[Gitarre] SCG T-Style ''Musiker Board Custom''

  • Ersteller Beatler90
  • Erstellt am
Beatler90
Beatler90
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
31.12.23
Registriert
03.07.07
Beiträge
2.865
Kekse
25.413
Ort
Nähe Heilbronn
Guten Abend liebe Boardgemeinde!

Was kommt dabei heraus, wenn man ein Musikerforum eine Gitarre bauen lässt?

Oder besser gesagt, was kommt dabei heraus, wenn ein Gitarrenbauer einem so großen Board die Möglichkeit gibt, nach der Vorgabe einer groben Richtung, eine eigene ''Boardgitarre'' zu designen? Diese Frage stellte sich User und Gitarrenbauer Sven aka Sveenie c. in diesem Thread, der vielen höchstwahrscheinlich bekannt ist: https://www.musiker-board.de/thread...r-das-musiker-board-custom-experiment.594395/

044-1-jpg.414540

(Das Bild stammt nicht von mir, aber da es mir so gut gefällt, war ich so frei es Sven aus seinem Thread zu klauen)

Unsere Vorgaben waren: Da gibt es ein Stück altes Fichtenholz - was soll damit passieren? Stimmt mal ab! Und genau so hat sich der Thread aufgebaut - angefangen bei der Form über das Finish, die Pickups, Hardware, den Hals...eben alles was so an einer Gitarre zu machen ist. Sven hat uns jeweils eine Auswahl an Möglichkeiten gegeben und die Mehrheit hat dann entschieden, wie es mit dem Bau weiter gehen soll. Es wurde (sehr zu meiner Freude) im Endeffekt eine wunderschöne Tele, die, so viel darf ich an dieser Stelle schon einmal verraten, mit zu den besten Gitarren gehört, die ich je spielen durfte.

Doch was für eine Gitarre wollte das Board nun haben?

Hier mal zu den Spezifikationen, die ich von Svens Beitrag im entsprechenden Thread kopiert habe:


Typ: SCG Telecaster - Edition "Musiker-Board Custom" (Einzelstück)
Korpus: Zweiteiliger Fichtenholz Body gebeizt in Honeybrown
Hals: Einteiliger Ahornhals mit 2-wege dual action Halsstab
Griffbrett: Ahorn mit einer Trennschicht aus Nussbaumfurnier
Mensur: 648mm / 25,5" (Fendermensur)
Bünde: 22 Jumbobünde (extrahart)
Pickups: Tonerider Vintage P90 Set
Brücke: Wilkinson "Aschenbecher" mit Messingreitern
Tuner: Wilkinson Deluxe Vintage
Sattel: Knochensattel
Inlays & Logo: Perlmutt
Elektronik: Standard Schaltung mit 3-wege Schalter, 1x Volume, 1x Tone
Gewicht: 3,8 Kg
Finish: geölt

So wollte es das Board also haben: Eine rustikale Nadelholz Tele mit P-90s, minimalistisch, einfach, gut.
Was aber dann tatsächlich dabei entstanden ist, werde ich euch in den folgenden Abschnitten einmal näher beschreiben:

Die Verarbeitung:

Man merkt schon beim ersten Aufnehmen der Gitarre, dass Sven das definitiv nicht zum ersten Mal gemacht hat. Ich hatte schon Selbstbauten in der Hand, bei denen ich direkt bedenken hatte, ob sie den ersten Akkord überleben, hier war das überhaupt nicht der Fall. Dieses Instrument ist insgesamt einfach nur total wertig, schon der durchdachte Übergang zur Kopfplatte zeigt, dass sich hier jemand viele Gedanken darum gemacht hat, wie man das (zweifellos grandiose) Werk von Leo Fender noch einmal verbessern kann. Das geht weiter am Hals-Korpus Übergang, der wirklich einen komfortablen Zugriff auf die oberen Bünde ermöglicht, ohne die ursprüngliche Teleform dabei allzu sehr zu verändern.
Das Ölfinish am Korpus ist makellos ausgeführt, da findet man keine noch so kleine Nachlässigkeit, außer die, die Mutter Natur dem Holz beschert hat, aber die gehören da hin und sind auch gut so! Auch der Ahornhals ist absolut sauber geölt, wenn ich es nicht besser wüsste, hätte ich auf eine hauchdünne Schicht Nitrolack getippt, aber hier ist wirklich nur Öl drauf, das einen das Holz trotzdem noch spüren lässt.
Wirklich umgehauen hat mich aber das Griffbrett. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, ein Ahorngriffbrett ausschließlich zu ölen, aber es funktioniert. Das ist nicht rau oder klebrig, das ist einfach das reine, perfekt glatte Holzgefühl. Die Dots mit der kleinen schwarzen Umrandung sind sehr sauber eingelegt, da steht nichts über und auch die Jumbo Bünde sitzen perfekt, da spürt man keine überstehenden Kanten. Das SCG Logo sitzt natürlich auch perfekt, ebenso wie das Musiker Board Logo das die Gitarre nochmals in ihrer Einzigartigkeit auszeichnet. Dazu passend befindet sich unterhalb des Griffbretts nochmal eine dünne Trennschicht Nussbaumfurnier, was der Gitarre wirklich ausgezeichnet steht - das ist zusammen mit der Umrandung der Inlays eine weiteres kleines Detail, das man erst entdeckt, wenn man die Gitarre, die ja auf den ersten Blick doch recht minimalistisch erscheint, persönlich in Augenschein nimmt.
Die Verschraubung des Halses ist ebenfalls sehr clever gelöst, ich kann es als handwerklich beschränkt begabter Mensch leider nicht so gut erklären wie Sven, aber die Schrauben sind hier völlig ohne Widerstand zu drehen, da frisst sich nichts schief ins Holz und bombenfest ist es natürlich trotzdem.
Intonation und Saitenlage sind selbstredend ebenfalls perfekt eingestellt, wenn auch nicht meine Saitenstärke (hier sinds 009er, ich spiele 010er), aber das lässt sich ja problemlos je nach Belieben anpassen.

full


full


full


full


Der erste Akkord:

Einer der wichtigsten Momente beim Gitarre testen überhaupt: Wenn das nicht passt, kann man die Gitarre eigentlich gleich wieder weglegen.
Was ich hier aber erlebt habe, gehört mit zu den wichtigsten Grundvoraussetzungen für eine für mich perfekte Gitarre - es war, als würde ich sie schon immer spielen. Das war keine neue Gitarre, das war eine alte Bekannte, die ich schon immer bei mir hatte, mit der ich schon viele Gigs gespielt und Biere getrunken habe - ein verlängerter musikalischer Arm. Um es weniger episch zu formulieren: Das Spielgefühl war für mich einfach perfekt. Der Hals an sich hat, wie von Sven beschrieben, ein schlankes C Profil, dann kommt allerdings noch das Griffbrett, wodurch ein schlankes U entsteht. Man könnte sagen es ist, als hätte man einen 50er Jahre Tele Hals mit fettem U-Profil mal ein paar Wochen bei Weight Watchers angemeldet und das hier ist das Ergebnis. Ich als Vintage-Fan war natürlich direkt begeistert, modernes C kannte ich, mochte ich schon immer, ein moderndes U hatte ich aber so noch nicht - mir liegt das sehr.

Der trockene Sound war das nächste Erlebnis. Man muss sich immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass man es hier zwar mit so etwas wie einer Tele zu tun hat, die Specs aber absolut nicht mehr der Ur-Telecaster entsprechen. Trotzdem sprach der erste Akkord für sich: Da hat man eine waschechte Telecaster vor sich. Durch die kleine Aschenbecher Bridge mit den Messing Reitern entsteht der typische Telecaster Twang schon trocken angespielt, man weiß direkt, wo man sich hier befindet. Der Grundsound ist trocken, direktes Attack, langes Sustain, knackig frisch. Der Korpus resoniert hierbei nicht direkt mit, wie man das von einer Strat kennt, das liegt aber erstens an der recht stattlichen Dicke und zweitens auch an der Dichte des Nadelholzes - die 3,8 Kilo sind zwar nicht übermäßig schwer, sprechen aber doch für sich.

