Solche Topics erinnern mich immer an meine Abschlussarbeit. Ich habe bereits in einem englischen Forum drüber geschrieben:
Tagirijus schrieb:
(...) Regarding todays composers you can split it into two styles and categorize them - almost, of course. I wrote my thesis about it ... I analyzed two filmmusics in detail, which was very interesting, by the way! According to my conclusion there might be at least two types of filmcomposers: the "classic" composer I analyzed was Howard Shore and the modern one was Hans Zimmer (Lord of the Rings vs The Dark Knight). Howard tended to use a more symphonic "sound body" and he orchestrated the whole score on his own ... he even conducted it! Hans in contrast is more the synth and modern-sound composer, who needed around 9 orchestrators and around 3 conductors to get this stuff together.
... but this has nothing to do with quality of course. Both guys are great in their own ways!
I wrote this since I want to tell that according to my experience there are at least two main styles of orchestral filmmusic these days:
Classical Symphonic sound and the more
Hybrdid Score sound. I try to mention some composers which could fit into these two categories. And by the way: I might have written my thesis about it, but in the end it's still just one single work from a single guy (me) and there could already be other works about this topic - or even different approaches on categorizing filmmusic styles (...)
(Quelle: Imageline Forum)
Die Arbeit war sehr interessant, aber natürlich kaum aussagekräftig genug, um daraus gleich etwas allgemeines zu schlussfolgern, das ist mir klar. Interessant wären auf jeden Fall noch detailliertere Nachforschungen in diesem Bereich, da es sich bei meiner Abschlussarbeit nur um eine BA-Arbeit handelt.
Für die nicht-englisch-sprachigen noch einmal die ganz grobe Erkenntnis aus meiner Arbeit: Es gibt mindestens zwei mögliche Kategorien für Filmkomponisten in relativ gegenwärtiger Zeit (~2001-2015):
Hybrid-Komponisten und
Klassische Komponisten. Erstere tendieren zu technischen Hilfsmitteln, einfacher Struktur der Musik (nahezu Pop-Musik artig) und vielen Helflerlein für Dinge wie Orchestrieren / Arrangieren, Dirigieren, ... (z.B. gab es bei "The Dark Knight" bis zu neun Orchestratoren!!). Die
klassischen Komponisten unter den Filmkomponisten hingegen bedienen sich eher akustischer und herkömmlicher Instrumente, orchestrieren / arrangieren und dirigieren meist sogar selbst - quasi alles in alleiniger Arbeit.
Ich denke, dass man das natürlich nicht unbedingt wertend interpretieren muss. Meiner Erfahrung nach liegen eventuell nur die Schwerpunkte wo anders. Der Herr Zimmer scheint ein guter Synthesizer-Presets-Designer zu sein und hat eventuell sogar großen Einfluss auf den Klang derzeitiger und zukünftiger Hybrid-Scores (eventuell durch die Starke Bindung zur einfachen Popmusik-Strukturen, falls man das so sagen kann?). Komponisten wie Williams oder Shore hingegen bedienen sich überwiegend der herkömmlichen Mittel und versuchen auf "musikalischer Ebene" immer wieder etwas Neues raus zu holen.
Mein persönlicher Geschmack ist derzeit so, dass ich sagen kann:
Zimmer mag immer mehr eindeutig zu zeigen, dass er wirklich der Synth-Junge ist, der den "Radiostar killt" (kleiner Spaß am Rande
), aber das vielleicht ja wirklich gut kann. Ich mag absolut nicht, wie er gehyped wird, obwohl (wie bereits im Thread einmal vorgekommen ist) viele seiner Soundtracks recht identisch sind. Es soll aber auch oft um einen experimentellen Gedanken gegangen sein, den er verfolgt hat und er sich somit eventuell mehr auf den Klang als den musikalischen Ausdruck konzentriert hat, wer weiß. Den Soundtrack von "Chappie" fand ich irgendwie interessant, soweit ich das bei dem einmaligen Hören im Kino vor einigen Wochen beurteilen kann. Der Score blieb mir als extrem Synthlastig im Ohr - allerdings sehr cinematischen Synths (was auch sonst). Also durchaus interessant irgendwie.
Andere Komponisten wie Williams, Shore, Powell, Silvestri ... scheinen noch eher an den oben benannten "klassischen Strukturen" zu hängen. Auch wenn The Avengers von Silvestri einige synthige Elemente hatte. Ein Blick in die Credits zeigt hier übrigens auch, dass Silvestri nicht 100% alles selbst orchestriert hat, aber immerhin überhaupt und auch anscheinend dirigiert etc. ... also nur noch einmal kurz am Rande bzgl. meiner Arbeit: eventuell gibt es ja auch eine Art Zwischenkategorie, wenn man generell bei der Idee der Kategorisierung bleiben mag. Wie dem auch sei: ein Stück weit mag ich Filmmusik mehr, wenn versucht wird auf rein musikalischer Ebene dem Film eine weitere Ausdrucksebene zu verleihen.
... aber insgesamt bin ich auch gerne mal beeindruckt von raffinierten Klangkonzepten.
... nur den Hype von "Zimmer" als großen Komponisten mag ich dabei nicht so gerne, wenn nicht wenigstens differenziert wird,
was genau er da gut gemacht hat - komponieren / orchestrieren etc. vermutlich kaum - denke ich mal - da das oft andere Leute sind, die alles für ihn machen.