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Liebe Musiker-Board Leser,
heute möchte ich euch eine Gibson Les Paul Studio vorstellen, die vom Salzburger Gitarrenbauer Alexander Höfinger, aka Ubermeister Guitars zu einer Les Paul All Gold Relic überarbeitet wurde.
Doch bevor wir soweit kommen, möchte ich euch zuerst Alexander und seine Arbeiten hier vorstellen.
Vorstellung:
Seit nun fast 7 Jahren kenne ich Alexander schon, angefangen hat es damit als er mir damals meine Gibon SG Standard neue Schaller M6 Locking Tuner, die Bünde abgerichtet und einen neuen Sattel aus Knochen angebracht hat. Top Eingestellt übergab er mir dann Instrument und ich war ganz hin und weg von was er da geschafft hat, endlich eine flache Saitenlage, kein Verstimmen mehr der Saiten und tolle Bespielbarkeit, da war ich ganz hin und weg. die Gitarre war so fast nicht wiederzuerkennen.
Seitdem ist Alex meine Anlaufstelle hier in Salzburg wenn es um Modifikationen am Instrument geht.
Sei es ein neuer Sattel, Austausch von Mechaniken, Pickups, Abrichten der Bünde, diverse Umbauten, kein Problem ist ihm zu schwierig.
Alexander hat nach der Matura 2004 die Ausbildung zum Gitarrenbauern in der HTBLA mit Schwerpunkt Streich und Saiteninstrumenterzeugung in Hallstat begonnen, welche übrigens die einzige Schule in Östereich ist bei der man diesen Beruf erlernen kann und hat dort 2008 abgeschlossen.
Am Lehrplan steht unter anderem der Neubau von Konzertgitarre, Westerngitarre und Geige. Das erlernen von Traditionellen und Moderne Techniken, Service und Reparaturen von Streich und Saiteninstrumten, und der Abschluss mit einem eigenem Projekt, das bei Alexander eine Westerngitarre war.
2011 hat er dann die Meisterprüfung als Gitarrenbauer erfolgreich bestanden. Seit 2007 ist und war er im Musikhaus Öllerer in Freilassing, dem sicher dem ein oder anderem hier im Board ein Begriff ist, als Gitarrenbauer tätig, hat dort Reparaturen und Einstellservice übernommen, und in dieser Zeit sich einen riesigen Erfahrungsschatz aufgebaut, tausende Instrumente eingstellt, unzählige Sattel gefeilt, bei hunderten Gitarren die Bünde seitlich abgerichtet, und natürlich auch Hardware und Tonabnehmer getauscht wo es von Kunden gewünscht wurde.
Seit August 2013 ist Alexander selbständig und hat Ubermeister Guitars gegründet und gemeinsam mit Mario Struger (S82 Instruments) eine Werkstatt in Salzburg eröffnet.
Hier ein paar Worte von Alexander woher der Name "Ubermeister Guitars" kommt:
In der Zusammenarbeit mit dem Musikhaus habe ich viele Instrumente in der Hand gehabt. Habe auch Einblicke in die Produktion von Fabrik - Instrumenten bekommen. Dadurch viel Erfahrung gesammelt und auch sehr viele Instrumente repariert. Aber nur durch Services und Reparaturen wurde meine Leidenschaft für Gitarrenbau nicht 100% zufriedengestellt. Da war die Selbstständigkeit die einzige Möglichkeit um mich selbst mehr zu entfalten. Der Firmenname ist ein wenig übertrieben und leitet sich von Übermeister ab. Es bezieht sich auf meine Arbeitsweise. Ich versuche übermeisterlich zu arbeiten. Ob bei Reparaturen oder Neubau, damit die Kunden 100 % zufrieden sind. Durch die Zeit beim Öllerer wurde mein Auge auf Instrumente sehr geschult und ich bin sehr genau (pingelig) was meine Arbeitsausführung angeht. Ich möchte meine eigenen Ideen und Vorstellungen von Instrument umsetzen. Auf die Wünsche des Spielers eingehen und diese dann auch umsetzen. Also Custom Instrumente welche wirklich einzigartig sind.
Als ich Alexander im September 2014 in der Werkstatt besucht habe, um die Les Paul Studio abzuholen die er mir für ein paar Wochen ausgeliehen hat, hatte ich die Kamera dabei und ein paar Schnappschüsse für euch gemacht.
Impressionen aus der Werkstatt:
Eine originale Gibson aus dem Jahre 1934 auf dem Werktisch, sieht man auch nicht alle Tage:
edle. von handgebaute, Ukulelen:
ein paar Akustikgitarren, dazwischen eine Ken Lawrence Explorer Kopie:
eine wunderschöne Ubermeister Explorer.. angenehmes Gewicht, klasse Optik und einen Mördersound:
Ubermeister Guitars "Rocket":
hier die Version mit Single Pickup
und hier eine "Military Green" Version mit Bigsby Style Tremolo, David Barfuss Pickups, Custom-Inlays und Metallic Lackierung, rote Flanken und Rote Side Dots:
die zweite Wand:
Relic Tele:
Relic Strat:
Bass:
hier noch das Eck von Mario Struger alias S82 Instruments, der sich inbesonderes auf "Altholz" Gitarren spezialisert hat:
Besprechung:
Eigentlich war es ja gedacht diese Gitarre hier zu besprechen, ein Les Paul Neubau (kein Makover wie diese Gitarre):
da aber diese zwischenzeitlich schon verkauft wurde und für ein Review nicht mehr zur Verfügung stand, mussten wir ausweichen und diese überarbeitet Les Paul Studio kam in die nähere Auswahl, zu meinem Glück muß ich sagen, denn diese Gitarre hat sich als grosse positive Überaschung herausgestellt.
Gibson Les Paul Studio - All Gold Makeover:
Alexander verfolgt mit Leidenschaft diverse Arbeiten von Szenebekannten Aging Profis, was läge da näher seine eigene alte Gibson Les Paul Studio als Testkanditaten für ein Makeover zu verwenden?
So sah die Gitarre früher aus: nicht schlecht eigentlich, hatte sogar ein Ebenholz Griffbrett das letzendlich auch auch runter mußte.
Folgende Arbeiten wurden an der Gitarre gemacht:
- Alten Lack abgezogen (Gummilack), mit Fön und Spachtel
hier gibts ein kurzes Video zur Lackentfernung:
https://dl.dropboxusercontent.com/u/1443850/um_lespaul/Review/Lack.MOV
- Griffbrett abgenommen, kein lösbarer Leim, deswegen mußte das runter gehobelt werden
- Kopfplatte abgenommen (Kunststoff), mit Fön und Spachtel
- Bridge/Stoptailpiece Hülsen herausgezogen /gedübelt
- neues Griffbrett aus Madasgar Palisander angefertig mit Dave Johnson Cell. Nitrare Inlays und Royalite Binding (chemically identical to that used in the late 50's.)
- neue Kopfplatte aufgeleimt (Historic Cut) Holly veneer mit Gibson Perlmutt Logo,
- Deckenbinding gefräßt/aufgeleimt
- Neulackierung in Gold (Goldbronzepulver), und hauchdünne Lackierung in Nitro
- anschliessendes Aging
Als Leim für Griffbrett und Kopfplatte wurde Knochenleim (Warmleim) verwendet.
Hardware kam folgende zum Einsatz
- Mechaniken: Kluson LP noline nickel
- Abdeckplatte Trussrod: 50`s style Gibson Cover
- Sattel: Nylon
- Bridge: Gibson ABR-1
- Stoptailpiece: Gotoh Aluminium
- Potiknöpfe: Aged Gold Tophats
- Potis: original Gibson Potis
- Kondensator: Orange Drops 223k
- Pickups: Gibson Livebucker Lead/Rhytem Nickel Cover
- Bone White Humbucker rings
Korpus und Hals sind noch Original aus Mahagoni, das Gewicht der Gitarre beträgt inkl Hardware und Pickups exakt 3806 Gramm, also noch relativ leicht für eine Gibson Les Paul.
