Wil_Riker
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Einleitung
Viele der heutzutage gern genutzten Live-Mikrofone werden seit Jahrzehnten unverändert gebaut und sind nach wie vor weit verbreitet. Einer dieser "Klassiker" ist das seit dem Jahr 1962 erhältliche Beyerdynamic M 88 TG, unter dessen unzähligen Anwendern sich unter anderem Persönlichkeiten wie Queen Elizabeth II., Phil Collins und David Bowie befinden.
Beyerdynamic M88TG Dynamisches Richtmikrofon
Anlässlich des 90-jährigen Firmenjubiläums im Jahr 2014 hat der renommierte deutsche Mikrofonhersteller Beyerdynamic eine auf 999 Stück limitierte Sonderedition dieses Mikros im Retro-Design veröffentlicht.
Als glücklicher Gewinner einer Ende vergangenen Jahres stattgefundenen Verlosung befindet sich eines dieser raren Schätzchen nun in meinem Mikrofon-Bestand. Es versteht sich von selbst, dass ich meine Freude über diesen Gewinn in Form eines Reviews hier im Musiker-Board teile .
Lieferumfang und technische Daten
Nach dem Öffnen des Versandkartons kommt ein schmuckes Alukästchen zum Vorschein, dessen stabile Schaumstoff-Formeinlagen das Mikro und die passende Klemme MKV 8 beinhalten.
Zusätzlich liegen ein Echtheitszertifikat und ein individuell gemessenes Frequenzdiagramm bei (s. u.).
Rein optisch bestehen zwischen der Serienausführung und dem Sondermodell einige Unterschiede.
Der Mikrofonkorb ist silbern (und nicht schwarz) und besteht aus zwei übereinanderliegenden Schichten Drahtgeflecht - engmaschiger als beim Standardmodell. Der Ring im den Korb trägt neben dem "alten" Beyerdynamic-Schriftzug die eingravierte Seriennummer.
Der Mikrofonschaft besitzt eine edel aussehende blaue Beschichtung. Das "Limited Edition"-Schildchen signalisiert deutlich, dass man es hier mit einer besonderen Rarität zu tun hat.
Als Reminiszenz an die in den Ursprungszeiten des Mikros üblichen Tuchel-Anschlüsse besitzt der Schaft an der Unterseite einen deutlich geringeren Durchmesser, wo farblich abgesetzt der XLR-Anschluss vorzufinden ist.
Darüber ist auf einem Ring um den Schaft erneut die Seriennummer abgedruckt.
Wäre man kleinlich, könnte man fragen, warum der Anschluss in Hinblick auf das o. g. "Limited Edition"-Signet leicht gegen den Uhrzeigersinn verdreht eingebaut wurde.
Nun aber zu den "inneren Werten":
Das M 88 TG ist ein typisches dynamisches Mikrofon (Tauchspulenmikro/Druckgradientenempfänger) und bringt ca. 320 g auf die Waage - etwa genauso viel wie ein Shure SM58.
Die Richtcharakteristik Hyperniere sorgt dafür, dass sich Rückkopplungen sehr gut vermeiden lassen (die Rückwärtsdämpfung bei 1 kHz beträgt > 23 dB bei 120° und liegt damit im Spitzenfeld vergleichbarer Mitbewerber). Durch den Einsatz einer Brummkompensationsspule soll der Einfluss von Magnetfeldern lt. Datenblatt um mehr als 20 dB verringert werden.
Generell besitzt das M 88 TG eine hohe Empfindlichkeit (3,2 mV/Pa) sowie großen Übertragungsbereich (30 - 20.000 Hz), der zudem recht gleichmäßig verläuft, mit einer Präsenzanhebung rund um 3 kHz, die den Klang menschlichen Stimme nach vorne bringt:
Neben der Hauptanwendung, Gesang und Sprache, erfreut sich das Mikro zudem für die Abnahme von Blasinstrumenten und sogar der Bassdrum großer Beliebtheit. Hier sollte dann aber ein Poppschutz verwendet werden, um Beschädigungen durch zu hohe Schalldrücke zu verhindern. Beyerdynamic bietet hierzu mit dem PS 88 und dem WS 59 zwei auf den ersten Blick nicht gerade günstige Modelle an. Ich habe mich für den weniger klobigen und etwas billigeren PS 88 entschieden, auch damit mir im Verleihbetrieb niemand das Mikro "vollspuckt":
Beyerdynamic PS 88
Der Poppschutz wird mit dem Kunststoffring am "Äquator" des Mikrofonkorbs gehalten. Aufgrund der Farbgebung des M-88-Sondermodells sieht er zwar wie ein Fremdkörper (Afro-Perücke ) aus, erfüllt seine Funktion aber prima.
