Saul_Hudson
Registrierter Benutzer
Ich möchte euch heute mein neues Pferd im Stall vorstellen.
Der Weg dorthin ist etwas länger. Wer also direkt was über die Gibson lesen möchte, scrollt am Besten gleich weiter runter...
Ansonsten viel Spass bei der Vorstellung...
Vorgeschichte:
Seit längerem suche ich schon eine weitere Gitarre als Ergänzung zu meiner Knaggs Kenai, die meine absolute Nummer 1 ist.
Früher (so vor 15 Jahren) hatte ich 12 E-Gitarren an der Wand hängen, fast ausschließlich Fender, aber in einer musikalischen Schaffenspause, habe ich meine Sammlung bis auf eine E-Gitarre (eine alte Hohner ST Lead, auf der ich angefangen habe zu spielen) reduziert.
Als es dann wieder vor einigen Jahren wieder aktiv mit Bands losging, musste was gescheites her. Über diverse Paulas, Strats, Tele, PRS, Nik Huber, etc. bin ich dann letztendlich bei der Knaggs gelandet. Nur mit einer Gitarre und einem 24 Jahre alten Backup Instrument wird es manchmal etwas eng.
Also hab ich immer mal die Augen nach interessanten Gitarren ausgehalten. Das Budget war so auf max. 600,-€ begrenzt, da in den nächsten zwei Monaten noch mein EVH 5150 III modifiziert werden soll und ich mittlerweile auch eine Familie zu ernähren habe. Bleibt leider nicht mehr so viel über, wie noch vor 10 Jahren.
Da aber auch Gebrauchtkauf für mich kein Problem, sollte für das Geld ja was zu finden sein...
Wie kam es jetzt zur Melody Maker?
Anfang Dezember war ich geschäftlich quer durch Deutschland unterwegs und habe auf dem Rückweg mal eine Pause bei Musik Produktiv eingelegt.
Erst habe ich mich oben durch die Liga Epiphone, PRS SE, LTD, etc. durchgespielt. Durchaus vernünftige Teile dabei, vor allem die SE Serie von PRS fand ich gut. Aber auch nichts, was mich so wirklich angemacht hätte... viele klangen mir zu glatt und langweilig. Da kam einfach nicht dieses „Ich kann sie nicht aus der Hand legen“-Gefühl auf...
Bin dann eigentlich nur zum Spaß die Treppe runter zu dem teuren Zeug...
Ein paar Strats, Paulas, SGs in die Hand genommen und dann habe ich dort die Melody Maker entdeckt. In dem Wine Red Satin (WRS) gefiel sie mir auf Anhieb...
Also von der Wand genommen und angespielt. Ich hatte bisher nur eine Krautster II, die einen P90 am Hals hat, sonst noch keine Erfahrung mit P90. Aber was die Melody Maker so rausrotzte gefiel mir sofort... Die Haptik hatte es mir auch angetan. Der matte Lack, das offenporige Holz, der satte 50er Hals und der schlanke Body waren alles nach meinem Geschmack.
Neben der WRS hing noch eine in TV Yellow und Charcoal an der Wand, die ich auch in die Hand nahm. Beide gefielen mir von der Farbe her nicht. Ich weiß, das TV Yellow ist sehr beliebt, meins ist es nicht. Und das Charcoal sieht aus wie grauer Grundierer für Autos... Außerdem konnte man nur bei dem WRS die Maserungen des Holzes sehen. Ich mag sowas...
Preislich wurden 649,-€ aufgerufen. Ein kurzer Preisvergleich ergab 555,-€ bei anderen Händlern, also mal angefragt, aber das stieß nicht auf Begeisterung. Na gut, bin ich halt erstmal wieder gefahren...
Gebrauchtmarkt beobachtet, nichts zu finden.
Als Session dann den Gibson 2014 Blowout Sale gestartet hat und die Melody Maker auf 495,-€ reduziert wurde, gab es für mich kein Halten. Leider war sie nur in TV Yellow und Midnight Manhattan (ganz dunkelblau fast schwarz) vorrätig.
Ich habe mich dann für die in Midnight Manhattan entschieden. Und damit begann die Odyssee... Schon mal vorab. Insgesamt hatte ich 4 Melody Maker zu Hause, bis ich zu meiner kam...
Nummer 1:
Die Melody Maker in Midnight Manhattan.
Die Gitarre kam gut bei an und wurde definitiv noch nie ausgepackt. Nicht mal, um ein Setup vor Versand vorzunehmen.
Saitenlage zu hoch, komplett verstimmt... Aber alles schnell zu beheben. Nachdem das erledigt war, stellte ich fest, daß das Griffbrett furztrocken war. Das habe ich auch bei anderen MM oder LPJ in den Läden gesehen.
Vom Ton her war sie wesentlich greller, teilweise unerträglich bissig am Steg. Überhaupt nicht, wie die von Musik Produktiv. Direkt spielte ich mit dem Gedanken einen Humbucker an den Steg zu bauen...
Das absolute No-Go war dann aber die Abrichtung der Bundenden. Die standen spürbar über und zwar so sehr, daß man beim Spielen nachgesehen hat, ob man jetzt schon an den Fingern blutet.
Das war dann das Aus für diese MM. Wenn ich Humbucker und Gitarrenbauer für die Bünde oben drauf rechne, war das Angebot irgendwie nicht mehr so attraktiv.
Nummer 2 + 3:
Diese Melody Maker habe ich von einem weiteren Händler bezogen, da es der erste war, der auch die in Wine Red auf 495,-€ reduziert hat. Die Farbe war komischerweise trotz des Blow Outs immer noch bei 555,-€.
Dieses Mal wurde es eine in Wine Red und eine Midnight Manhattan, da mir die Farbe auch sehr gut gefiel.
Beide wurden schnell und einwandfrei geliefert. Hier wurden die Gibson-Kartons schon mal geöffnet und es wurde ein Setup durchgeführt. Sehr lobenswert. Waren beide direkt spielbar.
