Stratspieler
Helpful & Friendly User
Hi,
Nein, das soll jetzt nicht das 'zigste Review über den JTM45 werden. Das können Andere besser als ich.
Hier möchte ich nur kurz meine 2 subjektiven Cent zu diesem Amp hinzugeben.
Vorgeschichte.
Geliebäugelt habe ich lange mit diesem Amp. Sehr lange. Er war mir meist auch gebraucht zu teuer. Und nun kam es einfach mal andersherum: Oftmals will man sie nicht, die unverhofft schlechten Nachrichten, aber sie kommen nun mal. C' est la vie.
Und hier kam nun mal unverhofft eine gute Nachricht, nämlich völlig zufällig ein überraschend für mich günstiges Angebot für einen Marshall JTM45 als Reissue. Ein netter, sechzigjähriger Musiker wollte es nach eigenen Angaben "noch mal wissen". Hatte sich einst den Amp gekauft, um mit Siebzigjährigen (sic!) noch mal loszulegen, aber um auch festzustellen, dass dieser Amp für ihn letztendlich doch nichts ist. So kam es.
Für mich finanziell völlig zur Unzeit habe ich nicht mal richtig nachgedacht, gar nicht lange gefackelt und den Amp gekauft.
Hier steht er nun im fahlen Licht und Schatten der Wintersonne. Ich habe ihn absichtlich so aufgenommen. "Technische, saubere" Fotos gibt es genug.
Test.
Entgegen meiner üblichen Gewohnheiten, nämlich einen Amp erst einmal innen ausgiebig zu inspizieren (zu "beschnarchen"), habe ich den Amp sofort an meine beiden Cabinets gestöpselt. Strat ran und und los. Ich war nämlich schon beim Anhören beim Verkäufer zugegebenermaßen ziemlich verblüfft, was da für ein Ton aus einer x-beliebigen Box kam. Hallo???
Ja, ich muss zugeben - das ist nicht zu beschreiben. Dieses "ÜÜÜ" der Strat am Neck-Pickup. Je nach eingestöpseltem Kanal kommt der Ton beißend oder weich. Das ist nicht dieses Blackface-Fendereske, manchmal oft auch steril-kalte-klare. Das ist aber auch nicht dieses "Dreidimensionale" und auch nicht "Marshall-JCM-aggressiv" im Ton.
Das ist anders. Das ist Creme. Ein einzigartiger Ton.
Solange man mit den Volume-Reglern bis etwa 2:00 Uhr bleibt.
Dreht man weiter auf, so kommt (das sind jetzt nicht meine Worte, ich habe sie mal irgendwo im Zusammenhang mit einem JTM45 gelesen und ich muss sagen - das passt tatsächlich) ein gefährliches Gewitter auf. In passender Stellung mit den Klangreglern zeigt der Amp jetzt, was er kann. Jetzt bekommt der Ton Wucht und Schlagkraft.
Und das ohne zusätzlich angeschlossene Effekte.
Und immer "hängt" die Strat wunderbar am Amp, er gehorcht jeder Bewegung der Regler der Gitarre. Der Ton dünnt dabei nie wirklich aus, Mindestvolume am Amp vorausgesetzt.
Meine beiden hinten offenen Cabinets mit ihren WGS Invader "passen" an den Amp, als hätte er nur darauf gewartet - verblüffend. Da ist nichts fehlend oder überbetont im Klang. Plug n' Play pur aus meinem Stack:
Die Endröhren wirken gefühlt in ihrer Wiedergabe flinker und analytischer als vergleichsweise die KT66 im 226VM. Mir als 6L6-Fan gefällt das, weil mir so gut bekannt, wenngleich die KT66 in ihrer Wiedergabe in einer anderen, mindestens aber ebenbürtige Liga spielt.
Soundfiles? Nein. Ich bitte Euch. Erst einmal habe ich nach wie vor nicht die Aufnahmetechnik und zum Zweiten: Das haben ganz Andere, die längst Rock-Geschichte geschrieben haben, vorgemacht, wie so ein Amp klingt. Das maße ich mir nicht an.
Technik.
Der Amp ist bestückt mit Sovtek 5881 und einer Sovtek 5AR4. Als V1 tut eine TAD Highgrade 7025 ihren Dienst. Die bisher verwendete Vorröhre war lt. Auskunft des Vorbesitzers mikrofonisch geworden, so daß er sie gegen die Highgrade ausgetauscht hat.
Netztrafo und Siebdrossel stammen von Dagnall, der Ausgangsübertrager ist einer von Drake. Ich kenne die anderen, angeblich besseren Trafos alle nicht, aber ich kann sagen - mir gefällt dieser Ton bereits auf Anhieb. Das ist das, was ich lange suchte...
Natürlich landete der Amp schnell daheim auf der Werkbank, denn ich habe mich beigemacht, diese extrem stramm sitzenden - allein schon die Gleichrichterröhre schier regelrecht zusammendrückenden - Röhrenniederhalter auszubauen (die Rückansicht zeigt das Chassis schon ohne).
Dabei fiel mir auf, dass die Röhrenfassungen z.T. nicht mehr fest auf dem Chassis saßen - einige Schrauben waren trotz Federring locker, so dass sogar die auf dem folgenden Foto zu sehende, rot markierte Masseverbindung gefährdet war. Nun sitzt alles wieder fest.
Perspektive.
5881 vs. KT66, Dagnall vs. "Ingo", vs. Drake, vs. Mercury, vs. ...
Primärimpedanz 6 KOhm vs. 6,6 KOhm vs. 8 KOhm, hier fühlen sich KT66 am wohlsten; bei 6 KOhm beginnt das ganze aber schon für die KT66, naja, aber. Die Marshall-RI verbauen 6,6 KOhm, da könnte man vielleicht die 5881 schon gegen KT66 tauschen (würde von der Einbauhöhe mit 12,8 cm gut passen, die Marshall-KT66 im 2266VM sind 11,5 cm hoch), man müsste aber neu biasen und hie und da und überhaupt.
Linnemann vs. TAD vs. Madamp vs. ...
Ja, kann man selbstverständlich alles machen.
Ist mir jedoch erst einmal - Schnuppe.
Vielleicht schmeiße ich irgendwann einmal die Platine raus und baue ein PTP-Board rein. Klar, der Amp schreit ja fast danach, das zu tun. Nicht, weil Platine schlechter klingt als PTP, sondern weil ich dann mit den diskreten Bauelementen besser und bequemer experimentieren kann und dann könnte man "Sound-Optimieren" betreiben...
Mal sehen. Eine schöne, vollkommen offene Perspektive.
Fazit.
Man sollte nie "Nie" sagen. Aber ich glaube, ich bin mit diesem Amp nun angekommen.
Man spielt diesen Amp nicht einfach nur. Man erlebt ihn.
CU MM
Nein, das soll jetzt nicht das 'zigste Review über den JTM45 werden. Das können Andere besser als ich.
Hier möchte ich nur kurz meine 2 subjektiven Cent zu diesem Amp hinzugeben.
Vorgeschichte.
Geliebäugelt habe ich lange mit diesem Amp. Sehr lange. Er war mir meist auch gebraucht zu teuer. Und nun kam es einfach mal andersherum: Oftmals will man sie nicht, die unverhofft schlechten Nachrichten, aber sie kommen nun mal. C' est la vie.
Und hier kam nun mal unverhofft eine gute Nachricht, nämlich völlig zufällig ein überraschend für mich günstiges Angebot für einen Marshall JTM45 als Reissue. Ein netter, sechzigjähriger Musiker wollte es nach eigenen Angaben "noch mal wissen". Hatte sich einst den Amp gekauft, um mit Siebzigjährigen (sic!) noch mal loszulegen, aber um auch festzustellen, dass dieser Amp für ihn letztendlich doch nichts ist. So kam es.
Für mich finanziell völlig zur Unzeit habe ich nicht mal richtig nachgedacht, gar nicht lange gefackelt und den Amp gekauft.
Hier steht er nun im fahlen Licht und Schatten der Wintersonne. Ich habe ihn absichtlich so aufgenommen. "Technische, saubere" Fotos gibt es genug.
Test.
Entgegen meiner üblichen Gewohnheiten, nämlich einen Amp erst einmal innen ausgiebig zu inspizieren (zu "beschnarchen"), habe ich den Amp sofort an meine beiden Cabinets gestöpselt. Strat ran und und los. Ich war nämlich schon beim Anhören beim Verkäufer zugegebenermaßen ziemlich verblüfft, was da für ein Ton aus einer x-beliebigen Box kam. Hallo???
Ja, ich muss zugeben - das ist nicht zu beschreiben. Dieses "ÜÜÜ" der Strat am Neck-Pickup. Je nach eingestöpseltem Kanal kommt der Ton beißend oder weich. Das ist nicht dieses Blackface-Fendereske, manchmal oft auch steril-kalte-klare. Das ist aber auch nicht dieses "Dreidimensionale" und auch nicht "Marshall-JCM-aggressiv" im Ton.
Das ist anders. Das ist Creme. Ein einzigartiger Ton.
Solange man mit den Volume-Reglern bis etwa 2:00 Uhr bleibt.
Dreht man weiter auf, so kommt (das sind jetzt nicht meine Worte, ich habe sie mal irgendwo im Zusammenhang mit einem JTM45 gelesen und ich muss sagen - das passt tatsächlich) ein gefährliches Gewitter auf. In passender Stellung mit den Klangreglern zeigt der Amp jetzt, was er kann. Jetzt bekommt der Ton Wucht und Schlagkraft.
Und das ohne zusätzlich angeschlossene Effekte.
Und immer "hängt" die Strat wunderbar am Amp, er gehorcht jeder Bewegung der Regler der Gitarre. Der Ton dünnt dabei nie wirklich aus, Mindestvolume am Amp vorausgesetzt.
Meine beiden hinten offenen Cabinets mit ihren WGS Invader "passen" an den Amp, als hätte er nur darauf gewartet - verblüffend. Da ist nichts fehlend oder überbetont im Klang. Plug n' Play pur aus meinem Stack:
Die Endröhren wirken gefühlt in ihrer Wiedergabe flinker und analytischer als vergleichsweise die KT66 im 226VM. Mir als 6L6-Fan gefällt das, weil mir so gut bekannt, wenngleich die KT66 in ihrer Wiedergabe in einer anderen, mindestens aber ebenbürtige Liga spielt.
Soundfiles? Nein. Ich bitte Euch. Erst einmal habe ich nach wie vor nicht die Aufnahmetechnik und zum Zweiten: Das haben ganz Andere, die längst Rock-Geschichte geschrieben haben, vorgemacht, wie so ein Amp klingt. Das maße ich mir nicht an.
Technik.
Der Amp ist bestückt mit Sovtek 5881 und einer Sovtek 5AR4. Als V1 tut eine TAD Highgrade 7025 ihren Dienst. Die bisher verwendete Vorröhre war lt. Auskunft des Vorbesitzers mikrofonisch geworden, so daß er sie gegen die Highgrade ausgetauscht hat.
Netztrafo und Siebdrossel stammen von Dagnall, der Ausgangsübertrager ist einer von Drake. Ich kenne die anderen, angeblich besseren Trafos alle nicht, aber ich kann sagen - mir gefällt dieser Ton bereits auf Anhieb. Das ist das, was ich lange suchte...
Natürlich landete der Amp schnell daheim auf der Werkbank, denn ich habe mich beigemacht, diese extrem stramm sitzenden - allein schon die Gleichrichterröhre schier regelrecht zusammendrückenden - Röhrenniederhalter auszubauen (die Rückansicht zeigt das Chassis schon ohne).
Dabei fiel mir auf, dass die Röhrenfassungen z.T. nicht mehr fest auf dem Chassis saßen - einige Schrauben waren trotz Federring locker, so dass sogar die auf dem folgenden Foto zu sehende, rot markierte Masseverbindung gefährdet war. Nun sitzt alles wieder fest.
Perspektive.
5881 vs. KT66, Dagnall vs. "Ingo", vs. Drake, vs. Mercury, vs. ...
Primärimpedanz 6 KOhm vs. 6,6 KOhm vs. 8 KOhm, hier fühlen sich KT66 am wohlsten; bei 6 KOhm beginnt das ganze aber schon für die KT66, naja, aber. Die Marshall-RI verbauen 6,6 KOhm, da könnte man vielleicht die 5881 schon gegen KT66 tauschen (würde von der Einbauhöhe mit 12,8 cm gut passen, die Marshall-KT66 im 2266VM sind 11,5 cm hoch), man müsste aber neu biasen und hie und da und überhaupt.
Linnemann vs. TAD vs. Madamp vs. ...
Ja, kann man selbstverständlich alles machen.
Ist mir jedoch erst einmal - Schnuppe.
Vielleicht schmeiße ich irgendwann einmal die Platine raus und baue ein PTP-Board rein. Klar, der Amp schreit ja fast danach, das zu tun. Nicht, weil Platine schlechter klingt als PTP, sondern weil ich dann mit den diskreten Bauelementen besser und bequemer experimentieren kann und dann könnte man "Sound-Optimieren" betreiben...
Mal sehen. Eine schöne, vollkommen offene Perspektive.
Fazit.
Man sollte nie "Nie" sagen. Aber ich glaube, ich bin mit diesem Amp nun angekommen.
Man spielt diesen Amp nicht einfach nur. Man erlebt ihn.
CU MM
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