Hind
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Marshall SL-5 Slash Signature Combo - Quadratisch, praktisch, gut?
Ich will nicht lange damit zurückhalten: Slash war eines meiner großen Idole in der Jugend, seine Musik erst mit Guns N' Roses, dann Slash's Snakepit und Velvet Revolver, und jetzt schlicht als Solokünstler im Paket mit Myles Kennedy hat mich immer begleitet, begeistert und mir zu einem guten Stück die Gitarre als Instrument erst schmackhaft gemacht.
Da lag es natürlich nahe, dass der Anfang 2014 angekündigte Marshall Combo mit eingebautem "Appetite For Destruction" Sound auch meine Aufmerksamkeit weckte. Der Verstärker hat auf den einschlägigen Internetseiten und in den Bewertungsportalen einiger Händler bereits zahlreiche herausragende Reviews bekommen. Daher habe ich mich ohne vorherigen Test zu einem Blindkauf hinreißen lassen. Mal sehen, ob ich am Ende des Tests die ungezügelte Begeisterung teilen kann.
Anfangs ein Überblick über die Spezifikationen des Amps
2 Kanäle
2 Inputs (für "heiße"; und "kalte"; Pickups)
5 Watt (umschaltbar auf 1 Watt)
1 x 12" Celestion Vintage 30 Speaker
3-Band EQ mit separater Presence-Regelung
3 x ECC83 Vorstufenröhren
1 x EL 34 Endstufenröhren
Eingebauter digitaler Hall
Eingebauter Coolness-Faktor
Anschlussmöglichkeiten für 8 und 16 Ohm Lautsprecher
inkl. Fußschalter und Bedienungsanleitung
Maße: 50 cm x 50 cm x 30 cm (quadratisch, praktisch, gut)
Gewicht: ca. 23 kg
Preis: ca. 620 Euro (Streetprice)
Aufbau und Verarbeitung
Hebt man den Amp aus seiner Verpackung macht sich zunächst sein stattliches Gewicht von 23 Kilogramm bemerkbar. Hui, der ist schwerer als gedacht! Da man der Physik im Allgemeinen aber kein Schnippchen schlagen kann, soll das erst einmal kein Hindernis für großen Sound sein, sondern sich hierfür eher förderlich auswirken. Das gilt auch für die Abmessungen des Amps, der mit seinen 50 Zentimetern in Höhe und Breite in die Kategorie "quadratisch, praktisch, gut" fällt. Keine Frage, die Optik des Amps ist der Knaller! Marshall-typisch sieht das Äußere sehr britisch-elegant aus. Durch die Verwendung einer silberfarbenen Frontplatte anstelle des üblichen Goldlooks bekommt das Ganze ein sehr lässiges Erscheinungsbild. Slashs Signatur neben dem Standby/Off/On-Schalter tut ein Übriges um den Look stimmig abzurunden.
Apropos Standby/Off/On-Schalter: Wer aufmerksam mitgelesen hat, dem dürfte die seltsame Reihenfolge des Schalters aufgefallen sein. Das ist leider kein Schreibfehler sondern eine aus meiner Sicht sinnbefreite Reihenfolge, deren technischen Hintergrund ich mir nicht erklären kann. Von Standby über Off zu On? Das führt im Alltag dazu, dass der Schalter immer hektisch herumgerissen wird, wenn man von Standby auf On möchte oder umgekehrt. Ich frage mich, warum man erst die Röhrenheizspannung wegnehmen soll, um sie dann gleich wieder draufzugeben. Aus meiner Sicht kann ich mir nicht vorstellen, dass dies für die Bauteile und damit die Langlebigkeit des Amps förderlich ist. Ehrlich gesagt frage ich mich, wie diese Konstruktion es überhaupt durch die Produktentwicklungsabteilung bei Marshall geschafft hat. (Falls jemand hierfür eine plausible Begründung hat, bringt bitte Licht ins Dunkel!) Außerdem besitzt der Amp zwei Inputs, einmal für "heiße"; (Aktiv-)Pickups und für eher kalte Pickups mit wenig Windungen. In Ermangelung von heiß-gewickelten Tonabnehmern konnte ich die Wirkungsweise nicht testen, dass erscheint mir aber durchaus sinnvoll, falls die Funktion einwandfrei ist.
Auf der Rückseite des Amps findet man den Umschalter von 5 Watt auf 1 Watt Endstufenleistung, die Anschlüsse für 8 und 16 Ohm Lautsprecher, den Anschluss für das Kaltgerätekabel und die unmissverständliche Herkunftsbezeichnung "Made in China". Leider hat der Amp keinen Effektweg, der im Heimbetrieb natürlich weniger schwer ins Gewicht fällt, den Amp für den Live-Einsatz mit einer band aber doch arg einschränkt. Weiterer kleiner Kritikpunkt: Die Aufnahme des Kaltgerätekabels ist etwas fragil. Mir ist es beim Testen passiert, dass ich den Amp leicht gekippt habe um den Sound deutlicher zu hören und dabei das Kabel aus der Halterung gerutscht ist. Ergo war der Amp plötzlich stumm weil ohne Strom natürlich ausgeschaltet - ein echtes No-Go für Liveeinsätze. Hier helfen ggf. selbstverriegelnde Kaltgerätekabel (Danke an Gitarrero für den Tipp!) mit einer kleinen, eingebauten Zange, die sich im Erdungsleiter verankert. Mit 5 Euro Verkaufspreis sollte das eine ernsthafte Erwägung für alle Besitzer des kleinen Slash Combos sein.
Insgesamt hat der SL-5 somit eine solide Verarbeitung, der man seine chinesische Herkunft nicht anmerkt. Einige der kleinen Abstriche kann man leicht beheben (Stromanschluss), mit anderen wie dem unsäglichen Standby/Off/On-Schalter muss man leider lernen umzugehen.
Sound
Anfangs ein Blick auf meinen simplen Recording-Aufbau.
Im Gegensatz zum großen Bruder, dem Marshall AFD 100 Topteil, hat der Amp nicht zwei "heiße" Kanäle sondern einen Clean- und einen Overdrive-Kanal spendiert bekommen. Das erhöht natürlich unweigerlich den Praxisnutzen des Verstärkers. Unverzerrt zeigt sich gleich ein sehr kultivierter Clean-Sound, den man durch den digitalen Hall sehr kultiviert ausschmücken kann. Die Dynamik des Cleansounds ist sicher nicht vergleichbar mit Referenzen wie bspw. Mesa, Dörrer oder Dumble Amps, geht insgesamt aber sehr in Ordnung.
https://soundcloud.com/hind2k/clean-marshall-sl5-slash-soundsample/s-beeWD
Schaltet man hingegen in den Overdrive-Kanal geht die Sonne für den beinharten Slash-Fan auf. Binnen Sekunden hat man einen ziemlich authentischen Slash-Sound und das Intro von "Sweet Child O' Mine" perlt aus dem Celestion Speaker. Leider war es das auch, denn selbst mit extremen EQ-Settings bekommt man aus dem Slash Signature Combo keinen anderen brauchbaren Sound herausgekitzelt. Der Amp macht halt nur eine Sache (ein klassisches "One-Trick-Pony"), diese aber ziemlich überzeugend.
https://soundcloud.com/hind2k/paradise-city-intro-marshall-sl5-slash-soundsample/s-q10KK
https://soundcloud.com/hind2k/stones-riff-marshall-sl5-slash-soundsample/s-kccZm
https://soundcloud.com/hind2k/rhythm-dynamic-marshall-sl5-slash-soundsample/s-PTwm7
https://soundcloud.com/hind2k/crunchy-marshall-sl5-slash-soundsample/s-0b3E6
Ebenfalls überzeugend ist die Umschaltung von 5 Watt auf 1 Watt, die aus meiner Sicht ein deutlicher Zugewinn für den Amp als richtiger Übungsamp bei gemäßigter Lautstärke darstellt. Dennoch sollte man auch 1 Watt nicht unterschätzen. Dieses eine Watt kann bereits verdammt laut sein, sodass man im Sinne einer guten Beziehung zu den Nachbarn besser nicht um 1 Uhr nachts "Mr. Brownstone" beschwören sollte.
