Wir haben doch bereits festgestellt, daß ein Cello (wie alle anderen Streichinstrumente) unterschiedlich stark Abstrahlt,
wenn es von einer feststehenden Position aus mikrofoniert wird.
Das wird auch kein Neumann-Mikrofon verbessern - das ist die Physik von Streichinstrumenten.
Ein Streichinstrument besteht aus dem Instrument
und dem Raum, der den Klang mischt.
In einer Bühnensituation habe ich keinen Raum mehr, also habe ich nur noch ein halbes Instrument.
Das, was fehlt muß dann anderweitig herbeigeführt werden.
Es gibt Leute, die mit Mikrofonierung gute Resultate erzielen. Darüber weiß ich leider nix, da ich das nicht mache.
Ich spiele über eine E-Geige und eine anschließend (recht aufwändige) Klangaufbereitung.
Ein Kneipengig mit 100 Zuschauern sagt nichts aus über die Klangumgebung.
Wenn hier ein fettes Rockschlagzeug gespielt wird und ein Gittarist am Start ist, der seinen Amp über eine 4x12er voll
ausleben will, dann finde ich, daß ihr mit aller Mikrofonierung auf dem vollkommen falschen Dampfer unterwegs seid.
Nach meiner Auffassung hat ein akustisches Cello hier nix mehr auf ner Bühne verloren.
Apocalyptica spielen alle über Piezo. Das ist mehr E-Cello, als akustisches!
Der Bühnen-Raum, den die zu Verfügung haben (mit in-ear Monitoring) erlaubt es auch mit "akustischen" Celli zu spielen.
Wer hat das schon? (die Celli von Apocalyptika klingen übrigens auch nicht übermäßig authentisch..)
Der Umstieg auf ein elektrisches Cello hat aber auch seine Tücken und um diesen Klang in den Griff zu bekommen,
ist einiges an Beharrlichkeit und der Einsatz von finanziellen Mitteln für Klangaufbereitung erforderlich.
Nehmen wir z.B. ein Yamaha, oder ein NS-Design-Cello.
Mit diesem Signal direkt in ein Mischpult ist genauso falsch, wie mit einer E-Gitarre direkt in ein Mischpult.
Ich denke, ihr beide, du und deine Cellistin geht hier mit vollkommen falschen Erwartungen an die Sache heran.
Du denkst immernoch, ein tolles Mikro kann es richten und deine Cellistin offenbar auch.
Da gibt es ganz einfach Grenzen.
Um meinen Geigensound so hinzubekommen, wie er heute ist, hat es mich mehrere Jahre Tüftel-Arbeit gekostet.
Und mein Ziel ist (bis heute) ein möglichst authentisches Signal.
Euch beiden sollte klar werden, daß dieses Projekt - laut Fragestellung - eine gewaltige Aufgabe ist und wenn sich
deine Cellistin hinter ihrem toll-klingenden Cello verschanzt und nix vom ganzen wissen will, dann muß sie halt auch
die Backen halten, wenn ihr der sound nicht so gefällt, wie sie sich das vorstellt.
Das ist meine Erfahrung und meine ungefilterte Meinung zum Thema.
cheers, fiddle