Ein bisserl böse formuliert: der Vintage-Freak wird eine ABR-1 aus Guss
immer besser finden, egal, wie sie klingt...
...Na ja, nicht wirklich, hier muss man schon differenzieren. So ziemlich einig scheint man sich zu sein, dass Messingreiter einen Fortschritt in Sachen Ton bringen. Das beißt sich auch nicht mit Vintage, denn die alten TOM hatten einen Gusskörper mit Saitenreitern aus Messing. Nicht unwichtig ist dabei das Material der Stehbolzen und deren Befestigung im Korpus. Die ursprüngliche ABR-1 stand auf relativ dünnen Schrauben (aus vernickeltem Messing, liest man mancherorts, andere meinen Stahl), die direkt in den Korpus geschraubt waren und flache Höhenverstellräder trugen. AFAIK bestanden die aus vernickeltem Messing, es gibt sie auch aus Stahl, authentisch sind wohl die dünneren, usw....
Auch hier herrscht jedenfalls weitgehend Einigkeit, dass die Befestigung in den Nashville-Einschlaghülsen nicht optimal ist. Das kann ich auch bestätigen, und neben dem zusätzlichen Gewackel in der Hülse trägt dabei sicher das extrem billige Material sein Teil bei. Ich hab die Hülsen gezogen - sie sind sehr kurz, sitzen oft nicht mal richtig fest und bestehen aus einem extrem billigen dünnen Guss. Wirft man so ein Ding auf den Tisch, klingt es wie diese Ringe, die man aus Kaugummiautomaten ziehen konnte.
Die ABM (wie gesagt samt neuen Hülsen und Bolzen) hat den Ton wesentlich fester und konkreter gemacht, und hier scheiden sich die Geister: das Material ist objektiv "besser" im Sinne von mechanisch stabiler und schwingungsfreudiger. Und da sagt jetzt halt mancher, das sei zuviel des Guten. Ich sehe das etwas entspannter, aber schließlich spiele ich ja auch weder 12er Saiten noch einen unverzerrten Jazzsound, wie man das 1957 im Sinn hatte.
Will man authentische Vintage-Sounds, sollte man ielleicht tatsächlich zur ABR-1 und auch entsprechenden PUs (ungewachst, Low Output) greifen. Das setzt aber auch voraus, dass die Holzgrundlage das hergibt. Es mag durchaus sein, dass man dann über einen entsprechend leckeren Amp mehr Feinheiten und "Holz" hören kann, wie das die Fans sich wünschen. In einer "gewöhnlichen" Gitarre kann so feinsinniges Material aber auch eher dünn wirken, die kann etwas Unterstützung durch stabilere Hardware dann vielleicht ganz gut gebrauchen.
Mein Geschmack ist nicht ganz so filigran, die Gitarre soll transparent, definiert, aber auch fett und stabil klingen, ohne zu matschen. Das habe ich mit der ABM erreicht, und das Alu-Tailpiece hat das Ganze dann durchaus noch ein bisschen verfeinert. Ich habs schon öfter mal geschrieben: der Tausch der PUs hat meine Paula besser meinem Geschmack angepasst, der Tausch der Hardware hat eine bessere Gitarre aus ihr gemacht.
Gruß, bagotrix