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Ein Muff soll kommen. Nicht eins, nicht zwei, nein! Sieben! Äh....genau. Ich habe mir gedacht, Muff Reviews gibt es zwar immer wieder mal, aber einen richtigen Vergleich habe ich noch nie so recht gefunden. Dank unseres Test-Pool Programms konnte ich mir alle aktuell neu erhältlichen Big Muff Modelle zukommen lassen, um alle mal nebeneinander zu beäugen.
Dabei sind: der Nano Big Muff, der Little Big Muff, der Tone Wicker Big Muff, der Deluxe Big Muff und der normale NYC Big Muff. Der Vollständigkeit halber gibt es noch den Germanium Big Muff und, weil ich freiwilliger Bassist bin, meinen Bass Big Muff an der Gitarre. Das ausführliche Review dazu gibt es mit Vergleich zum Deluxe Bass Big Muff hier. Und so sehen alle im frisch eingetroffenen Karton aus. Wenn plötzlich alles um einen herum egal ist und man sich am liebsten dazulegen würde.
Ich werde als Ausgangspunkt den Big Muff PI USA nehmen - den ich nebenbei immer NYC Muff nenne. Keine Ahnung warum, schließlich steht das bei allen drauf. Der ist aber sehr verbreitet und der „ursprünglichste“ von allen Probanden.
DEN Big Muff Sound gibt es so richtig nicht, da sich der Schaltkreis immer wieder verändert wurde, seit er in den 70ern entwickelt wurde. Das hat zum einen natürlich mit der Soundverbesserung zu tun, aber auch mit der Verfügbarkeit der Bauteile. Wenn etwas nicht lieferbar war, wurde eben was „ähnliches“ eingebaut. Das hat natprlich Soundvernderungen zur Folge. Besonders bekannt ist das bei den Sovtek Muffs aus Russland. Hier braucht man ein glückliches Händchen bei den alten Kisten. Entweder es klingt abgöttisch gut, oder eher nach Blech.
Der Big Muff hat im Laufe der Zeit Geschichte geschrieben. Um nur ein Teil der Legenden zu nennen, die den Muff nutz(t)en: Jimi Hendrix, David Gilmour, Carlos Santana, Thin Lizzy, Kiss, Frank Zappa, Cliff Burton (am Bass), Smashing Pumpkins, Bush, Dinosaur Jr. und natürlich meine beiden Lieblingsgitarristen Lee Ronaldo und Thurston Moore von Sonic Youth. Die Band Mudhoney hat sogar ein Album nach ihm benannt. Kann man sich auf die Brust schreiben.
Ich habe in der Vergangenheit 6 unterschiedliche Muffs besessen: den „normalen“ NYC Muff, den Little Big Muff Pi, zwei grüne Sovtek Big Muffs (davon ein mieser Civil War Muff und ein „neuerer“ Grüner), ein Nachbau des grünen mit aktuellen Teilen (dem ich immer noch hinterher trauere) und einem auf MosFET Basis von einem Bastler. Viele andere, auch rare Modelle habe ich nie besessen, aber angespielt. Da wären drei verschiedene Modelle aus den 70ern, der „aktuelle“ schwarze Sovtek Muff und ein alter Tone-Wicker. Alle waren eine Klasse für sich. Somit habe ich schon ein wenig Vorbildung, was die Muffs angeht. Vielleicht wird meine Muff-Sammlung ja mal so groß wie die von Dinosaur Jr. Frontmann J. Mascis. Der hat mittlerweile über 70 unterschiedliche Modelle. Muff muss!
Übrigens: Das folgend Geschriebene ist meine subjektive Meinung. Wer damit nicht zurecht kommt, dreht am Besten gleich um.
Big Muff PI USA
Wie schon eingangs erwähnt, der bekannteste aller Muffs. Man sieht in hin und wieder bei diversen Bands auf den Pedalboards. Ich würde ihn zur heutigen Zeit als DEN modernen Muff Sound beschreiben.
Das Gehäuse ist wie das Vintage Original aus dünnwandigem Blech. Die Muffschaltung ist wahrlich nicht der Grund für ein derart großes Gehäuse. Es ist einfach riesig. Wirklich. Damals war es einfach üblich, dass die Gehäuse der Effekte groß waren. Ohnehin gab es nur sehr wenige Pedale auf dem Markt und Effektboards waren nicht verbreitet, da hat es keinen gestört wenn die Dinger sinnlos groß waren. Eine Muffschaltung kann mit etwas Geschick auch in ein A-Gehäuse gebaut werden (wie die Größe der Mooer Effekte) somit besteht dafür heute keine Notwendigkeit – außer der Gedenken an alte Zeiten. Muss man mögen.
Wie irgendwie jeder Muff, klingt der NYC speziell und eben nach Muff. Der Sound ist von allen Modellen am stärksten komprimiert, hat aber den besten Tone-Umfang von allen. Von Bassmatsch über furchtbare Säge ist hier wirklich alles dabei. Am sinnvollsten finde ich den Bereich zwischen 11 und 14 Uhr – je nach Gitarre.
Die Potis sind verhältnismäßig groß und schwergängig. Man muss noch ein wenig Kraftaufwand betreiben. Ich finde es klasse, da ich gerne mal mit dem Fuß die Potis verdrehe und dann nicht auf einmal von 50 auf 100 % stehe.
Durch das dünne Gehäuse drückt man beim Aktivieren des On/Off Schalters immer etwas das Gehäuse ein. Wenn man dabei immer vorsichtig ist, passiert nichts. Wenn man allerdings wie mein damaliger Co-Gitarrist etwas beherzter drauf tritt und kein Fliegengewicht ist, dann ist schnell mal eine Delle drin und irgendwann ist der Schalter durchgelatscht und schlicht kaputt.
Ein weiteres großes Manko in der heutigen Zeit ist der Netzteilanschluss. Der ist nicht der gewohnte Boss-Typ mit Plus-Pol Außen und Minus-Pol innen, sondern umgekehrt. Als wäre das nicht genug, ist es auch nicht der gleiche Hohlstecker, sondern eine Miniklinke. Vintage hin oder her – wenn schon eine „moderne“ Version aufgelegt wird, dann doch bitte auch mit verbreiteten Netzteilanschlüssen und nicht so eine verkehrte Welt. Dafür ist das Batteriefach nur durch eine Schraube an der Unterseite ausklappbar und es gibt eine Halterung für die Batterie, das nix im Inneren rumfliegt.
Ebenfalls unpraktisch für moderne Pedalboards: alle Anschlüsse sind an der oberen Seite.Klar, der Vintage-Gedanke....aber nicht mein Favourit.
Le Nachtrag
Es hat sich herausgestellt, dass EHX bei den ganz neuen Modellen einen normalen Hohlstecker mit Minus-Pol innen am NYC Muff verbaut. Somit kann der Muff nun an allen normalen Notzteilen betrieben werden. EHX:
Wohl soll auch das Gehäuseblech dicker sein, das kann ich aber nicht bestätigen, von daher bleibt es als Minuspunkt vorerst drin.
Fazit:
+ flexibler Sound
+Tone-Umfang
+ setzt sich in der Band gut durch
+ klassisches Design
+/- Batteriefach leicht zugänglich, dafür zugeschraubt
- dünnes Riesengehäuse
Ein weiteres Review hier im Baord gibt es vom User „darlex“: https://www.musiker-board.de/threads/effekt-electro-harmonix-big-muff-pi.168186/
Little Big Muff PI
Ich hatte ihn in der Vergangenheit mehrere Jahre auf meinem Pedalboard. Eben aus dem Grund, dass der Großezu groß für mein Pedaltrain Mini war. Effekt-Bauer kennen das Gehäuse als Größe BB, damit ist genug Platz für alle Anderen.
Das Gehäuse ist im Gegensatz zum NYC aus Druckguss-Aluminium – unlackiert mit NYC ähnlichem Aufdruck. Ein Panzer wäre vermutlich zu schwer, ein normaler Kleinwagen kann aber sicherlich drüber fahren ohne dass es Schaden nimmt. Das Gehäuse wohlgemerkt, nicht die Potis oder der Fußschalter.
Die Potis haben die heute typischen, kleinen EHX-Kappen und sind auch angenehm schwergängig. Der Platz zwischen den Potis ist gerade noch groß genug, dass man sie auch mit dem Fuß inkl. Schuh bedienen könnte. Die rote LED ist genau so groß beim großen Bruder, schaut allerdings gefühlt bis zum Anschlag aus dem Gehäuse raus. Im Normalfall passiert da nichts, wenn man mal im Eifer des Gefechts ein wenig zu hoch einschaltet, dann leidet irgendwann die LED und bricht im schlimmsten Fall ab – kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen.
Klanglich ist der Little Big Muff der leiseste und am stärksten komprimierende Vertreter. Ich hatte hier immer Probleme im Bandkontext damit leicht durchzusetzen. Zum Glück hatte ich immer noch einen Overdrive davor geschaltet, der ein bisschen die Mitten pusht. Er fühlt sich von allen am wenigsten direkt an, hat dafür aber für mich den rundesten Sound. Dadurch dass er erst ab Volume auf 15 Uhr zu gebrauchen ist, keine wirkliche Empfehlung von meiner Seite. Das kann aber je nach Gitarre, Pickups oder Effektreihenfolge unterschiedlich sein – bei mir kam er seit jeher nur mit Singlecoils (und P90) zum Einsatz, vielleicht sind da Humbucker schon anders...
Anschlüsse: Eingang rechts, Ausgang links, Strom oben – und als Boss-typischer Hohlstecker mit Minus-Pol außen. Völlig ausreichend und sinnvoll. Wer keine Netzteile verwenden möchte, muss das Pedal jedes Mal aufschrauben. Dafür ist im Lieferungfang auch schon eine Batterie dabei.
Fazit:
+ stabiles Gehäuse
+ Potis
+ Aufbau
+/- starke Kompression
- fehlende Lackierung lässt es wie DIY aussehen
- leisester Vertreter
- LED schaut zu weit raus
- Batteriewechsel nur nach komplettem Aufschrauben
Nano Big Muff PI
Der neuste von allen und in der üblichen Effektgröße in einem B-Gehäuse. Eigentlich der Grund für den ganzen Test, da ich den Riesenmuff eigentlich in Rente schicken möchte um mehr Platz zu haben. Rundum in weißem Lack mit dem üblichen Muff-Aufdruck. Gleich hier gibt es aber schon ein Manko: an der Stirnseite, wo Ober- und Unterteil zusammentreffen ist ein Lackkratzer zu sehen. Nichts Weltbewegendes, aber für einen neuen Effekt unschön. Mit hoher Wahrscheinlichkeit aber nur ein Einzelfall.
Die Potis sind im oberen Teil nicht mehr nebeneinander, sondern sind in einer auf dem Kopf stehenden Pyramide angeordnet. Leider so nah beieinander, dass man sie nur unschön mit zwei Fingern bedienen kann. Da gewöhnt man sich an die seitliche Einfinger-Methode – während eines Songs mal schnell die Lautstärke nachjustieren ist nicht drin, da man irgendwie immer einen anderen Poti mit verdreht.
Wer auf die nicht geniale Idee kam, die LED direkt neben den Fußschalter zu platzieren, sollte eins auf die Finger bekommen. Sie schaut ebenso weit raus wie beim Little Big Muff – also wer blöd von der Seite den Effekt einschaltet hat früher oder später sicherlich Pech.
Klanglich ist der Nano Big Muff etwas dumpfer als der ganz große und etwas lauter als der Little Big Muff. Die Kompression geht schon in Richtung Little Muff - dabei verschluckt er aber nicht dermaßen viele Mitten. Leider löst er die unterschiedlichen Tonhöhen nicht gut bei Akkorden mit mehr als zwei Tönen auf und matscht recht viel rum.
Die Anschlüsse sind auch hier: Eingang rechts, Ausgang links und Boss-Typ Stromstecker an der Stirn. Allerdings ist der schräg nach unten verbaut und sitzt recht weit drinnen. Für meine Winkel-Stromstecker ist es scharf an der Grenze.
Fazit:
+ stabiles, kleines Gehäuse
+ Aufbau
+ kleines Gehäuse mit durchgängiger Lackierung
+/- Kompressionsgrad
+/- Lautstärke gerade noch Bandtauglich
- LED direkt neben Fußschalter
- Lackfehler ab Werk
- Batteriewechsel nur nach komplettem Aufschrauben
- Stromanschluss schräg verbaut
- Potis zu nah
Tone Wicker Big Muff PI
Wick-It, baby. Ebenfalls für mich ein sehr interessanter Testkandidat. Neben der normalen Muffschaltung gibt es hier noch zwei kleine Hebelchen, einer nimmt den Tone-Poti aus der Reihe und der andere schaltet den Wicker ein. Doch der Reihe nach.
Das ganze Pedal ist wie der Little Big Muff aufgebaut. Drei angenehm schwergängige Potis mit genug Platz für Fußbedienung. (Ja, für mich ist das wirklich ein Kaufgrund, deswegen erwähne ich das so oft) Gleich unter den Potis sind die beiden Klang-verändernden Hebelchen und nochmal eine Reihe drunter eine kleinere LED, die auch ein wenig rausschaut, aber nicht in Tritt-Gefahr ist.
Der Schriftzug ist nicht gewohnt Rot, sondern in einem angenehmen Türkis. Ob jetzt mehr Blau- oder Grünanteil drin ist, darf jeder herzlich gern allein entscheiden. Ich finde es grüner. Allerdings muss ich auch hier EHX etwas rügen: der weiße Lack drumherum ist nicht überall deckend aufgetragen. Vor allem an den Ecken schimmert beim genauen hinsehen recht viel „Metall“ durch. Sicherlich nichts schlimmes, aber ich finde es richtig, darauf hinzuweisen. Am Ende treten wir unsere Pedale doch eh nur mit Füßen und der Lack war die längste Zeit schön.
Bei den Hebelchen kommt aber ein Manko auf uns zu: die Beiden warten nur darauf, mit einem unvorsichtigem Tritt umgelegt zu werden. Das ist insofern schlimm, da die nicht super stabil sind und den Klang entscheidend beeinflussen.
Ist der Tone-Regler ausgeschaltet, ist der Tone Wicker Muff enorm laut. Volume auf 9:30 Uhr ist ungefähre Bypasslautstärke. Er klingt aber nicht nur lauter, sondern hat auch weit aus weniger Kompression und klingt dadurch frisch und offen – zumindest so offen, wie ein Muff nur klingen kann. Er löst auch recht gut gut auf, kommt aber auch leichter ins Bröckeln. Es erinnert mich ein wenig an eine Modifikation am NYC-Schaltkreis, bei dem die ersten beiden Dioden herausgenommen werden. Btw: dieser Mod kommt vom Colorsound Supa Tonebender, der nichts anderes war als ein Muff mit zwei fehlenden Dioden.
Nachteil ist natürlich, dass man den Sound nicht mittels Tone-Poti justieren kann. Für mich passt der Sound ziemlich gut. Wenn man den Tone wieder einschaltet, muss der Volume auf mindestens 12 Uhr bewegt werden um die gleiche Lautstärke zu erreichen. Es kommt wieder die übliche Kompression dazu und es bröckelt nicht mehr so stark. Fast wie der ursprüngliche, große Muff, mit etwas weniger Punch in den Mitten.
Schaltet man nun noch den Wicker dazu, verschwinden ein paar Mitten und mehr Hlhen und Bässe treten hervor. Fast wie eine flache Badewanne. Da aber nun die Mitten fehlen, ist diese Einstellung wohl eher weniger für Kniedelsoli geeignet. Aber als Rhythmussound von allen Muffs mit am angenehmsten.
Die Anschlüsse sind auch hier klassisch: Rechts Eingang, Links Ausgang und oben dran der Hohlstecker im Boss-Stil. Auch hier muss man die komplette Bodenplatte abschrauben, wenn man mit Batterie spielt.
Fazit:
+ Klang
+ flexible Einstellmöglichkeiten
+ gute Größe
+ Stabil
+ LED
- Hebel in Trittreichweite
- ungleichmäßige Lackierung
- Batteriewechsel nur nach komplettem Aufschrauben
Deluxe Big Muff PI
Ein weiterer interessanter Vertreter. Augenscheinlichster Unterschied ist der zweite Fußschalter und die schwarz-rote Lackierung. Er erinnert zurecht an den Deluxe Bass Muff. Der Schriftzug ist im Gegensatz zu allen anderen etwas erhaben, wie ein Sticker, der überlackiert wurde. Das aber nur als kleine Notiz am Rande.
Jede Menge Potis laden zum Spielen ein. Man bekommt neben den üblichen Reglern für Volume, Tone und Sustain noch je einen für Attack, Gate, Mids Level und Mids Frequency. Dazu noch kleine Hebelchen für die Q-Breite und einen Bass Boost.
Warum der rechte Fußschalter den Effekt einschaltet, gleichzeitig aber die Potis links sitzen, ist irgendwie nicht gerade logisch. Aber sei's drum.
Klanglich ist der Deluxe Big Muff dem Standard Muff der Nächste. Trotz starker Kompression kommen hier auch die höheren Frequenzen relativ gut durch. Er ist bei 12 Uhr am Volume Poti so laut wie die Bypass-Lautstärke. Er setzt sich somit auch ähnlich gut im Bandgefüge durch.
Gegen brummende Pickups hat EHX, wie beim Deluxe Bass Muff, ein Noise Gate eingebaut. Wann das Noise Gate abriegelt kann man mit dem Gate-Regler sehr bequem und praxistauglich einstellen – von aus bis Stakkato ist alles drin. Der Attack-Regler verhindert auf Wunsch, dass das Gate die knalligen Anschläge durchlässt, wenn wieder los gespielt wird. Freunde der tiefgestimmten Gitarren und Stonerrocker, die nie genug Bass im Gitarrensignal haben können, werden sich über den Bass Boost Hebel freuen. Der macht sich vor allem bemerkbar, wenn der Tone-Regler über 12 Uhr hinausgeht. Euer Bassist wird euch aber dafür nicht danken.
Der zweite Fußschalter aktiviert den Mitten-Schaltkreis: ein Poti für die Frequenz und einer für deren Lautstärke – auch hier ist 12 die Bypasslautstärke, sprich drunter wird die Frequenz gedämpft und drüber angehoben. Damit bringt man mehr Definition in den Sound und das gerade für Solo-Passagen sehr nützlich, um sich von eventuellen Mitgitarristen abzusetzen. Der kleine Hebel für den Q-Wert verändert die Güte, also entweder ganz schmalbandig oder etwas breiter. Außer für einen Störgeräuschfilter wüsste ich nicht, wie ich den schmalen Modus einsetzen könnte. Seitlich hat EHX noch einen 6,3mm Klinkeeingang für ein Expressionpedal verbaut, um die Freuqenz stufenlos zu verändern. Damit kann es fast wie ein Wahwah genutzt werden.
Da sind wir auch schon bei dem Manko: wieder mal die LEDs. Die sind recht nah an den Fupschaltern und schauen weit heraus. Außerdem ist die Fassung nicht passgenau, dass die beiden sich fröhlich hin und her bewegen. Die LED ist auch etwas zu hell und blendet bei dunklen Settings sehr. Da müsste nochmal nachgebessert werden. Dennoch ein wunderbar klingendes Pedal mit vielen Möglichkeiten.
Fazit:
+ Klang
+ Preis / Leistung
+ flexible Einstellmöglichkeiten
+ Stabil
+ Mid-Schaltkreis mit Wah-Anschluss
+/- Größe gerade so akzeptabel
- LEDs in Trittreichweite
- LEDs wackeln
- weiße LED zu hell
- Batteriewechsel nur nach komplettem Aufschrauben
Germanium Big Muff PI – der spezial Muff
Es steht Muff drauf, also müsste auch Muff drin sein. Mit Germanium Transistoren verzerren nicht wenig Pedale, also könnte es nicht falsch sein, die auch im Muff für einen Muffsound einzusetzen. Hab ich gedacht. Weit gefehlt.
Der Germanium Muff hat die gleiche Größe wie der Deluxe Muff. Er verfügt über zwei eigenständige Kanäle mit je zwei Germanium Transistoren: Distorition und Overdrive. Der Overdrive Kanal bekommt zu den üblichen Verdächtigen (Volume, Tone, Gain) noch einen Bias-Regler.
Bias kennt man hauptsächlich von Röhrenamps, wo der Bias beim Röhren einmessen richtig eingestellt werden muss. Im Gegensatz zu den Amps kann man hier aber nicht falsch regeln. Man stellt damit den Arbeitspunkt der Transistoren, genause technische Hintergrpnde erspare ich euch, vor allem mangels eigenem Wissen. Im Overdrive Kanal wirkt es eher wie eine Höhenblende, die den Sound zum komprimierten Knarzen anregt, je weiter man ihn zudreht.
Der Overdrive reicht wirklich nur in ganz seichte Gewässer, was die Zerre angeht. Der voll aufgedrehte Gain reicht gerade für einen angedreckten Sound. Jeder Crunchkanal eines Amps bietet hier Welten mehr an Zerre. Vor allem mit dem Bias bei ca 16 Uhr klingt es hier angenehm schmutzig.
Im Distortionkanal fehlt der Toneregler, man bekommt aber neben Volume, Gain und Bias noch einen Volt-Regler. Man kann damit eine sterbende Batterie simulieren – warum auch immer man soetwas möchte. Als ich damit rumgespielt habe, war für mich schnell klar, dass einzig die Stellung bei 100% sinnvoll einzusetzen ist. Drunter wird es experimentell und bei 0 geht es in Richtung einer Fuzzfactory. Der Bias-Regler ist hier auch wieder wie ein Tone-Regler als Höhenblende verbaut. Allerdings ist hier eher 17 Uhr die für mich passendste Einstellung. Ab dann bekommt man (wie in den Samples) einen zu harschen Anteil von Höhen.
Beide Kanäle miteinander sind nur bedingt zu empfehlen. Wer denkt, dass er die Distortion mit dem Overdrive anschieben kann, den muss ich enttäuschen. Die sind genau anders herum geschaltet. Und ich bekomme beide zusammen einfach nicht zum klingen. Aber das kann an meinem persönlichem Geschmack liegen.
Dieses Pedal zeigt mir aber mal wieder, warum ich keine Germanium-Zerren mag: sie zisseln und kratzen im Hintergrund und haben derart unharmonische Obertöne, dass es einfach nur in den Ohren schmerzt. Manche lieben aber genau das.
Fazit:
+ ähhhh, was fällt mir da ein??
+ interessantes Konzept mit Bias und Volt-Reger
+ zwei verschiedene Grundsounds
+ Stabil
+ Klang
+/- Klang
- Klang
Anmerkung zu den aufgenommenen Samples: ich reichte hier ASAP noch andere nach. Man braucht eine gewisse Eingewöhnung und darf ihn nicht mit einem normalen Muff im A/B spielen. Er geht (bis auf die Extrembeispiele) auch wirklich musikalisch einzusetzen. Bis dahin solltet ihr euch das Video ansehen. Hier bekommt der gute Mensch auch mehr Zerre aus dem OD-Kanal, was mit Sicherheit an heißeren Pickups liegt.
Bass Big Muff PI
Einfach nur der Vollständigkeit halber und für diejenigen interessant, die sich den Bass Muff an die Gitarre klemmen wollen. Deswegen auch nur kurz an der Gitarre angerissen. Mehr gibt’s in meinem anderen Review dazu.
Es hat die Größe vom Little Big Muff und vom Tone Wicker Muff und ist ebenso stabil gebaut. Als zusätzlicher Ausgang kommt hier ein Dry-Out dazu, der bei Bedarf das unveränderte Signal ans Mischpult schickt. Neben dem normalen Modus gibt es noch den Bass Boost und einen Dry Modus, in dem der Volume Regler den Zerranteil neben dem Bypass Signal regelt. Für Gitarre eigentlich nicht interessant.
Hier kommen auch meine Erfahrungen mit dem Hebel her. Den trete ich gerne mal unansichtlich nach oben in den Bass Boost Modus. Gibt schlimmeres am Bass, dennoch möchte ich sowas nicht.
Klanglich ist er klar auf tiefe Frequenzen ausgelegt und klingt etwas mumpfiger als die anderen. Der Zerrgrad erinnert auch an der Gitarre weniger an ein Fuzz als an ein Overdrive. Wer gerade das sucht, könnte hier fündig werden. Erinnert eher an die ganz frühen, klassischen Muff-Overdrives, die heute noch im Double-Muff zu finden sind.
Fazit für Gitarristen:
+ Flexible Einstellmöglichkeiten
+ eher Overdrive als Fuzz
+ gute Größe
+ Stabil
+ LED
+/- nur teilweise klanglich sinnvoll
- mumpfig
Wie klingen denn nun alle wirklich?
Na nach Muff! Aber jeder anders.
Ich habe bewusst keine High-Skills raushängen lassen und keine Griffbretter vergewaltigt. Nicht weil ich es nicht kann....neiiiin....Ich...äh....will einfach nicht!
Solides Riffing ist mit dem Muff angesagt. Für alles andere gibt es woanders andere Pedale. Gefundene Verspieler darf jeder behalten.
Ich habe dazu mein Gitarren-DI-Signal am PC aufgenommen und wieder durch die Muffs und den Amp geschickt.
Aufnahmekette:
Squier CV Tele mit Tex-Mex Pus und Rockinger Hals (ausschließlich der Steg PU ist aktiv) → Le Muff → Roland Micro Cube (Black Panel Preset, Volume, Gain und Tone auf 12 Uhr, keine Effekte) → Record Out → Rechner
Alle Spuren habe ich bei ca. -12 dB FS aufgenommen und sie anschließend auf 0dB FS normalisiert. Beim Bounce ist kein Dithering zum Einsatz gekommen.
Volume und Tone waren immer auf 12 Uhr und das Sustain hat gewechselt. Im Namen taucht das als S + Uhrzeit auf. Also Little_Big_Muff_S9 ist der Little Big Muff mit sustain auf 9 Uhr. Suprise.
(Alle Tracks müssten sich als 48 kHz / 24 Bit WAV herunter laden lassen, damit man es auch ohne SC Kompression hören kann, wenn nicht, gebt bitte Bescheid)
https://soundcloud.com/user2784689/sets/big-muff-shootout-musiker-board
Ich bekomm die Playliste nicht eingebettet, folgt bitte einfach dem Link: https://soundcloud.com/user2784689/sets/big-muff-shootout-musiker-board
Ende
Was kann ich für mich mitnehmen? Auf jeden Fall, dass EHX verdammt geile Effekte bauen können und selbst bei eigenen Nachbauten mit „gleichen“ Schaltkreisen nicht gleich klingen. Einen Muff für mein Heim habe ich allerdings nicht gefunden. Alle haben Vor- und Nachteile. Die hat auch mein Riesen Muff, den ich trotz seiner Größe und dem bescheidenen Gehäuse sehr lieb gewonnen habe. Irgendwann kommt nochmal ein richtiger Civil War mit den richtigen Bauteilen...irgendwann...
Ich hoffe ich hab euch nicht zu sehr gelangweilt. Wenn ihr Anregungen oder konstruktive Kritik habt, immer her damit. Habt ihr eigene oder andere Erfahrungen gemacht? Immer her damit. Gebt es zu, der Muff ist speziell, aber der geilste Zerrschaltkreis auf Mutter Erde.
Aktualisierung:
Der TE hat seine Sammlung weiter vervollständigt . Die dazugehörigen Reviews und Soundbeispiele findet Ihr auf Seite 2 des Threads bzw. direkt via nachstehendem Link:
Muff Shootout Part II
- Eigenschaft
Grund: Siehe Aktualisierung in grün - by C_Lenny
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