Pop, Rock & Co. Jazzgesang was ist professionell oder gut?

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ogluboglu
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Hallo,

ich muss etwas ausholen um meine Frage zu stellen:

seit ein paar Jahren singe ich (w, 35) in unterschiedlichen Bands (Rock, Punk, Alternative/Songwriter). Gesangsunterricht hatte ich keinen, aber inzwischen kann ich laut singen ohne heiser zu werden, treffe die Töne. Mit Poprhythmen oder Rock und Bluesrhythmen habe ich überhaupt keine Schwierigkeiten. Seit 1-2 Jahren versuche ich mich an Jazz-Standards und bin seit einem halben Jahr in einer Amateur-Jazzstandardband.
Wenn ich übe suche ich mir ein paar Versionen (die mir gefallen) der Standards, die wir spielen, bei youtube raus und singe sie mit. Das bereitet mir keine Schwierigkeiten, ob Ella Fitzgerald oder Diane Krall. Habe auch schon verschiedene Personen aus meinem Bekanntenkreis gefragt, die meinten, dass ich mich ziemlich gut anhören würde. Neulich habe ich bei einer Hochzeit spontan bei einem Duo mitgesungen (Klavier und Saxophon), und alle waren begeistert. Mir ist schon klar, dass mich viele kannten, mich vorher nicht singen hörten und überrascht waren. Aber die zwei Musiker, die beide Musiklehrer sind haben sich hinterher bei mir bedankt. Also gehe ich davon aus, dass ich mit meinem Gesang nicht völlig daneben lag.

Nun wurde mir vor einem Jahr und heute, als ich mich bei "professionellen" Jazzern beworben habe, gesagt, dass mir noch sehr viel fehlt für Jazzgesang and Ausdruck, Improvisieren und ein zwei Sachen, die durch meine Ohren gerauscht sind.

Nun stellen sich mir einige Fragen

Was macht denn wirklich Jazzgesang aus?
Dass man ein bisschen improvisiert klar, aber muss man dazu wirklich unbedingt Tonleitern in jedes Lied quetschen wie Ella Fitzgerald wenn man ein Demo irgendwo hin schickt? (das quetschen ist selbstverständlich NICHT abwertend gemeint)
K
ommt es nicht viel mehr auf das Gefühl an?

Fehlt mir das Gefühl in der Stimme, wenn mir sowas gesagt wird?

Gesangsunterricht - habe schon einige Aufnahmen von Gesangslehrern an Musikschulen angehört, die meiner Meinung nach nicht gut singen, bzw. schon ganz gut singen, aber bei denen ich die Fehler raushöre? Wie finde ich einen guten Gesangslehrer?

Ist es frech von mir mich bei professionellen Leuten auf Anzeigen zu bewerben, die Leute suchen?
Muss man Jazz studieren und sich jahrelang damit beschäftigen um ihn zu singen? Bzw. ist es ein No Go nach einem Duopartner zu suchen und z.B. auf Hochzeiten oder in Bars nach Auftrittsmöglichkeiten zu suchen?

Improvisation - so komplett über Melodien hinauszugehen, das gelingt mir am besten wenn ich mit Leuten spiele, mit denen die Chemie stimmt. Dann habe ich auch Lust dazu und dann kommen mir auch Improvisationsideen. Immer wenn ich versuche selbst am Rechner ein Demo einzusingen geht es in die Hose. Wie bekomme ich ein ordentliches Demo hin? Und was muss in ein richtiges Demo rein, um mich für Jazz-Sachen zu bewerben (wenn es denn in meinem jetzigen Stadium überhaupt sinnvoll ist?)

Freue mich über Antworten
 
Eigenschaft
 
PS, ich möchte nicht den Eindruck erwecken, dass ich denke, dass schon komplett weiß, wie man singen muss, oder dass es keinen Grund gäbe Jazz an der Uni zu studieren (das würde ich gern machen, aber habe einen kleinen Zwerg zuhause, und das wird mir niemals möglich sein :-(). Dann würde ich auch nicht im Forum fragen. Es ist vor allem so, dass ich sehr gern singe und sehr gern auftrete, am liebsten mit der Musik die ich mag. Ich kämpfe mit meiner natürlichen Reaktion, die denkt: Wenn ich etwas gern singe, dann wird es gut sein, und dann reicht das aus. Ich möchte bei der Suche nach Mitmusikern und Auftrittsmöglichkeiten weder anmaßend und frech sein, noch mir von Musikern, die die Sache schon jahrelang und oder gelernt betreiben ein schlechtes Gefühl machen lassen ohne dass ich einigermaßen weiß, ob sie wirklich Recht haben mit dem, was sie sagen.
Vielleicht haben die beiden Parteien, bei denen ich mich beworben habe Recht und haben mir mit ehrlichen Worten weiterhelfen wollen. Vielleicht haben sie aber auch nicht wirklich hingehört und mich nicht verstanden? Oder mochten mich einfach nicht?
 
stell doch einfach mal etwas von Deinem Jazzschaffen hier rein, wenn Du es nicht ganz öffentlich mags, dann schick was an Bell, Antipasti, etc.
...dann gibt es eine bessere Sicht der Dinge, als Diskussionsgrundlage.

Vielleicht schreibst Du auch noch was zu Deinem vorhandenen Musik-Background, wenn Du mit einem Studium liebäugelst, dann sind da ja Instrumental + Theorie-Kenntnisse vorhanden.

Es ist nicht frech, sich bei Profis zu bewerben, ist ist im ungünstigsten Falle unrealistisch - dort muß man einfach immer "funktionieren", egal ob man in Stimmung ist, ob man den richtigen Partner hat, ob einem die Lokalität paßt, etc.
 
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Willkommen,

nein, es ist nicht frech, sich als Amateur bei einer professionellen Jazzband zu bewerben. Und es ist auch nicht unrealistisch, Jazz zu singen, ohne es studiert zu haben. Letztendlich hat jede populäre Musikform auch einen autodidakten Hintergrund und führte erst später zur Akademisierung. Mit 35 sind die Chancen, auf einer Musikhochschule angenommen zu werden, eh noch geringer als sie ohnehin sind.

Jazz hat allerdings sehr viele Spielarten. Es gibt Jazzbands, da spielt die Improvisation, das Experiment und die Freiheit eine wichtige Rolle. In anderen, Swing-orientierten (die eher für Hochzeiten gebucht werden) reicht es, wenn Du Standards überzeugend und gefühlvoll singen kannst. Daher kann man auch nicht sagen: Die eine Partei hat recht, die andere unrecht. Sie haben vielleicht nur unterschiedliche Präferenzen.
 
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Schwierig zu beantworten.

Definitiv muss man nicht Jazzgesang studiert haben, sich ein paar Jahre lang damit beschäftigen kann aber nicht schaden. Und es ist auch nicht frech, sich bei Profimusikern zu bewerben, mehr als eine Absage kann ja nicht passieren. Wenn man was vor hat in dem Bereich, dann kann es ja auch nicht schaden, sich schon mal mit ein paar Profis zu vernetzen. Die können dir vielleicht ein paar konstruktive Tipps geben und wer weiß, was für Kooperationen dann später noch entstehen können, wenn du etwas weiter bist.

Ein Hörbeispiel wäre hilfreich, wie WilliamBasie schon schrieb, vielleicht kannst du mal was hochladen.

Es kommt natürlich auch auf das Gefühl an, aber es kommt auch auf die Phrasierung, das Swing-Gefühl und ein paar andere Dinge an. Nichts ist schlimmer als jemand, der Jazz singt und null swingt. (das ist ja bei dir hoffentlich nicht der Fall…)

Um bei einer Profi-Band einzusteigen solltest du am besten auch über ein Repertoire von mindestens 50 gängigen Jazz & Latin standards verfügen und auch die Form der Stücke komplett verinnerlicht haben, so dass du immer weißt, wann du nach dem Solo wieder einsetzen musst.

