Heißt das auch, das nicht unbedingt jede note die da geschrieben steht mit einer einzelnen Taste korrespondiert?
Hallo Vincent,
ein Nachteil des Standard-Basses beim Akkordeon ist, daß der spielbare Tonumfang nur eine einzige Oktave umfaßt. Der tiefste Ton ist meist E, bei manchen (vor allem kleineren) Akkordeons auch oft G. Es gibt auch noch andere Möglichkeiten, aber das ist eben von Instrument zu Instrument verschieden und kann vom Spieler auch nicht beeinflußt werden.
Deshalb: Wenn als Baßton
irgend ein a notiert ist, völlig egal, in welcher Oktavlage (ob höher oder tiefer) - das Akkordeon hat dafür im Standard-Baß nur
einen Ton.
Dieser eine Ton kann auf verschiedene Weisen gespielt werden: als "Grundbaß" oder als "Terzbaß" - die beiden klingen aber absolut gleich und welchen von beiden man spielt, hängt vom Fingersatz ab bzw. welcher gerade in der Nähe ist.
Die Stelle in den Noten, die mit "meno mosso e staccato" überschrieben ist, wird im Orgel-Original mit rechter und linker Hand abwechselnd gespielt. Bei der vorliegenden Akkordeon-Version auch, nur, daß die linke Hand an den Baß gefesselt ist.
Der "normale" Baß wäre hierfür aber viel (!) zu tief, deshalb schreib reini2 auch:
Um sie einigermaßen nah am Original spielen zu können, solltest Du bei einem Standart-Bass-Akkordeon auf jeden Fall im Diskant einen Piccolo-Chor nutzen können.
Wenn man im Baß also ein möglichst hoch klingendes Register einstellt, kommt man man am ehesten an den gewünschten Effekt.
Edit: im vorliegenden Arrangement ist die rechte Hand eine Oktave niedriger als im Original notiert, wahrscheinlich, um nicht zu weit vom "TENOR"-Baß entfernt zu sein. Der Preis dafür ist, daß die Diskant-Tasten nach unten hin nicht mehr ausreichen und deshalb die "Melodie" in den Baß wechseln muß. In der Orgel-Version überkreuzt hier die rechte Hand die linke und die linke darf weiterhin das "a" klopfen.
In den vorliegenden Noten ist dieser Registerwechsel mit "TENOR" gekennzeichnet - eigentlich, da stimme ich mit reini2 völlig überein, wäre noch höher noch besser.
Zur Anschauung ein Auszug (beginnt mit Seite 19 oben, der Registerwechel und das "B.S." für Basso Solo (also keine Akkorde!) habe ich dennoch dazugeschrieben, obwohl es an dieser Stelle bereits seit einigen Takten gilt.
Die rechte Hand zur Orienierung in grau darüber:
Blau sind die Registerwechsel: am Anfang noch TENOR (hoch), später wieder MASTER (tief/normal).
Rot habe ich beispielhaft das A am Anfang markiert und auch das A am Ende des Ausschnittes: in den Noten ist das erste A eine Oktave höher als das letzte A, aber auf dem Akkordeon spielt man ein und den selben Knopf: es gibt keinen Unterschied - und
kann aus technischen Gründen überhaupt keinen Unterschied geben.
Wenn wir vom Registerwechsel mal absehen, gibt es rein spielerisch keinen Unterschied zwischen den "hohen" und "tiefen" Tönen.
Um es mit Deinen Worten zu sagen: "Jeder Ton korrespondiert unabhängig von seiner Oktavlage mit einem einzigen Grundbaß-Knopf."
Aus Gründen der Bequemlichkeit kann an Stelle des Grundbaß-Knopfes auch ein Terzbaß-Knopf genutzt werden, wenn er günstiger liegt. Es erklingt aber der selbe Ton.
Unterstrichener Buchstabe (oder, falls keine Buchstaben vorhanden sind) unterstrichener Fingersatz bedeuten: Terzbaß.
Im zweiten Takt des Ausschnittes wechsel rechte und linke Hand sozusagen die Rollen: nun spielt die rechte Hand immer das "A" dazwischen und die linke Hand (Baß) übernimmt die "Melodie".
Den Meldodieverlauf hat bei diesem Stück jeder im Ohr und er ist so notiert, wie man ihn musikalisch erwartet.
Aaaaber: auf dem Akkordeon geht das im Standardbaß
eigentlich nicht, denn wir haben ja nur eine einzige Oktave Tonumfang und irgendwo erwartet uns der berüchtigte "Oktavknick": wenn beispielsweise das E der tiefste Ton ist, kann man kein Cis und kein D darunter spielen - der Klang springt dann einfach eine Oktave hoch.
Aus verschiedenen Gründen (durch die Mehrchörigkeit) stört das weniger als man befürchten könnte.
Zur Anschauung habe ich genau die Stelle von oben mal notiert, wie sie im Standardbaß tatsächlich gespielt wird und auch klingen (abgesehen vom Registerwechsel) würde: alles ist auf den Tonumfang einer einzigen Oktave zusammengerückt und das A am Anfang entspricht nun wirklich dem A am Ende - eben so, wie man es spielt.
Angenommen habe ich wie üblich E als tiefsten Ton. Das muß bei Deinem Instrument nicht zwingend so sein - aber das Prinzip wird auf jeden Fall deutlich.
Und achte mal auf den Melodieverlauf im Baß ab Takt 2: Es geht hier nicht mal unbedingt ums Notenlesen, sondern darum, zu erkennen, ob sich die Stimme nach oben oder unten bewegt, ob sie größere Sprünge macht oder nicht.
Du erkennst in Takt 3 einen völlig anderen Verlauf als in der "Originalnotation": die Sprünge nach oben jeweils zum D und dann zum Cis sind musikalisch nicht so beabsichtigt, aber den technischen Beschränkungen des Standard-Basses geschuldet.
Um die musikalischen Zusammenhänge nicht zu verfälschen, würde in der Regel
trotz dieser technischen Beschränkung das D und das Cis in Takt 3 eine Oktave tiefer notiert.
Kurzum (und um beim Beispiel des Tones A zu bleiben): zwei verschiedene A sind notiert (am Anfang das "kleine a", am Ende das "große A" eine Oktave tiefer), es wird aber der selbe Knopf gedrückt.
Viele Grüße
Torsten
PS: ... und das Angebot von reini2 würde ich auf jeden Fall annehmen, der kann Dir viele wichtigen Dinge zeigen und mit solch einem Treffen kann kein schriftlicher Austausch mithalten.
Edit: Notenbeispiele korrigiert - es war ursprünglich die rechte Hand am Anfang eine Oktave zu hoch notiert - da hatte ich wohl noch irgendwie das Orgel-Original im Kopf...