Aktuell bekannt sind mir nur folgende Kombinationen: 81/85 oder 81/60 oder 57/66. Was davon ist denn Bridge und was Neck?
Laut Wikipedia ist EMG 60 Neck (rythm) und EMG 81 Bridge (lead). Hier bin ich schon verwirrt. Ich dachte das obere PU ist für Solos und das untere für Rythmus; also genau andersherum...
Hi,
vorab erstmal: im allgemeinem Sprachgebrauch heißt es "
der Pickup". (Klugsch.Anm.: Ist wohl auch richtig, da Fremdwörter in aller Regel mit dem gleichen grammatischen Geschlecht versehen werden wie ihre deutsche Übersetzung, in dem Fall der Tonabnehmer.)
Die Bezeichnungen "Rhythm" und "Lead" sind nicht verbindlich. Es drohen keine Bußgelder oder Spielverbote bei falscher Benutzung des Halstonabnehmers .
Aber im Ernst: diese Einordnung ist eher historisch zu nennen. Tatsächlich war es zur Zeit der Erfindung der E-Gitarre eher so, dass man Rhythmus gerne auf dem HalsPU gespielt hat, weil er dem gewohnten, fülligen Sound einer akustischen Gitarre näher kam. Das funktionierte soweit auch gut. Tja, aber dann kam das Solo. Problem: Die erzielbare Lautstärke der Amps war noch recht begrenzt, man wollte den 15 Watt-Röhrenamp ja schließlich nicht übersteuern und gar hässliche Verzerrungen
provozieren. Also hat man fürs Solo gerne den StegPU bemüht, weil er einen durchdringenderen Sound mit mehr Hochmitten und Höhen hatte, der sich bei gleicher Lautstärke besser gegen die Bläser durchsetzte.
In den 40er und 50er Jahren hat natürlich keiner geahnt, dass man Rhythmus einmal derart verzerrt spielen würde. Für diese Sounds ist der "Rhythm"- (so stehts bis heute am Les Paul-Schalter) oder HalsPU nun eher problematisch, denn bei Akkorden matscht es dort gerne. Singlenotes, also Leadsounds, kann man dagegen mit fast unbegrenzter Verzerrung spielen, weshalb heute auch gerne mal der HalsPU dafür verwendet wird. Früher wäre man damit oft untergegangen, aber durch mehr Power und bessere Klangregelungen ist das heute kein Problem mehr.
Umgekehrt gings dem StegPU, der unerlässlich für punchige, abgedämpfte Distortion-Riffs wurde. Was unseren Vorvätern bei cleanen Rhythmen noch arg dünn und penetrant erschien, ist bei modernen Sounds sein großer Vorteil: hier kommt schon genug Bass aus dem heftig pumpenden Amp und der (nach der Verzerrung liegenden) Klangregelung, und wenn sich dazu noch ein bassiges Ausgangssignal gesellt, wirds halt zuviel. Für den Leadpart wird dann meistens die Kanalumschaltung bemüht, um den Sound noch ein Stück lauter und/oder fetter zu kriegen (gabs in den 50ies ja auch noch nicht). Rhythm und Lead auf dem StegPU sind also auch kein Problem mehr.
Aber nichts ist in Stein gemeißelt: Es gibt ja gerade heute auch wieder Bands, die ihre Rhythmussounds eben
doch über den HalsPU spielen, trotz massig Zerre und womöglich noch ordentlich tiefer gestimmt. Das ist so der Punkt, wo ich mich jetzt als Opa fühlen darf, weil ich das nur matschig finde, aber die Hörgewohnheiten ändern sich halt. Als ich das erste Mal "Whiplash" hörte, sagten alle: Boah, hör Dir das mal an, wie schnell die spielen! Und ich habs gar nicht verstanden, weil ich nur so eine Art durchgehendes Rauschen wahrgenommen habe und keine einzelnen Anschläge mehr... (Na ja, zumindest das hat sich dann gelegt, heute finde ich immer, Metallica sollten mal wieder was richtig schnelles auf ihre Alben packen
.)
Fazit: Es läuft eben auf die individuellen Vorlieben und Erfahrungen hinaus. Die "klassische" Kombination EMG 81/85 spielen auch viele "umgedreht", mit dem 81er am Hals, weil der schlanker klingt. Das wirst Du für Dich rausfinden müssen.
Gruß, bagotrix