[Gitarre] Gibson Les Paul Classic 2014 Vintage Sunburst

  • Ersteller XPRamone
  • Erstellt am
XPRamone
XPRamone
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
06.12.20
Registriert
18.06.04
Beiträge
65
Kekse
234
Vor nun einem Monat habe ich eine Gibson Les Paul Classic 2014 erstanden. Da im Netz noch eher wenige Reviews zu diesem Modell vorhanden sind und ich schon viel von Reviews und Berichten hier profitiert habe, wollte ich mich dann mal aufraffen, einen kleinen Erfahrungsbericht zu schreiben. Vielleicht sind sie ja für den ein oder anderen interessante Eindrücke dabei.

Vorab - zwischen Les Pauls und meiner Wenigkeit besteht ein spezielles Verhältnis – nämlich so etwas wie eine Hassliebe: Ich liebe den Sound, komme aber mit den Specs (Halsstärke, Gewicht) vieler Modelle mehr schlecht als recht klar. Von daher spielte ich seit vielen Jahren keine Les Pauls mehr, hatte aber irgendwie immer ein Auge drauf. Da mir die Classics von der Halsstärke schon immer entgegenkamen, hat mich die Classic 2014 relativ schnell in ihren Bann gezogen und wollte unbedingt angetestet werden.

Gitarre/ Specs/ Verarbeitung:
Hier ein paar Auszüge von der Gibson-Website
• Mahagonikorpus
• "traditional weight relief"
• Ahorndecke
• Mahagonihals mit 60's Slimtaper (.800 at 1st- .875 at 12th)
• Griffbrett: Rosewood
• 22 Bünde (Frets over binding)
• 1 x 57 Classic und 1 x Super 57 Tonabnehmer mit Push/Pull Coil Split
• 15 dB Turbo Boost Mini Schalter
• Chrom Hardware
• TonePros Vintage-Style Mechaniken mit Perloid Buttons
• 2 Volumen- und 1 Tonregler
• Max Grip Gold Speed Knobs
• Farbe: Vintage Sunburst
• inkl. sehr schönem braunen Koffer

Mehr Infos unter:
http://www2.gibson.com/Products/Electric-Guitars/2014/Les-Paul-Classic.aspx

Die Verarbeitung war in diesem Fall tadellos. Ein anderes Modell in cherry Sunburst hatte kleine Lackblasen in Bereich des Halsübergangs... Es lebe der offline-Kauf :D!

Sound:
Aufgrund der viele Schaltoptionen ist die Gitarre keine traditionelle Les Paul. Auf den ersten Blick fällt auf, dass ein Tone-Poti durch einen Boost-Schalter (15db) ersetzt wurde. Die beiden Humbucker sind durch sanftes Anheben der Volume-Potis splitbar. So werden auch singlecoilartige Sounds möglich, die das Einsatzspektrum der Gitarre deutlich erweitern. An der Bridge wird’s dann fast schon twangig, parallel geschaltet funky. Ich habe die Optionen an Orange Rockerverb 50 MKI & II + PPC412 durchgespielt. Die Clean-Kanäle beider Amps sind nicht so toll und zudem spiele ich selten clean – und wenn, dann eher mit meiner Telecaster. Von daher sind die Features nice to have, aber ich muss zugeben, dass ich diese Möglichkeit im Bandkontext nicht benötige und die Gitarre nicht aufgrund ihrer Flexibilität gekauft habe. Je nach Einsatzgebiet könnte ich mir gut vorstellen, dass man damit in ner Top40 Cover-Band durch 4h Bierzelt prima durchkommt.
Über den Hals-PU sind prima warme Blues-Sounds möglich. Die Gitarre hat außerdem richtig viel Sustain. Das ist wirklich beeindruckend. Parallel geschaltet klingt es für meine Ohren schön nach 70s Rock Rhythmus-Gitarre. Passt alles!
Die Zerrsounds über den Bridge-PU dagegen hauen mich einfach um. Ich spiele in erster Linie in einer Punk/Hardcore Band und da passt das ideal. In Kombination mit den massiven Orange-Sounds fällt mir immer wieder der wohltuende Reichtum an Obertönen der Gitarre auf, der zu meinem Sound prima passt. Es sind moderate angecrunchte Sounds bis hin zur richtig fiesen Zerre möglich – es klingt immer großartig! Für Soli nutze ich den eingebauten Booster kaum, da ich die 15db Anhebung als zu heftig empfinde und live auch aus Rücksicht auf den Soundmenschen am Mischpult mit einem Pedal besser klar komme.

Bespielbarkeit:
Halsspezifisch gibt Gibson ein 60s Slimtaper Profil an. Im Netz kursieren auch andere Angaben (z.B. late 50s, 60s rounded). Generell sind die Halsangaben für mich echt ein Fall für Gernot Hassknecht! Es geht also nichts über in die Hand nehmen und spielen. Im Vergleich mit dem Hals einer Standard (nominell ebenfalls 60s Slimtaper) erinnerte mich der Hals der Classic ein wenig an den V-Shape meiner Telecaster (kräftig und schmal), der Hals der Standard eher an den meiner SG (flach und breit). Die rein subjektiv wahrgenommen Unterschiede haben mich echt verblüfft. Man hat bei der Classic schon was in der Hand, wobei dies nicht unkomfortabel ist. Ob dies nur bei den von mir angespielten Modellen so ist, kann ich natürlich nicht sagen. Ein wichtiger Aspekt ist für mich immer der 12. Bund – kommt man noch irgendwie drübergewuppt oder muss man umgreifen... Mit der Classic kam ich sofort bestens klar!
Zum Gewicht: Schwer, aber noch erträglich. Im Vergleich zur Traditional war vom „weight relief“ der Classic wenig zu merken. Beide fühlten sich ähnlich schwer an. Die Standard war deutlich leichter.


Fazit:
Im Laden konnte ich die Gitarre Classic 2014, wie gesagt, mit einer Les Paul Standard und einer Traditional vergleichen. Die Standard klang richtig toll (kräftiger, bissiger), war im Vergleich die leichteste Gitarre, für mich jedoch schlechter bespielbar (Hals) und gefiel mir optisch nicht. Die Traditional klang mir zu mumpfig, war die schwerste Gitarre und hat ein für mich sehr unkomfortables Halsprofil. Sie war schnell raus aus der Auswahl.
Am liebsten wäre mir eine Gitarre mit dem Hals der Classic, der Schaltung der Traditional und den PUs und dem Gewicht der Standard gewesen. Aber die gab’s von der Stange halt nicht. Die Classic war zudem fast 800,- günstiger als die Standard. Falls mir jemals danach sein wird, sind hiervon schnell ein Pärchen neuer PUs drin. Diese ganzen Push&Pull/Split/Phase-Optionen der Standard und der Classic bräuchte ich persönlich echt nicht. Gehört wohl irgendwie aktuell als „state oft the art“ dazu. Whatever...
Optisch gefällt mir die Decke der Classic super. Das sieht in natura in Kombination mit dem vintage Sunburst sehr schön und fast schon Plain-Top-mäßig aus. Die Zebra-Optik der PUs... nun gut. Funky eh?!
Ausschlaggebend war für mich das Halsprofil. Ich kam mit der Classic einfach am Besten klar. Ich kann nur jedem empfehlen, da ausgiebig zu testen. Trotz auf dem Papier vergleichbarer Specs, fühlte sich das in der Praxis erheblich unterschiedlich an. Der Hals meiner Classic ist ein Traum und trotz der ungewöhnlichen Features entspricht die Gitarre 100% meinen Vorstellungen einer rockenden Gibson Les Paul im preislichen Bereich der unteren Mittelklasse.

Cheers!

P.S.: Sorry für die unscharfen Bilder... und ja, ich trage Gürtel :redface:
 
Eigenschaft
 

Anhänge

  • 2014-06-30 18.44.15.jpg
    2014-06-30 18.44.15.jpg
    186,2 KB · Aufrufe: 834
  • 2014-06-30 18.49.54.jpg
    2014-06-30 18.49.54.jpg
    172,3 KB · Aufrufe: 758
  • 2014-07-01 14.00.42.jpg
    2014-07-01 14.00.42.jpg
    186,1 KB · Aufrufe: 722
  • 2014-07-01 14.01.30.jpg
    2014-07-01 14.01.30.jpg
    180,7 KB · Aufrufe: 682
  • 2014-07-01 14.02.19.jpg
    2014-07-01 14.02.19.jpg
    188,1 KB · Aufrufe: 736
  • Gefällt mir
Reaktionen: 26 Benutzer
Schönes Review !
Danke dafür !
 
Danke fürs Reviewen, liest sich gut.
 
Preislich untere Mittelklasse? Du Krösus...:eek:

Review ist ehrlich und überzeugend geschrieben.
 
Danke erstmal! Freut mich, wenn das Review gefällt.

Die "untere Mittelklasse" bezog sich auf die Gibson Les Paul Modell-Pallette (Studio, Classic, Standard, VOS, CC etc.) - weniger auf den Anschaffungspreis. Bin kein Krösus :D
 
Die "Classic" scheint ja der Nachfolger der "Traditional Pro II" zu sein. Die hatte auch schon den Boost verbaut und der "Super 57"-HB am Steg war auch schon dabei (jedenfalls bei der US-Version). Die Rückseite war allerdings "matt" lackiert, allerdings deckend und nicht so wie bei den Worn-Modellen. AFAIK ist der "Super 57" auch sehr nah am "Classic 57 Plus" angelehnt (vielleicht wurde auch nur der Name geändert?).

