Hallo Jojobabaum,
So klingt das doch schon vernünftiger. Mit der Bassposaune ordentlich Tubalage spielen zu können sollte in Deiner jetzigen Situation echt nicht an erster Stelle stehen. Das wäre als wenn man das allererste Mal in einem Laufladen steht und sagt "ich brauche Schuhe für meinen nächsten Marathon" - Du verstehst was ich meine
Es gibt einige Musikgeschäfte, die Musikinstrumente auch finanzieren oder leasen bzw. vermieten. Auch das könnte eine Alternative sein, denn wenn das Instrument einem nach 6 Monaten nicht zusagt kann man es zurückgeben und hat evtl. weniger in den Sand gesetzt als Deine 1500€.
Was die "kleinen Frauenhände" angeht, so kann das in der Tat ein Problem werden, wenn man ein Instrument von der Stange kaufen will bzw. aus finanziellen Gründen kaufen muss. Jede Posaune wurde einmal auf eine bestimmte Handgröße zugeschnitten, die meist nicht der des Bläsers entspricht. Als Frau kannst Du Pech haben und die Handgröße für die die Posaune gemacht wurde war "Marke Bärentatze". Da hast Du dann null Chance während eine durchschnittlich große Männerhand damit vielleicht irgendwie doch noch klarkommt. Es gibt aber wie gesagt einige Haltehilfen zum Nachrüsten (Daumen-Zeigenfingestütze, Handrückenstütze, Lederschlaufe, Ergobone usw), die einem das Leben leichter machen. Bei Einzelanfertigungen zusammen mit dem Instrumentenbauer eröffnen sich dann noch viel weitgehendere Möglichkeiten. Eine Quartposaune für Linkshänder (also Zug mit der linken Hand betätigt) ist dann ebenso problemlos mögich wie auf den Bläser indviduell angepasste Haltehilfen.
Wenn Du Dich wirklich auch mit einer einventiligen Quartposaune zufrieden gibst, erhöht sich schlagartig die Auswahl in Deinem Preissegment. Auch wird das Instrument leichter. Das zweite Ventil benötigst Du klanglich ja eigentlich auch nur für das Kontra-H, das auf der Quartposaune nur durch Tonverbiegen hinzukriegen ist. Das zweite Ventil hat aber auch entscheidende Vorteile bei schnellen Passagen in der Tiefe: Naturgemäß sind die Zugwege in der tiefen Lage deutlich länger und man stösst leicht an die Geschwindigkeitsgrenze, an der man auch aufgrund des langen Hebels nicht mehr ohne Verwackeln des Ansatzes schnell spielen kann. Mit zwei Ventilen ergeben sich alternative Zugwege, so dass die Geschwindigkeit in der tiefen Lage ihren Schrecken verliert. Üben muss man aber natürlich trotzdem
Preisunterschiede bei Posaunen haben mehrer Ursachen:
1. Herstellernamen
Ein Hersteller mit gutem Ruf hat durch hohe Qualität eine Marke geschaffen, die ihn seine Instrumente allein des Renommees wegen teurer verkaufen lassen. Newcomer auf dem Markt haben es da schwerer. Gleichwertige Instrumente können daher durchaus unterschiedlich hoch bepreist sein. Allerdings ist die kurzfristige Wiederverkäuflichkeit bei Newcomer-Instrumenten eher bescheiden.
2. Material
Es gibt unterschiedliche Sorten an Messing, die sich sowohl in Sachen Materialkosten als auch Haltbarkeit stark unterscheiden.
- Gelbmessing (ca. 70% Kupfer, 30% Zink) ist recht preisgünstig, hat aber eine höhere Oberflächrauhigkeit im Rohrinneren (es setzt sich schneller was ab), neigt zu sog. Zinkfraß und ist dadurch weniger gut haltbar (wobei die Haltbarkeit sich hier bei guten Pflegen auch im Bereich von Jahrzehnten bewegen kann)
- Goldmessing (ca. 85% Kupfer, 15% Zink) ist von der Oberflächenrauhigkeit her glatter und neigt so gut wie gar nicht zu Zinkfreß. Viele Instrumente auch im Profibereich haben Gelbmessing-Rohre und wenigstens einen Goldmessing Becher. Vor allem deutsche Posaunen aus dem Premiumsegment verzichten im Gegensatz dazu völlig auf Gelbmessing und führen alle Rohre in Goldmessing aus. Diese Instrumente sind zwar deutlich teurer, aber eben auch deutlich haltbarer.
- Neusilber (eine Kupfer/Nickel/Zink Legierung) ist ein sehr hartes Material, typischerweise sind die Manschetten der Rohrverbindungen damit ausgeführt. Bei besseren (und teureren) Posaunen ist meist der Innenzug und manchmal auch der Außenzug aus diesem Material gefertigt (z.B. die bach LT Züge). Züge aus Gelbmessing sind dagegen meist schwer und lassen sich leicht verformen, was an dieser Stelle logischerweise besonders unerwünscht ist. ich würde immer mindestens einen Neusilber Außenzug nehmen. Zwei brauchbare Alternativen zu Neusilber an dieser Stelle sind entweder die sehr innovativen Carbonzügen (z.B. von Fa. Haag) oder eben dünn gezogene (und dadurch leichtere und härtere) Goldmessingrohre, wie sie z.B. Meister Nienaber von der Firma Lätzsch verwendet.
3. Ventile
Bei Ventilen gibt es große Qualitätsunterschiede. Klassische Drehventile können gut verarbeitet und eingepasst sehr wohl sehr schnell laufen und zuverlässig ihren Dienst tun. Bei günstigen Posaunen habe ich aber leider zu oft minderwertige Ventile gesehen. Wer ernsthaft Bassposaune mit schnellen Läufen in der Ventillage spielen möchte, wird ein noch so teures Instrument mit schlecht laufenden Ventilen sehr schnell in die Ecke werfen (bzw.umbauen lassen).
Neben den klassischen Drehventilen mit verengtem Durchgang gibt es seit ca. 20 Jahren auch komplette Neuentwicklungen (z.B. Hagmann, Thayer, Conn CL) oder Weiterentwicklungen der klassichen Ventile (z.B. Lätzsch, Kühnl), die diese Engstellen eliminieren und einen störungsfreiem Luftfluss ermöglichen sollen. Ich für meinen Teil habe von der Ansprache her keinen erheblichen Unterschied gefunden. Meine Bach 50 mit klassischen Ventilen lief wunderbar und die vermeintlich störende Engstelle im Ventil hat mich klanglich keinesfalls beeinträchtigt. Nichts desto trotz mag ich die Lätzsch full-flow Ventile nicht mehr vermissen, denn sie sind zum einen wirklich sehr schnell und brauchen - dank Kugellagerung - wirklich nie geölt zu werden. Andere Ventile wie Hagmann und Thayer scheinen sich dagegen schon für ein Abo beim örtlichen Öllieferanten zu qualifizieren. Dass sich Hersteller die innovativen Ventile ganz kar bezahlen lassen ist natürlich logisch. Im unteren Preissegment wird man diese daher wohl nie bis extrem selten finden, am ehesten vielleicht noch Thayer bzw. Axialventile, einfach weil es sie schon am längsten gibt.
4. Fabrikware vs. Handarbeit:
Der Grad der Automatisierung im Metallblasinstrumentenbau ist ganz entscheidend für die Produktionskosten, denn qualifizierte Handarbeit kostet Geld. Maschinelle Fertigungsschritte können auf der einen Seite Fertigungstoleranzen minimieren und so einen - sofern vorhanden - hohen Qualitätsstandard gewährleisten. Soweit die Theorie. In der Praxis kann man den Maschinen wohl kaum die allerfeinsten Handgriffe beibringen, zusammengelötet wird überall nach wie vor per Hand und das durchaus mit Unterschieden in handwerklicher Fertigkeit und Qualitätsbewusstsein.
Ein handgefertigtes Meisterinstrument profitiert von der Erfahrung des Baumeisters, der seine Instrumente typischerweise mit jedem seiner Kunden immer wieder "neu entwickelt". Er hat zwar sicherlich seinen Grundentwurf, den er seinem Kunden dann unter Berücksichtigung der groben Wünsche als Ausgangspunkt (unlackierter Rohbau) vorstellt. Dieser wird dann aber den teils sehr anspruchsvollen Anforderungen des Kunden angepasst - bis es zu 100% passt, z.B. auch in Bezug auf die Ergonomie. Über die Jahre bekommt der Instrumentenbaumeister so ein Gespür, worauf es den Kunden ankommt. Seine Instrumente bekommen dadurch ein unglaublich hohes Qualitätsniveau, das man mit Massenfertigung vermutlich nie wird erreichen können. Meisterliche Handarbeit gerade hier in Deutschland hat aber seinen Preis, so dass es hier wirklich nur um sehr erlesene Instrumente für einen kleinen (unter Amateuren vielleicht auch leicht verrückten *Vorsicht: Sebstironie
*) Kreis an Musikern geht, die für eine Bassosaune auch mal das 4-6fache des Preises für die Thomann Posaunen ausgeben. Wenn Du mal die Möglichkeit hast, auf einer handgefertigten Posaunen zu spielen, wirst Du vielleicht den feinen Unterscheid spüren und verstehen...
Zu allerletzt noch ein Punkt zu den Preisen: Zwar haben hochwertige Posaunen ihren Preis, sie sind aber - im Gegensatz zum Auto - eine wertstabile Geldanlage, die sich bei guter Pflege gut weiterverkaufen lässt. Ich würde daher raten, preislich wie qualitativ mindestens im unteren Profibereich zu bleiben und hier vielleicht eher etwas gebrauchtes zu suchen. Genau so bin ich über die Bach 42 (mit Quartventil, mein ersten Neukauf) zur Bach 50 (Gebrauchtkauf) und letztlich zur Lätzsch Cielslik (Neukauf) gekommen: Jedes Mal wurde das alte Instrument mit relativ geringem Wertverlust weiterverkauft. Wenn Du jetzt mit einem neuen Instrument aus der untersten Preiskategorie anfängst, musst Du wahrscheinlich damit rechnen, dass sich dieses später schlecht bis gar nicht weiterverkaufen lässt.
Ich hoffe, das hilft ein wenig
Viele Grüße
Maro
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Ich hab in einem Blechbläserquintett die Bass -Stimme mit der Bassposaune gespielt - ging gut,
- und da war ich froh über die 2 Ventile.( bei romantischen Stücken hätte ich gerne mehr einen hornigen Tubaklang gehabt)
Da kann man sich z.B. über einen konischen Zug und die Materialwahl (Goldmessing) behelfen. Wenn ich will klingt meine Lätzsch sowas von hornig, der Ton lässt sich durch den Bläser unglaublich flexibel formen.
Für den Einsatz im Jazz-Ensemble wäre sie wohl auch noch ziemlich ideal, gegen auf Lautstärke und Projektion hochgezüchtete Ami-Kannen in der BigBand hätte sie dann vermtlich ihre Schwierigkeiten sich durchzusetzen. Aber in dem Fall könnte ich ja immer noch einen zylindrischen Zug und einen anderen Schallbecher probieren, was bei Lätzsch in Einzelteilen vermutlich fast soviel kosten würde wie eine einigermaßen brauchbare Bassposaune von der Stange. Wir sind ja flexibel
. Ich habe aber schon seit Ewigkeiten nicht mehr in einer Big-Band gespielt, zuletzt an der Uni und das ist auch schon 12 Jahre her...
z.b. sind schon recht unterschiedliche Kosten die anfallen ob ein Tüftler -Blechblasinstrumentemeister mit Können, viel Wissen,Herzblut
wochenlang an einem optimalen Instrument baut oder in China unterbezahlte Arbeiter am Fließband in Mengen Instrumente nachbauen
So ist es!
Viele Grüße
Marco