oldjoe
Registrierter Benutzer
- Zuletzt hier
- 12.10.24
- Registriert
- 25.03.14
- Beiträge
- 71
- Kekse
- 377
Sunn Model T - Das Biest
Vorgeschichte
Von der Firma Sunn und anschließend vom Sunn Model T angefixt wurde ich vor allem durch die Musik der Drone-Pioniere Earth sowie Stephen O'Malleys Bands Sunn o))) und Goatsnake. Das GAS ergriff mich aufs bitterste. Ein neuer Gitarrenverstärker war eh längst überfällig. Also machte ich mich auf die Suche. Meinen Model T fand ich schließlich bei Ebay USA, woraufhin ich einiges an Geld in die Hand nahm, um das gute Stück zu importieren.
Frisch und sicher aus Kalifornien angekommen, brachte ich ihn gleich zum Amp-Doktor, der ihn daraufhin auf europäischen Strom umverdrahtet hat. Glücklicherweise war dies ohne großen Aufwand möglich, da der Amp von Haus aus den entsprechenden Trafo besitzt. Leider sind kurze Zeit später zuhause einige Kondensatoren und daraufhin eine Röhre durchgebrannt. Ich nahm dies zum Anlass mich ein wenig mit der Technik zu beschäftigen und fand in den Weiten des Netzes ein paar Modifikationen, wovon eine sich als nützlich erweisen sollten. Dazu später mehr. So schrieb ich dem Amp-Doktor einen entsprechenden Auftrag und nun steht das gute Stück bei mir zuhause und bringt die Wände zum Wackeln.
Bevor ich auf den Amp eingehe, ist Vorab noch anzumerken, dass vom Sunn Model T drei Versionen existieren.
Bei der First Generation handelt es sich logischerweise um die Ur-Version des Amps, ein 120 Watt-Einkanäler. Auf dem Markt ist die erste Generation sehr selten und wenn, dann auch nur zu sehr hohen Preisen zu finden. Als die Firma Sunn in den 70ern von Hartzell übernommen wurde, wurde die Second Generation des Model T auf den Markt gebracht. Dieser ist an den roten Drehknöpfen erkennbar und weithin als Model T Red Knob bekannt. Die zweite Generation wurde dahingehend weiterentwickelt, dass ein Schieberegler für die Feinjustierung der Mitten eingebaut wurde. Der Amp besaß nun 150 Watt. Sowohl erste als auch zweite Generation sind für Bass- und E-Gitarre gebaut worden.
Die dritte Generation wurde in den 90ern entwickelt. Die Firma Sunn gehörte nun zu Fender. Der als Model T Reissue bekannte Amp besaß nun zwei Kanäle und hatte von der Technik her mit den beiden Vorgängern nichts mehr zu tun. Dennoch soll es sich um einen sehr guten High-Gain-Röhrenamp handeln.
Bei meinem Model T handelt es sich um ein Gerät der zweiten Generation.
Allgemeine Daten
Leistung: 150 Watt RMS (100 Watt an 8 Ohm gemessen)
Vorstufenröhren: 3 x Sovtek 12AX7
Endstufenröhren: 4 x EHX 6550H
Eingänge: 1x Brite, 1x Normal, 1x Both
Ausgänge: 2x Front-Out, 1x 600 Ohm Line Out, 2x Speaker Out
1x Impedanz-Wahlregler für 2, 4, 8 und 16 Ohm
Ein Kanal mit EQ-Regelung Bass, Mid Range, Treble und Presence sowie 3-Fach-Schieberegler für Mitten 750, 1.500 und 3.000 Hz
Sound
Mein Sound ist furztrockener Stoner- / Desert-Rock mit einer ordentlichen Prise abgespaceter Sounds, welche ich über diverse Pedale erreichen will.
Über einen der beiden Speaker-Ausgänge habe ich eine 412er Marshall 1935 Bass Box (JCM 800 Series) angeschlossen, Impedanz auf 16 Ohm, der Amp läuft also nur mit 50 Watt auf einem Drittel seiner Leistung. Das ist aber mehr als genug.
Der Model T besitzt vorne drei Eingänge, die gängigen Brite- und Normal sowie den Eingang "Both", der den Brite- und den Normal-Eingang zusammenschaltet. Bei anderen Vintage-Amps, z.B. Marshall wurden die Brite und Normal-Eingänge meistens gebrückt, mit dem "Both"- Eingang kann man sich eine solche Brücke sparen. Unterhalb der Eingänge besitzt der Amp zwei Preamp-Ausgänge, an welchen weitere Amps in Kette angeschlossen werden können - dies ist nur für seltene Leute gedacht, denen der Model T noch nicht laut genug ist.
Für die besonders irren Menschen besitzt der Model T noch einen Line Out auf der Rückseite, über den man noch einen weiteren Amp anschließen kann. Wie ein Kraken im Meer oder eine Spinne im Netz kann man also noch drei Amps an den Model T anschließen und damit sowohl Publikum als auch Bandkollegen einfach mal so wegblasen. Der Line-Out kann aber auch gesittet für Studio-Recording genutzt werden.
Die Preamp-Lautstärke kann man über die beiden linken Volume-Regler für Normal und Brite jeweils regulieren. Ich habe beide Regler meistens auf "3" stehen, damit habe ich einen satten leicht angezerrten Clean-Ton. Die Master-Lautstärke habe ich am Master-Poti ebenfalls auf drei belassen. Das ist für mein Gehör in meinem Proberaum gerade so erträglich und an der unteren Schmerzgrenze.
Für den Ton hat man mit den Bass-, Mid-Range-, Treble- und Presence- viele Möglichkeiten, seinen Sound zu gestalten. Da ich es gerne satt und dick mag, habe ich den Bass auf 8 aufgedreht. Mitten braucht man im Bereich Stoner- und Desert-Rock so gut wie gar nicht, deswegen 3. Ein Freund von Höhen bin ich ebenfalls nicht, hier auch 3. Presence habe ich auf 5 eingestellt.
Bespielen tue ich den Model T mit meiner modifizierten Epiphone LP Black Beauty. Die besitzt drei DiMarzio Super II Humbucker und eine überarbeitete Schaltung, bei der ich alle drei PUs stufenlos kombinieren kann.
Mit den oben genannten Einstellungen ergibt sich ein schöner dicker knarziger warmer Clean-Sound. Der Model T verträgt sich wunderbar mit Pedalen. Hier nutze ich hauptsächlich Fuzz-Pedale von Electro-Harmonix (Bass Big Muff, Big Muff Germanium) aber auch das Black Arts Toneworks Pharao-Fuzz.
Mit den Pedalen macht der Model T ordentlich Rabatz, insbesondere mit dem Big Muff Germanium verwandelt sich der Model T in ein echtes Monster, das einem den Brustkorb zerreissen und die Trommelfelle und anschließend das Gehirn zum Schmelzen bringen will. Mit dem Bass Big Muff ergibt sich ein schöner schmatziger Fuzz. Der Pharao Fuzz erzeugt ebenfalls eine sehr brutale Zerre.
Mit aufgedrehten Preamp-Volume und Master-Volume-Reglern besitzt der Model T jedoch auch eine eigene etwas dünnere Zerre. Insbesondere für das Master-Volume habe ich eine Modifikation vornehmen lassen, da der Model T von Haus aus im Master-Bereich 8-10 einiges an Bass und Sound einbüßt. Dies war von der Firma Sunn so gewollt, warum auch immer. Durch die Modifikation wurde diese "Bremse" aufgehoben.
Von der Verarbeitung her sieht das gute Stück mit seinen fast 40 Jahren noch sehr gut aus. Die Tolex hat leichte Macken, das Metall-Gehäuse sieht auf der Rückseite etwas verranzt aus. Ansonsten steht mit dem Model T und seinen gut 25-30 kg aber ein echter Panzer vor einem. Der Amp wird bei mir mit Sicherheit die nächsten Jahrzehnte überstehen.
Fazit
Abschließend kann man sagen, dass der Model T mit den richtigen Pedalen für Stoner- und Desert-Rock den idealen Nährboden bietet. Auch für klassischen Hardrock ist der Model T aufgrund seiner Nähe zu Marshall Super Lead und Fender Bassman bestens geeignet. Metal-Heads sollten vom Model T die Finger lassen. Mein Kumpel, früher Gitarrist einer Metal-Core-Band, hatte sich mit diversen Mosh-Palm-Mute-Parts versucht...und es dann aber enttäuscht sein gelassen.
Am Ende möchte ich sagen, dass um diesen Amp ein meiner Meinung nach völlig übertriebender Kult herrscht. Er gilt zwar als absolute Königsklasse aller Vintage-Röhrenamps, ich denke aber, dass es viele Amps gibt, die mit dem Model T gleichziehen können, z.B. Matamps oder Orange-Amps.
Letztendlich war die Gesamtinvestition mit Kaufpreis, Einfuhrabgaben und Reparaturen ein sehr teurer Spaß für mich, den ich glaube so nicht nochmal mitmachen würde. Wenn ich jedoch vor dem Amp stehe und mit Drop A und aufgerissem Fuzz in die Saiten haue, dann werden diese Gedanken weggeblasen und bereue ich gar nichts...
Vorderansicht
Rückansicht
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Achso... das habe ich noch vergessen: Wer neue Clones zum Vintage-Model T sucht, dem seien Hex-Cabs Model X oder Conrad Model C ans Herz gelegt.
Vorgeschichte
Von der Firma Sunn und anschließend vom Sunn Model T angefixt wurde ich vor allem durch die Musik der Drone-Pioniere Earth sowie Stephen O'Malleys Bands Sunn o))) und Goatsnake. Das GAS ergriff mich aufs bitterste. Ein neuer Gitarrenverstärker war eh längst überfällig. Also machte ich mich auf die Suche. Meinen Model T fand ich schließlich bei Ebay USA, woraufhin ich einiges an Geld in die Hand nahm, um das gute Stück zu importieren.
Frisch und sicher aus Kalifornien angekommen, brachte ich ihn gleich zum Amp-Doktor, der ihn daraufhin auf europäischen Strom umverdrahtet hat. Glücklicherweise war dies ohne großen Aufwand möglich, da der Amp von Haus aus den entsprechenden Trafo besitzt. Leider sind kurze Zeit später zuhause einige Kondensatoren und daraufhin eine Röhre durchgebrannt. Ich nahm dies zum Anlass mich ein wenig mit der Technik zu beschäftigen und fand in den Weiten des Netzes ein paar Modifikationen, wovon eine sich als nützlich erweisen sollten. Dazu später mehr. So schrieb ich dem Amp-Doktor einen entsprechenden Auftrag und nun steht das gute Stück bei mir zuhause und bringt die Wände zum Wackeln.
Bevor ich auf den Amp eingehe, ist Vorab noch anzumerken, dass vom Sunn Model T drei Versionen existieren.
Bei der First Generation handelt es sich logischerweise um die Ur-Version des Amps, ein 120 Watt-Einkanäler. Auf dem Markt ist die erste Generation sehr selten und wenn, dann auch nur zu sehr hohen Preisen zu finden. Als die Firma Sunn in den 70ern von Hartzell übernommen wurde, wurde die Second Generation des Model T auf den Markt gebracht. Dieser ist an den roten Drehknöpfen erkennbar und weithin als Model T Red Knob bekannt. Die zweite Generation wurde dahingehend weiterentwickelt, dass ein Schieberegler für die Feinjustierung der Mitten eingebaut wurde. Der Amp besaß nun 150 Watt. Sowohl erste als auch zweite Generation sind für Bass- und E-Gitarre gebaut worden.
Die dritte Generation wurde in den 90ern entwickelt. Die Firma Sunn gehörte nun zu Fender. Der als Model T Reissue bekannte Amp besaß nun zwei Kanäle und hatte von der Technik her mit den beiden Vorgängern nichts mehr zu tun. Dennoch soll es sich um einen sehr guten High-Gain-Röhrenamp handeln.
Bei meinem Model T handelt es sich um ein Gerät der zweiten Generation.
Allgemeine Daten
Leistung: 150 Watt RMS (100 Watt an 8 Ohm gemessen)
Vorstufenröhren: 3 x Sovtek 12AX7
Endstufenröhren: 4 x EHX 6550H
Eingänge: 1x Brite, 1x Normal, 1x Both
Ausgänge: 2x Front-Out, 1x 600 Ohm Line Out, 2x Speaker Out
1x Impedanz-Wahlregler für 2, 4, 8 und 16 Ohm
Ein Kanal mit EQ-Regelung Bass, Mid Range, Treble und Presence sowie 3-Fach-Schieberegler für Mitten 750, 1.500 und 3.000 Hz
Sound
Mein Sound ist furztrockener Stoner- / Desert-Rock mit einer ordentlichen Prise abgespaceter Sounds, welche ich über diverse Pedale erreichen will.
Über einen der beiden Speaker-Ausgänge habe ich eine 412er Marshall 1935 Bass Box (JCM 800 Series) angeschlossen, Impedanz auf 16 Ohm, der Amp läuft also nur mit 50 Watt auf einem Drittel seiner Leistung. Das ist aber mehr als genug.
Der Model T besitzt vorne drei Eingänge, die gängigen Brite- und Normal sowie den Eingang "Both", der den Brite- und den Normal-Eingang zusammenschaltet. Bei anderen Vintage-Amps, z.B. Marshall wurden die Brite und Normal-Eingänge meistens gebrückt, mit dem "Both"- Eingang kann man sich eine solche Brücke sparen. Unterhalb der Eingänge besitzt der Amp zwei Preamp-Ausgänge, an welchen weitere Amps in Kette angeschlossen werden können - dies ist nur für seltene Leute gedacht, denen der Model T noch nicht laut genug ist.
Für die besonders irren Menschen besitzt der Model T noch einen Line Out auf der Rückseite, über den man noch einen weiteren Amp anschließen kann. Wie ein Kraken im Meer oder eine Spinne im Netz kann man also noch drei Amps an den Model T anschließen und damit sowohl Publikum als auch Bandkollegen einfach mal so wegblasen. Der Line-Out kann aber auch gesittet für Studio-Recording genutzt werden.
Die Preamp-Lautstärke kann man über die beiden linken Volume-Regler für Normal und Brite jeweils regulieren. Ich habe beide Regler meistens auf "3" stehen, damit habe ich einen satten leicht angezerrten Clean-Ton. Die Master-Lautstärke habe ich am Master-Poti ebenfalls auf drei belassen. Das ist für mein Gehör in meinem Proberaum gerade so erträglich und an der unteren Schmerzgrenze.
Für den Ton hat man mit den Bass-, Mid-Range-, Treble- und Presence- viele Möglichkeiten, seinen Sound zu gestalten. Da ich es gerne satt und dick mag, habe ich den Bass auf 8 aufgedreht. Mitten braucht man im Bereich Stoner- und Desert-Rock so gut wie gar nicht, deswegen 3. Ein Freund von Höhen bin ich ebenfalls nicht, hier auch 3. Presence habe ich auf 5 eingestellt.
Bespielen tue ich den Model T mit meiner modifizierten Epiphone LP Black Beauty. Die besitzt drei DiMarzio Super II Humbucker und eine überarbeitete Schaltung, bei der ich alle drei PUs stufenlos kombinieren kann.
Mit den oben genannten Einstellungen ergibt sich ein schöner dicker knarziger warmer Clean-Sound. Der Model T verträgt sich wunderbar mit Pedalen. Hier nutze ich hauptsächlich Fuzz-Pedale von Electro-Harmonix (Bass Big Muff, Big Muff Germanium) aber auch das Black Arts Toneworks Pharao-Fuzz.
Mit den Pedalen macht der Model T ordentlich Rabatz, insbesondere mit dem Big Muff Germanium verwandelt sich der Model T in ein echtes Monster, das einem den Brustkorb zerreissen und die Trommelfelle und anschließend das Gehirn zum Schmelzen bringen will. Mit dem Bass Big Muff ergibt sich ein schöner schmatziger Fuzz. Der Pharao Fuzz erzeugt ebenfalls eine sehr brutale Zerre.
Mit aufgedrehten Preamp-Volume und Master-Volume-Reglern besitzt der Model T jedoch auch eine eigene etwas dünnere Zerre. Insbesondere für das Master-Volume habe ich eine Modifikation vornehmen lassen, da der Model T von Haus aus im Master-Bereich 8-10 einiges an Bass und Sound einbüßt. Dies war von der Firma Sunn so gewollt, warum auch immer. Durch die Modifikation wurde diese "Bremse" aufgehoben.
Von der Verarbeitung her sieht das gute Stück mit seinen fast 40 Jahren noch sehr gut aus. Die Tolex hat leichte Macken, das Metall-Gehäuse sieht auf der Rückseite etwas verranzt aus. Ansonsten steht mit dem Model T und seinen gut 25-30 kg aber ein echter Panzer vor einem. Der Amp wird bei mir mit Sicherheit die nächsten Jahrzehnte überstehen.
Fazit
Abschließend kann man sagen, dass der Model T mit den richtigen Pedalen für Stoner- und Desert-Rock den idealen Nährboden bietet. Auch für klassischen Hardrock ist der Model T aufgrund seiner Nähe zu Marshall Super Lead und Fender Bassman bestens geeignet. Metal-Heads sollten vom Model T die Finger lassen. Mein Kumpel, früher Gitarrist einer Metal-Core-Band, hatte sich mit diversen Mosh-Palm-Mute-Parts versucht...und es dann aber enttäuscht sein gelassen.
Am Ende möchte ich sagen, dass um diesen Amp ein meiner Meinung nach völlig übertriebender Kult herrscht. Er gilt zwar als absolute Königsklasse aller Vintage-Röhrenamps, ich denke aber, dass es viele Amps gibt, die mit dem Model T gleichziehen können, z.B. Matamps oder Orange-Amps.
Letztendlich war die Gesamtinvestition mit Kaufpreis, Einfuhrabgaben und Reparaturen ein sehr teurer Spaß für mich, den ich glaube so nicht nochmal mitmachen würde. Wenn ich jedoch vor dem Amp stehe und mit Drop A und aufgerissem Fuzz in die Saiten haue, dann werden diese Gedanken weggeblasen und bereue ich gar nichts...
Vorderansicht
Rückansicht
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Achso... das habe ich noch vergessen: Wer neue Clones zum Vintage-Model T sucht, dem seien Hex-Cabs Model X oder Conrad Model C ans Herz gelegt.
- Eigenschaft
Zuletzt bearbeitet: