Martman
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Also, mal sehen.
Wovon du dich von vornherein verabschieden kannst, ist 200 € für alles. Im Gegensatz zu Gitarren gibt's kein "Harley Benton für Synthesizer", also den Billig-Hersteller, der Synths baut, die im Prinzip dasselbe können wie die großen Marken, aber vielleicht nicht ganz so gut klingen oder deutlich weniger gut verarbeitet sind. Sprich, zum Moog für 3000 € gibt's nicht das 150-€-Fernost-Pendant.
600 € und neu wird auch schwierig. Ich kann verstehen, daß Gitarristen ein Problem mit Gebrauchtgeräten haben. Sie haben im Hinterkopf bombenfest eingebrannt das Bild von Gebrauchtgitarren, mit denen jahrelang gnadenlos über Bühnen gestürmt wurde, die dann also zwangsläufig total abgerockt und verschlissen sind. Das sieht bei Elektronikequipment schon ganz anders aus. Für sehr gute Preise kriegst du da Zeugs, das aus dem "nichtraucherfreien Tierhaushalt" kommt, also zeitlebens im Studio stand, und das nur deshalb so billig ist, weil es z. B. sechs Jahre alt und damit das längst ausgelaufene Vorvorgängermodell eines aktuellen Geräts ist. Es gibt nämlich praktisch kein einziges elektronisches Musikinstrument, das wie Strat, Tele und Paula schon seit Jahrzehnten praktisch unverändert gebaut wird – die 12 Jahre des MicroKorg sind schon ein Wunder, normal sind Modellzyklen von 3–6 Jahren.
600 € und neu wird schwierig wegen deiner Anforderungen. Du sagst, du willst alles zu 100% mit Hardware machen – so, wie ich das mache, also nicht die Hardware in einen Rechner spielen, sondern tatsächlich die Möglichkeit haben, einen kompletten Song ohne Zuhilfenahme eines Rechners mit Hardware live in Echtzeit zu spielen. Mit neuer Hardware im Gesamtwert von idealerweise nicht mehr als 600 €. Ich sage nur, willkommen in der Welt der Synthesizer, wo ein Einstieg von nullkommanull mit 600 € an Neuware so ziemlich unmöglich ist.
In der elektronischen Musik passiert nämlich eine ganze Menge gleichzeitig nebeneinanderher. Zum einen brauchst du Klangerzeugung, die diese ganze Menge erzeugen kann – alles gleichzeitig. Du brauchst was für Drums und Percussion, für den Baß, für Melodielinien, für Flächen, für noch Arpeggios oder andere Begleitfiguren daneben, evtl. für Effektsounds. Das sind gleich etliche Parts nebeneinanderher. Dafür brauchst du geeignete Klangerzeuger – wobei du wahrscheinlich im Hinterkopf das eine Gerät hast, das das alles kann. Und weil das nicht alles auf einmal mit zwei Händen spielbar ist, brauchst du irgendwodrin einen Sequencer, der die Sachen spielt, für die du keine Hände frei hast. Der spielt für dich die Drums, der spielt für dich den Baß, generell ist der gut für alles, was sich oft wiederholt, aber nicht nur. (Okay, das ist auch wieder unterschiedlich je nach Gerät und Sequencer, aber ich gehe zu weit ins Detail.)
Jetzt kann man natürlich sagen: Ja, wieso, nimm doch 'ne kleine Workstation. Roland FA-06, Yamaha MX49 oder MX61, Korg Kross 61. Bevor du jetzt zu Thomann oder sonstwohin rennst: Halt, stop! Die Dinger sehen auf dem Papier gut aus und können auch eine Menge. Aber das, was sie können, geht volles Rohr vorbei an dem, was du brauchst. Die sind gemacht für Keyboarder in Live-Bands und darauf ausgelegt, so Sachen zu produzieren wie Klavier, "echte" Bläser, "echte" Streicher, Hammondorgel, akustisches Schlagzeug usw., also alles, was es so an Sounds gibt. Auch Synthsounds, ja, aber das nur so nebenbei mit Fertigsounds.
Und "so nebenbei mit Fertigsounds" ist dir nicht dienlich. Du willst elektronische Musik machen. Elektronische Musik. Jean Michel Jarre und so (ich bin der größte Jarre-Fan im ganzen Forum, ich weiß, wie das ist, Jarre-Musik zu machen). Die Sounds, die ich eben genannt habe (Klavier usw.), hast du in deinen Anforderungen gar nicht angewählt. Aus gutem Grunde. Du brauchst sie nicht. Was du brauchst, ist Synth, Synth, Synth. Und die Synthsounds aus den meisten Workstations sind wie Synthesizer fertig abgepackt für die Mikrowelle, schön Cellophanfolie drüber, 3 Minuten in die Mikro und verzehrfertig. Kann man für den Anfang machen, aber eben nur für den Anfang. Denn was du (sicherlich) vorhast, ist nicht fertige Synthsounds aus der Mikrowelle zu nehmen, sondern sie selbst zu kochen. Mit Geschirr, das genau das gut kann – und nicht nur so nebenher neben jeder Menge Zeugs, die du nicht brauchst, wie Klavier. Und vor allem, auf dem du auch kreativ an Sounds arbeiten kannst. Bei einer Workstation mußt du dich für das Meiste durch Menüs kämpfen, in der Preisklasse noch dazu auf ziemlich kleinen Displays, da geht die Kreativität schnell flöten, wenn 60% der Arbeit beim Soundschrauben Menühüpferei ist.
Damit wären wir wieder bei der Gerätchenfrage. Für 600 € kriegst du eine Einsteigerworkstation, die alles andere als auf Synthesizersachen spezialisiert ist. Und ja, für 600 € kriegst du auch "richtige Synthesizer", die also hauptsächlich oder ausschließlich elektronische Sound produzieren. Wie du schon sagtest: Roland GAIA SH-01, Novation Ultranova. Da gibt's nur ein Problem: Wenn du dir so ein Teil standalone hinstellst, kannst du damit keine ganzen Songs spielen. Die haben weder einen hinreichend ausgestatteten Sequencer eingebaut, der dir die ganzen Parts abnimmt, die du nicht spielst, noch die zusätzlichen Klangerzeugungsparts, die der Sequencer anspielen könnte – die können beide nur 1 Sound gleichzeitig, und mit Drums sieht's bei beiden düster aus.
Tatsächlich ist es in der elektronischen Musik üblich, daß man, wenn man 100% Hardware fährt, einen ganzen Gerätepark hat. Diverse Synthesizer, mindestens eine separate Drummachine – und selbst dann steckt der Sequencer, der alles spielt, was man nicht händisch spielt, in einem Rechner, weil sich kaum mehr jemand außer mir den Aufwand antut, den Sequencer einer Workstation dafür zu verwenden. Ich kann hier 100% Hardware fahren ohne Rechnerhilfe, aber ich hab hier auch Equipment stehen, das, wenn ich alles neu gekauft hätte, wahrscheinlich über 20.000 € gekostet hätte – hurra für Preisverfall bei Gebrauchtelektronik.
Bei deinem Budget ist die Softwarelösung tatsächlich das beste. Denn wenn du das wirklich konsequent durchziehen willst, wirst du 500 € alleine in zwei Monitorboxen investieren müssen. Wohlgemerkt, das ist schon untere Preiskategorie und nicht High End (also eine für 250 €, es gibt auch Monitore, die einzeln über 3000 € kosten), aber du willst keine Musik produzieren mit einem Gaming-Headset oder irgendwelchen plärrigen Desktop-Brüllwürfeln. Und unterm Strich ist die Gefahr geringer, Geld in den Sand zu setzen.
Martman
Wovon du dich von vornherein verabschieden kannst, ist 200 € für alles. Im Gegensatz zu Gitarren gibt's kein "Harley Benton für Synthesizer", also den Billig-Hersteller, der Synths baut, die im Prinzip dasselbe können wie die großen Marken, aber vielleicht nicht ganz so gut klingen oder deutlich weniger gut verarbeitet sind. Sprich, zum Moog für 3000 € gibt's nicht das 150-€-Fernost-Pendant.
600 € und neu wird auch schwierig. Ich kann verstehen, daß Gitarristen ein Problem mit Gebrauchtgeräten haben. Sie haben im Hinterkopf bombenfest eingebrannt das Bild von Gebrauchtgitarren, mit denen jahrelang gnadenlos über Bühnen gestürmt wurde, die dann also zwangsläufig total abgerockt und verschlissen sind. Das sieht bei Elektronikequipment schon ganz anders aus. Für sehr gute Preise kriegst du da Zeugs, das aus dem "nichtraucherfreien Tierhaushalt" kommt, also zeitlebens im Studio stand, und das nur deshalb so billig ist, weil es z. B. sechs Jahre alt und damit das längst ausgelaufene Vorvorgängermodell eines aktuellen Geräts ist. Es gibt nämlich praktisch kein einziges elektronisches Musikinstrument, das wie Strat, Tele und Paula schon seit Jahrzehnten praktisch unverändert gebaut wird – die 12 Jahre des MicroKorg sind schon ein Wunder, normal sind Modellzyklen von 3–6 Jahren.
600 € und neu wird schwierig wegen deiner Anforderungen. Du sagst, du willst alles zu 100% mit Hardware machen – so, wie ich das mache, also nicht die Hardware in einen Rechner spielen, sondern tatsächlich die Möglichkeit haben, einen kompletten Song ohne Zuhilfenahme eines Rechners mit Hardware live in Echtzeit zu spielen. Mit neuer Hardware im Gesamtwert von idealerweise nicht mehr als 600 €. Ich sage nur, willkommen in der Welt der Synthesizer, wo ein Einstieg von nullkommanull mit 600 € an Neuware so ziemlich unmöglich ist.
In der elektronischen Musik passiert nämlich eine ganze Menge gleichzeitig nebeneinanderher. Zum einen brauchst du Klangerzeugung, die diese ganze Menge erzeugen kann – alles gleichzeitig. Du brauchst was für Drums und Percussion, für den Baß, für Melodielinien, für Flächen, für noch Arpeggios oder andere Begleitfiguren daneben, evtl. für Effektsounds. Das sind gleich etliche Parts nebeneinanderher. Dafür brauchst du geeignete Klangerzeuger – wobei du wahrscheinlich im Hinterkopf das eine Gerät hast, das das alles kann. Und weil das nicht alles auf einmal mit zwei Händen spielbar ist, brauchst du irgendwodrin einen Sequencer, der die Sachen spielt, für die du keine Hände frei hast. Der spielt für dich die Drums, der spielt für dich den Baß, generell ist der gut für alles, was sich oft wiederholt, aber nicht nur. (Okay, das ist auch wieder unterschiedlich je nach Gerät und Sequencer, aber ich gehe zu weit ins Detail.)
Jetzt kann man natürlich sagen: Ja, wieso, nimm doch 'ne kleine Workstation. Roland FA-06, Yamaha MX49 oder MX61, Korg Kross 61. Bevor du jetzt zu Thomann oder sonstwohin rennst: Halt, stop! Die Dinger sehen auf dem Papier gut aus und können auch eine Menge. Aber das, was sie können, geht volles Rohr vorbei an dem, was du brauchst. Die sind gemacht für Keyboarder in Live-Bands und darauf ausgelegt, so Sachen zu produzieren wie Klavier, "echte" Bläser, "echte" Streicher, Hammondorgel, akustisches Schlagzeug usw., also alles, was es so an Sounds gibt. Auch Synthsounds, ja, aber das nur so nebenbei mit Fertigsounds.
Und "so nebenbei mit Fertigsounds" ist dir nicht dienlich. Du willst elektronische Musik machen. Elektronische Musik. Jean Michel Jarre und so (ich bin der größte Jarre-Fan im ganzen Forum, ich weiß, wie das ist, Jarre-Musik zu machen). Die Sounds, die ich eben genannt habe (Klavier usw.), hast du in deinen Anforderungen gar nicht angewählt. Aus gutem Grunde. Du brauchst sie nicht. Was du brauchst, ist Synth, Synth, Synth. Und die Synthsounds aus den meisten Workstations sind wie Synthesizer fertig abgepackt für die Mikrowelle, schön Cellophanfolie drüber, 3 Minuten in die Mikro und verzehrfertig. Kann man für den Anfang machen, aber eben nur für den Anfang. Denn was du (sicherlich) vorhast, ist nicht fertige Synthsounds aus der Mikrowelle zu nehmen, sondern sie selbst zu kochen. Mit Geschirr, das genau das gut kann – und nicht nur so nebenher neben jeder Menge Zeugs, die du nicht brauchst, wie Klavier. Und vor allem, auf dem du auch kreativ an Sounds arbeiten kannst. Bei einer Workstation mußt du dich für das Meiste durch Menüs kämpfen, in der Preisklasse noch dazu auf ziemlich kleinen Displays, da geht die Kreativität schnell flöten, wenn 60% der Arbeit beim Soundschrauben Menühüpferei ist.
Damit wären wir wieder bei der Gerätchenfrage. Für 600 € kriegst du eine Einsteigerworkstation, die alles andere als auf Synthesizersachen spezialisiert ist. Und ja, für 600 € kriegst du auch "richtige Synthesizer", die also hauptsächlich oder ausschließlich elektronische Sound produzieren. Wie du schon sagtest: Roland GAIA SH-01, Novation Ultranova. Da gibt's nur ein Problem: Wenn du dir so ein Teil standalone hinstellst, kannst du damit keine ganzen Songs spielen. Die haben weder einen hinreichend ausgestatteten Sequencer eingebaut, der dir die ganzen Parts abnimmt, die du nicht spielst, noch die zusätzlichen Klangerzeugungsparts, die der Sequencer anspielen könnte – die können beide nur 1 Sound gleichzeitig, und mit Drums sieht's bei beiden düster aus.
Tatsächlich ist es in der elektronischen Musik üblich, daß man, wenn man 100% Hardware fährt, einen ganzen Gerätepark hat. Diverse Synthesizer, mindestens eine separate Drummachine – und selbst dann steckt der Sequencer, der alles spielt, was man nicht händisch spielt, in einem Rechner, weil sich kaum mehr jemand außer mir den Aufwand antut, den Sequencer einer Workstation dafür zu verwenden. Ich kann hier 100% Hardware fahren ohne Rechnerhilfe, aber ich hab hier auch Equipment stehen, das, wenn ich alles neu gekauft hätte, wahrscheinlich über 20.000 € gekostet hätte – hurra für Preisverfall bei Gebrauchtelektronik.
Bei deinem Budget ist die Softwarelösung tatsächlich das beste. Denn wenn du das wirklich konsequent durchziehen willst, wirst du 500 € alleine in zwei Monitorboxen investieren müssen. Wohlgemerkt, das ist schon untere Preiskategorie und nicht High End (also eine für 250 €, es gibt auch Monitore, die einzeln über 3000 € kosten), aber du willst keine Musik produzieren mit einem Gaming-Headset oder irgendwelchen plärrigen Desktop-Brüllwürfeln. Und unterm Strich ist die Gefahr geringer, Geld in den Sand zu setzen.
Martman