Deutscher Rap/Hip-Hop - Wieso diese aggressive Entwicklung ???

  • Ersteller Scallywag
  • Erstellt am
S
Scallywag
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
07.04.20
Registriert
29.03.11
Beiträge
47
Kekse
433
An die Mods: Bitte erst mal nicht in den speziellen Genre-Bereich verschieben, da ich hier erst mal mehr "neutrale" Leute erreichen möchte.

Hallo Musikfreunde.

Meine Frau muss sich aus beruflichen Gründen mit dem Thema "Derutschrap" außeinander setzen, hat da aber keinen blassen Schimmer von dieser Musik.
Ich habe zwar früher (vor 15-20 Jahren) ein wenig mehr mit deem Thema zu tun gehabt, bin aber auch überhauptnicht mehr auf dem neusten Stand.

Deshalb möchte ich gerne mal von euch wissen wie ihr zu dem Thema steht.

Mit euch meine ich zum einen:

-die Deutschrap-Hörer oder auch Fans
-aber eben auch und im speziellen die Leute die mit dieser Musik nichts anfangen können oder sogar eine abneigung dagegen haben.

Zurück zum Thema.

Meine Frau muss sich mit der Frage beschäftigen, warum diese Musikrichtung einen solch derben Wandel hingelegt hat.

Nach meinem Verständniss kann man aktuell drei zeitliche Abrisse unterscheiden:

1. Die Spaß-Phase (bekannte Künstler: Fantastischen Vier, Fettes Brot) ca. 1990-1998

Hier handelten die Texte noch vom Alltag und seinen Fettnäpchen oder tatsächlich auch von eher "angenehmen" Themen.
Die Musik war kaum bis gar nicht brutal oder "jugendgefährdend"

2. Die Diss-Phase (bekannte Künstler: Beginner, Dynamite Deluxe, Fünf Sterne, Eins Zwo) 1998- 2005

Hier gingen die Interpreten schon dazu über andere Interpreten ihres Genres zu "dissen". Alle anderen konnte nicht so gut rappen wie man es selber tat usw.
Trotzdem ging es noch relativ moderat zu. Die Beleidigungen waren zwar ein tentrales Thema, doch die Wortwahl noch recht moderat.


3. Die aktuelle Phase (bekannte Künstler: Haftbefehl, Eko Fresh, Sido, Flera) 1995- heute

Die Texte sind nun deutlich aggressiver, frauenfeindlich und gewaltverherrlichend. Es geht um Homophobie, materiellen Besitz und um den harten Alltag in den "Blocks".
Es sind Schimpfwörter am Laufenden Band zu vernehmen. Der Sound ist düster und monoton. Die Interpreten sind nicht selten türkischer Abstammung.



--------------------------


Was denkt ihr, wieso kam es zu dieser krassen und meiner Meinung nach sehr negativen Entwicklung? So schlecht geht es den Jugendlichen in Deutschland nicht,
dass es zu dieser Entwicklung kommen musste. Was war ausschlaggebend dafür?

Und wieso wird diese Art von Musik , scheinbar ohne Reflexion, von so vielen Jugendlichen gehört?

Welche möglichen Auswirkungen hat diese Musik auf die Zielgruppe?

Ich weiß, dass ist ein schwieriges Thema mit vielen Meinungen. Doch vor allem die Antworten von Musikern interessieren mich sehr, da ja jeder eine Absicht mit seiner Musik hat.


Vielen Dank.

:)
 
Eigenschaft
 
Ich mache es mir jetzt mal bewusst einfach...

Kopf aus. RTL an.
Und 15 Jahre später hat man die Spätfolgen.

Radikalisierung hat nichts mit nationalität zu tun sondern mit Erziehung.
Da versagen Eltern, Medien, Schule und Staat und am Ende sieht es so aus wie heute.

Diese Kunstform ist dann am Ende nur die Melkmaschine die einen Markt bedient.
Und klappt hervorragend.

Die Texte schaffen wie alles Anrüchige ein Ventil bei jungen Menschen sich gegen den Frust zu stemmen.

Der Frust ist groß bei Jugendlichen.
Immer schon so gewesen.

