Gerade im Bereich Unterhaltungs-/Dienstleistungsmusik, wo man ein extreme großes Repertoire drauf haben muss, geht's nicht ohne Kladde. Tja, das Notenständer auf der Bühne unprofessionell aussehen, brauchen wir hier auch nicht mehr zu diskutieren. Wir machen's mittlerweile komplett mit iPads, was im Grunde ein 1:1 Ersatz für die bisherigen Leitzordner sind, die auf großen Notenpulten gestanden haben, nur halt a. nicht so auffällig und b. so nebenbei mit etlichen zusätzlichen Optionen, wie Setlistverwaltung, schnellerer Zugriff, kein Blättern bei mehrseitigen Vorlagen, weil autoscroll-funktion usw.
In meinen Augen bleibt aber das Grundproblem, das ich zum teil auch bei einem Teleprompter hab, der als Monitorbox getarnt am vorderen Bühnenrand steht. Es ist für mich als Zuhörer im Publikum abtörnend, wenn der Musiker auf der Bühne an so einem Teil klebt, anstatt mit mir zu kommunizieren.Auch die Bewegungsfreiheit des Musikers wird ja dadurch eingeschränkt, dass er sich nicht aus dem Blickbereich seines Prompters/iPads/Notenhefters bewegen darf.
Hier ist die eigentliche Herausforderung zu sehen. Hilfsmittel schön und gut, aber solange man die Kladde zum Ablesen nutzt, kommt man da nie weg. Mein Ansatz ist, dass man die Information auf ein Minimum beschränkt. So wie früher, wo der ganze Text möglichst auf ein DIN A4 Blatt platziert wird, über den Zeilen, exakt auf den Silben der Wörter die Akkordwechsel stehen, bedeutet das nachwievor, dass ich vom ersten bis zum letzten Wort mitlesen muss. Ich bin vor Jahren schon dazu übergegangen, dass ich die Akkorde rechts neben den Text geschrieben habe, und zwar auch nur die verschiedenen Turnarounds jeweils für Verse, Strophe, Bridge, etc. Da reicht dann ggf. ein Blick zu Beginn des Songs (wenn ich nicht gerade singen muss, und ich den Song nicht auswendig kann), hab die Akkordfolge, und schau ggf. noch mal beim Refrain. Das bedeutet aber, ich bin dann viel freier auf der Bühne.
Auch bei den Texten kann man das optimieren. Bei neuen Songs brauch ich erfahrungsgemäß zu anfang noch den ganzen Text, aber ich versuche, möglichst ohne auszukommen, und bei Songs, die wir dann schon länger spielen, reicht mir dann eigentlich auch die erste Zeile, oder die ersten Wörter vom Vers, Refrain etc.
Das schöne beim iPad, ich kann auch zusätzlich zu einem abgespeckten Sheet auch noch die komplette Vorlage zusätzlich hinterlegen und bei Bedarf abrufen. aber durch solche Maßnahmen löse ich mich mehr und mehr von der Vorlage, was das Ziel sein sollte.