Mit der eigentlichen "Classic" aus den 90ern und 00ern hat sie nicht mehr so viel gemein.

Ansonsten ein schönes Review!
 
In jedem Fall eine sehr vielseitigere Les Paul durch ihre zus. Schaltungen. :great:

Viel Spaß damit!
 
Preispolitik ist manchmal echt schwer zu verstehen... da bekommt man Booster und Push Pull Potis, die man gar nicht braucht, für 800€ weniger... naja, eine gute vorverdrahtet Elektrik mit 50th-Wireing kostet 75€. Das würde ich eher tauschen als die PUs.
... ein Glück, dass ich beim Halsprofil nicht so neuralgisch bin. Ich komme auch mit den 50er-Prügeln klar, ist nur eine kurze Gewöhnungssache...

Schöne Review! :great:
 
Ob man sie braucht oder nicht, muss jeder für sich selber entscheiden...

Auf meiner Baja habe ich serienmäsig eine serielle Schaltung plus die "out of phase" Sounds. Die meisten meckern über die O-O-P Sounds und bräuchten sie nicht; ich persönlich finde das eine soundlich gute Erweiterung!

Auf der LP finde ich das Coil-Tapping innovativ; ob man es braucht oder nicht..., es macht die Gitarre vielseitiger.
Auch der Boost ist eine interessante Sache wenn u.a. z.B. die Gitarre etwas in den Vordergrund gerückt werden soll.

Und das Logo finde ich persönlich sehr dezent; darüber wird ja oft gemault. :D Sogar, dass die Gitarre ohne das Logo gekauft worden wäre... Scheint also nicht gerade eine Gitarre für den dt. Markt zu sein...?!
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
S
  • Gelöscht von Rockin'Daddy
  • Grund: Spam
hallou,

ist es eigentlich aufwändig, diesen boost-schalter durch einen potti zu ersetzen und einen deckel für die pickups zu montieren? ich frage nur so aus neugier :)

lg
 
hallou,

ist es eigentlich aufwändig, diesen boost-schalter durch einen potti zu ersetzen und einen deckel für die pickups zu montieren? ich frage nur so aus neugier :)

lg

Das ist an sich kein Problem. Es kann sein, dass das Bohrloch etwas aufgebohrt werden muss, aber das wäre kein Problem mit dem richtigen Werkzeug.

Was hast du dir vorgestellt? Die Boost-Schaltung mit einem Push-Pull Poti und die Klangregelung wie bei einer klassischen LP? Dann wären 3 Push/Pull Potis (2 für CoilTap, 1 für Boost) und ein normales Poti auf der Gitarre.
Ehrlich gesagt finde ich das unpraktisch. Da ist der kleine Kippschalter wesentlich einfacher zu bedienen. Wem die Schaltung nicht zusagt, der soll sich eine Signature T nehmen. Die müsste doch ansonsten sehr ähnlich ausfallen?!
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Danke für Deine Antwort!

Ich weiß nicht ob die Sig T da ähnlich ist. Ich war nur neugierig, wegen der Optik.

Hat denn jemand diese Classic von euch schon gespielt? kann man sie klanglich mit der Sig T vergleichen? Die Sig T hatte ich selbst schon probiert.

lg
 
Ich bin jetzt nicht der Les Paul Typ, aber die Classic hielt ich zufälliger Weise vorgestern in der Hand. Beide sollten diese '57er Pickups besitzen, die vieradrig sind. Es kann sein, dass die Gewichtsreduzierung bei den beiden Gitarren anders ausfällt... Keine Ahnung, momentan hat Gibson so einiges interessantes dabei (Les Paul Recording, Futura, '14er LPJ/SGJ). So manches hätten sie sich aber auch sparen können...

Eine Les Paul ist ja irgendwo eine Les Paul... klanglich tut sich da nur in gewissen Grenzen was.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Die Signature T hat AFAIK ein Granadillo-Fretboard und Grover Locking-Tuner. Beide haben wohl die Cheese-Holes (Traditional Weight Relief). PUs sind auch gleich bzw. ähnlich, der Super 57 soll wohl ein Classic '57 Plus ein. Jedenfalls liest man das so. Slim Taper 60's Neck-Profile haben sie auch beide.

Wenn man kein "Problem" mit dem Griffbrett-Holz hat (für manche darf es ja nur Palisander oder Ebenholz sein), kann man durchaus auch zur Signature T greifen, sollte man noch eine finden. Ich habe letztes Jahr eine in der Hand gehabt und mir hat sie ganz gut gefallen.
Wie sie sich im Vergleich zur Classic verhält hängt wohl auch von der individuellen Gitarre ab.

Die Signature T scheint gewissermaßen auch ein Nachfolger der Traditional Pro zu sein, die es offiziell nur als Sondermodell bei Thomann und Guitar Center gab.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben