Samba-Boom durch Fußball-WM?

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Was meint Ihr, wird durch die Fußball-WM ein Boom einsetzen, der die diversen brasilianische Instrumente
und die mit ihnen gespielte Musik ernsthaft weltweit verbreitet - oder wird es wieder auf billige Marketinggeschichten ablaufen,
die eher fragwürdige "Instrumente" hervorbringen (so wie die unsäglichen Vuvuzelas 2010 in Südafrika)?

Ein Beispiel wäre ja dies hier, "Combinho" genannt:
http://www.marktunddesign.de/html/de/news/de_news_BRAZIL_WM2014.html
Das lässt einen ja eher schaudern...:rolleyes: :ugly:

Und dann gibt es ja noch die "Caxirola": http://www.wm2014-termine.de/caxirola/

Es ist ist ja übrigens interessant, dass die FIFA Musikinstrumente in den Stadien verboten hat - das in Brasilien!
bang.gif

http://www.focus.de/sport/fussball/...instrumente-in-den-wm-stadien_id_3462722.html
OK, Sicherheitsgründe sind nachvollziehbar, aber ein Stadion ohne Musik (außer Gesang) macht doch deutlich weniger Stimmung...
 
Eigenschaft
 
Wenn ein solcher Boom zu erwarten wäre, hätte die FIFA sich schon entsprechende Maßnahmen ausgedacht, mit denen sich die zu erwartenden Einnahmen kanalisieren lassen - die Antwort ist also Nein :rolleyes:
 
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Naja es gibt noch mehr als die FIFA, die ja nun nicht wirklich an musikalischer Förderung interessiert ist...

Ich dachte eher an eine Bewegung von unten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ist Samba nicht schon relativ weit verbreitet? In Köln gibt es jedenfalls einige Samba-Gruppen, möglicherweise gefördert durch den Karneval, aber ich hatte vermutet, dass es in anderen Großstädten auch welche gibt.
Immerhin gibt es mit Kalango und Sambapercussion.de zwei Online-Shops aus Deutschland, die sich speziell auf die passenden Instrumente spezialisiert haben.

Mein Interesse daran hat jedenfalls nichts mit der WM zu tun, die Überschneidung ist reiner Zufall.

Und über den brasilianischen Karneval wird doch auch schon weltweit jedes Jahr berichtet ohne dass ich einen großartigen Anstieg der Samba-Popularität mit bekommen hätte, warum sollte ein Sportereignis da mehr bewegen? Die WM 2002 hat die japanischen Trommeln und deren Musikkultur ja auch nicht bekannter gemacht.
 
Und über den brasilianischen Karneval wird doch auch schon weltweit jedes Jahr berichtet ohne dass ich einen großartigen Anstieg der Samba-Popularität mit bekommen hätte, warum sollte ein Sportereignis da mehr bewegen? Die WM 2002 hat die japanischen Trommeln und deren Musikkultur ja auch nicht bekannter gemacht.

Ich hatte mich genau das kritisch gefragt
OK, vielleicht sollte man aber differenzieren und ich hätte statt "Samba" besser "brasilianische Musik" gesagt,
denn die ist ja doch so vielfältig, dass sie über die Karnevalsklischees hinausgeht.
In der Eröffnungszeremonie gestern wurde ja erstaunlich bzw. erfreulicherweise sehr wenig das Klischee des Sambas bedient.
 
Vielfältigkeit macht es aber auch schwieriger etwas bekannt zu machen. Schon Samba ist ja nicht gleich Samba, z.B. ist Pagode weniger bekannt und an Instrumenten kennt Atabaques auch kaum jemand, noch weniger als Timbas und Tan Tans.
Bekannt sind dann eher lautere Instrumente wie Surdos, Repiniques, Caixas, usw.. Eben das, was man hier oft im Straßenkarneval von den hiesigen Samba-Gruppen sieht und hört und Karneval ist zwar ein Samba-Klischee (wenn auch hier deutlich weniger aufwendig bezüglich Kostümen und Gruppengrößen praktiziert), aber auch immer ein schöner Anlass sowas öffentlich vor großem Publikum vorzuführen.
Hier gibt es manchmal Mini-Sambagruppen (4-8 Personen), die im Sommer öffentlich in der Innenstadt trommeln (und das nicht nach Straßenmusikerart mit Klingelbeutel). Die werden wesentlich mehr zur Popularität beitragen als die WM, da es was ganz anderes ist die Trommeln live zu spüren als sie per Lautsprecher (in Fernsehern oft ziemlich miese) zu hören.
 
Waren die nicht auch letztes Jahr bei Euch im Karneval stark vertreten?
 
Es hat ja nicht nur einen Samba-Boom in Deutschland gegeben (zumindest in den größeren Stäten),
sondern z.B. ist ja auch der Capoeira bekannt geworden als Tanz/Gymnastikmode.

Noch ein anderer Aspekt:
Da die populäre Musik Brasiliens ja auch häufig sozialkritische Inhalte hat,
könnte ich mir vorstellen, dass evtl. im Zuge der WM-Kritik dort auch Lieder
dazu entstehen? Wäre zumindest denkbar.
Tropcalismo aktuell oder so ähnlich. Das meinte ich zumindest indirekt auch mit
"Bewegung von unten".
 
weiß nicht, als die "Prodestbewegung" musikalisch relevant war, gabs in Brasilien eine Militärdiktatur und die "Prodestler" waren die Intellektuellen des Landes, die all zu oft auch noch im Exil lebten.
Heute haben wir eine Prodestbewegung wirklich von unten, aus der armen ungebildeten Unterschicht. Denen gehts ums Überleben, nicht um Musik oder Kultur.
 
Stimmt, da hast Du Recht, die Zeiten haben sich geändert bzw. die Umstände heutzutage sind anders.
Und wenn man dies hier sieht, mag man sich nicht so wirklich Musik dazu vorstellen:
 
Habe mir übrigens mal 5 Caxirolas geholt, nette Dinger, (fast) unkaputtbar.
Also hat die WM schon einen Samba-Boom in meinem persönlichen Wasserglas bewirkt :D
 
Mit den traditionellen Caxixi sind sie mMn nicht vergleichbar. Statt geflochtener Körbchen mit Kürbisschalenboden alles Plastik. Da bleibe ich lieber bei meinen Körbchenrasseln aus Naturmaterial, die allerdings nicht unkaputtbar sind. Sie gehören schon seit etwa 20 Jahren zu meiner Instrumentensammlung. Also nix mit fußballbedingtem Samba-Boom.

Mit etwas Geschick und Geduld kann man die auch selbst bauen.







und andere ...

Viel Spaß beim Basteln! :)

Lisa
 
Habe mir übrigens mal 5 Caxirolas geholt, nette Dinger, (fast) unkaputtbar.
Also hat die WM schon einen Samba-Boom in meinem persönlichen Wasserglas bewirkt :D
Hoffentlich hat Carlinhos Brown auch wirklich was dran verdient, ein furchtbar netter Mensch und ein sehr unterschätzter Musiker + Percussionist (natürlich nicht unter brasil. Musikern, da gehört er zu den Göttern...), er ist einfach zu bescheiden und mit guter Musik schon mehr als hochzufrieden - oft vergißt er sogar völlig seine Gage..., Hauptsache Spaß beim Spielen!
 
Mit den traditionellen Caxixi sind sie mMn nicht vergleichbar. Statt geflochtener Körbchen mit Kürbisschalenboden alles Plastik. Da bleibe ich lieber bei meinen Körbchenrasseln aus Naturmaterial, die allerdings nicht unkaputtbar sind. Sie gehören schon seit etwa 20 Jahren zu meiner Instrumentensammlung.

Klar, Du hast recht, Lisa, aber wenn Du täglich mit Kindern Musik machst, sind unkaputtbare Instrumente, die auch noch sehr
leicht ansprechen, von unschätzbarem Vorteil.
Ein Fiberglas-Guiro leistet z.B. seit 10 Jahren treue Dienste, da wäre ein Naturprodukt (Holz oder gar Kürbis) schon lange
kaputt gegangen...

Hoffentlich hat Carlinhos Brown auch wirklich was dran verdient, ein furchtbar netter Mensch und ein sehr unterschätzter Musiker + Percussionist (natürlich nicht unter brasil. Musikern, da gehört er zu den Göttern...), er ist einfach zu bescheiden und mit guter Musik schon mehr als hochzufrieden - oft vergißt er sogar völlig seine Gage..., Hauptsache Spaß beim Spielen!
Ich hoffe bzw. denke schon, dass er als Erfinder da einen Anteil bekommt, auch wenn das ja manchmal fragwürdig gehandhabt wird und die Musiker bzw. Entwickler über den Tisch gezogen werden.

http://en.wikipedia.org/wiki/Caxirola
Und insgesamt finde ich schon, dass er mit dem Teil ja ein Instrument in der brasilianischen Tradition erschaffen hat,
Plastik hin oder her. Damit wir uns aber nicht falsch verstehen: Grundsätzlich befürworte ich Percussioninstrumente aus Naturmaterialien - manchmal machen andere aber auch Sinn.
 
Zuletzt bearbeitet:
@ Congaman
Klar, je nach Zielgruppe muss man da schon vorsorgen.
Ich arbeite seit 30 Jahren überwiegend mit Vor- und Grundschulkindern. Meine im Laufe der Jahre immer mehr gewordenen Kürbisinstrumente (Guiro, Kürbisrasseln (mit verschiedenen Tönen), Rakatak, Netzrassel) leben immer noch. Allerdings ist es ein "Privileg", sie nutzen zu dürfen. Wer zu wüst ist, muss mit den robusteren Varianten vorlieb nehmen. In kleinen privaten Gruppen hat man das natürlich besser unter Kontrolle als in großen Schulklassen.
 
Meine Frau arbeite zwar mit älteren Kindern, aber erfahrungsgemäß geht viel mehr Material beim (unzureichenden) verpacken und transportieren kaputt als beim Spielen.
Sogar die meisten Felle, die ich gewechselt habe, haben nicht beim Spielen das zeitliche gesegnet, sondern unterwegs oder durch falsche Lagerung (z.B. Djemben standen zu lange n der Sonne)
 
Stimmt, wenn Instrumente in einen Schrank gepfeffert werden, passiert leicht mehr als beim Spielen.
 
weiß nicht, als die "Prodestbewegung" musikalisch relevant war, gabs in Brasilien eine Militärdiktatur und die "Prodestler" waren die Intellektuellen des Landes, die all zu oft auch noch im Exil lebten. Heute haben wir eine Prodestbewegung wirklich von unten, aus der armen ungebildeten Unterschicht. Denen gehts ums Überleben, nicht um Musik oder Kultur.
Nochmal kurz dazu:
Natürlich sind die 1960er Jahre, als bossa novanoch kodierter musikalischer Widerstand gegen
das Regime war, nicht wirklich mit der heutigen Situation vergleichbar. Aber:
Ich habe gerade ein Interview mit dem Bossa-Nova-Star Marcos Valle gelesen,
der meint, die Tumulte heutzutage rund um die WM seien vor allem ein Aufbegehren der Mittelklasse.
Kämpft die ums Überleben in Brasilien? Oder bangt um ihre Position?
Hatte auch eher gedacht, dass eher die Masse der Armen den gewalttäitigen Widerstand leistet.

Wahscheinlich liegt die Wahrheit in der Mitte...

Ich kenne wohl persönlich eine Mittelstandsfamilie in Curitiba, die in letzter Zeit sehr stark protestmäßig tätig geworden ist,
allerdings nur (zumindest glaube ich denen das) auf friedliche Weise.
 
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...Wahscheinlich liegt die Wahrheit in der Mitte ...
sehr wahrscheinlich!!

ich habe jetzt halt einiges gelesen, was in den Favelas abgeht und von dort auf die Straßen getragen wird.

Die Brasilianer, die ich kenne, leben meist nicht mehr in Brasilien, und die die dort sind, die haben die Faust in der Tasche, weil einfach zu alt - die trauen sich nicht mehr raus. Deren Nachwuchs ist mit den Tele-Novelas zufrieden, denen ist der Bezug zur Realität abhanden gekommen...
 
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