Gebrauchtpreis-Entwicklung

[Apfeltraube2]

Hallo! Ich bin Wiedereinsteiger und wundere mich derzeit sehr darüber wie die Preise im Gebrauchtmarkt angezogen sind. Bilde ich mir das nur ein, oder gibt es dafür einen Grund den ich mir grad nicht vorstellen kann? Auf ebay verfolge ich gerade wie Leute über 3/4 des Neupreises bieten für alte Effekt-Geräte (weder Sammlerstücke, noch Endgear) ohne Garantie - und die Auktion lief noch 6h! Und das bei 110.- € Geräten, die noch Produziert werden. Was zum Geier ist da los?! Und dann immer diese dämliche Formulierung "wie neu", oder "nur 3 mal gespielt" Na eben nicht neu! Und da laufen anscheinen nur noch Hipster rum, die Instrumente kaufen und an die Wand hängen. Eigentlich eine schöne Idee für Gitarren - in der Morgensonne seine Traumgitarre sehen ... Aber bei Effektgeräten?? Wtf?! Sehr nerdie!! Mit wieviel % rechnet ihr denn so im Schnitt für Garantiefreie Gebrauchtware?

 

[Xanadu]

Das kann ich so generell nicht sagen. Wieviel ich ausgebe hängt vor allem davon ab wie dringend ich etwas haben möchte. Falls ich mir unbedingt etwas kaufen möchte und vor der Wahl stehe, es jetzt neu zu kaufen oder bei einem aktuellen Gebrauchtangebot zuzuschlagen bin ich natürlich bereit gebraucht einen höheren Preis zu zahlen als wenn ich einfach nur den Markt nach einem Schnäppchen durchsuche und evtl. irgendwann mal zuschlage. Im ersten Fall würde ich dann vielleicht auch maximal 90€ für ein neuwertiges gebrauchtes Pedal (bei einem zuverlässigen Verkäufer und mit guten Fotos und guter Beschreibung) zahlen wenn es neu 110€ kostet, immerhin habe ich dann immer noch 20€ gespart.

Generell findet man doch viele Pedale, die kaum benutzt wurden. Ich habe auch bestimmt 10 Pedale hier, die ich irgendwann mal neu gekauft und dann nur mal kurz getestet und nie wieder benutzt habe.

 

[theogonia]

Hmmm .
Es geht da m. M. weit auseinander.
Habe auch viel beobachtet die letzte Zeit.
Die einen Treter gehen für echt gutes Geld weg, das meiste geht jedoch deutlich unter der erwartenden Summe weg.

Lustigerweise sind die in den Foren oft geächteten Boss Treter recht wertstabil.

 

[kypdurron]

Naja, da weiss man was man hat bei Boss. Ist halt der VW Golf der Effektgeräte - eher emotionsfrei, aber eine "safe bet". Klingt zumeist mindestens ok, und die Aussage "funktioniert fehlerfrei" stimmt auch bei viel genutzten Geräten. Habe selbst zwei gebrauchte Boss und benutze sie sehr gern. Direkt billig waren beide nicht.

Zur Ausgangsfrage: Je nach Begehrtheit und Zustand von Gebraucht-Gear würde ich von 50 bis 75 Prozent Neupreis ausgehen. Begehrt = Knapp/viele Mitbieter, ergo höherer Preis. nicht begehrt=billiger, unabhängig davon erst mal, was es taugt. Unter 50 % wäre ich erst mal misstrauisch, Ausnahmen bestätigen die Regel - zu nah am Neupreis sehe ich nicht ein. Als Käufer nicht, und als Verkäufer: Irgendwas ist ja meistens doch damit, schließlich habe ich die Sachen in der Regel benutzt, und zwar nicht nur mit dem Handschuh auf dem Kuschelkissen.

Deshalb habe ich mir auch nie eine Squier CV gebraucht gekauft, die Preise sehe ich überwiegend nicht ein ... begehrt sind sie scheinbar, und gehen deshalb für gute Kurse weg. Generell sind klassische "Prestige"-Marken wie Fender, Gibson, Boss, Marshall meist ziemlich wertbeständig. Oder bei Effekten bekannte und gute Boutique-Ware.

 

[Eijsen]

Jep,
ich kaufe auch immer wieder mal was auf dem Gebrauchtmarkt und wenn ich es denn für etwa zwei Drittel des Neupreises bekomme bin ich zufrieden, aber das kommt auch auf die "Dringlichkeit" an.
Manches muss man einfach sofort haben und dann bin ich bereit noch mehr auszugeben .

Bei eingen Artikeln auf die ich geboten habe schleicht sich dann aber doch der Verdacht bei mir ein, dass die Auktionen künstlich hochgeboten werden, indem ein Freund mitbietet oder der Verkäufer zwei Accounts hat, um das Maximum auzureizen und dann bekommst du, nachdem du überboten worden bist, ein Angebot vom Verkäufer, weil der andere Käufer abgesprungen ist oder ein "Spaßbieter" war.....


Gruß

 

[Robin Masters]

Ich werfe mal auch suboptimales Timing als weiteres Argument in die Runde. Im August sehen zumindest die ebay Preise dann auch wieder anders aus als während den langen Winterabenden.

Ansonsten finde ich 50-60% vom Neupreis für gute Markenpedale in gutem, durchschnittlich, gebrauchten Zustand normal und angemessen. Wenn ich etwas dringend haben will, oder ein Pedal wirklich wie neu ausschaut vielleicht auch etwas mehr, kann ich jetzt auch nicht so generell sagen.

Wobei mir in letzter Zeit auffällt, dass ich auf Effektgeräten via Kleinanzeigen mit der 60% Messlatte zunehmend sitzen bleibe. Bei den letzten Anzeigen auf dem Thomann Board kamen nur spät nachts verfasste und alkoholschwere unverständliche lowball offers, bei denen man sich nur aufgrund des Satzfetzen "beste Preis" irgendwie zusammenreimen kann, was der Anfragende will.

 

[Apfeltraube2]

Danke erstmal für die Antworten! Vieles kann ich unterschreiben. Komisch finde ich aber dennoch, dass bei den Gitarrenpreisen derzeit argumentiert wird, der Asia-Markt überschwemme alles (was aber auch irgendwie stimmt; die Gitti-Preise sind im Keller - bis auf Standarts); bei Effekten seh ich allerdings im Moment das Gegenteil (75% des Neupreises sind keine Seltenheit und eigentlich fast unerklärlich).

 

[Soulagent79]

Ich finde auch, dass die Erwartungen der Verkäufer mittlerweile immer unrealistischer werden.
Wer eine Gitarre neu kauft, verliert ein Drittel ihres Wertes, sobald er mit ihr zur Ladentüre rausgegangen ist.
Eine neue American Standard Strat kostet zur Zeit ca. 1.300€.
Im Wiederverkauf wird selten mehr als 800€ bezahlt, auch bei neueren Modellen.

 

[Xanadu]

Ansonsten finde ich 50-60% vom Neupreis für gute Markenpedale in gutem, durchschnittlich, gebrauchten Zustand normal und angemessen.

Ehrlich gesagt finde ich diese Aussage und die gesamte Diskussion ziemlich irrelevant. Nicht der Preis, den man für angemessen hält, bestimmt den Marktpreis, sondern eben der Markt selbst. Und zur Zeit ist Ebay hier bei uns für Gitarren und Effektgeräte einfach der größte Markt überhaupt, dort kommen viele Käufer und Verkäufer zusammen. Der Preis, der sich dort bildet, ist dann, realistisch gesehen, einfach der "angemessene". Klar, bei Ebay steigen die Preise aus verschiedenen Gründen (viele Interessenten vs. meist wenige echte Gebraucht-Angebote [inbesondere Auktionen ab 1€], die Verkäufer kalkulieren oft die 10% Provision mit ein etc.) eher höher als woanders, trotzdem ist es einfach unangefochten die Markt-Referenz überhaupt.

 

[stoffl.s]

wie geht das mit 75% vom neupreis? alle pedale die ich bis jetzt über ebay verkauft habe sind um 20-30€ weggegangen. alles solide markenware (carl martin, true tone...). ich hatte trotzdem keinen verlust, weil ich sie selbst um ungefähr den gleichen preis aus der bucht gefischt hatte...
prinzipiell finde ich, die ersparnis zum neupreis muss deutlich sein, dass ich gebraucht kaufe - sonst lieber neu mit garantie

 

[Xanadu]

wie geht das mit 75% vom neupreis?

Einen Artikel in top Zustand anbieten, der selten verkauft, aber oft nachfragt wird. Wie gesagt, es ist immer vom konkreten Artikel abhängig, bei einigen Gitarrenmarken ists sogar schwer 50% des aktuellen Neupreises zu erzielen, beispielsweise Dean und Fame. Andererseits kann aber auch in Richtung 90% - 100% gehen (Squier Bullet Strats beispielsweise, obwohl die ja nicht selten sind).

 

[stoffl.s]

Wie gesagt, es ist immer vom konkreten Artikel abhängig, bei einigen Gitarrenmarken ists sogar schwer 50% des aktuellen Neupreises zu erzielen, beispielsweise Dean und Fame.

ja, die Frage bezog sich auf Pedale - und da erreichen ja offenbar auch verbreitete Bodentreter fast den Neupreis. wie gesagt - ich hab paar über ebay ge- und verkauft, vom Neupreis war ich in beiden Fällen weit entfernt.

 

[Xanadu]

Poste doch mal ein Beispiel auf Ebay, dann kann mans besser einordnen.

 

[Robin Masters]

Ehrlich gesagt finde ich diese Aussage und die gesamte Diskussion ziemlich irrelevant. Nicht der Preis, den man für angemessen hält, bestimmt den Marktpreis, sondern eben der Markt selbst.

Die Frage war halt, welche Messlatte wir anlegen, und 50-60% ist nun eben die meine.

Wenn der "Markt" einen höheren Preis findet bin ich eben nicht dabei, wenn er meinen Korridor trifft, dann freu ich mich -> Mein Beitrag zur Preisbildung. Bin ja schliesslich, genau wie alle anderen hier, ein Teil vom selbigen, ominösen Markt.

 

[Xanadu]

Trotzdem ist es doch sinnlos so zu argumentieren, nur weil du in dieser Preisspanne kaufst (was meiner Erfahrung nach die absolute Ausnahme ist, jedenfalls bei nicht extrem runtergespielten Sachen) hat das doch nichts mit dem Marktpreis zu tun. Ich kann auch sagen, dass ich eine Fender USA Standard Strat für 100€ kaufe, das hat aber nichts mir den Marktpreisen zu tun. Hier im Board wird meist ein Gebrauchtmarktpreis von 2/3 des aktuellen Neupreises empfohlen, bei gesuchten Sachen in top Zustand sind meist auch 70% bis 75% drin.

Wobei gerade die Neupreise für alles aus dem Nicht-EU-Raum extrem anzogen haben, eine Fender USA Standard Strat RW kostet bei Thomann momentan schon 1420€, noch vor knapp 2 bis 3 Jahren waren es noch um die 1020€. Das aktuelle Preisniveau hat sich auf dem Gebrauchtmarkt tatsächlich noch nicht durchgesetzt, da haben einfach viele die alten Preise noch zu gut im Kopf (ich auch). Bei Gibson ist es noch extremer. Deswegen ist es momentan tatsächlich etwas schwer, einen Prozentsatz für den Gebrauchtmarkt zu nennen wenn die Preise so heftig gestiegen sind. Normalerweise schaut man immer, was ein Produkt aktuell kostet und wägt dann ab, ob sich ein Gebrauchtkauf oder -verkauf lohnt. Dabei hat man aber ein Problem wenn die Preise um 40% gestiegen sind.

 

[Apfeltraube2]

Danke an die Runde für die Infos! Wenn man ne Zeit mit dem Markt nichts mehr zu tun hatte ist es wirklich sinnvoll ein bisschen Feedback zu bekommen, um sich wieder zu kalibrieren; auch wenn die Infos für Interessierte sicherlich lapidar erscheinen. Vor 20 - 25 Jahren hätte ich nie im Leben 75% für gebrauchtes ausgegeben. Sicher nicht im Einsteiger Bereich, aber (bis auf Raritäten) auch nicht im ... ich sag mal "2ooo.- €+"-Bereich. Und ich kann mich auch nicht erinnern, dass damals Musiker ihre Geräte "in der Folie" gelassen hätten... Vermutlich hätte man über so einen mindestens geschmunzelt. In sofern glaub ich hat sich da einfach der Markt verändert. In der Konsequenz werde ich also bereit sein mehr hin zu blättern, um gewünschtes zu bekommen; damals hätte ich eher "abwarten" für sinnvoll gehalten.

die gesamte Diskussion ziemlich irrelevant

kann ich persönlich also nicht so sehen.

Vielen Dank!

 

[Goldilocks13]

Ich denke bei der Diskussion gerade an das MXR Carbon Copy Delay oder den Xotic EP Booster, für die ich mich gerade interessiere. Die gehen teilweise wirklich gebraucht für 80-85% des NP weg. Aber es sind halt immer noch einige Euros. Ist die Garantie weg, sieht das natürlich wieder anders aus.

 

[DerZauberer]

Im Vergleich zu "frueher" ist auch gerade im Effektgeraet-Bereich bzw. bei Elektronik allgemein erstens die Qualitaet mittlerweile durchschnittlich sehr hoch, dass kaum etwas kaputt geht und zweitens die Geschwindigkeit der Innovation auch langsamer als vor ein paar Jahren. Mein Gitarren-Multieffektgeraet von vor 20 Jahren ist natuerlich total schrecklich im Vergleich zu heutigen Teilen... aber ob der Pod nun die allerletzte oder vorletzte Version ist, ist fuer den "Hausgebrauch" auch egal. Und Overdrive-Pedale halten ewig und drei Tage, die Technik ist quasi seit 20 Jahren ausgereift.

 

[Soulagent79]

Vor allem, wenn man bedenkt, dass der gute alte Tubescreamer früher 65 DM gekostet hat.
Ich kaufe generell keine teuren Effektgeräte, zumindest nicht, wenn es sich um die grundlegenden Effekte (Overdrive, Delay, Tremolo Flanger etc.) handelt,
weil ich finde, dass man für diese simplen Kisten nicht unnötig viel Geld ausgeben muss.
Bei Multieffekten ist das was anderes, da sind die billigen Treter, die versprechen alles zu können, meistens wirklich schlecht.

 

[DerZauberer]

Ich kaufe generell keine teuren Effektgeräte, zumindest nicht, wenn es sich um die grundlegenden Effekte (Overdrive, Delay, Tremolo Flanger etc.) handelt,
weil ich finde, dass man für diese simplen Kisten nicht unnötig viel Geld ausgeben muss.

Das ist witzig, hat sich bei mir etwas andersrum entwickelt - ich mag mein analoges teures Ibanez Delay wirklich und ziehe es allen digitalen Delays vor. Tremolos habe ich viele probiert, lande aber doch bei dem vom (Fender-)Amp als den fuer mich optimalen Sound (beim Reverb uebrigens auch). Ich gebe also gerade fuer die "immer verwendeten" Effekte gern mal mehr aus als fuer die, die ich nur "ab und an" mal brauche. Multieffektgeraete sind mir hingegen zu komplex, die nehme ich als Kopfhorer-oder-daheim-Loesungen her, da tut es dann auch billig...

Allein daran sieht man, wie unterschiedlich die Geschmaecker und vorlieben so sind - wirkt ja auch alles auf den Markt!