Rude Mood
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Hallo,
"Tele mit Les Paul-Sound" hört sich für mich in der Tat ein wenig an, wie brünette Blonde oder zahmer Rottweiler. Ich befürchte, dass es hundertprozentig nicht klappen wird.
Einige Sachen sind mir aber an Deinem Eingangsbeitrag aufgefallen:
1. Du schreibst, dass Du den cleanen Sound mochtest, aber Dir die Tele zu viel "Twang" hatte, als Du sie verzerrt gespielt hattest. "Twang" ist ein oft im Gitarristenjargon verwendeter Begriff, aber eigentlich ist es schwierig zu sagen, was damit genau gemeint ist. Der Ausdruck ist wohl lautmalerisch und beschreibt am ehesten den absolut cleanen, etwas nasalen, perkussiven, sehr höhenbetonten und wenig komprimierten Sound, den wir von den frühen - vorwiegend amerikanischen - Alben kennen. Als erstes fällt mir da natürlich James Burton ein. Ein wenig ernüchternd ist daneben die Tatsache, dass der wohl berühmteste Twang-Sound überhaupt von einem Briten mit einer Strat erzeugt wurde: Hank Marvin!
Kurzum: Du bist für mich der erste, der von einem verzerrten Twang-Sound spricht. Ich habe das Gefühl, dass es der sehr höhenreiche und in Verbindung mit der Metallplatte am Steg sehr metallische Sound der Telecaster war, der Dir nicht gefallen hat. Dem lässt sich aber leicht entgegenwirken, indem Du den Amp bzw. das Pedal entsprechend einstellst oder - wohl am einfachsten - mit dem Tone-Regler der Gitarre ein wenig nachhilfst. Natürlich bekommst Du so keinen superfetten Les Paul-Sound, aber Du kannst trotzdem gute Ergebnisse erreichen.
2. Du schreibst, dass Dir die Les Pauls vom Handling her nicht besonders gefallen haben. Dies solltest Du ernst nehmen - ernster, als Twang oder nicht Twang. Eine Gitarre, die nach dem Gibson-Rezept gebaut ist, muss völlig anders gespielt werden, als eine Telecaster. Bei den meisten wirklich guten Les Paul-Spielern, die ich kenne, habe ich das Gefühl, dass sie irgendwie instinktiv gut mit der Gibson-Bauart können. Ich sage nur Warren Haynes...
Die Wahl zwischen Les Paul oder Strat/Tele ist also eine Frage der persönlichen Spielstils, der Art, wie Du die Gitarre bedienst und vielleicht sogar des Körperbaus. Ich war etwa 20 Jahre lang ein "Stratcat", bevor ich mir eine Les Paul gekauft habe, und ich kann Dir nur sagen, dass es eine enorme Umstellung war - ich war derart vorgeprägt von der Strat, dass ich die Les Paul behandelte, wie eine Strat - und das Ergebnis klang fürchterlich! Ich musste meine Spielweise komplett umstellen, und bis heute neige ich dazu, manchmal zu vergessen, dass ich eine Les Paul und keine Fender spiele.
Was ich damit sagen will: Vielleicht hast Du ja einen schnellen, aggressiven Spielstil, schlägst gerne härter an und bist generell jemand, der gerne hart für seinen Ton arbeitet - und deswegen gefällt Dir das Handling der Telecaster besser. Auf einer Les Paul musst Du viel bedachter spielen und die Töne "ausrollen" lassen, und sie vergibt Dir mehr, als eine Telecaster. Kurzum: Wenn Du das Verhalten einer Les Paul nicht magst, wird es wohl schwierig werden, sie wirklich lieben zu lernen.
Mein Rat wäre deshalb, bei der Telecaster zu bleiben und sie ggf. etwas aufzumotzen. Überleg mal genau, ob es wirklich der "Twang" ist, den Du nicht magst. Vielleicht magst Du ja einfach nicht, wenn der Ton zu höhenreich ist - aber dies lässt sich ja leicht kurieren!
Zum Schluss mal ein ketzerischer Gedanke von mir: Ich finde, dass Telecaster und Les Paul weniger weit voneinander entfernt sind, als Stratocaster und Les Paul. Es ist ja mittlerweile bekannt, dass Jimmy Page das komplette erste Album und das Solo von Stairway to Heaven mit einer Telecaster eingespielt hat. Als ich meine Les Paul bekommen habe, habe ich sofort gemerkt, warum: Der Sound einer wirklich guten Les Paul ist relativ weit davon entfernt, was man klischeehaft als Les Paul-Sound bezeichnet. Statt des lauten, fetten, druckvollen und singenden Sounds liefert meine einen sehr holzigen, leicht gescoopten und auch clean in der Zwischenstellung unglaublich schön klingenden Sound mit höhenreichem Biss - vor allem angezerrt. Der "singende" Sound des Neck-Pickups ist in der Tat singend. Er singt aber nicht, wie eine dicke Primadonna, sondern eher so, wie eine junge, schlanke "Petite". Manchmal habe ich fast das Gefühl, eine "Tele auf Steroiden" in der Hand zu haben.
Dies ist natürlich eine starke Übertreibung, aber ich möchte damit nur verdeutlichen, dass Telecaster und Les Paul keine fundamentalen Gegensätze sind. Bei Stratocaster vs. Les Paul fällt die Sache ein wenig anders aus...
Mark
"Tele mit Les Paul-Sound" hört sich für mich in der Tat ein wenig an, wie brünette Blonde oder zahmer Rottweiler. Ich befürchte, dass es hundertprozentig nicht klappen wird.
Einige Sachen sind mir aber an Deinem Eingangsbeitrag aufgefallen:
1. Du schreibst, dass Du den cleanen Sound mochtest, aber Dir die Tele zu viel "Twang" hatte, als Du sie verzerrt gespielt hattest. "Twang" ist ein oft im Gitarristenjargon verwendeter Begriff, aber eigentlich ist es schwierig zu sagen, was damit genau gemeint ist. Der Ausdruck ist wohl lautmalerisch und beschreibt am ehesten den absolut cleanen, etwas nasalen, perkussiven, sehr höhenbetonten und wenig komprimierten Sound, den wir von den frühen - vorwiegend amerikanischen - Alben kennen. Als erstes fällt mir da natürlich James Burton ein. Ein wenig ernüchternd ist daneben die Tatsache, dass der wohl berühmteste Twang-Sound überhaupt von einem Briten mit einer Strat erzeugt wurde: Hank Marvin!
Kurzum: Du bist für mich der erste, der von einem verzerrten Twang-Sound spricht. Ich habe das Gefühl, dass es der sehr höhenreiche und in Verbindung mit der Metallplatte am Steg sehr metallische Sound der Telecaster war, der Dir nicht gefallen hat. Dem lässt sich aber leicht entgegenwirken, indem Du den Amp bzw. das Pedal entsprechend einstellst oder - wohl am einfachsten - mit dem Tone-Regler der Gitarre ein wenig nachhilfst. Natürlich bekommst Du so keinen superfetten Les Paul-Sound, aber Du kannst trotzdem gute Ergebnisse erreichen.
2. Du schreibst, dass Dir die Les Pauls vom Handling her nicht besonders gefallen haben. Dies solltest Du ernst nehmen - ernster, als Twang oder nicht Twang. Eine Gitarre, die nach dem Gibson-Rezept gebaut ist, muss völlig anders gespielt werden, als eine Telecaster. Bei den meisten wirklich guten Les Paul-Spielern, die ich kenne, habe ich das Gefühl, dass sie irgendwie instinktiv gut mit der Gibson-Bauart können. Ich sage nur Warren Haynes...
Die Wahl zwischen Les Paul oder Strat/Tele ist also eine Frage der persönlichen Spielstils, der Art, wie Du die Gitarre bedienst und vielleicht sogar des Körperbaus. Ich war etwa 20 Jahre lang ein "Stratcat", bevor ich mir eine Les Paul gekauft habe, und ich kann Dir nur sagen, dass es eine enorme Umstellung war - ich war derart vorgeprägt von der Strat, dass ich die Les Paul behandelte, wie eine Strat - und das Ergebnis klang fürchterlich! Ich musste meine Spielweise komplett umstellen, und bis heute neige ich dazu, manchmal zu vergessen, dass ich eine Les Paul und keine Fender spiele.
Was ich damit sagen will: Vielleicht hast Du ja einen schnellen, aggressiven Spielstil, schlägst gerne härter an und bist generell jemand, der gerne hart für seinen Ton arbeitet - und deswegen gefällt Dir das Handling der Telecaster besser. Auf einer Les Paul musst Du viel bedachter spielen und die Töne "ausrollen" lassen, und sie vergibt Dir mehr, als eine Telecaster. Kurzum: Wenn Du das Verhalten einer Les Paul nicht magst, wird es wohl schwierig werden, sie wirklich lieben zu lernen.
Mein Rat wäre deshalb, bei der Telecaster zu bleiben und sie ggf. etwas aufzumotzen. Überleg mal genau, ob es wirklich der "Twang" ist, den Du nicht magst. Vielleicht magst Du ja einfach nicht, wenn der Ton zu höhenreich ist - aber dies lässt sich ja leicht kurieren!
Zum Schluss mal ein ketzerischer Gedanke von mir: Ich finde, dass Telecaster und Les Paul weniger weit voneinander entfernt sind, als Stratocaster und Les Paul. Es ist ja mittlerweile bekannt, dass Jimmy Page das komplette erste Album und das Solo von Stairway to Heaven mit einer Telecaster eingespielt hat. Als ich meine Les Paul bekommen habe, habe ich sofort gemerkt, warum: Der Sound einer wirklich guten Les Paul ist relativ weit davon entfernt, was man klischeehaft als Les Paul-Sound bezeichnet. Statt des lauten, fetten, druckvollen und singenden Sounds liefert meine einen sehr holzigen, leicht gescoopten und auch clean in der Zwischenstellung unglaublich schön klingenden Sound mit höhenreichem Biss - vor allem angezerrt. Der "singende" Sound des Neck-Pickups ist in der Tat singend. Er singt aber nicht, wie eine dicke Primadonna, sondern eher so, wie eine junge, schlanke "Petite". Manchmal habe ich fast das Gefühl, eine "Tele auf Steroiden" in der Hand zu haben.
Dies ist natürlich eine starke Übertreibung, aber ich möchte damit nur verdeutlichen, dass Telecaster und Les Paul keine fundamentalen Gegensätze sind. Bei Stratocaster vs. Les Paul fällt die Sache ein wenig anders aus...
Mark
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