Lebst du in einer größeren Stadt? Schau mal nach Jazz Jam Sessions oder manchmal (selten leider) gibt es auch solche Sessions speziell für Sänger. Da kannst du Bühnenerfahrung sammeln und Kontakte zu Musikern knüpfen, außerdem hört man andere Sänger und kann sich ein Bild machen, wo man selber steht und sich Inspiration holen.

Zum Thema: Wie finde ich einen guten Lehrer:
Wenn es in deiner Stadt eine Musikhochschule gibt mit Jazzstudiengang, kannst du dich auch dort mal auf Lehrersuche machen. Entweder direkt mal eine Stunde bei einem Prof nehmen und um Einschätzung bitten, dann unterrichten auch viele Studierende schon während des Studiums nebenbei oder der Prof kann dir ehemalige Schüler vermitteln. Geh auf Vocal-Jazz Konzerte in deiner Umgebung und schau, wer da so singt an lokalen Sängern. Viele Sänger unterrichten auch.
Oder auch mal bei den städtischen Musikschulen schauen, wer da so unterrichtet.
Oder schau mal nach Jazzworkshops in deiner Umgebung, Landesmusikakademien haben z.b. oft ein paar interessante Workshops in dem Bereich.

Falls du gut Englisch sprichst, es gibt tolle Literatur für angehende Jazzsänger und Übe-Cds für Scatgesang. Z.b. Sing your story von Jay Clayton, Jazz singer's handbook von Michele Weir, Scat! von Bob Stoloff, von Judy Niemack (Jazzgesang-Professorin unter anderem in Berlin) gibt es eine Art Karaoke-CD mit ihr als Vorsängerin, man kann ihre Stimme aber auch abstellen und selber dazu singen. Das Werk nennt sich Jazz singer's practice session.
 
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Ok, ich schicke mal was, wird aber ein zwei Tage dauern, ich versuche noch mal zusätzlich was neues aufzunehmen.

Mein musikalischer Hintergrund ist mager, ich arbeite mich vorwärts. Bis vor zwei Jahren habe ich Gedanken über Theorie nicht bei mir zugelassen aus den verschiedensten Gründen. Der Zug ist für mich durch meine 35 Jahre und Kind abgefahren. Nachmittags bin ich zuhause. Hatte beim Abi überlegt, ob ich das studieren soll, habe es aber nicht gemacht, weil ich dachte, dass ich kein Theoretiker bin. Selbst schuld.
Wahrscheinlich würde ich mit Pauken und Trompeten durch eine Aufnahmeprüfung fallen. Bis jetzt habe ich kleine, normale Musiktheoriebücher gelesen. Hab das meiste verstanden, allerdings ein Siebgedächtnis. Hatte auch den Eindruck, dass versucht wird etwas zu erklären, was man nicht erklären kann, zumal auch immer alles hinterher analysiert wird. (Ja, wahrscheinlich bin ich ziemlich ignorant). Habe schon mal mit einem dicken Jazz-Wälzer geliebäugelt, sollte mir wohl doch einen zulegen, damit ich ein Gefühl dafür bekomme. Immer wenn ich jemanden frage, der Musik studiert hat, was denn da so kommt, bekomme ich keine Antwort, außer dass Quintenzirkel und Co nur im Äußersten Winkel an der Theorie kratzen, und da noch unendlich viel mehr kommt.
Ein Freund hat mir ein eher praktisches Buch empfohlen zum Durcharbeiten für Klavier (Jazz-Blues) mit Improvisationsübungen, etc. an dem ich arbeite mit den Fingern.

Ich bin froh und erleichtert, wenn es wirklich nicht frech ist, denn habe mich zwei mal so beworben.
Das mit dem Funktionieren liegt auf der Hand. Vielleicht hat den Leuten einerseits mein Stil nicht gefallen, vielleicht oder wahrscheinlich habe ich Fehler beim Singen, die ich selbst nicht bemerke, vielleicht bin ich keine großartig improvisierende Sängerin. Das muss ich wohl herausfinden und ändern.

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Und vielen Dank für die Antworten! Sie klären meinen aufgewühlten Kopf.
 
Mit einer Wahrscheinlichkeit von 99,9% bist du keine großartig improvisierende Sängerin. Das ist nicht böse gemeint, das erfordert nämlich jahrelange Übung, ganz viel Hören von anderen guten! scattenden Sängern und vor allem Instrumentalsoli von großen Jazzmusikern (Chet Baker ist gut geeignet für den Anfang) quer durch alle Instrumente und ganz viel nachsingen, mitsingen, auch überhaupt mal schauen, welche Silben dir liegen…

Aber viele Jazzsänger scatten auch gar nicht, das ist kein Muss. Du kannst auch einfach die Melodie und die Phrasierung verändern, das ist ja auch schon Improvisation und da gibt es schon jede Menge Möglichkeiten.

Ich beschäftige mich jetzt schon jahrelang mit Jazzgesang und bin froh, dass ich in den ersten paar Jahren nicht gemerkt habe, wie sich das angehört hat (ich wusste es ja nicht besser… ) ;-)
Also wenn du eine gute Ausgangsbasis hast, ist das schon mal die halbe Miete - und dann üben üben üben.

P.S. Weil antipasti unten grade auf den Theorie-Aspekt eingegangen ist… das ist für dich wirklich erst mal relativ unwichtig und die dicken Jazztheoriewälzer verwirren einen eher.

Was jedoch wichtig ist: Spiel dir Akkorde vor, was ist Dur, Moll, wie hört sich ein CMaj7 Akkord an und was passiert, wenn du noch eine None dazu nimmst? Das bekommt dann eine ganz besondere Färbung.
Wie klingt ein verminderter oder übermäßiger Akkord? Spiel dir die verschiedenen Akkorde vor, Ton für Ton und sing mit/ nach (wichtig, immer mitsingen wenn du solche Übungen machst!) Damit füllst du auch deinen Werkzeugkasten für die Improvisation.
 
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Mein musikalischer Hintergrund ist mager, ich arbeite mich vorwärts.

Hm - über deinen musikalischen Background hast du jetzt eigentlich nicht viel gesagt. Ich lese da eher deine persönliche Meinung zu Musiktheoriebüchern, wonach eigentlich niemand gefragt hat.

Aber egal: Die Praxis ist viel wichtiger. Wie lunaberlin schon sagte: Workshops, Jam Sessions, Vernetzung, Üben - und ein großes Repertoire.
 
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Ja, habe angefangen auf Vocal und Jam Sessions zu gehen, und habe gestern auch eine Lehrerin angeschrieben, die ich dort gesehen, bzw. gehört habe.
Eine interressante Idee bei Studiengängen nach Lehrer zu suchen. Werde mich mal nach der Cd von Judy Niemack umsehen.

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Was meinst Du mit musikalischem Hintergrund?

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Ok, es wird wohl auf Üben Üben hinauslaufen. Wogegen ich ja auch nichts habe, Singen und Herumprobieren macht mir Spaß. Offensichtlich bin ich an dem Punkt, wo ich durch anhören und Nachsingen von Musikstücken nicht mehr so viel weiterkomme. Hoffe, ich finde einen guten Gesangslehrer, den ich auch bezahlen kann :) und werde mir auch Theorie zwangseinverleiben.
Wenn ich im Auto bin singe ich immer bei allen möglichen Stücken mit und versuche sie auch anders drüber zu singen, und auch an anderen Stellen.
Finde es aber schwer den Rhythmus zu verändern, da ja schon ein Vorgegebener ist.
 
Was meinst Du mit musikalischem Hintergrund?

Sorry - ich nehme meinen Einwand zurück. WilliamBasie hatte danach gefragt und ja tatsächlich auch instrumentale und theoretische Kenntnisse damit angesprochen. Insofern hast du seine Frage ja völlig korrekt beantwortet.

Ich selbst sehe das wie du: Ein Studium mit 35 (und Kind) halte ich für zwecklos. Das Durchwälzen von Theoriebüchern für frustierend. Praxisbezogene Lektüre mit Hör- und Nachsingbeispielen dagegen für sinnvoller. Und natürlich: Viel Jazz hören und mitsingen.

Wenn bereits jetzt kein Problem hast, Jazzsongs durch reines Hören schnell umzusetzen, hast du schon gute Voraussetzungen. Das freie Singen kommt dann mit der Zeit.

Finde es aber schwer den Rhythmus zu verändern, da ja schon ein Vorgegebener ist.

Das kommt meist mit der Routine von allein. Wenn man denselben Song 200 Mal gesungen hat, fängt doch oft schon von sich an, ihn zu variieren. Die Phrasierungen sind am Anfang noch einfacher als das Tonale.
 
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na ja, Studium brauchst Du nicht weiter verfolgen - es gibt eine handvoll Studienplätze und hunderte Bewerber, die anderen haben nicht nur von der Theorie gehört/gelesen, die können das abrufbar anwenden, in der Regel spielen die alle auch Klavier...

...aber wie Luna schon schreibt, es geht sehr gut auch ohne Studium. Nur ohne Übung wirds nicht gehen, schon gar nicht von heute auf morgen.
 
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Ich habe keine Meinung zu Theoriebüchern. Ich glaube, ich bin zu wenig in die Tiefe geganen und habe deshalb einiges verpasst aus Dummheit :)
 
Ja, habe angefangen auf Vocal und Jam Sessions zu gehen, und habe gestern auch eine Lehrerin angeschrieben, die ich dort gesehen, bzw. gehört habe.
Eine interressante Idee bei Studiengängen nach Lehrer zu suchen. Werde mich mal nach der Cd von Judy Niemack umsehen.

Ah, na das hört sich doch schon alles sehr gut an!
 
vielen dank für die vielen Antworten, die sind für mich ein großer Schatz.
- jetzt lässt mich mein Zwerg nicht mehr an den Rechner. Werde was hochladen.
Liebe Grüße
 
Ich habe keine Meinung zu Theoriebüchern. Ich glaube, ich bin zu wenig in die Tiefe geganen und habe deshalb einiges verpasst aus Dummheit :)

Ach, weisste, Theorie ist toll und mit ihr lässt sich vieles effektiver lernen. Aber es gibt so viele begnadete Musiker, die nicht mal Noten lesen können und auf der anderen Seite welche, die als wandelndes Lexikon dienen könnten, aber - naja, von Musik machen kann man da eigentlich nicht reden. Die reproduzieren Noten.

Meine Meinung zu Jazz: Manchmal denke ich, ich bin eigentlich die geborene Jazzerin (ich komme ursprünglich aus der Instrumentalecke; habe ziemlich breitbandig gehört, gespielt, hauptsächlich aber doch echte Volksmusik und viel Klassik). Wenn ich so höre, was die alles mit der Melodie anstellen dürfen, was die draus machen dürfen. Ich finde es anstrengend, genau das zu singen, was da auf dem Blatt steht. Im Chor muss ich das leider; nicht auszudenken, wenn da jede/r variieren würde... Andererseits hab ich nie wirklich improvisieren gelernt; auf der Flöte und im Gesang fällt es mir am leichtesten.

Dann wieder bin ich wo, wo Jazzer spielen und denke, die sind von einem anderen Stern. Total entrückt über Sachen, die ich einfach nicht begreife. Und da scheint mir oft ein wirklich starres Korsett übergestülpt zu sein. Da denk ich mir dann wieder, ok, Klassik ist auch schön. Und verzieren darf ich da als Solistin durchaus auch. Bei Volksmusik sowieso; die Musik ist einfacher, gradliniger. Aber einige Stücke laden richtiggehend zum damit Spielen ein und auch Volksmusik lebt - es gibt öfter Variationen von einem Stück. Also was soll's. Sollt ich mal zu viel Zeit haben und mir meine Chöre langweilig werden, gründ ich vielleicht ne (Jazz?)Combo :) Bis dahin - es gibt sooooooooooo viel schöne Literatur, da reicht doch ein Leben gar ned.
 
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Es kann natürlich sein, daß du für eine professionelle Band nicht gut genug singst, daß dir also tatsächlich Gesangstechnik fehlt, du die Töne zwar einigermaßen, aber nicht wirklich sauber triffst o.ä., aber im Profilager wird noch auf einige andere Sachen Wert gelegt. Würde ich einen Sänger suchen, dann wäre die Gesangstechnik eine Grundvoraussetzung, ich würde aber genauso darauf achten, wie es mit dem Timing aussieht, ob derjenige die Musik begreift oder einfach nur was nachahmt, was er woanders gehört hat. Dann kommen unbedingt Dinge wie Zuverlässigkeit, ein Mindestmaß an technischem Verständnis (man sollte wissen, daß man ein Mikro nicht direkt vor einen Lautsprecher hält :igitt:) und die richtige Chemie dazu.
Es ist also gut möglich, daß deine reinen Gesangsfähigkeiten gar nicht das k.o.-Kriterium waren, zumal viele Instrumentalisten nicht allzu viel Ahnung vom Gesang haben. Vielleicht war einfach dein Timing nicht sauber und es hat deshalb nicht gegroovt oder was auch immer.
Genauso kann es sein, daß sich die Leute, bei denen du dich beworben hast, zwar Profis nennen, es aber nicht wirklich sind. Ohne sie gehört zu haben, kann man das nicht sagen. Ich wurde schon bei einer Band vorstellig (als Gitarrist), zusammen mit einem anderen Gitarristen, der offensichtlich ein Anfänger war und unglaublich laut alles mit falschen Tönen zugedröhnt hat. Ich hab mich daraufhin zurückgenommen und versucht zu retten, was zu retten war, anstatt alles noch mehr zuzukleistern. Und das Fazit: ich würde mir ja viel Mühe geben, aber das war alles viel zu laut und völlig verkehrt. Die Jungs haben nicht einmal gemerkt, wer was gespielt hat, reden aber bereits über Gigs in Stadien :rofl:

Fazit: Laß dich von einer Absage nicht in's Boxhorn jagen. Die Sängerin der 4 Non Blondes damals hat ihre eigene Band nur deshalb gegründet, weil sie sich überall beworben hat und sie keiner wollte, da sie "überhaupt nicht singen konnte" :D. Vermutlich mußt du wirklich noch an dir arbeiten, aber gehe nicht davon aus, daß alle anderen deshalb besser sind oder mehr Ahnung haben. Ob man menschlich zusammen paßt und man professionell miteinander arbeiten kann sind laut meiner Erfahrung min. genauso wichtig wie die reine Fähigkeit am Instrument. Beschäftige dich mit Jazz - nicht nur Gesang, hör dir auch alles andere an, achte auf's Schlagzeug, den Bass etc. - Gesangstechnik alleine macht noch lange keinen guten Sänger. Und bewirb dich einfach weiter, irgendwann klappt's :great:
 
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Du schreibst, Du hast bisher in Rock- und Alternative-Bands gesungen. Das klingt ganz nach meinem Werdegang. Ich bin auch erst später mit Jazz in Berührung gekommen und habe ähnliches Feedback von Jazzern erhalten: Gut gesungen, aber eben Rock/Pop und nicht Jazz. Es wird wohl auch kein Jazzer mehr aus mir. ;)

Jazz und Swing haben ganz enorm mit Timing und Groove zu tun und es funktioniert in diesen Genres gänzlich anders als im Rock und im Pop. Wenn Du von letzterem geprägt bist, dann kann es durchaus ein weiter Weg sein. Das perfide ist, dass man sich für diese Unterschiede überhaupt erst einmal sensibilisieren muss, bis sie einem auffallen. Aber wenn man sich mal anhört, wie Michael Bublé und Matt Bellamy jeweils "Feeling Good" singen, dann kann man sich das gut veranschaulichen. Bellamy spielt mehr mit der Stimme, Bublé mehr mit dem Timing. Rock und Pop sind, was das angeht, viel geradliniger als Jazz und Swing und Akzente werden selten über die Rhythmik, eher über die Melodieführung gesetzt. Daher muss man erst einmal verstehen und hören lernen, welche Rolle Phrasierung und Timing im Jazz spielen.


Insofern steht vor dem Üben hier erst einmal das Zuhören: Höre Jazz und Swing, live und auf Platte, höre dir die Interpretationen mehrerer Sänger des gleichen Songs an, achte mal darauf, wie die Worte und Melodien platziert sind und wie sehr damit gespielt wird, ob ein Einsatz leicht verzögert oder aber vorgezogen wird. Es ist, wenn man es nicht intuitiv im Gefühl hat, gar nicht so einfach, das wirklich zu bemerken, aber je mehr man hört, umso intuitiver wird es.
 
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Hui, jetzt bin ich kräftig gestärkt worden durch so viel gute Informationen und Gedanken und Tipps! Vielen Dank!
Inzwischen habe ich zwei Gesangslehrer angeschrieben und mit beide haben sich zurückgemeldet, damit ich einen Probetermin machen kann.
Die Essenz, die ich jetzt ziehe, ist die, dass ich vor allem weiterhin viel üben muss (Improvisieren, Timing, Phrasierung), Literatur und CDs dazu miteinbeziehe, und viel achtsamer hören. Außerdem mit Jemandem an meiner Technik arbeiten.
Gestern und gestern Nacht bis es hell wurde, war ich wirklich, mir fehlt das passende Wort - demotiviert und einigermaßen verzweifelt und ... . Jetzt weht mir wieder frischer Wind um die Nase :) :) :) Das mit dem übergestülpten Korsett ist sehr erfrischend und Balsam für meine Seele. Auch wenn es vielleicht ein sehr wunderbares Korsett ist, das faszinierend für nicht-Eingeweihte wie Eingeweihte ist, was auch seinen Reiz hat.
Lasse mich nicht ins Boxhorn jagen und mache weiter.
 
Ich mag eigentlich ohne Hörprobe nix weiter mutmaßen, und was ich hätte schreiben können, haben meine Vorgänger bereits gesagt. Lade mal Hörbeispiele hoch, oder schicke sie an ein paar von uns per PN. Man muss einfach hören, wie du phrasierst, wie du es melodisch und rhythmisch angehst, dann kann man erst sagen: das ist Jazz oder (noch) nicht.
Scatten musst du in der Tat nicht, und auch nicht improvisieren können wie Ella - daß du das kannst, würde ich dir sowieso nicht abnehmen, denn wenn es so wäre, dann wärst du eh längst in der Profiliga und müßtest nicht hier fragen, wie Jazzgesang geht. Diana Krall nehme ich dir schon eher ab, die macht aber eigentlich nix Besonderes mit der Stimme, sie hat halt ein gutes Feeling. Dafür muß man nicht studieren, es genügt, Jazz zu mögen und sich damit zu beschäftigen. Irgendwann muß man dann mal anfangen, die Grundmelodie rhythmisch und harmonisch abzuwandeln. Am Anfang kann man das auch im stillen Kämmerlein machen, weil Experimente gern schief klingen oder man völlig aus der Form rausfliegt. Mit der Zeit wird man aber immer sicherer. So habe ich es jedenfalls gemacht, ich bin eine totale Jazz-Autodidaktin. Mittlerweile klingt bei mir fast kein Standard zweimal gleich, ich muß einfach damit herumspielen und immer wieder neue Töne ausprobieren, denn auch Jazzgesang kann langweilig werden. Wenn man zum Beispiel seit zwanzig Jahren immer wieder "Summertime" singen muss, ergeben sich die Variationen und Spielereien einfach zwangsläufig. Und das ist das Tolle an Jazz. Du kannst, du darfst, du musst variieren.
 
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