Praxistest und Fazit
Wie bereits angedeutet, fristet mein M-88-Sondermodell kein Dasein in einer Vitrine, sondern hat seinen Lebensraum dort, wohin es gehört: Auf der Bühne.
Bislang war es als Moderations- und Gesangsmikro sowie vor einer Trompete im Einsatz. Da ich i. d. R. nicht mit Mikrofonen dieser Preis- und Qualitätsklasse arbeite (meine standardmäßigen Arbeitstiere sind Beyerdynamic TG-X58 und Electro-Voice PL-80), war ich bereits positiv überrascht, als ich den neutralen Klang des M 88 TG zum ersten Mal hörte. Wow . Hier hat man es tatsächlich mit einem dynamischen Mikro der gehobenen Klasse zu tun, dessen Frequenzgang eine sehr gute Sprach- bzw. Gesangsverständlichkeit zulässt (getestet bei Männerstimmen), und das fast ohne EQ-Einsatz. Der Nahbesprechungseffekt ist deutlich weniger ausgeprägt als bei vielen Mitbewerbern, und der Signal-Output ist ordentlich, d. h. es ist vergleichsweise wenig Gain am Preamp notwendig. Zudem sind Haptik und Optik wirklich hervorragend - man möchte das Mikro gar nicht mehr aus der Hand legen!
Auch am Blech (Trompete) hat mir das Mikro sehr gut gefallen, wobei aufgrund der o. g. Präsenzanhebung der Klang hin und wieder fast etwas zu aufdringlich werden kann. Dies lässt sich aber mit wenig EQ-Einsatz korrigieren. Pegelfest ist das M 88 TG jedenfalls - das konnte ich hierbei deutlich feststellen.
Leider hatte ich bisher keine Gelegenheit, das Mikro an/in der Bassdrum auszuprobieren, aber sobald ich mit aussagekräftigen Erfahrungen aufwarten kann, werde ich diese hier im Thread nachtragen.
Was für mich aber jetzt schon feststeht: Das M 88 TG ist ein "Mikrofon fürs Leben", an dem ich sicher noch viele Jahre meine Freude haben werde, und das die Arbeit hinter dem Mischpult sehr angenehm macht, wenn es auf der Bühne zum Einsatz kommt .
Viele der heutzutage gern genutzten Live-Mikrofone werden seit Jahrzehnten unverändert gebaut und sind nach wie vor weit verbreitet. Einer dieser "Klassiker" ist das seit dem Jahr 1962 erhältliche Beyerdynamic M 88 TG, unter dessen unzähligen Anwendern sich unter anderem Persönlichkeiten wie Queen Elizabeth II., Phil Collins und David Bowie befinden.
Beyerdynamic M88TG Dynamisches Richtmikrofon
Anlässlich des 90-jährigen Firmenjubiläums im Jahr 2014 hat der renommierte deutsche Mikrofonhersteller Beyerdynamic eine auf 999 Stück limitierte Sonderedition dieses Mikros im Retro-Design veröffentlicht.
Als glücklicher Gewinner einer Ende vergangenen Jahres stattgefundenen Verlosung befindet sich eines dieser raren Schätzchen nun in meinem Mikrofon-Bestand. Es versteht sich von selbst, dass ich meine Freude über diesen Gewinn in Form eines Reviews hier im Musiker-Board teile .
Lieferumfang und technische Daten
Nach dem Öffnen des Versandkartons kommt ein schmuckes Alukästchen zum Vorschein, dessen stabile Schaumstoff-Formeinlagen das Mikro und die passende Klemme MKV 8 beinhalten.
Zusätzlich liegen ein Echtheitszertifikat und ein individuell gemessenes Frequenzdiagramm bei (s. u.).
Rein optisch bestehen zwischen der Serienausführung und dem Sondermodell einige Unterschiede.
Der Mikrofonkorb ist silbern (und nicht schwarz) und besteht aus zwei übereinanderliegenden Schichten Drahtgeflecht - engmaschiger als beim Standardmodell. Der Ring im den Korb trägt neben dem "alten" Beyerdynamic-Schriftzug die eingravierte Seriennummer.
Der Mikrofonschaft besitzt eine edel aussehende blaue Beschichtung. Das "Limited Edition"-Schildchen signalisiert deutlich, dass man es hier mit einer besonderen Rarität zu tun hat.
Als Reminiszenz an die in den Ursprungszeiten des Mikros üblichen Tuchel-Anschlüsse besitzt der Schaft an der Unterseite einen deutlich geringeren Durchmesser, wo farblich abgesetzt der XLR-Anschluss vorzufinden ist.
Darüber ist auf einem Ring um den Schaft erneut die Seriennummer abgedruckt.
Wäre man kleinlich, könnte man fragen, warum der Anschluss in Hinblick auf das o. g. "Limited Edition"-Signet leicht gegen den Uhrzeigersinn verdreht eingebaut wurde.
Nun aber zu den "inneren Werten":
Das M 88 TG ist ein typisches dynamisches Mikrofon (Tauchspulenmikro/Druckgradientenempfänger) und bringt ca. 320 g auf die Waage - etwa genauso viel wie ein Shure SM58.
Die Richtcharakteristik Hyperniere sorgt dafür, dass sich Rückkopplungen sehr gut vermeiden lassen (die Rückwärtsdämpfung bei 1 kHz beträgt > 23 dB bei 120° und liegt damit im Spitzenfeld vergleichbarer Mitbewerber). Durch den Einsatz einer Brummkompensationsspule soll der Einfluss von Magnetfeldern lt. Datenblatt um mehr als 20 dB verringert werden.
Generell besitzt das M 88 TG eine hohe Empfindlichkeit (3,2 mV/Pa) sowie großen Übertragungsbereich (30 - 20.000 Hz), der zudem recht gleichmäßig verläuft, mit einer Präsenzanhebung rund um 3 kHz, die den Klang menschlichen Stimme nach vorne bringt:
Neben der Hauptanwendung, Gesang und Sprache, erfreut sich das Mikro zudem für die Abnahme von Blasinstrumenten und sogar der Bassdrum großer Beliebtheit. Hier sollte dann aber ein Poppschutz verwendet werden, um Beschädigungen durch zu hohe Schalldrücke zu verhindern. Beyerdynamic bietet hierzu mit dem PS 88 und dem WS 59 zwei auf den ersten Blick nicht gerade günstige Modelle an. Ich habe mich für den weniger klobigen und etwas billigeren PS 88 entschieden, auch damit mir im Verleihbetrieb niemand das Mikro "vollspuckt":
Beyerdynamic PS 88
Der Poppschutz wird mit dem Kunststoffring am "Äquator" des Mikrofonkorbs gehalten. Aufgrund der Farbgebung des M-88-Sondermodells sieht er zwar wie ein Fremdkörper (Afro-Perücke ) aus, erfüllt seine Funktion aber prima.
Praxistest und Fazit
Wie bereits angedeutet, fristet mein M-88-Sondermodell kein Dasein in einer Vitrine, sondern hat seinen Lebensraum dort, wohin es gehört: Auf der Bühne.
Bislang war es als Moderations- und Gesangsmikro sowie vor einer Trompete im Einsatz. Da ich i. d. R. nicht mit Mikrofonen dieser Preis- und Qualitätsklasse arbeite (meine standardmäßigen Arbeitstiere sind Beyerdynamic TG-X58 und Electro-Voice PL-80), war ich bereits positiv überrascht, als ich den neutralen Klang des M 88 TG zum ersten Mal hörte. Wow . Hier hat man es tatsächlich mit einem dynamischen Mikro der gehobenen Klasse zu tun, dessen Frequenzgang eine sehr gute Sprach- bzw. Gesangsverständlichkeit zulässt (getestet bei Männerstimmen), und das fast ohne EQ-Einsatz. Der Nahbesprechungseffekt ist deutlich weniger ausgeprägt als bei vielen Mitbewerbern, und der Signal-Output ist ordentlich, d. h. es ist vergleichsweise wenig Gain am Preamp notwendig. Zudem sind Haptik und Optik wirklich hervorragend - man möchte das Mikro gar nicht mehr aus der Hand legen!
Auch am Blech (Trompete) hat mir das Mikro sehr gut gefallen, wobei aufgrund der o. g. Präsenzanhebung der Klang hin und wieder fast etwas zu aufdringlich werden kann. Dies lässt sich aber mit wenig EQ-Einsatz korrigieren. Pegelfest ist das M 88 TG jedenfalls - das konnte ich hierbei deutlich feststellen.
Leider hatte ich bisher keine Gelegenheit, das Mikro an/in der Bassdrum auszuprobieren, aber sobald ich mit aussagekräftigen Erfahrungen aufwarten kann, werde ich diese hier im Thread nachtragen.
Was für mich aber jetzt schon feststeht: Das M 88 TG ist ein "Mikrofon fürs Leben", an dem ich sicher noch viele Jahre meine Freude haben werde, und das die Arbeit hinter dem Mischpult sehr angenehm macht, wenn es auf der Bühne zum Einsatz kommt .
- Eigenschaft
Grund: Bilder aus Album verlinkt
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