Bei genauerer Begutachtung stellte ich fest, daß die Bünde hier viel besser abgerichtet waren, nur wenige standen fühlbar, aber nicht so scharfkantig, über. Schon alles um Welten besser, als bei der ersten MM.
Griffbretter auch hier komplett trocken... Die Wine Red hatte auf der Rückseite des Bodys einen unschönen Lackfehler, ein dicker Klecks mitten drauf. Stach sofort ins Auge und fühlte man auch direkt. Anscheinend muß man bei dem Preis bei Gibson einfach Abstriche machen.
Interessant war auch der Gewichtsunterschied. 3,3 kg bei der in Wine Red und 2,85 kg bei der in Midnight Manhattan. Beim trockenen Anspielen fiel mir auf, daß die leichtere etwas runder und voller klingt. Die 3,3 kg MM war eher klingeliger in den Höhen. Ich war gespannt, wie sich das am Amp äußert...
Also ab in den Proberaum und getestet.
Schnell stellte sich raus, daß die leichtere MM wirklich fetter klang, sogar mehr als ich erwartet hatte, aber auch irgendwie schnell das Mulmen anfing, sobald Gain erhöht wurde.
Die schwerere MM war zwar höhenlastiger und so leicht näselnd in den Mitten, aber setzte sich im Gesamtgefüge besser durch. Am besten gefiel sie mir, wenn man den Tone-Poti vom Bridge-PU auf 8 zurücknahm. Das nahm ihr etwas das bissige...
Leider fiel die Midnight Manhattan schnell in unkontrollierbare Feedback.
Mrs. Wine Red trotzte den Rückkopplungen problemlos, kein ungewolltes Pfeifen.
Stutzig wurde ich als bei beiden Gitarren die Volume-Potis völlig unterschiedlich reagierten. Das blaue Feedback Monster wurde überhaupt nicht clean, beim zurückdrehen und die Wine Red hing dagegen extrem gut am Gas.
Also mal die E-Fächer aufgemacht und Überraschung:
1x Gibson Platine mit log. 500 kOhm Potis
1x klassisch verlötet mit linearen 300 kOhm Volume Potis
Damit erklärt sich der dickere Ton der Midnight Manhattan und das unerwünschte Verhalten mit den Volume-Potis.
Interessant auch, daß es sich bei den Pickups einmal um eine 4-adrige Version und einmal um eine 1-adrige mit Braided Shield handelt. Lt. Aufkleber auf der Unterseite der PUs handelt es sich um die gleichen Modelle.
Eigentlich halte ich von den Platinen in den heutigen Gibson-Gitarren gar nichts und wäre begeistert gewesen, wenn die Midnight Manhattan nicht so zügellos das Pfeifen kriegen würde, sobald es etwas zerrt. Dann hätte ich einfach die beiden Volume Potis gegen log. 500 kOhm getauscht und alles wäre gut gewesen, aber so war die Midnight Manhattan aus dem Rennen.
Im Grunde wollte ich die Wine Red schon behalten. Mir gefiel der Lackfehler auf der Rückseite nicht wirklich, aber gut. Dann senkte Musik-Produktiv auch die Preise. Also habe ich zum letzten Vergleich noch eine in Wine Red Satin bestellt.
Nummer 4:
Die MM kam gut verpackt, aber ohne Originalkarton. Bei genauerem Hinsehen waren da Spielspuren auf der Decke, am Headstock auf der Rückseite eine Macke und der Tuner der G-Saite wollte nicht so wirklich funktionieren. Hm, da ist doch mal jemand irgendwo mit angeeckt. Showroom-Modell? Retoure?
Also mal beim Service angerufen und nachgefragt. Es handelt sich tatsächlich um das letzte Modell und die kommt aus dem Showroom (vielleicht sogar die, die ich Anfang Dezember dort angespielt habe). Es wurde sich dafür entschuldigt, daß die Gitarre als Neuware rausging und direkt ein großzügiger Rabatt angeboten. Als ich das mit dem Tuner erwähnte, wurde mir zugesagt, daß man einen nachbestellen würde, aber es bei Gibson immer etwas länger dauern kann. Da ich die Tuner sowieso nicht behalten wollte, vereinbarte ich, daß ich die Melody Maker erstmals teste und wenn ich sie behalten möchte, wir dann nochmal über die Tuner reden können.
Eines war gleich klar, die Bundenden waren bei dieser am besten verarbeitet. Nichts scharfkantig, alles top. Setup war auch perfekt, Intonation paßte, was will man mehr.
Kurz ein Blick ins E-Fach... ok, Platine. Gewicht liegt bei 3,2 kg.
Also ab in den Proberaum und getestet. Klingt nicht ganz so bissig, wie die andere in Wine Red, allerdings auch hier wieder ungewollte Rückkopplungen. Enttäuschung...
Ok, da jetzt beide eine Platine hatten, konnte ich ja schnell mal den Bridge PU umtauschen und testen, ob es an den Pickups liegt. Erstaunlicherweise trotzdem Rückkopplungen... Hab ich nicht verstanden. Pickups zurückgebaut und auf einmal waren die Feedbacks weg... Ich stand da, mit Unmengen Fragezeichen im Gesicht.
Wie dem auch sei, ich hatte jetzt zwei sehr gute Melody Maker im Proberaum und konnte ausführlich testen. Tonal hätte ich mich kaum entscheiden können. Die eine etwas bissiger, die andere im Ton etwas runder.
Die Holzauswahl bei der ersten Wine Red war besser. Zweiteiliger Body schön mittig zusammengeleimt (kaum sichtbar), Deckenholz etwas schöner. Dafür der Lackierungsfehler.
Die zweite Wine Red leider beim Body eine etwas unschöne 1/3 zu 2/3 Aufteilung. Bei der Decke auch eine Seite etwas sehr dunkel eingefärbt. Dazu die Spielspuren und die Macke (auch wenn sie das bei mir auch irgendwann bekommt).
Aber unterm Strich entscheidet der Ton und das Angebot. Da mir schon ein Angebot für das Showroom-Modell vorlag, fragte ich mal bei dem anderen Händler an, was wir denn jetzt mit dem Lackierungsfehler machen. Wenn die zurückgeht, wird die doch bestimmt als B-Stock angeboten und dann könnten wir doch gleich jetzt über einen Preisnachlass reden.
Seine Antwort war ziemlich simpel. Nö, da Gibson die Preise so angezogen hat und es die günstigen Modelle für 2015 nicht mehr geben wird, wird er die schon so los. Da macht er sich keine Sorgen...
Damit war die Entscheidung dann gefallen... Die anderen beiden MM gingen zurück und die von Musik Produktiv habe ich behalten.
Kurzer Anruf beim MP Service mit der Info, daß die bleibt und mir wurde direkt der Rabatt von der Rechnung abgezogen. Als ich dann fragte, was wir mit dem Tuner machen und mir 6 Wochen auf ein Ersatzteil warten nicht im Sinn steht, mir sowieso die Standard Gibson Tuner besser gefallen, in der Hoffnung, die vielleicht etwas günstiger zu bekommen, bekam ich als Antwort. Das wäre kein Problem. Sie würden mir kostenlos einen Satz Gibson Tuner zukommen lassen... Da war ich baff. Also Hut ab! An dieser Stelle dann nochmal herzlichen Dank für den Service...
Jetzt aber zu der verblieben Gibson Les Paul Melody Maker 2014:
Bei der Melody Maker 2014 handelt es sich um die günstigste Gibson aus dem 2014 Line Up.
Features:
- schlanker Mahaghoni-Body (wie die Gibson Les Paul Custom Lite Modelle)
- gewölbte Ahorn-Decke
- Ahorn-Hals 50er Profil
- Palisander Griffbrett
- Dot Inlays, 120th Anniversary Inlay im 12. Bund
- 2x Volume, 2x Tone (Max Grip Knobs)
- 3 Wege Toggle Switch
- 2x P90 (P90ST an der Bridge, P90SR am Hals)
- Gibson Gigbag
- Satin Finish (matt): Wine Red, TV Yellow, Manhattan Midnight, Charcoal
Mit der Ur-Melody Maker von Gibson hat dieses Modell eigentlich nichts mehr zu tun. Durch die gewölbte Decke, getrennten Volume/Tone Potis pro Pickup und dem 3-Way Toggle Switch handelt es hier eher um eine klassische Les Paul, nur in einer Light Version. Den Traditionalisten wird das nicht gefallen und im Netz sind viele Kommentare zu finden, die sich darüber beschweren, daß dieses Modell Melody Maker genannt wurde... Aber mal ehrlich: Who cares?
Hardware, Lack, und Haptik
Wie schon erwähnt, liegt die MM sehr gut in der Hand. Der schmalere Body und auch der Bauchspoiler passen sich super dem Körper an. Ich mag den dickeren 50er Hals. Ich bin nicht so der Fan von so ganz dünnen Flitzfinger-Hälsen. Ich muß man in der Hand haben. Durch die matte Lackierung klebt man auch nicht am Hals, wie ich das schon bei anderen Gibsons erlebt habe. Allerdings fängt der matte Lack ziemlich schnell an zu glänzen, dort wo man ihn häufig berührt (Armauflage, Hals).
Früher oder später könnte das dann speckig aussehen. Angeblich kann man den matten Zustand mit 0000 Stahlwolle wieder herstellen. Das habe ich noch nicht ausprobiert. Alternativ lassen sich die matten Finishes aber auch sehr gut aufpolieren.
Die MM hängt ausgewogen am Gurt. Ich hatte da erst so meine Befürchtungen, daß sie durch den dickeren Hals und den schlankeren Body kopflastig sein könnte. Aber nichts dergleichen.
Auf dem Griffbrett, das von mir erstmal 3x mit Lemonoil behandelt wurde, befinden sich 22 cryo-behandelte Bünde. Diese Bünden wurden lt. Gibson durch Cryo-Technik tiefgefroren und sollen angeblich wesentlich länger halten. Das wird die Zeit zeigen. Vom Spielgefühl kein Unterschied zu herkömmlichen Bünden.
Selbst die günstigsten Gibson Modelle sind lt. Gibson mit der PLEK Maschine abgerichtet und eingestellt. Der Sattel wird auch geplekt. Bei meiner ersten Melody Maker habe ich da so meine Zweifel gehabt, da die G und B Saite regelmäßig hängenblieben. Bei meiner jetzigen MM ist alles in bester Ordnung.
Als Brücke gibt es eine einteilige Wraparoundbridge, die Gibson Lightning Bar nennt.
Diese Bridge hat keine Einzelreiter zum einstellen der Intonation, sondern wie viele andere Wraparounds auch nur zwei Schrauben, die die gesamte Brücke entsprechend verschieben. Mit 009er oder 010er Saitensätzen gibt es hier keinerlei Probleme. Wer richtig fette Seile draufspannen will, muss vermutlich die Bridge wechseln. Ich habe jetzt Ernie Ball 010-046 aufgezogen und die Intonation passt perfekt.
Als Tuner werden Kluson Deluxe mit weißen Miniflügeln eingesetzt. Sie verrichten ihren Dienst vernünftig, aber optisch gefallen Sie mir nicht wirklich. Da bei mir ja sowieso ein Tuner kaputt war und mir neue Tuner zugesandt wurden, habe ich direkt auf die klassischen Gibson Tuner gewechselt. Mir gefällt es wesentlich besser.
Die neuen Max Grip Potiknöpfe sind eigentlich die Dome Speed Knobs von Gibson mit Einkerbungen für besseren Grip. Das funktioniert, aber da mir die normalen Speed Knobs schon nicht gefallen, habe ich die Max Grip gegen einfache schwarze Top Hats getauscht. Evtl. kommen da aber auch noch schwarze Reflector Knobs dran. Wir werden sehen.
Bei den Pickups handelt es sich um neuentwickelte P90 von Gibson. Am Steg ein P90ST und am Hals ein P90SR. Sie sollen etwas heißer gewickelt sein und durch die Alnico V Magneten etwas mehr Höhen haben und damit mehr Punch liefern. Da mir die Vergleiche zu anderen P90 fehlen, kann ich das jetzt schwer bestätigen.
Der P90ST liefert einen Widerstand von 7,91 kOhm und der P90SR 7,2 kOhm.
Im Vergleich zu meinen Häussel Vin+ B und Vin N in der Knaggs klingen die P90 schon wesentlich bissiger, aber ich denke, das liegt schon an der Konstellation Humbucker zu Single Coil.
Super finde ich, daß es für die P90 Halteplatten in den Pickupfräsungen gibt, die es ermöglichen normale Soapbars P90 mit den mittigen Schrauben, als auch P90 oder Humbucker im P90 Format zu verbauen, die die Halteschrauben rechts und links außen haben, zu verbauen. Beim nächsten Saitenwechsel baue ich mal einen P90 aus und liefere ein Bild nach.
Sound
Sounds zu beschreiben gestaltet sich ja immer etwa schwierig, aber da mir die Möglichkeiten für vernünftige Soundsamples fehlen, versuche es trotzdem.
Trocken angespielt springt die Melody Maker einen schon an. Durch den schmaleren Body und dem Ahornhals ist sie knackiger, direkter, schneller, als eine klassische Les Paul. Da schwingt sogar ein gewisser Twang mit.
Ich war überrascht, wie laut sie ist und es liegt was im Ton, was mit an der MM so fasziniert hat, daß ich sie seit meinem ersten Besuch bei Musik Produktiv im Dezember nicht vergessen konnte.
Am Amp zeigen sich die gleichen Attitüde. Clean in der Mittelstellung gefällt sich mir am besten, sogar besser, als zwei Humbucker. Eine Prise Reverb und fertig ist ein Cleansound mit dem ich jederzeit auf die Bühne gehen würde.
Am Hals wird es natürlich etwas dicker und sofort blueslastig. Cleanboost und ab geht’s.
Die Bridge naturgemäß sehr knackig. Ein wenig das Tone-Poti zurück und die Country-Licks wollen raus. Jiiiiiieehaa...
Meiner Meinung nach fühlen sich P90 am wohlsten im Crunch Low-Mid-Gain Crunchbereich. Ich fahre wohl auf die Dynamik ab, die sie mir liefern... Leichter Anschlag, wenn der Cleanton so kurz vorm kippen ist und kaum klopft man in die Saiten springen einem der Ton direkt ins Gesicht.
Die Melody Maker ist schnell und direkt im Anschlag, sehr knallig, rotzig... Einfach ein genialer Rock N’ Roll Sound mit Ecken und Kanten. Genau das, was mir bei anderen getesteten Gitarren immer wieder gefehlt.
Wie schon erwähnt, kann es an der Bridge schon etwas spitz werden, aber dann drehe ich das Tone Poti einfach zurück auf 7-8 und nehme dem Sound etwas an Schärfe. Was einem allein im Proberaum zu bissig vorkommt, ist allerdings mehr als Band-dienlich. Da relativiert sich das sehr schnell wieder und man setzt sich gut durch...
Ich habe natürlich auch die High Gain Sounds ausprobiert. Bis zu einem gewissen Grad gefallen mir die P90 sogar in dem Bereich. Vor allem war ich erstaunt, über das doch geringe Nebengeräusch-Verhalten. Allerdings neigen sie da schnell zum Matschen. Dem einen gefällt das vielleicht, ich bevorzuge bei High Gain einfach Humbucker. Aber wenn wir in Zukunft in meiner Coverband die Nummern von Social Distortion, The Gaslight Anthem oder Danko Jones auspacken, werde ich definitiv die Melody Maker greifen und meinen Spass haben. Für Punk, Blues oder Classic Rock finde ich P90 genial.
Fazit
Was bekommt man also von Gibson für damals 649,-€ und heute 495,-€..?
Man bekommt eine in USA gefertigte „Mini“-Les Paul, die einfach rockt.
Der Weg, die richtige zu finden, ist etwas mühselig, aber wenn man die erstmal gefunden hat, ist die Gitarre für das Geld geradezu geschenkt.
Leider ist die Verarbeitung bei diesem günstigen Modell sehr schwankend. Vor allem die Bünde sollte man sich gut ansehen.
Bei mir waren es insgesamt 5 Modelle, die ich mir bei Händlern vor Ort angesehen habe plus die 4, die ich habe nach Hause kommen lassen, bis ich meine gefunden habe. Einfachen Blindkauf würde ich nicht empfehlen.
Man bekommt definitiv besser verarbeitete Gitarren ab Werk und mit mehr Features, wenn man nicht bei Gibson sucht, aus Korea, China, Indonesien etc. Ich hatte mit der ersten Melody Maker eine Fernande Ravelle dazu bestellt, die perfekt verarbeitet war, mich aber tonal einfach nicht angemacht hat.
Mir gefällt das Konzept dieser Les Paul einfach. Alle klassischen Elemente in einer abgespeckten Version zu einem sehr guten Preis für eine echte Gibson. Als Ergänzung zu meinen beiden Humbucker Gitarren passt sie perfekt rein.
Da Gibson ja für 2015 mal ordentlich an der Preisschraube gedreht und die günstigen Serien wie MM/LPJ/SGJ aus dem Programm genommen hat, würde ich jedem, der Interesse an einer Melody Maker etc. hat, noch mal loszuziehen, bevor die 2014er Modelle auch alle ausverkauft sind.
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- Saul_Hudson
Der Weg dorthin ist etwas länger. Wer also direkt was über die Gibson lesen möchte, scrollt am Besten gleich weiter runter...
Ansonsten viel Spass bei der Vorstellung...
Vorgeschichte:
Seit längerem suche ich schon eine weitere Gitarre als Ergänzung zu meiner Knaggs Kenai, die meine absolute Nummer 1 ist.
Früher (so vor 15 Jahren) hatte ich 12 E-Gitarren an der Wand hängen, fast ausschließlich Fender, aber in einer musikalischen Schaffenspause, habe ich meine Sammlung bis auf eine E-Gitarre (eine alte Hohner ST Lead, auf der ich angefangen habe zu spielen) reduziert.
Als es dann wieder vor einigen Jahren wieder aktiv mit Bands losging, musste was gescheites her. Über diverse Paulas, Strats, Tele, PRS, Nik Huber, etc. bin ich dann letztendlich bei der Knaggs gelandet. Nur mit einer Gitarre und einem 24 Jahre alten Backup Instrument wird es manchmal etwas eng.
Also hab ich immer mal die Augen nach interessanten Gitarren ausgehalten. Das Budget war so auf max. 600,-€ begrenzt, da in den nächsten zwei Monaten noch mein EVH 5150 III modifiziert werden soll und ich mittlerweile auch eine Familie zu ernähren habe. Bleibt leider nicht mehr so viel über, wie noch vor 10 Jahren.
Da aber auch Gebrauchtkauf für mich kein Problem, sollte für das Geld ja was zu finden sein...
Wie kam es jetzt zur Melody Maker?
Anfang Dezember war ich geschäftlich quer durch Deutschland unterwegs und habe auf dem Rückweg mal eine Pause bei Musik Produktiv eingelegt.
Erst habe ich mich oben durch die Liga Epiphone, PRS SE, LTD, etc. durchgespielt. Durchaus vernünftige Teile dabei, vor allem die SE Serie von PRS fand ich gut. Aber auch nichts, was mich so wirklich angemacht hätte... viele klangen mir zu glatt und langweilig. Da kam einfach nicht dieses „Ich kann sie nicht aus der Hand legen“-Gefühl auf...
Bin dann eigentlich nur zum Spaß die Treppe runter zu dem teuren Zeug...
Ein paar Strats, Paulas, SGs in die Hand genommen und dann habe ich dort die Melody Maker entdeckt. In dem Wine Red Satin (WRS) gefiel sie mir auf Anhieb...
Also von der Wand genommen und angespielt. Ich hatte bisher nur eine Krautster II, die einen P90 am Hals hat, sonst noch keine Erfahrung mit P90. Aber was die Melody Maker so rausrotzte gefiel mir sofort... Die Haptik hatte es mir auch angetan. Der matte Lack, das offenporige Holz, der satte 50er Hals und der schlanke Body waren alles nach meinem Geschmack.
Neben der WRS hing noch eine in TV Yellow und Charcoal an der Wand, die ich auch in die Hand nahm. Beide gefielen mir von der Farbe her nicht. Ich weiß, das TV Yellow ist sehr beliebt, meins ist es nicht. Und das Charcoal sieht aus wie grauer Grundierer für Autos... Außerdem konnte man nur bei dem WRS die Maserungen des Holzes sehen. Ich mag sowas...
Preislich wurden 649,-€ aufgerufen. Ein kurzer Preisvergleich ergab 555,-€ bei anderen Händlern, also mal angefragt, aber das stieß nicht auf Begeisterung. Na gut, bin ich halt erstmal wieder gefahren...
Gebrauchtmarkt beobachtet, nichts zu finden.
Als Session dann den Gibson 2014 Blowout Sale gestartet hat und die Melody Maker auf 495,-€ reduziert wurde, gab es für mich kein Halten. Leider war sie nur in TV Yellow und Midnight Manhattan (ganz dunkelblau fast schwarz) vorrätig.
Ich habe mich dann für die in Midnight Manhattan entschieden. Und damit begann die Odyssee... Schon mal vorab. Insgesamt hatte ich 4 Melody Maker zu Hause, bis ich zu meiner kam...
Nummer 1:
Die Melody Maker in Midnight Manhattan.
Die Gitarre kam gut bei an und wurde definitiv noch nie ausgepackt. Nicht mal, um ein Setup vor Versand vorzunehmen.
Saitenlage zu hoch, komplett verstimmt... Aber alles schnell zu beheben. Nachdem das erledigt war, stellte ich fest, daß das Griffbrett furztrocken war. Das habe ich auch bei anderen MM oder LPJ in den Läden gesehen.
Vom Ton her war sie wesentlich greller, teilweise unerträglich bissig am Steg. Überhaupt nicht, wie die von Musik Produktiv. Direkt spielte ich mit dem Gedanken einen Humbucker an den Steg zu bauen...
Das absolute No-Go war dann aber die Abrichtung der Bundenden. Die standen spürbar über und zwar so sehr, daß man beim Spielen nachgesehen hat, ob man jetzt schon an den Fingern blutet.
Das war dann das Aus für diese MM. Wenn ich Humbucker und Gitarrenbauer für die Bünde oben drauf rechne, war das Angebot irgendwie nicht mehr so attraktiv.
Nummer 2 + 3:
Diese Melody Maker habe ich von einem weiteren Händler bezogen, da es der erste war, der auch die in Wine Red auf 495,-€ reduziert hat. Die Farbe war komischerweise trotz des Blow Outs immer noch bei 555,-€.
Dieses Mal wurde es eine in Wine Red und eine Midnight Manhattan, da mir die Farbe auch sehr gut gefiel.
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- Saul_Hudson
Beide wurden schnell und einwandfrei geliefert. Hier wurden die Gibson-Kartons schon mal geöffnet und es wurde ein Setup durchgeführt. Sehr lobenswert. Waren beide direkt spielbar.
