Bran
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Die Rolling Stones in Düsseldorf - Mein Konzertbericht
Als frischgebackener Gewinner der Tickets für die "Stones" in Düsseldorf stand für mich zuerst die Freude über die Karten im Vordergrund, bevor ich zu realisieren begann, dass dieser Termin doch einiges an organisatorischem Aufwand mit sich bringen würde.
Als mich die Nachricht erreichte, dass ich das Glück hatte die Karten für das Konzert in Düsseldorf gewonnen zu haben, befand ich mich gerade mitten in einem Spätdienst. Ein schneller Blick auf den Dienstplan neben mir verriet: "Christoph, du darfst am 19.06. bis 16:00 arbeiten und am 20.06. ab 6:00."
Planung:
Dienstzeiten:
Im schweiße meines Angesichts begann ich also direkt einige Telefonate zu führen um diese Situation zu klären. Dank einiger flexibler Kollegen/Kolleginnen funktionierte dies überraschend schnell, unter Umständen auch durch Bestechungen in Form gewisser Naturalien ;-). In Mitten dieses organisatorischen Sturm der Normandie fand ich noch etwas Zeit, in der ich meinen Vater anrief um ihn darauf hinzuweisen, dass wir am 19.06. nach Düsseldorf fahren, um dort die Stones zu sehen. Nach einem ungläubigen "biste bekloppt? Weißt du was die Tickets kosten?!" und einer ausführlichen Erklärung meinerseits war allerdings alles soweit geklärt. In diesem Gespräch kam allerdings direkt der nächste zu organisierende Punkt:
Unterkunft:
Zum Thema Unterkunft habe ich mir einige Gedanken gemacht. Hotel? - zu teuer, Jugendherberge? - Scheinbar ausgebucht, - Hostel? - Mit fremden Leuten im Zimmer schlafen? Ne lieber nicht. Doch dann kam mir der rettende Einfall - Mein Onkel! Schließlich wohnt er in Duisburg und von dort aus ist es ja ein Katzensprung nach Düsseldorf. Also direkt am nächsten morgen das Telefon geschnappt und durchgerufen. Und damit war das Kapitel Unterkunft geschlossen.
Während ich mir kurz danach auf dem heimischen Balkon bei einem Kaffee und einer Zigarette die Sonne auf den Pelz scheinen ließ kam mir aber dann noch ein Gedanke in den Kopf: Wie kommen wir eigentlich nach Duisburg bzw. Düsseldorf?!
Anfahrt:
Hierzu muss man wissen, dass ich rein formal ein Auto besitze, dies jedoch meiner besseren Hälfte zur Verfügung gestellt habe, da sie ihren Arbeitsplatz außerhalb der Hansestadt hat. Wie es der Zufall so wollte kam sie just in dem Moment, als ich überlegte ob ich mir eventuell auch ein Auto leihen könnte, in die Haustür und antwortete auf meine Frage, dass ich unser Auto nehmen könnte, da sie an beiden Tagen frei habe.
Dieses "Problem" löste sich einfacher als gedacht.
Der Tag der Tage:
Da war er also, der 19.06.2014, der Tag, an dem ich die Rolling Stones Live erleben sollte. Die Anreise lief, bis auf einen längeren Stau sowie einer gesperrten Autobahn, recht reibungslos. In Duisburg angekommen gingen wir direkt zu einem Thai-Imbiss und von dort aus zum Bahnhof um von da aus nach Düsseldorf zu gelangen.
In Düsseldorf angekommen war ich recht erstaunt. Direkt am Gleis der S-Bahn, die uns zum Stadion bringen sollte, standen einige Personen einer, scheinbar, privaten Sicherheitsfirma, die sicherstellten, dass die Bahnen nicht überfüllt waren. An jeder Tür des ankommenden Zuges stand eine Person und sorgte somit für eine bequeme fahrt. Auch an den größeren Zwischenstationen standen jeweils an jeder Tür Sicherheitsmänner (in diesem Fall konnte ich tatsächlich keine Frau erblicken).
Am Stadion angekommen ging es direkt weiter zum Einlass. Und auch hier war die Sicherheitsfirma überall präsent. Es war eine unheimlich lockere Athmosphäre vor und im Stadion und ich denke, dass die Mitarbeiter der Sicherheitsfirma durch ihre Art und Weise deutlich dazu beigetragen habe. Durch meine regelmäßigen Besuche der Stadien in Hamburg, Bremen und Hannover kann ich auch von anderen Verhaltensweisen berichten. Daher an dieser Stelle bereits ein Chapeau an die Veranstalter bzw. die Sicherheitsfirma.
Interessant fand ich an dieser Stelle einige Ticketverkäufer, die zum Teil mit 10-15 Tickets in der Hand durch die wartenden Reihen gingen und versuchten ihre Tickets an den Mann/die Frau zu bringen. Hier hätte der ein oder andere tatsächlich noch ein Schnäppchen machen können, da ich zumindest bei einem Verkäufer gesehen habe, dass er seine Tickets deutlich unter dem VVK-Preis verkauft hat. Persönlich finde ich es ja überhaupt nicht schade, wenn diese Leute sich dort verkalkulieren und am besten mit einem dicken Minus nach Hause gehen.
Nach dem wir ziemlich schnell den richtigen Eingang gefunden haben, wurden wir zügig und ohne Abtasten (das fand ich tatsächlich im ersten Moment etwas fraglich) ins Stadion gelassen und suchten unseren Weg vorbei an den Menschen in den Schlangen der offiziellen Merch-Stände sowie der unzähligen Bier- und Wurstbuden. Um ca. 19:00 haben wir dann unsere Plätze erreicht. Ich wurde dann noch freundlich darauf hingewiesen, dass ich mir ein Bändchen holen solle, für den Fall, dass ich während des Konzertes nach draußen zum Rauchen gehen wollte. Gesagt, getan und auch dies ging unheimlich flott. Das Bändchen habe ich dann auch direkt genutzt um draußen vor dem Stadion meinem Laster nachzugehen und dann rechtzeitig für die Vorband wieder da zu sein.
Die Vorband: "The Temperance Movement"
"The Temperance Movement" wurde laut Wikipedia 2011 gegründet und bedient einen ähnlichen Stil wie die Stones. In mehreren Foren las ich, dass die Beschreibung, dass die Band einen Stil bedient, der klingt wie die Stones vor 40 Jahren. Nach dem ich mehrere Videos bei Youtube angesehen habe kann ich auf jeden Fall behaupten, dass die Band erdige Rock-Musik ohne viele Schnörkel machen.
Das Lineup besteht aus:
Phil Campbell - Gesang
Luke Patshnick - Gitarre (ehem. Rooster und Ben's Brother)
Paul Sayer - Gitarre
Nick Fyffe - Bass (ehem. Jamiroquai)
Damon Wilson - Schlagzeug
(Quelle Wikipedia)
Live:
The Temperance Movement starteten etwas verspätet gegen 19:45 und klangen, entgegen meiner, durch Youtube bzw iTunes beeinflussten, Meinung extrem gut. Man merkte den Herren jedoch schnell an, dass sie bisher scheinbar wenig große Bühnen bespielt haben. Einzig der Sänger stach durch seine "jaggeresquen" Einlagen aus der Band heraus und entpuppte sich als wahrer Showman. Ihm gelang es auch, zumindest Stones-Fans aus den ersten zwei Bereichen in seinen Bann zu ziehen und animierte uns zum klatschen und winken - das Übliche eben
Der Rest der Band schien etwas verlegen in den eigenen Reihen zu agieren. Ich konnte recht gut beobachten, wie sich die Gitarristen, der Bassist und auch der Schlagzeuger untereinander regelmäßig ansahen und auch gezielt den Kontakt suchten. Sie hatten augenscheinlich richtig viel Spaß aber eben nur unter sich. Der Qualität ihrer Musik hat das jedoch nicht im geringsten geschadet. Handwerklich war es wirklich erste Sahne.
Equipment:
Die Gitarristen spielten entweder Fender Telecaster oder eine Gibson aus der ES Reihe. Genaueres konnte ich leider nicht erkennen, da zu dem Zeitpunkt die Videowände nicht eingeschaltet waren. Der Bassist spielte einen "Beatles-Bass".
Verstärker standen auch ein paar auf der Bühne, so konnte ich ein Fender Halfstack erkennen sowie ein Vox AC-30 Halfstack.
Der Schlagzeuger spielte ein Schlagzeug von Gretsch
Die Rolling Stones
Zu den Stones gibt es an dieser Stelle nicht viel zu sagen. Mehr Rock'n'Roll als Keith Richards und Co kann man in seiner Lebenszeit wohl nicht mitmachen. Drogen, Exzesse, Woodstock, zerstörte Hotelzimmer.. Sie bedienen augenscheinlich jedes Rockstar Klischee. Falls sich der geneigte Leser gern in diese Thematiken vertiefen möchte, so kann ich ihm die Biographien der einzelnen Mitglieder empfehlen. Alternativ kann man wohl auch einfach googlen mit Name + Skandal/Freundin/Affaire/Absturz/Reha/Entzug (Die Liste lässt sich beliebig verlängern)
Galerie
Das Lineup besteht aus:
Mick Jagger
Keith Richard
Ron Wood
Charlie Watts
Unterstützt werden sie Live von:
Darryl Jones - Bass
Chuck Leavell - Keys
Bobby Keys- Sax
Lisa Fischer - Gesang
Sowie einigen weiteren Musikern(Backing Vocals, Percussion, Trompete, Posaune und eines Chores. Leider konnte ich im Rahmen meiner Recherche nicht alle Namen herausfinden. Die Musiker haben jedoch ausnahmslos alle eine spitzen Leistung gezeigt.
Special Guest: Mick Taylor - ehemaliger Gitarrist der Stones
Das Konzert an sich:
Nach der Vorband war eine recht kurze Pause, die von den meisten Anwesenden mit dem verrichten menschlicher Bedürfnisse und dem anschließenden Auffüllen mit Hilfe einer Hopfen-Limo verbracht wurde. Um 20:45 war es dann so weit, und der Einspieler der Stones begann.
Setlist:
Jumpin' Jack Flash!!!!!
Let's Spend the Night Together
It's Only Rock 'n' Roll (But I Like It)
Tumbling Dice
Worried About You
Doom and Gloom
Street Fighting Man (Songvoting Gewinner)!!!!
Out of Control !!!!!!!!
Honky Tonk Women
You Got the Silver (Keith Richards als Sänger)!!
Can't Be Seen (Keith Richards als Sänger)
Midnight Rambler (mit Mick Taylor)
Miss You
Gimme Shelter
Start Me Up!!!!
Sympathy for the Devil
Brown Sugar!!!!!
Zugabe:
You Can't Always Get What You Want (Intro vom Chor "Pop-Up" aus Detmold http://www.pop-up-detmold.de )!!!!!!!!!
(I Can't Get No) Satisfaction (mit Mick Taylor)
(Die mit Ausrufungszeichen markierten Titel empfand ich als besonders stark)
Man merkte direkt vom ersten Moment an, dass die Stones Profis sind. Allein durch das Auftreten der einzelnen Musiker wurden einige, vornehmlich weibliche Fans, regelrecht in Extase versetzt. Das habe ich vorher so bei noch keiner Band gesehen. Recht schnell zogen Schwaden eines von mir nicht näher genannten Gemisch aus Tabak und anderem rauchbaren Kraut durch die Luft und viele Besucher fingen an zu tanzen. Ein, ehrlich gesagt, ziemlich geiles Bild. Persönlich fand ich es allerdings ziemlich witzig, dass einige andere Besucher (natürlich von oben bis unten in offiziellem Merch) gekleidet( sich scheinbar an dem tanzenden Volk störten und teilweise versuchten diese durch direkte Ansprache zum Aufhören zu bewegen. Dies war allerdings nicht von Erfolg gekrönt und hätte ich meinen Augen auch die unheimlich geile Stimmung zunichte gemacht. Als sich die "beschwerenden" Personen dann nach kurzer Zeit an den Rand bewegten wurde, das war mein Empfinden, die Stimmung noch ein bisschen ausgelassener. Es wurde allerdings trotzdem Rücksicht auf die Anderen genommen und als jemandem z.B. das Handy aus der Tasche fiel gemeinschaftlich danach "gesucht". So sollte es wirklich bei jedem Konzert sein.
Zwischenzeitlich nutzte ich die Zeit um mich in den Reihen unmittelbar vor und hinter mir umzuschauen und war ziemlich überrascht davon, dass der Altersdurchschnitt deutlich unter 50 lag. Ich habe auf der Hinfahrt einen Artikel über den Auftritt der Stones in Berlin gelesen, bei dem das wohl anders gewesen sein soll. Aber auf den Artikel konnte man eh nicht so viel geben, da der Autor dort einige Dinge anmerkte, die in Düsseldorf definitiv nicht der Fall waren. Beispielsweise die gesangliche Leistung von Keith sowie die musikalische Leistung der gesamten Band. Alles in allem las sich der Bericht so, als würde man verzweifelt versuchen das Bild der Stones als Vertreter der "Generation Woodstock" zu zerstören (Es wurden unter Anderem auch Ticketpreise und Länge des Konzertes als Vergleichswerte genommen)
Naja zurück zum Wesentlichen:
Die Setlist hatte scheinbar einige Perlen zu bieten wie ich der Reaktion der "Hardcore-Fans" um mich herum entnehmen konnte. Diese Freude schien sich auch zum Teil auf die Spielfreude der Herren auf der Bühne auszuwirken. So konnte man in den Gesichtern der Background-Band sowie der Stones selber ein durchgängiges Lächeln beobachten, dass tatsächlich nicht gespielt aussah. Keith und Ron feixten viel untereinander, posierten in richtiger Rock'n'Roll Manier und suchten den ständigen Kontakt zu den anderen. Mick derweil zog seine eigene Show ab. Ich bin ja tatsächlich erstaunt darüber wie gelenkig der alte Recke noch ist. Er tanzte die kompletten 2.5 Stunden durchgängig und machte in der Zeit wohl mehr Kilometer als so manch ein Bundesligaspieler der normalerweise auf dem Rasen zu Hause ist, auf dem die Stones nun ihr "Feuerwerk" abbrannten.
Insgesamt verging das Konzert tatsächlich wie im Flug und es war an keiner Stelle langweilig. gab es dank der Menschen neben mir sowie auf der Bühne viel zu entdecken. Vom Pärchen welches T-Shirts von einem Stones Gig Anfang der 80er trug bis zum Vater der mit seinem ca. 10 jährigen Sohn die Musik feierte war alles vertreten. Auf der Bühne gab es, wie im vorigen Absatz schon angesprochen, untereinander was für mich auch sehr spannend anzusehen war.
Equipment:
Keith:
Hauptsächlich hat Keith seine Telecaster in Butterscotch gespielt (Single Coil + PAF Humbucker (Neck), eine (schweinegeile) Firebird, eine Gibson Akustik und zu dem kam ein paar Mal eine ES-335 sowie eine Gibson Melody Maker mit einzelnem P90 an der Bridge zum Einsatz.
Verstärkt wurden seine Gitarren durch mehrere Fender Combos. Leider konnte ich da nichts genaues erkennen. Ich gehe allerdings von einem Bassmann (gelb/grünes Tweed) und einem Twin aus.
Effekte wurden hinter der Bühne bedient und waren dementsprechend nicht zu sehen.
Ron:
Der Herr Wood wechselte seine Gitarren häufiger. Anfangs spielte er einige Songs auf einem mir unbekannten Les Paul Modell (Nur 2 Potis, kein Bezeichnung auf der "Glocke"). Er wechselte dann anschließend bei fast jedem Song. Angefangen bei einer Strat, nach meiner Recherche würde ich sagen, dass es entweder die 50s Strat in Sunburst war oder ein Nachbau, über Telecaster, verschiedenen Les Paul Customs bis hin zu einer silbernen Gitarre bei der ich bis heute nicht rausgefunden habe, um welches Modell es sich handelt.
Verstärkt wurde das Ganze durch zwei auf der Bühne stehende Fender Combos. Es könnten zwei Vibro Kings gewesen sein, leider ließen sich die Namen nicht richtig ablesen.
Als einzigen Effekt konnte man bei Ron ein Wah sehen, welches ihm extra für "Out Of Control" auf die Bühne gelegt wurde.
Nach dem Konzert kamen wir dann recht zügig aus dem Stadion und gingen recht gemächlich zu den wartenden S-Bahnen. Auch hier muss man die Security und das Bahnunternehmen loben. Es standen einige wartende Bahnen bereit und es wurde darauf aufgepasst, dass keine dieser Bahnen komplett überfüllt abfuhr. Auch das habe ich schon anderswo deutlich schlechter gelöst gesehen.
Und nach ziemlich genau einer Stunde kamen wir dann in Duisburg an, genossen noch ein Bier und sprachen noch kurz über das Konzert, bevor ich schlafen ging, schließlich musste ich morgens recht zeitig das Auto wieder über die Autobahn in Richtung Bremen lenken.
Fazit:
Ich habe ehrlich gesagt damit gerechnet eine richtig geile Show sehen zu können und wurde von den Herren nicht enttäuscht. Die Setlist war super, ebenso die Stimmung und ehrlich gesagt weiß man eh nie, ob man diese Legenden des Rock'n'Roll in dieser Konstellation überhaupt nochmal zu Gesicht bekommt.
Aber, und das ist in meinen Augen ein wichtiger Punkt, waren die Preise für die Tickets einfach unverschämt. Ich, für meinen Teil, hätte das Geld für Düsseldorf nicht bezahlt. Im Rahmen meiner Recherche habe ich herausgefunden, dass zwei Tage nach dem Konzert in Düsseldorf das Nächste in Rom anstand. Dort allerdings nicht in einer Multifunktions-Arena sondern im Circus-Maximus. Die Tickets für das Konzert an diesem geschichtsreichen Platz kosteten ungefähr 70€ und ganz ehrlich wie kann man diesen Preisunterschied erklären? Mir ist bewusst, dass wohl nicht die Stones die Preise machen, aber das hat mich doch sehr aus den Socken gehauen.
Gruß
Christoph
(Ich habe zur Zeit ein paar Probleme mit meiner Internetverbindung und kann die Fotos zu dem Bericht erst in der nächsten Woche aus der Uni hochladen. Ist das in Ordnung?)
Als frischgebackener Gewinner der Tickets für die "Stones" in Düsseldorf stand für mich zuerst die Freude über die Karten im Vordergrund, bevor ich zu realisieren begann, dass dieser Termin doch einiges an organisatorischem Aufwand mit sich bringen würde.
Als mich die Nachricht erreichte, dass ich das Glück hatte die Karten für das Konzert in Düsseldorf gewonnen zu haben, befand ich mich gerade mitten in einem Spätdienst. Ein schneller Blick auf den Dienstplan neben mir verriet: "Christoph, du darfst am 19.06. bis 16:00 arbeiten und am 20.06. ab 6:00."
Planung:
Dienstzeiten:
Im schweiße meines Angesichts begann ich also direkt einige Telefonate zu führen um diese Situation zu klären. Dank einiger flexibler Kollegen/Kolleginnen funktionierte dies überraschend schnell, unter Umständen auch durch Bestechungen in Form gewisser Naturalien ;-). In Mitten dieses organisatorischen Sturm der Normandie fand ich noch etwas Zeit, in der ich meinen Vater anrief um ihn darauf hinzuweisen, dass wir am 19.06. nach Düsseldorf fahren, um dort die Stones zu sehen. Nach einem ungläubigen "biste bekloppt? Weißt du was die Tickets kosten?!" und einer ausführlichen Erklärung meinerseits war allerdings alles soweit geklärt. In diesem Gespräch kam allerdings direkt der nächste zu organisierende Punkt:
Unterkunft:
Zum Thema Unterkunft habe ich mir einige Gedanken gemacht. Hotel? - zu teuer, Jugendherberge? - Scheinbar ausgebucht, - Hostel? - Mit fremden Leuten im Zimmer schlafen? Ne lieber nicht. Doch dann kam mir der rettende Einfall - Mein Onkel! Schließlich wohnt er in Duisburg und von dort aus ist es ja ein Katzensprung nach Düsseldorf. Also direkt am nächsten morgen das Telefon geschnappt und durchgerufen. Und damit war das Kapitel Unterkunft geschlossen.
Während ich mir kurz danach auf dem heimischen Balkon bei einem Kaffee und einer Zigarette die Sonne auf den Pelz scheinen ließ kam mir aber dann noch ein Gedanke in den Kopf: Wie kommen wir eigentlich nach Duisburg bzw. Düsseldorf?!
Anfahrt:
Hierzu muss man wissen, dass ich rein formal ein Auto besitze, dies jedoch meiner besseren Hälfte zur Verfügung gestellt habe, da sie ihren Arbeitsplatz außerhalb der Hansestadt hat. Wie es der Zufall so wollte kam sie just in dem Moment, als ich überlegte ob ich mir eventuell auch ein Auto leihen könnte, in die Haustür und antwortete auf meine Frage, dass ich unser Auto nehmen könnte, da sie an beiden Tagen frei habe.
Dieses "Problem" löste sich einfacher als gedacht.
Der Tag der Tage:
Da war er also, der 19.06.2014, der Tag, an dem ich die Rolling Stones Live erleben sollte. Die Anreise lief, bis auf einen längeren Stau sowie einer gesperrten Autobahn, recht reibungslos. In Duisburg angekommen gingen wir direkt zu einem Thai-Imbiss und von dort aus zum Bahnhof um von da aus nach Düsseldorf zu gelangen.
In Düsseldorf angekommen war ich recht erstaunt. Direkt am Gleis der S-Bahn, die uns zum Stadion bringen sollte, standen einige Personen einer, scheinbar, privaten Sicherheitsfirma, die sicherstellten, dass die Bahnen nicht überfüllt waren. An jeder Tür des ankommenden Zuges stand eine Person und sorgte somit für eine bequeme fahrt. Auch an den größeren Zwischenstationen standen jeweils an jeder Tür Sicherheitsmänner (in diesem Fall konnte ich tatsächlich keine Frau erblicken).
Am Stadion angekommen ging es direkt weiter zum Einlass. Und auch hier war die Sicherheitsfirma überall präsent. Es war eine unheimlich lockere Athmosphäre vor und im Stadion und ich denke, dass die Mitarbeiter der Sicherheitsfirma durch ihre Art und Weise deutlich dazu beigetragen habe. Durch meine regelmäßigen Besuche der Stadien in Hamburg, Bremen und Hannover kann ich auch von anderen Verhaltensweisen berichten. Daher an dieser Stelle bereits ein Chapeau an die Veranstalter bzw. die Sicherheitsfirma.