Bei der Neulackierung wurde selbstverständlich auch darauf geachtet das die Seriennummer und das "Made in USA" erhalten bleibt.
Wo fängt man bei so einer Gitarre am besten an die tonalen Eigenschaften zu beschreiben, wenn einem beim anspielen schon jedes mal die Spucke wegbleibt so geil wie die Gitarre klingt und sich traumhaft bespielen lässt.
In meiner fast 20 jährigen Laufbahn als Gitarrist sind mir wenige Gitarre untergekommen, die deratig schwingen und auf Nuancen im Spiel reagiert wie diese Gibson Les Paul.
Sie fühlt sich für mich an wie die schon 40-50 Jahre fleissig gespielt wurde 5x um den Globus gereist ist, von einer Bühne auf die andere, und sich dabei richtig schön eingschwungen hat,
Mittlerweile kann ich die Freude einiger Boardkollegen hier sehr gut verstehen, die ihr Instrument bei zb Florian Jäger überarbeiten haben lassen und nur so davon schwärmen!
Wenn man sich ansieht wie dick der Lack hier aufgetragen war (ein wohl unvermeidbares Übel bei Serienfertigung wenn man nicht einer Massenreklamation entgegen sehen will das sich Kunden beschweren das der Lack Rissig geworden ist, nicht jeder mag ein geagtes Instrument, da bleiben den Herstellern nicht viel übrig als ihre Instrument so mit Lack zu überkleisten) das so ein dicke Lackschicht das Instrument wirklich hindert frei und offen zu schwingen,wundert es einem nicht das ein Instrument mit einer Hauchdünnen Nitrolack Versiegelung ganz anders klingt. Aber nicht nur der Lack ist dafür verwantwortlich, gute Hardware, gute Tonabnehmer und letztendlich auch noch ein gutes Setup machen ein Instrument erst zu dem was es ist.
Schon trocken angespielt klingt die Gitarre sehr drahtig, präsent und lang nach, besonders fällt mir auf wie gleichmässig alle 6 Saiten klingen.
Elektrisch am Verstärker setzt sich dieses Klangerlebniss fort, keine Spur von wummerden, matschigen Bässen, sondern ein definierter, schlanker und tighter Bass, sehr angehmen Mitten und runde Höhe, die gerade am Hals Tonabnehmer sehr sahning und glockig klingen, Womanizer lässt grüssen.
Am Steg richtig schön präsent und klar, aber ohne schneidend oder sägend zu wirken.
Wenn ich die Gitarre nicht gerade auf der Schulter hängen hätte, würde ich es nicht glauben das ich es hier mit einer Les Paul zu tun habe. der Klangcharakter geht wirklich sehr in richtig Tele, mit so einem Biss und Knurren beim härtem Anschlag.
So macht das spielen auch bei höheren Gain Einstellungen am Vestärker viel Spass, Lässt man eine Note stehen kippt sie fast ohne Zutun in einen Oberton um und klingt lange und gleichmässig aus.
Ein wenig den Volume Poti zurückgeregelt und schon gehts im selben Zerrkanal gemässgiter und Crunchiger zur Sache, trotz geringerem Ausgangsvolumen an der Gitare bleibt das Signal stehen und wird nicht brüchig, so lässt sich bis zu 1.5 - 2 runterregeln und ein schönes Semiclean aus dem Verstärker rauskitzeln, der noch immer sehr dynamisch auf den Anschlag reagiert.
Die verbauten Tonabnehmer sind Gibson Livebuckers, der auf dem beliebten Gibson Custombucker basiert, nur etwas mehr Ouput hat.
diese Pickups klingen einfach genial, ich hab mir deshalb auch schon einen aus der Steg Version für meine Frank Hartung Embrace gekauft und getauscht, nicht nur die Gitarre, auch eine absolute Kaufempfehlung für die Gibson Livebucker Tonabnehmer von mir.. die klingen einfach grandios, und bei dem Preis von knapp unter 100€ darf man sich freuen, den werde ich nach der tollen Erfahrung auch noch in anderen meiner Gitarre ausprobieren.
Für die Elektronik wurden originale Gibson Potis verwendet, Aged Gold Tophats und Orange Drop 223k Kondensatoren.
Die Potis lassen sich schön solide drehen, nicht zu leicht das sie sich selbst verstellen, ber auch nicht zu schwergängig das keine Volume Swells möglich wären und die Aged Tophat Knöpfe wurde auch leicht nachbearbeitet und die Kanten dezent verrundet, auch sie fühlen sich an als hätten sie schon viele Jahre auf dem Buckel und man findet an der ganzen Gitarre keine Scharfen Kanten wie man sie gerne mal bei einem Neuinstrument findet, hier wurde alles mit Liebe zum Detail dezent abgerundet.
Keine Scharfkantigen Bünde, nix. Apropos Bünde.
Da das Griffbrett ja neu ist, wurde die Gitarre natürlich auch neu bundiert und das Griffbrett auch auch ein Royalite Binding bekommen, das von der chemischen Zusammensetzung her gleich sein soll wie das Material aus den 50iger Jahren.
Natürlich wurde bei der Liebe zum Detail auch nicht auf die Fretnibs vergessen, die die Bünde seitlich abschliessen.
Der Sattel wurde neu aus Nylon gefertigt, ein recht hartes und steifes Material das schwieriger als Knochen zu bearbeiten ist, aber sehr gut klingt und auch sehr langlebig ist, Saiten können sich auf die Dauer nicht in die Kerben reinarbeiten, wie das bei zu weichen Material vorkommen kann. Die Gitarre ist sehr stimmstabil, sowohl unterm Spiel, was dem perfekt gekerbte Sattel zuzuschreiben ist, aber auch den Umwelteinflüssen (wechselnden Temperaturen und Luftfeuchtigkeitschwankungen) hat sie in den letzten 6 Wochen seitdem sie bie mir eingezogen ist, resolut stand gehalten, in der Zeit musste ich einige meiner Gitarren bereits des ein oder andere mal am Halsstab etwas nachjustieren.
Der Einzige Punkt der mich an der Gitarre anfangs beim spielen störte war der durchaus fühlbare Übergang am Hals zwischen Holz und Lack, die Gitarre wurde nach dem Makeover fast nicht gespielt und das Aging war quasi noch recht frisch.
Nach ca 100 Spielstunden in den letzten 6 Wochen meinerseits auf der Gitarre habe ich mit meiner Greifhand die Übergänge etwas glattgebügelt, aber spürbar ist sie immer noch, ich denke nach weiteren 200-300 Spielstunden wird man davon noch viel weniger merken.
Ansonsten finde ich das Aging an dieser Gitarre wirklich klasse, für mich wirkt es stimmig und keinesfalls gezwungen oder mit Gewalt hinzugefügt, da merkt man wirklich das Alexander das mit sehr viel Hingabe und Liebe zum Detail gemacht hat.
Interessant wird es sowieso werden, wie sich die Gitare auch optisch mit der Zeit entwickeln wird, ob sich zb das Gold durch Oxidation und Umwelteinflüsse etwas in der Farbe noch verändern wird. wie es alte Les Paul Gold Tops bereits vorgemacht haben.
Ich bin schon richtig traurig das ich dem Alexander die Gitarre bald wieder zurückbringen muß, zu haben ist das mittlerweile Instrument noch, Kostenpunkt 2400€ inklusive Gibson Koffer
Fazit:
toll:
Stimmstabilität
Charaktervoller Klang
Sustain
Ansprache und schneller, drahtiger Attack
Mojo und Bespielbarkeit
weniger gut:
Spürbarer Übergang am Hals zwischen Holz und Lack
Ich hoffe euch hat das Review gefallen, wer hier aus der Gegend ist,und einen fähigen Gitarrenbauer sucht, ist bei Alexander sehr gut beraten. meine Absolute Empfehlung
Abschliessend noch ein paar Fotos:
lg
Chris
heute möchte ich euch eine Gibson Les Paul Studio vorstellen, die vom Salzburger Gitarrenbauer Alexander Höfinger, aka Ubermeister Guitars zu einer Les Paul All Gold Relic überarbeitet wurde.
Doch bevor wir soweit kommen, möchte ich euch zuerst Alexander und seine Arbeiten hier vorstellen.
Vorstellung:
Seit nun fast 7 Jahren kenne ich Alexander schon, angefangen hat es damit als er mir damals meine Gibon SG Standard neue Schaller M6 Locking Tuner, die Bünde abgerichtet und einen neuen Sattel aus Knochen angebracht hat. Top Eingestellt übergab er mir dann Instrument und ich war ganz hin und weg von was er da geschafft hat, endlich eine flache Saitenlage, kein Verstimmen mehr der Saiten und tolle Bespielbarkeit, da war ich ganz hin und weg. die Gitarre war so fast nicht wiederzuerkennen.
Seitdem ist Alex meine Anlaufstelle hier in Salzburg wenn es um Modifikationen am Instrument geht.
Sei es ein neuer Sattel, Austausch von Mechaniken, Pickups, Abrichten der Bünde, diverse Umbauten, kein Problem ist ihm zu schwierig.
Alexander hat nach der Matura 2004 die Ausbildung zum Gitarrenbauern in der HTBLA mit Schwerpunkt Streich und Saiteninstrumenterzeugung in Hallstat begonnen, welche übrigens die einzige Schule in Östereich ist bei der man diesen Beruf erlernen kann und hat dort 2008 abgeschlossen.
Am Lehrplan steht unter anderem der Neubau von Konzertgitarre, Westerngitarre und Geige. Das erlernen von Traditionellen und Moderne Techniken, Service und Reparaturen von Streich und Saiteninstrumten, und der Abschluss mit einem eigenem Projekt, das bei Alexander eine Westerngitarre war.
2011 hat er dann die Meisterprüfung als Gitarrenbauer erfolgreich bestanden. Seit 2007 ist und war er im Musikhaus Öllerer in Freilassing, dem sicher dem ein oder anderem hier im Board ein Begriff ist, als Gitarrenbauer tätig, hat dort Reparaturen und Einstellservice übernommen, und in dieser Zeit sich einen riesigen Erfahrungsschatz aufgebaut, tausende Instrumente eingstellt, unzählige Sattel gefeilt, bei hunderten Gitarren die Bünde seitlich abgerichtet, und natürlich auch Hardware und Tonabnehmer getauscht wo es von Kunden gewünscht wurde.
Seit August 2013 ist Alexander selbständig und hat Ubermeister Guitars gegründet und gemeinsam mit Mario Struger (S82 Instruments) eine Werkstatt in Salzburg eröffnet.
Hier ein paar Worte von Alexander woher der Name "Ubermeister Guitars" kommt:
In der Zusammenarbeit mit dem Musikhaus habe ich viele Instrumente in der Hand gehabt. Habe auch Einblicke in die Produktion von Fabrik - Instrumenten bekommen. Dadurch viel Erfahrung gesammelt und auch sehr viele Instrumente repariert. Aber nur durch Services und Reparaturen wurde meine Leidenschaft für Gitarrenbau nicht 100% zufriedengestellt. Da war die Selbstständigkeit die einzige Möglichkeit um mich selbst mehr zu entfalten. Der Firmenname ist ein wenig übertrieben und leitet sich von Übermeister ab. Es bezieht sich auf meine Arbeitsweise. Ich versuche übermeisterlich zu arbeiten. Ob bei Reparaturen oder Neubau, damit die Kunden 100 % zufrieden sind. Durch die Zeit beim Öllerer wurde mein Auge auf Instrumente sehr geschult und ich bin sehr genau (pingelig) was meine Arbeitsausführung angeht. Ich möchte meine eigenen Ideen und Vorstellungen von Instrument umsetzen. Auf die Wünsche des Spielers eingehen und diese dann auch umsetzen. Also Custom Instrumente welche wirklich einzigartig sind.
Als ich Alexander im September 2014 in der Werkstatt besucht habe, um die Les Paul Studio abzuholen die er mir für ein paar Wochen ausgeliehen hat, hatte ich die Kamera dabei und ein paar Schnappschüsse für euch gemacht.
Impressionen aus der Werkstatt:
Eine originale Gibson aus dem Jahre 1934 auf dem Werktisch, sieht man auch nicht alle Tage:
edle. von handgebaute, Ukulelen:
ein paar Akustikgitarren, dazwischen eine Ken Lawrence Explorer Kopie:
eine wunderschöne Ubermeister Explorer.. angenehmes Gewicht, klasse Optik und einen Mördersound:
Ubermeister Guitars "Rocket":
hier die Version mit Single Pickup
und hier eine "Military Green" Version mit Bigsby Style Tremolo, David Barfuss Pickups, Custom-Inlays und Metallic Lackierung, rote Flanken und Rote Side Dots:
die zweite Wand:
Relic Tele:
Relic Strat:
Bass:
hier noch das Eck von Mario Struger alias S82 Instruments, der sich inbesonderes auf "Altholz" Gitarren spezialisert hat:
Besprechung:
Eigentlich war es ja gedacht diese Gitarre hier zu besprechen, ein Les Paul Neubau (kein Makover wie diese Gitarre):
da aber diese zwischenzeitlich schon verkauft wurde und für ein Review nicht mehr zur Verfügung stand, mussten wir ausweichen und diese überarbeitet Les Paul Studio kam in die nähere Auswahl, zu meinem Glück muß ich sagen, denn diese Gitarre hat sich als grosse positive Überaschung herausgestellt.
Gibson Les Paul Studio - All Gold Makeover:
Alexander verfolgt mit Leidenschaft diverse Arbeiten von Szenebekannten Aging Profis, was läge da näher seine eigene alte Gibson Les Paul Studio als Testkanditaten für ein Makeover zu verwenden?
So sah die Gitarre früher aus: nicht schlecht eigentlich, hatte sogar ein Ebenholz Griffbrett das letzendlich auch auch runter mußte.
Folgende Arbeiten wurden an der Gitarre gemacht:
- Alten Lack abgezogen (Gummilack), mit Fön und Spachtel
hier gibts ein kurzes Video zur Lackentfernung:
https://dl.dropboxusercontent.com/u/1443850/um_lespaul/Review/Lack.MOV
- Griffbrett abgenommen, kein lösbarer Leim, deswegen mußte das runter gehobelt werden
- Kopfplatte abgenommen (Kunststoff), mit Fön und Spachtel
- Bridge/Stoptailpiece Hülsen herausgezogen /gedübelt
- neues Griffbrett aus Madasgar Palisander angefertig mit Dave Johnson Cell. Nitrare Inlays und Royalite Binding (chemically identical to that used in the late 50's.)
- neue Kopfplatte aufgeleimt (Historic Cut) Holly veneer mit Gibson Perlmutt Logo,
- Deckenbinding gefräßt/aufgeleimt
- Neulackierung in Gold (Goldbronzepulver), und hauchdünne Lackierung in Nitro
- anschliessendes Aging
Als Leim für Griffbrett und Kopfplatte wurde Knochenleim (Warmleim) verwendet.
Hardware kam folgende zum Einsatz
- Mechaniken: Kluson LP noline nickel
- Abdeckplatte Trussrod: 50`s style Gibson Cover
- Sattel: Nylon
- Bridge: Gibson ABR-1
- Stoptailpiece: Gotoh Aluminium
- Potiknöpfe: Aged Gold Tophats
- Potis: original Gibson Potis
- Kondensator: Orange Drops 223k
- Pickups: Gibson Livebucker Lead/Rhytem Nickel Cover
- Bone White Humbucker rings
Korpus und Hals sind noch Original aus Mahagoni, das Gewicht der Gitarre beträgt inkl Hardware und Pickups exakt 3806 Gramm, also noch relativ leicht für eine Gibson Les Paul.
Bei der Neulackierung wurde selbstverständlich auch darauf geachtet das die Seriennummer und das "Made in USA" erhalten bleibt.
Wo fängt man bei so einer Gitarre am besten an die tonalen Eigenschaften zu beschreiben, wenn einem beim anspielen schon jedes mal die Spucke wegbleibt so geil wie die Gitarre klingt und sich traumhaft bespielen lässt.
In meiner fast 20 jährigen Laufbahn als Gitarrist sind mir wenige Gitarre untergekommen, die deratig schwingen und auf Nuancen im Spiel reagiert wie diese Gibson Les Paul.
Sie fühlt sich für mich an wie die schon 40-50 Jahre fleissig gespielt wurde 5x um den Globus gereist ist, von einer Bühne auf die andere, und sich dabei richtig schön eingschwungen hat,
Mittlerweile kann ich die Freude einiger Boardkollegen hier sehr gut verstehen, die ihr Instrument bei zb Florian Jäger überarbeiten haben lassen und nur so davon schwärmen!
Wenn man sich ansieht wie dick der Lack hier aufgetragen war (ein wohl unvermeidbares Übel bei Serienfertigung wenn man nicht einer Massenreklamation entgegen sehen will das sich Kunden beschweren das der Lack Rissig geworden ist, nicht jeder mag ein geagtes Instrument, da bleiben den Herstellern nicht viel übrig als ihre Instrument so mit Lack zu überkleisten) das so ein dicke Lackschicht das Instrument wirklich hindert frei und offen zu schwingen,wundert es einem nicht das ein Instrument mit einer Hauchdünnen Nitrolack Versiegelung ganz anders klingt. Aber nicht nur der Lack ist dafür verwantwortlich, gute Hardware, gute Tonabnehmer und letztendlich auch noch ein gutes Setup machen ein Instrument erst zu dem was es ist.
Schon trocken angespielt klingt die Gitarre sehr drahtig, präsent und lang nach, besonders fällt mir auf wie gleichmässig alle 6 Saiten klingen.
Elektrisch am Verstärker setzt sich dieses Klangerlebniss fort, keine Spur von wummerden, matschigen Bässen, sondern ein definierter, schlanker und tighter Bass, sehr angehmen Mitten und runde Höhe, die gerade am Hals Tonabnehmer sehr sahning und glockig klingen, Womanizer lässt grüssen.
Am Steg richtig schön präsent und klar, aber ohne schneidend oder sägend zu wirken.
Wenn ich die Gitarre nicht gerade auf der Schulter hängen hätte, würde ich es nicht glauben das ich es hier mit einer Les Paul zu tun habe. der Klangcharakter geht wirklich sehr in richtig Tele, mit so einem Biss und Knurren beim härtem Anschlag.
So macht das spielen auch bei höheren Gain Einstellungen am Vestärker viel Spass, Lässt man eine Note stehen kippt sie fast ohne Zutun in einen Oberton um und klingt lange und gleichmässig aus.
Ein wenig den Volume Poti zurückgeregelt und schon gehts im selben Zerrkanal gemässgiter und Crunchiger zur Sache, trotz geringerem Ausgangsvolumen an der Gitare bleibt das Signal stehen und wird nicht brüchig, so lässt sich bis zu 1.5 - 2 runterregeln und ein schönes Semiclean aus dem Verstärker rauskitzeln, der noch immer sehr dynamisch auf den Anschlag reagiert.
Die verbauten Tonabnehmer sind Gibson Livebuckers, der auf dem beliebten Gibson Custombucker basiert, nur etwas mehr Ouput hat.
diese Pickups klingen einfach genial, ich hab mir deshalb auch schon einen aus der Steg Version für meine Frank Hartung Embrace gekauft und getauscht, nicht nur die Gitarre, auch eine absolute Kaufempfehlung für die Gibson Livebucker Tonabnehmer von mir.. die klingen einfach grandios, und bei dem Preis von knapp unter 100€ darf man sich freuen, den werde ich nach der tollen Erfahrung auch noch in anderen meiner Gitarre ausprobieren.
Für die Elektronik wurden originale Gibson Potis verwendet, Aged Gold Tophats und Orange Drop 223k Kondensatoren.
Die Potis lassen sich schön solide drehen, nicht zu leicht das sie sich selbst verstellen, ber auch nicht zu schwergängig das keine Volume Swells möglich wären und die Aged Tophat Knöpfe wurde auch leicht nachbearbeitet und die Kanten dezent verrundet, auch sie fühlen sich an als hätten sie schon viele Jahre auf dem Buckel und man findet an der ganzen Gitarre keine Scharfen Kanten wie man sie gerne mal bei einem Neuinstrument findet, hier wurde alles mit Liebe zum Detail dezent abgerundet.
Keine Scharfkantigen Bünde, nix. Apropos Bünde.
Da das Griffbrett ja neu ist, wurde die Gitarre natürlich auch neu bundiert und das Griffbrett auch auch ein Royalite Binding bekommen, das von der chemischen Zusammensetzung her gleich sein soll wie das Material aus den 50iger Jahren.
Natürlich wurde bei der Liebe zum Detail auch nicht auf die Fretnibs vergessen, die die Bünde seitlich abschliessen.
Der Sattel wurde neu aus Nylon gefertigt, ein recht hartes und steifes Material das schwieriger als Knochen zu bearbeiten ist, aber sehr gut klingt und auch sehr langlebig ist, Saiten können sich auf die Dauer nicht in die Kerben reinarbeiten, wie das bei zu weichen Material vorkommen kann. Die Gitarre ist sehr stimmstabil, sowohl unterm Spiel, was dem perfekt gekerbte Sattel zuzuschreiben ist, aber auch den Umwelteinflüssen (wechselnden Temperaturen und Luftfeuchtigkeitschwankungen) hat sie in den letzten 6 Wochen seitdem sie bie mir eingezogen ist, resolut stand gehalten, in der Zeit musste ich einige meiner Gitarren bereits des ein oder andere mal am Halsstab etwas nachjustieren.
Der Einzige Punkt der mich an der Gitarre anfangs beim spielen störte war der durchaus fühlbare Übergang am Hals zwischen Holz und Lack, die Gitarre wurde nach dem Makeover fast nicht gespielt und das Aging war quasi noch recht frisch.
Nach ca 100 Spielstunden in den letzten 6 Wochen meinerseits auf der Gitarre habe ich mit meiner Greifhand die Übergänge etwas glattgebügelt, aber spürbar ist sie immer noch, ich denke nach weiteren 200-300 Spielstunden wird man davon noch viel weniger merken.
Ansonsten finde ich das Aging an dieser Gitarre wirklich klasse, für mich wirkt es stimmig und keinesfalls gezwungen oder mit Gewalt hinzugefügt, da merkt man wirklich das Alexander das mit sehr viel Hingabe und Liebe zum Detail gemacht hat.
Interessant wird es sowieso werden, wie sich die Gitare auch optisch mit der Zeit entwickeln wird, ob sich zb das Gold durch Oxidation und Umwelteinflüsse etwas in der Farbe noch verändern wird. wie es alte Les Paul Gold Tops bereits vorgemacht haben.
Ich bin schon richtig traurig das ich dem Alexander die Gitarre bald wieder zurückbringen muß, zu haben ist das mittlerweile Instrument noch, Kostenpunkt 2400€ inklusive Gibson Koffer
Fazit:
toll:
Stimmstabilität
Charaktervoller Klang
Sustain
Ansprache und schneller, drahtiger Attack
Mojo und Bespielbarkeit
weniger gut:
Spürbarer Übergang am Hals zwischen Holz und Lack
Ich hoffe euch hat das Review gefallen, wer hier aus der Gegend ist,und einen fähigen Gitarrenbauer sucht, ist bei Alexander sehr gut beraten. meine Absolute Empfehlung
Abschliessend noch ein paar Fotos:
lg
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