Bei genauerer Begutachtung stellte ich fest, daß die Bünde hier viel besser abgerichtet waren, nur wenige standen fühlbar, aber nicht so scharfkantig, über. Schon alles um Welten besser, als bei der ersten MM.
Griffbretter auch hier komplett trocken... Die Wine Red hatte auf der Rückseite des Bodys einen unschönen Lackfehler, ein dicker Klecks mitten drauf. Stach sofort ins Auge und fühlte man auch direkt. Anscheinend muß man bei dem Preis bei Gibson einfach Abstriche machen.
Interessant war auch der Gewichtsunterschied. 3,3 kg bei der in Wine Red und 2,85 kg bei der in Midnight Manhattan. Beim trockenen Anspielen fiel mir auf, daß die leichtere etwas runder und voller klingt. Die 3,3 kg MM war eher klingeliger in den Höhen. Ich war gespannt, wie sich das am Amp äußert...
Also ab in den Proberaum und getestet.
Schnell stellte sich raus, daß die leichtere MM wirklich fetter klang, sogar mehr als ich erwartet hatte, aber auch irgendwie schnell das Mulmen anfing, sobald Gain erhöht wurde.
Die schwerere MM war zwar höhenlastiger und so leicht näselnd in den Mitten, aber setzte sich im Gesamtgefüge besser durch. Am besten gefiel sie mir, wenn man den Tone-Poti vom Bridge-PU auf 8 zurücknahm. Das nahm ihr etwas das bissige...
Leider fiel die Midnight Manhattan schnell in unkontrollierbare Feedback.
Mrs. Wine Red trotzte den Rückkopplungen problemlos, kein ungewolltes Pfeifen.
Stutzig wurde ich als bei beiden Gitarren die Volume-Potis völlig unterschiedlich reagierten. Das blaue Feedback Monster wurde überhaupt nicht clean, beim zurückdrehen und die Wine Red hing dagegen extrem gut am Gas.
Also mal die E-Fächer aufgemacht und Überraschung:
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- Saul_Hudson
1x Gibson Platine mit log. 500 kOhm Potis
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- Saul_Hudson
1x klassisch verlötet mit linearen 300 kOhm Volume Potis
Damit erklärt sich der dickere Ton der Midnight Manhattan und das unerwünschte Verhalten mit den Volume-Potis.
Interessant auch, daß es sich bei den Pickups einmal um eine 4-adrige Version und einmal um eine 1-adrige mit Braided Shield handelt. Lt. Aufkleber auf der Unterseite der PUs handelt es sich um die gleichen Modelle.
Eigentlich halte ich von den Platinen in den heutigen Gibson-Gitarren gar nichts und wäre begeistert gewesen, wenn die Midnight Manhattan nicht so zügellos das Pfeifen kriegen würde, sobald es etwas zerrt. Dann hätte ich einfach die beiden Volume Potis gegen log. 500 kOhm getauscht und alles wäre gut gewesen, aber so war die Midnight Manhattan aus dem Rennen.
Im Grunde wollte ich die Wine Red schon behalten. Mir gefiel der Lackfehler auf der Rückseite nicht wirklich, aber gut. Dann senkte Musik-Produktiv auch die Preise. Also habe ich zum letzten Vergleich noch eine in Wine Red Satin bestellt.
Nummer 4:
Die MM kam gut verpackt, aber ohne Originalkarton. Bei genauerem Hinsehen waren da Spielspuren auf der Decke, am Headstock auf der Rückseite eine Macke und der Tuner der G-Saite wollte nicht so wirklich funktionieren. Hm, da ist doch mal jemand irgendwo mit angeeckt. Showroom-Modell? Retoure?
Also mal beim Service angerufen und nachgefragt. Es handelt sich tatsächlich um das letzte Modell und die kommt aus dem Showroom (vielleicht sogar die, die ich Anfang Dezember dort angespielt habe). Es wurde sich dafür entschuldigt, daß die Gitarre als Neuware rausging und direkt ein großzügiger Rabatt angeboten. Als ich das mit dem Tuner erwähnte, wurde mir zugesagt, daß man einen nachbestellen würde, aber es bei Gibson immer etwas länger dauern kann. Da ich die Tuner sowieso nicht behalten wollte, vereinbarte ich, daß ich die Melody Maker erstmals teste und wenn ich sie behalten möchte, wir dann nochmal über die Tuner reden können.
Eines war gleich klar, die Bundenden waren bei dieser am besten verarbeitet. Nichts scharfkantig, alles top. Setup war auch perfekt, Intonation paßte, was will man mehr.
Kurz ein Blick ins E-Fach... ok, Platine. Gewicht liegt bei 3,2 kg.
Also ab in den Proberaum und getestet. Klingt nicht ganz so bissig, wie die andere in Wine Red, allerdings auch hier wieder ungewollte Rückkopplungen. Enttäuschung...
Ok, da jetzt beide eine Platine hatten, konnte ich ja schnell mal den Bridge PU umtauschen und testen, ob es an den Pickups liegt. Erstaunlicherweise trotzdem Rückkopplungen... Hab ich nicht verstanden. Pickups zurückgebaut und auf einmal waren die Feedbacks weg... Ich stand da, mit Unmengen Fragezeichen im Gesicht.
Wie dem auch sei, ich hatte jetzt zwei sehr gute Melody Maker im Proberaum und konnte ausführlich testen. Tonal hätte ich mich kaum entscheiden können. Die eine etwas bissiger, die andere im Ton etwas runder.
Die Holzauswahl bei der ersten Wine Red war besser. Zweiteiliger Body schön mittig zusammengeleimt (kaum sichtbar), Deckenholz etwas schöner. Dafür der Lackierungsfehler.
Die zweite Wine Red leider beim Body eine etwas unschöne 1/3 zu 2/3 Aufteilung. Bei der Decke auch eine Seite etwas sehr dunkel eingefärbt. Dazu die Spielspuren und die Macke (auch wenn sie das bei mir auch irgendwann bekommt).
