Lewitt – LCT 940 und LCT 640 - (Ö)hren-Schmaus aus Österreich!

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Auf der diesjährigen Musikmesse in Frankfurt stolperte ich im systematischen Abgehen der für mich interessanten Hallen eher zufällig auf den Stand der Firma Lewitt.
Auf meine Frage hin: „Wer sind sie denn?“ entwickelte sich ein sehr interessantes Gespräch mit Mike van der Logt (Head of Sales) und Steffen Graschegg (Head of Marketing) – beide von Lewitt.
Hier kurz für das Forum zusammengefasst die Geschichte von Lewitt:

Der Gründer von Lewitt, Roman Perschon, war als Projektmanager bei einem renommierten europäischen Mikrofonhersteller für die Herstellung von Mikrofonen verantwortlich.
Hier lernte Roman recht gut die Pro’s und Con’s eines Entwicklungs- und Produktionsprozesses kennen.
Er fand heraus, dass bei Konzernen oft die Anonymität und Bürokratie sehr gute Ideen „verschlucken“ können.
Roman wollte etwas Eigenes machen und entwickelte eine Vision, wie man auf höchsten technischen Level neue Mikrophone entwickeln konnte.
Er kündigte seinen Job und begab sich auf eine Reise durch die Welt zu seinen Kontakten in seinem Netzwerk, um Mitstreiter für seine Vision zu finden.
Und er wurde fündig. Der Sohn eines der größten asiatischen Mikrofonherstellers Ken Yang Allen, aufgewachsen in Sidney in Australien, war ebenfalls Feuer und Flamme für diese Vision.
Um es abzukürzen, das war der Startschuß für Lewitt. 2010 wurden die ersten Produkte vorgestellt und 2011 konnte man die ersten Produkte in Europa und den USA kaufen.


Auf der Musikmesse 2014 in Frankfurt wurde mir natürlich von Lewitt angeboten mir die Mikrophone vor Ort über Kopfhörer anzuhören.
Ich bin ohne Erwartungshaltung in diesen ersten Test – oder nennen wir es mal besser „In-Ohr-Scheinnahme“, gegangen.
Zuvor hatte ich mir die ebenfalls schon die Neuheiten der beiden deutschen Mitbewerber angehört.
Und… ich war schon etwas geflasht, als ich in das Flagschiff von Lewitt, dem LCT 940 reinsprach und meine eigene Stimme hörte.
Als langjähriger Musiker und DJ kenne ich natürlich meine mikrophonierte Stimme.
Aber das war dann doch noch mal etwas anders – im Positiven.
Meine Stimme war unglaublich clean und rein und ohne dabei künstlich zu wirken.

Und um es auch hier abzukürzen – im Nachgang gelang es mit der sehr hilfreichen Unterstützung von Martin Hofmann, einen Test mit Lewitt Mikrophonen zu organisieren.

Die Wahl viel natürlich auf das Flaggschiff LCT 940 Authentica, sowie das LCT 640 Authentica.

Die Philosophie unseres kleinen Studios bei Aufnahmen ist, den Künstlern bei der Auswahl des passenden Mikros eine sehr große
Mitsprache Möglichkeit einzuräumen. Das kostet u.U. etwas mehr Zeit, um das richtige Mikro passend zu dem Künstler/innen und dem
Song zu finden – aber wir finden das Ergebnis in der Regel besser – im Vergleich zu einer festen Vorgabe.
Dabei war das Ziel so formuliert, dass wir diesen Test für eine reale Studio Produktion nutzen wollten,
also etwas, wo dann auch ein „richtiger Song“ hinten bei raus kommt…:)

Die Künstler und das Projekt waren gefunden, der Recording Termin war für ein Wochenende gefixt,
die Lieferung der Lewitt Miks war mit dem Marburger Distributor von Lewitt abgestimmt.
Leider kamen die Lewitt Miks nicht rechtzeitig, so dass die Wahl der Anwesenden Künstler für das
Wochenende auf ein Neumann TLM 102 an einem LA 610 MKII viel, mit dem wir dann auch starteten.
Raus viel das U87 und das CAD E300.

Die verspätete Lieferung war jetzt nicht so schlimm, da wir bei weitem nicht alles an einem Wochenende geschafft haben.
Am Montag sind dann aber die Lewitt Mikros gekommen, die dann durch Auswahl der Künstler auch im Projekt zum Einsatz kamen.
Alle Miks & Preamps liefen über einen Focusrite Wandler.

Hier kurz die technischen Infos zum Nachlesen zu den Mikrophonen.

LCT 940

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Anwendungsbereiche
• Lead und Background Vocals
• Akustische Instrumente // Piano, Gitarre, Streichinstrumente, ...
• Blech- und Holzblasinstrumente
• Anspruchsvolle Studioanwendungen
Mehr: http://www.lewitt-audio.com/de/LCT-Series/LCT-940


LCT 640

7639942_800.jpg

Anwendungsbereiche
• Lead und Background Vocals
• Akustische Instrumente // Piano, Gitarre, Streichinstrumente, ...
• Overhead Mikrofonierung // Schlagzeug, Percussion, ...
• Ensembles // Chor und Orchester Aufnahmen
• Blech- und Holzblasinstrumente
• Anspruchsvolle Live- und Studioanwendungen
Mehr: http://www.lewitt-audio.com/de/LCT-Series/LCT-640


Das Lewitt LCT 940
Das LCT 940 ist ein Röhren-Großmembran-Mikro mit einer modernen Doppelkapsel.
Es sind Niere, Acht, Kugel, breite Niere und Hyperniere einstellbar. Darüber hinaus ist eine FET-Verstärkerstufe eingebaut.
Das wirklich Neue dabei ist, dass beide „Aufnahme-Verfahren“ via Drehregler zusammen gemischt werden können.
Und damit kann man in neue Sound-Dimensionen vordringen.
Dabei bleibt der Sound überwiegend sehr klar und transparent – ohne „Nebengeäusche“.
Ganz unabhängig von den Einstellungen. Man benötigt ein mitgeliefertes 11 pol. Spezialkabel, um das Mikro mit dem Netzteil/Schalteinheit zu verbinden.
Die 8 Meter Länge reichen i.d.R. vollends aus. Die mitgelieferte Spinne funktioniert einwandfrei.
Ebenfalls der macht der einstellbare Highcut bei 40, 150 oder 300 Hz genau das, was er soll.

Ich wollte die Schalteinheit in meiner Nähe am Regietisch positionieren und fand dafür zuerst nur Platz
direkt unter meinen aktiven Monitorboxen (ca. 40cm Abstand). Das war keine gute Idee, da ich mir damit
Störgeräusche (wie vom Handy) einfing. Ab 1 Meter Entfernung zu den Monitoren war dann aber alles Ok.

7672134_800.jpg

Für die unterschiedlichen Musiker/Instrumente suchten wir jetzt die passenden Einstellungen.
Das dauerte schon etwas, da wir uns das ganz individuell erarbeiten mussten bzw. wir ja keinen Erfahrungen für die passenden Einstellungen hatten.
Aber diese Arbeiten machten wir gerne, da man je nach Einstellung wunderbar und sehr deutlich die Unterschiede zwischen FET und Röhre sofort hören konnte.
Für sehr dynamische Audio Signale halfen uns die Pad Einstellungen sehr, da wir im Gegensatz zu den Pad-Flat Einstellungen
das eine oder andere Mal durchaus „Übersprechungen bzw. eine Art von digitalen Aussetzern“ verhindern konnten.
Die leichten Anhebungen ab ca. 2Khz (siehe Techgraph) machen sich im Sound sehr gut!

Techgraph
http://www.lewitt-audio.com/techgraph/LCT-940

Das LCT 940 ist extrem rauscharm. Ich mache dazu immer gerne den Test, das entspr. Mic in einer leeren Aufnahme Kabine weit nach oben zu ziehen,
um zu hören bzw. das „Nichts“ aufzunehmen. Dabei ist das LCT 940 ganz weit vorne.
Eigengeräusche, auch bei Röhre, sind eigentlich wenig wahrnehmbar.
Überraschend gut ist das Verhalten bei schnellen Transienten. Diese werden nicht verschluckt und müssen wesentlich
weniger in der Post Produktion (Transienten Designer) nachbearbeitet werden. Mehr Röhre bringt mehr
Wärme im Sound und bleibt dabei trotzdem recht neutral. D.h. es handelt sich dabei eher um eine „subtile“ Färbung des Sounds
und nicht so sehr um eine „Soundverbiegung“ (schwarz-weiß beschrieben).

Die automatische Vordämpfung, konnten wir nicht wirklich testen, aber ich unterstelle mal, dass sie auch wirklich da ist und funktioniert.

Das Lewitt LCT 940 ist schon eine Klasse für sich!

Fazit:

Das LCT 940 ein super Mikro welches bei uns definitiv auf die Kaufliste gekommen ist.
Es hat das Potential durch die freiwählbare Kombination zwischen Röhre und FET und den unterschiedlichen
Richtcharakteristiken ein „All in one“ Mikro für viele Studios zu werden.

Pro:
• Röhre und FET stufenlos mischbar
• Glasklarer Sound
• Edle Optik
• Gutes Preis/Leistungs-Verhältnis /1399,- € Online Shop Preis
• Extrem Vielseitig einsetzbar

Con:
• Einstreuungen in aktive Monitore möglich

Wunschliste Zubehör :
• 19“ Einbaurahmen in vergleichbarer Optik
• 10 Meter 11 pol. Verlängerungskabel



Das Lewitt LCT 640
Von der grundsätzlichen Klang Charakteristik weißt das Lewitt LCT 640 eine recht große Ähnlichkeit mit seinem großen Bruder, den 940er auf.
Abgesehen von den Features gibt es aber doch ein paar Unterschiede in Bezug auf den FET Sound.

325966.jpg

Bei lauten Signalen habe ich den Eindruck, dass das LCT diese etwas besser/deutlicher abbilden kann, bzw. die Transienten noch deutlicher aufgenommen werden können.
Das bringt die entsprechende Spur noch etwas weiter nach vorne im Mix, ohne auch nur im Ansatz dabei zur Verzerrung zu neigen.
Das gefällt mir gut, da ich die Devise verfolge, Reduzieren geht in der Post Produktion immer,
aber etwas Hinzufügen, was so nur eingeschränkt da ist, gestaltet sich schon etwas schwerer.
Der Grenzschalldruckpegel von 145dB ist beeindruckend. Ich mag das, wenn genug Luft nach oben ist.
Schon manches Mal, habe ich es erlebt, dass ein Musiker einen super Lauf hat und an einer
wichtigen Stelle unerwartet noch einmal zwei Gänge höher schaltet und es dann plötzlich zerrt.
Das kann je nach Einstellung hier nicht so schnell passieren. Ich habe das nie gemessen, aber ich bin inzwischen der
festen Überzeugung dass so mancher Mitbewerber von Lewitt hier nur theoretische Werte angibt,
die wenig mit der Praxis zu tun haben. Aber das Lewitt LCT 640 kann richtig laut…….

Das LCT 640 hing an einem Focusrite Preamp.
Insgesamt machte das LCT 640 einen sehr neutralen und natürlichen Eindruck,
was uns gut gefiel und sich damit auch gut vom Sound her mit dem TLM 102 vergleichen ließ.
Jedoch sind beide durchaus unterschiedlich zu bewerten. Gerade bei der Instrumenten Aufnahme.
Die am Mic einstellbaren Features über die großen Schalter können so manchen Musiker animieren,
mal selbst etwas ohne Absprache umzustellen, weil sie z.B. glauben etwas sei zu leise oder zu laut. Und das mag ich gar nicht.
Die Bedienung dieser Einstellungen ist mir trotz Tastensperre etwas zu offen gehalten. Zumal die Musiker sehr schnell mitbekommen, wie die Tastensperre aufzuheben ist.

Das Lewitt 640 hat einige Features, die in dieser Preisklasse nicht so oft anzutreffen sind.
Pad Dämpfung um 0 dB, 6 dB, 12 dB und 18 dB. Darüber hinaus fünf verschiedenen Richtcharakteristiken – Kugel, breite Niere, Niere, Superniere und Acht.
Auch hier macht der einstellbare Highcut bei 40, 150 oder 300 Hz genau das, was er soll.

Fazit:

Pro:
• klarer und natürlicher Sound
• Hohe Lautstärken und Dynamik tatsächlich möglich
• Beleuchtete Bedienelemente am Mic (für ältere „Herrschaften“ sehr hilfreich)
• Gutes Preis/Leistungs-Verhältnis / 699,- € Online Shop Preis

Con:
• Feature Einstellung trotz Tastensperre etwas zu offen gehalten



Der Folgende Dance-Pop Song von ( Emma Rubell – Cocaine ) wurde mit den erwähnten Mikrophonen aufgenommen und nun ganz brandneu mit einem Youtube Video ins Netz gestellt.




Folgende Spuren sind mit den 3 Mikrophonen (LCT 940, LCT 640, Neumann TLM 102) aufgenommen worden.
• Vocal Lead
• Vocal 2te Stimme
• Vocal Chor
• Trompete (vom Synth gedoppelt)
• Slap Bass
• Trillerpfeife
• Afuche
• Triangel
Könnt ihr im Gesamtmix erkennen, welche Spur mit welchem Mikro aufgenommen worden ist?

Auflösung erfolgt später…….;)

Topo :cool:
 
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Hi Topo,

besten Dank auch für den Test :great: Das 640 steht definitiv auf meiner muss-ich-unbedingt-mal-testen-Liste. Hab im Netz schon viel gutes darüber gelesen. Hier ein mal mehr. Bin gespannt, es zu gegebener Zeit selbst mal unter die Lupe zu nehmen.

Hab grade nur ein Notebook und müde Ohren, mit irgend etwas heraushören is leider nicht.

MfG, livebox
 
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Seit etwa 1 Jahr bin ich stolzer Besitzer eines Lewitt LCT 540 (FET Condenser Großmembran). Dieses steht hier zwar in diesem Produkt-Review nicht zur Debatte, aber ich möchte dennoch darauf hinweisen, dass dieses Mik, gerade weil es nur eine Nierencharakteristik hat zusammen mit dem LCT 940 auch die besten Werte (Signal-Noise) von allen Lewitt Mikrofonen vorweisen kann. Ich habe es damals gegen ein Pencil Mik (LCT 340, cardioid und omni-Kapseln) verglichen, aber trotz des stolzen Preises nie bereut, das LCT 540 gekauft zu haben. Tatsächlich ist bei wenigen dB Unterschied die Aussteuerbarkeit merklich erhöht und hiermit werden beim LCT 540 die gleichen Werte wie beim LCT 940 (Fet, cardioid) erreicht. Das LCT 940 kostet allerdings das 3-fache.

Klar, wer Röhre UND Fet-Verstärkung will, kann nur das Flaggschiff kaufen, aber wer auf alle möglichen Richtcharakteristiken zugunsten nur einer, nämlich der Niere, verzichten kann und ohnehin nur mit Nierencharakteristik arbeiten möchte - und das werden nahezu 100% der Anwendungen sein - fährt mit der günstigen 540er Variante locker (und vergleichsweise günstig) auf der High-End Spur.

Ich will nicht versäumen, anzumerken, dass selbst das Pencil-Mik herausragend klang. Aber leider hatte ich nicht genug Geld, um gleich beide zu kaufen. Ich denke, dass die Lewitt-Mikros auf jeden Fall noch eine steile Karriere vor sich haben. Unbedingt empfehlenswert!
 
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Hallöchen,

danke, Topo, für das schöne Review.
Da ich die komplette Serie der Lewitt-Grossmembraner getestet habe, möchte ich noch ein paar Ergänzungen und meine eigene Einschätzung anfügen.

Ausser Acht lassen möchte ich das LCT240 - auch für das findet sich sicher ein Einsatzzweck, es bietet aber weder die Qualität noch das interessante Preis-Leistungsverhältnis der anderen Lewitt LCTs. Einsteiger würde ich eher auf andere Empfehlungen verweisen.

Durch die Bank ist bei der LCT-Serie die Verarbeitungsqualität hoch und die Toleranzen auch messtechnisch recht niedrig - wenn auch noch nicht ganz auf dem Niveau der hochwertigen etablierten Marken.
Das gilt auch für die beiden Modelle mit Röhren - scheinbar hat man sowohl Röhrentoleranzen als auch die Feinabstimmung gut im Griff. Beiden Röhrenmodellen sollten übrigens etwas Zeit zum Vorwärmen gelassen werden - zumindest messtechnisch benötigten beide bis zu 20min für stabile Arbeitspunkte.
Man erkennt bei allen Modellen ab LCT 540 auch den einheitlichen Familiensound der sehr verwandten Systeme, kein Wunder, die Kapsel hat nunmal den grössten Einfluss.
Typisch ist eine leichte Betonung ab den Mitten bis in die Brillanz ohne scharf zu werden, die nutzbare obere Grenzfrequenz liegt angenehm hoch. Bei Kugelcharakteristik verschiebt sich die tonale Balance durch eine Senke bei 6kHz und einer deutlichen Ueberhöhung bei 13kHz.
Gefertigt werden die Mikros übrigens in China - "Ohren-Schmaus aus Oesterreich" ist also nur bedingt richtig… ;-)

Die Einschätzung von Rbschu kann ich durchaus nachvollziehen: für Nutzer, die nur Nierencharakteristik benötigen, ist das LCT-540 innerhalb des Lewitt-Programms die interessanteste Wahl und kann sich mit sehr gutem Preis-Leistungsverhältnis auch am Markt behaupten.
Die Nierencharakteristik des 540ers ist sehr ähnlich der Normalniere beim 640/840/940 - wird aber etwas homogener und breitbandiger eingehalten. Das 640 bildet früher und stärker in der Präsenz eine rückwärtige Keule aus (wird also früher und stärker supernieriger) - dadurch hat das 640 als Niere etwas mehr eigenständigen Grossmembrancharakter, das 540er ist entsprechend etwas neutraler.

Topos Eindrücke zum Unterschied zwischen 640 und 940 bei reinem FET-Sound lassen sich messtechnisch untermauern - die von mir getesteten 640er sind ab den oberen Mitten gleichmässig minimal betonter und erwecken so unter Umständen den Eindruck minimal besserer Auflösung. Die Unterschiede im Frequenzverhalten zwischen FET- und Röhrensound beim 940 sind im Uebrigen vernachlässigbar, das 840 entspricht im Frequenzverhalten dem 940.
Ansonsten unterscheiden sich 640 und 840 im Wesentlichen nur durch den Röhrensound und dadurch, dass das 640 die Hochpass- und Attenuation-Sektion des 940ers hat.

Zu den Richtcharakteristiken bei 640/840/940:
Unerwähnt blieb bisher, dass das 940 auch noch Zwischenformen anbietet und somit über insgesamt 9 nutzbare Richtcharakteristiken verfügt - einen grossen Mehrwert sehe ich darin aber nicht, eher ein nice-to-have.
Bei allen drei Modellen ist der Bereich homogener Richtcharakteristik relativ begrenzt ab oberem Bassbereich bis obere Mitten, im Bass machen die Mikros weit auf, die Ausbildung von rückwärtigen Nebenkeulen in der Präsenz ist hoch, im Hochton ist die Einschnürung recht stark.
Dadurch haben die Lewitts schon ein recht kräftiges Sounding ausserhalb der Achse, die das Gesamtbild je nach Aufnahmebedingungen kräftig prägen - stärker als bei anderen von mir zeitnah getestesteten Neuerscheinungen mit umschaltbarer Richtcharakteristik.
Das sehe ich in dieser Klasse aber nicht unbedingt als Qualitätskriterium. Man kauft solche Mikrofone ja auch und gerade wegen ihres Eigencharakters - sollte aber genau testen, ob es zu den eigenen Anforderungen und Aufnahmebedingungen passt.
Beispielsweise halte ich die Mikros mit ihrer Charakteristik für die oft zu bestaunenden schlecht gebauten Gesangskabinchen mit sehr inhomogener Dämpfung für nicht geeignet.
Anwendungen mit Beschallung und Monitoring sind möglich, aber leicht erschwert.

Zum 940er:
Ein tolles Mikro, keine Frage, aber ich persönlich könnte gut auf die Mischfunktion zwischen FET- und Röhrensound verzichten und hätte dafür viel lieber zwei getrennte Ausgänge.
Dann könnte man gut beide Sounds aufnehmen und hinterher beliebig und reversibel mischen und hätte die Möglichkeit die Sounds noch einzeln zu bearbeiten, frequenzselektiv zu mischen oder zu bearbeiten.
Die Röhrenstufe bietet keine objektiven Vorteile, also auch keinen Vorteil gegenüber einer Bearbeitung mit einem nachgeschalteten Röhrenpreamp.
Daher komme ich zu einem anderen Fazit als Topo: Für den Aufpreis von 640 auf 940 würde ich mir eher zum 640 einen guten Röhrenpreamp und damit auch noch mehr Flexibilität und Soundfreiheiten holen.

Das 640 bietet ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis mit universellen Einsatzmöglichkeiten, gleiches gilt fürs 540.
Das 840 hat ein gutes Preis-Leistungsverhältnis bei allerdings eingeschränkten Einsatzmöglichkeiten - die Röhrencharakteristik ist präsent und muss eben passen. Für kleine Besetzungen und schlanke Arrangements ein echter Antest-Tip.
Preis-Leistungsverhältnis beim 940 sehe ich als ordentlich an, die Flexibilität und die universelle Einsetzbarkeit überzeugen - trotzdem ist es aber eben nicht mein persönliches High-Light im Lewitt-LCT-Programm.
Alle 4 Mikrofone kann man bedenkenlos empfehlen - wenn die Charakteristik eben passt, sorgsames Ausprobieren unter den "heimischen" Bedingungen ist Pflicht.


Ciao, Günther
 
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Guter Bericht - Danke!
Von den Mikros hatte ich noch nichts zum Testen in den Fingern. Steht aber auf der TODO-Liste.


Zur Einleitung noch dies:
Roman ... lernte Prozesse kennen, und ... fand heraus, dass bei Konzernen oft die Anonymität und Bürokratie sehr gute Ideen verschlucken können.
Ach was! ;)

Das Thema um AKG passt da aber dazu. Gerade wenn eine Firma durch Qualität einen Namen hat, kommt einer, kauft alles auf und schlachtet das aus. Die Investoren haben dann nur noch die Quartalszahlen im Kopf!

Da ist es wahrscheinlich ganz gut, dass aus dem alten Stamm neue Zweige wachsen oder wie hier die Äpfel neue Bäumchen bilden.

Wer hatte doch gleich einst Neumann gekauft? Wenn meine Gefells und TLMs oder die C414 mal nicht mehr reichen, kommen die Österreicher ins Boot!
 
Wer hatte doch gleich einst Neumann gekauft? Wenn meine Gefells und TLMs oder die C414 mal nicht mehr reichen, kommen die Österreicher ins Boot!
Sennheiser hat Neumann übernommen und fährt eine gute Qualität und Produktpolitik. Ich sage nur U 47 fet, U 67, M 49 V!
 
Sennheiser hat Neumann übernommen
so ist es ...
und fährt eine gute Qualität und Produktpolitik
... kann man so sehen. Ich kann mich diesbezüglich an einige interessante Diskussionen im Tonmeisterforum erinnern und auch an einen offenen Brief eines ehemaligen Vertrieblers von Neumann der sich über diverses beschwerte ....

Wie auch immer - in jedem Fall fahren sie eine angepasste Preispolitik.
 
Wie auch immer - in jedem Fall fahren sie eine angepasste Preispolitik.
Wie meinst du das? Die 3 Mikros die Astronautenkost vorhin erwähnt hat kosten auf Thomann 3800€, 7500€, 7200€. Und das für "alte" Mikros, fernab von jeglicher Innovation. Das ist mit Qualität nicht rechtzufertigen, das ist eine Frechheit. Wer sowas heutzutage noch kauft, der tut mir echt leid.
 
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Das sind Topmikrofone, die im pro Bereich immer noch ihre Kunden finden. Hast Du die probiert?
 
Nicht persönlich probiert, aber man kennt die Mikro von bekannten Aufnahmen und ihre typischen Einsatzgebiete. Klar sind es Topmikrofone, aber der Preis ist fernab dem, was gute Qualität kosten muss, und zwar locker das dreifache. Es gibt Top-Mikros im Bereich von 1000-2500€, alles darüber ist kaum mit Qualität mehr rechtzufertigen (Materialkosten, Arbeitszeit, Entwicklungskosten,...). Das kam u.a. auch von einem Interview eines Herstellers/Experten von Austrian Audio.
 
Wie meinst du das?
Ganz genau so, wie du es interpretiert hast.

Die 3 Mikros die Astronautenkost vorhin erwähnt hat kosten auf Thomann 3800€, 7500€, 7200€. Und das für "alte" Mikros, fernab von jeglicher Innovation.
Astronautenpreise sozusagen. Die Mikros werden wohl - soweit neu produziert - nach modernen Verfahren hergestellt und die Qualität möchte ich nicht bestreiten, aber man lebt hier vom Namen. Wahrscheinlich muss man das auch, wenn man die profitabel verkaufen möchte. Der Markenname Neumann wird bekannterweise ja auch noch in anderer Weise genutzt. (Hat G.Neumann eigentlich jemals Lautsprecher hergestellt?)

Es gibt Top-Mikros im Bereich von 1000-2500€, alles darüber ist kaum mit Qualität mehr rechtzufertigen
Sehe ich ähnlich, solange man ausreichende Stückzahlen hat. Das ist das Problem mit hochpreisigen Gerätschaften, die nur in geringen Mengen abgesetzt werden können und das in einen immer kleiner werdenden Markt.
 
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Ich habe mir vor einiger Zeit das LCT940 gekauft, weil ich ein besonderes Gitarrencabinet habe und dabei keine typische Mikro direkt am Speaker Position wollte, sondern einen räumlichen Ansatz, weil der Ton aus einem 12" und einem 10" gebildet wird.
Zum Preis: Ich hatte Glück, weil ich eine Retoure verfügbar war.

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Klar sind es Topmikrofone, aber der Preis ist fernab dem, was gute Qualität kosten muss, und zwar locker das dreifache.
Nun ja, es ist wohl Teil dieses Geschäfts, dass immer wieder der Name mehr kostet als das physische Teil. Warum sollen Tontechniker, Recorder usw nicht genau so anfällig auf klingende Namen sein wie Gitarristen? Da frage ich mich doch auch immer wieder, warum einer für ein paar zusammen geklöppelte Bretter und ein bisschen Elektronik bzw Hardware gleich 20.000 mehr auszugeben bereit ist.
Klar, etwas hochwertiges zu entwickeln kostet eine Menge Geld. aber letztendlich ist dieses Entwicklungsbudget bei einigen Geräte, Gitarren wie Mikros, bereits vor Jahrzehnten ausgegeben worden. Und trotzdem wird dieser Entwicklungsaufwand auch heute noch als Argument für die hohen Preise für diese Wunderwuzzi-Teile angeführt.
Aber ganz schlimm wird es bei Zubehör oder Ersatzteile. Wie kann man nur so unverschämt sein und für eine billigst gefertigte Mikrofon-Halterung 45 € zu verlangen (MZQ441). Etwas Spritzguss und eine Schraube mit Mutter. nicht mal ein ordentliches Metall-Gewinde für die Verschraubung auf dem Stativ. Und selbst die Überstände des Gusses sind nicht ordentlich entfernt. Ähnlich aufgebaute Universal Halterungen kosten von K&M 3-5 Euro.
Und Neumann ist nicht besser als Sennheiser. ca 45 € für eine KSM 105 Halterung, 75€!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! für eine KM184 Halterung. Eine vergleichbare Halterung, wenn auch besser umgesetzt kostet bei Audio Technica ca 30 € (die AT8471).
Zudem gibt es einige Ersatz-Teile gar nicht zum Nachkaufen, da soll man doch besser ein neues Mikro kaufen.
Da wundert es keinem warum die europäische Wirtschaft Miese macht während die Asiaten eine wirtschaftliche Blüte erleben.
Und komme mir bitte keiner mit den hohen Lohnkosten in Europa. Es gibt durchaus Hersteller, die in Europa hochwertiges Zeug produzieren und trotzdem keine Phantasie-Preise dafür aufrufen.
 
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Und Neumann ist nicht besser als Sennheiser. ca 45 € für eine KSM 105 Halterung, 75€!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! für eine KM184 Halterung.
Da hast du vollkommen recht. Zwar etwas offtopic, aber ich habe als ich in den letzten Tage geshoppt habe auf thomann und eine billige Stereo-Bar Halterung für 2 Kleinkondenser Mikros gesucht habe auch dieses Teil gefunden: https://www.thomann.de/de/coles_4038_stereo_mount.htm
319€ für ein Stereo Mount. Und es gibt noch teuerere! (u.a. von sennheiser). Völlig irre. Am besten ist das Tischstativ von schöps um 519€ (https://www.thomann.de/de/schoeps_srs_420_l5u.htm). Ich denke da muss es sich um ein Kommerfehler handeln. Aber wie du sagst, dann weinen alle weil es auf Temu ja nur 1,99€ kostet...
 
Nicht persönlich probiert, aber man kennt die Mikro von bekannten Aufnahmen und ihre typischen Einsatzgebiete. Klar sind es Topmikrofone, aber der Preis ist fernab dem, was gute Qualität kosten muss, und zwar locker das dreifache. Es gibt Top-Mikros im Bereich von 1000-2500€, alles darüber ist kaum mit Qualität mehr rechtzufertigen (Materialkosten, Arbeitszeit, Entwicklungskosten,...). Das kam u.a. auch von einem Interview eines Herstellers/Experten von Austrian Audio.
Wenn man vergleicht, was gute Vintage-Exemplare kosten, ist der Preis denn Neumann aufruft gar nicht so hoch. Ich habe das M 49 V zum Testen da gehabt. Es ist jeden Cent wert. Man muss diese Mikros nicht schlecht machen, wenn nicht bereit oder in der Lage ist das Geld auszugeben. Diese Mikros mussten für die heutigen Verhältnisse quasi neue entwickelt werden. Da steckt schon viel Tüftelei drinnen. Für mich rentiert sich es nicht. Ich komme mit meinem MTG M 990 sehr gut aus. Mir geht das Nneumann-Bashing aber auf den Geist. Das ist eine Firma, die mehr als 90 Jahre existiert und ihre Mikros immer noch weltweit an den Mann oder die Frau bringt, weil sie einfach exzellente langlebige Produkte machen. Die Zeit der Umstellungsprobleme mit der Verlagerung zu Sennheiser ist mehr als 30 jahre her.
 
E
  • Gelöscht von Banjo
  • Grund: Hat nichts mit Lewitt zu tun

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