karamzin
Registrierter Benutzer
Wie so viele Gitarristen vor und nach mir war ich auf der Suche nach dem idealen Delay-Pedal. Bevor ich angefangen habe diverse Modelle anzutesten hatte ich gedacht, dass es schon nicht allzu schwer sein würde das Richtige für mich zu finden. Gaaaaaanz falsch gedacht! Dabei sind meine Ansprüche eigentlich gar nicht besonders hoch: Es sollte möglichst dunkel und organisch klingen, die Echos schön gleichmäßig ausklingen, das Verhältnis von Dry-/Wet-Signal sollte vernünftig regulierbar sein, subtile Modulation, geringes Rauschverhalten, True-Bypass für unverfälschten Klang, mindestens 800 ms Delay-Zeit. Tap-Tempo brauch ich nicht, Presets und anderen Schnickschnack auch nicht. Im Prinzip also nichts Besonderes. Sollte nicht schwer zu finden sein. Dachte ich. Wie gesagt: Gaaaaaanz falsch gedacht!
Ich habe Geräte wie das Wampler Faux Tape Echo angetestet, das Tech 21 DLA, das Retro Sky von Greenhouse Effects und andere. Keines davon hat mich zufrieden gestellt. Entweder hat mir der Klang nicht gefallen, das Rauschenverhalten war katastrophal (Wampler Faux Tape!!!), es gab nervende digitale Artefakte, die Selbstoszillation trat zu früh ein oder der Grundklang meiner Gitarre wurde verfälscht.
Und dann traf ich auf den Double Deca!
Warum habe ich das Vox Double Deca nicht schon früher angespielt? Ich hätte mir viel Zeit erspart. Aber irgendwie ist dieses Pedal in der Flut verfügbarer Delaypedale auf dem Markt untergegangen. Ich hatte es ehrlich gesagt schon mal vor 1-2 Jahren, als es rauskam, ins Auge gefasst. Ich fand es aber optisch nicht wirklich ansprechend. Offenbar bin ich so eine Art Boutique-Snob. Und wie gesagt, es gibt ja so viele andere Delays da draußen.
Als ich dann aber mitbekommen habe, dass die Preise für den Double Deca auf unter 100€ gefallen sind habe ich mir einfach mal eins zuschicken lassen, ohne große Erwartungen. Die richtige Entscheidung!
REVIEW
1. Eindruck
Zunächst einmal macht der Double Deca (DD) einen guten, wertigen Eindruck. Die Optik ist wie gesagt nicht eben mein Fall, er sieht ein bisschen nach Kinderspielzeug aus in seinem Feuerwehrrot, dem niedlichen Bus-Bildchen und seiner komischen aufgeblasenen gewölbten Form. Ich vermute, dass das Design einiges dazu beigetragen hat, dass sich der DD offenbar so schlecht verkauft. Aber von der Optik abgesehen macht das Gerät einen grundsoliden Eindruck. Made in Japan. Nicht China, wie ich vermutet hattet. Definitiv ein Pluspunkt.
Metallgehäuse, stabile Eingänge, die Regler sind nicht zu fest, nicht zu leichtgängig.
Besonderheiten:
An der Rückseite befindet sich ein Bypass-On-Schalter mit dem man den DD vollständig abschalten kann.
Unterhalb der Regler ist ein kleines Fenster, das den Blick freigibt auf das Herz des DDs, 3!! BBD-Chips. Schaltet man das Gerät von Standby in On geht im Fenster buchstäblich ein Licht an.
Gespeist wird der DD wahlweise mit einem normalem 9 v-Netzteil oder 6!! AA-Batterien, die laut Hersteller eine maximale Betriebsdauer von bis bis zu 80 Stunden liefern sollen. Da ich den DD nur über mein Multi-Netzteil betrieben habe konnte das nicht überprüfen.
2. Praxis
Erste Überraschung: Der On-Off-Schalter ist verdächtig leichtgängig. Stellt sich die Frage nach dem True Bypass.
Ich bin kein Technikexperte. Ich kann nur sagen, dass ich den Bypass 2 Tests unterzogen habe um zu prüfen, ob der Bypass auch zu 100% ordentlich arbeitet. Erstens habe ich den DD komplett vom Strom genommen, und siehe da, das Gitarrensignal geht vollkommen einwandfrei durch das Pedal durch. Zweitens habe ich den Level-Regler auf 0 runtergedreht und abwechselnd den DD an und aus geschaltet und drüber gespielt. Das Ergebnis: Das trockene Gitarrensignal bleibt sowohl in Klang als auch in Lautstärke vollkommen unverfälscht bzw. unverändert, d.h. der DD beeinflusst den Grundklang der Gitarre überhaupt nicht.
Zu den Reglern: Der DD hat 4 Regler und einen 3-Wege-Schalter. Alle Regler arbeiten sehr gleichmäßig, d.h. die Regler erhöhen oder vermindern angenehm gleichmäßig ihren Wirkungsgrad, keine plötzlichen Levelsprünge wie z.B. bei einigen Electro Harmonix-Pedalen.
Der Level-Regler ist eigentlich ein Wet-Mix-Regler. Ob der Level bei 0 oder bei 100% ist, das Dry-Signal, also das Trockene Gitarrensignal bleibt immer absolut stabil. Je höher der Level, desto lauter das Wet-Signal, also die Echos. Bei voll aufgedrehtem Level erreicht das Wet-Signal etwa 120-130% Lautstärke im Verhältnis zum Dry-Signal, ist also deutlich lauter.
Die anderen 3 Regler erklären sich selbst: Modulation, Feedback und Time. Dazu unten mehr.
Mit dem 3-Wege-Schalter lässt sich zwischen 3 Modi schalten: Short (0-300 ms Delayzeit), Long (300-900 ms) und Both, bei dem Long und Short gleichzeitig aktiv sind.
Die Modulation ist ein subtiler Chorus-Effekt. Selbst vollaufgedreht hält er sich angenehm im Hintergrund und wirkt nie aufdringlich oder abgedreht schräg. Der eine oder andere mag sich hier sicher mehr wünschen, ich finde die Modulation absolut ausreichend.
Mit dem Feedback-Regler können sehr lange Echo-Phasen eingestellt werden. Um 3 Uhr gehen die Echos ins Endlose und bilden einen schönen wabernden Klangteppich. Erst vollaufgedreht gehts in die Selbstoszillation. Absolut perfekt! Bei anderen Delay-Pedalen kommt die Selbstoszillation für meinen Geschmack zu früh oder man muss unheimlich rumfiddeln um genau die richtige Einstellung für Ambientartige Langzeitechos zu finden. Mit dem DD ist das kinderleicht.
Der Time-Regler steht in Abhängigkeit zum 3-Wege-Schalter und arbeitet wie gesagt absolut gleichmäßig.
3. Klang
Bei dem DD handelt es sich um ein analoges Delay und genauso klingt es auch: Warm, dunkel und organisch. Die Echos legen sich angenehm leicht und locker unter das Gitarrensignal. Von digitaler Kälte und Härte ist nichts zu spüren. Trotzdem bleiben die Echos klar als solche zu erkennen, d.h. sie matschen auch bei längeren Feedback-Einstellungen nicht zu einem einzigen Hallbrei. Allerdings mag das auch vom jeweiligen Equipment abhängen. Ich spiele eine klassische Telecaster mit Single Coils über einen Koch Jupiter, hauptsächlich clean und eher höhenbetont. Bei Humbuckern und fetteren bzw. basslastigeren Sounds mag ich nicht ausschließen, dass die dunklen Echos sich in Brei auflösen könnten, da kann ich nur spekulieren.
Ist der DD im Short-Modus sind die Echos meiner Meinung nach eine Spur knackiger als im Long-Modus, perfekt für Slapback.
Noch ein Wort zum Rauschverhalten. Dass analoge Delays zu höherer Rauschbildung neigen hat mir das Wampler Faux Tape Echo sehr schmerzhaft vor Augen geführt. Eigentlich mochte ich das Wampler sehr, aber das Rauschen war einfach eine Katastrophe. Manche Leute mögen das ja, von wegen Vintage-Charme. Ich mag das nicht. Als ich den DD in dieser Hinsicht getestet habe, hat es mich geradezu vom Hocker gehauen. Fast kein Rauschen! Nur bei längeren Delayzeiten und höherem Feedback ein ganz klein wenig, aber eher wie das leise Schnurren einer Katze. Wie die Leute von Vox das hinbekommen haben, keine Ahnung. Hut ab!
4. Fazit
Ob der DD jetzt tatsächlich das beste Delaypedal der Welt ist, das lasse ich mal dahingestellt. Aber mir ist bisher nichts Besseres in die Effektkette gekommen. Für jemanden wie mich, der einfach nur ein einfaches analoges Delay haben will ohne irgendwelchen Firlefanz, aber auf längere Delayzeiten und exzellenten Klang nicht verzichten möchte, ist der DD ideal. Er hat alles was ich will, macht alles so wie ich es will, nicht mehr und nicht weniger. Punkt.
Dass der DD mittlerweile regelrecht verramscht wird ist ein absoluter Witz. Ich habe gerademal 89€ bezahlt! Unfassbar!!! Ich habe mir gleich noch ein zweites Exemplar gekauft als Backup, da ich glaube, dass der DD mittlerweile gar nicht mehr hergestellt wird. Bei einigen Händler jedenfalls ist er schon ausverkauft und kommt wohl auch nicht wieder. Ich kann nur jedem, der ähnliche Soundvorstellungen hat wie ich, empfehlen zuzugreifen, solange der DD noch zu haben ist.
Ich habe Geräte wie das Wampler Faux Tape Echo angetestet, das Tech 21 DLA, das Retro Sky von Greenhouse Effects und andere. Keines davon hat mich zufrieden gestellt. Entweder hat mir der Klang nicht gefallen, das Rauschenverhalten war katastrophal (Wampler Faux Tape!!!), es gab nervende digitale Artefakte, die Selbstoszillation trat zu früh ein oder der Grundklang meiner Gitarre wurde verfälscht.
Und dann traf ich auf den Double Deca!
Warum habe ich das Vox Double Deca nicht schon früher angespielt? Ich hätte mir viel Zeit erspart. Aber irgendwie ist dieses Pedal in der Flut verfügbarer Delaypedale auf dem Markt untergegangen. Ich hatte es ehrlich gesagt schon mal vor 1-2 Jahren, als es rauskam, ins Auge gefasst. Ich fand es aber optisch nicht wirklich ansprechend. Offenbar bin ich so eine Art Boutique-Snob. Und wie gesagt, es gibt ja so viele andere Delays da draußen.
Als ich dann aber mitbekommen habe, dass die Preise für den Double Deca auf unter 100€ gefallen sind habe ich mir einfach mal eins zuschicken lassen, ohne große Erwartungen. Die richtige Entscheidung!
REVIEW
1. Eindruck
Zunächst einmal macht der Double Deca (DD) einen guten, wertigen Eindruck. Die Optik ist wie gesagt nicht eben mein Fall, er sieht ein bisschen nach Kinderspielzeug aus in seinem Feuerwehrrot, dem niedlichen Bus-Bildchen und seiner komischen aufgeblasenen gewölbten Form. Ich vermute, dass das Design einiges dazu beigetragen hat, dass sich der DD offenbar so schlecht verkauft. Aber von der Optik abgesehen macht das Gerät einen grundsoliden Eindruck. Made in Japan. Nicht China, wie ich vermutet hattet. Definitiv ein Pluspunkt.
Metallgehäuse, stabile Eingänge, die Regler sind nicht zu fest, nicht zu leichtgängig.
Besonderheiten:
An der Rückseite befindet sich ein Bypass-On-Schalter mit dem man den DD vollständig abschalten kann.
Unterhalb der Regler ist ein kleines Fenster, das den Blick freigibt auf das Herz des DDs, 3!! BBD-Chips. Schaltet man das Gerät von Standby in On geht im Fenster buchstäblich ein Licht an.
Gespeist wird der DD wahlweise mit einem normalem 9 v-Netzteil oder 6!! AA-Batterien, die laut Hersteller eine maximale Betriebsdauer von bis bis zu 80 Stunden liefern sollen. Da ich den DD nur über mein Multi-Netzteil betrieben habe konnte das nicht überprüfen.
2. Praxis
Erste Überraschung: Der On-Off-Schalter ist verdächtig leichtgängig. Stellt sich die Frage nach dem True Bypass.
Ich bin kein Technikexperte. Ich kann nur sagen, dass ich den Bypass 2 Tests unterzogen habe um zu prüfen, ob der Bypass auch zu 100% ordentlich arbeitet. Erstens habe ich den DD komplett vom Strom genommen, und siehe da, das Gitarrensignal geht vollkommen einwandfrei durch das Pedal durch. Zweitens habe ich den Level-Regler auf 0 runtergedreht und abwechselnd den DD an und aus geschaltet und drüber gespielt. Das Ergebnis: Das trockene Gitarrensignal bleibt sowohl in Klang als auch in Lautstärke vollkommen unverfälscht bzw. unverändert, d.h. der DD beeinflusst den Grundklang der Gitarre überhaupt nicht.
Zu den Reglern: Der DD hat 4 Regler und einen 3-Wege-Schalter. Alle Regler arbeiten sehr gleichmäßig, d.h. die Regler erhöhen oder vermindern angenehm gleichmäßig ihren Wirkungsgrad, keine plötzlichen Levelsprünge wie z.B. bei einigen Electro Harmonix-Pedalen.
Der Level-Regler ist eigentlich ein Wet-Mix-Regler. Ob der Level bei 0 oder bei 100% ist, das Dry-Signal, also das Trockene Gitarrensignal bleibt immer absolut stabil. Je höher der Level, desto lauter das Wet-Signal, also die Echos. Bei voll aufgedrehtem Level erreicht das Wet-Signal etwa 120-130% Lautstärke im Verhältnis zum Dry-Signal, ist also deutlich lauter.
Die anderen 3 Regler erklären sich selbst: Modulation, Feedback und Time. Dazu unten mehr.
Mit dem 3-Wege-Schalter lässt sich zwischen 3 Modi schalten: Short (0-300 ms Delayzeit), Long (300-900 ms) und Both, bei dem Long und Short gleichzeitig aktiv sind.
Die Modulation ist ein subtiler Chorus-Effekt. Selbst vollaufgedreht hält er sich angenehm im Hintergrund und wirkt nie aufdringlich oder abgedreht schräg. Der eine oder andere mag sich hier sicher mehr wünschen, ich finde die Modulation absolut ausreichend.
Mit dem Feedback-Regler können sehr lange Echo-Phasen eingestellt werden. Um 3 Uhr gehen die Echos ins Endlose und bilden einen schönen wabernden Klangteppich. Erst vollaufgedreht gehts in die Selbstoszillation. Absolut perfekt! Bei anderen Delay-Pedalen kommt die Selbstoszillation für meinen Geschmack zu früh oder man muss unheimlich rumfiddeln um genau die richtige Einstellung für Ambientartige Langzeitechos zu finden. Mit dem DD ist das kinderleicht.
Der Time-Regler steht in Abhängigkeit zum 3-Wege-Schalter und arbeitet wie gesagt absolut gleichmäßig.
3. Klang
Bei dem DD handelt es sich um ein analoges Delay und genauso klingt es auch: Warm, dunkel und organisch. Die Echos legen sich angenehm leicht und locker unter das Gitarrensignal. Von digitaler Kälte und Härte ist nichts zu spüren. Trotzdem bleiben die Echos klar als solche zu erkennen, d.h. sie matschen auch bei längeren Feedback-Einstellungen nicht zu einem einzigen Hallbrei. Allerdings mag das auch vom jeweiligen Equipment abhängen. Ich spiele eine klassische Telecaster mit Single Coils über einen Koch Jupiter, hauptsächlich clean und eher höhenbetont. Bei Humbuckern und fetteren bzw. basslastigeren Sounds mag ich nicht ausschließen, dass die dunklen Echos sich in Brei auflösen könnten, da kann ich nur spekulieren.
Ist der DD im Short-Modus sind die Echos meiner Meinung nach eine Spur knackiger als im Long-Modus, perfekt für Slapback.
Noch ein Wort zum Rauschverhalten. Dass analoge Delays zu höherer Rauschbildung neigen hat mir das Wampler Faux Tape Echo sehr schmerzhaft vor Augen geführt. Eigentlich mochte ich das Wampler sehr, aber das Rauschen war einfach eine Katastrophe. Manche Leute mögen das ja, von wegen Vintage-Charme. Ich mag das nicht. Als ich den DD in dieser Hinsicht getestet habe, hat es mich geradezu vom Hocker gehauen. Fast kein Rauschen! Nur bei längeren Delayzeiten und höherem Feedback ein ganz klein wenig, aber eher wie das leise Schnurren einer Katze. Wie die Leute von Vox das hinbekommen haben, keine Ahnung. Hut ab!
4. Fazit
Ob der DD jetzt tatsächlich das beste Delaypedal der Welt ist, das lasse ich mal dahingestellt. Aber mir ist bisher nichts Besseres in die Effektkette gekommen. Für jemanden wie mich, der einfach nur ein einfaches analoges Delay haben will ohne irgendwelchen Firlefanz, aber auf längere Delayzeiten und exzellenten Klang nicht verzichten möchte, ist der DD ideal. Er hat alles was ich will, macht alles so wie ich es will, nicht mehr und nicht weniger. Punkt.
Dass der DD mittlerweile regelrecht verramscht wird ist ein absoluter Witz. Ich habe gerademal 89€ bezahlt! Unfassbar!!! Ich habe mir gleich noch ein zweites Exemplar gekauft als Backup, da ich glaube, dass der DD mittlerweile gar nicht mehr hergestellt wird. Bei einigen Händler jedenfalls ist er schon ausverkauft und kommt wohl auch nicht wieder. Ich kann nur jedem, der ähnliche Soundvorstellungen hat wie ich, empfehlen zuzugreifen, solange der DD noch zu haben ist.
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