Nimm einfach die Texte von diversen Extrembands egal aus welcher Zeit und du findest die gleichen Ansätze.

Deinen Bezug auf Nationalität meinst du hoffentlich neutral.
Jugendliche und besonders Jungs mit Mugrationshintergrund sind benachteiligt in ihren Chancen.
Natürlich sind auch Erziehungsformen das Problem. Wer nur die harte Hand kennt wird sich im Leben daran orientieren.
Das dort der Frust am größten ist wundert mich nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Was denkt ihr, wieso kam es zu dieser krassen und meiner Meinung nach sehr negativen Entwicklung? So schlecht geht es den Jugendlichen in Deutschland nicht,
dass es zu dieser Entwicklung kommen musste. Was war ausschlaggebend dafür?
Gangster Rap ist doch viel älter als der philosophische Studentenrap. Ist doch klar dass es auch in Deutschland gemacht wird.
Und wieso wird diese Art von Musik , scheinbar ohne Reflexion, von so vielen Jugendlichen gehört?
Wird es das? Ich habe immer das Gefühl, dass zum Beispiel Haftbefehl und Celo & Abdi eher von Studenten gehört werden, als von pubertären Kindern. Also wahrscheinlich von beiden, die pubertären Kinder in der unteren Mittelschicht bis Unterschicht, meistens mit Migrationshintergrund hören solche Rapper, weil sie sich mit denen identifizieren können, und diese es geschafft haben auf irgendwelche Wege da unten auszubrechen. Auch durch Kriminalität, aber das kommt ja auch cool. Wer hat nicht schon Mafiafilme cool gefunden, und auch irgendwie mit dem Image kokettiert, auch wenn niemand ernsthaft erwägen würde in die Mafia einzutreten.
Das führt uns eben zu der zweiten Gruppe, die Studenten (zu der ich mich auch zähle). Für viele ist es einfach deutlich interessanter, weil es (wie bei vielen Filmen) die Möglichkeit ist eben ein wenig die Welt aus den Augen von Tickern auf der Straße, von den Schlägern die du in der Ubahn nicht anschauen würdest, damit sie dich bloß in Ruhe lassen. Viele verstehen nicht, warum man da hineinschlüpfen möchte, aber es hat durchaus seinen Reiz. Das hat auch nichts damit zu tun, dass man deren Verhalten jetzt im richtigen Leben gut findet, gerne selber so wäre. Ich kann ja auch einen Film im zweiten Weltkrieg schauen, der in der Kriegshandlung positioniert ist und mitfiebern, weil es mir die Vorstellung gibt, wie ich da im Schützengraben liege und es in der Vorstellung recht aufregend ist. Das heisst nicht dass ich gerne im zweiten Weltkrieg im Schützengraben gelegen hätte. Auf der anderen Seite ist das auch der Grund warum ich "Studentenrap" so langweilig finde. Was soll ich mir den irgendwelche Leute anhören die mehr oder weniger so sind wie ich? Das ist doch langweilig, gibt mir keine neue Perspektive (etwas polemisiert gesagt).
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
ich würde auch das Gesamtsoziologische nicht aus den Augen verlieren:

Jugendliche in der Pubertät wollen sich (von ihren Eltern,...) abgrenzen. Sie wollen Tabus brechen,... Wie sollen sie dieses schaffen, wenn ihre Eltern Rockmusik und HipHop hören, in denen bereits viele Tabus der Großelterngeneration gebrochen sind.
-> Entweder immer "böser"
-> oder extremer
(-> oder ERZkonservativ)

(Nur als Denkansatz...) ;)
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 3 Benutzer
Vielleicht wäre es notig noch eine weitere Phase hinzuzufügen.
Man kann nicht mehr pauschalisieren und sagen, dass deutscher Hip-Hop aggresiv ist.
Allein, wenn man sich die Entwicklung der Musik von z.B. Sido anguckt, sieht man, dass es am Anfang vielleicht noch sehr aggresiv war, es aber von Album zu Album, wie ich finde, abnimmt. Außerdem gibt es auch Künstler wie Prinz Pi, Casper, die Orsons, die eine ganz andere Art von Hip-Hop haben, in dem es nicht um aggresive Texte geht, sondern viele Texte lyrisch durchaus anspruchsvoll sind. Dazu gibt es noch Hip-Hopbands wie KIZ, Trailerpark, die auf den ersten Eindruck vielleicht sehr frauenverachtend etc. wirken, dies aber mit einer ironischen Absicht tun. Vielleicht ist es mit "den Ärzten" zu vergleichen, die vor ein paar Jahrzehnten auch "härtere" Texte geschrieben haben, die für heute total harmlos wirken.

Außerdem möchte ich anmerken, dass gerade was Frauenverachtung angeht, die amerikanische Musikszene sehr viel Einfluss auf die deutsche hat. Und damit meine ich nicht nur den Hiphop, schließlich tanzen in fast jedem Musikvideo fast nackte Frauen. Sexismus ist etwas, dass überall in den Medien deutlich an Bedeutung zu nimmt.

Falls deine Frau eine wissenschaftliche Arbeit oder ähnliches über die deutsche Hiphop Geschichte schreiben möchte, kann ich nur empfehlen sich ein breites Bild der Hiphopszene zu machen und nicht nur den Blick auf den "Ghettorap" zu richten.
 
Ein Grund der mir noch einfällt:
Das Alltagsleben kann doch sehr eintönig und öde sein (besonders für Jugendliche (auf die ich mich beziehe, weil sie denk ich mal das größte Publikum für "Gangsterrap" sind), die jeden Tag wieder in die Schule müssen, obwohl die meisten von ihnen gar nicht wollen); dort erleben sie Woche für Woche immer wieder das Gleiche, es passiert kaum etwas Interessantes.
"Gangsterrap" erzählt von krassen Aktivitäten wie Drogen dealen, Schlägereien, Messerstechereien,... das könnte etwas sein, das viele begeistert, weil es genau das Gegenteil vom allgemeinen Alltagsleben ist, etwas, das Action bringt.
Natürlich möchte man sowas nicht wirklich real miterleben, aber trotzdem die Action aus diesen Situationen "haben", und so hört man sich eben Musik an, die davon erzählt.
Bringt Abwechslung, erzeugt Bilder im Kopf, die einen aus dem tristen Alltag fliehen lassen.
Wär für mich ne denkbare Möglichkeit, obwohl dagegen sprechen würde (für mich), dass man sich doch lieber in eine schöne Vorstellung flüchtet, wenn man sich im Alltag schon langweilt, als in sowas; aber gibt ja viele Menschen, die "Gangsterrap" feiern.
 
... ??? wer sagt denn sowas - wie - das deutsch RAP und HIP-HOP
immer Gängster, Sex, Gewalt, Frauenfeindlich, Schulenfeindlich, ... .. sein MUSS ... ???

=> es gibt auch das konkrete Gegenteil :) :)

- spirituell sehr tiefsinniger deutsch RAP

mit stark spiritueller oder gar religiöser Ausrichtung,
(hin zum Sinn des Lebens oder hin zu GOTT)
und sogar mit sehr tiefsinnigen Texten, ...

=> guckst DU:

* :)
* https://www.youtube.com/user/Seomasterification/videos?sort=p&view=0&flow=grid :)

mein URTEIL:
100% empfehlenswert sogar dann wenn man den FLOW nicht so mögen sollte (Ich mag)
denn ALLEINE der TEXT hat es schon in Sich,
und zeugt auch von tiefen Verständnis ...

Spirit

Spirit - Find in dir selbst die Macht

Es ist dein Geist der deine Welt erschafft

Aus einem Tropfen Weisheit wird ein Meer gemacht

Und der mächtigste Gedanke wird im Herz gedacht.

Spirit - entflamm Glanz auf dunklen Wegen

Aus Gedanken und Gefühlen entspringt die Macht in unsrem Leben

Vergib jedem seine Schuld und du erschaffst deinen puren Segen

Alles zu verstehen bedeutet alles zu vergeben.

Im Bestreben Glück und Frieden außerhalb zu finden

Sucht man überall, aber schaut fast nie nach Innen.

Blick in dich, folg der Liebe und bewahr das Licht.

Sie ist ein Antiseptikum gegen mentales Gift.


Pre Chorus:

Du hältst das Licht in deinen Händen

Denn das Königreich des Glücks, befindet sich im eignen Denken

Es ist entscheidend dass ich Gutes in Gedanken form,

denn auch ein Mammutbaum entsteht aus einem Samenkorn!


Chorus:

Spirit - Find in dir selbst die Macht

Es ist dein Geist der deine Welt erschafft

Aus einem Tropfen Weisheit wird ein Meer gemacht

Und der mächtigste Gedanke wird im Herz gedacht!



Der Weg Richtung Himmel ruht auf reinem Vertrauen

Folg dem Gipfel und träum niemals ein kleinen Traum.

Denke groß, fühl die Stärke und beschließ deine Wahl,

Lass dann los, versetz Berge und - sieh durch das Tal.

Mal Gemälde aus Gedanken und erkenn deine Vollkommenheit

durchdring die Schatten der noch nicht geborenen Zeit.

Entwirf große Visionen, setz ein Fuß in das Licht

Folg dir selbst, und was du suchst findet dich!

Der Glaube an dich vertreibt Angst und die Leere

verleiht glanzvolle Stärke und erschafft große Werke

Auch der kleinste Keim gedeiht und treibt mit Kraft durch die Erde

  • Der Geist erschafft die Materie!


Pre Chorus:

Du hältst das Licht in deinen Händen

Denn das Königreich des Glücks, befindet sich im eignen Denken

Es ist entscheidend dass ich Gutes in Gedanken form,

denn auch ein Mammutbaum entsteht aus einem Samenkorn!


Chorus:

Spirit - Find in dir selbst die Macht

Es ist dein Geist der deine Welt erschafft

Aus einem Tropfen Weisheit wird ein Meer gemacht

Und der mächtigste Gedanke wird im Herz gedacht!




Es ist egal ob der Wind dreht,

es sind stets nur die gesetzten Segel, die uns sagen wo es hingeht.

Du findest den Weg blind zu Kisten voll Gold,

nicht Erfolg bringt dir Glück sondern Glück den Erfolg

Folg dem Himmel - auch wenn du schreist und fällst,

und vor allen Dingen – sei du selbst! (Sei du selbst)

Lausch der Stille und erwache – mit all deinen Sinnen

- Denn alle Macht kommt von Innen!



Pre Chorus:

Du hältst das Licht in deinen Händen

Denn das Königreich des Glücks, befindet sich im eignen Denken

Es ist entscheidend dass ich Gutes in Gedanken form,

denn auch ein Mammutbaum entsteht aus einem Samenkorn!

Chorus:

Spirit - Find in dir selbst die Macht

Es ist dein Geist der deine Welt erschafft

Aus einem Tropfen Weisheit wird ein Meer gemacht

Und der mächtigste Gedanke wird im Herz gedacht!
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
... ein weiteres Beispiel: (fast 3 MIO likes)

=>

Ich sehe dass ein paar "Typen" mit besonders widerlichen Texten halt von "Wem auch Immer"
gepushed werden, und viele viele junge Künstler gehen neue Wege, ohne GEMA,
ohne großes Label, .. die machen "einfach IHR Ding" und GUT
 
Ich kann mich da eigentlich allen Vorrednern anschließen.
Deutscher Rap ist sehr vielschichtig geworden. Ich bin noch nicht so lange in der Szene unterwegs um zu wissen, ob es damals "nur" diese Spaßrap-Combos à la Fettes Brot und Fanta4 gab, aber heutzutage gibt es einfach eine Flut an Interpreten mit vollkommen unterschiedlichen Inhalten und auch sehr unterschiedlichen Beats.
Politischer Rap, Straßenrap, Gangsterrap, Hipsterrap, dieses bereits angesprochene KIZ/Trailerpark Zeugs, Horrorkore, spirituelles/religiöses Zeugs und so weiter und so fort.
Die Themen überschneiden sich natürlich hin und wieder, aber auch da gibt es so viel. Natürlich Drogen, Gewalt, Leben auf der Straße, überzogenes Gewaltzeugs wie Kaisaschnitt oder Blokkmonsta; andernseits geht es aber auch oft um glückliche/unglückliche Liebe, Coming-of-age, motivierende Sachen auf den geraden Weg zu kommen oder einfach Storytelling über eine fiktive Geschichte.
Dass es sich so extrem entwickelt (in alle Richtungen, nicht nur hinsichtlich der Gewalt/Drogenthemen) liegt wohl nicht an der Musik allein, sondern einfach an der allgemeinen Schneller-Höher-Weiter-Mentalität heutzutage. Sieht man ja auch in Filmen, PC Spielen und so weiter. Es gibt überall extreme, noch härtere Ausläufer als vorher, warum sollte das also hier anders sein.
Verkehrt finde ich das allerdings nicht, man muss halt als Hörer differenzieren können, dass Kunst nicht gleich Realität ist und dass nicht alles was ein Haftbefehl, Kollegah oder Blokkmonsta (um mal bekannte Beispiele zu nennen) in ihren Tracks erzählen gut und nachahmenswert ist.

EDIT:
Falls jmd Künstler und Songs zu meinen angesprochenen Genres und Inhalten will, gerne nachfragen.
 
Was meinst du denn mit Hipsterrap?:D
 
Noch mal ne Kontexterweiterung - denn ohne kommt man nicht aus, sonst bezieht man alles auf das Genre selbst:

Punk
Hart, aggressiv, abweisend, angreifend, kritisch, ätzend - bewußte Gegenbewegung zur "Bürgerlichkeit". Ist relativ schnell aus der Nische geworden, wurde dann mainstreamtauglich (obwohl es natürlich jederzeit auch die alten Punks am Start waren), gibt ja seit einiger Zeit auch Funpunk, auch in deutschen Varianten. Ist auch zu Hauf gerade von Kids gehört wurden, die aus bürgerlichen Elternhäusern kamen und nicht an einer runtergekommenen Straßenecke die Passanten um die berühmte Mark angegangen sind.
Typische Jugendkultmusik.

Metal
Auch mittlerweile eine große Bandbreite, am Anfang und in bestimmten Subgenres aber auch deutlich aggressiv, angsteinflößend, brutal. In den Texten wimmelt es nur so von Gewalt- und Sexphantasien, bis hin zu Vergewaltigungen, Massenermordungen etc. Auch wenn das Publikum mit den Bands älter geworden ist, gibt es einen weiten Bereich, den ich der Jugendkultmusik zuordnen würde.

Wieso sollte es dann im Rap (HipHop ist für mich per se eher die weniger aggressive Variante, wobei ich mich da täuschen mag) anders sein? Zumal wie Punk und Metal auch ein Import aus dem englischsprachigen Raum, wo die Vorbilder gleichzeitig auch Stilgebend sind - wie sollte es sonst zu der Vorliebe tief sitzender Hosen kommen. Gangsta-Rap war doch einer der anfangs sehr prägenden Genres, angeführt von schwarzafrikanischen Amerikanern, die sozusagen den Gegenentwurf des amerikanischen Traums leben oder vielleicht auch nur deren illegale Seite: wenn man eben anders nicht zu Kohle, Berühmtheit, Bräuten und Ansehen kommt und zufällig sportlich eher unauffällig ist, was bleibt einem dann noch viel an Alternativen?
Auch für mich eine typische Jugendkulturmusik, allerdings wie die posts oben verdeutlichen, mit einer mittlerweile großen Bandbreite bis hin zu einem deutlich christlich geprägten Xavier Nydoo (oder wie der heißt).

Ich bin kein Fan dieser Musik und kenne auch nur ein Bruchteil dieses Genres und kann da inhaltlich auch wenig zu beitragen. Musikalisch finde ich vieles uninteressant und uninspirierend, textlich ebenfalls. Einige Sachen (die Doppel-CD von Nas habe ich und höre gelegentlich auch rein, ebenfalls bei der eher genreuntypischen deutschen Band Jazzkantine) gefallen mir und sprechen mich an, der typische Gangsta-Rap nervt mich, der "Schmuse"-Rap (no offense) geht spurlos an mir vorbei. Das geht mir aber bei vielen Musikarten so, ist also auch nix Genretypisches.

Was mich interessiert, wenn es denn so ist, wie die Phaseneinteilung des Threaderstellers treffend ist: Wieso begann in Deutschland eher der harmlosere Rap Fuß zu fassen und zum Schluss der Gangsta-Rap, wenn es in den USA (meiner These nach) umgekehrt war?

Wenn eine Art Arbeit oder Auseinandersetzung mit dem Thema geplant ist, rate ich dringlich zur Behandlung von Jugendkultur. Wie oben angedeutet, sind die Themen und eine bestimmte Aggressivität, Ablehnung des bürgerlichen Lebens und seiner Werte (bzw. die der "Erwachsenen" und der "Leitkultur") für Jugendkultmusik eher typisch und nicht eine spezifische Eigenheit von HipHop oder Rap.
 
Was mich interessiert, wenn es denn so ist, wie die Phaseneinteilung des Threaderstellers treffend ist: Wieso begann in Deutschland eher der harmlosere Rap Fuß zu fassen und zum Schluss der Gangsta-Rap, wenn es in den USA (meiner These nach) umgekehrt war?
Das Problem ist: ihr habt beide Unrecht. Auch in den USA kam der Hip-Hop erst aus der (Block-)Party-Kultur und hatte , wie z.B. anhand des ersten großen Hits des Genres von 1979 verdeutlicht werden kann, eher leichtere Inhalte. Die ersten bekannten Gangstarap-Songs kamen erst so ab Mitte der 80er, nachdem sozialkritische Themen aber auch schon vorher angesprochen wurden, z.B. im Klassiker "The Message" von 1982. Soviel zu den USA, in Deutschland gab es in der hier benannten "ersten Phase" aber eben auch längst nicht nur lockeren Rap über "angehmene Themen", wie steht es mit "Integration" und Vorurteilen, Gewalt und Rechtsradikalismus, oder sogar anarchistische Gewaltaufrufe wie "Bundestag brenn!", alles fröhlich und jugendfrei?

Diese Beschreibung stimmt halt einfach vorne und hinten nicht, sobald man mehr als die Top 10 der Charts betrachtet, zum Beispiel nämlich die Hip-Hop-Musikszene, um deren Wandel es ja eigentlich gehen soll. Es geht in der zweiten Phase weiter, in der angeblich bis 2005 "die Wortwahl moderat gewesen sein soll", etwa so wie bei Westberlin Maskulin von 1997 (auf eigene Gefahr anhören:D)?............ Klar hat sich die Musik verändert, überhaupt keine Frage. Jede Musikrichtung hat sich geändert. Aber diese mit Werturteilen und unbegründeten Annahmen gespickte Fragestellung ist ehrlich gesagt schon so hanebüchen, dass einem vor einer auf dieser Basis getätigten beruflichen, d.h. "professionellen" Einschätzung nur Angst und Bange werden kann. Das ist aber leider typisch für den Umgang mit Hip-Hop in der Öffentlichkeit in Deutschland.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Was meinst du denn mit Hipsterrap?:D
Hipsterrap wird in HipHop Kreisen, vor allem aus der Ecke Straßenrap, häufig als zynischer Begriff für so Sachen wie neuer Casper, neuer Prinz Pi, Muso, Die Orsons, Cro, Ahzumjot, Lucky Looks, Dajuan und sowas verwendet.
Ich hab das jetzt einfach mal so übernommen, auch wenn ich es nicht zynisch meine, da mir einiges davon auch gefällt. Ich wüsste keine allgemeingültige Bezeichnung dafür, sind ja doch einige Unterschiede festzustellen.
 
Das Problem ist: ihr habt beide Unrecht. Auch in den USA kam der Hip-Hop erst aus der (Block-)Party-Kultur und hatte , wie z.B. anhand des ersten großen Hits des Genres von 1979 verdeutlicht werden kann, eher leichtere Inhalte. Die ersten bekannten Gangstarap-Songs kamen erst so ab Mitte der 80er, nachdem sozialkritische Themen aber auch schon vorher angesprochen wurden, z.B. im Klassiker "The Message" von 1982. Soviel zu den USA, in Deutschland gab es in der hier benannten "ersten Phase" aber eben auch längst nicht nur lockeren Rap über "angehmene Themen", wie steht es mit "Integration" und Vorurteilen, Gewalt und Rechtsradikalismus, oder sogar anarchistische Gewaltaufrufe wie "Bundestag brenn!", alles fröhlich und jugendfrei?

Diese Beschreibung stimmt halt einfach vorne und hinten nicht, sobald man mehr als die Top 10 der Charts betrachtet, zum Beispiel nämlich die Hip-Hop-Musikszene, um deren Wandel es ja eigentlich gehen soll. Es geht in der zweiten Phase weiter, in der angeblich bis 2005 "die Wortwahl moderat gewesen sein soll", etwa so wie bei Westberlin Maskulin von 1997 (auf eigene Gefahr anhören:D)?............ Klar hat sich die Musik verändert, überhaupt keine Frage. Jede Musikrichtung hat sich geändert. Aber diese mit Werturteilen und unbegründeten Annahmen gespickte Fragestellung ist ehrlich gesagt schon so hanebüchen, dass einem vor einer auf dieser Basis getätigten beruflichen, d.h. "professionellen" Einschätzung nur Angst und Bange werden kann. Das ist aber leider typisch für den Umgang mit Hip-Hop in der Öffentlichkeit in Deutschland.
Danke für die Klarstellung!
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
An die Mods: Bitte erst mal nicht in den speziellen Genre-Bereich verschieben, da ich hier erst mal mehr "neutrale" Leute erreichen möchte.

Hallo Musikfreunde.

Meine Frau muss sich aus beruflichen Gründen mit dem Thema "Derutschrap" außeinander setzen, hat da aber keinen blassen Schimmer von dieser Musik.
Ich habe zwar früher (vor 15-20 Jahren) ein wenig mehr mit deem Thema zu tun gehabt, bin aber auch überhauptnicht mehr auf dem neusten Stand.

Deshalb möchte ich gerne mal von euch wissen wie ihr zu dem Thema steht.

Mit euch meine ich zum einen:

-die Deutschrap-Hörer oder auch Fans
-aber eben auch und im speziellen die Leute die mit dieser Musik nichts anfangen können oder sogar eine abneigung dagegen haben.

Zurück zum Thema.

Meine Frau muss sich mit der Frage beschäftigen, warum diese Musikrichtung einen solch derben Wandel hingelegt hat.


.....
:)

Ich vermute mal, dass die Beschäftigung mit dieser Frage auch bedeuten kann, die der Frage zugrundeliegende These (dass die Musikrichtung einen solchen "derben" Wandel hingelegt hat) zurückzuweisen - nämlich derart, dass dieser unterstellte Wandel gar nicht oder nicht in dieser Weise stattgefunden hat.

Das liegt, wenn DeLoused richtig liegt, jedenfalls sehr nahe.

Ebenfalls liegt es nahe, einigen anderen ... hmmm ... Unterstellungen (Jugendliche hören diese Musik scheinbar ohne Reflexion) mal kritisch zu betrachten. Wie soll man sowas feststellen? Welchen Gehalt hat eine solche Aussage? Wie wäre beispielsweise der Satz zu prüfen, dass der gewöhnliche Konzertbesucher die dargebotene Klassik scheinbar ohne Reflexion hört?

x-Riff
 
ok, danke dann weiß ich was du meinste :great:
 
So schlecht geht es den Jugendlichen in Deutschland nicht, dass es zu dieser Entwicklung kommen musste.
Als in den 90ern diese „Rödelheim Hartreim“ -Geschichte aufkam, musste ich doch arg schmunzeln bei der Vorstellung, durch Rödelheim zu cruisen und dort Moses P. & Kollegen in einer Seitengasse zu entdecken, die sich so Bronx-mäßig um ein altes Ölfass versammelt die Fingerchen über einem Feuer wärmen …

Da wurde jahre- bzw. jahrzehntelang stumpf das nachgeäfft, was die US-Kollegen vormachten. Authentisch war das jedenfalls nicht.

Es lässt sich aber nicht leugnen, dass sich seit den 90ern auch bei uns gesellschaftliches einiges verändert hat und die Lebensrealität vieler Jugendliche heute durchaus einen authentischen Background für diese Musik- und Ausdrucksform bietet; offensichtlich insbesondere in Großstädten und für Kids mit Migrationshintergrund.

Und da habe ich - mit absoluter Laiensicht - schon den Eindruck, dass die Musiker mittlerweile mehr über sich und ihr Umfeld texten - und nicht mehr stumpf das auf Deutsch betexten, was sie in den Clips der US-Kollegen als deren Lebensrealtität vermuten (was ja auch schon überwiegend Fake ist …) und adaptieren.

Und wieso wird diese Art von Musik , scheinbar ohne Reflexion, von so vielen Jugendlichen gehört?
Wie weiter oben schon festgestellt wurde: Provokation gehört halt zur Jugendkultur. Was haben sich besorgte Eltern 62/63 über Musik UND Texte der Beatles aufgeregt … Beides aus heutiger Sicht nicht nachvollziehbar.

Heute muss man sich schon deutlich mehr einfallen lassen, um zu provozieren und das wird dann eben auch gemacht. Für mich persönlich gibt es da zwar auch eine Geschmacks- und auch Anstandsgrenze, ich würde aber auch nicht alles Gehörte auf die Goldwaage legen.

Welche möglichen Auswirkungen hat diese Musik auf die Zielgruppe?
… da mache ich mir eigentlich keine Sorgen. Zum einen bin ich fest überzeugt, dass die Kunst die Realität nachahmt und nicht umgekehrt. Zum anderen ist mein Eindruck sehr wohl, dass der Großteil der Kids sehr wohl differenzieren kann zwischen „Image“ und Realität.

Provokation (und auch mal das Überschreiten der ein oder anderen „Grenze“ …) sehe ich durchaus als Vorrecht der Jugend an und auch als wichtige Funktion der Kunst.

Was mich bei dem ganzen deutschen Hip Hop aber wirklich stört: Nicht die inhaltliche, sondern die unfassbar schlechte handwerkliche Qualität der Texte … Die „Waffe“ des Hip Hops ist die Sprache und die sollte man dann auch mehr als rudimentär beherrschen. Was da aber teilweise „gereimt“ wird, lässt selbst Schlagerfuzzis als wahre Poeten erscheinen.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
2. Die Diss-Phase (bekannte Künstler: Beginner, Dynamite Deluxe, Fünf Sterne, Eins Zwo) 1998- 2005
Da fehlt mir ehrlich gesagt noch die Royal Bunker Truppe. Speziell: MOR, Westberlin Masuklin
Die Jungs haben ja damals Battlerap aus Berlin etabliert.
Man könnte dann womöglich noch Bushido & Fler(auch aus dieser Ära) nennen, weil die beiden wohl damals den Grundstein für Gangsterrap gelegt haben.
Zumindest Bushido, wobei es sich ja über seine Rapskills auch wieder streiten lässt.

mfg Papalapap
 
Naja eher eine Krasse Stimme und einen Texter bei Bushido.
 
Ich habe mir jetzt nicht alle Antworten angeschaut, jedoch musste ich direkt nachdem ich die drei historischen Unterteilungen gelesen haben, diesen Post schreiben.

Meiner Meinung nach ist diese ganze bushido, fler, aggro-Berlin-Phase so ende 2010 zu ende gegangen.

Seitdem gibt es ein viel breiteres Spektrum an Rap in Deutschland.

Es gibt quasi für jeden Etwas.

Den "agressiven-Straßen-Rap" -Haftbefehl, Capo, Massiv

den Indie-Rap - Casper

Pop-Rap- Cro

melancholisch- Sierra Kid

Partyrap... und viele mehr.

Dabei empfinde ich es so, dass der Deutschrap schon längst den Amirapp abgehängt hat.
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben