drul
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Hallo liebe Musikergemeinde!
Es ist an der Zeit, dass ich einen Review über meine Gibson Les Paul Studio 50’s Tribute ( Humbucker) verfasse.
Kaufentscheidung:
Vor ca. 4 Jahren habe ich aus einer spontanen Laune heraus eine Epiphone 56 Goldtop bei ebay ersteigert und damit mein 20 Jahre brachliegendes Gitarrenhobby wieder zum Leben erweckt. Schon nach kurzer Zeit war klar, dass mir die Epi nicht liegt, und ich fing an, nach etwas höherwertigerem zu schielen, was aber trotzdem noch im preislichen Rahmen bleibt. Zu meiner aktiven Zeit waren eine Fender Jazzmaster, eine Strat und eine LP Standard meine Gitarren; d.h. es musste schon ein Klassiker sein.
Die Gelegenheit, eine gebrauchte 50’s Tribute zu erstehen habe ich ohne zu zögern genutzt. Eigentlich wollte ich ein P90-Modell, aber die Gitarre mit ihrem Natural Back mit dem schönen Fake Binding hat mich auch die Humbucker akzeptieren lassen. Die Überlegung, auf P90er in Humbuckergröße umzurüsten, mündete letztlich darin, die verbauten 490R/498T gegen handwound PAF-Replikas eines hier im Forum leider nicht weiter diskutierten kleinen Herstellers
Spezifikationen:
Finish: Goldtop; Natural Back; Nitrolackierung (lt. Gibson Specs)
Body: 2-teil. Mahagoni mit Ahorndecke; chambered
Hals: Mahagoni mit Palisandergriffbrett (2011 vor Umstellung produziert)
Saiten: D‘Addario 10-46
Modifikationen:
Entgegen dem was über die Tribute-Serie bisweilen im www zu lesen ist, ist mein Exemplar ohne irgendwelche größeren Verarbeitungsmängel. Einzig der Sattel war nicht an die 10er Saiten angepasst und bei der G-Saite etwas zu tief gekerbt, also habe ich ihn vom Gitarrenbauer gegen einen Knochensattel tauschen lassen. Der Lack ist tatsächlich sehr empfindlich, aber das stört mich nicht – Dellen, Kratzer und Abplatzer zeugen von der Benutzung und gehören dazu wie Falten und Narben zu einem Menschenleben. Das matte Finish wollte ich schon einmal versuchsweise nachpolieren, was aber mangels Zeit unterblieben ist.
Die Bünde sind perfekt abgerichtet. Manchmal habe ich das Problem, dass mir die hohe E-Saite über die seitliche Rundung der Bünde von Griffbrett rutscht, aber mit zunehmender Praxis und sauberer Greiftechnik v.a. des kleinen Fingers wird das seltener. Die Mechaniken laufen gleichmäßig und halten die Stimmung sehr gut; seit dem Wechsel auf den Knochensattel kein Problem mit der typischen „G-Schwäche“.
Wirklich besonders erwähnenswert ist das Natural Back mit der sehr dünnen – ich nenne es mal „nitroähnlichen“ Lackierung. Lt. Gibson ist es Nitrolack aber die Experten schreiben wohl, dass die Mischung nicht mit den historischen Nitrolacken vergleichbar ist (weniger hart, weniger Neigung zur Rissbildung). Fakt ist jedenfalls, dass sowohl Haptik als auch Optik exzellent sind; ähnlich einer geölten Oberfläche. Das – zusammen mit den tollen Schwingungseigenschaften der Gitarre – ist für mich der totale Kontrast zu dem schweren, irgendwie tot wirkenden und dick mit Lack zugekleisterten Korpus der Epiphone (der Hauptgrund dafür dass sie mir nicht lag).
Die Gitarre ist sehr leicht zu spielen; tiefe Saitenlagen sind problemlos möglich. Ich selbst habe für mich mit der Zeit eine eher mittlere Saitenlage (E etwas über 2 mm; e etwas unter 2 mm am 12. Bund) als am passendsten herausgefunden.
Klang
Unverstärkt: für eine Solidbody sehr laut; der gesamte Body schwingt merklich mit; das ist z.B. gut zu spüren bei Slides, hier schwingt sich der Ton regelrecht auf. Das Sustain ist nach meinem Empfinden lang (ich habe keine Vergleichswerte).
Verstärkt: ich würde den grundsätzlichen Charakter als etwas weniger „fett“ als bei einer ungechamberten Les Paul Standard beschreiben. Soll heißen, „unten herum“, also im Bereich der Bässe und tiefen Mitten weniger ausgeprägt. Der Bassbereich wirkt dadurch sehr definiert, aber durchaus nicht unterbelichtet. Im Zusammenspiel mit meinem Princeton Reverb jedenfalls stehen bei Bedarf mehr als Genug Bässe zur Verfügung; der Regler am Amp steht auf 5; bei hohen Lautstärken auf 3-4. Diese Eigenschaft (weniger fett, definierter Bass) war übrigens mit beiden Pickupkombis zu hören, daher schreibe ich ihn der Konstruktion zu.
Mit den jetzigen Pickups liefert mir meine Gitarre ein sehr definiertes, offenes, klares Klangbild mit einer ausgeprägten Saitentrennung. Jede Anschlagsnuance ist unterscheidbar. Den Stegpickup regle ich fast immer im Tone auf ca. 7 zurück, um ihm etwas die Schärfe zu nehmen; das liegt aber an meiner derzeitigen Wohnzimmerspielerei; im Bandgefüge wäre der unabgeregelte Tone vermutlich genau passend. In der Mittenstellung klingen offene Akkorde sehr perlig. Was dem Steg-PU etwas fehlt, sind drückende, fette Mitten – ob das nun als Schwäche anzusehen ist liegt wohl im individuellen Geschmack.
Dreht man die Volumeregler zurück, tritt bei beiden PUs ein Charakter zu Tage, für den wohl der Begriff „holzig“ verwendet wird – ein Traum. Führt dazu dass man immer weiter spielen will. Ein anderer genialer Effekt ist das zurückregeln der Tonepotis auf ca. 2-3 bei aktiviertem Verzerrer (niedriger bis mittlerer Verzerrungsgrad) – geht in Richtung grobkörniger Fuzz mit festgestelltem Wah und macht jede Menge Laune.
Durch ihre offene Charakteristik eignet sie sich für meinen Geschmack wesentlich besser für Cleansounds als eine klassische Les Paul. Angecrunchte Sounds liefert sie sehr perlig mit einem knackigen Attack; ein Highligt sind wie gesagt die Sounds mit abgeregelten Volume- oder Tonepotis.
Richtiges High Gain Brett geht mit meinem Setup nicht, aber bei vollem Gain meines Okko Diablo Gain+ funkeln und fetzen die Verzerrungen, ohne in Pfeifen umzukippen. Ab etwa 50% Gain bleiben in nahezu allen Tonlagen schöne Endlos-Sustains stehen. Dass die Pickups nicht gewachst sind, macht sich schon bemerkbar, aber nicht in dem Maße wie man es befürchten mag. Selbst bei vollem Gain ist das beherrschbar, in Spielpausen sollte man aber sofort Pedal oder Volume abschalten.
Fazit:
Für mich ist die 50’s Tribute sehr schnell zu „meiner“ Gitarre geworden, vor Allem aufgrund ihrer tollen Haptik und Bespielbarkeit. Man nimmt sie einfach gerne in die Hand; ein richtiges Arbeitsgerät. Es mag mal die eine oder andere dazu kommen (bei vorhandenem Budget eine Fano, oder eine schöne Tele), von mir gehen wird sie aber voraussichtlich nicht mehr.
Mit den Original-PUs war sie schon ein totales Rocktier. Mit den handwound PAFs ist sie eine tolle Gitarre für Clean- und Crunchsounds und eine tolle Blues- und Rockgitarre (nur im Vergleich zu vorher offener und höhenbetonter). Aber auch Jazz bringt sie mit zurückgedrehten Potis super.
Ich hatte noch nie die Gelegenheit für einen ausführlichen Dirkektvergleich mit einer LP aus dem üblichen Gibson LP Standard-Preissegment, aber die paar Gibson Paulas die ich in der Hand hatte haben nicht diese Lebendigkeit und Offenheit geboten.
Ergänzung; um den Gesamtzusammenhang herzustellen mein Setup: Okko Diablo Gain+, Princeton Reverb ptp Clone; mehr nicht.
(zu den Bildern - sorry für's vergessene Abstauben ;-)
Es ist an der Zeit, dass ich einen Review über meine Gibson Les Paul Studio 50’s Tribute ( Humbucker) verfasse.
Kaufentscheidung:
Vor ca. 4 Jahren habe ich aus einer spontanen Laune heraus eine Epiphone 56 Goldtop bei ebay ersteigert und damit mein 20 Jahre brachliegendes Gitarrenhobby wieder zum Leben erweckt. Schon nach kurzer Zeit war klar, dass mir die Epi nicht liegt, und ich fing an, nach etwas höherwertigerem zu schielen, was aber trotzdem noch im preislichen Rahmen bleibt. Zu meiner aktiven Zeit waren eine Fender Jazzmaster, eine Strat und eine LP Standard meine Gitarren; d.h. es musste schon ein Klassiker sein.
Die Gelegenheit, eine gebrauchte 50’s Tribute zu erstehen habe ich ohne zu zögern genutzt. Eigentlich wollte ich ein P90-Modell, aber die Gitarre mit ihrem Natural Back mit dem schönen Fake Binding hat mich auch die Humbucker akzeptieren lassen. Die Überlegung, auf P90er in Humbuckergröße umzurüsten, mündete letztlich darin, die verbauten 490R/498T gegen handwound PAF-Replikas eines hier im Forum leider nicht weiter diskutierten kleinen Herstellers
Spezifikationen:
Finish: Goldtop; Natural Back; Nitrolackierung (lt. Gibson Specs)
Body: 2-teil. Mahagoni mit Ahorndecke; chambered
Hals: Mahagoni mit Palisandergriffbrett (2011 vor Umstellung produziert)
Saiten: D‘Addario 10-46
Modifikationen:
- Knochensattel
- Faber Alu locking Bridge und Alu locking Tailpiece (aged)
- CTS Tone Potis; Bumblebees
Entgegen dem was über die Tribute-Serie bisweilen im www zu lesen ist, ist mein Exemplar ohne irgendwelche größeren Verarbeitungsmängel. Einzig der Sattel war nicht an die 10er Saiten angepasst und bei der G-Saite etwas zu tief gekerbt, also habe ich ihn vom Gitarrenbauer gegen einen Knochensattel tauschen lassen. Der Lack ist tatsächlich sehr empfindlich, aber das stört mich nicht – Dellen, Kratzer und Abplatzer zeugen von der Benutzung und gehören dazu wie Falten und Narben zu einem Menschenleben. Das matte Finish wollte ich schon einmal versuchsweise nachpolieren, was aber mangels Zeit unterblieben ist.
Die Bünde sind perfekt abgerichtet. Manchmal habe ich das Problem, dass mir die hohe E-Saite über die seitliche Rundung der Bünde von Griffbrett rutscht, aber mit zunehmender Praxis und sauberer Greiftechnik v.a. des kleinen Fingers wird das seltener. Die Mechaniken laufen gleichmäßig und halten die Stimmung sehr gut; seit dem Wechsel auf den Knochensattel kein Problem mit der typischen „G-Schwäche“.
Wirklich besonders erwähnenswert ist das Natural Back mit der sehr dünnen – ich nenne es mal „nitroähnlichen“ Lackierung. Lt. Gibson ist es Nitrolack aber die Experten schreiben wohl, dass die Mischung nicht mit den historischen Nitrolacken vergleichbar ist (weniger hart, weniger Neigung zur Rissbildung). Fakt ist jedenfalls, dass sowohl Haptik als auch Optik exzellent sind; ähnlich einer geölten Oberfläche. Das – zusammen mit den tollen Schwingungseigenschaften der Gitarre – ist für mich der totale Kontrast zu dem schweren, irgendwie tot wirkenden und dick mit Lack zugekleisterten Korpus der Epiphone (der Hauptgrund dafür dass sie mir nicht lag).
Die Gitarre ist sehr leicht zu spielen; tiefe Saitenlagen sind problemlos möglich. Ich selbst habe für mich mit der Zeit eine eher mittlere Saitenlage (E etwas über 2 mm; e etwas unter 2 mm am 12. Bund) als am passendsten herausgefunden.
Klang
Unverstärkt: für eine Solidbody sehr laut; der gesamte Body schwingt merklich mit; das ist z.B. gut zu spüren bei Slides, hier schwingt sich der Ton regelrecht auf. Das Sustain ist nach meinem Empfinden lang (ich habe keine Vergleichswerte).
Verstärkt: ich würde den grundsätzlichen Charakter als etwas weniger „fett“ als bei einer ungechamberten Les Paul Standard beschreiben. Soll heißen, „unten herum“, also im Bereich der Bässe und tiefen Mitten weniger ausgeprägt. Der Bassbereich wirkt dadurch sehr definiert, aber durchaus nicht unterbelichtet. Im Zusammenspiel mit meinem Princeton Reverb jedenfalls stehen bei Bedarf mehr als Genug Bässe zur Verfügung; der Regler am Amp steht auf 5; bei hohen Lautstärken auf 3-4. Diese Eigenschaft (weniger fett, definierter Bass) war übrigens mit beiden Pickupkombis zu hören, daher schreibe ich ihn der Konstruktion zu.
Mit den jetzigen Pickups liefert mir meine Gitarre ein sehr definiertes, offenes, klares Klangbild mit einer ausgeprägten Saitentrennung. Jede Anschlagsnuance ist unterscheidbar. Den Stegpickup regle ich fast immer im Tone auf ca. 7 zurück, um ihm etwas die Schärfe zu nehmen; das liegt aber an meiner derzeitigen Wohnzimmerspielerei; im Bandgefüge wäre der unabgeregelte Tone vermutlich genau passend. In der Mittenstellung klingen offene Akkorde sehr perlig. Was dem Steg-PU etwas fehlt, sind drückende, fette Mitten – ob das nun als Schwäche anzusehen ist liegt wohl im individuellen Geschmack.
Dreht man die Volumeregler zurück, tritt bei beiden PUs ein Charakter zu Tage, für den wohl der Begriff „holzig“ verwendet wird – ein Traum. Führt dazu dass man immer weiter spielen will. Ein anderer genialer Effekt ist das zurückregeln der Tonepotis auf ca. 2-3 bei aktiviertem Verzerrer (niedriger bis mittlerer Verzerrungsgrad) – geht in Richtung grobkörniger Fuzz mit festgestelltem Wah und macht jede Menge Laune.
Durch ihre offene Charakteristik eignet sie sich für meinen Geschmack wesentlich besser für Cleansounds als eine klassische Les Paul. Angecrunchte Sounds liefert sie sehr perlig mit einem knackigen Attack; ein Highligt sind wie gesagt die Sounds mit abgeregelten Volume- oder Tonepotis.
Richtiges High Gain Brett geht mit meinem Setup nicht, aber bei vollem Gain meines Okko Diablo Gain+ funkeln und fetzen die Verzerrungen, ohne in Pfeifen umzukippen. Ab etwa 50% Gain bleiben in nahezu allen Tonlagen schöne Endlos-Sustains stehen. Dass die Pickups nicht gewachst sind, macht sich schon bemerkbar, aber nicht in dem Maße wie man es befürchten mag. Selbst bei vollem Gain ist das beherrschbar, in Spielpausen sollte man aber sofort Pedal oder Volume abschalten.
Fazit:
Für mich ist die 50’s Tribute sehr schnell zu „meiner“ Gitarre geworden, vor Allem aufgrund ihrer tollen Haptik und Bespielbarkeit. Man nimmt sie einfach gerne in die Hand; ein richtiges Arbeitsgerät. Es mag mal die eine oder andere dazu kommen (bei vorhandenem Budget eine Fano, oder eine schöne Tele), von mir gehen wird sie aber voraussichtlich nicht mehr.
Mit den Original-PUs war sie schon ein totales Rocktier. Mit den handwound PAFs ist sie eine tolle Gitarre für Clean- und Crunchsounds und eine tolle Blues- und Rockgitarre (nur im Vergleich zu vorher offener und höhenbetonter). Aber auch Jazz bringt sie mit zurückgedrehten Potis super.
Ich hatte noch nie die Gelegenheit für einen ausführlichen Dirkektvergleich mit einer LP aus dem üblichen Gibson LP Standard-Preissegment, aber die paar Gibson Paulas die ich in der Hand hatte haben nicht diese Lebendigkeit und Offenheit geboten.
Ergänzung; um den Gesamtzusammenhang herzustellen mein Setup: Okko Diablo Gain+, Princeton Reverb ptp Clone; mehr nicht.
(zu den Bildern - sorry für's vergessene Abstauben ;-)
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