Hallo -
sorry, dass ich dazwischengrätsche, aber ich würde - als jemand, der noch nie "Stufenanalyse" gemacht hat - gern die Frage nach dem Wesen der Aufgabe stellen; dann erklären, wieso der originale Antwortversuch von "hilf mich" "danebenging", und wieso CUDO IIs Antwort tatsächlich teils mit dem zusammenpasst, was ich mir zusammengereimt habe, teils aber nicht. Ich hoffe, dadurch dem Originalfrager auch zu helfen - wenn ich mehr verwirre, bitte ich vorab schon um Entschuldigung.
Also:
a) Man könnte meinen, dass man aus dem Wissen, dass das Stück in Eb ist, einfach für jeden Basston zählen muss, wie weit er von Eb weg ist, diese römische Zahl hinschreiben (mit ein paar "Verzierungen", die man aber praktisch von den Akkordsymbolen abschreiben kann), und dann ist man fertig. Der erste Lösungsversuch von "hilf mich" sieht so aus (wenn ich mich nicht verschaut habe - vielleicht ist mehr dahinter). Aber: Das wäre
keine Analyse, sondern maximal ein Umschreiben in eine andere Notation.
b) Der Witz ist doch ein anderer: Nämlich dass man sich (1) die "tonalen Zentren" im Stück sucht, also die "Toniken"; (2) diese dann mit I bezeichnet; (3) dann feststellt, welche Akkorde sich auf welche Tonika beziehen; und (4) sie dann schlussendlich mit einer Stufe relativ zu der "zuhörigen Tonika" versieht.
Deshalb ist bei CUDO II der erste Akkord der dritten Zeile ein I (ma7, aber das ist nur "Beiwerk"): Wir
sind hier in Gb-Dur (wie im Takt davor in Klammern festgestellt), und daher ist das die I und nicht eine bIII.
Erste "Erkenntnis": Es führt also vor der Analyse kein Weg dran vorbei, sich das Stück oft anzuhören/sich vorzuspielen und dabei diese tonalen Zentren zu finden. Sorry, dass ich diese Trivialität hinschreibe - aber vielleicht ist das für manche nicht ganz so trivial: Denn dieses "finden" enthält ein "Entscheiden" =
ich muss, mit meinem Wissen und Gespür für Musik,
sagen, dass
hier ein tonales Zentrum ist. Wie mache ich das? Weiß ich nicht - das ist eben ("analytische") Musikalität.
Wegen dieses (einerseits standardisierten, aber andererseits doch persönlichen) Entscheidens gibt es aber nun "Streitfälle": So höre ich z.B. den Abschnitt von Takt 3 (Auftakt nicht gezählt!), also dem Dm7 bis Takt 5 als eine Cm-Strecke, daher wäre bei mir z.B. auch der erste Takt der zweiten Zeile ein I (von mir aus m, weil Moll; und 7 als "Beiwerk") <-- ich lasse mir aber gern erklären, wieso das nach irgendeiner Regel falsch ist (das tonale Zentrum c-moll höre ich hier aber trotzdem - das lass ich mir nicht wegnehmen!).
Zweite Erkenntnis also: Die Stufenanalyse ist nicht eindeutig (dasselbe könnte ich nun auch für die Funktionsanalyse hinschreiben, aber ich will nicth abschweifen).
Problematisch können nun noch Akkorde "dazwischen" sein: Denn der Wechsel des tonalen Zentrums passiert nicht eindeutig an einer Stelle, sondern über einen oder mehrere Akkorde "verschmiert". Und aus Sicht des Zuhörers i.d.R. später (erst, wenn das Ziel erreicht ist - oder kurz vorher in Kadenzen und anderen "bekannten Mustern" - weiß er das tonale Zentrum) als aus Sicht des Komponisten und Aufführenden (der mit jedem Akkord schon "hinzielt" auf das nächste Zentrum, auch wenn es noch weit weg ist). Daher:
Dritte Erkenntnis: Diese Zwischenakkorde kann man "von hinten her" (von einem Ziel her=Komponistensicht) bezeichnen oder "von vorne her" (von dem bisher Gehörten=Zuhörersicht) - auch dafür muss man sich, mit irgendwelchen Gründen (und sei's nur, dass man die eine der beiden Sichten bevorzugt), entscheiden.
Macht das Sinn, was ich schreibe? @hilf mich: Wenn ich hier in Deinem Thread noch mehr verwirrt habe, dann bitt ich schon vorab um Entschuldigung - aber vielleicht hilft diese "Meta-Analyse" Dir oder sonstwem ja ein bisschen ...
H.M.
// Edit: Zwei Ergänzungen:
Um's konkreter zu machen: Meine Toniken wären:
- Takt 1 und 2 (Auftakt nicht gezählt): Eb
- Takt 3-5: Cm
- Takt 6-8: Eb
- Takt 9-10: Gb
- Takt 11: "schwebend" - unklar; würde ich noch auf Gb beziehen
- Takt 12-13: Ab
- Takt 14-17: Eb
Mit diesen Entscheidungen könnte ich die Stufen nun nach CUDOs Notation schnell hinschreiben.
Und der Auftakt: Das ist "halt ein chromatisch einschleifender Auftakt" - hat sich halt der Erfinder so gedacht. Ich glaube, das gibt es doch ganz schön häufig - einige Gospel- und Jazz-Chorstücke fangen so an, weil's "einiges hermacht" (ich müsste jetzt aber konkrete suchen gehen ...).