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morino47
Registrierter Benutzer
Hallo zusammen,
ich war letzte Woche in Castelfidardo. Ich kann wokro nur zustimmen: die Leute in den Akkordeon-Werkstätten sind durchweg sehr freundlich, und zwar nicht nur die, die den Besucher herumführen, sondern auch die, die an den Werkbänken stehen. Unser Eindruck, der meiner Frau und meiner: die Italiener, zumindest die, die wir in Gaststätten, auf dem Markt, in den Werkstätten, oder sonstwo getroffen und gesprochen haben, waren gefühlt um 2 Grad freundlicher als vergleichbare Leute in Deutschland. Und wir sind uns sicher, dass das in Marken, das ist die Region, in der Castelfidardo liegt und die sich eher am Rande des Massentourismus befindet, nicht nur am Beginn der Urlaubssaison so ist.
Soweit vorhanden, lassen die Akkordeon-Werkstätten einen Besucher gerne das eine oder andere Instrument ausprobieren. Man sollte jedoch nicht davon ausgehen, dass das komplette Katalogangebot auch physisch vorhanden ist. Eher sind nur vereinzelt Instrumente vor Ort vorhanden. Gefertigt werden bei allen von mir besuchten Herstellern Chargen von 5 - 10 Instrumenten gleichen Typs, meist vorbestellt, die nach Fertigstellung sofort versandt werden.
Die Fertigung ist überwiegend reine Handarbeit - ich habe im Laufe meiner Besuche nur eine einzige CNC-Maschine gesehen. Die Fertigungstiefe ist sehr hoch. Die Stimmplatten wurden jedoch bei allen Herstellern vom Zulieferer bezogen. Es gibt größere Betriebe, geschätzt 15 - 20 Werker, und kleine Betriebe, 3 - 4 Werker. Ich habe ziemlich veraltete Werkstätten gesehen, die den Eindruck der Fertigung des vorvorigen Jahrhunderts vermitteln, und das bei klangvollem Namen an der Hauswand. Und ich habe einigermaßen zeitgemäße Fertigungsstätten gesehen, auch mit klangvollem Namen an der Hauswand. Ich habe fast nur jüngere bis gemischtaltrige Belegschaften gesehen, nur in einem Kleinbetrieb waren ausschließlich 60+ - Werker zu sehen.
Durchweg habe ich den Eindruck gewonnen, dass mit sehr großer Sorgfalt und Sachverstand gearbeitet wird. Die Castelfidardo-Philosophie ist, nach guten, erprobten handwerklichen Methoden die Instrumente zu bauen. Man kann sicher von jedem dieser Hersteller ein ehrlich gebautes und technisch erprobtes Instrument erwarten. Bei dieser Philosophie sind aber keine großen Neuerungen oder gar Verbesserungen zu erwarten, nur ein Betrieb hat dem Vernehmen nach Experimente gemacht und sich mit messtechnischen Methoden um Klangverbesserung bemüht. Die Stimmplattenproblematik (Ansprache, Drift) wird in Castelfidardo nach meinem Eindruck nicht angegangen, schon eher die Optimierung der Cassotto-Räume oder der Oberflächen der Kanzellenräume und der verwendeten Holzarten.
Die Betriebe sind von den Eigentümern geführt, die manchmal sogar noch den Namen der Marke haben, also Familienbetriebe. Auch scheinen die meisten Eigentümer irgendwie Musiker zu sein, wenn auch nicht notwendig Akkordeonisten. Das alles vermittelt dem Besucher den Eindruck, dass unabhängig vom Hersteller in Castelfidardo Instrumente mit einer "Seele" gebaut werden - im Kontrast zu CAD-optimierten Musik-Geräten Manager-geführter und Heuschrecken-ausgelaugter Systemintegrations-Labels.
Bleiben also die bekannten 2 kritischen Punkte bei Castelfidardo-Akkordeons: Qualitätsschwankung, hier habe ich keine effektive Anstrengung gesehen, das in den Griff zu bekommen - es wird eben so gut wie möglich gearbeitet. Belastbare Qualitätsstandards, die eingehalten werden müssen, existieren nicht. Ferner das Antesten eines konkreten Instruments, das zum Kauf steht aber nicht zum Kauf verpflichtet. Letzteres wurde aber schon ausgiebig in anderen Fäden diskutiert.
Alles in allem, ich bin sehr beeindruckt von Castelfidardo und war bestimmt nicht das letzte Mal dort. Ein besonderes Schmankerl war übrigens ein kostenloses Konzert (45 Min.) eines Balkan-Akkordeonvirtuosen, zu dem wir zufällig dazukamen, sowie das eigene Spiel auf dem weltgrößten spielbaren Akkordeon von ca. 2,50 m Höhe.
Viele Grüße
morino47
ich war letzte Woche in Castelfidardo. Ich kann wokro nur zustimmen: die Leute in den Akkordeon-Werkstätten sind durchweg sehr freundlich, und zwar nicht nur die, die den Besucher herumführen, sondern auch die, die an den Werkbänken stehen. Unser Eindruck, der meiner Frau und meiner: die Italiener, zumindest die, die wir in Gaststätten, auf dem Markt, in den Werkstätten, oder sonstwo getroffen und gesprochen haben, waren gefühlt um 2 Grad freundlicher als vergleichbare Leute in Deutschland. Und wir sind uns sicher, dass das in Marken, das ist die Region, in der Castelfidardo liegt und die sich eher am Rande des Massentourismus befindet, nicht nur am Beginn der Urlaubssaison so ist.
Soweit vorhanden, lassen die Akkordeon-Werkstätten einen Besucher gerne das eine oder andere Instrument ausprobieren. Man sollte jedoch nicht davon ausgehen, dass das komplette Katalogangebot auch physisch vorhanden ist. Eher sind nur vereinzelt Instrumente vor Ort vorhanden. Gefertigt werden bei allen von mir besuchten Herstellern Chargen von 5 - 10 Instrumenten gleichen Typs, meist vorbestellt, die nach Fertigstellung sofort versandt werden.
Die Fertigung ist überwiegend reine Handarbeit - ich habe im Laufe meiner Besuche nur eine einzige CNC-Maschine gesehen. Die Fertigungstiefe ist sehr hoch. Die Stimmplatten wurden jedoch bei allen Herstellern vom Zulieferer bezogen. Es gibt größere Betriebe, geschätzt 15 - 20 Werker, und kleine Betriebe, 3 - 4 Werker. Ich habe ziemlich veraltete Werkstätten gesehen, die den Eindruck der Fertigung des vorvorigen Jahrhunderts vermitteln, und das bei klangvollem Namen an der Hauswand. Und ich habe einigermaßen zeitgemäße Fertigungsstätten gesehen, auch mit klangvollem Namen an der Hauswand. Ich habe fast nur jüngere bis gemischtaltrige Belegschaften gesehen, nur in einem Kleinbetrieb waren ausschließlich 60+ - Werker zu sehen.
Durchweg habe ich den Eindruck gewonnen, dass mit sehr großer Sorgfalt und Sachverstand gearbeitet wird. Die Castelfidardo-Philosophie ist, nach guten, erprobten handwerklichen Methoden die Instrumente zu bauen. Man kann sicher von jedem dieser Hersteller ein ehrlich gebautes und technisch erprobtes Instrument erwarten. Bei dieser Philosophie sind aber keine großen Neuerungen oder gar Verbesserungen zu erwarten, nur ein Betrieb hat dem Vernehmen nach Experimente gemacht und sich mit messtechnischen Methoden um Klangverbesserung bemüht. Die Stimmplattenproblematik (Ansprache, Drift) wird in Castelfidardo nach meinem Eindruck nicht angegangen, schon eher die Optimierung der Cassotto-Räume oder der Oberflächen der Kanzellenräume und der verwendeten Holzarten.
Die Betriebe sind von den Eigentümern geführt, die manchmal sogar noch den Namen der Marke haben, also Familienbetriebe. Auch scheinen die meisten Eigentümer irgendwie Musiker zu sein, wenn auch nicht notwendig Akkordeonisten. Das alles vermittelt dem Besucher den Eindruck, dass unabhängig vom Hersteller in Castelfidardo Instrumente mit einer "Seele" gebaut werden - im Kontrast zu CAD-optimierten Musik-Geräten Manager-geführter und Heuschrecken-ausgelaugter Systemintegrations-Labels.
Bleiben also die bekannten 2 kritischen Punkte bei Castelfidardo-Akkordeons: Qualitätsschwankung, hier habe ich keine effektive Anstrengung gesehen, das in den Griff zu bekommen - es wird eben so gut wie möglich gearbeitet. Belastbare Qualitätsstandards, die eingehalten werden müssen, existieren nicht. Ferner das Antesten eines konkreten Instruments, das zum Kauf steht aber nicht zum Kauf verpflichtet. Letzteres wurde aber schon ausgiebig in anderen Fäden diskutiert.
Alles in allem, ich bin sehr beeindruckt von Castelfidardo und war bestimmt nicht das letzte Mal dort. Ein besonderes Schmankerl war übrigens ein kostenloses Konzert (45 Min.) eines Balkan-Akkordeonvirtuosen, zu dem wir zufällig dazukamen, sowie das eigene Spiel auf dem weltgrößten spielbaren Akkordeon von ca. 2,50 m Höhe.
Viele Grüße
morino47