Goschenhobel
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Vorgeschichte: warum gerade die?
Meine Gitarrenlaufbahn begann vor rund 40 Jahren mit einer kleinformatigen Schülergitarre, der Hohner HG 01 "Contessa". Inzwischen sind viele Jahre vergangen, meine Contessa gibt's leider nicht mehr, andere Gitarren und einige andere Instrumente sind in mein Leben getreten.
Nachdem sich mein Sohn vor ein paar Jahren meine Ovation angeeignet hat, regte sich seit einiger Zeit bei mir der Wunsch, auch wieder eine kleine, handliche Stahlsaiten-Gitarre im Haus zu haben. Dabei haben mich die Folk- oder Parlor-Größen begeistert. Immer wieder mal habe ich im Internet nach der Epiphone EL-00 und der Fender Ron Emory Loyalty und ähnlichen Modellen gestöbert, konnte mich aber nicht so recht zum Kauf durchringen.
Als ich vor wenigen Tagen mal wieder in Sachen Folk-Gitarre herumsurfte, stieß ich auf die nagelneue Legacy-Serie von Framus. Die Modelle gibt es als Dreadnought, Folk, Parlor und Grand Auditorium, mit oder ohne Tonabnehmer, mit oder ohne Cutaway, und zwar entweder komplett aus Mahagoni, oder – wie beim hier vorgestellten Instrument – mit Grade A Sitka-Fichtendecke.
Klar hatte ich im Hinterkopf, dass die Firmengeschichte dieser traditionellen, deutschen Gitarrenschmiede nicht ganz ungebrochen ist. Framus gehört zu Warwick, und der Firmensitz ist heute nicht mehr in Bubenreuth, sondern in Markneukirchen. Aber was auf der Framus-Homepage über die Ansprüche bei Hölzern, Lacken, Bio-Verträglichkeit und Verarbeitungen zu lesen ist, gefällt mir gut. Außerdem habe ich mich darüber gefreut, unter so vielen No-Name-Anbietern von akustischen Gitarren auch wieder die Markenfirma aus Süd(ost)deutschland zu sehen.
Auch wenn die Framus inkl. Fishman Isys+ -Tonabnehmersystem etwas teurer ist als die oben genannten vergleichbaren Modelle, entschloss ich mich ohne langes Zögern zum Kauf. Heute kam sie hier an, und so sieht sie aus:
Erstmal auspacken!
Die FP-14 SVE kommt im trapezförmigen Karton daher.
Im Inneren des Kartons ist das Instrument sicher eingepackt; der Verpackungsmüll beschränkt sich auf das Nötigste.
Der Hals ist separat durch Wellpappe geschützt.
Ein wenig Kunststoff-Schaumfolie umhüllt das ganze Instrument.
Zwischen den Saiten steckt eine kleine Geburtsurkunde: mein Instrument wurde Ende November 2014 hergestellt.
Jetzt noch die Schutzfolie vom Schlagschutz entfernt – fertig!
Mit dabei sind noch ein Inbus-Schlüssel für den Tross-Rod und ein extra Saiten-Pin. Schön, kann ja immer mal was verloren gehen. Eine kleine Anleitung für den Spannstab und eine Bedienungsanleitung für den Fishman Isys+ (beides auf Englisch) liegt bei.
Erster Eindruck
Da liegt sie nun also vor mir: meine erste neue Gitarre seit vielen Jahren. Schön! Das Instrument gefällt mir gut. Die Parlor-Größe, die man ja von den Internet-Bildern her nicht wirklich abschätzen kann, kommt mir entgegen, auch die Proportionen passen gut.
Die massive Sitka-Decke ist schön und gleichmäßig, leicht gelblich getönt ("tinted"), was ganz gut zu dem "Wildcat"-Muster auf dem Schlagschutz passt. Auch der Mahagoni-Korpus (laminiertes Holz) ist gleichmäßig und am Boden schön gespiegelt.
Gewundert hat mich, dass das Instrument – abgesehen vom mattlackierten Hals - im High Polished Finish daherkam. Erwartet hatte ich ein Satin-Finish. Beide Varianten werden vom Hersteller angeboten – im Nachhinein fiel mir auf, dass im Angebot des Online-Händlers gar keine Angaben zum Finish gestanden hatten. Kein Problem, höchstes mein Bedenken, dass ich noch ein wenig sorgfältiger mit dem Instrument umgehen muss.
Anders als erwartet, sind die Korpus- und Halsbindings nicht aus weißem Kunststoff (wie auf den wenigen bisher im Netz verfügbaren Bildern zu sehen), sondern aus dunkelrotem, mit einzelnen Flittern versetzten Zelluloid. Auch das kein Nachteil, sieht wertiger aus als erwartet.
Interessiert hätte mich, wo die Gitarre hergestellt wurde. Dem Etikett ist das leider nicht zu entnehmen (Serien-Nummer hier teilweise von mir gelöscht. Die "1411" am Anfang steht vermutlich für das Herstellungsdatum November 2014). Ich hab mal bei Warwick nachgefragt und warte noch auf Antwort. Ergänze ich, falls ich etwas drüber erfahre.
Das Instrument kam mit entspannten Saiten hier an – das war gleich eine Gelegenheit, das eingebaute Stimmgerät mal auszuprobieren. Das funktioniert ganz gut. Allerdings hat der "grüne Bereich" doch gewisse Toleranzen – ich stimme dann doch lieber noch ein wenig nach, damit das Instrument "in sich" stimmt. Ich hab mich aber jetzt nicht näher mit den Toleranzen befasst.
Ein paar kleine Schrammen – oder sagen wir mal: leichte Druckstreifen – aus der Werkstatt sowie ein wenig Holzmasse am Hals-Korpus-Übergang und leichte Leimspuren am Kopf neben dem Knochensattel fallen beim genaueren Hinsehen aus. Obwohl ich durchaus pingelig sein kann, ist das alles aber nicht gravierend und trübt meine Freude am Instrument keineswegs.
Gefühlt ist das Instrument schwerer als vermutet; das ist vermutlich aber vor allem dem Tonabnehmersystem samt 9V-Block geschuldet.
Eckdaten
Bevor wir ins Detail gehen, gibt's erst einmal die amtlichen Daten. Quelle: Eigene Recherchen und Produktseite bei Framus: Klick!
Mensur: 628 mm, Länge: 978 mm, Korpus, breiteste Stelle: 357 mm
Gewicht (mit Tonabnehmer und Batterie, laut Personenwaage): ca. 1900 g
Decke: massive Sitka-Fichte der Klasse "A"
Boden und Zargen: Mahagoni, laminiert
Einfassung: dreilagiges Binding der Decke, einfaches Binding an Hals und Boden
Rosette: zwei schmale Streifen aus Mahagoni und Abalone
Brücke: Sonokeling (ostindisches Palisander)
Stegeinlage: Knochen, längenkompensiert
Hals: Mahagoni, C - Profil, mit Halsstab, seidenmatt poliert
Sattel: Knochen, Breite 45 mm
Bünde: 18, medium
Mechaniken: offen; Metallwirbel in "Pilzform", Übersetzung 15:1
Kopfplatte: mit Palisanderauflage, Framus Logo aus Perlmutt
Griffbrett: Sonokeling (ostindisches Palisander)
Griffbretteinlagen: Perlmutteinlagen am 3., 5., 7., 9., 12., 15. und 17. Bund
Lagenmarkierung: Punkteinlagen am 3., 5., 7., 9., 12., 15. und 17. Bund
Elektronik: Preamp Fishman Isys+ inkl. Tuner
Pickup: Sonicore
Saiten: Cleartone Acoustic EMP 012 - 053 (7412)
Oberfläche: Vintage High Polish Natural Tinted
Spielgefühl
Nach dem Stimmen also nun die ersten Versuche. Zuletzt hatte ich eher Konzert- als Westerngitarre gespielt. Nun war ich gespannt, ob meine dicken Finger noch mit der schmalen Halsbreite klarkommen. Nach den ersten Akkorden sehe ich hier keine Schwierigkeiten. An die Stahlsaiten muss ich mich wieder gewöhnen.
Das Instrument liegt gut in der Hand; das gilt besonders auch für den Hals mit "C"-Querschnitt. Der Klang ist gefühlt schön und rund – die kleinere Korpusgröße fällt in meiner Eigenwahrnehmung nicht ins Gewicht.
Alle Proportionen passen für mich, der haptische Eindruck stimmt. Alles gut.
Saiten und Steg
Die Saitenlage ist für meine Begriffe gut – die Saiten lassen sich leicht niederdrücken. Anfangs brummte die G-Saite ein wenig. Das ließ sich aber beheben, indem ich die Saite noch einmal lockerte, kurz von der Stegeinlage abhob, wieder auflegte und die Saite dann wieder stimmte.
Der Knochensteg ist mehrfach kompensiert: er liegt etwas schräg in der Brücke, auch das Profil verläuft von der E- bis zur g-Saite leicht schräg. Die g-Saite ist dann wieder ganz zurückgesetzt, die hohe e-Saite liegt vorne auf der Stegeinlage auf. Macht für mich Sinn.
Kopf und Mechaniken
Die klassische Folk-Gitarren-Kopfform ist optisch gelungen. Das Framus-Logo ist in Perlmutt eingelegt. Die Metallmechaniken sind blumig graviert, die pilzförmigen Metallwirbel fühlen sich wertig an.
Die tiefe E-Saite ist ein bisschen großzügig aufgewickelt, so dass sie nicht ganz symmetrisch zur hohen e-Saite verläuft. Das mache ich dann beim ersten Saitenwechsel schöner…
Vorne ist auf die Kopfplatte ein etwas dunkleres Palisander-Furnier aufgelegt. Alles soweit sauber gemacht, bis auf die schon erwähnten leichten Leimspuren auf einer Seite neben dem Sattel.
EDIT: wie in den untenstehenden Hinweisen richtig bemerkt, bestehen die Wellen aus Kunststoff, nicht - wie man das von anderen Folk-Gitarren mit durchbrochener Kopfplatte kennt - aus Metall. Mmh - ob das einen tieferen Sinn hat (vielleicht rutschen die Saiten beim Aufziehen nicht so leicht durch?) oder ob andere Überlegungen dahinterstehen, weiß ich auch nicht. Werde mal drauf achten, ob das langfristig evtl. Nachteile bringt (Verschleiß?). Danke für eure Hinweise!
Gurtpins
Ab Werk sind zwei klassische, unauffällige Metallpins angeschraubt: eins am Zargenende, das andere um unteren Ende des Halsstocks. Zwischen Holz und Pin befindet sich eine Filzscheibe.
Die Position des Gurtpins am Halsansatz gefällt mir gut, dadurch kann man mit der linken Hand frei agieren. Könnte allerdings sein, dass das Instrument ohne Tonabnehmer und Batterie in dieser Position etwas kopflastig ist.
Tonabnehmer
Ab Werk ist die FP-14 SVE mit dem Fishman Isys+ ausgestattet: eingebautes Stimmgerät, Lautstärke sowie Höhen und Bässe lassen sich regeln (und das wirkt sich tatsächlich auch im Verstärkerbetrieb hörbar auf die Klangfarbe aus).
Ich frage mich allerdings, warum das Bedienfeld samt Beschriftung nicht einfach parallel zu den Zargen eingebaut wurde. So muss man – besonders bei Benutzung des eingebauten Stimmgerätes – immer irgendwie "um die Ecke" schauen. Soweit ich nachmessen konnte, liegen die Bohrlöcher jeweils knapp 45 mm auseinander. Vermutlich könnte man das Ganze wohl auch drehen, aber ich will nicht gleich am neuen Instrument herumschrauben.
Ein Phasenschalter soll den Bass unterstützen und Feedback verhindern. Konnte ich alleine nicht wirklich ausprobieren – zumal auch der Roland AC-40 über eine Feedback-Korrektur verfügt.
Die Klinkenbuchse (6,3 mm) ist ins Batteriefach integriert, das unterhalb des Gurtpins in die Zarge eingelassen ist. Darin befindet sich ab Werk bereits ein 9V-Block, der laut Herstellerangaben ca. 110 Betriebsstunden durchhalten soll. Die Elektronik schaltet sich beim Einstöpseln ein (was durch kurzes Aufleuchten der Batterieanzeige am Bedienfeld signalisiert wird), beim Ausstöpseln wieder aus. Aber ich denke, das ist heutzutage Standard. Wenn die Batterie schwächelt, leuchtet die Batterie-LED dauerhaft.