Soundmäßig hat sich im Verlauf des Tests allerdings eine seltsame Eigenheit des Amps offenbart: Wenn man ein, zwei Bass-Saiten klingen lässt und dazu die Diskantsaiten spielt, sackt das tonale Fundament irgendwie ab, die tiefen Frequenzen wabern ein wenig und kehren irgendwann wieder zurück. Ich empfand das anfangs weniger störend, jedoch im Verlauf des Spielens immer penetranter. Auf die Spitze treiben kann man das Phänomen, wenn man einen Looper klassisch vor den Eingang des Amps schaltet statt ihn in den Effektweg zu packen. Möchte man mit zurückgedrehtem Volume-Poti eine angecrunchte Akkordlinie als Backing Track anfüttern und dann mit voll aufgedrehtem Poti ein paar Licks oder Soli drüberspielen, endet das in einem tonalen Kauderwelsch. Weniger stark, aber leider immer noch deutlich zu vernehmen ist dieser Effekt bei drastischer Rücknahme des Gain-Levels. Schade, das bekommen andere Amps deutlich besser hin. Andererseits kann das daurchaus für den aeinen oder anderen genau DER Sound sein, den er vielleicht sucht!?
Insgesamt kann man dem Marshall SL-5 eine konstruktionsbedingt "große" Klangwirkung für einen Combo-Amp zusprechen, d. h. der Amp klingt lauter und voller, als es seine Größe erwarten lässt. Auf den ersten Blick bzw. Hinhörer macht er auch einen ziemlich guten Eindruck. Je mehr man allerdings in die Tiefe geht, desto mehr offenbaren sich einige gravierende Eigenheiten seines Sounds, der den Amp recht speziell macht und die man mögen muss, um Spaß mit dem Verstärker zu haben.
Fazit
Beim Marshall SL-5 Amp angeht bin ich etwas unentschlossen, ob er mir wirklich gefällt oder nicht. Ja, man bekommt damit wirklich 95% Slash-Sound hin. Ein dicker Pluspunkt! Und damit wurde auch das wichtigste Versprechen eingelöst. Aber nein, man bekommt kaum vernünftige Alternativsounds hin. Das Teil ist wirklich ein "One-Trick-Pony". Wenn man vielleicht ohnehin mehrere Amos nutzt, kann der Slash Combo eine gute Ergänzung sein, um den klassischen AFD-Sound zu kreieren. Insgesamt ist der Verstärker aber eher etwas für eingeschworene Slash-Fans und weniger etwas für stilistisch breiter aufgestellte Gitarristen, die einen voll klingenden Übungsamp für Schlafzimmer/Büro/Wohnzimmer suchen. Preis und Leistung gehen weitgehend in Ordnung, wobei man "Made in China" statt "Made in UK" bei der Beurteilung nicht ganz außen vor lassen sollte. Das Marshall AFD Topteil mit 100 Watt wurde noch in UK hergestellt und war mit einem Streetprice von 1300 Euro nicht in gänzlich anderen Preisregionen unterwegs.
Pro und Contra
+ authentischer Slash-Sound (Distortion)
+ ansprechende Clean-Sounds
+ digitaler Hall arbeitet überzeugend
+ tolle Optik
+ insgesamt solide Verarbeitung (mit Abstrichen → siehe unten)
+ große Klangwirkung für einen Combo-Amp, aber …
- … Abmessungen des Amps insgesamt ziemlich wuchtig
- kaum soundmäßige Variationsmöglichkeiten
- tonales "Absacken" sorgt für schlechte Trennung von Diskant- und Bass-Saiten
- kein eingebauter Effektweg
- sinnfreier Standby/Off/On-Schalter
- wackeliger Stromkabelanschluss (Einzelfall?)
- relativ teuer für "Made in China"
Vielen Dank für's Lesen. Ich freue mich über eure Erfahrungen mit dem Amp und/oder Feedback zu meinem Review!
Ich will nicht lange damit zurückhalten: Slash war eines meiner großen Idole in der Jugend, seine Musik erst mit Guns N' Roses, dann Slash's Snakepit und Velvet Revolver, und jetzt schlicht als Solokünstler im Paket mit Myles Kennedy hat mich immer begleitet, begeistert und mir zu einem guten Stück die Gitarre als Instrument erst schmackhaft gemacht.
Da lag es natürlich nahe, dass der Anfang 2014 angekündigte Marshall Combo mit eingebautem "Appetite For Destruction" Sound auch meine Aufmerksamkeit weckte. Der Verstärker hat auf den einschlägigen Internetseiten und in den Bewertungsportalen einiger Händler bereits zahlreiche herausragende Reviews bekommen. Daher habe ich mich ohne vorherigen Test zu einem Blindkauf hinreißen lassen. Mal sehen, ob ich am Ende des Tests die ungezügelte Begeisterung teilen kann.
Anfangs ein Überblick über die Spezifikationen des Amps
2 Kanäle
2 Inputs (für "heiße"; und "kalte"; Pickups)
5 Watt (umschaltbar auf 1 Watt)
1 x 12" Celestion Vintage 30 Speaker
3-Band EQ mit separater Presence-Regelung
3 x ECC83 Vorstufenröhren
1 x EL 34 Endstufenröhren
Eingebauter digitaler Hall
Eingebauter Coolness-Faktor
Anschlussmöglichkeiten für 8 und 16 Ohm Lautsprecher
inkl. Fußschalter und Bedienungsanleitung
Maße: 50 cm x 50 cm x 30 cm (quadratisch, praktisch, gut)
Gewicht: ca. 23 kg
Preis: ca. 620 Euro (Streetprice)
Aufbau und Verarbeitung
Hebt man den Amp aus seiner Verpackung macht sich zunächst sein stattliches Gewicht von 23 Kilogramm bemerkbar. Hui, der ist schwerer als gedacht! Da man der Physik im Allgemeinen aber kein Schnippchen schlagen kann, soll das erst einmal kein Hindernis für großen Sound sein, sondern sich hierfür eher förderlich auswirken. Das gilt auch für die Abmessungen des Amps, der mit seinen 50 Zentimetern in Höhe und Breite in die Kategorie "quadratisch, praktisch, gut" fällt. Keine Frage, die Optik des Amps ist der Knaller! Marshall-typisch sieht das Äußere sehr britisch-elegant aus. Durch die Verwendung einer silberfarbenen Frontplatte anstelle des üblichen Goldlooks bekommt das Ganze ein sehr lässiges Erscheinungsbild. Slashs Signatur neben dem Standby/Off/On-Schalter tut ein Übriges um den Look stimmig abzurunden.
Apropos Standby/Off/On-Schalter: Wer aufmerksam mitgelesen hat, dem dürfte die seltsame Reihenfolge des Schalters aufgefallen sein. Das ist leider kein Schreibfehler sondern eine aus meiner Sicht sinnbefreite Reihenfolge, deren technischen Hintergrund ich mir nicht erklären kann. Von Standby über Off zu On? Das führt im Alltag dazu, dass der Schalter immer hektisch herumgerissen wird, wenn man von Standby auf On möchte oder umgekehrt. Ich frage mich, warum man erst die Röhrenheizspannung wegnehmen soll, um sie dann gleich wieder draufzugeben. Aus meiner Sicht kann ich mir nicht vorstellen, dass dies für die Bauteile und damit die Langlebigkeit des Amps förderlich ist. Ehrlich gesagt frage ich mich, wie diese Konstruktion es überhaupt durch die Produktentwicklungsabteilung bei Marshall geschafft hat. (Falls jemand hierfür eine plausible Begründung hat, bringt bitte Licht ins Dunkel!) Außerdem besitzt der Amp zwei Inputs, einmal für "heiße"; (Aktiv-)Pickups und für eher kalte Pickups mit wenig Windungen. In Ermangelung von heiß-gewickelten Tonabnehmern konnte ich die Wirkungsweise nicht testen, dass erscheint mir aber durchaus sinnvoll, falls die Funktion einwandfrei ist.
Auf der Rückseite des Amps findet man den Umschalter von 5 Watt auf 1 Watt Endstufenleistung, die Anschlüsse für 8 und 16 Ohm Lautsprecher, den Anschluss für das Kaltgerätekabel und die unmissverständliche Herkunftsbezeichnung "Made in China". Leider hat der Amp keinen Effektweg, der im Heimbetrieb natürlich weniger schwer ins Gewicht fällt, den Amp für den Live-Einsatz mit einer band aber doch arg einschränkt. Weiterer kleiner Kritikpunkt: Die Aufnahme des Kaltgerätekabels ist etwas fragil. Mir ist es beim Testen passiert, dass ich den Amp leicht gekippt habe um den Sound deutlicher zu hören und dabei das Kabel aus der Halterung gerutscht ist. Ergo war der Amp plötzlich stumm weil ohne Strom natürlich ausgeschaltet - ein echtes No-Go für Liveeinsätze. Hier helfen ggf. selbstverriegelnde Kaltgerätekabel (Danke an Gitarrero für den Tipp!) mit einer kleinen, eingebauten Zange, die sich im Erdungsleiter verankert. Mit 5 Euro Verkaufspreis sollte das eine ernsthafte Erwägung für alle Besitzer des kleinen Slash Combos sein.
Insgesamt hat der SL-5 somit eine solide Verarbeitung, der man seine chinesische Herkunft nicht anmerkt. Einige der kleinen Abstriche kann man leicht beheben (Stromanschluss), mit anderen wie dem unsäglichen Standby/Off/On-Schalter muss man leider lernen umzugehen.
Sound
Anfangs ein Blick auf meinen simplen Recording-Aufbau.
Im Gegensatz zum großen Bruder, dem Marshall AFD 100 Topteil, hat der Amp nicht zwei "heiße" Kanäle sondern einen Clean- und einen Overdrive-Kanal spendiert bekommen. Das erhöht natürlich unweigerlich den Praxisnutzen des Verstärkers. Unverzerrt zeigt sich gleich ein sehr kultivierter Clean-Sound, den man durch den digitalen Hall sehr kultiviert ausschmücken kann. Die Dynamik des Cleansounds ist sicher nicht vergleichbar mit Referenzen wie bspw. Mesa, Dörrer oder Dumble Amps, geht insgesamt aber sehr in Ordnung.
https://soundcloud.com/hind2k/clean-marshall-sl5-slash-soundsample/s-beeWD
Schaltet man hingegen in den Overdrive-Kanal geht die Sonne für den beinharten Slash-Fan auf. Binnen Sekunden hat man einen ziemlich authentischen Slash-Sound und das Intro von "Sweet Child O' Mine" perlt aus dem Celestion Speaker. Leider war es das auch, denn selbst mit extremen EQ-Settings bekommt man aus dem Slash Signature Combo keinen anderen brauchbaren Sound herausgekitzelt. Der Amp macht halt nur eine Sache (ein klassisches "One-Trick-Pony"), diese aber ziemlich überzeugend.
https://soundcloud.com/hind2k/paradise-city-intro-marshall-sl5-slash-soundsample/s-q10KK
https://soundcloud.com/hind2k/stones-riff-marshall-sl5-slash-soundsample/s-kccZm
https://soundcloud.com/hind2k/rhythm-dynamic-marshall-sl5-slash-soundsample/s-PTwm7
https://soundcloud.com/hind2k/crunchy-marshall-sl5-slash-soundsample/s-0b3E6
Ebenfalls überzeugend ist die Umschaltung von 5 Watt auf 1 Watt, die aus meiner Sicht ein deutlicher Zugewinn für den Amp als richtiger Übungsamp bei gemäßigter Lautstärke darstellt. Dennoch sollte man auch 1 Watt nicht unterschätzen. Dieses eine Watt kann bereits verdammt laut sein, sodass man im Sinne einer guten Beziehung zu den Nachbarn besser nicht um 1 Uhr nachts "Mr. Brownstone" beschwören sollte.
Soundmäßig hat sich im Verlauf des Tests allerdings eine seltsame Eigenheit des Amps offenbart: Wenn man ein, zwei Bass-Saiten klingen lässt und dazu die Diskantsaiten spielt, sackt das tonale Fundament irgendwie ab, die tiefen Frequenzen wabern ein wenig und kehren irgendwann wieder zurück. Ich empfand das anfangs weniger störend, jedoch im Verlauf des Spielens immer penetranter. Auf die Spitze treiben kann man das Phänomen, wenn man einen Looper klassisch vor den Eingang des Amps schaltet statt ihn in den Effektweg zu packen. Möchte man mit zurückgedrehtem Volume-Poti eine angecrunchte Akkordlinie als Backing Track anfüttern und dann mit voll aufgedrehtem Poti ein paar Licks oder Soli drüberspielen, endet das in einem tonalen Kauderwelsch. Weniger stark, aber leider immer noch deutlich zu vernehmen ist dieser Effekt bei drastischer Rücknahme des Gain-Levels. Schade, das bekommen andere Amps deutlich besser hin. Andererseits kann das daurchaus für den aeinen oder anderen genau DER Sound sein, den er vielleicht sucht!?
Insgesamt kann man dem Marshall SL-5 eine konstruktionsbedingt "große" Klangwirkung für einen Combo-Amp zusprechen, d. h. der Amp klingt lauter und voller, als es seine Größe erwarten lässt. Auf den ersten Blick bzw. Hinhörer macht er auch einen ziemlich guten Eindruck. Je mehr man allerdings in die Tiefe geht, desto mehr offenbaren sich einige gravierende Eigenheiten seines Sounds, der den Amp recht speziell macht und die man mögen muss, um Spaß mit dem Verstärker zu haben.
Fazit
Beim Marshall SL-5 Amp angeht bin ich etwas unentschlossen, ob er mir wirklich gefällt oder nicht. Ja, man bekommt damit wirklich 95% Slash-Sound hin. Ein dicker Pluspunkt! Und damit wurde auch das wichtigste Versprechen eingelöst. Aber nein, man bekommt kaum vernünftige Alternativsounds hin. Das Teil ist wirklich ein "One-Trick-Pony". Wenn man vielleicht ohnehin mehrere Amos nutzt, kann der Slash Combo eine gute Ergänzung sein, um den klassischen AFD-Sound zu kreieren. Insgesamt ist der Verstärker aber eher etwas für eingeschworene Slash-Fans und weniger etwas für stilistisch breiter aufgestellte Gitarristen, die einen voll klingenden Übungsamp für Schlafzimmer/Büro/Wohnzimmer suchen. Preis und Leistung gehen weitgehend in Ordnung, wobei man "Made in China" statt "Made in UK" bei der Beurteilung nicht ganz außen vor lassen sollte. Das Marshall AFD Topteil mit 100 Watt wurde noch in UK hergestellt und war mit einem Streetprice von 1300 Euro nicht in gänzlich anderen Preisregionen unterwegs.
Pro und Contra
+ authentischer Slash-Sound (Distortion)
+ ansprechende Clean-Sounds
+ digitaler Hall arbeitet überzeugend
+ tolle Optik
+ insgesamt solide Verarbeitung (mit Abstrichen → siehe unten)
+ große Klangwirkung für einen Combo-Amp, aber …
- … Abmessungen des Amps insgesamt ziemlich wuchtig
- kaum soundmäßige Variationsmöglichkeiten
- tonales "Absacken" sorgt für schlechte Trennung von Diskant- und Bass-Saiten
- kein eingebauter Effektweg
- sinnfreier Standby/Off/On-Schalter
- wackeliger Stromkabelanschluss (Einzelfall?)
- relativ teuer für "Made in China"
Vielen Dank für's Lesen. Ich freue mich über eure Erfahrungen mit dem Amp und/oder Feedback zu meinem Review!
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