Die Kombination "heißer" Steg-HB und etwas "klassischere" Singlecoils in Neck/Middle gibt es ja durchaus öfters, wenn auch nicht bei Seriengitarren. Die meisten PU-Sets und serienmäßig verbauten PUs sind aufeinander abgestimmt, so dass es keine großen Lautstärke- oder Voicingunterschiede gibt. Die Gitarre ist dann entweder eher auf Vintage oder auf High-Gain abgestimmt, wobei es auch viele Vintage-HBs gibt, die super mit viel Zerre zurecht kommen.
Ich habe jahrelang in meiner Strat einen Hot Rails und zwei SSL-3 SCs gespielt. Ein super Setup für alles was mit Zerre zutun hat und vom Voicing passt es auch. Was allerdings etwas "gelitten" hat, waren die "klassischen", hohlen Stratsounds. Der SSL-3 ist sehr mittig, klingt auch nach Singlecoil, aber anders als z.B. ein SSL-1, der in die 50s Ecke geht. Der PU eignet sich super für verzerrtes Riffing und solieren (da finde ich z.B. einen klassischen SC alá SSL-1 nicht so toll geeignet, da er bei High-Gain zu dünn und grell klingt).
Vor einigen Monaten habe ich mal ein wenig experimentiert und einen SSL-1 an den Hals gesetzt. Jetzt habe ich zwar einen guten alten Stratsound, aber so richtig passt er nicht zum heißen, mittigen Hot Rails. Bei so einem Setup, würde ich die Gitarre nicht als Einheit sehen, sondern die verschiedenen PU-Konfiguration (Highoutput HB, Lowoutput SCs) als getrennte Einheiten. Position 1 ist dann volles Brett und die Positionen 3-5 für Vintagesounds. Position 2 kann man zwar so verlöten, dass der Steg HB automatisch gesplittet wird, es könnte aber je nach verwendeten mittlerem SC sein, dass es einfach nicht so toll klingt, weil beide PUs nicht zusammenpassen.
Was einem besser gefällt, muss jeder für sich entscheiden. Wenn das Budget da ist und sich zwei Gitarren leisten kann, kann man sich natürlich eine Poweraxt und eine Vintageklampfe zusammenstellen.
Wenn Du mit einem "heißeren" Steg HB arbeiten möchtest, würde ich mir auch mal die SSL-5 bzw. SSL-6 von Seymour Duncan anhören. Die sind klassisch gevoict (nicht zu mittig), aber etwas kräftiger als Vintage-SCs. Eigentlich werden die gerne am Steg eingesetzt, um etwas mehr Saft zu haben, aber in den anderen Positionen funktionieren sie auch sehr gut.
Wenn es etwas "moderner" sein darf würde ich mir auch mal den Vintage Rails für die Mitte und den Cool Rails für den Hals anhören. Das sind zwar eigentlich HBs im SC-Format, werden aber auch gerne für etwas "kräftigere" Strats verwendet.
Vorschläge für den HB wurden schon gemacht. Vom SH-1 '59 würde ich abraten, da der schon sehr "gescoopte" Mitten hat, ebenso vom SH-14 Custom 5. Der Pearly Gates (Fender Strats haben ab Werk oft den etwas heißeren Pearly Gates Plus mit Alnico 5 verbaut) könnte besser passen, ich weiß allerdings nicht, ob er mit seinem Alnico 2-Magneten bei viel Gain nicht doch etwas zu lose in den Bässen ist. Das ist eine Eigenschaft, die viele Alnico 2-PUs haben, da sie eher wärmer sind. Ein Klassiker ist natürlich der SH-4 JB, den man auch sehr gut mit 250K-Potis benutzen kann (das gefällt vielen sogar besser als 500K-Potis), man muss ihn allerdings mögen. Aber in Strats macht er sich oft sehr gut.
Der SH-5 Custom könnte auch ganz gut geeignet sein. Der hat nicht zu viel Output, liefert aber ein schön fettes, punchiges Rhythmusbrett. Für Soloeinlagen empfinde ich ihn als etwas zu "hart", was wohl auch am Keramikmagneten liegt. Da liegt der SH-4 vorne (für mich sowieso eher ein Lead-Pickup). Der SH-5 ist ein aufgeblasener PAF und daher auch ziemlich flexibel.
SH-6 Distortion und DP100 Super Distortion sind natürlich auch immer wieder gern gesehene Gäste für ein volles Brett. In Strats, die von Haus aus eher dünn und hell klingen, kann sich auch ein SH-8 Invader gut machen, der übrigens auch gute Splitsounds liefert (meistens ist es so, dass heißere PUs "besser" gesplittet/parallel klingen, da nicht so dünn).
Was auch gut passen könnte wäre z.B. auch ein Seymour Duncan Perpetual Burn. Der PB hat mittleren Output, was ihn aber auch sehr flexibel macht und bei viel Zerre bleibt er auch sehr transparent. Heutzutage kann man den Amp ja auch etwas mehr arbeiten lassen, Gain liefern die ja meistens mehr als genug.
Ansonsten sind die Möglichkeiten nahezu unbegrenzt. Der Markt liefert so viel, da braucht man schon etwas, um das richtige zu finden.
Bei höherem Budget würde ich mich auch mal bei Bareknuckle oder Häussel umsehen.
Ein etwas "modernerer", strafferer und nicht so extrem mittenbetonter PU, der dem JB ein wenig ähnelt ist z.B. der BKP Holy Diver. Der kommt in Strats richtig gut und lässt sie schön "fett" klingen.
Etwas sehr flexibles ("heißer" PAF) ist z.B. der Häussel Vin+ (mit Alnico 5 etwas wärmer und mit Keramik etwas aggressiver, straffer). Der kommt sowohl mit Low-Gain, als auch mit High-Gain zurecht.