Chor mikrofonieren

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Hi,

ich habe am Wochenende einen Chor, der steht auf 6m Breite und in 3 Reihen nach hinten, Reihe 2 und 3 jeweils auf unterschiedlich hohe Podeste.
Wie viele Mikrofone und in welcher Position benötige ich diese um ihn gleichmäßig laut zu bekommen?

Besonders die Mikros für die Männer hinten bereitet mir Sorgen wegen der Platzierung im Chor. Oder stellt man die Mikros als Mauer :eek: besser alle nach vorne und variiert mit Höhe und Galgenauszug für die hinteren Stimmen?
Großes Chorstativ habe ich nur eins, ansonsten 210/2.

LG
Patrick
 
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Hallo, Patrick,

Du kannst, wenn Du nicht "in" den Chor kommst, durchaus alles nach vorne plazieren und für die hinteren Reihen vermittels hohen Stativen bzw. verlängertem Galgen die Mikrofone hochstellen. Am besten auch schon ein wenig in Richtung der hinteren Reihen ausrichten - Achtung: Kippgefahr der Stative, wenn Du sie weit nach oben verlängerst!.
Ideal wäre natürlich im Chor, aber ich vermute, bei den "Podesten" handelt es sich um schmale "Kisten", weniger um Bühnenelemente... bei denen wäre das platzmäßig besser hinzukriegen.
5 - 6 Mikrofone würde ich schon veranschlagen, damit Du nicht ein oder zwei Stimmen laut heraushörst, weil die gerade nahe vor dem Mic stehen...
Ansonsten vielleicht eine Hauptmikrofonierung auf dem hohen Stativ und "Stützen" für die Männerstimmen.

Viele Grüße
Klaus

EDIT: Zu langsam... aber vielleicht noch die Nachfrage: Chorabnahme zur Beschallung oder zu Aufnahmezwecken?
 
Hallo Klaus,
also bei den Podesten handelt es sich tatsächlich um Bühnenelemente je 2x1m. Ich muss mit den Mikrofonen wahrscheinlich relativ nah ran um Feedback zu vermeiden. Das Problem ist dann die "Spot-"Charakteristik sodass einige Stimmen laut sind der Rest aber nicht über die Anlage kommt.
Ich habe ein paar Mikrofone mit breiter Niere (2x MXL 602 und 2x Line Audio CM3) aber dennoch ist ein 6m breiter Chor in 3 Reihen eine große Fläche. Ich hätte auch 6-7 Mikros eingeplant.

Sind die Stützen für hinten nötig oder kann ich lieber vorne breit und hoch 4-5 Mikros stellen mit etwas mehr Abstand? Klanglich schön wäre ja sicher eine Hauptmikrofonie z.B. ein AB mit Nieren und dazu 2 Outdriggers, aber mir fehlt live die Erfahrung ob sich das mit der Feedback-Unanfälligkeit vereinbaren lässt



EDIT: Zu langsam... aber vielleicht noch die Nachfrage: Chorabnahme zur Beschallung oder zu Aufnahmezwecken?
Da wir uns im PA/Live-Mikrofone Forum befinden geht es ganz klar um Abnahme/Beschallung. Wie ich die Mikrofonie für eine Aufnahme verwende ist mir klar und wurde schon unzählig erprobt :)
 
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Hallo, Patrick,

...hätte ja sein können, daß gleichzeitig auch noch eine Aufzeichnung mitlaufen sollte, daher meine Nachfrage ;)

Wenn Du Bühnenelemente hast, ist ja immerhin die Möglichkeit, in den Chor zu gehen, das haben wir mehrfach live gehabt. Hieß bei uns dann, daß die Sänger/innen, die auf dem ersten Podest waren, vorne standen, und hinter ihnen war dann durchaus noch Platz für die Stützen für die auf dem nächsthöhreren Podest stehende Reihe. Und da konnte auch so positioniert werden, daß sich ein eher gemeinschaftlicher Chorklang ergab, ohne daß die eine oder andere Stimme 'rausknallte.

So wärst Du immerhin näher an den hinteren Stimmen und hättest keinen Stativwald vor dem Chor. Wenn die Männer ausschließlich hinten stehen, wie das oft so ist, und sich überdies in der Minderheit gegenüber den Frauenstimmen befinden (wie das ebenfalls oft ist... ;) ), würde ich doch eher auf die Stützen hinten im Chor bauen - bei "allem von vorne" kommt ja immer noch einiges von den Frauenstimmen mit 'rüber.
Wenn der Aufbau vermutlich feedbackanfällig ist, fährst Du mit den Stützen hintendrin auch sicherer, als wenn alles vorne steht.
Habe gerade nochmal in alten Veranstaltungsfotos gekramt und einen ähnlichen Aufbau von unserem damaligen Chor gesehen. Ca. 50 Personen, drei Reihen, Bühnenelemente. Das haben wir damals mit 12 Mikrofonen gelöst. 6 vorne, recht hoch, für die erste und zweite Reihe (nur Frauenstimmen). Die dritte Reihe (Männerstimmen) bekam 6 Stützen, die wie beschrieben auf den davorstehenden Podesten der 2. Reihe aufgestellt wurden.

Einziges Problem: Bewegt sich der Chor? Dann wird's heftig... ich denke da an mehr oder weniger große Choreographien, das kommt ja immer mehr in Mode ;)

Viele Grüße
Klaus
 
Grundsätzlich tun sich Aufnahme und Liveabnahme von der Mikrofonierung nichts. Damit das Nutzsignal mit möglichst hohem Pegel eingefangen wird, sollte man wie fast immer möglichst nahe ran an die Quelle.
 
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Wie viele Mikrofone und in welcher Position benötige ich diese um ihn gleichmäßig laut zu bekommen?

Ganz pauschal? Ab 2 Mikrofonen aufwärts :D


Aber fangen wir vorne an: Ich sollte 4 Chöre (35-55 Personen) in Zelt von ca. 15x30m mikrofonieren. Im Jahr zuvor wurde dies durch 2 Mackie SRM 450 und ca. 14 AKG CS1000 gelöst, da erklärte sich auch, warum der Auftrageber stutzte, als ich die Frage nach den Mikrofonen mit ca. 4 beantwortete.

Die PA waren 2 Ohm TRS 115 auf Lichtstativen neben der Bühne und 2 Ohm TRS 112 in ca. 10m als Delay Line. Lichtstative um die Boxen auf Höhe zu bekommen und die Delay Line um den Pegel vorne geringer halten zu können.

Als Mikrofone standen je als Paar, MXL603, Rode NT 5 und t-bone SC140 zur Auswahl. Für mich stand zunächst fest, dass ich MXL aufgrund der breiten Niere ganz vorne einsetzen wollte, dahinter die NT5 und hinten die SC140. Dabei ergab die Aufstellung die Form eines leichten "V", also vorne etwas näher zusammen vor dem Sopran und dem Alt mit vielleicht 2,5 m Abstand, die zweite Reihe stand dann im Sopran bzw Alt (3,5m Abstand) und die dritte Reihe vor dem Tenor und Bass (4m Abstand)
In dieser Aufstellung habe ich die Mikrofone ersteinmal eingestellt, hier und da schonmal Feedback Frequenzen ermittelt und schonmal ein wenig auf Stimme getrimmt.
Im Soundcheck wurde schnell klar, dass sich MXL und NT5 auf der linken Seiten im Sopran nicht vertrugen und Kammfilter Effekte produzierten, so dass ich das NT5 abgeschaltet habe, später im Konzert war es dann so, dass die die MXL je alleine Sopran und Alt abgenommen haben und die t-bones zusammen den meist unterbesetzten Bass abgenommen haben, und ein oder auch zwei NT5 den Tenor erfasst haben.
Bei den 4 Chören liefen also 4-6 Mikrofone, je nach dem wie der Chorleiter den Chor aufgestellt hatte. Alles in allem eine Runde Sache und auch als Regen auf das Zelt prasselte war der Chor nicht untergegangen. Ein netter Abend mit traditioneller und moderner Chormusik und zum Abschluss ein großes Lob einer fast 90 jährigen Chorleiterin :)

Natürlich hilft es aus Sicht des Pegels nah an den Chor ranzugehen, Problem ist aber, dass es dann möglich ist nur ein paar kräftige Stimme auf dem Mikrofon hat. Dies kann sich gerade bei wechselnden und unbekannten Chören negativ auswirken. Oft ist keine Zeit mal eben den Tenor so umzustellen, dass die kräftigen Stimmen weiter weg sind und die leisen nah dran stehen, nur um nah mikrofonieren zu können.

Wenn es rein um Aufnahme und Recording geht unterscheidet sich die Mikrofonierung eines homogen geformten Chores möglicherweise schon von der Live Situation. Live ist es aufgrund der Umgebungsgeräusche Nahezu unmöglich Stereofonie mit nur 2 Mikrofonen zu arbeiten (zB ORTF)

Grüße cat...
 
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vielen vielen Dank Leute für diese informativen Praxisbeispiele!
Ich habe jetzt auch ne bessere Vorstellung wie ich es mache.

Eigentlich wollte ich die breite Nieren eher hinten im Chor für den Bass einsetzen da sie relativ nah dran sind, aber vielleicht wären diese vorne tatsächlich besser um hinten eine größere Signaltrennung mit normalen Nieren zu haben.

Als Mikros kann ich leider keine 6-8 gleichen auftreiben, muss ich einfach probieren was passt und wie ich die erhöhte Feedback-Anfälligkeit in den Griff bekomme. Zur Wahl stehen:
2x Line Audio CM3
2x Line Audio OM1 (streichen wir gleich mal da Kugel)
2x MXL 603
2x t.bone SC140
2x AKG C430
2-4x AKG C1000

Ich werde auch mit Delay-Line arbeiten und habe genügen 31-Band EQs im Digitalpult.

Ich denke ich bau bei 6 Meter Chorbreite 3-4 Mikros vorne hin für Reihe 1 und 2, und 3 hinten für die großen Buben.

Alternative die ich mir klanglich besser vorstellen könnte: AB mit Nieren bei 60-80cm Basisbreite, nur ca 1m Abstand zur 1. Reihe mit ca 3m Höhe. Dazu 2 "Outdriggers" für halb links und halb rechts aufgestellt etwas niedriger um die Seiten der Reihe 1 und 2 mit einzufangen. Mit 2-3 Stützen würde ich dann noch den Bass hinten abnehmen. Ist nun die Frage wie feedbackanfällig das Hauptmikrofon sich verhalten wird. Hat damit schon jemand Erfahrung?
 
Kleine Detailinfo: Die MXL 603 (habe ich selber) sollten / können etwas näher an die Quelle, da sie breiter abnehmen aber auch eher feedbackanfällig sind (zumindest im Vergleich zu meinen Audio Technica Pro37R, mein persönlicher Erfahrungswert). Das deckt sich offensichtlich mit der Erfahrung des Kollegen catfischblues.
Gruß
Christoph
 
kurzer Bericht:
ich habe 6 Mikrofone aufgestellt, verwendet wurden meist nur 2.
Denn nach meinem Bauchgefühl habe ich eine AB Stereoanordnung etwa 1m vor der ersten Reihe und ca 2,60m Höhe aufgebaut welche meine Hauptmikrofone waren. Besonders der räumliche Stereoeffekt wurde sehr gelobt.
Wegen der Nähe zum Chor und dem damit verbunden größeren Abstand von Hauptmikrofonie zu den Seiten habe ich halb links und halb rechts noch Stützen aufgestellt. Außerdem wurden mit weiteren 2 Mikros die Männer hinten unterstützt was bei einigen Stücken sich als unbedingt nötig herausstellte.

Probleme mit Feedbacks hatte ich gar keine, das lag aber auch daran, dass ich in die Kanäle der beiden AB Hauptmikrofone sowie der Chor-Subgruppe jeweils einen 31-Band EQ hatte und vor den Proben eingepfiffen habe.
 
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Ich hatte vor zwei Wochen auch einen 35-köpfigen Chor und verschiedene Ensembles und Solisten zu verstärken/aufzunehmen.

Ein Chor mit 35 Stimmen hat in der Regel genug Wumms, um die ersten Reihen unverstärkt zu beschallen. Daher habe ich die erste Boxenreihe nur zum Klangfüllen, und erst die zweite Reihe wirklich zum Verstärken genutzt.
Damit hält sich dann auch die Feedbackanfälligkeit meiner billigen Großmembraner in Grenzen :) .
Den Chor habe ich einfach mit einem XY-Pärchen und zwei Stützen links und rechts im Chor abgenommen. Bei mir waren aber die Männer nicht hinten, sondern in der Mitte Platziert (Sopran, Tenor, Bass, Alt).
lg Thomas
 
Bei uns im Gospelchor (20 Leute) singen je 2-3 über ein Kleinmembranmikro, die meisten davon sind AKG C1000, insgesamt 8 Mikros. Solisten und Musiker singen über irgendwelche dynamischen, älteren, teuren Sennheiser.
Die ehemaligen Gospel Passengers (TSt.'s Gospel Crew) gehen sogar noch einen Schritt weiter und stellen vor jeden Sänger ein Mikro. Immerhin auf Stereoschienen, um nur halb so viele Stative aufstellen zu müssen, aber trotzdem nimmt das natürlich viel Platz weg.
Choreografien sind mit der Mikrofonierung auch nur begrenzt möglich. Steht man mit 2-3 Personen am Kondensator-Mikro, kann man sich zwar noch gut bewegen, aber ausgefallene Choreografien sind auch hier nicht machbar.
Außerdem muss man einigen Sänger/innen immer wieder sagen, dass sie näher an die Mikros gehen sollen. Wenn man den gleichen Chor immer wieder mikrofoniert, kann man die Leute daran gewöhnen, aber für einmalige Sachen ist es eher ungünstig. Außer natürlich, wenn die Chormitglieder die übliche Mikro-phobie nicht haben, die bei Laien immer wieder anzutreffen ist.
 

Ein Beispiel von meinem persönlichen Lieblings-Gospelchor (in Skandinavien gibt es etliche richtig gute Gospelchöre, aber der hier gefällt mir besonders gut): Jeder hat ein SM-57 in der Hand (mit dem speziellen Windschutz) - und es klingt dennoch nach ganzem Chor (Video und Ton sind leider nicht ganz synchron). Ich plane zusammen mit einem Gospelchor ein Live-Recording für das nächste Frühjahr. Da werden wir auch diese Technik einsetzen (ergänzt durch ein Chor-OH). Da kommen natürlich schon ein paar Kanäle zusammen...

Drei in ein Mikro ist IMMER schwierig: Die "Seitensänger" singen gern am Mic vorbei, unterschiedlich laute Stimmen lassen sich schlecht kombinieren...

Daher würde ich entweder tatsächlich einzeln mikrofonieren ODER - vor allem bei RICHTIG großen Chören - einfach den Chor als große Klanggruppe auffassen und mit Overheads arbeiten. Dann muss man sich aber über das Monitoring besonders gute Gedanken machen...
 
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Das Lied haben wir auch schon gesungen.
Klar sind 3 Personen an einem Mikro schwierig, aber das ist meistens die Gesangslehrerin mit ihren beiden Töchtern. Die singen so oft zusammen, dass sie auch zu dritt an einem Mikro klarkommen. Und zwei Leute pro Mikro ist eine gute Alternative zur Einzelmikrofonierung, vor allem bei 'nem Chor, der fast nur aus Laien besteht.
Natürlich ist Einzelmikrofonierung besser, aber logischerweise auch eine Frage des Geldes und der verfügbaren Kanäle..
 
Das müssten Shure A2WS verriegelbare Windschutze sein.

Einzelmikrofonierung im Livebetrieb wäre nicht mein Wunschfall. Neben der Materialschlacht ist es auch ein Ding der Unmöglichkeit alle Mikros in den Mix einzufügen; massiver Einsatz von Kompressoren und Noisegates ist unumgänglich und sorgen aber dafür, dass eine etwaige Dynamik flöten geht. Für Recordings mag aber so etwas die beste Lösung sein, zumindest, wenn man genug Zeit zur Nachbearbeitung hat.
 
AB- oder XY-Mikrofonierung in 2-3 Metern Höhe mag für klassische Chöre gut sein, aber ein Gospelchor lässt sich damit nicht wirklich gut abnehmen. Vor allem wenn er in einer Kirche mit viel Hall singt und gleich neben dem Chor eine Band spielt. Da fährt man mit Einzel- oder Paarmikrofonierung deutlich besser.
Zwei Leute über ein Mikro gleichlaut rüber zu bringen ist meiner Meinung nach auch leichter als eine ganze Stimmgruppe von 10 Leuten über ein Mikro. Und mit dem Monitoring wirds auch schwer bei der 2-Mikro-Variante in großer Entfernung.
 
Neben der Materialschlacht ist es auch ein Ding der Unmöglichkeit alle Mikros in den Mix einzufügen; massiver Einsatz von Kompressoren und Noisegates ist unumgänglich und sorgen aber dafür, dass eine etwaige Dynamik flöten geht.

Wo ist das Problem? Wozu brauche ich notwendigerweise Kompressoren und Noisegates? Wieso soll es schwierig sein, die Mics in den Mix einzufügen? Die Mics bringen bei Nahbesprechung einen satten und recht gleichmäßigen Pegel. Die Mics etwas im Panorama verteilen (das muss man nicht mal übertreiben), ein wenig künstlichen Raum dazu und alles fein auf eine Subgruppe legen (oder gleich einen Submixer für die Mics verwenden). Den Sound komprimieren würde ich dennoch (weil ich einen durchsetzungsfähigeren Sound zusammen mit einer Band bekomme). Mach das mal mit Overhead-Mics (mit all dem Übersprechen), da zieht der Compressor nur das Übersprechen und das Raumsignal hoch.
 
Die Problematik liegt nicht am Klang, sondern an der Lautstärke. Da man nicht bei jedem Sänger den Finger am Fader haben kann, um die Lautstärke zu regeln, muss man das ganze notdürftig mit einem Kompressor automatisieren. Das Noisegate ist für Gesangspausen; Chore haben meistens viel Bewegung und dadurch Störgeräusche.
Auch der Chor im Beispielvideo ist nachträglich noch mal in die Post-Produktion gekommen. :)

Für Aufnahmen und akustisch schwierigere Umgebungen mag Einzelmikrofonierung eine gute Lösung sein, für alles andere würde ich eine Verstärkung dezent über einige Kleinmembrankondensatormikrofone lösen; notwendigen Hall und Dynamik liefert der Chor und die Umgebung selbst.

Superlux schrieb:
Zwei Leute über ein Mikro gleichlaut rüber zu bringen ist meiner Meinung nach auch leichter als eine ganze Stimmgruppe von 10 Leuten über ein Mikro. Und mit dem Monitoring wirds auch schwer bei der 2-Mikro-Variante in großer Entfernung.

Ein Chor ist eher als ein großes Instrument anzusehen, als eine Kombination aus Einzelstimmen. Deswegen ist es auch in gewissem Maße unwichtig, wie laut bzw. leise die einzelnen Stimmen sind, sofern keine davon massiv aus dem Mix heraus sticht.
Ab einer gewissen Mikrofonierungsdistanz klingt ein Chor einfach natürlich, weil man den Schall so einfängt, wie er in den Raum abgestrahlt wird. Das finde ich wie bei akustischen Instrumenten persönlich auch wichtig. Dass man mit Einzelmikrofonierung natürlich noch bessere Ergebnisse erzielen kann, da man sich den Chor so zusammenmischen kann, wie man ihn gerne hätte, ist bestimmt Soundtechnisch ein Gewinn, aber meiner Meinung nach auch etwas charakterlos und unnatürlich.
 
Halten wir einfach fest, dass beide Varianten Vor- und Nachteile haben...
 
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Die Problematik liegt nicht am Klang, sondern an der Lautstärke. Da man nicht bei jedem Sänger den Finger am Fader haben kann, um die Lautstärke zu regeln, muss man das ganze notdürftig mit einem Kompressor automatisieren. Das Noisegate ist für Gesangspausen; Chore haben meistens viel Bewegung und dadurch Störgeräusche.
Auch der Chor im Beispielvideo ist nachträglich noch mal in die Post-Produktion gekommen. :)

Zunächst: Der Auftritt des Chors im Beispielvideo ist Teil einer TV-Übertragung des norwegischen Fernsehens. Es ist normalerweise üblich, dass derartige Veranstaltungen mit hochwertiger Technik - aber live - produziert werden. Eine aufwendige Post-Production gibt's bei solchen Übertragungen daher wohl nicht.

Wozu du bei jedem Sänger den Finger am Mikrofon haben willst, das erschließt sich mir nicht. Den Compressor als "notdürftige Automation" zu nutzen, das kann ich schon gar nicht verstehen, da ich diesen viel weniger "technisch" als klanggestaltend verstehe. Wenn ich will, dann kann ich - mit heutigen Digitalpulten - natürlich auch in jedem Kanal einen Compressor einschleifen. An dieser Stelle würde ich darauf aber verzichten: Wenn in einem Chor etwa die Tenöre mal etwas leiser singen als die Frauenstimmen, dann hat das sicher seine musikalische Bedeutung - das durch Compressoren in den Einzelkanälen glattzubügeln macht meiner Ansicht nach deshalb wenig Sinn. Die Summe des Chors zu verdichten, damit sich der Chorklang gegenüber der Band durchsetzen kann, dagegen schon.

Vielleicht gehst du auch von Sängern aus, die mit dem Mikrofon nicht vernünftig umgehen können und es mal "auffressen" und dann auch mal in Bauchhöhe halten... (zugegeben - das ist jetzt polemisch überspitzt, aber anschaulich)? Da hilft dann weder der Compressor noch der Finger am Regler - da hilft nur eine Schulung in der richtigen Handhabung eines Mikrofons.


Für Aufnahmen und akustisch schwierigere Umgebungen mag Einzelmikrofonierung eine gute Lösung sein, für alles andere würde ich eine Verstärkung dezent über einige Kleinmembrankondensatormikrofone lösen; notwendigen Hall und Dynamik liefert der Chor und die Umgebung selbst.

Hm... das heißt du gehst von einer Live-Übertragung in einer akustisch nicht schwierigen Umgebung aus, in dem aber die Umgebung selbst den nötigen Hall liefert - aber kein Recording-Studio. Das ist dann in der Realität doch eher selten anzutreffen. Sobald der Chor dann auch noch mit einer Band mit Schlagzeug und Bass auftritt ist es meiner Ansicht nach kaum noch sinnvoll, auf ein paar "dezente" OH-Mikrofone zurückzugreifen.

Ein Chor ist eher als ein großes Instrument anzusehen, als eine Kombination aus Einzelstimmen. Deswegen ist es auch in gewissem Maße unwichtig, wie laut bzw. leise die einzelnen Stimmen sind, sofern keine davon massiv aus dem Mix heraus sticht.
Wenn dem so ist - warum sollte ich - wie von dir weiter oben bemängelt - die Lautstärkeunterschiede bei einer Einzelmikrofonierung ständig manuell ausgleichen müssen bzw. Compressoren zu diesem Zweck einsetzen?

Ab einer gewissen Mikrofonierungsdistanz klingt ein Chor einfach natürlich, weil man den Schall so einfängt, wie er in den Raum abgestrahlt wird. Das finde ich wie bei akustischen Instrumenten persönlich auch wichtig. Dass man mit Einzelmikrofonierung natürlich noch bessere Ergebnisse erzielen kann, da man sich den Chor so zusammenmischen kann, wie man ihn gerne hätte, ist bestimmt Soundtechnisch ein Gewinn, aber meiner Meinung nach auch etwas charakterlos und unnatürlich.

Tja, da gibt's nun einmal ganz unterschiedliche Ansichten. Das Drum-Set kann auch als "ein großes Instrument" angesehen und auch so mikrofoniert werden. Dennoch wird das häufig anders gemacht, um den Sound kreativ gestalten zu können (Natürlichkeit ist da in vielen Musikstilen kein Maßstab) - und auch im Bewusstsein, dass manche Sounds des Sets sonst oft nicht genügend Durchsetzungskraft besäßen (vor allem die Kick). Bei einem unbegleiteten Chor (oder allenfalls einer sehr zurückhaltenden Begleitung) ist ein Einsatz von einigen OH-Mics sicher sinnvoll und möglich. Sobald sich der Chor jedoch gegen eine Band durchsetzen muss und/oder bestimmte Klangvorstellungen ins Spiel kommen (wie bei vielen Gospel-Chören mit modernem Stil) steht man mit den OH-Mics jedoch schnell auf verlorenem Posten.

Hier übrigens noch ein normaler Auftritt des bereits einmal verlinkten Chors in einer kleinen Kirchengemeinde (mit dem gleichen Song ab 4:28) - ganz sicher ohne Postproduction - und leider anscheinend mit einer soundmäßig etwas überforderten Videokamera. Der Chorsound ist durch die Einzelmikrofonierung auch gegen die Band differenziert und präsent zu hören. In dieser Situation wollte ich nicht auf ein paar OH-Mics angewiesen sein...
 
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