Kommen wir nun zum verstärkten Testaufbau - ab an den Amp mit der Tele:

Getestet wurde zunächst an einem Marshall JCM 800 Fullstack. Ja richtig gelesen, ein Fullstack. Svens Schwager war aber so freundlich, uns seinen Probekeller für den Test zur Verfügung zu stellen und uns so ermöglicht die Tele direkt mal an seinem Fullstack zu testen.
Die Einstellung des Amps war bei hartem Anschlag crunchig, also weder lead noch clean.

Erstmal der Bridge P90:

Alle Regler auf und ab die Fahrt. Was einen hier erwartet entspricht vum Grundsound her eigentlich dem, was man von einer Tele in der Bridge Position erwartet, wir bekommen Twang, und zwar ordentlich, ABER in diesem Fall Twang mit ordentlich Substanz dahinter, also mehr Bass, mehr Cremigkeit, ohne dabei glattgebügelt zu klingen. Wenn man nun den (sehr dynamisch reagierenden) Tone Regler etwas zurück nimmt, kommt man in Bereiche, die Menschen wie mich absolut schweben lassen - da wohnt der Clapton Woman Tone. Also der Sound, den Clapton in den 60ern mit seiner Band Cream durch Hits wie 'Sunshine Of Your Love' so berühmt gemacht hat. Allerdings war das keine Tele die der Herr Clapton damals spielte und auch keine P90s, sondern eine Gibson SG Mit PAFs. Was lernen wir daraus? Der Tonerider P90 klingt mit offenen Reglern in dieser Gitarre eindeutig nach Tele, oder nach Country, oder nach Twang, oder auch nach Sweet Home Alabama, nach Stairway To Heaven (sorry, aber das Solo enstand wirklich auf einer Tele!) und mit leicht zugedrehtem Toneregler nach richtig gutem britischen 60er Jahre Blues. Klingt für die Meisten jetzt wahrscheinlich nach Anfangseuphorie, aber Sven und ich waren beide begeistert, wie viele verschiedene Sounds man mit diesem Pickup alleine schon aus dem Marshall zaubern kann. Hier lautet das Zauberwort wieder Anschlagdynamik: Haut man rein, bekommt man ACDC oder Status Quo, zupft man sanfter, begibt man sich in den Blues, streichelt man, sind Pop-Akkordbegleitungen (Anm. d. Verfassers: Popmusik!!!) zu hören.
Das war der Marshall. Als weiteren Testamp hatte Sven seinen Crate FW65 mitgebracht, eine reine Transe mit eingebautem Chorus. Hier war der Eindruck plötzlich ein ganz anderer: Statt meinem geliebten Vintage Zeug ging ich ohne nachzudenken durch den doch recht aggressiven Crunch des Amps direkt in Bereiche über, die ich so eigentlich schon lange nicht mehr betreten hatte, da wird die Tele plötzlich zur Crunch und Gainmachine, die erbarmungslos auch böse Metalriffs präsentiert. Dazu muss noch gesagt werden, dass die Tonerider P90s absolut brummfrei sind. Heißt: Highgain mit Singlecoils hat hier auch nicht mehr Lärm gemacht, als Highgain mit aktiven EMGs, was für mich wirklich eine Überraschung war. Wer also auf der Suche nach guten, brummfreien P90s ist, dem würde ich diese Pickups doch noch einmal ans Herz legen.

So: Meine Damen und Herren, zur Erinnerung, wir haben hier erst einen Pickup besprochen, da warten immer noch zwei weitere Positionen auf uns und wir haben trotzdem schon die gesamte Rockgeschichte abgedeckt!

Deswegen weiter zur Zwischenposition:

Hier arbeiten beide P90s klassischerweise zusammen, da findet man keine abgefahrenen Schaltungen, die kein Mensch braucht.
Für mich stellt die Zwischenposition an 2-Pickup Gitarren eigentlich immer die Hauptposition für cleane Akkordarbeit dar und das kann man auch hier so verbuchen. Die Vorzüge des etwas rotzigeren, twangigeren Bridge Pickups vereinen sich hier mit dem cremigen Bass des Neck Pickups, wodurch man hier auch wieder durch etwas spielen am Volume und Tone Poti einen wunderbaren Rhythm Sound zaubert.
Beide Regler aufgedreht und im Marshall eingestöpselt kommt man dann in einen Bereich der mir besonders gut gefällt: Hier ist Peter Green zu Hause. Need Your Love So Bad habe ich hier instinktiv sofort angespielt, weil es sich einfach so natürlich angefühlt hatte. Mit dieser Pickup Kombination erhält man also einen wunderbaren Greeny Sound, obwohl man, zur Erinnerung, immer noch eine Tele (!) aus Nadelholz (!) mit P90s (!), Schraubhals aus Ahorn (!) und KEINE Paula aus Mahagoni mit verdrehten Magneten auf dem Schoß hat!

Aber wandern wir weiter zum Neck:

Ich bin ja leidenschaftlicher Neck-Pickup Spieler, sowohlt bei Strat, Tele, als auch bei Les Paul, wahrscheinlich aufgrund meiner Bluesaffinität; und so bin ich natürlich auch hier mit der Erwartung rangegangen, eine ordentliche Bluesmachine geliefert zu bekommen. Ich wurde nicht enttäuscht.
Also direkt ran, Kabel in den Marshall JCM800 (der übrigens doch überraschend vielseitig ist!), Switch auf die Neckposition und den Blues singen lassen.
Ahhhhhhh, da geht die Sonne auf. Richtig dicke, cremige Bluessounds à la BB King können einen hier verzaubern. Das Schöne bei den P90s ist aber, dass man hier auch wenn man mal kräftiger in die Saiten schlägt und etwas mehr Gain fährt, keine matschigen Gefilde betritt, es bleibt alles klar, definiert, und trotzdem fett. Für die Holzfraktion: Das mag natürlich auch daran liegen, dass der Grundsound von Fichte + Ahorn ein ganz anderer als der von Mahagoni + Mahagoni ist!
Am Crate mit dem eingebauten Chorus kommt man dann auch ganz schnell in eine modernere Richtung, Red Hot Chili Peppers lassen grüßen - Under The Bridge ist hier der Sound, der einen direkt anspringt, obwohl es weder - ich wiederhole mich - eine Strat ist, noch ein normaler Singlecoil wie bei Frusciante!
Fährt man den Volume Regler wieder etwas zurück, wirds auch hier glasklar clean - generell muss ich sagen, dass diese Gitarre allein schon durch das Spielen mit Volume und Tone trotz der zunächst unflexibel erscheinenden Pickupkonfiguration erstaunlich viele Sounds liefert, ohne den eigenen Charakter zu verlieren.

full



Leider muss ich an dieser Stelle aber auch langsam zum Ende meines kleinen Testberichts kommen, bleibt also nur ein Fazit:

Was ich da heute testen durfte, gehört mit zu den besten Gitarren, die ich je in der Hand hatte. Sven hatte mich darum gebeten ihm rückzumelden, mit welcher Referenzklasse er sich denn meiner Meinung nach messen könne und da fiel es mir nicht schwer, direkt die großen Customshops anzuführen - dort bekommt man auch perfekte Gitarren, aber keine die mit so viel Herzblut gebaut wurden und schon gar keine, die ein Normalsterblicher sich komplett nach den eigenen Vorstellungen bauen lassen könnte.
Man merkt, dass er in dem was er tut einfach komplett aufgeht, der Kunde und das Produkt stehen da definitiv im Mittelpunkt, da geht es nicht um Profit, er ist ganz einfach ein ehrlicher Gitarrist, der zufällig diese Gabe besitzt und wirklich gute Gitarren bauen will und kann, weil ihm das am Herzen liegt und genau das bekommt man hier - nicht mehr und auch nicht weniger, aber was sollte man auch mehr wollen?

Was bleibt da noch zu sagen? Ich hatte es bereits im entsprechenden Thread erwähnt - ich bin dieser Gitarre verfallen und ich werde sie definitiv kaufen, sobald ich die Kosten meiner Hochzeit im Juni im Überblick habe und sicher weiß, dass ich danach nicht auf der Straße sitze (ich hoffe meine Frau liest das jetzt nicht...). Fakt ist aber: Zur Not verkaufe ich noch eine Niere, aber dieses wunderbare Stück Holz muss und werde ich haben, so lange ist sie bei Sven aber in den besten Händen und wartet auf mich. Eventuell werden die Pickupkappen und der Switch dann doch noch gegen Plastikteile in creme getauscht, aber das schauen wir uns erstmal an.

In diesem Sinne wünsche ich euch noch einen schönen Abend, einen guten Start in die neue Woche und möchte mich auch noch ganz offiziell bei Sven für das Projekt bedanken - und natürlich auch für die einmalige Chance, diese Gitarre für das Forum zu testen - es war mir eine Ehre!

full


full



P.S. Für weitere (deutlich bessere) Fotos und die gesamte Baugeschichte hier nochmals der Verweis an den zugehörigen Bauthread: https://www.musiker-board.de/thread...r-das-musiker-board-custom-experiment.594395/
 
Eigenschaft
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 22 Benutzer
Hi Beatler90!

Vielen Dank für den tollen Bericht!
Sei froh das du nicht dabei warst als ich ihn gelesen habe. Ich bin bestimmt knallrot geworden...:redface:
...aber sicher auch ein paar Zentimeter gewachsen vor Stolz! ;):)
Vielleicht habe ich es schon erwähnt, es war für mich eine Premiere das eine neutrale Person eine meiner Gitarren spielt und auch öffentlich bewertet. Dementsprechend gespannt War ich auch auf Beatler's Reaktionen. Das er sie am Ende dann gleich haben will hat mich dann doch voll überrascht! :)
Aber ebenso überrascht War ich über die Vielseitigkeit der Sounds die er der Tele entlockt hat. Das ging durch die letzten vier Jahrzehnte und nichts klang fehl am Platz.
Natürlich habe ich auch beim anspielen gemerkt das man mit den Pickups sehr flexibel ist. Aber so breit habe ich es nicht erwartet.
Beatler, danke nochmal für das Anspielen und den Bericht! :great:
Bis Juni ist sie gut bei mir aufgehoben. ;)
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Tolles Projekt und eine sehr schöne Gitarre.

Eine kurze Frage am Rande. Seh ich das richtig ? Befindet sich etwa ein Riss im Hals beim Trussrodeingang oder ist das nur eine Schramme ?
 
Besten Dank für die sehr ausführliche Review.
 
Sind die Löcher für die Inlays mit einer Kippe eingebrannt worden? ;)
Die Gitarre gefällt mir sehr gut! Irgendwann hole ich mir auch noch mal so eine rudimentäre Klampfe mit 2x P90.
Und das Nadelholz auch bei E-Gitarren gut funktioniert, sieht man auch an den Squier Classic Vibe 50's Tele-Modellen.
 
Tolles Projekt und eine sehr schöne Gitarre.

Eine kurze Frage am Rande. Seh ich das richtig ? Befindet sich etwa ein Riss im Hals beim Trussrodeingang oder ist das nur eine Schramme ?

Sieht auf dem Foto tatsächlich so aus, mir war aber beim genauen Inspizieren vor Ort nichts aufgefallen - vielleicht kann Sven da nochmal nachschauen, ob da was ist/war, vielleicht ja sogar nur ein Haar.
 
Sieht auf dem Foto tatsächlich so aus, mir war aber beim genauen Inspizieren vor Ort nichts aufgefallen - vielleicht kann Sven da nochmal nachschauen, ob da was ist/war, vielleicht ja sogar nur ein Haar.

Natürlich werde ich mir das heute Abend mal ansehen und berichten was es ist.
 
Hallo,

nur zwei vermutlich recht laienhafte Fragen:
1) ist der Body nicht sehr empfindlich gegen Kratzer und Dellen, oder relativiert sich diese Weichholz-Eigenschaft durch ein vermutlich hohes Alter?
2) subjektiv fällt es mir vorzustellen, dass ein Weichholzbody in dieser massiven Ausführung durch Schwingungsvermögen hervortut (ist ja auch in Deinem Review angedeutet); ich würde eher vermuten dass er für sich genommen sogar Schwingungen eher absorbiert. Liege ich damit falsch, oder ist es möglicherweise so dass die Gitarre trotzdem gut klingt?

Das Oberflächendesign des Bodies gefällt mir persönlich überhaupt nicht, aber das ist ja einerseits nur die Optik und andererseits gottseidank Geschmackssache.

Jedenfalls klasse, einmal eine 2 x P90 bestückte Tele in so konsequenter Umsetzung zu sehen (wären auch Soundbeispiele machbar?)

Grüße
drul
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Hallo,

also 1) beantwortet am besten Sven, zu 2) kann ich aber durchaus was sagen. Es ist schon so, dass man den Korpus nicht ''spürt'', heißt subjektiv vibriert er nicht merkbar mit, es ist aber keinesfalls so, dass das Holz das komplette Schwingungsspektrum schlucken würde. Was sofort auffällt ist schon trocken angespielt ein ewig langes Sustain und das zieht sich auch am Amp konsequent so durch. Ich sag es mal ganz direkt: Keine Les Paul aus Mahagoni mit eingelemintem Hals hat da viel mehr Sustain zu bieten. Außerdem muss dazu gesagt werden, dass Eschenholz rein physikalisch über eine deutlich höhere Dichte (630kg/m³) verfügt als die hier verbaute Fichte (430kg/m³!) und Esche ist ja bekanntlich das beliebteste Holz beim Telecaster Bau! Zudem wird im Akustikgitarrenbau seit Jahrhunderten hauptsächlich auf Fichtendecken zurückgegriffen, so katatsrophal kann das Schwingungsverhalten also nicht sein, sonst gäbe es mehr Akustiks mit Mahagonidecken! Ich sage also: Wenn eine Gitarre durch derart viel Sustain und ein so tolles Obertonspektrum glänzt, kann der Body die Frequenzen die man reingibt ja eigentlich nicht fressen, im Gegenteil, diese Tele klingt was das angeht deutlich besser als meine Fender Tele aus Esche die übrigens sehr deutlich vibriert.

Die Optik ist natürlich Geschmackssache, ich steh drauf! :)

MfG
 
Schöööööööööönnnnnnnnn!!!!!!!!!
 
Befindet sich etwa ein Riss im Hals beim Trussrodeingang oder ist das nur eine Schramme ?

So, ich habe mir die Stelle mal angesehen. Genau definierbar ist es trotz allem nicht. Ein Riss ist es aber auf keinen Fall, denn sonst würde man in der Bohrung eine Fortsetzung finden. Dies ist hier nicht der Fall. Ich vermute das es ein feiner Kratzer ist, der sich mit dunklerem Schleifstaub zugesetzt hat und es erst nach dem Ölen sichtbar wurde. Wenn man ganz genau hinsieht, kann man erkennen das der Kratzer auch ein Stück in die Furnierschicht geht. Fühlbar ist übrigens nichts. Ich denke das das Öl alles aufgefüllt hat. Hier noch eine Nahaufnahme: Da die Aufnahme so groß ist mal ein Vergleich. Die Länge des Kratzers beträgt ca. 1,5mm.
047.JPG





Sind die Löcher für die Inlays mit einer Kippe eingebrannt worden? ;)

Bei sehr naher Betrachtung könnte man es fast vermuten! ;)
Aber zur allgemeinen Aufklärung. Holz ist ein Naturstoff mit Fasern und Poren. Das kann man mit vielen kleinen Kanälen vergleichen. Kommt nun eine Flüssigkeit an das Holz wandert sie in besonders gerne in Faserrichtung. Das ist auch der Grund warum bei den Dots die Verfärbungen hauptsächlich ober- und unterhalb der Dots auftreten. Seitlich davon ist es nicht so stark. Genau diese Fasern sind übrigens auch der Grund warum man auf einem Holz (in Faserrichtung) keine scharfe Kante beizen kann. Es gibt zwar einige Tricks, aber die sind auch nicht immer garantiefähig.
Zur Beruhigung kann ich auch noch erwähnen das das Griffbrett ja noch relativ frisch geschliffen ist und das Öl nur sehr wenig tönt. Aber im Lauf der Zeit erledigt das Mutter Natur und macht das Griffbrett automatisch dunkler. Dann stechen auch die Verfärbungen nicht mehr so vor. Zudem ist es ja ähnlich wie auf dem Bild oben eine Nahaufnahme, die das deutlich dramatischer erscheinen lässt, als es in Wirklichkeit ist. Holz ist eben ein Naturstoff und der macht manchmal doch was er will.


1) ist der Body nicht sehr empfindlich gegen Kratzer und Dellen, oder relativiert sich diese Weichholz-Eigenschaft durch ein vermutlich hohes Alter?

Es stimmt - Fichte / Kiefer ist ein Weichholz und somit auch empfindlich gegen Dellen oder Kratzer. Aber das ist z.B. bei Linde oder Paulowina genauso. Das sind auch beliebte und weit verbreitete Hölzer bei Gitarren.
Falls es aber wirklich mal zu einer Delle kommen sollte, gibt es Methoden diese wieder auszubeulen. Natürlich nur bis zu gewissen Grenzen. Einen großen Vorteil vom Ölfinish bekommt man übrigens im Falle einer Reparatur. Das lässt sich nämlich absolut Kanten- und Stoßfrei auftragen so das später keine Übergänge mehr sichtbar sind. Bei gebeizten Untergründen gilt es aber noch zu beachten, das der Farbton exakt getroffen werden muss und man die Übergänge fließend kreiert. hierzu ist etwas Übung (z.B. an einem Teststück) sinnvoll.


Ach ja, zum Design hat Beatler90 und du ja bereits erwähnt das es Geschmackssache ist. Aber hier muss ich noch extra erwähnen das es vom Musiker-Board demokratisch bestimmt wurde. Ich weiß jetzt nicht, ob du dich an den Abstimmungen beteiligt hast - aber so hättest du Einfluss nehmen können. ;)


So, ich hoffe, dass ich die Fragen zu aller Zufriedenheit beantworten konnte, und freue mich auch weiterhin über Lob und auch genauso über Kritik. Wenn diese konstruktiv ist, kann ich daraus ja eventuell noch was lernen.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 3 Benutzer
Das erklärt dann auch, warum er mir nicht aufgefallen war! Sowas passiert eben bei der Verarbeitung, bei meiner Gibson hätte ich da deutlich mehr Kleinigkeiten aufzuzählen, die man verarbeitungstechnisch hätte besser machen können.

Ich habe heute nochmal zum Thema Fichte im E-Gitarrenbau recherchiert. Die durchgängige Meinung im Net war eigentlich, dass sich das Holz hervorragend eignet, es jedoch schwieriger ist ein Stück zu finden, dass die optischen und wachstumsbedingten Vorraussetzungen für eine Solidbody bietet. Da waren unter Anderem Beiträge von Amerikanern die halbe Liebesgedichte über ihre Strats und Teles aus Fichte/Kiefer schrieben, das Holz ist also offensichtlich nicht nur bei mir mit solchen Emotionen verbunden :D

Und um es nochmal zu betonen: Ich bin ein ganz übler Purist was Vintage Gitarren angeht. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich in diesem Leben mal noch für eine Tele begeistern kann, die nicht den exakten Spezifikationen einer Telecaster aus den 50ern und frühen 60ern entspricht, insofern spricht es komplett für Svens Arbeit, dass ich die Tele gar nicht mehr aus der Hand legen wollte!
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
OK, vielen Dank für die Recherchen zum Thema Weichholz als Solidbody-Material; da lag ich dann wohl offensichtlich mit dem Bauchgefühl daneben.
 
Gerne! Finde Dein Bauchgefühl ja auch völlig nachvollziehbar, wenn man bedenkt, dass standard Solidbodies eigentlich immer aus sehr harten Hölzern gefertigt sind, drängt sich der Verdacht auf, dass Weichholz nicht gut klingen kann. Aber hier wurden wir ja eines Besseren belehrt! :)
Was man meiner Meinung nach auch noch lobend erwähnen sollte: Für diese Gitarre ist kein einziger tropischer Baum gefallen! Insofern haben wir hier wahrscheinlich die Zukunft des Gitarrenbaus vor uns - wenn es so weiter geht mit der Abholzung der Regenwälder, werden in den nächsten 50 Jahren noch deutlich mehr Gitarristen auf einheimische Hölzer zurückgreifen müssen und das ist auch gut so.

MfG
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Hab das gute Stück leider erst jetzt entdeckt (und den Entwicklungsthread bisher noch nicht lesen können, was ich aber nachholen werde), und finde die Holzauswahl und Farbgebung sehr gelungen. Auch das sie kein Pickguard hat gefällt mir sehr gut. Ich persönlich würde so eine T-Style dann aber mit einem Rosewood Griffbrett bevorzugen.

Wie ist das denn mit dem wuchtigen Hals/Headstock Übergang? Kann man da wirklich ohne Probleme Akkorde im ersten Bund spielen? So rein vom Foto her sieht das fast so aus, als könnte das etwas unhandlich sein.

Gruss
Eggi
 
Ich mit meinen dünnen Hendrix Fingern komme hervorragend zurecht! Für Schraubstock-Hände könnte es eventuell problematisch werden, aber im Großen und Ganzen denke ich nicht, dass es ungünstig gelöst ist, im Gegenteil, besonders im ersten und zweiten Bund empfinde ich es als recht komfortabel.

MfG
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Wie ist das denn mit dem wuchtigen Hals/Headstock Übergang? Kann man da wirklich ohne Probleme Akkorde im ersten Bund spielen? So rein vom Foto her sieht das fast so aus, als könnte das etwas unhandlich sein.

Ich habe weitaus nicht so grazile Finger wie Beatler und komme ebenfalls prima damit klar. Als ich den Übergang geformt habe, musste ich ja regelmäßig die Position überprüfen. Er wirkt zwar wuchtig funktioniert vom Prinzip her aber eher wie eine Volute bzw. Daumenstütze. Da auch die Übergänge fließend rund sind, gibt es keine Punkte an denen man "anecken" kann. Einen Kopfplattenbruch wird man hier wohl auch eher nicht erleben. ;)
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Na dann scheint einem die ungewöhnliche Optik einen Streich zu spielen. Einen Kopfplattenbruch würde ich da wohl auch ausschließen ;)
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Sind die Löcher für die Inlays mit einer Kippe eingebrannt worden? ;)
Die Gitarre gefällt mir sehr gut! Irgendwann hole ich mir auch noch mal so eine rudimentäre Klampfe mit 2x P90.
Und das Nadelholz auch bei E-Gitarren gut funktioniert, sieht man auch an den Squier Classic Vibe 50's Tele-Modellen.
Die Gitarre finde ich immer noch wunderschön.
Das tolle Review vom Beatler bestätigt das auch noch.

Der Hals muß nur noch kräftig nachdunkeln, aber das erledigt ja die Zeit, Sonne und Nikotin;-)

Die Inlays:
Och, ich finde das hat was, mit dem natürlichen Rand, Kontur.(Wie gewollt)
Mal eben was Anderes.:)
lg
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Ich dachte erst, dass wäre gewollt.
Sonst kennt man Brandflecken ja eher von Kopfplatten, wenn eine Kippe zwischen den Saiten eingeklemmt wird.

Es sollte mehr Teles mit 2xP90 geben. Die wären sozusagen das Gegenstück zu einer Les Paul Special oder Junior. Ein einfaches Rockbrett, einstöpseln und spielen.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben