Wie hält man ein Vokalmikrofon richtig?

Harry
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Um Basisfehler von vornherein auszuschließen empfehle ich euch, dieses Video anzugucken:

 
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Harry
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Kann mir mal jemand erklären weshalb gefühlt 90% der Tontechniker genau dieses Stereotype Aussehen haben: Langhaarige Bombenleger?

Ansonsten gebe ich zu bedenken, dass es durchaus bei manchem musikstil Sinn macht die Kapsel zu umschliessen, um eben genau diesen Klang zu provozieren.

Interessant find ich auch den enormen Pegelunterschied, welcher durch den Darsteller an den Tag gelegt wird. Bei nicht zugehaltenem Korb wird "normal" geredet, bei zugehaltenem Korb wird eher geschrieben. Damit ist der Vergleich so nicht richtig, denn hierzu müsste man in beiden Fällen mit annährend demselben Pegel das Mikrofon besprechen.

Ein viel weiter verbreitetes Phänomen bei der Besprechung von Mikrofonen finden sich vor allem bei Laien als auch "Profis" auf irgendwelchen Dorf- oder Stadtfesten oder dem nächsten ausserordentlichem Parteitag, der Zusammenkunft der Kleintierzüchter und Karnevalsveranstaltungen: Das Besprechen des Mikrofons auf Bauchnabelhöhe oder im Abstand von 3-4m rund um das Rednerpult und dann die Frage, ob das nicht lauter geht, denn man würde den Redner ja nicht verstehen.
 
Der Toni im Video übertreibt es natürlich.
Trotzdem hat er im Prinzip recht, und seine Erklärungen sind auch in Ordnung.
Das Zuhalten des Mikrofonkorbs ist eine Unart, verbiegt den Frequenzgang des Mikros, erzeugt unnötige Feedbacks und macht dem Tontechniker das Leben unnötig schwer- und das einfach nur weil der geneigte Sänger meint, es sähe cool aus.

Das Halten des Mikrofons auf Bauchhöhe oder vergleichbarer Abstand ist leider eine weitere Unart die vor allem Redner betrifft

Der Thread und das Video zielen darauf ab zunächst mal eventuell darauf zu achten wenn es im Proberaum mal wieder pfeift und keiner weiß warum.
 
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Das Halten des Mikrofons auf Bauchhöhe oder vergleichbarer Abstand ist leider eine weitere Unart die vor allem Redner betrifft

So hier:

facebook_home_mark_zuckerberg.jpeg


:ugly:
 
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Naja, ich habe eben das Bauchreden viel öfter zum Ärgernis, als dass der Sänger irgendeiner Krawallband auf der Bühne meint das Mikro zuhalten zu müssen, weil es eben cool aussieht. Da hilft meist ein strickt autoritäres Auftreten und dann ist meist auch Ruhe. Bei Laienrednern hilft das leider gar nix.
 
Hallo,

auf dem Bild von Herrn Zuckerberg sieht man eine weitere Unart: Das Mikro wie einen Blumenstrauß zu halten, d. h. von der Seite einzusprechen.
 
In so einem Fall hilft nur ein Lavaliermikro oder ein Headset. Punkt.
 
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Trotzdem hat er im Prinzip recht, und seine Erklärungen sind auch in Ordnung.
Das Zuhalten des Mikrofonkorbs ist eine Unart, verbiegt den Frequenzgang des Mikros, erzeugt unnötige Feedbacks und macht dem Tontechniker das Leben unnötig schwer- und das einfach nur weil der geneigte Sänger meint, es sähe cool aus.

Vom technischen Standpunkt aus betrachtet alles richtig. In der Praxis hab ich es aber schon oft genug anders erlebt.

Meiner Erfahrung nach ist es nämlich so, dass Sänger, die den Mikrofonkorb zuhalten, meißtens verdammt laut ins Mikro singen und so nah mit dem Mund ans Mikrofon gehen, dass sie es fast aufessen. :D Das kombiniert mit der Tatsache, dass der Schall durch das Zuhalten ja tatsächlich in Richtung Kapsel "gezwungen" wird, sorgt oft genug dafür, dass man keine Probleme hat den Gesang laut genug zu bekommen; und das ganz ohne Feedbacks!!!

Sobald das der zarte Schlager-Knabe, der sein Mic auch noch 20cm vor dem Mund hält, macht, ist natürlich wirklich nichts mehr zu retten. :D
 
Ich hab vor einigen Monaten an meiner Schule dem kompletten Kollegium Dokumente zur korrekten Mikrofonhaltung und zum richtigen Umgang ausgeteilt.
Darunter eigentlich banale Dinge wie "nicht mit dem Mikrofon klatschen"
"Das Mikrofon vorsichtig ablegen oder von vorne in die Klammer schieben" usw.
Ein Phänomen ist hier auch, dass sich Lehrer direkt VOR den Lautsprecher stellen...
Da sollte man dann einen schnellen "mute-finger" haben :rolleyes:

Hier ist es:
Die richtige Mikrofonhaltung:
1. Halten Sie das Mikrofon in der unteren Hälfte, nahe am Kabel.
2. Richten Sie das Mikrofon auf Ihren Mund aus. Bei Mikrofonen mit Windschutz können Sie direkt auf diesen einsprechen, bei Mikrofonen ohne halten Sie ca. 3 cm Abstand zum Mikrofonkorb ein.
3. Halten Sie das Mikrofon am besten in einer Hand, oder wechseln Sie langsam und ruhig zur anderen.
4. Wenn Sie gerade nicht am sprechen sind, halten Sie das Mikrofon trotzdem sicher fest und schlagen Sie es nicht gegen das Bein oder gegen die andere Hand, wie etwa beim Klatschen.
5. Wenn Sie das Mikrofon vom Mikrofonständer nehmen oder es wieder darauf
befestigen, dann schieben Sie es von vorne in die Halterung um ein lautes Geräusch zu unterdrücken.

Gruß
Jan
 
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... weil es letztens wieder mal bei einem Vortrag passierte:
6. Blasen sie niemals, nie, in das Mikrofon um zu testen ob es an ist. Beginnen sie einfach zu sprechen. Oder, wenn es schon sein muss, tippen sie ganz leicht auf das Mikrofon.
 
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Blasen sie niemals, nie, in das Mikrofon...
Bei dieser Unsitte könnte ich die Person ungespitzt in den Boden rammen oder besser mal in deren Ohr pusten, aber mit schmackes.
 
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Das kombiniert mit der Tatsache, dass der Schall durch das Zuhalten ja tatsächlich in Richtung Kapsel "gezwungen" wird, sorgt oft genug dafür, dass man keine Probleme hat den Gesang laut genug zu bekommen; und das ganz ohne Feedbacks!!!
Hast Du nicht zugehört? Das Zuhalten bei der Niernkapsel bewirkt, dass das eine Kugel wird. D.h. das genaue Gegenteil davon, dass der Schall Richtung Kapsel "gezwungen" wird. Also mehr Feedback. Sorry, aber das ist Physik!
 
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Hast Du nicht zugehört?

Ich glaube eher du hast nicht richtig gelesen. ;)

Ich habe nie abgestritten, dass man ein Mic durch Cupping zur Kugel macht (mein erster Satz war: "Vom technischen Standpunkt aus betrachtet alles richtig."), ich habe gesagt, dass ich in der Praxis schon oft genug festgestellt habe, dass Cupping keine Probleme mit Feedbacks macht, solange der Sänger von sich aus genügend Input gibt (und dabei kann das Cupping auch helfen, wenn man es richtig macht).

Das geht auch wunderbar in Einklang mit der Physik. Der "Gain-before-Feedback" ist dann zwar kleiner, aber wen juckt das, wenn ich viel weniger Gain brauche, um den Gesang laut genug auszusteuern?
 
Viel mehr Gain durch Cupping? Messen! Und dann müsste man mal nachmessen, welche Faktoren auf der Bühne in der konkreten Situation sonst noch eine Rolle für das Feedback spielen. Bitte keine Esoterik!
 
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In aller Regel (und ich denke deswegen ist der Kollege dieser Meinung) sind die Mikrofonkorbzuheber auch dann gleichzeitig Mikrofonanbrüller und dann ist natürlich genügend Pegel da. Auch ist dann auch der Abstand Mund - Korb in erster Näherung gleich Null.

Es gibt aber auch diese Spezialisten, welche das Mikro vom Körper wegheben und noch zusätzlich den Korb mit den Händen umschliessen. Dies provoziert dann natürlich Feedbacks ohen Ende.
 
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Danke yamaha4711, genau das habe ich nämlich auch in meinem ersten Post so geschrieben:

- sehr lauter Sänger + keinen Mikrofonabstand + Cupping = keine Probleme mit Feedbacks (man muss das einfach mal so sehen, dass bei dieser Kombination ja quasi ein extrem kleiner Raum um die Mikrofonkapsel aus den Händen und dem Mund erzeugt wird. Wenn man in diesen kleinen Raum reinschreit entsteht in diesem Raum natürlich ein beachtlicher Schalldruck.

- Cupping + leisen Sänger + viel Mikrofonabstand = böses Feedback-Ungeheuer


@Astronautenkost: Wie oft bist du denn schon als Livemischer auf entsprechenden Veranstaltungen unterwegs gewesen? Glaub mir einfach, wenn ich dir sage, dass ich im erstgenannten Falle, den Gain vom Mischpult viel weniger aufdrehen muss, als wenn jemand "konventionell" ins Mikro singt. ;)
 
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Das hat aber erst mal nichts mit dem Cupping zu tun. Je höher der Pegel des Nutzsignals gegenüber dem Pegel des Lautsprechers ist, desto weniger Probleme hast Du mit einem möglichen Feedback. Den akustischen Verstärkungsfaktor der gefalteten Hände halte ich nicht für so gravierend, dass er die Verbiegung der Niere zur Kugel praktisch aufhebt. Das müsste man dann wirklich mal in einer entsprechenden Versuchsanordnung messen. Die Tatsache, dass ein möglichst lautes direktes Signal von Vorteil ist, bestreite ich doch überhaupt nicht. Von Vorteil wäre es einen entsprechenden Raum vor der Kapselmembran zu schaffen, so dass der Druckgradient erhalten bleibt, wenn dem so wäre. Ich lerne gerne dazu und lass mich ebenso gerne überzeugen.

 
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Moinsen!

@Astronautenkost
Du scheinst echt nicht viel auf den Bühnen dieser Welt oder dergleichen zu tun zu haben, denn dann wäre dir schon lange aufgefallen, das dieses Cutting eine Seuche ist, die sich schon seit längerer Zeit durch die Lande quält. Außerdem braucht es dazu keine Versuche, die passieren jedes WE auf den Bühnen hier im Lande. Fakt ist, wer damit umgehen kann (als Musiker) der weiß auch genau wie er sowas als Effekt einsetzen kann und der Tech kann das dann auch mittels abgesenktem Gain sehr gut aussteuern, aber wenn da ein "Möchtegern" daher kommt, sieht die Lage sehr düster aus, denn da weiß man nie woran man ist.
Und das was die User da alle angesprochen haben ist sehr wohl Cupping, ob du nun davon eine andere Auffassung hast oder nicht. Ich würde vorschlagen, du machst mal ein Praktikum bei einem FoH Tech. Sorry für diese harten Worte, aber das was da von Dir kommt ist leider nur reine Theorie. Die Praxis sieht leider etwas anders aus!

Greets Wolle
 
Hallo Wolle, lies doch mal bitte meinen und die Beiträge der anderen Beitrag etwas genauer. Ich habe zwar wirklich live mit solcher Musik nichts zu tun, ich bestreite ja auch gar nicht, dass das Praxis ist und als gewollter Effekt auch funktionieren kann. Mir ging es nur um die Beschreibung der physikalischen Phänomene und die tatsächlichen Ursachen. Ich bin mir nach wie nach wie vor nicht sicher, dass das Cupping alleine zu der relevanten Erhöhung des Nutzpegels führt. Es ist doch wahrscheinlich viel mehr der Fall, dass bei dieser Art der Musik, der Pegel des jeweiligen Sängers sowie so schon sehr hoch ist und der Abstand zur Kapsel natürlich auch sehr gering ist. Natürlich ist das bei einem schwachbrüstigeren Schlagersänger, der in der Regel auch von der Kapsel weiter weg ist, dann ein anderer niedrigerer Nutzpegel, der dann im Verhältnis zum Lautsprecherpegel geringer ist, womit das Feedbackrisiko steigt. Das habe ich doch nirgendwo bestritten im Gegenteil.

Aber ich bin der Auffassung, dass man sich, wenn man sich auf die theoretische Ebene begibt, an die Physik halten sollte und Beschreibungen von Phänomenen solange als Vermutungen kennzeichnen sollte, bis man sie wirklich halbwegs "wissenschaftlich" z.B. durch einen entsprechenen stringenten Versuch belegen kann. Schade dass Eberhard Sengspiel nicht mehr lebt, den hätte man gut als "Schlichter" fragen können. Der ist solchen Phänomenen immer sehr gerne nachgegangen. :)

Wir sollten uns doch hier im Forum bemühen, Dinge von uns zu geben, die belegt sind. Und sie ansonsten eben deutlich als Vermutungen kennzeichnen. Auch dagegen habe ich nichts.

Es heißt doch "Cupping" und nicht "Cutting" oder fehlt mir wieder die Praxis? ;)
 
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Guten Morgen in die Runde.

Vielleicht ein paar FACTS in die hitzige Diskussion.

Werden die seitlichen Einlasslöcher der Kapsel zugehalten wird aus einem Druckgradienten (Niere*) ein Druckempfänger (Kugel). Rein rechnerische sinkt dann das Gain before feedback um den Faktor 1,7.
(Details dazu gibt es in unserem Online-Mikrofon-Kurs.)

Und der Nutzpegel wird durch das cupping nicht steigen. Da habe ich zwar keinerlei Messergebnisse und leite mir das lediglich theoretisch her. Um wirklich eine mechanische Verstärkung des Schalldrucks an der Membran zu bekommen müsste der "Trichter" VOR der Membran sein - und nicht hinter der Membran. Ebenso wäre dann eine Acht-Charakteristik Sinnvoll - da diese ein Schnelle-Empfänger ist. Mit einem Trichter wird der Druck reduziert und die Schallschnelle erhöht (bei einer ebene Welle - die aber ganz nah am Mund - also im Nahfeld - nicht existiert.)

In der Praxis ist das aber nicht ganz so drastisch. Denn die seitlichen Einlasslöcher werden aufgrund des Korbes, der ja noch um die Kapsel drum ist nicht zu 100% zugehaltenen. Deswegen wird die Richtcharakteristik lediglich eine "breitere Niere". Insbesondere ist das so beim Klassiker SM58. Lediglich beim SM57 kann man wirklich die seitlichen Einlasslöcher komplett zuhalten. Auch das habe ich schon gesehen, da der Korb mit Gaffa festgeklebt wurde :rolleyes:

Ein Aspekt, den ich in dieser Diskussion vermisse ist die "Verbiegung des Frequenzgangs". Wird der Korb zugehalten gibt es einen tollen "Telefoneffekt". Die Tiefen verschwinden. Wer das bewusst macht - Respekt. Das habe ich bisher lediglich bei Laith Al Deen gesehen. Aber allen anderen unterstelle ich mal, dass diese akustische Effekt nicht bewusst angestrebt wird.

Beste Grüße

*eigentlich die Acht ... aber so kleinlich wollen wir mal nicht sein.
 
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