Den Tonabnehmer habe ich bei mir im Hobbykeller mit meinem Roland AC-40 ausprobiert. Alles funktioniert, wie es soll – der Klang hat mir gut gefallen.
Pro und Kontra
+ schöne Fichtendecke, ansprechende Holzqualität und Lackqualität
+ gute Bespielbarkeit
+ gefälliger Klang
+ eingebauter Tonabnehmer
- Kleine Nachlässigkeiten bei der Verarbeitung
- Bässe gefühlt etwas leise (im Akustikbetrieb)
Gesamteindruck und Fazit
Für mich ist die FP-14 SVE VNT Parlor Legacy eine schöne, alltagstaugliche Gitarre, die durchaus an die Framus Akustik-Gitarren-Klassiker aus früheren Jahren anknüpfen kann. Ich bin mit der Anschaffung sehr zufrieden.
Für knapp 400 Euro gibt's eine gut spielbare, ansprechende Parlor-Gitarre mit nur wenigen leichten Nachlässigkeiten bei der Verarbeitung. Der Fishman-Tonabnehmer ermöglicht es, das Instrument auch mit Verstärker zu betreiben.
In ihrer Klasse liegt die FP-14 SVE im oberen Preisbereich, verglichen mit ähnlichen Modellen von Markenanbietern wie Epiphone, Fender etc.
Ich freu mich auf hoffentlich viele Jahre mit Musik bei Gigs, Folktreffen, Familienfesten oder einfach daheim im Wohnzimmer!
Soundfiles
Ich werde versuchen, in einigen Tagen hier mal eine Hörprobe bereitzustellen. Ich melde mich dann wieder, bin aber noch nicht ganz soweit…
Schluss
Das ist mein erstes Review hier. Vieles ist subjektiv (wie so oft) – eher ein persönlicher Eindruck als eine objektive "Qualitätskontrolle". Vielleicht habe ich manches, was euch interessiert, nicht bedacht. Fragt einfach nach!
Vor allem hoffe ich aber, dass die Bilder aussagekräftig geworden sind. Davon gibt es derzeit (Januar 2015) noch kaum welche im Internet – dieses Instrument ist topaktuell. Ich freu mich über eure Kommentare und Rückmeldungen!
Meine Gitarrenlaufbahn begann vor rund 40 Jahren mit einer kleinformatigen Schülergitarre, der Hohner HG 01 "Contessa". Inzwischen sind viele Jahre vergangen, meine Contessa gibt's leider nicht mehr, andere Gitarren und einige andere Instrumente sind in mein Leben getreten.
Nachdem sich mein Sohn vor ein paar Jahren meine Ovation angeeignet hat, regte sich seit einiger Zeit bei mir der Wunsch, auch wieder eine kleine, handliche Stahlsaiten-Gitarre im Haus zu haben. Dabei haben mich die Folk- oder Parlor-Größen begeistert. Immer wieder mal habe ich im Internet nach der Epiphone EL-00 und der Fender Ron Emory Loyalty und ähnlichen Modellen gestöbert, konnte mich aber nicht so recht zum Kauf durchringen.
Als ich vor wenigen Tagen mal wieder in Sachen Folk-Gitarre herumsurfte, stieß ich auf die nagelneue Legacy-Serie von Framus. Die Modelle gibt es als Dreadnought, Folk, Parlor und Grand Auditorium, mit oder ohne Tonabnehmer, mit oder ohne Cutaway, und zwar entweder komplett aus Mahagoni, oder – wie beim hier vorgestellten Instrument – mit Grade A Sitka-Fichtendecke.
Klar hatte ich im Hinterkopf, dass die Firmengeschichte dieser traditionellen, deutschen Gitarrenschmiede nicht ganz ungebrochen ist. Framus gehört zu Warwick, und der Firmensitz ist heute nicht mehr in Bubenreuth, sondern in Markneukirchen. Aber was auf der Framus-Homepage über die Ansprüche bei Hölzern, Lacken, Bio-Verträglichkeit und Verarbeitungen zu lesen ist, gefällt mir gut. Außerdem habe ich mich darüber gefreut, unter so vielen No-Name-Anbietern von akustischen Gitarren auch wieder die Markenfirma aus Süd(ost)deutschland zu sehen.
Auch wenn die Framus inkl. Fishman Isys+ -Tonabnehmersystem etwas teurer ist als die oben genannten vergleichbaren Modelle, entschloss ich mich ohne langes Zögern zum Kauf. Heute kam sie hier an, und so sieht sie aus:
Erstmal auspacken!
Die FP-14 SVE kommt im trapezförmigen Karton daher.
Im Inneren des Kartons ist das Instrument sicher eingepackt; der Verpackungsmüll beschränkt sich auf das Nötigste.
Der Hals ist separat durch Wellpappe geschützt.
Ein wenig Kunststoff-Schaumfolie umhüllt das ganze Instrument.
Zwischen den Saiten steckt eine kleine Geburtsurkunde: mein Instrument wurde Ende November 2014 hergestellt.
Jetzt noch die Schutzfolie vom Schlagschutz entfernt – fertig!
Mit dabei sind noch ein Inbus-Schlüssel für den Tross-Rod und ein extra Saiten-Pin. Schön, kann ja immer mal was verloren gehen. Eine kleine Anleitung für den Spannstab und eine Bedienungsanleitung für den Fishman Isys+ (beides auf Englisch) liegt bei.
Erster Eindruck
Da liegt sie nun also vor mir: meine erste neue Gitarre seit vielen Jahren. Schön! Das Instrument gefällt mir gut. Die Parlor-Größe, die man ja von den Internet-Bildern her nicht wirklich abschätzen kann, kommt mir entgegen, auch die Proportionen passen gut.
Die massive Sitka-Decke ist schön und gleichmäßig, leicht gelblich getönt ("tinted"), was ganz gut zu dem "Wildcat"-Muster auf dem Schlagschutz passt. Auch der Mahagoni-Korpus (laminiertes Holz) ist gleichmäßig und am Boden schön gespiegelt.
Gewundert hat mich, dass das Instrument – abgesehen vom mattlackierten Hals - im High Polished Finish daherkam. Erwartet hatte ich ein Satin-Finish. Beide Varianten werden vom Hersteller angeboten – im Nachhinein fiel mir auf, dass im Angebot des Online-Händlers gar keine Angaben zum Finish gestanden hatten. Kein Problem, höchstes mein Bedenken, dass ich noch ein wenig sorgfältiger mit dem Instrument umgehen muss.
Anders als erwartet, sind die Korpus- und Halsbindings nicht aus weißem Kunststoff (wie auf den wenigen bisher im Netz verfügbaren Bildern zu sehen), sondern aus dunkelrotem, mit einzelnen Flittern versetzten Zelluloid. Auch das kein Nachteil, sieht wertiger aus als erwartet.
Interessiert hätte mich, wo die Gitarre hergestellt wurde. Dem Etikett ist das leider nicht zu entnehmen (Serien-Nummer hier teilweise von mir gelöscht. Die "1411" am Anfang steht vermutlich für das Herstellungsdatum November 2014). Ich hab mal bei Warwick nachgefragt und warte noch auf Antwort. Ergänze ich, falls ich etwas drüber erfahre.
Das Instrument kam mit entspannten Saiten hier an – das war gleich eine Gelegenheit, das eingebaute Stimmgerät mal auszuprobieren. Das funktioniert ganz gut. Allerdings hat der "grüne Bereich" doch gewisse Toleranzen – ich stimme dann doch lieber noch ein wenig nach, damit das Instrument "in sich" stimmt. Ich hab mich aber jetzt nicht näher mit den Toleranzen befasst.
Ein paar kleine Schrammen – oder sagen wir mal: leichte Druckstreifen – aus der Werkstatt sowie ein wenig Holzmasse am Hals-Korpus-Übergang und leichte Leimspuren am Kopf neben dem Knochensattel fallen beim genaueren Hinsehen aus. Obwohl ich durchaus pingelig sein kann, ist das alles aber nicht gravierend und trübt meine Freude am Instrument keineswegs.
Gefühlt ist das Instrument schwerer als vermutet; das ist vermutlich aber vor allem dem Tonabnehmersystem samt 9V-Block geschuldet.
Eckdaten
Bevor wir ins Detail gehen, gibt's erst einmal die amtlichen Daten. Quelle: Eigene Recherchen und Produktseite bei Framus: Klick!
Mensur: 628 mm, Länge: 978 mm, Korpus, breiteste Stelle: 357 mm
Gewicht (mit Tonabnehmer und Batterie, laut Personenwaage): ca. 1900 g
Decke: massive Sitka-Fichte der Klasse "A"
Boden und Zargen: Mahagoni, laminiert
Einfassung: dreilagiges Binding der Decke, einfaches Binding an Hals und Boden
Rosette: zwei schmale Streifen aus Mahagoni und Abalone
Brücke: Sonokeling (ostindisches Palisander)
Stegeinlage: Knochen, längenkompensiert
Hals: Mahagoni, C - Profil, mit Halsstab, seidenmatt poliert
Sattel: Knochen, Breite 45 mm
Bünde: 18, medium
Mechaniken: offen; Metallwirbel in "Pilzform", Übersetzung 15:1
Kopfplatte: mit Palisanderauflage, Framus Logo aus Perlmutt
Griffbrett: Sonokeling (ostindisches Palisander)
Griffbretteinlagen: Perlmutteinlagen am 3., 5., 7., 9., 12., 15. und 17. Bund
Lagenmarkierung: Punkteinlagen am 3., 5., 7., 9., 12., 15. und 17. Bund
Elektronik: Preamp Fishman Isys+ inkl. Tuner
Pickup: Sonicore
Saiten: Cleartone Acoustic EMP 012 - 053 (7412)
Oberfläche: Vintage High Polish Natural Tinted
Spielgefühl
Nach dem Stimmen also nun die ersten Versuche. Zuletzt hatte ich eher Konzert- als Westerngitarre gespielt. Nun war ich gespannt, ob meine dicken Finger noch mit der schmalen Halsbreite klarkommen. Nach den ersten Akkorden sehe ich hier keine Schwierigkeiten. An die Stahlsaiten muss ich mich wieder gewöhnen.
Das Instrument liegt gut in der Hand; das gilt besonders auch für den Hals mit "C"-Querschnitt. Der Klang ist gefühlt schön und rund – die kleinere Korpusgröße fällt in meiner Eigenwahrnehmung nicht ins Gewicht.
Alle Proportionen passen für mich, der haptische Eindruck stimmt. Alles gut.
Saiten und Steg
Die Saitenlage ist für meine Begriffe gut – die Saiten lassen sich leicht niederdrücken. Anfangs brummte die G-Saite ein wenig. Das ließ sich aber beheben, indem ich die Saite noch einmal lockerte, kurz von der Stegeinlage abhob, wieder auflegte und die Saite dann wieder stimmte.
Der Knochensteg ist mehrfach kompensiert: er liegt etwas schräg in der Brücke, auch das Profil verläuft von der E- bis zur g-Saite leicht schräg. Die g-Saite ist dann wieder ganz zurückgesetzt, die hohe e-Saite liegt vorne auf der Stegeinlage auf. Macht für mich Sinn.
Kopf und Mechaniken
Die klassische Folk-Gitarren-Kopfform ist optisch gelungen. Das Framus-Logo ist in Perlmutt eingelegt. Die Metallmechaniken sind blumig graviert, die pilzförmigen Metallwirbel fühlen sich wertig an.
Die tiefe E-Saite ist ein bisschen großzügig aufgewickelt, so dass sie nicht ganz symmetrisch zur hohen e-Saite verläuft. Das mache ich dann beim ersten Saitenwechsel schöner…
Vorne ist auf die Kopfplatte ein etwas dunkleres Palisander-Furnier aufgelegt. Alles soweit sauber gemacht, bis auf die schon erwähnten leichten Leimspuren auf einer Seite neben dem Sattel.
EDIT: wie in den untenstehenden Hinweisen richtig bemerkt, bestehen die Wellen aus Kunststoff, nicht - wie man das von anderen Folk-Gitarren mit durchbrochener Kopfplatte kennt - aus Metall. Mmh - ob das einen tieferen Sinn hat (vielleicht rutschen die Saiten beim Aufziehen nicht so leicht durch?) oder ob andere Überlegungen dahinterstehen, weiß ich auch nicht. Werde mal drauf achten, ob das langfristig evtl. Nachteile bringt (Verschleiß?). Danke für eure Hinweise!
Gurtpins
Ab Werk sind zwei klassische, unauffällige Metallpins angeschraubt: eins am Zargenende, das andere um unteren Ende des Halsstocks. Zwischen Holz und Pin befindet sich eine Filzscheibe.
Die Position des Gurtpins am Halsansatz gefällt mir gut, dadurch kann man mit der linken Hand frei agieren. Könnte allerdings sein, dass das Instrument ohne Tonabnehmer und Batterie in dieser Position etwas kopflastig ist.
Tonabnehmer
Ab Werk ist die FP-14 SVE mit dem Fishman Isys+ ausgestattet: eingebautes Stimmgerät, Lautstärke sowie Höhen und Bässe lassen sich regeln (und das wirkt sich tatsächlich auch im Verstärkerbetrieb hörbar auf die Klangfarbe aus).
Ich frage mich allerdings, warum das Bedienfeld samt Beschriftung nicht einfach parallel zu den Zargen eingebaut wurde. So muss man – besonders bei Benutzung des eingebauten Stimmgerätes – immer irgendwie "um die Ecke" schauen. Soweit ich nachmessen konnte, liegen die Bohrlöcher jeweils knapp 45 mm auseinander. Vermutlich könnte man das Ganze wohl auch drehen, aber ich will nicht gleich am neuen Instrument herumschrauben.
Ein Phasenschalter soll den Bass unterstützen und Feedback verhindern. Konnte ich alleine nicht wirklich ausprobieren – zumal auch der Roland AC-40 über eine Feedback-Korrektur verfügt.
Die Klinkenbuchse (6,3 mm) ist ins Batteriefach integriert, das unterhalb des Gurtpins in die Zarge eingelassen ist. Darin befindet sich ab Werk bereits ein 9V-Block, der laut Herstellerangaben ca. 110 Betriebsstunden durchhalten soll. Die Elektronik schaltet sich beim Einstöpseln ein (was durch kurzes Aufleuchten der Batterieanzeige am Bedienfeld signalisiert wird), beim Ausstöpseln wieder aus. Aber ich denke, das ist heutzutage Standard. Wenn die Batterie schwächelt, leuchtet die Batterie-LED dauerhaft.
Den Tonabnehmer habe ich bei mir im Hobbykeller mit meinem Roland AC-40 ausprobiert. Alles funktioniert, wie es soll – der Klang hat mir gut gefallen.
Pro und Kontra
+ schöne Fichtendecke, ansprechende Holzqualität und Lackqualität
+ gute Bespielbarkeit
+ gefälliger Klang
+ eingebauter Tonabnehmer
- Kleine Nachlässigkeiten bei der Verarbeitung
- Bässe gefühlt etwas leise (im Akustikbetrieb)
Gesamteindruck und Fazit
Für mich ist die FP-14 SVE VNT Parlor Legacy eine schöne, alltagstaugliche Gitarre, die durchaus an die Framus Akustik-Gitarren-Klassiker aus früheren Jahren anknüpfen kann. Ich bin mit der Anschaffung sehr zufrieden.
Für knapp 400 Euro gibt's eine gut spielbare, ansprechende Parlor-Gitarre mit nur wenigen leichten Nachlässigkeiten bei der Verarbeitung. Der Fishman-Tonabnehmer ermöglicht es, das Instrument auch mit Verstärker zu betreiben.
In ihrer Klasse liegt die FP-14 SVE im oberen Preisbereich, verglichen mit ähnlichen Modellen von Markenanbietern wie Epiphone, Fender etc.
Ich freu mich auf hoffentlich viele Jahre mit Musik bei Gigs, Folktreffen, Familienfesten oder einfach daheim im Wohnzimmer!
Soundfiles
Ich werde versuchen, in einigen Tagen hier mal eine Hörprobe bereitzustellen. Ich melde mich dann wieder, bin aber noch nicht ganz soweit…
Schluss
Das ist mein erstes Review hier. Vieles ist subjektiv (wie so oft) – eher ein persönlicher Eindruck als eine objektive "Qualitätskontrolle". Vielleicht habe ich manches, was euch interessiert, nicht bedacht. Fragt einfach nach!
Vor allem hoffe ich aber, dass die Bilder aussagekräftig geworden sind. Davon gibt es derzeit (Januar 2015) noch kaum welche im Internet – dieses Instrument ist topaktuell. Ich freu mich über eure Kommentare und Rückmeldungen!
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