Interessant fand ich an dieser Stelle einige Ticketverkäufer, die zum Teil mit 10-15 Tickets in der Hand durch die wartenden Reihen gingen und versuchten ihre Tickets an den Mann/die Frau zu bringen. Hier hätte der ein oder andere tatsächlich noch ein Schnäppchen machen können, da ich zumindest bei einem Verkäufer gesehen habe, dass er seine Tickets deutlich unter dem VVK-Preis verkauft hat. Persönlich finde ich es ja überhaupt nicht schade, wenn diese Leute sich dort verkalkulieren und am besten mit einem dicken Minus nach Hause gehen.
Nach dem wir ziemlich schnell den richtigen Eingang gefunden haben, wurden wir zügig und ohne Abtasten (das fand ich tatsächlich im ersten Moment etwas fraglich) ins Stadion gelassen und suchten unseren Weg vorbei an den Menschen in den Schlangen der offiziellen Merch-Stände sowie der unzähligen Bier- und Wurstbuden. Um ca. 19:00 haben wir dann unsere Plätze erreicht. Ich wurde dann noch freundlich darauf hingewiesen, dass ich mir ein Bändchen holen solle, für den Fall, dass ich während des Konzertes nach draußen zum Rauchen gehen wollte. Gesagt, getan und auch dies ging unheimlich flott. Das Bändchen habe ich dann auch direkt genutzt um draußen vor dem Stadion meinem Laster nachzugehen und dann rechtzeitig für die Vorband wieder da zu sein.
Die Vorband: "The Temperance Movement"
"The Temperance Movement" wurde laut Wikipedia 2011 gegründet und bedient einen ähnlichen Stil wie die Stones. In mehreren Foren las ich, dass die Beschreibung, dass die Band einen Stil bedient, der klingt wie die Stones vor 40 Jahren. Nach dem ich mehrere Videos bei Youtube angesehen habe kann ich auf jeden Fall behaupten, dass die Band erdige Rock-Musik ohne viele Schnörkel machen.
Das Lineup besteht aus:
Phil Campbell - Gesang
Luke Patshnick - Gitarre (ehem. Rooster und Ben's Brother)
Paul Sayer - Gitarre
Nick Fyffe - Bass (ehem. Jamiroquai)
Damon Wilson - Schlagzeug
(Quelle Wikipedia)
Live:
The Temperance Movement starteten etwas verspätet gegen 19:45 und klangen, entgegen meiner, durch Youtube bzw iTunes beeinflussten, Meinung extrem gut. Man merkte den Herren jedoch schnell an, dass sie bisher scheinbar wenig große Bühnen bespielt haben. Einzig der Sänger stach durch seine "jaggeresquen" Einlagen aus der Band heraus und entpuppte sich als wahrer Showman. Ihm gelang es auch, zumindest Stones-Fans aus den ersten zwei Bereichen in seinen Bann zu ziehen und animierte uns zum klatschen und winken - das Übliche eben
Der Rest der Band schien etwas verlegen in den eigenen Reihen zu agieren. Ich konnte recht gut beobachten, wie sich die Gitarristen, der Bassist und auch der Schlagzeuger untereinander regelmäßig ansahen und auch gezielt den Kontakt suchten. Sie hatten augenscheinlich richtig viel Spaß aber eben nur unter sich. Der Qualität ihrer Musik hat das jedoch nicht im geringsten geschadet. Handwerklich war es wirklich erste Sahne.
Equipment:
Die Gitarristen spielten entweder Fender Telecaster oder eine Gibson aus der ES Reihe. Genaueres konnte ich leider nicht erkennen, da zu dem Zeitpunkt die Videowände nicht eingeschaltet waren. Der Bassist spielte einen "Beatles-Bass".
Verstärker standen auch ein paar auf der Bühne, so konnte ich ein Fender Halfstack erkennen sowie ein Vox AC-30 Halfstack.
Der Schlagzeuger spielte ein Schlagzeug von Gretsch
Die Rolling Stones
Zu den Stones gibt es an dieser Stelle nicht viel zu sagen. Mehr Rock'n'Roll als Keith Richards und Co kann man in seiner Lebenszeit wohl nicht mitmachen. Drogen, Exzesse, Woodstock, zerstörte Hotelzimmer.. Sie bedienen augenscheinlich jedes Rockstar Klischee. Falls sich der geneigte Leser gern in diese Thematiken vertiefen möchte, so kann ich ihm die Biographien der einzelnen Mitglieder empfehlen. Alternativ kann man wohl auch einfach googlen mit Name + Skandal/Freundin/Affaire/Absturz/Reha/Entzug (Die Liste lässt sich beliebig verlängern)
Galerie
Das Lineup besteht aus:
Mick Jagger
Keith Richard
Ron Wood
Charlie Watts
Unterstützt werden sie Live von:
Darryl Jones - Bass
Chuck Leavell - Keys
Bobby Keys- Sax
Lisa Fischer - Gesang
Sowie einigen weiteren Musikern(Backing Vocals, Percussion, Trompete, Posaune und eines Chores. Leider konnte ich im Rahmen meiner Recherche nicht alle Namen herausfinden. Die Musiker haben jedoch ausnahmslos alle eine spitzen Leistung gezeigt.
Special Guest: Mick Taylor - ehemaliger Gitarrist der Stones
Das Konzert an sich:
Nach der Vorband war eine recht kurze Pause, die von den meisten Anwesenden mit dem verrichten menschlicher Bedürfnisse und dem anschließenden Auffüllen mit Hilfe einer Hopfen-Limo verbracht wurde. Um 20:45 war es dann so weit, und der Einspieler der Stones begann.
Setlist:
Jumpin' Jack Flash!!!!!
Let's Spend the Night Together
It's Only Rock 'n' Roll (But I Like It)
Tumbling Dice
Worried About You
Doom and Gloom
Street Fighting Man (Songvoting Gewinner)!!!!
Out of Control !!!!!!!!
Honky Tonk Women
You Got the Silver (Keith Richards als Sänger)!!
Can't Be Seen (Keith Richards als Sänger)
Midnight Rambler (mit Mick Taylor)
Miss You
Gimme Shelter
Start Me Up!!!!
Sympathy for the Devil
Brown Sugar!!!!!
Zugabe:
You Can't Always Get What You Want (Intro vom Chor "Pop-Up" aus Detmold http://www.pop-up-detmold.de )!!!!!!!!!
(I Can't Get No) Satisfaction (mit Mick Taylor)
(Die mit Ausrufungszeichen markierten Titel empfand ich als besonders stark)
Man merkte direkt vom ersten Moment an, dass die Stones Profis sind. Allein durch das Auftreten der einzelnen Musiker wurden einige, vornehmlich weibliche Fans, regelrecht in Extase versetzt. Das habe ich vorher so bei noch keiner Band gesehen. Recht schnell zogen Schwaden eines von mir nicht näher genannten Gemisch aus Tabak und anderem rauchbaren Kraut durch die Luft und viele Besucher fingen an zu tanzen. Ein, ehrlich gesagt, ziemlich geiles Bild. Persönlich fand ich es allerdings ziemlich witzig, dass einige andere Besucher (natürlich von oben bis unten in offiziellem Merch) gekleidet( sich scheinbar an dem tanzenden Volk störten und teilweise versuchten diese durch direkte Ansprache zum Aufhören zu bewegen. Dies war allerdings nicht von Erfolg gekrönt und hätte ich meinen Augen auch die unheimlich geile Stimmung zunichte gemacht. Als sich die "beschwerenden" Personen dann nach kurzer Zeit an den Rand bewegten wurde, das war mein Empfinden, die Stimmung noch ein bisschen ausgelassener. Es wurde allerdings trotzdem Rücksicht auf die Anderen genommen und als jemandem z.B. das Handy aus der Tasche fiel gemeinschaftlich danach "gesucht". So sollte es wirklich bei jedem Konzert sein.
Zwischenzeitlich nutzte ich die Zeit um mich in den Reihen unmittelbar vor und hinter mir umzuschauen und war ziemlich überrascht davon, dass der Altersdurchschnitt deutlich unter 50 lag. Ich habe auf der Hinfahrt einen Artikel über den Auftritt der Stones in Berlin gelesen, bei dem das wohl anders gewesen sein soll. Aber auf den Artikel konnte man eh nicht so viel geben, da der Autor dort einige Dinge anmerkte, die in Düsseldorf definitiv nicht der Fall waren. Beispielsweise die gesangliche Leistung von Keith sowie die musikalische Leistung der gesamten Band. Alles in allem las sich der Bericht so, als würde man verzweifelt versuchen das Bild der Stones als Vertreter der "Generation Woodstock" zu zerstören (Es wurden unter Anderem auch Ticketpreise und Länge des Konzertes als Vergleichswerte genommen)
Naja zurück zum Wesentlichen:
Die Setlist hatte scheinbar einige Perlen zu bieten wie ich der Reaktion der "Hardcore-Fans" um mich herum entnehmen konnte. Diese Freude schien sich auch zum Teil auf die Spielfreude der Herren auf der Bühne auszuwirken. So konnte man in den Gesichtern der Background-Band sowie der Stones selber ein durchgängiges Lächeln beobachten, dass tatsächlich nicht gespielt aussah. Keith und Ron feixten viel untereinander, posierten in richtiger Rock'n'Roll Manier und suchten den ständigen Kontakt zu den anderen. Mick derweil zog seine eigene Show ab. Ich bin ja tatsächlich erstaunt darüber wie gelenkig der alte Recke noch ist. Er tanzte die kompletten 2.5 Stunden durchgängig und machte in der Zeit wohl mehr Kilometer als so manch ein Bundesligaspieler der normalerweise auf dem Rasen zu Hause ist, auf dem die Stones nun ihr "Feuerwerk" abbrannten.
Insgesamt verging das Konzert tatsächlich wie im Flug und es war an keiner Stelle langweilig. gab es dank der Menschen neben mir sowie auf der Bühne viel zu entdecken. Vom Pärchen welches T-Shirts von einem Stones Gig Anfang der 80er trug bis zum Vater der mit seinem ca. 10 jährigen Sohn die Musik feierte war alles vertreten. Auf der Bühne gab es, wie im vorigen Absatz schon angesprochen, untereinander was für mich auch sehr spannend anzusehen war.
Equipment:
Keith:
Hauptsächlich hat Keith seine Telecaster in Butterscotch gespielt (Single Coil + PAF Humbucker (Neck), eine (schweinegeile) Firebird, eine Gibson Akustik und zu dem kam ein paar Mal eine ES-335 sowie eine Gibson Melody Maker mit einzelnem P90 an der Bridge zum Einsatz.
Verstärkt wurden seine Gitarren durch mehrere Fender Combos. Leider konnte ich da nichts genaues erkennen. Ich gehe allerdings von einem Bassmann (gelb/grünes Tweed) und einem Twin aus.
Effekte wurden hinter der Bühne bedient und waren dementsprechend nicht zu sehen.
Ron:
Der Herr Wood wechselte seine Gitarren häufiger. Anfangs spielte er einige Songs auf einem mir unbekannten Les Paul Modell (Nur 2 Potis, kein Bezeichnung auf der "Glocke"). Er wechselte dann anschließend bei fast jedem Song. Angefangen bei einer Strat, nach meiner Recherche würde ich sagen, dass es entweder die 50s Strat in Sunburst war oder ein Nachbau, über Telecaster, verschiedenen Les Paul Customs bis hin zu einer silbernen Gitarre bei der ich bis heute nicht rausgefunden habe, um welches Modell es sich handelt.
Verstärkt wurde das Ganze durch zwei auf der Bühne stehende Fender Combos. Es könnten zwei Vibro Kings gewesen sein, leider ließen sich die Namen nicht richtig ablesen.
Als einzigen Effekt konnte man bei Ron ein Wah sehen, welches ihm extra für "Out Of Control" auf die Bühne gelegt wurde.
Nach dem Konzert kamen wir dann recht zügig aus dem Stadion und gingen recht gemächlich zu den wartenden S-Bahnen. Auch hier muss man die Security und das Bahnunternehmen loben. Es standen einige wartende Bahnen bereit und es wurde darauf aufgepasst, dass keine dieser Bahnen komplett überfüllt abfuhr. Auch das habe ich schon anderswo deutlich schlechter gelöst gesehen.
Und nach ziemlich genau einer Stunde kamen wir dann in Duisburg an, genossen noch ein Bier und sprachen noch kurz über das Konzert, bevor ich schlafen ging, schließlich musste ich morgens recht zeitig das Auto wieder über die Autobahn in Richtung Bremen lenken.
Fazit:
Ich habe ehrlich gesagt damit gerechnet eine richtig geile Show sehen zu können und wurde von den Herren nicht enttäuscht. Die Setlist war super, ebenso die Stimmung und ehrlich gesagt weiß man eh nie, ob man diese Legenden des Rock'n'Roll in dieser Konstellation überhaupt nochmal zu Gesicht bekommt.
Aber, und das ist in meinen Augen ein wichtiger Punkt, waren die Preise für die Tickets einfach unverschämt. Ich, für meinen Teil, hätte das Geld für Düsseldorf nicht bezahlt. Im Rahmen meiner Recherche habe ich herausgefunden, dass zwei Tage nach dem Konzert in Düsseldorf das Nächste in Rom anstand. Dort allerdings nicht in einer Multifunktions-Arena sondern im Circus-Maximus. Die Tickets für das Konzert an diesem geschichtsreichen Platz kosteten ungefähr 70€ und ganz ehrlich wie kann man diesen Preisunterschied erklären? Mir ist bewusst, dass wohl nicht die Stones die Preise machen, aber das hat mich doch sehr aus den Socken gehauen.
Gruß
Christoph
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