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gopalan
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Hallo Board, hier kommt mein erstes Review. Ich hoffe, ich kann hiermit denjenigen helfen, die darüber nachdenken sich das neuste Digitalmischpult von Behringer zuzulegen.
Was ist es?
Das Behringer X-Air XR-12 ist ein kompaktes „Rack“ Digitalmischpult ohne eigene Bedienoberfläche. Es ist das kleinste der neuen X-Air Serie und basiert Softwaremäßig auf der Technologie der X32-Serie. Das Pult kostet zur Zeit 365,- Euro und ist damit in einer Preisregion, die bisher analogen Pulten vorbehalten war. Es hat zwölf Kanäle, davon vier mit XLR-Combo-Buchsen und Mic Preamps und zwei Hauptausspielungen in XLR und zwei Aux-Ausspielungen in Klinke.
Warum habe ich es gekauft?
Vorab: Ich besitze ein X32 Compact und gehöre zu denjenigen, die mit diesem Pult sehr zufrieden sind. Es steht bei mir quasi „festinstalliert“ im Wohnzimmer und wird zum Proben und Aufnehmen verwendet. Wenn wir mal einen Gig haben (kommt noch nicht so oft vor), nehme ich es, um uns von der Bühne aus zu mischen. Vielmehr habe ich das bisher so gemacht, doch dazu später mehr. Ansonsten wird das Pult jeden Tag hier verwendet zum Üben, Proben und einfach Musikhören, die ganze Familie kann es bedienen und in dem knappen Jahr, in dem wir es haben ist es kein einziges mal abgestürzt oder hat sonst irgendwelche Probleme verursacht. Daher bin ich von der Marke Behringer im Bereich Digitalmischpulte überzeugt, auch wenn ich früher schlechte Erfahrungen mit deren Produkten gemacht habe. Den „Sound“ des Pultes kann ich vergleichen mit einem Soundcraft Si, mit dem ich manchmal „spielen“ darf und finde nicht, dass für den Live-Betrieb relevante Unterschiede festzustellen sind. Ein Feature, dass ich am X32 sehr schätze ist der RTA (Real-Time-Analyzer), mit dem sogar ich eine Monitoranlage in nullkommanix eingepfiffen bekomme, da man sofort sieht, wo es koppelt.
So, jetzt aber: Warum kauft er sich dann ein neues, wenn er mit dem X32 so glücklich ist? Ganz einfach: Es zeigt sich, dass wir, wenn wir mal spielen doch eher kleine Akustik-Gigs machen, mit Gesang, Gitarre und optional Cajon. Da steht man irgendwo in der Ecke wo Platz ist. Wenn mann da mit dem X32 Compact anrückt, dann findet man trotz Compact keinen Platz dafür. Außerdem sieht das dann recht protzig aus. Das Publikum geht bei so einem Gig von „handgemachter“ Musik aus, und wenn’s dann so blinkt und leuchtet wie beim X32, dann macht man sich (so finden wir) ein Stück weit unglaubwürdig.
Für solche Fälle hatten wir bisher einen Roland BA-330 Batterie-Amp. Der war super, aber, verwöhnt durch das X32 haben mir seine Einstellmöglichkeiten nicht mehr gereicht. Insbesondere der „1-Knopf“ EQ und die fehlende Dynamik-Sektion (Gate und Kompressor) habe ich schon sehr vermisst. Mit dem X32 hat es dann immer doch noch viel besser geklungen. Außerdem konnte der Roland-Amp keine Phantom-Power und ich nehme die Cajon gerne mit einem Kleinmembran-Kondensatormikrofon ab. Weiterhin haben mir die Kanäle nicht ausgereicht. Ein vorgeschaltetes Analogpult hätten dann das herausragende Feature der Batteriebetreibbarkeit zunichte gemacht. Dennoch: Der Roland Amp ist ein einzigartiges Produkt mit gutem Klang, dass was Batterieffizienz angeht praktisch Wunder vollbringt.
Endlich: Das X-Air XR12
So, genug der Vorgeschichte, der BA-330 ist verkauft, ich habe mich für die kleinste Ausgabe er X-Air Serie entschieden, nachdem ich mir auf der Musikmesse alles angeschaut habe.
Das X32 behalten wir, d.h. wenn wir wirklich mit Bass, E-Gitarre und Schlagzeug spielen (was höchstens zweimal im Jahr vorkommt) nehmen wir das große Pult mit (dann brauchen wir eh mehr Platz). Sonst reicht uns das XR-16: Zwei Vocal-Mics, zwei Mics für die Cajon. Dann sind die vier XLR-Combo Buchsen auch schon belegt. Die erste positive Überraschung, die so aus den technischen Daten nicht hervorgeht: die Kanäle 11 und zwölf sind als High-Z, also hochhohmige Klinkeneingänge ausgeführt, d.h. mann kann auch Gitarren mit mangetischen Tonabnehmer (ich haben einen von L.R. Baggs) direkt ohne DI-Box anschließen und belegt damit auch keinen der etwas knappen Mic-Preamps. Der größere Bruder XR-16 hat davon 8, kostet aber deutlich mehr und ist auch noch nicht wirklich lieferbar. Gemeinsam mit dem XR-16 und im Unterschied zum XR-18 hat der XR-12 übrigens kein USB-Interface für Mehrspuraufnahmen, lediglich ein USB-Port, wo man z.B. einen Stick oder eine Festplatte anschließen kann um Stereo-Aufnahmen direkt vom Pult zu machen. Nächste positive „Überraschung“: Die Quelle der zwei Spuren kann man beliebig wählen, d.h. man kann z.B. die Signale trocken aufnehmen bzw. wenn man nur zwei Signale hat (Git/Voc) kann man davon einen echte „Mehrspuraufnahme“ zur späteren Bearbeitung machen. Ansonsten könnte man sich da z.B. auf den beiden Aux-Wegen (falls man sie nicht für Monitoring braucht) zwei Submixe zusammenmischen, die mann dann aufnimmt usw. Dennoch: Als Recording-Pult taugen die zwei kleinen der Serie dann doch nicht. Aber um einfach und unkompliziert einen Gig zur späteren Manöverkritik aufzunehmen ist das super (auch wenn mir dass immer noch meist wehtut, mir das nachher wieder anzuhören. Live klang das doch viel besser…).
Die herausragende Eigenschaft der XR Serie ist meiner Meinung nach der Formfaktor: Das Gehäuse wirkt recht robust, es hat vorne zwei Bügel, um das Bedienpanel zu schützen und kann direkt mitten auf die Bühne bzw. dass was als Bühnenersatz dient gestellt werden. Alle Anschlüsse sind vorne, das Kaltgerätekabel und der Schalter and der Seite, so dass man das Gerät sowohl „normal“ hinstellen kann als auch, wenn es auf dem Boden steht, mit den Anschlüssen nach oben. Die W-Lan Antenne kann man drehen und kippen, so dass sie immer richtig Steht. Zum Transport kann man sie in eine Klammer stecken, so dass Sie von den Bügeln geschützt wird. Im Paket enthalten sind Rackwinkel, so dass man das Gerät auch in ein 19“ System (halbe Breite) einbauen kann.
Bedienen kann man das Mischpult erst einmal gar nicht. Zumindest nicht, bevor man ein iPad, Android Tablett, Mac oder PC mit der entsprechenden Software (die es bei Behringer bzw. in den jeweiligen App-Stores kostenlos gibt) ausgerüstet hat und die Vebindung hergestellt hat. Da sehe ich eine kleine Verbesserungsmöglichkeit: Die Mute-Taste für den Master hätte ich gerne auf dem Bedienpanel gedoppelt gehabt. Falls irgendetwas schief geht und es fängt an höllisch zu koppeln und das iPad kann grade nicht connecten oder das Wlan ist gestört, bleibt nur die Möglichkeit, den Netzschalter zu betätigen.
Im Normalfall sollte das allderings nicht passieren, denn die Verbindungsoptionen sind gut durchdacht. Das Gerät hat, z.B. im Gegensatz zur X32-Serie einen eingebauten WLAN Access Point (dessen Antenne schon erwähnt wurde). Außerdem gibt es einen Ethernet (Netzwerk) Port, an dem man z.B. einen Mac oder PC per Kabel anschließen kann, das XR12 in ein Hausnetz einbinden kann oder einen leistungsstärkeren externen Access Point anschließen kann. Für unserer Anwendung, wo der Abstand zwischen XR12 und dem iPad an meinem Mikroständer eher unter zwei Meter ist, sollte der eingebaute AP jedoch vollkommen ausreichen. Nettes Detail: es gibt einen Schalter (das einzige Bedienelemnt, dass etwas wacklig wirkt), mit dem man einstellen kann, ob der Ethernet-Port für die Fernsteuerung verwendet wird oder der WLAN-AP im Client oder AP Mode betrieben wird. Konkret heisst das: Man kann im Vorfeld alle drei Interfaces einrichte. Zuhause stellt man dann z.B. auf Client. Das XR12 meldet sich dann im heimischen WLAN an (hier kann es alle gängigen Verschlüsslungsstandards) und man kann es von seinen Computern und Tabletts erreichen, ohne dass man bei ihnen das Netzwerk umstellen muss. Sehr gut, denn so hat man weiterhin Internet (um z.B. Tabs anzuschauen). Im „Venue“ schaltet man dann auf AP-Modus um (einfach mit dem Schalter). Dann macht das XR-12 sein eigenes WLAN (allerdings nur mit maximal WEP-Verschlüsselung), verbindet mit dem Tablett auf dieses Netz und kann unabhägig von lokaler Infrastruktur sein Mischpult steuern. Gut mitgedacht!
Bedienung
Die Bedienung des Pultes erfolgt ausschließlich über die jeweilige App. Da ich kein Android-Tablett und keinen Windows-PC besitze, kann ich über die dort verwendeten Apps nichts sagen. Die für das iPad und für den Mac habe ich probiert. Bei der iPad App muss man erst einmal herausfinden, dass der „Advanced“ Button oben rechts in der Ecke recht wichtig ist. In vielen Screens macht er gar nichts, in Bereichen wie z.B. der Dynamik-Sektion schaltet er von einem einfachen „One-Knob“ Kompresssor zum Kompressor um, wie man ihn vom X32 kennt, mit Threshhold, Knee, Ratio und komplettem Side-Chain Filter. Die App kann man übrigens testen, ohne das Mischpult zu haben, es gibt eine Demo-Mode. Praktischerweise kann man dort wählen, welches Gerät der XAir-Familie man simulieren möchte und sie so einen Überblick über die Einschränkungen der kleineren Geräte machen. Die Mac-App gewinnt sicher keinen Schönheitspreis, tut aber was sie soll. Was ich sehr schade finde: Wie auch schon bei der App für das X32 kann man das Fenster der App nicht skalieren. Wenn man also ein großes Display oder Retina Display hat, kann man dies nicht komplett ausnutzen. Das geht besser!
Unterschiede zum großen Bruder
Im Folgenden möchte ich mich auf die Unterschiede zur X32-Serie konzentrieren. Die X-Air sind, von den Features her voll ausgebaute Digitalpulte mit allen dort üblichen Vorteilen: Parametrischer EQ und vollständige Dynamiksektion auf allen Kanälen, eingebaute Effektgeräte, Total Recall (Einstellungen können komplett gespeichert und geladen werden). Dies bezieht sich hier auf alle Einstellungen, also auch die der Preamps.
Die wesentliche Einschränkung gegenüber dem X32 is die des erheblich einfacher und unflexibler gestalteten Routings. Kanäle können frei den Inputs zugewiesen werden (in einer übersichtlichen Tabelle). Es gibt keine Matrix Busse und Delays auf den Outputs, allerdings ist es auch eher unwahrscheinlich, dass jemand mit so einem Pult ein großes Venue mit Nebenräumen und Delay-Tower beschallt.
Eine Verbesserung gegenüber dem X32 ist aus meiner Sicht, dass auf allen Ausspielwegen die EQs umschaltbar sind zwischen Parametrisch, Grafisch und „True-EQ“, einem grafischen EQ, der die Einflüsse der Fader auf benachbarte Bänder berücksichtigt. In Verbindung mit dem RTA ist es wirklich auch für Laien sehr einfach, problematische (Feedback) Frequenzen zu finden und zu bedämpfen. Einfach den Fader zurücknehmen, bei dem der RTA das Feedback anzeigt. Beim X32 gibt es auch grafische EQs, die jedoch als Effekt geroutet werden müssen und daher einen der (dort 6) Effektslots belegen. Hiervon hat die X-Air Serie nur 4, was jedoch aus meiner Sicht für die angedachte Anwenung mehr als ausreicht. Die Effekte selbst sind die selben wie beim X32: Eine große Fülle teilweise gut klingender Effekte. Notfalls gibt es sogar einen Amp-Simulation (die jedoch für mich eher als Backup zu sehen ist). Die Effekte können alle als Inserts in Kanälen oder auf den Effekt-Bussen verwendet werden. Viele Effekte gibt es in Stereo und in Dual, so dass man eigentlich bis zu 8 Insert Effekte verwenden kann. Wem das nicht reicht…
Angespielt
Im „Proberaum“ (unser Wohnzimmer) haben wir schnell alles zusammengesteckt (d.h. Mikrokabel, Gitarrenkabel) und an unser LD-Systems PR 10A Aktivbox angeschlossen#. Losgespielt. Klingt erstmal nicht so gut und Pfeift. Drei Minuten mit dem RTA und dem True-EQ in der Ausspielung und alles ist Gut. Die Aktivbox klingt, auf sich alleine gestellt nicht sehr fein und braucht einfach ein wenig detaillierten EQ-Eingriff. Hier zahlt sich die digital-Technologie aus. Mit einem Dreiband-EQ mit semiparametrischen Mitten wäre das so gut nicht gegangen. Dann das Finetuning: EQs der Kanäle, ein bischen Kompression, ein bischen „Comfort-Reverb“ um alles zu Verbinden. Klingt, zumindest an dem LD-Lautsprecher, genauso gut wie mit dem X32.
Der nächste „Gig“ damit ist ein Tauflied in einer Kirche Ende des Monats, ganz minimal mit Gitarre und Voc. Ich habe ein gutes Gefühl was das Gear angeht. Jetzt darf ich mich nur noch nicht verspielen, aber dass ist ein anderes Thema.
Fazit
Nach drei Tagen mit dem neuen Pult bin ich sehr zufrieden. Die Software verträgt die eine oder andere Verbesserung und ich gehe davon aus, dass wie beim X32 durch Firmware-Updates neue Features nachgeschoben werden (wobei mir, außer einem Stimmgerät, nichts einfällt was Fehlt). Für kleine Gruppen, die bisher mit einem mini-Analogpult gearbeitet haben eröffnen sich neue Möglichkeiten. Nicht zuletzt die Möglichkeit, dass ein „FOH-Techniker“ aus dem Zuschauerraum unauffällig und ohne FOH-Platz mit dem iPad mischt.
Alternativen
Bisher gibt es nichts vergleichbares in diesem Preisbereich am Markt. Von Behringer selbst gibt es das X32-Rack. Es hat viel mehr Kanäle und digitale Konnektivität und Bedienmöglichkeiten am Gerät, muss jedoch sinnvollerweise in ein 19“ Rack eingebaut werden und hat keinen eingebauten WLAN-Access Point. Außerdem Kostet es das dreifache.
Soundcraft hat eine vergleichbare Serie vorgestellt, die etwas teuerer ist und auch sehr interessant. Hier bleibt abzuwarten, wie gut die Bedienung über eine Browseroberfläche funktioniert (kann ich mir aber gut vorstellen.) Für mich kam das Pult nicht in Frage, da ich mich mit dem X32 jetzt recht gut auskenne und das Soundcraft noch nicht lieferbar ist.
Grüße,
Aki
Was ist es?
Das Behringer X-Air XR-12 ist ein kompaktes „Rack“ Digitalmischpult ohne eigene Bedienoberfläche. Es ist das kleinste der neuen X-Air Serie und basiert Softwaremäßig auf der Technologie der X32-Serie. Das Pult kostet zur Zeit 365,- Euro und ist damit in einer Preisregion, die bisher analogen Pulten vorbehalten war. Es hat zwölf Kanäle, davon vier mit XLR-Combo-Buchsen und Mic Preamps und zwei Hauptausspielungen in XLR und zwei Aux-Ausspielungen in Klinke.
Warum habe ich es gekauft?
Vorab: Ich besitze ein X32 Compact und gehöre zu denjenigen, die mit diesem Pult sehr zufrieden sind. Es steht bei mir quasi „festinstalliert“ im Wohnzimmer und wird zum Proben und Aufnehmen verwendet. Wenn wir mal einen Gig haben (kommt noch nicht so oft vor), nehme ich es, um uns von der Bühne aus zu mischen. Vielmehr habe ich das bisher so gemacht, doch dazu später mehr. Ansonsten wird das Pult jeden Tag hier verwendet zum Üben, Proben und einfach Musikhören, die ganze Familie kann es bedienen und in dem knappen Jahr, in dem wir es haben ist es kein einziges mal abgestürzt oder hat sonst irgendwelche Probleme verursacht. Daher bin ich von der Marke Behringer im Bereich Digitalmischpulte überzeugt, auch wenn ich früher schlechte Erfahrungen mit deren Produkten gemacht habe. Den „Sound“ des Pultes kann ich vergleichen mit einem Soundcraft Si, mit dem ich manchmal „spielen“ darf und finde nicht, dass für den Live-Betrieb relevante Unterschiede festzustellen sind. Ein Feature, dass ich am X32 sehr schätze ist der RTA (Real-Time-Analyzer), mit dem sogar ich eine Monitoranlage in nullkommanix eingepfiffen bekomme, da man sofort sieht, wo es koppelt.
So, jetzt aber: Warum kauft er sich dann ein neues, wenn er mit dem X32 so glücklich ist? Ganz einfach: Es zeigt sich, dass wir, wenn wir mal spielen doch eher kleine Akustik-Gigs machen, mit Gesang, Gitarre und optional Cajon. Da steht man irgendwo in der Ecke wo Platz ist. Wenn mann da mit dem X32 Compact anrückt, dann findet man trotz Compact keinen Platz dafür. Außerdem sieht das dann recht protzig aus. Das Publikum geht bei so einem Gig von „handgemachter“ Musik aus, und wenn’s dann so blinkt und leuchtet wie beim X32, dann macht man sich (so finden wir) ein Stück weit unglaubwürdig.
Für solche Fälle hatten wir bisher einen Roland BA-330 Batterie-Amp. Der war super, aber, verwöhnt durch das X32 haben mir seine Einstellmöglichkeiten nicht mehr gereicht. Insbesondere der „1-Knopf“ EQ und die fehlende Dynamik-Sektion (Gate und Kompressor) habe ich schon sehr vermisst. Mit dem X32 hat es dann immer doch noch viel besser geklungen. Außerdem konnte der Roland-Amp keine Phantom-Power und ich nehme die Cajon gerne mit einem Kleinmembran-Kondensatormikrofon ab. Weiterhin haben mir die Kanäle nicht ausgereicht. Ein vorgeschaltetes Analogpult hätten dann das herausragende Feature der Batteriebetreibbarkeit zunichte gemacht. Dennoch: Der Roland Amp ist ein einzigartiges Produkt mit gutem Klang, dass was Batterieffizienz angeht praktisch Wunder vollbringt.
Endlich: Das X-Air XR12
So, genug der Vorgeschichte, der BA-330 ist verkauft, ich habe mich für die kleinste Ausgabe er X-Air Serie entschieden, nachdem ich mir auf der Musikmesse alles angeschaut habe.
Das X32 behalten wir, d.h. wenn wir wirklich mit Bass, E-Gitarre und Schlagzeug spielen (was höchstens zweimal im Jahr vorkommt) nehmen wir das große Pult mit (dann brauchen wir eh mehr Platz). Sonst reicht uns das XR-16: Zwei Vocal-Mics, zwei Mics für die Cajon. Dann sind die vier XLR-Combo Buchsen auch schon belegt. Die erste positive Überraschung, die so aus den technischen Daten nicht hervorgeht: die Kanäle 11 und zwölf sind als High-Z, also hochhohmige Klinkeneingänge ausgeführt, d.h. mann kann auch Gitarren mit mangetischen Tonabnehmer (ich haben einen von L.R. Baggs) direkt ohne DI-Box anschließen und belegt damit auch keinen der etwas knappen Mic-Preamps. Der größere Bruder XR-16 hat davon 8, kostet aber deutlich mehr und ist auch noch nicht wirklich lieferbar. Gemeinsam mit dem XR-16 und im Unterschied zum XR-18 hat der XR-12 übrigens kein USB-Interface für Mehrspuraufnahmen, lediglich ein USB-Port, wo man z.B. einen Stick oder eine Festplatte anschließen kann um Stereo-Aufnahmen direkt vom Pult zu machen. Nächste positive „Überraschung“: Die Quelle der zwei Spuren kann man beliebig wählen, d.h. man kann z.B. die Signale trocken aufnehmen bzw. wenn man nur zwei Signale hat (Git/Voc) kann man davon einen echte „Mehrspuraufnahme“ zur späteren Bearbeitung machen. Ansonsten könnte man sich da z.B. auf den beiden Aux-Wegen (falls man sie nicht für Monitoring braucht) zwei Submixe zusammenmischen, die mann dann aufnimmt usw. Dennoch: Als Recording-Pult taugen die zwei kleinen der Serie dann doch nicht. Aber um einfach und unkompliziert einen Gig zur späteren Manöverkritik aufzunehmen ist das super (auch wenn mir dass immer noch meist wehtut, mir das nachher wieder anzuhören. Live klang das doch viel besser…).
Die herausragende Eigenschaft der XR Serie ist meiner Meinung nach der Formfaktor: Das Gehäuse wirkt recht robust, es hat vorne zwei Bügel, um das Bedienpanel zu schützen und kann direkt mitten auf die Bühne bzw. dass was als Bühnenersatz dient gestellt werden. Alle Anschlüsse sind vorne, das Kaltgerätekabel und der Schalter and der Seite, so dass man das Gerät sowohl „normal“ hinstellen kann als auch, wenn es auf dem Boden steht, mit den Anschlüssen nach oben. Die W-Lan Antenne kann man drehen und kippen, so dass sie immer richtig Steht. Zum Transport kann man sie in eine Klammer stecken, so dass Sie von den Bügeln geschützt wird. Im Paket enthalten sind Rackwinkel, so dass man das Gerät auch in ein 19“ System (halbe Breite) einbauen kann.
Bedienen kann man das Mischpult erst einmal gar nicht. Zumindest nicht, bevor man ein iPad, Android Tablett, Mac oder PC mit der entsprechenden Software (die es bei Behringer bzw. in den jeweiligen App-Stores kostenlos gibt) ausgerüstet hat und die Vebindung hergestellt hat. Da sehe ich eine kleine Verbesserungsmöglichkeit: Die Mute-Taste für den Master hätte ich gerne auf dem Bedienpanel gedoppelt gehabt. Falls irgendetwas schief geht und es fängt an höllisch zu koppeln und das iPad kann grade nicht connecten oder das Wlan ist gestört, bleibt nur die Möglichkeit, den Netzschalter zu betätigen.
Im Normalfall sollte das allderings nicht passieren, denn die Verbindungsoptionen sind gut durchdacht. Das Gerät hat, z.B. im Gegensatz zur X32-Serie einen eingebauten WLAN Access Point (dessen Antenne schon erwähnt wurde). Außerdem gibt es einen Ethernet (Netzwerk) Port, an dem man z.B. einen Mac oder PC per Kabel anschließen kann, das XR12 in ein Hausnetz einbinden kann oder einen leistungsstärkeren externen Access Point anschließen kann. Für unserer Anwendung, wo der Abstand zwischen XR12 und dem iPad an meinem Mikroständer eher unter zwei Meter ist, sollte der eingebaute AP jedoch vollkommen ausreichen. Nettes Detail: es gibt einen Schalter (das einzige Bedienelemnt, dass etwas wacklig wirkt), mit dem man einstellen kann, ob der Ethernet-Port für die Fernsteuerung verwendet wird oder der WLAN-AP im Client oder AP Mode betrieben wird. Konkret heisst das: Man kann im Vorfeld alle drei Interfaces einrichte. Zuhause stellt man dann z.B. auf Client. Das XR12 meldet sich dann im heimischen WLAN an (hier kann es alle gängigen Verschlüsslungsstandards) und man kann es von seinen Computern und Tabletts erreichen, ohne dass man bei ihnen das Netzwerk umstellen muss. Sehr gut, denn so hat man weiterhin Internet (um z.B. Tabs anzuschauen). Im „Venue“ schaltet man dann auf AP-Modus um (einfach mit dem Schalter). Dann macht das XR-12 sein eigenes WLAN (allerdings nur mit maximal WEP-Verschlüsselung), verbindet mit dem Tablett auf dieses Netz und kann unabhägig von lokaler Infrastruktur sein Mischpult steuern. Gut mitgedacht!
Bedienung
Die Bedienung des Pultes erfolgt ausschließlich über die jeweilige App. Da ich kein Android-Tablett und keinen Windows-PC besitze, kann ich über die dort verwendeten Apps nichts sagen. Die für das iPad und für den Mac habe ich probiert. Bei der iPad App muss man erst einmal herausfinden, dass der „Advanced“ Button oben rechts in der Ecke recht wichtig ist. In vielen Screens macht er gar nichts, in Bereichen wie z.B. der Dynamik-Sektion schaltet er von einem einfachen „One-Knob“ Kompresssor zum Kompressor um, wie man ihn vom X32 kennt, mit Threshhold, Knee, Ratio und komplettem Side-Chain Filter. Die App kann man übrigens testen, ohne das Mischpult zu haben, es gibt eine Demo-Mode. Praktischerweise kann man dort wählen, welches Gerät der XAir-Familie man simulieren möchte und sie so einen Überblick über die Einschränkungen der kleineren Geräte machen. Die Mac-App gewinnt sicher keinen Schönheitspreis, tut aber was sie soll. Was ich sehr schade finde: Wie auch schon bei der App für das X32 kann man das Fenster der App nicht skalieren. Wenn man also ein großes Display oder Retina Display hat, kann man dies nicht komplett ausnutzen. Das geht besser!
Unterschiede zum großen Bruder
Im Folgenden möchte ich mich auf die Unterschiede zur X32-Serie konzentrieren. Die X-Air sind, von den Features her voll ausgebaute Digitalpulte mit allen dort üblichen Vorteilen: Parametrischer EQ und vollständige Dynamiksektion auf allen Kanälen, eingebaute Effektgeräte, Total Recall (Einstellungen können komplett gespeichert und geladen werden). Dies bezieht sich hier auf alle Einstellungen, also auch die der Preamps.
Die wesentliche Einschränkung gegenüber dem X32 is die des erheblich einfacher und unflexibler gestalteten Routings. Kanäle können frei den Inputs zugewiesen werden (in einer übersichtlichen Tabelle). Es gibt keine Matrix Busse und Delays auf den Outputs, allerdings ist es auch eher unwahrscheinlich, dass jemand mit so einem Pult ein großes Venue mit Nebenräumen und Delay-Tower beschallt.
Eine Verbesserung gegenüber dem X32 ist aus meiner Sicht, dass auf allen Ausspielwegen die EQs umschaltbar sind zwischen Parametrisch, Grafisch und „True-EQ“, einem grafischen EQ, der die Einflüsse der Fader auf benachbarte Bänder berücksichtigt. In Verbindung mit dem RTA ist es wirklich auch für Laien sehr einfach, problematische (Feedback) Frequenzen zu finden und zu bedämpfen. Einfach den Fader zurücknehmen, bei dem der RTA das Feedback anzeigt. Beim X32 gibt es auch grafische EQs, die jedoch als Effekt geroutet werden müssen und daher einen der (dort 6) Effektslots belegen. Hiervon hat die X-Air Serie nur 4, was jedoch aus meiner Sicht für die angedachte Anwenung mehr als ausreicht. Die Effekte selbst sind die selben wie beim X32: Eine große Fülle teilweise gut klingender Effekte. Notfalls gibt es sogar einen Amp-Simulation (die jedoch für mich eher als Backup zu sehen ist). Die Effekte können alle als Inserts in Kanälen oder auf den Effekt-Bussen verwendet werden. Viele Effekte gibt es in Stereo und in Dual, so dass man eigentlich bis zu 8 Insert Effekte verwenden kann. Wem das nicht reicht…
Angespielt
Im „Proberaum“ (unser Wohnzimmer) haben wir schnell alles zusammengesteckt (d.h. Mikrokabel, Gitarrenkabel) und an unser LD-Systems PR 10A Aktivbox angeschlossen#. Losgespielt. Klingt erstmal nicht so gut und Pfeift. Drei Minuten mit dem RTA und dem True-EQ in der Ausspielung und alles ist Gut. Die Aktivbox klingt, auf sich alleine gestellt nicht sehr fein und braucht einfach ein wenig detaillierten EQ-Eingriff. Hier zahlt sich die digital-Technologie aus. Mit einem Dreiband-EQ mit semiparametrischen Mitten wäre das so gut nicht gegangen. Dann das Finetuning: EQs der Kanäle, ein bischen Kompression, ein bischen „Comfort-Reverb“ um alles zu Verbinden. Klingt, zumindest an dem LD-Lautsprecher, genauso gut wie mit dem X32.
Der nächste „Gig“ damit ist ein Tauflied in einer Kirche Ende des Monats, ganz minimal mit Gitarre und Voc. Ich habe ein gutes Gefühl was das Gear angeht. Jetzt darf ich mich nur noch nicht verspielen, aber dass ist ein anderes Thema.
Fazit
Nach drei Tagen mit dem neuen Pult bin ich sehr zufrieden. Die Software verträgt die eine oder andere Verbesserung und ich gehe davon aus, dass wie beim X32 durch Firmware-Updates neue Features nachgeschoben werden (wobei mir, außer einem Stimmgerät, nichts einfällt was Fehlt). Für kleine Gruppen, die bisher mit einem mini-Analogpult gearbeitet haben eröffnen sich neue Möglichkeiten. Nicht zuletzt die Möglichkeit, dass ein „FOH-Techniker“ aus dem Zuschauerraum unauffällig und ohne FOH-Platz mit dem iPad mischt.
Alternativen
Bisher gibt es nichts vergleichbares in diesem Preisbereich am Markt. Von Behringer selbst gibt es das X32-Rack. Es hat viel mehr Kanäle und digitale Konnektivität und Bedienmöglichkeiten am Gerät, muss jedoch sinnvollerweise in ein 19“ Rack eingebaut werden und hat keinen eingebauten WLAN-Access Point. Außerdem Kostet es das dreifache.
Soundcraft hat eine vergleichbare Serie vorgestellt, die etwas teuerer ist und auch sehr interessant. Hier bleibt abzuwarten, wie gut die Bedienung über eine Browseroberfläche funktioniert (kann ich mir aber gut vorstellen.) Für mich kam das Pult nicht in Frage, da ich mich mit dem X32 jetzt recht gut auskenne und das Soundcraft noch nicht lieferbar ist.
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