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Aber unterm Strich entscheidet der Ton und das Angebot. Da mir schon ein Angebot für das Showroom-Modell vorlag, fragte ich mal bei dem anderen Händler an, was wir denn jetzt mit dem Lackierungsfehler machen. Wenn die zurückgeht, wird die doch bestimmt als B-Stock angeboten und dann könnten wir doch gleich jetzt über einen Preisnachlass reden.
Seine Antwort war ziemlich simpel. Nö, da Gibson die Preise so angezogen hat und es die günstigen Modelle für 2015 nicht mehr geben wird, wird er die schon so los. Da macht er sich keine Sorgen...
Damit war die Entscheidung dann gefallen... Die anderen beiden MM gingen zurück und die von Musik Produktiv habe ich behalten.
Kurzer Anruf beim MP Service mit der Info, daß die bleibt und mir wurde direkt der Rabatt von der Rechnung abgezogen. Als ich dann fragte, was wir mit dem Tuner machen und mir 6 Wochen auf ein Ersatzteil warten nicht im Sinn steht, mir sowieso die Standard Gibson Tuner besser gefallen, in der Hoffnung, die vielleicht etwas günstiger zu bekommen, bekam ich als Antwort. Das wäre kein Problem. Sie würden mir kostenlos einen Satz Gibson Tuner zukommen lassen... Da war ich baff. Also Hut ab! An dieser Stelle dann nochmal herzlichen Dank für den Service...
Jetzt aber zu der verblieben Gibson Les Paul Melody Maker 2014:
Bei der Melody Maker 2014 handelt es sich um die günstigste Gibson aus dem 2014 Line Up.
Features:
- schlanker Mahaghoni-Body (wie die Gibson Les Paul Custom Lite Modelle)
- gewölbte Ahorn-Decke
- Ahorn-Hals 50er Profil
- Palisander Griffbrett
- Dot Inlays, 120th Anniversary Inlay im 12. Bund
- 2x Volume, 2x Tone (Max Grip Knobs)
- 3 Wege Toggle Switch
- 2x P90 (P90ST an der Bridge, P90SR am Hals)
- Gibson Gigbag
- Satin Finish (matt): Wine Red, TV Yellow, Manhattan Midnight, Charcoal
Mit der Ur-Melody Maker von Gibson hat dieses Modell eigentlich nichts mehr zu tun. Durch die gewölbte Decke, getrennten Volume/Tone Potis pro Pickup und dem 3-Way Toggle Switch handelt es hier eher um eine klassische Les Paul, nur in einer Light Version. Den Traditionalisten wird das nicht gefallen und im Netz sind viele Kommentare zu finden, die sich darüber beschweren, daß dieses Modell Melody Maker genannt wurde... Aber mal ehrlich: Who cares?
Hardware, Lack, und Haptik
Wie schon erwähnt, liegt die MM sehr gut in der Hand. Der schmalere Body und auch der Bauchspoiler passen sich super dem Körper an. Ich mag den dickeren 50er Hals. Ich bin nicht so der Fan von so ganz dünnen Flitzfinger-Hälsen. Ich muß man in der Hand haben. Durch die matte Lackierung klebt man auch nicht am Hals, wie ich das schon bei anderen Gibsons erlebt habe. Allerdings fängt der matte Lack ziemlich schnell an zu glänzen, dort wo man ihn häufig berührt (Armauflage, Hals).
Früher oder später könnte das dann speckig aussehen. Angeblich kann man den matten Zustand mit 0000 Stahlwolle wieder herstellen. Das habe ich noch nicht ausprobiert. Alternativ lassen sich die matten Finishes aber auch sehr gut aufpolieren.
Die MM hängt ausgewogen am Gurt. Ich hatte da erst so meine Befürchtungen, daß sie durch den dickeren Hals und den schlankeren Body kopflastig sein könnte. Aber nichts dergleichen.
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Auf dem Griffbrett, das von mir erstmal 3x mit Lemonoil behandelt wurde, befinden sich 22 cryo-behandelte Bünde. Diese Bünden wurden lt. Gibson durch Cryo-Technik tiefgefroren und sollen angeblich wesentlich länger halten. Das wird die Zeit zeigen. Vom Spielgefühl kein Unterschied zu herkömmlichen Bünden.
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Selbst die günstigsten Gibson Modelle sind lt. Gibson mit der PLEK Maschine abgerichtet und eingestellt. Der Sattel wird auch geplekt. Bei meiner ersten Melody Maker habe ich da so meine Zweifel gehabt, da die G und B Saite regelmäßig hängenblieben. Bei meiner jetzigen MM ist alles in bester Ordnung.
Als Brücke gibt es eine einteilige Wraparoundbridge, die Gibson Lightning Bar nennt.
Diese Bridge hat keine Einzelreiter zum einstellen der Intonation, sondern wie viele andere Wraparounds auch nur zwei Schrauben, die die gesamte Brücke entsprechend verschieben. Mit 009er oder 010er Saitensätzen gibt es hier keinerlei Probleme. Wer richtig fette Seile draufspannen will, muss vermutlich die Bridge wechseln. Ich habe jetzt Ernie Ball 010-046 aufgezogen und die Intonation passt perfekt.
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Als Tuner werden Kluson Deluxe mit weißen Miniflügeln eingesetzt. Sie verrichten ihren Dienst vernünftig, aber optisch gefallen Sie mir nicht wirklich. Da bei mir ja sowieso ein Tuner kaputt war und mir neue Tuner zugesandt wurden, habe ich direkt auf die klassischen Gibson Tuner gewechselt. Mir gefällt es wesentlich besser.
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Die neuen Max Grip Potiknöpfe sind eigentlich die Dome Speed Knobs von Gibson mit Einkerbungen für besseren Grip. Das funktioniert, aber da mir die normalen Speed Knobs schon nicht gefallen, habe ich die Max Grip gegen einfache schwarze Top Hats getauscht. Evtl. kommen da aber auch noch schwarze Reflector Knobs dran. Wir werden sehen.
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Bei den Pickups handelt es sich um neuentwickelte P90 von Gibson. Am Steg ein P90ST und am Hals ein P90SR. Sie sollen etwas heißer gewickelt sein und durch die Alnico V Magneten etwas mehr Höhen haben und damit mehr Punch liefern. Da mir die Vergleiche zu anderen P90 fehlen, kann ich das jetzt schwer bestätigen.
Der P90ST liefert einen Widerstand von 7,91 kOhm und der P90SR 7,2 kOhm.
Im Vergleich zu meinen Häussel Vin+ B und Vin N in der Knaggs klingen die P90 schon wesentlich bissiger, aber ich denke, das liegt schon an der Konstellation Humbucker zu Single Coil.
Super finde ich, daß es für die P90 Halteplatten in den Pickupfräsungen gibt, die es ermöglichen normale Soapbars P90 mit den mittigen Schrauben, als auch P90 oder Humbucker im P90 Format zu verbauen, die die Halteschrauben rechts und links außen haben, zu verbauen. Beim nächsten Saitenwechsel baue ich mal einen P90 aus und liefere ein Bild nach.
Sound
Sounds zu beschreiben gestaltet sich ja immer etwa schwierig, aber da mir die Möglichkeiten für vernünftige Soundsamples fehlen, versuche es trotzdem.
Trocken angespielt springt die Melody Maker einen schon an. Durch den schmaleren Body und dem Ahornhals ist sie knackiger, direkter, schneller, als eine klassische Les Paul. Da schwingt sogar ein gewisser Twang mit.
Ich war überrascht, wie laut sie ist und es liegt was im Ton, was mit an der MM so fasziniert hat, daß ich sie seit meinem ersten Besuch bei Musik Produktiv im Dezember nicht vergessen konnte.
Am Amp zeigen sich die gleichen Attitüde. Clean in der Mittelstellung gefällt sich mir am besten, sogar besser, als zwei Humbucker. Eine Prise Reverb und fertig ist ein Cleansound mit dem ich jederzeit auf die Bühne gehen würde.
Am Hals wird es natürlich etwas dicker und sofort blueslastig. Cleanboost und ab geht’s.
Die Bridge naturgemäß sehr knackig. Ein wenig das Tone-Poti zurück und die Country-Licks wollen raus. Jiiiiiieehaa...
Meiner Meinung nach fühlen sich P90 am wohlsten im Crunch Low-Mid-Gain Crunchbereich. Ich fahre wohl auf die Dynamik ab, die sie mir liefern... Leichter Anschlag, wenn der Cleanton so kurz vorm kippen ist und kaum klopft man in die Saiten springen einem der Ton direkt ins Gesicht.
Die Melody Maker ist schnell und direkt im Anschlag, sehr knallig, rotzig... Einfach ein genialer Rock N’ Roll Sound mit Ecken und Kanten. Genau das, was mir bei anderen getesteten Gitarren immer wieder gefehlt.
Wie schon erwähnt, kann es an der Bridge schon etwas spitz werden, aber dann drehe ich das Tone Poti einfach zurück auf 7-8 und nehme dem Sound etwas an Schärfe. Was einem allein im Proberaum zu bissig vorkommt, ist allerdings mehr als Band-dienlich. Da relativiert sich das sehr schnell wieder und man setzt sich gut durch...
Ich habe natürlich auch die High Gain Sounds ausprobiert. Bis zu einem gewissen Grad gefallen mir die P90 sogar in dem Bereich. Vor allem war ich erstaunt, über das doch geringe Nebengeräusch-Verhalten. Allerdings neigen sie da schnell zum Matschen. Dem einen gefällt das vielleicht, ich bevorzuge bei High Gain einfach Humbucker. Aber wenn wir in Zukunft in meiner Coverband die Nummern von Social Distortion, The Gaslight Anthem oder Danko Jones auspacken, werde ich definitiv die Melody Maker greifen und meinen Spass haben. Für Punk, Blues oder Classic Rock finde ich P90 genial.
Fazit
Was bekommt man also von Gibson für damals 649,-€ und heute 495,-€..?
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Man bekommt eine in USA gefertigte „Mini“-Les Paul, die einfach rockt.
Der Weg, die richtige zu finden, ist etwas mühselig, aber wenn man die erstmal gefunden hat, ist die Gitarre für das Geld geradezu geschenkt.
Leider ist die Verarbeitung bei diesem günstigen Modell sehr schwankend. Vor allem die Bünde sollte man sich gut ansehen.
Bei mir waren es insgesamt 5 Modelle, die ich mir bei Händlern vor Ort angesehen habe plus die 4, die ich habe nach Hause kommen lassen, bis ich meine gefunden habe. Einfachen Blindkauf würde ich nicht empfehlen.
Man bekommt definitiv besser verarbeitete Gitarren ab Werk und mit mehr Features, wenn man nicht bei Gibson sucht, aus Korea, China, Indonesien etc. Ich hatte mit der ersten Melody Maker eine Fernande Ravelle dazu bestellt, die perfekt verarbeitet war, mich aber tonal einfach nicht angemacht hat.
Mir gefällt das Konzept dieser Les Paul einfach. Alle klassischen Elemente in einer abgespeckten Version zu einem sehr guten Preis für eine echte Gibson. Als Ergänzung zu meinen beiden Humbucker Gitarren passt sie perfekt rein.
Da Gibson ja für 2015 mal ordentlich an der Preisschraube gedreht und die günstigen Serien wie MM/LPJ/SGJ aus dem Programm genommen hat, würde ich jedem, der Interesse an einer Melody Maker etc. hat, noch mal loszuziehen, bevor die 2014er Modelle auch alle ausverkauft sind.
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