwies sich (im nachhinein gesehen) definitiv als Nachteil: man sollte sich schon vorher Gedanken machen, was man singt und spielt. Die Tonerkennung ist wirklich flott und auch bei Arpeggios konnte ich (bisher) keinen Nachteil entdecken. Was aber wichtig ist: Gitarre stimmen (das macht das VL3 gut) und sauber singen! Trotzdem (oder deswegen) war ich auch hier zunächst vom Ergebnis enttäuscht. Der Funke ist nicht über gesprungen, wirklich überzeugt war ich nicht. Dank Fernabsatzgesetz konnte ich das Gerät ja auch wieder zurück senden, ging es mir schon durch den Kopf. Ich habe ja immer noch mein Boss AD3.
Presetverwaltung via VoiceSupport
TC Helicon bietet eine Software zum Verwalten der Firmware und Presets an. Tückisch dabei ist: hat man die aktuellste Firmware aufgespielt und ist diese noch nicht wirklich alt (wenige Tage) lassen sich einige Presets nicht auf das Gerät ziehen! Da kommt man dann auch nicht sofort auf die Fehlerursache (man kennt das “normale” Verhalten von VoiceSupport ja nicht). Etwas Schade finde ich, dass man damit “nur” Presets verwalten (und von TC Helicon neue Presets nachladen) kann, diese aber nicht am PC nachbearbeiten. Es gibt wohl auch einen Preset Editor, allerdings habe ich mir den noch nicht angeschaut.
Ärgerlich war für mich dabei, das es einen Presetpack mit Presets für die E-Acoustic gibt, den ich durch das Firmwareproblem erstmal nicht einspielen konnte (und die Presets lohnen sich definitiv).
Wie sieht es denn aus?
Bevor ich weiter auf Details eingehe, möchte ich kurz auf den Aufbau des VoiceLive3 eingehen!
Ein robustes und schweres Gehäuse mit gummiertem Boden, 10 Fußschaltern , einem Bedienfeld und großem (blauen) Display. Die Fußschalter haben einen klar erkennbaren Druckpunkt und dürften einiges aushalten.
Auf der linken Seite sind zwei der Taster (ja, ich weiß, Taster, Schalter, letzten Endes lassen sich die eigentlich alle als Taster oder Schalter definieren) haben die Überschrift “PRESET”, je einen Pfeil nach oben bzw. unten (und links davon gibt eine Linie mit der Beschriftung “TALK|TUNER” den Hinweis, dass man beim gleichzeitigen Betätigen der beiden in den Tunermodus kommt. Die Vocal Effekte werden in diesem Modus abgeschaltet). Man kann sich mit einfachem drücken von Preset zu Preset (das Gerät bietet 500 Plätze dafür!) hangeln oder aber auch mit langem drücken schnell durchscrollen. Dies funktioniert auch im Tunermodus (den man mit dem Drücken einer der anderen Taster verlässt).
In der zweiten Spalte folgt unten der “STEP” Schalter. Mit ihm kann man innerhalb eines Presets vorher definierte andere Presets abrufen (ohne das Preset zu wechseln. Klingt komisch, ist aber so). Darüber der Taster hat es dann in sich: links über dem Schalter prangert ein Mikro-Symbol, rechts darüber ein Gitarrensymbol, ein kleiner Bogen zwischen den beiden signalisiert: hier wechselt man zwischen Gesang und Gitarre. Erkennbar wird das für den Musiker an den (leuchtenden) Ringen um die Taster: leuchten sie blau, befindet man sich im Vocal-Layer, sind sie rot ist man im Gitarrenlayer. Unter dem Taster steht dann auch noch “HOLD FOR LOOPER” und tatsächlich, drückt man lange darauf, leuchtet der Taster Lila und man ist im Loopmodus. Fast magisch!
Die drei Taster der oberen Reihe haben die Beschriftung µMod, Delay und Reverb und dienen dazu, die entsprechenden Effektblöcke an/abzuschalten (abhängig davon in welchem Modus man sich befindet). Alle Taster lassen sich frei einem Effektblock zuweisen.
Der erste restlichen drei Taster trägt die Beschriftung “HIT” und hat die Aufgabe mehrere Effektblöcke gleichzeitig zu aktivieren/deaktiveren (das lässt sich gesondert für den Vocal Layer, für den Gitarren Layer aber auch kombiniert definieren!).
Die letzten beiden Taster sind doppelt beschriftet. Darüber sind es dann die Vocal-FX Blöcke (Double und Harmonie), darunter die Gitarrenblöcke (Comp und Drive).
Darüber befindet sich das Display, die Potis darauf sind nicht vor stürmischen Tritten geschützt, angesichts der Tatsache, dass man mit dem singenden Gitarristen (oder dem Gitarrespielenden Sänger) einen Tausendsassa davor stehen hat.. hätte man die noch etwas weiter ins Gerät versenken können oder aber z.B. mit einem Metalbügel schützen können. Das ist aber Jammern auf hohem Niveau.
Links neben dem eigentlichen (blauen) Display befinden sich 2 mal 3 Taster: mit Genre lassen sich die Presets filtern, Setup gibt Zugriff auf generelle Parameter, Store zum Speichern der geänderten Presets.
Die zweite Reihe ist für den Zugriff auf die Parameter der verschiedenen Layer (Vocal, Guitar, Looper).
Unter dem Display befinden sich 4 Potis, zwischen den mittleren prangert ein dezentes “Mix”, welches tatsächlich einen schnellen Zugriff auf die verschiedenen Mixeinstellungen zulässt (und da gibt es einige Optionen, denn man kann sich den Kopfhörerausgang anders mischen als die Hauptausgänge).
Rechts befindet sich ein großes Data-Wheel, mit dem man die zu bearbeitende Ebene durchlaufen kann. Darunter zwei Taster (um zwischen den einzelnen Blöcken zu navigieren). Das erschlägt Anfangs, ist aber fast selbsterklärend, denn das Dispay zeigt wo man sich gerade befindet (und welcher Parameter von den darunter befindlichen Potis gesteuert wird.
Auf der Stirnseite befinden sich Anschlüsse satt! Von links nach rechts:
- Mic/Line Input - eine verriegelbare Kombibuchse. Der Mikrofontyp lässt sich übrigens im Setup einstellen!
- Guitar Input - Klinkeneingang für die Gitarre
- Guitar Thru - Hier kann das am Input liegende Signal direkt wieder mit Klinke abgegriffen werden (um z.B. damit in den eigenen Amp zu gehen und die Gitarre nur zum finden der Harmonien zu nutzen)
- Aux - Ministereoklinke, für einen Zuspieler, aber auch mein E-Piano lässt sich hier anschließen
- Monitor - XLR Eingang und Thru
- Kopfhörer (Ministereoklinke)
- Output Vocal L (Mono) - XLR, hier lässt sich auch das Gitarrensignal zumischen
- Output Vocal R (Dry) - XLR, entweder um Stero zu nutzen oder um dem Mischer ein trockenes Vocal Signal zu geben
- Guitar L und Guitar R, beides Klinke
- Footswitch (zum Anschluß der optionalen Switch 3, bzw. Switch 6 oder eines zweiten Expressionpedals)
- Expression - Nomen est Omen (ich nutze ein Roland EV5 damit, aber vorsicht, wie so oft funktioniert da nicht jedes Pedal dran!)
- MIDI IN
- MIDI OUT
- USB A
- USB Mini-B
- Netzteileingang
Außerdem findet sich noch eine Zugentlastung für das Netzkabel, der Powerschalter und der Eingang für ein Kensingtonschloß.
Ich spare mir das weiter Aufzählen, unter http://www.tc-helicon.com/de/products/voicelive-3/more-features/ findet man ein PDF, dass das recht gut macht.
Shine On You Sound on Sound: mein erstes “eigenes” Preset!
Beim herumspielen bin ich in einem Presets auf einen “Hold” Effekt bei den Vocals gestolpert. Das erinnerte mich sofort an David Gilmours “Sound on Sound”: man spielt einen Akkord an, öffnet dann den Eingang zu einem langen Delay (ca 1500 ms und knappe 20 Wiederholungen) und schließt dann den Eingang wieder. Es ergibt sich ein Flächensound, über den sich Solieren lässt. Der “Hold”effekt bei den Vocals macht das zwar ein wenig anders und meine Enttäuschung war groß, dass es diesen Effektblock nicht in der Gitarrensektion gibt. Also musste das Handbuch her und tatsächlich, zusammen mit einem Expressionpedal kann ich (in einem Preset) nun den Eingang des Delays steuern. Auch wenn ich spieltechnisch Meilen von Herrn Gilmour entfernt bin, zumindest kann ich mich jetzt an einem Cover versuchen!
Für das Verhältnis zwischen dem VoiceLive3 und mir war das nicht irrelevant, denn nun war der Punkt erreicht, an dem für mich klar wurde: wir passen zusammen… ich muss mich nur intensiver damit beschäftigen!
Schöne Nebenepisode: auf der Facebookseite von TC Helicon wurde ein Video geteilt, in dem ein Keyboarder ein Cover von “Shine On You Crazy Diamond” spielt (zumindest einen Teil des Songs) und der nutze bei der Strophe auch die Harmonien für den Gesang. Sehr beeindruckend, das habe ich dann beim nächsten Mal direkt auch probiert und auch wenn ich mich da momentan in der Akrobatik noch etwas schwer tu (Text auswendig lernen würde schon helfen, da ich den mometnan vom iPad ablese und zwischendurch mit einem Airturn weiterblätter), es wertet den Song (meiner Meinung nach) noch etwas auf.
Full Range Boxen und Routingmöglichkeiten
GAS ist ja bekanntlich nicht heilbar und nachdem ich quasi jahrelang maximal meinen alten Übungscombo zur Vocalverstärkung daheim genutzt habe, ging mir nun auf: da muss eine Fullrangebox her. Schnell bin ich zu dem Schluß gekommen, dass eine Aktivbox praktisch wäre, am besten gleich zwei, damit wäre ich dann schon für kleine Gigs ausgerüstet. Sollten dann mal Mitmusiker dabei sein, brauche ich mir irgendwann nur noch ein Mischpult zu besorgen, alleine kann ich direkt in die Boxen gehen. Kurz und gut: ich habe mir zwei 12” Aktivboxen gekauft und es war wie als ob man Watte von den Ohren nimmt: speziell die Harmonieeffekte waren nun deutlich wahrzunehmen.
Da mein alter Gitarrencombo ja speziell beim “Barry White” Sound nicht wirklich toll klange, habe ich mir den dann auch zu Ohren geführt und mich an “Under the boardwalk” versucht. Im Refrain habe ich dann auch exakt für die “Under the boardwalk” Passagen meine Stimme vertieft. Klingt gut.
Den “Nowhere Man” kann ich jetzt auch allein!
Auch wenn es wohl Massenhaft mehrstimmige Songs gibt, manchmal fällt einem einfach kein passender ein. Als ich dann so durch meine Songliste gescrollt habe, bin ich über “Nowhere Man” gestolpert und das habe ich dann auch direkt mit verschiedenen Harmoniepresets ausprobiert. Und tatsächlich: das wirkt, es funktioniert. Was mir aus einer anderen Besprechung zu einem Harmonizer in Erinnerung geblieben ist: die Geräte eigenen sich auch um die Intonation zu üben, denn den eigenen Fehler bekommt man dann gleich mehrmals zurück. Es gibt auch eine Korrekturfunktion hierzu, mit der habe ich mich aber noch nicht (bewusst) beschäftigt.
Natürlich kann das VoiceLive3 aus meinem “Nowhereman, please listen” nicht das charakteristische “Uhhhh la la la” machen, das wäre dann wohl auch zu viel erwartet (man könnte das sicherlich irgendwie mit dem Looper vorbereiten, aber man muss ja nicht alles haben).
With or without looping
Mein erster (unbewusster) Kontakt mit “Looping” dürfte U2s “Joshua Tree” gewesen sein, speziell bei dem Song “With Or Without You” wird ein kleines Sample eines Arpeggios über D-Dur den ganzen Song wiederholt. Das nächste Mal war ich auf einer Musikmesse anfang der 90er total begeistert vom Paradis Looper (der später von Echoplex übernommen wurde) und in Ermangelung des erforderlichen Kapitals habe ich meine ersten Versuche mit der Hold-Funktion des Boss DD3 gemacht. Die Delayzeit von unter einer Sekunde hat da natürlich nicht viel Spielraum gegeben und ich habe mir dann einen Ibanez Rock’n’Roll Rp50 Digital Phrase Samper besorgt, ein Übungsgerät das, wenn ich mich recht erinnere, bis zu 15 Sekunden Samplen konnte. Bedienfreundlich war es dennoch nicht.
Als dann mit dem Boss RC2 ein relativ günstiges Samplingpedal auf den Markt kam, habe ich zugegriffen, wenig später hatte ich die Gelegenheit über das Musikerboard ein Boss RC30 zu testen und was soll ich sagen: ich habe großen Respekt vor einigen Künstlern die wahre Wunder mit diesen Dingern vollbringen. Allerdings habe ich auch hier das Gefühl: weniger ist da oft mehr. Sprich: wenn man das mal verwendet, ist es okay, aber einen ganzen Abend jemanden dabei zu zuschauen wie er Song nach Song Spur um Spur aufbaut… nein, das muss nicht sein.
Der Looper im VoiceLive3 ist von der Funktionalität her gewaltig! Drei Spuren, eine Spur kann maximal 8 Minuten lang sein (wer braucht sowas???? Außer wenn er wirklich ein komplettes Playback einspielen mag), Overdubs sind machbar, das Wechseln der Spuren… kurz: da gibt es noch viel zu entdecken. Was hier ein wenig unangenehm aufstößt: der Wechsel zwischen den Layern kann hier ein wenig unpraktisch sein, wenn man mal eben einen anderen Effekt nutzen will, artet das in eine kleine Tanzeinlage aus und ganz schnell ist man dann im falschen Layer. TC Helicon bietet einen externen Dreifach und Sechsfachschalter an, an der Möglichkeit die Tasten zu belegen arbeitet die Softwareabteilung ständig weiter.
Zurück zu “With Or Without You”: der Song eignet sich hervorragend zum Loopen, denn er besteht aus “den” vier Akkorden: D - A - Bm - G. Hinzu kommt noch das oben erwähnte Arpeggio und ich fühle mich beim Singen dabei einigermaßen sicher (okay, bei der einen Passage gehe ich nicht ganz so hoch wie es Bono Mitte der 80er .. oder zumindest bei den Aufnahmen gemacht, heute singt er das auch etwas relaxter). Schon bei meinem Test für das RC30 hatte ich den Song genutzt, weshalb er sich auch für den Test mit dem TC wunderbar eignet.
Musste ich beim Boss RC30 das Arpeggio tatsächlich über alle 4 Takte einspielen, reicht beim TC ein Takt (im Grunde hätte es auch der halbe Takt getan), denn die Länge der Spuren muss nicht gleich lang sein! Danach ein wenig “Percussion” als Overdub und dann die Bassfolge der Akkorde auf Spur B aufgenommen und wunderbar, nun kann ich darüber singen und könnte die Gitarre ganz an die Seite stellen.
Richtig schön wird es dann an der Stelle, bei dem statt der Akkordfolge einfach nur 4 Takte lang “D” kommt, Spur B gestoppt, selbst das D gespielt, danach Spur B wieder gestartet… so macht Loopen spaß!
Epilog
Der erste Liveeinsatz wird dieses Wochenende erfolgen. Wir werden auf einer Hochzeit Musik machen, das Mischpult steht dabei bei uns auf “der Bühne” und wird von mir oder dem anderen Gitarristen bedient. Bei der letzten Probe hatte ich nur einen Eingang belegt (und damit den Mix direkt aus dem VoiceLive3 genutzt) und es hat sich gezeigt, dass ein schnelles Nachregeln von nur Vocal oder nur Gitarre dann halt mein Job ist. Und da sowas ja mal gerne während des Singen und Spielen gemacht wird, habe ich meine Hände nicht frei um das am VoiceLive mal schnell selber zu basteln. Da hilft einerseits, dass ich auch in der Band nur mit der E-Acoustic spiele und die Balance quasi in den Händen habe, andererseits muss ich mir die Mixing-Sektion des VL3 noch genauer anschauen.
Alternativ kann ich auch einfach wieder zwei Kanäle auf dem Mischpult belegen (oder 4, Stereo für Vocal und Gitarre ).
Der Funktionsumfang des Gerätes ist gigantisch. Die Effektblöcke sind hochwertig, nicht jeder Effekt ist “alltagtauglich”, bzw. hängt das wohl auch vom eigenen Stil ab. Die Sounds für Gitarre gefallen mir gut, sowohl für die E-Gitarre als auch für die Akustik. Natürlich kann die E-Gitarrensektion weder mit einem ausgewachsenen Modeller noch mit einem echten Amp mithalten, den Anspruch hat man wohl auch nicht. Trotzdem lassen sich angenehme und bandtaugliche Sounds heraus holen, bzw. mit den Routingmöglichkeiten hat man auch beste Möglichkeiten sein reguläres Setup mit dem VoiceLive3 zu kombinieren.
Im Grunde ist alles an Bord, was ein singender Top 40 Gitarrist benötigt. Andere Features (speziell der Looper) dürften für den Solo (Acoustic)künstler interessanter sein.
Das einzige was ich aktuell vermisse ist ein Chrystal Ice/Shimmer Reverb (die erzuegen einen streicherartigen Flächensound,d er dem Gitarrensignal folgt) und das (beim VoiceLive3 Extreme hinzu gekommene) Recordinginterface wäre nett gewesen.
Bisher sehe ich noch keine Notwendigkeit eingespielte Loops zu speichern, obwohl das VL3 dieses Feature anbietet. Das dürfte aber auch von den gespielten Liedern abhängig sein.
Die Auswahl der Lieder dürfte dann wohl auch über den Einsatz einiger Effekte bestimmen und vielleicht gibt es da auch einiges, was ich mir momentan einfach nicht vorstellen kann, was mich aber quasi anspringen wird wenn ich es spiele (das ging mir z.B. mit “Cryin in the rain” so, im Grunde banal, da ja Everly Brothers für mehrstimmigen Gesang bekannt sind… aber erst ein herunterladbares Preset mit dem Hinweis “Everly Brothers” gab mir die Idee das mal mit Harmonizer zu singen).
Auch wenn man Lieder ausgewählt halt, ist viel proben und probieren angesagt, manchmal reicht es den Harmonizer nur bei einigen Zeilen anzuschalten, bei anderen Songs kann man das auch die ganze Zeit nutzen. Der letztjährige niederländische ESC Beitrag “Calm After The Storm” von den Common Linnets ist da ein Beispiel, als zweite Stimme eine Frauenstimme hinzugefügt… und ich kann das alleine spielen!
Aktuell bin ich am überlegen, ob ich mir noch einen Switch 3 oder Switch 6 dazu kaufe. Ich erwarte mir dadurch speziell im Loopermodus eine einfacherere Bedienbarkeit. Ob das wirklich so sein wird, werden wir sehen.
Beispielvideos folgen. Versprochen. Allerdings habe ich gerade ein kleines privates Projekt, dass Priorität genießt.
- Eigenschaft